„Infrarotspektroskopie“ – Versionsunterschied

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=== mechanistisches Modell ===

Das denkbar einfachste Modell, welches zur Erklärung von Vibrations- und Rotationsanregungen verwendet werden kann ist ein rein mechanistisches Modell. Hierbei wird vorrausgesetzt, das ein Molekül ein permanentes [[Dipolmoment]] besitzt. Ein Dipolmoment drückt die Fähigkeit eines Moleküls aus mit elektrischen Feldern wechselwirken zu können. Zusätzlich wird angenommen, dass das Molekül kein starrer Körper ist. Zwischen den Atomen und ihren Nachbarn bestehen anziehende und abstoßende Wechselwirkungen. Daher befindet sich der optimale Bindungsabstand im Molekül im Minimum der Potentialfunktion. Mechanistisch lässt sich dies so vorstellen, als wären die Atome durch Federn mit einander verbunden. Die Kraft die man zur Auslenkung einer Feder braucht, wird mit dem Hookschen [[Federgesetz]] beschrieben.<br>
Bringt man nun ein solches Molekül in ein elektrisches Feld, wie es beispielsweise in einem Plattenkondensator besteht, wird sich das Molekül
# mit seinem Dipolmoment entlang des elektrischen Feldes ausrichten und
# seine Bindungsabstand vergrößern.
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Wird jetzt Wechselspannung angelegt oder regt man das Molekül mit eine elektromagnetischen Welle an, fängt das Molekül an zu schwingen und zu rotieren. Die Rotation ließe sich übrigens auch noch mit dem Modell des starren Rotators trotz der Schwingungsanregung beschreiben, da die Schwingungsbewegung sehr viel schneller als die Rotationsbewegung ist. Das mechanistische Modell ist allerdings nur sehr begrenzt tauglich, da es beispielsweise nicht erklärt, warum nur diskrete Energien zur IR-Anregung zu gelassen sind und warum auch Moleküle ohne einem permanenten Dipolmoment IR-Banden zeigen.


=== quantenmechanisches Modell ===

Wie auch im mechanistischen Modell ist die Grundlage des quantenmechanischen Modells der Vibrations- und Rotationsanregung die Potentialfunktion. Die Potentialfunktion lässt sich in ihrem Minimum gut durch eine Parabel annähren. Eine solche Parabell ergibt sich aus der Intergration des Hookschen Federgesetzes.<br>
[[Bild:IrAnregung.png]] <br>
Wird jetzt das Molekül mit elektromagnetischer Strahlung angeregt, kann das Molekül anfangen zu schwingen, wenn die Energie ausreicht es aus seinem Grundzustand in der ersten angeregten Schwingungszustand zu heben. Um diese Energie zu bestimmen, muss die Schrödingergleichung für dieses Potential gelöst werden. Nach Abtrennung der Relativbewegung von Atomkernen und Elektronen ergibt sich als Lösung der Schrödingergleichung ein Zusammenhang von benötigter Energie und der Bindungsstärke (k) und der reduzierten Masse (&mu;). <br>
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== Molekülschwingungen ==
== Molekülschwingungen ==

Version vom 9. Juli 2005, 00:54 Uhr

IR-Spektroskopie (genau: Infrarotspektroskopie) ist ein physikalisches Analyseverfahren, das mit infrarotem Licht arbeitet. Die IR-Spektroskopie (Infrarotspektroskopie) wird zur quantitativen Bestimmung von bekannten Substanzen oder zur Strukturaufklärung unbekannter Substanzen genutzt.

Im infraroten Wellenlängenbereich (800 - 500.000 nm) wird aus spektroskopischer Sicht zwischen dem nahen Infrarot (NIR 800 - 2.500 nm), dem mittleren oder klassischen (normalen) Infrarot (MIR 2.500 - 50.000 nm) und dem fernen Infrarot (FIR 50.000 - 500.000 nm) unterschieden, weil unterschiedliche Phänomene die Absorption dieser Strahlung verursachen. Im fernen Infrarot absorbieren Molekülrotationen, im MIR Molekülbindungen und im NIR sind nur noch Obertöne beziehungsweise Kombinationsschwingungen des MIR detektierbar (insbesondere von CH-, OH-, NH-Bindungen).

Die IR-Spektroskopie im mittleren Infrarot ist eine der leistungsfähigsten analytischen Techniken in der chemischen Analytik organischer Substanzen. Die Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) wird trotz ihrer dazu bescheidenen Möglichkeiten zur schnellen Analyse von Stoffgemischen genutzt.

IR-Spektren zeigen, im Gegensatz zu UV-Spektren, nicht die Absorption sondern die Transmission, welche in aufsteigender Richtung charakterisiert wird (Bereich geringer Durchlässigkeit der IR Strahlung ergeben einen Ausschlag nach unten).

Elektromagnetisches Spektrum

Prinzip

Die Bestrahlung von Molekülen mit elektromagnetischen Wellen des Infrarot-Bereichs führt dazu, dass Bindungen zur Schwingung angeregt werden. Dies führt gleichzeitig zu Energieabsorption. Anhand von charakteristischen Frequenzen des Infrarot-Lichts, welche nötig sind, um bestimmte Teile von Molekülen zur Schwingung anzuregen, können diese identifiziert werden. Am einfachsten fällt dies natürlich bei zweiatomigen Molekülen. Bei mehratomigen Molekülen kommt es zur Überlagerung von Grundschwingungen. Dementsprechend sieht man eine Reihe von Absorptionsbanden, die interpretiert werden müssen.

mechanistisches Modell

Das denkbar einfachste Modell, welches zur Erklärung von Vibrations- und Rotationsanregungen verwendet werden kann ist ein rein mechanistisches Modell. Hierbei wird vorrausgesetzt, das ein Molekül ein permanentes Dipolmoment besitzt. Ein Dipolmoment drückt die Fähigkeit eines Moleküls aus mit elektrischen Feldern wechselwirken zu können. Zusätzlich wird angenommen, dass das Molekül kein starrer Körper ist. Zwischen den Atomen und ihren Nachbarn bestehen anziehende und abstoßende Wechselwirkungen. Daher befindet sich der optimale Bindungsabstand im Molekül im Minimum der Potentialfunktion. Mechanistisch lässt sich dies so vorstellen, als wären die Atome durch Federn mit einander verbunden. Die Kraft die man zur Auslenkung einer Feder braucht, wird mit dem Hookschen Federgesetz beschrieben.
Bringt man nun ein solches Molekül in ein elektrisches Feld, wie es beispielsweise in einem Plattenkondensator besteht, wird sich das Molekül

  1. mit seinem Dipolmoment entlang des elektrischen Feldes ausrichten und
  2. seine Bindungsabstand vergrößern.

Datei:Dipolimkondaus.png Datei:DipoimKond.png Wird jetzt Wechselspannung angelegt oder regt man das Molekül mit eine elektromagnetischen Welle an, fängt das Molekül an zu schwingen und zu rotieren. Die Rotation ließe sich übrigens auch noch mit dem Modell des starren Rotators trotz der Schwingungsanregung beschreiben, da die Schwingungsbewegung sehr viel schneller als die Rotationsbewegung ist. Das mechanistische Modell ist allerdings nur sehr begrenzt tauglich, da es beispielsweise nicht erklärt, warum nur diskrete Energien zur IR-Anregung zu gelassen sind und warum auch Moleküle ohne einem permanenten Dipolmoment IR-Banden zeigen.


quantenmechanisches Modell

Wie auch im mechanistischen Modell ist die Grundlage des quantenmechanischen Modells der Vibrations- und Rotationsanregung die Potentialfunktion. Die Potentialfunktion lässt sich in ihrem Minimum gut durch eine Parabel annähren. Eine solche Parabell ergibt sich aus der Intergration des Hookschen Federgesetzes.
Datei:IrAnregung.png
Wird jetzt das Molekül mit elektromagnetischer Strahlung angeregt, kann das Molekül anfangen zu schwingen, wenn die Energie ausreicht es aus seinem Grundzustand in der ersten angeregten Schwingungszustand zu heben. Um diese Energie zu bestimmen, muss die Schrödingergleichung für dieses Potential gelöst werden. Nach Abtrennung der Relativbewegung von Atomkernen und Elektronen ergibt sich als Lösung der Schrödingergleichung ein Zusammenhang von benötigter Energie und der Bindungsstärke (k) und der reduzierten Masse (μ).
Datei:SchrödIR.png
Datei:LösschrödIR.png

Molekülschwingungen

In organischen Substanzen treten bei Absorption von Strahlung aus dem infraroten Bereich mechanische Schwingungen auf. Es können drei verschiedene Arten von Schwingungen unterschieden werden:

1) Valenzschwingungen (Streckschwingungen): Schwingungen in Richtung der Bindungsachse zweier Atome oder Molekülteile durch eine Dehnung oder Stauchung der Bindung

2) asymmetrische Streckschwingung (Streckschwingungen): asymmetrische Schwingung zum Molekülmittelpunkt

3) Deformationsschwingungen (Biegeschwingungen): Schwingungen unter der Deformation des Bindewinkels

Da Molekülschwingungen bestimmter Atomgruppen besonders charakteristisch sind, eignet sich die IR-Spektroskopie zur Bestimmung der funktionellen Gruppen des untersuchten Moleküls. Zusätzlich besitzt das komplette Molekül ein charakteristisches Spektrum, welches zur Identifizierung der Substanz verwendet werden kann (fingerprint).

Absorption von IR Strahlung

Wechselwirkung zwischen elektromagnetischer Strahlung und dem Molekül kann nur dann auftreten, wenn im Molekül bewegte elektrische Ladung zur Verfügung steht. Das ist immer dann der Fall, wenn das Molekül entweder ein veränderbares oder ein induzierbares Dipolmoment aufweist (IR aktiv). In Molekülen mit Schwingungen symmetrisch zum Symmetriezentrum treten keine Änderungen des Dipolmoments auf (IR inaktiv).

Übergangs-Wahrscheinlichkeit

siehe Einstein-Koeffizienten

Lage der IR Absorptionsbanden

Stärkere chemische Bindungen und Atome kleinerer Masse verursachen im IR-Spektrum Absorptionsmaxima bei großen Wellenzahlen (hohe Energie), große Massen hingegen verursachen IR Absorptionsmaxima bei kleinen Wellenzahlen (niedrige Energie). Die Energie ist proportional zum Quadrat des permanenten Dipolmomentes. Daher liefern polare Moleküle intensive Rotationsübergange. Vergleicht man allerdings die Amplituden der Peaks eines einzelnen Moleküls miteinander, fällt auf, dass die Stärke der Übergänge mit wachsenden J zunächst schnell zunehmen, durch ein Maximum gehen und schließlich für große J wieder abfallen. Die Ursache dafür ist, dass die Stärke die Entartungen der verschiedenen Rotationszustände und die Besetzungszahlen der Rotationsniveaus im Ausgangszustand widerspiegelt. Der Grad der Entartung nimmt mit steigendem J zu, was zu einer höheren Energie führt. Andererseits nehmen die Besetzungszahlen mit steigender Energie ab, was schließlich zu einer Abnahme der Strahlungsstärke führt.

Das ideale Rotations-Schwingungs-Spektrum am Beispiel von Chlorwasserstoff

HCl ist ein einfaches zweiatomiges Molekül mit einem ausgeprägtem Dipolmoment. Das HCl-Molekül kann vereinfacht als ein linearer Kreisel angesehen werden. Die Quantenmechanik liefert für ein lineares Molekül die spezielle Auswahlregel für einen Rotationsübergang:

oder

wobei J die Rotationsquantenzahl darstellt. Wenn ungepaarte Elektronen vorhanden sind, wäre bei einem zweiatomigen Molekül auch ΔJ=0 möglich. Für einen Schwingungsübergang lautet die spezielle Auswahlregel:

oder

Die Übergänge zwischen den verschiedenen Rotationsniveaus (J=0,1,2...) des Schwingungsgrundzustandes (v=0) und den Rotationsniveaus (J'=0,1,2...) des angeregten Schwingungszustandes (v'=1) können in zwei Gruppen, den R-Zweig (rechts) für Übergange mit ΔJ = +1 und den P-Zweig (links) für Übergänge mit ΔJ =-1, unterteilt werden und sind in der Abbildung skizziert. Da ΔJ=0 für HCl nicht erlaubt ist, erscheint auch kein Q-Zweig. Im oberen Bild ist das Energieniveauschema abgebildet. An Hand der Pfeillänge ist deutlich zu erkennen, dass jeder Übergang eine Energiezufuhr von

erfordert. Für die Energiedifferenz zum benachbarten Übergang gilt damit

Im idealen Rotationsschwingungs-spektrum (unteres Bild) haben daher die Peaks einen konstanten Abstand von 2B. Im Experiment weisen die Peaks etwas andere Abstände auf, da das Modell nicht

  • die Anharmonizität der Schwingung
  • den gedehnten Atomabstand durch die Zentrifugalkräfte (Näherung: starrer Rotator)
  • und die Wechselwirkung von Schwingungs- und Rotationsbewegung

beachtet.

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