Erich von Luckwald

Erich Franz von Luckwald (* 19. Februar 1884 in Goslar; † 11. Februar 1969) war ein deutscher Diplomat, der unter anderem zwischen 1934 und 1936 Gesandter im Königreich Albanien war.

Leben

Er war der zweite Sohn des späteren preußischen Generalleutnants Erich von Luckwald (1852–1929) und dessen Ehefrau Margarethe, geborene von Fiedler.[1] Sein älterer Bruder Franz (* 1880) fiel als Hauptmann im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 64 am 12. Oktober 1914 bei Iwangorod an der Ostfront.[2]

Luckwald leistete nach dem Schulbesuch seinen Militärdienst in der Preußischen Armee ab. Danach begann er 1906 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, das er 1909 abschloss. 1909 legte er auch seine Promotion zum Dr. iur. ab. Im gleichen Jahr trat er nach erfolgreicher Beendigung der Juristischen Staatsexamen zunächst in den Justizdienst von Preußen sowie 1910 in den auswärtigen Dienst des Deutschen Kaiserreiches ein. In den folgenden Jahren wurde er in den Auslandsvertretungen in Antwerpen, Sofia und Sankt Petersburg eingesetzt.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Luckwald 1914 wieder zum Militärdienst einberufen. Am 15. Juli 1915 wurde er als Legationssekretär dem Großen Hauptquartier zugewiesen und war dort von Februar 1916 bis 1918 als Vertreter des Auswärtigen Amtes tätig.[3][4] Am 4. März 1917 wurde er Mitarbeiter der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes sowie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zunächst beurlaubt, ehe er seit dem 29. September 1919 ohne Verwendung gestellt[5] und dann aus dem diplomatischen Dienst ausgeschieden war. Er wurde 1921 Mitarbeiter der in Berlin ansässigen Disconto-Gesellschaft.

1926 kehrte Luckwald wieder in den Dienst des Auswärtigen Amtes zurück und war als Nachfolger von Hermann Hoffmann-Fölkersamb zwischen 1926 und 1928 zunächst Vizekonsul sowie zuletzt von 1928 bis 1930 Konsul in Łódź. In dieser Funktion war er wesentlich aggressiver als sein Vorgänger bei der Einforderung der Unterstützung der Reichsregierung für die Unterstützung der deutschen Minderheit in Polen. Er und der deutsche Gesandte in Polen, Ulrich Rauscher, waren entschiedene Unterstützer von August Utta, der die deutsche Minderheit in Zentralpolen im Sejm vertrat.[6][7]

1930 wurde Luckwald Nachfolger von Siegfried Hey als Geschäftsträger im Konsulat in Tirana. Sein Titel wurde in der Folge mehrfach angepasst: Er war ab 1931 Konsul sowie ab 1932 Konsul und Geschäftsträger. Am 29. Januar 1932 wurde er Mitglied der NSDAP. Dieser Beitritt erfolgte unter einem Decknamen. Zu dieser Zeit amtierte er als Konsul in Lodz.[8] Zum 27. Oktober 1934 wurde er schließlich Gesandter im Königreich Albanien. Zugleich war er Leiter des dortigen Verbindungsbüros der NSDAP, der er 1932 (Mitgliedsnummer 1.370.712) beigetreten war.[9][10] Am 11. Dezember 1936 wurde er abgelöst; sein Nachfolger in Tirana wurde Eberhard von Pannwitz, der bislang Gesandtschaftsrat an der Gesandtschaft in Polen war. In den 1930er Jahren ließ er sich in der Potsdamer Berliner Vorstadt von dem Architekten Otto von Estorff, ein Landhaus in der Schwanenallee 5 entwerfen und bauen.[11]

Luckwald selbst wurde daraufhin 1936 Nachfolger von Otto von Radowitz als Generalkonsul in der Freien Stadt Danzig und verblieb auf diesem Posten bis zu seiner Ablösung durch Martin von Janson 1938. Danach war er zwischen 1938 und 1943 Mitarbeiter in der Zentrale des Auswärtigen Amtes in Berlin, ehe er zuletzt von 1943 bis 1945 als Nachfolger von Werner Gerlach als Vertreter des Auswärtigen Amtes im Range eines Gesandten beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren fungierte.[12] Von Luckwald gehörte seit 1939 der SS an, bereits 1938 hatte er sich um die Aufnahme als Mitglied bemüht. Der ihm zugeordnete Rang eines SS-Sturmbannführeres stand eigentlich im Widerspruch zu seinem damaligen diplomatischen Rang, erst 1943 hatte den Rang eines Obersturmbannführers.

Am 6. April 1945 gehörte Luckwald zu den Teilnehmern einer Aufführung des Propagandafilms Theresienstadt, als dieser Otto Lehner und Paul Dunant, zwei Delegierten des IRK, gezeigt wurde. Diese wurden vom Schweizer Diplomaten Buchmüller begleitet. Außerdem waren der SS-Standartenführer Erwin Weinmann, der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD des Protektorats, sowie als weiterer Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes Legationsrat Eberhard von Thadden anwesend.[13]

Veröffentlichung

  • Albanien: Land zwischen Gestern und Morgen. Bildband, München 1942.

Literatur

  • Luckwald, Erich von, in: Gerhard Keiper, Martin Kröger (Bearb.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945, Band 3, L–R. ISBN 978-3-506-71842-6, S. 129ff.
  • Marek Andrzejewski: Ludzie Wolnego Miasta Gdańska (1920–1939), Informator biograficzny. Marpress Gdańsk 1997, ISBN 83-87291-27-7, S. 79.
  • Robert Elsie: A Biographical Dictionary of Albanian History, I.B. Tauris London/New York 2012, S. 290 (Onlineversion).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag in Gedbas
  2. Deutscher Offizier-Bund (Hrsg.): Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1926, S. 110.
  3. Holger Afflerbach: Falkenhayn: Politisches Denken und Handeln im Kaiserreich, 1996, S. 373, 415, ISBN 3-48682-982-3
  4. Karl-Heinz Janßen: Der Wechsel in der Obersten Heeresleitung 1916, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1959, Heft 4, S. 346 (Fußnote 31)
  5. Kurt Riezler, Karl Dietrich Erdmann: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente, 1972, S. 302, ISBN 3-52535-817-2
  6. Winson Chu: The German Minority in Interwar Poland, 2012, S. 147, 149, ISBN 1-10700-830-1
  7. Ingo Eser: „Volk, Staat, Gott!“ Die deutsche Minderheit in Polen und ihr Schulwesen 1918–1939, 2010, S. 335 ff., ISBN 3-44706-233-9
  8. Hans-Jürgen Döscher: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der Endlösung. Siedler Verlag, Berlin 1987, S. 108, ISBN 3-88680-256-6
  9. Michael Schmidt-Neke: Entstehung und Ausbau der Königsdiktatur in Albanien (1912–1939): Regierungsbildungen, Herrschaftsweise und Machteliten in einem jungen Balkanstaat, 1987, S. 239, 244, ISBN 3-48654-321-0
  10. Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP: Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bestandes, 1983, S. 702, ISBN 3-48651-801-1
  11. Potsdam Berliner Vorstadt.
  12. Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes, Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit: Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, 2010, ISBN 3-64105-091-X
  13. „Die geschenkte Stadt“ oder „Theresienstadt – ein Dokumentarfilm aus dem Jüdischen Siedlungsgebiet“