Morgenstelle

Neubau auf der Morgenstelle
Zweckbauten der Naturwissenschaftlichen Institute
Neuer Botanischer Garten in Tübingen mit Tropicarium und Außenanlagen
Hörsaal N6 im Hörsaalzentrum Morgenstelle
Morgenstelle von Osten mit Magerwiese (2024)
Hörsaalzentrum mit Foyer (2024)
Campus Morgenstelle (2022)
Haupteingang Hörsaalzentrum und saniertes Hochhaus A (2022)
Neubau Geo- und Umweltwissenschaften (2022)

Morgenstelle ist der Name eines Gewannes im Nordwesten der Universitätsstadt Tübingen. Die Bezeichnung ging auf die durch dieses Gewann gelegte Straße „Auf der Morgenstelle“ und auf die in den 1960er Jahren dort erbauten naturwissenschaftlichen Institute (kurz NWI) der Eberhard Karls Universität Tübingen über. Dem Gebäudekomplex gegenüber liegt die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik.

Die Morgenstelle liegt im Nordwesten Tübingens in 450 Meter Höhe oberhalb der Kernstadt. Nur 350 Meter weiter im Osten befindet sich im Elysium der Punkt, der als geographischer Mittelpunkt Baden-Württembergs berechnet wurde.

Die Morgenstelle beherbergt die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät mit den Fachbereichen Biologie, Chemie, Pharmazie, Mathematik und Physik. Des Weiteren befindet sich dort eine größere Mensa (Mensa II), die auch als Veranstaltungsort für Konzerte, Feste u. a. dient, sowie eine Außenstelle der Universitätsbibliothek Tübingen. Als Teil des Botanischen Instituts schließt sich im Norden das umfangreiche Gelände des 1968 eröffneten neuen botanischen Gartens mit Gewächshäusern, Tropikarium, Außenanlagen und Arboretum an. Er dient nicht nur der Forschung, sondern wird auch als Naherholungsgebiet genutzt. Mit über 10.000 Pflanzenarten zählt er zu den fünf bedeutendsten von etwa 70 botanischen Gärten in Deutschland.

Die Morgenstelle ist durch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) des Stadtverkehrs Tübingen an die Tübinger Kernstadt mit den Buslinien 5, 13, 14, X15, 18 und 19 angebunden.

Anfänge der NWI (1960er bis 1980er Jahre)

1967 wurde das Hochschulbauamt Tübingen unbenannt in Universitätsbauamt Tübingen. Unter der Leitung von Dr. Detlef Lembke wurden die Planungen umgesetzt, nahezu alle naturwissenschaftlichen Institute vom Tübinger Tal auf die Morgenstelle zu verlegen. Als erste Gebäude dieser Entwicklung wurden die Gebäude

  • Biologie (Auf der Morgenstelle 1 und 3) und das
  • Tropikarium (1968, Architekt Blomeier)

realisiert. 1974 wurden die fünf Hochhäuser

  • A (Chemie, höchstes Gebäude mit 13 Geschossen, Architekten Holstein, Frowein, Kiefner, Zabel),
  • B (Pharmazie),
  • C (Mathematik, Physik),
  • D (Physik),
  • E (Biologie) und das
  • HZ (Hörsaalzentrum)

errichtet. Die Außenmaße der fünf Institutsbaukörper sind mit 60 mal 25 Meter nahezu baugleich und variieren nur der Höhe. Sie sind mit einem Stützenraster von 7,2 mal 7,2 Meter errichtet und haben umlaufende Fluchtbalkone mit massiven Brüstungselementen aus Betonfertigteilen. Die Institutsgebäude gruppieren sich um das Hörsaalzentrum mit neun großen Tiefenhörsälen (2.850 Hörerplätze), einer Fachbereichsbibliothek und einer Cafeteria. Die Hörsäle haben entsprechend der damaligen Architekturphilosophie nur Kunstlicht. Im gleichen Zeitabschnitt wurden die Gebäude

  • Mensa (Auf der Morgenstelle 26, Architekt Herkommer),
  • Isotopenlabor (Gebäude F, Auf der Morgenstelle 24),
  • Fernheizwerk II (Schnarrenbergstaße 130)

errichtet.

Erweiterungen (1990er bis 2000er Jahre)

Unter der Amtsleitung von Werner Briese wurde 1995 ein Forschungs- und Verfügungsgebäude (Gebäude VG, Auf der Morgenstelle 15) und 2001 das Laborgebäude Bio 1 (Auf der Morgenstelle 5) errichtet. Zur selben Zeit wurden erste Konzeptionen zur Generalsanierung der Hochhäuser und des Hörsaalzentrums erstellt. Um die Sanierung des Chemie-Hochhaus A zu ermöglichen wurde 2004 für die Chemie das Gebäude H (Auf der Morgenstelle 6) zwischen den Hochhäusern B und C errichtet. Auf drei nahezu gleichen nasspräparativen Laborebenen bietet es Ausweichflächen für Laborpraktika und die Zentralwerkstatt der Chemie.

Sanierung und Nachverdichtung (2010 bis Heute)

Die Generalsanierung des Hochhauses A konnte 2010 nach dreijähriger Bauzeit unter dem Amtsleiter Bernd Selbmann abgeschlossen werden. Die neu organisierten Labore wurden in einem modernen 3-Zonen-Konzept angeordnet. Auf dem Dach wurde eine neue Technikzentrale (Ebene 14) in Metallbauweise realisiert als weithin sichtbares Zeichen der Modernisierung. Von 2010 bis 2013 wurde das ZMBP (Zentrum für Moelkularbiologie der Pflanzen, Auf der Morgenstelle 32) in Nachbarschaft zwischen Verfügungsgebäude und Hochhaus D als fünfgeschossiges Atriumgebäude errichtet. Das Gebäude mit einer beschwingt wirkenden Fassade aus vorgehängten, asymmetrischen Fertigbeton-Teilen wurde bereits 2021 mit dem IFIB (Interfakultäres Institut für Biochemie) erweitet. Zur gleichen Zeit wurden das Servergebäude und die Kältezentrale errichtet. Von 2016 bis 2020 wurde das GUZ (Geo- und Umweltforschungszentrum) nach Plänen von KAAN Architekten (Rotterdam) errichtet. Das sechsgeschossige Gebäude ist um zwei Lichthöfe gruppiert. Die Anmutung des Gebäudes referenziert sich im Gegensatz zum ZMBP und IFIB wieder sehr stark an den dominanten Institutshochhäusern der frühen 1970er.

Tropikarium (nach der Sanierung)

Koordinaten: 48° 32′ 12″ N, 9° 2′ 10″ O