„Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal“ – Versionsunterschied

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Das '''Massaker''' geschah am 6. Dezember 1989 an der [[École polytechnique de Montréal]] in [[Québec (Stadt)|Québec]], Kanada. [[Marc Lépine]] erschoss 14 Frauen. 13 andere Personen, darunter vier Männer, wurden verwundet.
Das '''Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989''', auch bekannt als '''Montreal Massaker''', geschah am 6. Dezember 1989 an der [[École Polytechnique de Montréal]] in [[Québec (Stadt)|Québec]], Kanada. Der 25-jährige [[Marc Lépine]] erschoss 14 Frauen, bevor er sich selbst das Leben nahm. 14 andere Personen, darunter vier Männer, wurden verwundet.<ref name="coroner">{{cite web| last =Sourour| first =Teresa K.| authorlink =| coauthors = | title =Report of Coroner's Investigation| work =| publisher = | year =1991| url =http://www.diarmani.com/Montreal_Coroners_Report.pdf |format=PDF| doi = | accessdate = 2012-01-19 }}</ref>


== Ablauf ==
== Ablauf ==
Am 6. Dezember 1989, kurz nach 16 Uhr, betrat Lépine die École Polytechnique de Montréal, eine Fachschule für Maschinenbau, die der [[Université de Montréal]] angegliedert ist.<ref name="coroner"/> Er war mit einem [[Jagdmesser]] und einem [[Ruger Mini-14]] [[Jagdgewehr]], welches er am 21. November 1989 beim lokalen Sportwaffenhändler gekauft hatte,<ref>Weston, Greg (14. September 2006). "Why? We may never know". ''Toronto Sun''.</ref> bewaffnet.<ref name="coroner"/> Lépine kannte sich in dem Gebäude aus, weil er in Vorbereitung auf das Massaker die École Polytechnique mindestens sieben Mal aufsuchte.<ref name="coroner"/>
Marc Lépine bewarb sich für einen Studienplatz am Polytechnikum, wurde aber abgelehnt. Er beklagte, er werde aufgrund der [[affirmative action]] (der durch [[Gleichstellung]]sgesetze bedingten Bevorzugung von Frauen in typischen Männer-Berufen sowie -Ausbildungen) benachteiligt; er sagte, eine Frau habe anstelle von ihm den Studienplatz bekommen. Einige Quellen geben dieser Begründung Gewicht, doch es existieren Hinweise, Lépine habe nicht die vorgeschriebenen Vorbereitungskurse abgeschlossen.


Nachdem er eine Zeit lang im Studierendensekretariat gesessen hatte, begab er sich in das Obergeschoss des Gebäudes und betrat gegen 17.10 Uhr einen Raum, in dem ein Maschinenbau-Seminar mit etwa 60 Studierenden stattfand.<ref name="coroner"/> Er forderte die anwesenden Frauen und Männer auf, sich in verschiedenen Ecken des Raums zu gruppieren. Die Studiereden hielten die Aufforderung zunächst für einen Witz und bewegten sich nicht vom Platz bis Lépine in die Decke schoss.<ref name="cbc1">{{cite web| title =Gunman massacres 14 women| work =Archiv| publisher =[[CBC]]| date = 6. Dezember 1989| url =http://archives.cbc.ca/society/crime_justice/topics/398-2235/| format =Video-Stream| accessdate = 28. Januar 2012}}</ref> Lépine trennte dann die neun Frauen von den etwa 50 Männern und beorderte die Männer, den Raum zu verlassen.<ref name="cernea">{{cite book| last =Cernea| first =Adrian| title =Poly 1989: Témoin de l'horreur| publisher =Éditions Lescop| location = Montréal| year =1999|isbn = 978-2980483288}}</ref> Er fragte die Frauen, ob sie wüssten, weshalb sie dort seien und als eine Studierende mit "Nein" antwortete, sagte er: "Ich kämpfe gegen den Feminismus".<ref name="coroner"/> Die Studierende, die zuvor gesprochen hatte, versicherte, sie seien keine [[Feminismus|Feministinnen]], woraufhin Lépine schrie: "Ihr seid alle ein Haufen von Feministinnen. Ich hasse Feministinnen." Er schoss dann auf die neun Frauen von links nach rechts, tötete sechs und verletzte drei.<ref name="coroner"/><ref>Burk, Adrienne L. [http://books.google.ca/books?id=Q_gNCmGyMfIC&pg=PA1 ''Speaking for a long time: public space and social memory in Vancouver'']. Vancouver: University of British Columbia Press, 2010, S. 1, ISBN 978-0-7748-1698-4.</ref>
Am 21. November 1989 kaufte sich Lépine ein [[Ruger Mini-14]] [[Jagdgewehr]] beim lokalen Sportwaffenhändler. Am 6. Dezember, kurz nach 17 Uhr, betrat er die École Polytechnique de Montréal, eine Fachschule für Maschinenbau, die der [[Université de Montréal]] angegliedert ist.


Lépine setzte die Schießerei im Gang des Obergeschosses fort und verletzte drei Studierende. Während er im Gang herumwanderte, schrie er: "Ich will Frauen".<ref name="cbc1"/> Er betrat dann einem Raum, in welchem er zwei Mal versuchte, auf eine Studentin zu schießen, musste den Angriff aber unterbrechen und den Raum verlassen, um seine Waffe auf einer Nottreppe nachzuladen. Er kehrte zurück, aber die Studierenden hatten die Tür verriegelt. Lépine schoss drei Mal in die Tür, aber es gelang ihm nicht, sie zu öffnen. Im Gang schoss er dann auf weitere Personen und verletzte eine bevor er eine Frau im Finanzbüro tötete.<ref name="coroner"/>
Marc Lépine betrat zuerst eine Maschineningenieur-Klasse, und zwang die Männer, hinauszugehen. Dann begann er herumzuschreien, dass er [[Feminismus|Feministinnen]] hasste; und eröffnete das Feuer. Die Schießerei wurde im Gang und in anderen Zimmern fortgesetzt, wo er auf weitere dort angetroffene Frauen schoss. Er tötete 14 Frauen, davon 12 Ingenieursstudentinnen, eine Medizinstudentin und eine Universitätsmitarbeiterin. Dreizehn andere – davon mindestens vier Männer – verletzte er mit Schüssen, bevor er sich selbst erschoss.


Im Anschluss begab er sich ins Erdgeschoss in die Cafeteria, wo sich etwa 100 Menschen versammelt hatten. Die Menschenmenge löste sich auf nachdem er eine Frau, die in der Nähe der Küche stand, tötete und eine Studentin verwundete. Er betrat einen unverschlossenen Lagerbereich, wo er zwei weitere Frauen umbrachte, die sich dort versteckt hielten.<ref name="coroner"/>
Lépine hinterließ einen dreiseitigen Brief, in dem er behauptete, dass [[Feminismus|Feministinnen]] sein Leben ruiniert hätten. Beigelegt war eine Liste von 19 prominenten Kanadierinnen, die er gerne getötet hätte, und in dem er seiner Bewunderung für den Amokläufer [[Denis Lortie]] Ausdruck gab, der 1984 drei Staatsbeamte umgebracht hatte.

[[Image:Third floor classroom.JPG|200px|thumb|Der Seminarraum im zweiten Obergeschoss der École Polytechnique. Hier endete der Amoklauf.]]
Lépine nahm den Aufzug ins zweite Obergeschoss des Gebäudes, wo er im Flur eine weibliche und zwei männliche Studierende verletzte. Dann betrat er einen Seminarraum und sagte den drei Studierenden, die dort eine Präsentation hielten, sie sollen den Raum verlassen. Er verletzte Maryse Leclair, die vorne im Raum stand, schoss dann auf die Studierenden in den ersten Reihen, und tötete zwei Frauen, die versuchten, den Raum zu verlassen. Lépine bewegte sich dann auf einige der weiblichen Studentinnen zu, verletze drei und tötete eine von ihnen. Er wechselte das [[Magazin (Waffentechnik)|Magazin]] und schoss dann in alle Richtungen. Die verletze Leclair bat um Hilfe, woraufhin Lépine drei Mal mit seinem Jadgmesser auf sie einstach und sie tötete. Er nahm seine Mütze ab, wickelte sein Gewehr in seinen Mantel und nahm sich mit einem Kopfschuss das Leben. Der Amoklauf dauerte 20 Minuten. Lépine tötete 14 Frauen, davon 12 Ingenieursstudentinnen, eine Medizinstudentin und eine Universitätsmitarbeiterin. 14 andere – davon vier Männer – verletzte er mit Schüssen.<ref name="coroner"/><ref name ="injured">{{cite news | last =Buchignani| first =Walter| title =Amid the tragedy, miracles of survival| page = A3| newspaper = [[The Gazette (Montreal){{!}}The Gazette]] |location =Montreal| date =8. Dezember 1989}}</ref>

=== Abschiedsbrief ===
Lépine hinterließ einen dreiseitigen Abschiedsbrief, der mit dem Datum des Amoklaufs versehen war.<ref name="coroner"/> Einige Details aus dem Abschiedsbrief wurden zwei Tage nach dem Amoklauf von der Polizei veröffentlicht,<ref>{{cite news| last =Malarek| first =Victor| title =More Massacre Details to be Released by Police, but an Inquiry Ruled Out| page =A6| newspaper =Globe and Mail| date = 12. Dezember 1989}}</ref><ref>{{cite news|last=Malarek|first =Victor| title =Killer's letter blames feminists| page =A7| newspaper =Globe and Mail |date = 8. Dezember 1989}}</ref> aber der ganze Brief wurde nicht offengelegt. Ein Jahr nach dem Massaker wurde Lépines Brief an die Medien [[Leak|geleakt]]. In seinem Abschiedsbrief schrieb er, er sei vollkommen rational, sein Amoklauf habe politische Motive und Feministinnen hätten sein Leben ruiniert.<ref name="pelchat">Pelchat, Martin (24. November 1990). "Lépine avait des motifs 'politiques'". ''La Presse''.</ref><ref name="citytv">[http://www.citytv.com/toronto/citynews/news/local/article/24921--citynews-rewind-the-montreal-massacre "CityNews Rewind: The Montreal Massacre"]. City News (6. Dezember 2006). Abgerufen am 20. Januar 2012.</ref> Er beschrieb seine Gründe für den Amoklauf, darunter auch seinen Hass auf Feministinnen dafür, dass sie einen sozialen Wandel anstrebten und die Privilegien von Männern an sich reißen wollten, so Lépine.<ref name="citytv"/> Der Brief enthielt darüber hinaus eine Liste mit den Namen von 19 Frauen aus [[Quebec]], die Lépine für Feministinnen hielt und deshalb umbringen wollte.<ref name="citytv"/><ref>Fitterman, Lisa (10. März 1999). "Cops on Lepine's list: Names of six female officers found on Polytechnique killer". ''The Gazette'': S. A3.</ref> Die Liste enthielt under anderen Journalistin Francine Pelletier, eine Gewerkschaftsführerin, eine Politikerin, eine Prominente, und sechs Polizeibeamtinnen.<ref>{{cite news | last =Fitterman| first =Lisa| title =Cops on Lepine's list: Names of six female officers found on Polytechnique killer | page =A3| work =The Gazette| date =10. März 1999}}</ref> Der Brief (ohne die Liste von Frauen) wurde schließlich in der kanadischen Zeitung ''La Presse'' veröffentlicht, wo Pelletier als Kolumnistin tätig war.<ref name="pelchat"/> Darüber hinaus gab Lépine in dem Brief seiner Bewunderung für den Amokläufer [[Denis Lortie]] Ausdruck gab, der 1984 drei Staatsbeamte umgebracht und 13 weitere verletzt hatte.<ref>Eglin, Peter; Hester, Stephen: [http://books.google.de/books?id=FHZJxbjlHsgC&pg=PA58 "The Montreal Massacre: A Story of Membership Categorization Analysis"]. Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Ont., 2003, S. 58, ISBN 9780889204225.</ref>

== Täter ==
Marc Lépine bewarb sich 1986 für einen Studienplatz am Polytechnikum und wurde angenommen unter der Bedingung, dass er zwei Kurse absolviert und die Leistungsnachweise nachreicht.<ref name="coroner"/> 1989 schloss er einen der erforderlichen Kurse ab<ref name="coroner"/> und bewarb sich erneut am Polytechnikum, wurde aber abgelehnt, da ihm immer noch ein Kurs fehlte.<ref>Lépine, Monique; Gagné, Harold: ''Aftermath''. Viking Canada, Toronto, 2008, S. 170–171, ISBN 978-0-670-06969-9.</ref>


== Opfer ==
== Opfer ==
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* Annie St-Arneault (* 1966), Studentin für Maschinenbau
* Annie St-Arneault (* 1966), Studentin für Maschinenbau
* Annie Turcotte (* 1969), Studentin für Werkstofftechnik
* Annie Turcotte (* 1969), Studentin für Werkstofftechnik

* Sarto Blais, der sich an diesem Tag auf dem [[Campus (Universität)|Campus]] aufhielt, erhängte sich in den folgenden Monaten. Seine Eltern begingen später ebenfalls [[Suizid]].


== Die Folgen ==
== Die Folgen ==
Sarto Blais, der sich an diesem Tag auf dem [[Campus (Universität)|Campus]] aufhielt, erhängte sich in den folgenden Monaten. Seine Eltern begingen später ebenfalls [[Suizid]].

Das Massaker schockierte Québec und Kanada. Die Landes- und Montreals Stadtregierung erklärten drei Tage [[Staatstrauer]]. Als Lépines Motive klar wurden, erhob sich eine Welle der Unterstützung für die Feministen und gegen Gewalt gegen Frauen. Der 6. Dezember wurde zum Nationalen Gedenktag gegen Gewalt gegen Frauen, Symbol wurde das der roten Schleife nachempfundene weiße oder violette Band, eine Gedenkstätte wurde errichtet.
Das Massaker schockierte Québec und Kanada. Die Landes- und Montreals Stadtregierung erklärten drei Tage [[Staatstrauer]]. Als Lépines Motive klar wurden, erhob sich eine Welle der Unterstützung für die Feministen und gegen Gewalt gegen Frauen. Der 6. Dezember wurde zum Nationalen Gedenktag gegen Gewalt gegen Frauen, Symbol wurde das der roten Schleife nachempfundene weiße oder violette Band, eine Gedenkstätte wurde errichtet.


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Im Februar 2009 kam der auf den Ereignissen basierende Film ''Polytechnique'' von [[Denis Villeneuve]] in die kanadischen Kinos.
Im Februar 2009 kam der auf den Ereignissen basierende Film ''Polytechnique'' von [[Denis Villeneuve]] in die kanadischen Kinos.

== Einzelnachweise ==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 28. Januar 2012, 21:48 Uhr

Gedenktafel für die 14 Opfer

Das Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989, auch bekannt als Montreal Massaker, geschah am 6. Dezember 1989 an der École Polytechnique de Montréal in Québec, Kanada. Der 25-jährige Marc Lépine erschoss 14 Frauen, bevor er sich selbst das Leben nahm. 14 andere Personen, darunter vier Männer, wurden verwundet.[1]

Ablauf

Am 6. Dezember 1989, kurz nach 16 Uhr, betrat Lépine die École Polytechnique de Montréal, eine Fachschule für Maschinenbau, die der Université de Montréal angegliedert ist.[1] Er war mit einem Jagdmesser und einem Ruger Mini-14 Jagdgewehr, welches er am 21. November 1989 beim lokalen Sportwaffenhändler gekauft hatte,[2] bewaffnet.[1] Lépine kannte sich in dem Gebäude aus, weil er in Vorbereitung auf das Massaker die École Polytechnique mindestens sieben Mal aufsuchte.[1]

Nachdem er eine Zeit lang im Studierendensekretariat gesessen hatte, begab er sich in das Obergeschoss des Gebäudes und betrat gegen 17.10 Uhr einen Raum, in dem ein Maschinenbau-Seminar mit etwa 60 Studierenden stattfand.[1] Er forderte die anwesenden Frauen und Männer auf, sich in verschiedenen Ecken des Raums zu gruppieren. Die Studiereden hielten die Aufforderung zunächst für einen Witz und bewegten sich nicht vom Platz bis Lépine in die Decke schoss.[3] Lépine trennte dann die neun Frauen von den etwa 50 Männern und beorderte die Männer, den Raum zu verlassen.[4] Er fragte die Frauen, ob sie wüssten, weshalb sie dort seien und als eine Studierende mit "Nein" antwortete, sagte er: "Ich kämpfe gegen den Feminismus".[1] Die Studierende, die zuvor gesprochen hatte, versicherte, sie seien keine Feministinnen, woraufhin Lépine schrie: "Ihr seid alle ein Haufen von Feministinnen. Ich hasse Feministinnen." Er schoss dann auf die neun Frauen von links nach rechts, tötete sechs und verletzte drei.[1][5]

Lépine setzte die Schießerei im Gang des Obergeschosses fort und verletzte drei Studierende. Während er im Gang herumwanderte, schrie er: "Ich will Frauen".[3] Er betrat dann einem Raum, in welchem er zwei Mal versuchte, auf eine Studentin zu schießen, musste den Angriff aber unterbrechen und den Raum verlassen, um seine Waffe auf einer Nottreppe nachzuladen. Er kehrte zurück, aber die Studierenden hatten die Tür verriegelt. Lépine schoss drei Mal in die Tür, aber es gelang ihm nicht, sie zu öffnen. Im Gang schoss er dann auf weitere Personen und verletzte eine bevor er eine Frau im Finanzbüro tötete.[1]

Im Anschluss begab er sich ins Erdgeschoss in die Cafeteria, wo sich etwa 100 Menschen versammelt hatten. Die Menschenmenge löste sich auf nachdem er eine Frau, die in der Nähe der Küche stand, tötete und eine Studentin verwundete. Er betrat einen unverschlossenen Lagerbereich, wo er zwei weitere Frauen umbrachte, die sich dort versteckt hielten.[1]

Der Seminarraum im zweiten Obergeschoss der École Polytechnique. Hier endete der Amoklauf.

Lépine nahm den Aufzug ins zweite Obergeschoss des Gebäudes, wo er im Flur eine weibliche und zwei männliche Studierende verletzte. Dann betrat er einen Seminarraum und sagte den drei Studierenden, die dort eine Präsentation hielten, sie sollen den Raum verlassen. Er verletzte Maryse Leclair, die vorne im Raum stand, schoss dann auf die Studierenden in den ersten Reihen, und tötete zwei Frauen, die versuchten, den Raum zu verlassen. Lépine bewegte sich dann auf einige der weiblichen Studentinnen zu, verletze drei und tötete eine von ihnen. Er wechselte das Magazin und schoss dann in alle Richtungen. Die verletze Leclair bat um Hilfe, woraufhin Lépine drei Mal mit seinem Jadgmesser auf sie einstach und sie tötete. Er nahm seine Mütze ab, wickelte sein Gewehr in seinen Mantel und nahm sich mit einem Kopfschuss das Leben. Der Amoklauf dauerte 20 Minuten. Lépine tötete 14 Frauen, davon 12 Ingenieursstudentinnen, eine Medizinstudentin und eine Universitätsmitarbeiterin. 14 andere – davon vier Männer – verletzte er mit Schüssen.[1][6]

Abschiedsbrief

Lépine hinterließ einen dreiseitigen Abschiedsbrief, der mit dem Datum des Amoklaufs versehen war.[1] Einige Details aus dem Abschiedsbrief wurden zwei Tage nach dem Amoklauf von der Polizei veröffentlicht,[7][8] aber der ganze Brief wurde nicht offengelegt. Ein Jahr nach dem Massaker wurde Lépines Brief an die Medien geleakt. In seinem Abschiedsbrief schrieb er, er sei vollkommen rational, sein Amoklauf habe politische Motive und Feministinnen hätten sein Leben ruiniert.[9][10] Er beschrieb seine Gründe für den Amoklauf, darunter auch seinen Hass auf Feministinnen dafür, dass sie einen sozialen Wandel anstrebten und die Privilegien von Männern an sich reißen wollten, so Lépine.[10] Der Brief enthielt darüber hinaus eine Liste mit den Namen von 19 Frauen aus Quebec, die Lépine für Feministinnen hielt und deshalb umbringen wollte.[10][11] Die Liste enthielt under anderen Journalistin Francine Pelletier, eine Gewerkschaftsführerin, eine Politikerin, eine Prominente, und sechs Polizeibeamtinnen.[12] Der Brief (ohne die Liste von Frauen) wurde schließlich in der kanadischen Zeitung La Presse veröffentlicht, wo Pelletier als Kolumnistin tätig war.[9] Darüber hinaus gab Lépine in dem Brief seiner Bewunderung für den Amokläufer Denis Lortie Ausdruck gab, der 1984 drei Staatsbeamte umgebracht und 13 weitere verletzt hatte.[13]

Täter

Marc Lépine bewarb sich 1986 für einen Studienplatz am Polytechnikum und wurde angenommen unter der Bedingung, dass er zwei Kurse absolviert und die Leistungsnachweise nachreicht.[1] 1989 schloss er einen der erforderlichen Kurse ab[1] und bewarb sich erneut am Polytechnikum, wurde aber abgelehnt, da ihm immer noch ein Kurs fehlte.[14]

Opfer

Schriftzug als Teil des Mahnmals „Nef pour les quatorze reines“ (Schiff für 14 Königinnen)
Place du 6 Décembre 1989
  • Geneviève Bergeron (* 1968), sie hatte ein Stipendium für Bauwesen und war eine talentierte Musikerin.
  • Hélène Colgan (* 1966), Studentin für Maschinenbau im letzten Studienjahr
  • Nathalie Croteau (* 1966), Studentin für Maschinenbau
  • Barbara Daigneault (* 1967), Studentin für Maschinenbau im letzten Studienjahr. Ihr Vater war ein Professor für Maschinenbau an einer anderen Schule Montreals, sie half ihm als unterrichtende Assistentin.
  • Anne-Marie Edward (* 1968), Studentin für chemische Verfahrenstechnik und Mitglied des Uni-Skiteams, auf Wunsch ihrer Familie wurde sie in ihrem Teamanzug begraben.
  • Maud Haviernick (* 1960), sie hatte einen Abschluss in Umwelttechnik und war in ihrem zweiten Studienjahr.
  • Barbara Klucznik-Widajewicz (* 1958), Studentin der Pflegewissenschaft, sie und ihr Ehemann wollten in der Cafeteria essen, weil sie dort die niedrigsten Preise am Campus hatten.
  • Maryse Laganière (* 1964), sie arbeitete in der Finanzabteilung der Hochschule und war frisch verheiratet.
  • Maryse Leclair (* 1966), Studentin für Werkstofftechnik
  • Anne-Marie Lemay (* 1967), Studentin für Maschinenbau
  • Sonia Pelletier (* 1961), Studentin für Maschinenbau im letzten Studienjahr
  • Michèle Richard (* 1968), Studentin für Werkstofftechnik
  • Annie St-Arneault (* 1966), Studentin für Maschinenbau
  • Annie Turcotte (* 1969), Studentin für Werkstofftechnik

Die Folgen

Sarto Blais, der sich an diesem Tag auf dem Campus aufhielt, erhängte sich in den folgenden Monaten. Seine Eltern begingen später ebenfalls Suizid.

Das Massaker schockierte Québec und Kanada. Die Landes- und Montreals Stadtregierung erklärten drei Tage Staatstrauer. Als Lépines Motive klar wurden, erhob sich eine Welle der Unterstützung für die Feministen und gegen Gewalt gegen Frauen. Der 6. Dezember wurde zum Nationalen Gedenktag gegen Gewalt gegen Frauen, Symbol wurde das der roten Schleife nachempfundene weiße oder violette Band, eine Gedenkstätte wurde errichtet.

Die Folgen für die Beteiligten waren hart, viele leiden noch heute an posttraumatischen Störungen. Der Student Sarto Blais konnte die Ereignisse nicht verkraften und erhängte sich einige Monate später, seine Eltern begingen ebenfalls Selbstmord.

Politische Folge waren strengere Waffengesetze, die 1995 verabschiedet wurden.

Im Februar 2009 kam der auf den Ereignissen basierende Film Polytechnique von Denis Villeneuve in die kanadischen Kinos.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Teresa K. Sourour: Report of Coroner's Investigation. (PDF) 1991, abgerufen am 19. Januar 2012.
  2. Weston, Greg (14. September 2006). "Why? We may never know". Toronto Sun.
  3. a b Gunman massacres 14 women. (Video-Stream) In: Archiv. CBC, 6. Dezember 1989, abgerufen am 28. Januar 2012.
  4. Adrian Cernea: Poly 1989: Témoin de l'horreur. Éditions Lescop, Montréal 1999, ISBN 978-2-9804832-8-8.
  5. Burk, Adrienne L. Speaking for a long time: public space and social memory in Vancouver. Vancouver: University of British Columbia Press, 2010, S. 1, ISBN 978-0-7748-1698-4.
  6. Walter Buchignani: Amid the tragedy, miracles of survival, 8. Dezember 1989, S. A3 
  7. Victor Malarek: More Massacre Details to be Released by Police, but an Inquiry Ruled Out, 12. Dezember 1989, S. A6 
  8. Victor Malarek: Killer's letter blames feminists, 8. Dezember 1989, S. A7 
  9. a b Pelchat, Martin (24. November 1990). "Lépine avait des motifs 'politiques'". La Presse.
  10. a b c "CityNews Rewind: The Montreal Massacre". City News (6. Dezember 2006). Abgerufen am 20. Januar 2012.
  11. Fitterman, Lisa (10. März 1999). "Cops on Lepine's list: Names of six female officers found on Polytechnique killer". The Gazette: S. A3.
  12. Lisa Fitterman: Cops on Lepine's list: Names of six female officers found on Polytechnique killer, 10. März 1999, S. A3 
  13. Eglin, Peter; Hester, Stephen: "The Montreal Massacre: A Story of Membership Categorization Analysis". Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Ont., 2003, S. 58, ISBN 9780889204225.
  14. Lépine, Monique; Gagné, Harold: Aftermath. Viking Canada, Toronto, 2008, S. 170–171, ISBN 978-0-670-06969-9.

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