Taring Padi

Verhülltes, weil als antisemitisch bezrichnetes Kunstwerk auf der documenta fifteen

Taring Padi ist ein Künstlerkollektiv aus Yogyakarta, Indonesien. Die Gruppe wurde 1998 während des allgemeinen Umbruchs nach dem Sturz von Staatspräsident Suharto gegründet.

Taring Padi sind bekannt für die Herstellung von Plakaten mit politischen und sozial gerechten Botschaften, die sie in der Holzschnittplakate oder wayang kardus (lebensgroße Pappkartonpuppen) drucken.[1] Daneben schaffen sie Wandbilder, Banner, Puppenspiele, Skulpturen, Straßentheateraufführungen, Punk- und Technomusik. Teile ihrer Kunst stehen wiederholt in der Kritik, antisemitische Stereotype zu reproduzieren.

Geschichte

Nach dem Sturz Suhartos besetzten Aktivisten aus dem Umfeld von Taring Padi eine verlassene Kunstschule, die sie als Wohn- und Arbeitsort für Kunst, Musik und Theater nutzten. Im Jahr 2002 wurde Taring Padi zu einem Kollektiv.[1] Nach dem Erdbeben von Yogyakarta 2006 verlegten Taring Padi ihre Basis in ein Atelier in die Nähe von Bantul. Die Gruppe ist bei internationalen Kunstsammlern und Underground-Gemeinschaften wie der Just Seeds Artists Cooperative gut bekannt und hat auf breiter Basis international zusammengearbeitet.

Die Werke von Taring Padi wurden in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, darunter in der National Gallery of Indonesia in Jakarta und im 31st Century Museum in Chiang Mai.[2] Taring Padi war auch in der Gruppenausstellung Sisa: re-use, collaborations and cultural activism from Indonesia in der Galerie der University of Technology in Sydney vertreten. Im Jahr 2004 wurde ein Film über Taring Padi von den Filmemachern Jamie Nicolai und Charlie Hillsmith, Indonesian Arts, Activism and Rock 'n' Roll, im australischen Fernsehen SBS ausgestrahlt.[3] Taring Padi veranstalten regelmäßig Workshops und führt Projekte mit Gemeinden und nationalen und internationalen Kunst- und Politikgruppen durch. 2010 in Chiang Mai, Thailand (veranstaltet von Empty Space) und 2012 in Yogyakarta arbeiteten Taring Padi mit thailändischen und myanmarischen Künstlern an dem Projekt Under, After and In Between zusammen. Taring Padi veröffentlichte 2011 Seni Membongar Tirani (Kunst zerschlägt Tyrannei) auf Indonesisch und Englisch, das 10 Jahre Arbeit des Kollektivs umfasst, darunter Kunstwerke und wissenschaftliche Artikel. 2018 feierte Taring Padi sein 20-jähriges Bestehen mit einer Retrospektivausstellung im Yogyakarta Institute of Art (ISI).[4][5]

Künstler

  • Fitriani Dwi Kurniasih
  • Dodi Irwandi
  • Sri Maryato
  • Yusuf Mohammad
  • Hestu Nugroho
  • Aris Prabawa
  • Budhi Prakoso
  • Nur Seto Setiawan
  • Alexander Supartono
  • Lidija Triana Dewi
  • Bayu Widodo
  • Surya Wirawan
  • Dhomas Yudhistira Sugijanto

Kontroversen

Auf der documenta fifteen im Jahr 2022 geriet Taring Padi mit Kunstwerken, die antisemitische Stereotype beinhalteten, in Kritik. Die Kunstwerke wurden daraufhin überdeckt und später entfernt.[6] Das meterhohe Gemälde People's Justice wurde von Claudia Roth, Vertretern jüdischer Organisationen, der israelischen Botschaft und anderen scharf kritisiert. Das Gemälde zeigte einen Soldaten mit Schweinegesicht, mit Davidstern und dem Wort Mossad auf dem Helm. Eine andere Figur mit tierähnlichen Reißzähnen trägt Anzug und Krawatte, Ziegenbart und eine Melone mit SS-Runen. Taring Padi bestritt jegliche Antisemitismusvorwürfe. Das Gemälde sei Teil einer Kampagne gegen Militarismus und Gewalt während der Diktatur in Indonesien.[7] Es liegt auch eine alternative Interpretation vor, die den Versuch unternimmt, das Spiel mit Stereotypen zu erklären und konkrete Personen auf dem Bild mit Bezug auf die indonesische Geschichte zu identifizieren.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Taring Padi. In: documenta-fifteen.de. Abgerufen am 30. Januar 2024.
  2. Taring Padi. In: Vimeo-Kanal von 31st Century Museum. 18. November 2010, abgerufen am 30. Januar 2024 (englisch, Video, Anmeldung erforderlich).
  3. Margie Farrell: Art Activism and Rock ’n’ Roll. In: aiaa.org.au. Archiviert vom Original am 21. Februar 2011; abgerufen am 30. Januar 2024 (englisch).
  4. Moh. Jauhar al-Hakimi: Taring Padi Masih Kerja. In: satuharapan.com. 3. Dezember 2018, archiviert vom Original am 13. Januar 2019; abgerufen am 30. Januar 2023 (indonesisch).
  5. Muryanto Bambang: Taring Padi marks 20 years of fight through art for all. In: thejakartapost.com. 18. Dezember 2018, abgerufen am 30. Januar 2024 (englisch).
  6. Jörg Häntzschel, Catrin Lorch, Nele Pollatschek: Mitten ins Herz. In: sueddeutsche.de. 20. Juni 2022, abgerufen am 30. Januar 2024 (Paywall).
  7. Antisemitisches Bild wird entfernt. In: faz.net. 21. Juni 2022, abgerufen am 30. Januar 2024 (Paywall).
  8. Henry Urmann, Hans-Jürgen Weißbach: Poetic Justice. Eine Analyse des Skandalbilds People’s Justice von Taring Padi. Dortmund 2023. Siehe auch https://peoplesjustice.de