Markus Pflüger

Markus Pflüger 1866

Markus Pflüger (* 8. Mai 1824 in Lörrach; † 5. September 1907 ebenda) war ein deutscher Revolutionär und Politiker, 1871 bis 1903 Abgeordneter des Badischen Landtags, 1874 bis 1898 des deutschen Reichstages, zunächst für die Nationalliberale Partei, später für die Deutsche Freisinnige Partei.

Leben

Markus Pflüger

Er war das erstgeborene Kind des aus Schopfheim stammenden Metzgermeisters und Lörracher Hirschwirts Markus Pflüger und der Kanderner Metzgertochter Elisabetha Senn. Nach dem Besuch des Lörracher Pädagogiums an der Basler Straße, dem Vorläufer des Hebel-Gymnasiums, folgten mehrere Lehr- und Wanderjahre in Frankreich, England und der Schweiz. In die Heimat zurückgekehrt, bewirtschaftete er den „Hirschen“, der damals der größte Lörracher Gasthof und gleichzeitig die örtliche Posthalterei war. Heute befindet sich dort das Kaufhaus Karstadt. Am 22. Januar 1850 heiratete er die Grenzacher Wirtstochter Johanna Magdalena Müller.

Pflüger war ein linksliberaler Freisinniger. Seine politische Bedeutung liegt darin, dass der damals erst 24-Jährige als Vorsitzender des Komitees für die Volksbewaffnung sowie als Hauptmann des 1. Fähnleins dieser Bürgerwehr wesentlich den Boden bereitete für den anfänglichen Erfolg des republikanischen Aufstands in Lörrach unter Gustav Struve im Zuge der Märzrevolution im Großherzogtum Baden (Struve-Putsch). Am 21. September 1848 rief Struve vom Balkon des Lörracher Rathauses eine Republik aus. Am Amtshaus und auch an der Posthalterei Pflügers wurden anschließend auf Geheiß Struves Tafeln mit der Aufschrift „Deutsche Republik“ angebracht. Nach der Niederschlagung der badischen Revolution musste Markus Pflüger wie Struve zeitweise in die nahe gelegene, liberale Schweiz fliehen. Pflüger änderte jedoch seine Haltung und sein politisches Engagement auch später nicht. Noch 1898 veranstaltete er in seinem Gasthaus[1] eine Feier zur Erinnerung an die 50 Jahre zuvor erfolgte Badische Revolution.

Von 1858 bis 1903 war er Mitglied im Lörracher Gemeinderat, von 1871 bis 1903 gehörte er dem Badischen Landtag an. Von 1874 bis 1898 war er – mit einer Unterbrechung – zusätzlich Abgeordneter im Reichstag in Berlin. Aufgrund seiner linksliberalen Einstellung – Pflüger war auch ein strikter Gegner von Reichskanzler Otto von Bismarck[2] – wurde er in Lörrach angefeindet und 1887 nicht mehr gewählt, worauf er 1890 und 1893 im Wahlkreis Karlsruhe/Bruchsal kandidierte und dort gewählt wurde. Bei der Spaltung der Deutschen Freisinnigen Partei 1893, schloss sich Pflüger der von Eugen Richter geführten Freisinnigen Volkspartei an, die gegen die Militärpläne des Reichskanzlers Leo von Caprivi stimmte. Die folgende Tabelle zeigt seine Partei- und Wahlkreiswechsel:[3]

Reichstag Wahlkreis im Großherzogtum Baden[4] Partei gewählt
1874–1877 Wahlkreis 4: Lörrach, Müllheim Nationalliberale Partei ja
1877–1878 Wahlkreis 4: Lörrach, Müllheim Nationalliberale Partei ja
1878–1881 Wahlkreis 4: Lörrach, Müllheim Nationalliberale Partei ja
1881–1884 Wahlkreis 4: Lörrach, Müllheim Liberale Vereinigung ja
1884–1887 Wahlkreis 4: Lörrach, Müllheim Deutsche Freisinnige Partei (DFP) ja
1887–1890 Wahlkreis 4: Lörrach, Müllheim Deutsche Freisinnige Partei (DFP) nein
1890–1893 Wahlkreis 10: Karlsruhe, Bruchsal Deutsche Freisinnige Partei (DFP) ja
1893–1898 Wahlkreis 10: Karlsruhe, Bruchsal Deutsche Freisinnige Partei (DFP); nach deren Spaltung 1893 Freisinnige Volkspartei (FVp)[5] ja
1898 kandidierte nicht mehr nein

Pflüger war auch auf anderen Gebieten aktiv. So erreichte er gemeinsam mit weiteren Mitstreitern den Bau der Wiesentalbahn, die erste im Großherzogtum Baden privat finanzierte Bahnstrecke; das erste Teilstück bis Schopfheim wurde am 7. Juni 1862 eröffnet. Sie schloss Lörrach ans Schienennetz des Deutschen Reiches an und trug somit wesentlich zum Aufschwung der Stadt bei. In Lörrach war Pflüger außerdem Kirchengemeinderat, Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr und der Kreishypothekenbank. Die älteste soziale Einrichtung des Landkreises Lörrach, ein 1877 erbautes Pflegeheim für behinderte, suchtkranke und vereinsamte alte Menschen in Schopfheim-Wiechs, entstand auf Initiative von Markus Pflüger.

Ehrungen

Die Markus-Pflüger-Straße in Lörrach und das von ihm initiierte, bis heute bestehende Pflegeheim Markus-Pflüger-Heim in Wiechs sind nach ihm benannt. Seit 2010 verleiht die Stadt Lörrach zum Neujahrsempfang den Markus-Pflüger-Preis. Der Preis soll alle zwei Jahre an maximal zwei verdiente Bürger verliehen werden und besteht aus einer vom Lörracher Künstler Rudolf Scheurer geschaffenen Skulptur.[6][7]

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Weill: Markus Pflüger. In: Badische Biographien, IV. Teil, (herausgegeben von A. Krieger und K. Obser), S. 504–506 online bei der Badischen Landesbibliothek
  • Helmut Steinsdorfer: Marcus Pflüger (1824–1907) : zum 150. Geburtstag des liberalen badischen und deutschen Politikers aus Lörrach. In: Badische Heimat – 55. 1975, S. 103–108
  • Walter Jung: Persönlichkeiten Landkreis Lörrach. In: Der Kreis Lörrach. Stuttgart u. a.: Theiss Verlag, 1980.
  • Christian M. Vortisch: Markus Pflüger und seine Methoden im Lörracher Straßenbau. In: Das Markgräflerland. Heft 1/1983, S. 81–83. Digitalisat der UB Freiburg
  • Eugen Zürcher: Markus Pflüger: zum Gedenken an seinen 150. Geburtstag. In: Unser Lörrach. Lörrach-Tumringen: Kropf&Herz, 1974, S. 161–165.
  • Evangelisches Kirchenbuch Lörrach, Geburten 1824 bzw. Ehen 1850, in: Staatsarchiv Freiburg (Badische Standesbücher, Bestand L 10, Nr. 2658 bzw. 2663)
  • Willi Adam: Ein Mann, der seiner Gesinnung treu blieb. In: Badische Zeitung vom 21. September 2019 online; abgerufen am 23. September 2019
  • Carola Hoécker: Vom Freischärler zum Parlamentarier. Briefe des Reichstagsabgeordneten Marcus Pflüger (1824–1907), Lindemanns Bibliothek Band 347, Info Verlag 2019, ISBN 978-3-96308-064-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hirschen in Lörrach
  2. s. Steinsdorfer S. 106
  3. erstellt auf Basis der Daten bei - Ulrich von Alemann, Jens Walther: „Die Wurzeln des pluralen Parteiensystems in Deutschland. Antidemokratischer Pluralismus im Deutschen Kaiserreich.“ In: Nils C. Bandelow, Simon Hegelich (Hrsg.): Pluralismus-Strategien-Entscheidungen, Wiesbaden 2011, S. 182 und 189
  4. s. Liste der Reichstagswahlkreise des Deutschen Kaiserreichs
  5. s. s. Steinsdorfer S. 107
  6. Badische Zeitung: Markus-Pflüger-Preis der Stadt Lörrach, 24. Juni 2009
  7. Nikolaus Trenz: Markus-Pflüger-Preis für Udo Kunz. In: Badische Zeitung, 12. Januar 2010.