Oberleitungsbus Durban

Der Oberleitungsbus Durban war das Oberleitungsbus-System der Stadt Durban. Er bestand von 1935 bis 1964 und war das erste größere Oberleitungsbus-System in Südafrika.[1] Es löste teilweise die 1949 stillgelegte Straßenbahn Durban ab beziehungsweise ergänzte den 1925 eingeführten städtischen Omnibusverkehr. Zuständiges Verkehrsunternehmen war die Durban Corporation Transport.

Geschichte

In den 1930er Jahren beschloss die Durban Corporation Transport, die veraltete Straßenbahn nicht zu modernisieren, sondern stattdessen moderne und flexible Oberleitungsbusse zu nutzen. Die erste Strecke entlang der Marine Parade (heute O R Tambo Parade) wurde am 24. Februar 1935 eröffnet und von der Linie 1 bedient. Die Bevölkerung nannte die Oberleitungsbusse Silent Death für „stillen Tod“, weil sie im Vergleich zu den Straßenbahnen wesentlich leiser waren und deshalb von Fußgängern oft nicht bemerkt wurden.

Umgestürzter Oberleitungsbus an der Ecke von West Street und Farewell Street.

Am 5. März 1941 kam es zu einem schweren Unfall, als ein Oberleitungsbus an der Kreuzung der West Street (Dr Pixley KaSeme Street) mit der Farewell Street Welt-Icon umstürzte und 37 Fahrgäste verletzt wurden.[2] Dies war das erste Mal in der Geschichte, dass ein O-Bus umstürzte,[3] weshalb die Experten und der Hersteller über den Vorfall sehr erstaunt waren, weil sie es nicht für möglich gehalten hatten, dass so etwas geschehen könnte.[2]

Weitere Unfälle mit mehreren verletzten Fahrgästen wurden ausgelöst, weil ein beim Waverley Hotel lebender Papagei die Pfeifsignale des Schaffners an den Fahrer imitierte und sich die Wagen vor Abschluss des Fahrgastwechsels in Bewegung setzten.[2]

Die letzte offizielle Fahrt auf dem Oberleitungsbusnetz erfolgte am 11. März 1968 mit dem Wagen 59, der heute im James Hall Museum of Transport in Johannesburg ausgestellt ist.[2]

Streckennetz

Karte des Oberleitungsbusnetzes in Durban

Alle Linien begannen im Stadtzentrum, einige Linien wurden als Ringlinien betrieben, wobei die Liniennummer an den Endstationen wechselte. In der nachfolgenden Tabelle sind die alten Straßennamen[4] aufgeführt, die zur Zeit des Oberleitungsbus-Betriebes verwendet wurden.

Linien Nr.NameVerlaufLage der EndhaltestelleName der EndhaltestelleKommentar
1North Beach RouteWest Street–Marine Paradevor dem Natal CommandNorth Beach
2South Beach RouteWest Street–Marine ParadeKreuzung Marine Parade mit Bell StreetSouth Beach
3Point Route via Point RoadWest Street–Point Road Corner–Point RoadEnde der Point RoadPoint
4Point Route via Stanger St / Winder StWest Street–Stanger St–Winder St–Point RoadEnde der Point RoadPoint
5Point Route via South BeachWest Street–Marine Parade–Bell St–Point RoadEnde der Point RoadPoint
6Glenwood RouteWest Street–Berea Road–Cleaver Road–Bulwer Road–Bath Road–McDonald RoadKreuzung McDonald Road mit Chelmsford RoadGlenwood
7Umbilo RouteWest Street–Berea Road–Mpumalanga T/Ship–Queen Mary Avenue–Bartle Road–Prospect Road–Gower StreetKreuzung Gower Street mit Bartle RoadUmbilo
8Queen Mary Ave RouteWest Street–Umbilo RoadKreuzung Umbilo Road mit Queen Mary AvenueQueen Mary Avenue
13Mayville RouteWest Street–Berea Road–Jan Smuts HwyKreuzung Jan Smuts Hwy mit Cato Manor RoadMayville
14Tollgate RouteWest Street–Berea RoadTollgate BridgeTollgate
15Berea Road RouteWest Street–Berea Roadnear Tennis CourtsQueen Mary Avenue
18Sutton Park RouteWest Street–Cartwright Flats–Stamford Hill–Sutton Park–Morningsidezwischen Currie Road und Musgrave RoadEarl HaigRinglinie zusammen mit Linie 21
19Umgeni RouteUmgeni RoadBahnhof UmgeniUmgeni
20Puntans Hill RouteWest Street–Cartwright Flats–Stamford Hill–Sutton Park–Morningside–Earl Haig–Puntans HillPuntans HillPuntans Hill
21North Ridge Road RouteWest Street–Berea Road–Musgrave Road–Silverton Road–North Ridge Roadnear Tennis CourtsEarl HaigRinglinie zusammen mit Linie 18
41Musgrave RouteWest Street–Berea Road–Musgrave RoadMitchell ParkMitchell ParkRinglinie zusammen mit Linie 43
43West Street–Cartwright Flats–Stamford Hill Road–Florida RoadMitchell ParkMitchell ParkRinglinie zusammen mit Linie 41

Quelle: [5]

Fahrzeuge

Wagen Nr. 59 des Oberleitungsbus Durban, heute ausgestellt im James Hall Museum of Transport in Johannesburg
Heck des Fahrzeugs

Beim Oberleitungsbus Durban verkehrten insgesamt 116 Wagen, die aus der Oberleitung mit 500 Volt Gleichstrom versorgt wurden.

Die erste Lieferung waren 22 doppelstöckige Zweiachser zweier unterschiedlicher Typen mit jeweils 59 Sitzplätzen. Sie hatten anfangs einen Anstrich in Französisch-Grau mit zwei cremefarbenen Bändern oberhalb und unterhalb der Fenster des unteren Stockwerkes. Die Fahrzeuge waren mit Vakuum-Bremsen ausgerüstet und verfügten über keine elektrische Bremse. Scheibenwischer und Schiebetüren wurden ebenfalls mit Vakuum betrieben. Der Aufbau war eine aluminiumbeplankte Holzkonstruktion.[1]

Die zweite Lieferung umfasste acht doppelstöckige Dreiachser mit 70 Sitzplätzen, welche auf Linien mit Steigungen bis 17 Prozent verkehrten. Sie waren mit Westinghouse-Druckluftbremse und einer Widerstandsbremse ausgerüstet. Bei Ausfall der Fahrleitungsspannung wurde ein netzunabhängiger Rückrollschutz aktiv.[6]

Während des Zweiten Weltkrieges konnte die britische Industrie ihre Kolonien zeitweise nicht mehr beliefern, andererseits fehlten Fahrzeuge in den heimischen Betrieben. So gelangten von den 42 bei Leyland bestellten TTB5-Wagen nur 17, nach anderen Quellen 18[7], nach Durban, die restlichen blieben während der ganzen Betriebszeit in London als Typen SA1 und SA2 im Einsatz.[8]

Die letzten beiden Typen hatten in Südafrika gefertigte Aufbauten.[7]

Als Besonderheit waren alle Wagen am Heck mit Halterungen für die bei der Bevölkerung beliebten über fünf Meter langen unteilbaren Angelruten ausgerüstet.[1] Außerdem besaßen die meisten Fahrzeuge eine zusätzliche Schiebetüre hinter dem Fahrerplatz.

Fahrzeugübersicht[7]
BaujahreTypHersteller FahrwerkHersteller AufbauHersteller ElektrikAnzahlNummernAusgemustert
1934MF2SunbeamPark Royal CoachworksBritish Thomson-Houston111–111950
1934TBD1LeylandPark Royal CoachworksGEC1112–221950
1935MS2SunbeamMetro Cammell WeymannBritish Thomson-Houston823–301967
1939664TAECEnglish ElectricEnglish Electric1331–431955
1940MF2SunbeamMetro Cammell WeymannBritish Thomson-Houston444–471967
1940–1941TTB5LeylandMetro Cammell WeymannGEC1848–651968
1948MF2SunbeamMetro Cammell WeymannBritish Thomson-Houston2766–921968
1948MF2SunbeamBus BodiesBritish Thomson-Houston2093–1121968
1948MF2SunbeamBritish Mining ServicesBritish Thomson-Houston5113–1171968

Literatur

  • Martin Pabst: Tram & Trolley in Africa (= Verkehr in Afrika, Band 46). Röhr, Krefeld 1989, ISBN 3-88490-152-4 (deutsch und englisch).
Commons: Oberleitungsbus Durban – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c The First Trolleybus Fleet for South Africa. In: Commercial Motor. 1934, S. 815 (Archiv Commercial Motor).
  2. a b c d Kevan Mardon: Public Transport in Durban - a brief history. In: Facts about Durban. Abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
  3. Newsletter June 2014. The South African National Society, abgerufen am 18. November 2015.
  4. Old and New Street Names in The EThekwini Municipal Area. Abgerufen am 4. Juli 2017 (amerikanisches Englisch).
  5. Allan Jackson: Trolley buses. 1. August 2015, abgerufen am 3. Juli 2017.
  6. Durban extends its Fleet of Trolleybuses. In: Commercial Motor. 1939, S. 728 (Archiv Commercial Motor).
  7. a b c Dave Spencer: Durban Buses And Trolleys South Africa. Abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
  8. TBSA - London Transport SA1/2 class Trolleybus. Little Bus Company, abgerufen am 15. November 2015.