Jens Südekum

Jens Südekum, 2023

Jens Südekum (* 24. August 1975 in Goslar) ist ein deutscher Ökonom. Er lehrt als Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Volkswirtschaft.

Leben

Nach dem Abitur am Ratsgymnasium Goslar und dem Zivildienst studierte er Volkswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität Göttingen und der University of California in Los Angeles und promovierte im Jahr 2003 an der Georg-August-Universität mit einer Arbeit zu regionalen ökonomischen Disparitäten innerhalb der Europäischen Union. Es folgten Stationen am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), als Juniorprofessor für Wirtschaftspolitik an der Universität Konstanz und als Lehrstuhlvertreter an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Im Jahr 2007 erhielt er im Alter von 31 Jahren einen Lehrstuhl für Mikroökonomik und Außenwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, wo er bis 2014 tätig war und im Jahr 2012 als erster Wirtschaftswissenschaftler den Duisburg-Essener Lehrpreis verliehen bekam. Er war Mitglied im Vorstand der Urban Economics Association (UEA).

Südekum ist Mitglied der SPD.[1]

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier berief Südekum zu einem Mitglied im Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft.

Werk

Jens Südekum forscht zu Fragen des internationalen Handels und der Regionalpolitik. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Einfluss von Globalisierung und technologischem Wandel auf den deutschen Arbeitsmarkt.[2]

Er ist Research Fellow beim Centre for Economic Policy Research (CEPR), dem CESifo Institut, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Außerdem war er von 2016 bis 2020 Vorsitzender des Ausschusses für Regionaltheorie und -politik beim Verein für Socialpolitik (VfS) und von 2015 bis 2018 Herausgeber des Journal of Regional Science.

Positionen

Er tritt für einen expansiven Kurs in der deutschen und europäischen Fiskalpolitik ein und hat sich mehrfach gegen die deutsche Schuldenbremse und eine Konsolidierung der Staatsverschuldung nach der Corona-Krise ausgesprochen.[3] In früheren Äußerungen forderte er die Kompensation von Globalisierungsverlierern in importkonkurrierenden Wirtschaftszweigen, die durch zunehmende Handelsverflechtungen Arbeitsmarktprobleme erleiden.[4] Da diese Branchen räumlich oft stark konzentriert sind,[5] hat er sich auch für den Einsatz von regional- und strukturpolitischen Maßnahmen ausgesprochen.[6] In diesem Zusammenhang plädiert er insbesondere für flächendeckende Investitionen in Infrastruktur und Bildung als Instrumente der Regionalpolitik und Industriepolitik.

Erfolglose Nominierung in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Südekum war 2022 Wunschkandidat von SPD und Grünen für die Nachbesetzung einer Stelle im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dies scheiterte jedoch an einem Veto von Bundesfinanzminister Christian Lindner. Die FDP wollte nach Erkenntnissen der FAS verhindern, dass der Rat nach „links kippe“. Statt Südekum sollte ein Experte berufen werden der keiner Partei zuzuordnen ist.[7] Als Südekum und Lindner 2024 in der Talkshow von Caren Miosga aufeinandertrafen warf Südekum Lindner vor, dass Lindners Idee mit Kürzungen an anderer Stelle notwendige Investitionen finanzieren zu wollen, „völlig illusorisch“ seien. Notwendige staatliche Mittel in Höhe von 30 bis 50 Milliarden Euro für die Erreichung der Klimaziele könnten so nicht realisiert werden. Deutschland laufe laut Südekum Gefahr das Triple-A-Rating zu verlieren. Dies liege an der Politik des Bundesfinanzministers, die das Wachstum nicht stütze und nicht an den Staatsschulden.[8] Lindner entgegnete, das Südekum wie ein SPD-Mitglied und nicht wie ein Professor gesprochen habe. Er warnte, dass eine hohe Neuverschuldung über einige Jahre zur finanziellen Strangulation führt. Seine „moderat restriktive Fiskalpolitik“ entspreche den Empfehlungen der Europäischen Zentralbank.[9]

Auszeichnungen

Im Ranking der Frankfurter Allgemeine Zeitung der einflussreichsten deutschen Ökonomen von 2020 landete Südekum auf dem 5. Platz.[10] und das Handelsblatt zählte ihn 2015 zu den drei publikationsstärksten jungen Ökonomen (unter 40) aus dem deutschsprachigen Raum.[11]

Weblinks

Commons: Jens Südekum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jens Südekum ist aus dem Rennen. In: Handelsblatt. 27. Mai 2022, abgerufen am 8. April 2024.
  2. Jens Südekum, Wolfgang Dauth, Sebastian Findeisen, Nicole Woessner: German Robots: The impact of industrial robots on workers. In: IAB Discussion Papers 30/2017.
  3. Jens Südekum: Wir dürfen die Corona-Schulden nicht zurückzahlen. In: Handelsblatt, 11. Mai 2020, S. 11.
  4. Jens Südekum, Wolfgang Dauth, Sebastian Findeisen: Verlierer(-regionen) der Globalisierung in Deutschland: Wer? Warum? Was tun? In: Wirtschaftsdienst, 2017, 97(1), S. 24–31.
  5. Jens Südekum, Wolfgang Dauth, Sebastian Findeisen: The Rise of the East and the Far East: German Labor Markets and Trade Integration. Journal of the European Economic Association, 2014, 12 (6), S. 1643–1675.
  6. Jens Südekum: Hilfe für Wettbewerbsverlierer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. September 2017, S. 18 („Ordnung der Wirtschaft“).
  7. Jens Südekum ist aus dem Rennen. In: Handelsblatt. 27. Mai 2022, abgerufen am 8. April 2024.
  8. Mit versteinerter Miene lauscht Lindner, wie Top-Ökonom seine Finanzpolitik zerlegt. In: Focus. Abgerufen am 8. April 2024.
  9. FDP-Ausstieg aus der Ampel? „Damit spielt man nicht“, beteuert Christian Lindner. In: Focus. Abgerufen am 8. April 2024.
  10. F.A.Z.-Ökonomenranking: Deutschlands einflussreichste Ökonomen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. September 2020, abgerufen am 20. November 2020.
  11. Handelsblatt VWL-Ranking 2015 – Forscher unter 40. In: Handelsblatt. 6. September 2015, abgerufen am 7. Dezember 2019.