Fußball-Europameisterschaft 1984/Frankreich

Dieser Artikel behandelt die französische Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft 1984. Die französische Mannschaft gewann erstmals den Titel und ist bis dato der letzte Gastgeber, der den Heimvorteil zum Titelgewinn nutzen konnte.

Qualifikation

Als Veranstalter des Endrundenturniers war die Équipe tricolore automatisch qualifiziert und nahm somit zum zweiten Mal nach 1960 an einer EM-Endrunde teil.

Französisches Aufgebot

Nummer / Namedamaliger VereinGeburtstagSp.TorRotGelb
Torhüter
01Joël BatsAJ Auxerre04.01.19575000
19Philippe BergerooFC Toulouse13.01.19540000
20Albert RustFC Sochaux10.10.19530000
Abwehr
02Manuel AmorosAS Monaco01.02.19622010
05Patrick BattistonGirondins Bordeaux12.03.19575000
04Maxime BossisFC Nantes26.06.19555000
03Jean-François DomergueFC Toulouse23.06.19575200
15Yvon Le RouxAS Monaco19.04.19603011
Mittelfeld
08Daniel BravoAS Monaco09.02.19631000
06Luis FernándezParis Saint-Germain02.10.19595101
07Jean-Marc FerreriAJ Auxerre26.12.19622000
09Bernard GenghiniAS Monaco18.01.19582000
12Alain GiresseGirondins Bordeaux02.08.19525100
10Michel Platini (C)ein weißes C in blauem KreisJuventus Turin21.06.19555900
14Jean TiganaGirondins Bordeaux23.06.19555001
18Thierry TusseauGirondins Bordeaux19.01.19582000
Angriff
11Bruno BelloneAS Monaco14.03.19623100
17Bernard LacombeGirondins Bordeaux15.08.19524001
16Dominique RocheteauParis Saint-Germain14.01.19552000
13Didier SixFC Mulhouse21.08.19543000
Trainer
Michel Hidalgo22.03.1933

Spiele der französischen Mannschaft

Vorrunde

Frankreich spielte in Gruppe 1 mit Belgien, Dänemark und Jugoslawien. Trainer Hidalgo beabsichtigte, mit zwei Viererketten und zwei Stürmern (dem sogenannten 4-4-2-System) antreten zu lassen und dabei die sich seit der WM 1982 herausbildende Stammformation zu berücksichtigen:

Bats

Battiston 000000Bossis 000000Le Roux 000000Amoros
0Fernández 0000Tigana 0000Platini 000Giresse

00Lacombe 000000Bellone

Dem in Frankreich auch als „magisches Viereck“ bezeichneten Mittelfeld kam dabei zentrale Bedeutung zu. Allerdings machte der Feldverweis für Amoros im Auftaktspiel gegen Dänemark schon früh eine Umstellung erforderlich: Domergue nahm für den Rest des Turnieres dessen Platz als linker Verteidiger ein. Außerdem experimentierte Hidalgo laufend bezüglich der Stürmer: Lacombe, Six, Bellone und Rocheteau bildeten in den insgesamt fünf Turnierbegegnungen in wechselnden Kombinationen drei unterschiedliche Anfangsformationen.

RangLandSp.SUNToreDiff.Punkte
1FrankreichFrankreich Frankreich33009:02+76:0
2Danemark Dänemark32018:03+54:2
3Belgien Belgien31024:08−42:4
4Jugoslawien Jugoslawien30032:10−80:6
12. Juni 1984 in Paris (Prinzenparkstadion)
FrankreichDänemark1:0 (0:0)
16. Juni 1984 in Nantes (Stade de la Beaujoire)
FrankreichBelgien5:0 (3:0)
19. Juni 1984 in Saint-Étienne (Stade Geoffroy-Guichard)
FrankreichJugoslawien3:2 (0:1)

Halbfinale

23. Juni 1984 in Marseille (Stade Vélodrome)
FrankreichPortugal Portugal3:2 n. V. (1:1, 1:0)

Endspiel

27. Juni 1984 in Paris (Prinzenparkstadion)
FrankreichSpanienSpanien Spanien2:0 (0:0)

Fazit

Diese Europameisterschaft brachte Frankreichs Nationalmannschaft den ersten internationalen Fußballtitel überhaupt; bis dahin hatte man lange Zeit vom dritten Platz bei der WM 1958 zehren müssen. Der Erfolg trug die Handschrift von Trainer Michel Hidalgo, der auf einen Spielerkader bauen konnte, in dem über die erste Elf hinaus genügend viele gleichwertige Ergänzungsspieler zur Verfügung standen, wie sich insbesondere an Domergue oder dem „Wechselspiel“ im Sturm zeigte.

Auch wenn Michel Platini zweifellos der herausragende Akteur dieses Turniers und Mitte der 1980er möglicherweise der beste Fußballer der Welt[1] war – als Spielgestalter und mehr noch als Torschütze, dessen neun Treffer bis einschließlich 2008 eine einsame Bestmarke bei EM-Turnieren darstellen –, wären dessen Leistungen ohne die nahezu perfekte Harmonie mit den anderen drei Mittelfeldakteuren nicht vorstellbar gewesen. Dieses „magische Viereck“ bildete zugleich das unverzichtbare Scharnier zwischen einer sicheren Abwehr (insgesamt vier Gegentore, aber in drei der fünf Spiele unüberwindbar) und einem gefährlichen Angriff.

Literatur

  • Hardy Grüne: Fußball EM Enzyklopädie. 1960–2008. AGON Sportverlag, Kassel 2004, ISBN 3-89784-241-6.
  • Michel Hidalgo (u.M.v. Patrice Burchkalter): Le temps des bleus. Mémoires. Jacob-Duvernet, Paris 2007, ISBN 2-84724-146-9
  • L’Équipe/Gérard Ejnès: La belle histoire. L'équipe de France de football. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2004, ISBN 2-9519605-3-0

Anmerkungen

  1. so Grüne, S. 160