„Sachsenring“ – Versionsunterschied

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Der '''Sachsenring''' ist eine traditionsreiche Rennstrecke in [[Hohenstein-Ernstthal]] bei [[Chemnitz]], [[Sachsen]].
Der '''Sachsenring''' ist eine traditionsreiche Rennstrecke in [[Hohenstein-Ernstthal]] im [[Landkreis Zwickau]], [[Sachsen]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 16. Juli 2009, 17:50 Uhr

Vorlage:Infobox Rennstrecke allgemein

Start zum Formel-Junior-Rennen 1963

Der Sachsenring ist eine traditionsreiche Rennstrecke in Hohenstein-Ernstthal im Landkreis Zwickau, Sachsen.

Geschichte

Ursprünge

Die Ursprünge des Sachsenrings gehen auf das Badberg-Viereck-Rennen zurück, welches erstmals am 26. Mai 1927 stattfand. Der 8,7 km lange Straßenkurs führte im Gegenuhrzeigersinn durch Hohenstein-Ernstthal nach Norden, um dann in westlicher Richtung parallel zur heutigen A4 ChemnitzGera zu verlaufen. Auf der heutigen Bundesstraße 180 ging es nach Süden, um dann in der Queckenberg-Kurve auf die Zielgerade einzumünden. Nach zwei Auflagen musste die Veranstaltung nach Protesten der Bürgerschaft wegen der zahlreichen Unfälle zunächst ausgesetzt werden.

In den 1930er Jahren jedoch wurde die zwischen Chemnitz und Zwickau gelegene Rennstrecke fester Bestandteil des internationalen Rennkalenders. 1934 wurde erstmals der Große Preis von Deutschland für Motorräder auf der Strecke ausgetragen, bei dem es drei Todesopfer zu beklagen gab, darunter der 500-cm³-Europameister des Vorjahres, der Schwede Gunnar Kalén sowie der aktuelle 500er-Europameister Pol Demeuter aus Belgien. 1936 wurden im Rahmen des Grand Prix die Europameister ermittelt. Im Jahr 1937 erhielt der Kurs den Namen „Sachsenring“, nachdem auf dem vorher als Sachsenring bezeichneten Kurs im Tharandter Wald die Rennaktivitäten eingestellt wurden.

Anfahrt zur Queckenbergkurve 1963

Im Jahr 1949 belebte man nach der kriegsbedingten Pause die Rennen wieder. 1950 besuchten ca. 400.000 Zuschauer den Lauf zur gesamtdeutschen Motorradmeisterschaft. Ein weiterer Höhepunkt war das auf dem 8,7 km langen Kurs ausgetragene Amateur-Rennen der Straßen-Radweltmeisterschaft 1960, das der einheimische Bernhard Eckstein vor Täve Schur gewann.

Ab 1961 erlebte der „alte“ Sachsenring seine Blütezeit, denn bis einschließlich 1972 wurden auf dem Hochgeschwindigkeitskurs Läufe zur Motorrad-Weltmeisterschaft ausgetragen. Dabei waren zeitweise auch die einheimischen Zweitakt-Rennmaschinen von MZ aus dem nahe gelegenen Zschopau konkurrenzfähig. Die schnellste Rennrunde überhaupt fuhr jedoch der 15-fache Weltmeister Giacomo Agostini aus Italien auf einer 500-cm³-MV Agusta mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 180 km/h. Im Jahr 1969 kam der junge britische Weltmeister und Publikumsliebling Bill Ivy bei einem Sturz im Zentrum von Hohenstein-Ernstthal ums Leben.

Den Lauf bei den 250ern gewann 1971 der (West-)Deutsche Dieter Braun, worauf viele Zuschauer die deutsche Nationalhymne mitsangen. Die vorangegangene rundenlange Anfeuerung von Braun wurde von den Behörden denkbar kritisch zur Kenntnis genommen und führte zu Konsequenzen, der auf den Verzicht auf den WM-Status hinauslief. Die offizielle Begründung waren fehlende Sicherheitsvorkehrungen und gestiegene Kosten.

Nach dem staatlich erzwungenen Ende der WM-Läufe wurde es zunächst etwas ruhiger, doch der Rennbetrieb mit Zwei- und Vierrädern ging mit rein osteuropäischen Teilnehmern weiter und begeisterte im Laufe der Zeit viele Zuschauer. Aufgrund der im Vergleich zu westlichen Motoren relativ geringen Leistungen kam es dabei nicht zu dem starken Anstieg der Fahrleistungen, der bei westlichen Rennstrecken wie etwa dem Nürburgring Umbaumaßnahmen oder gar komplette Schließungen erforderlich machte.

Pressezentrum und Boxenanlage im Jahr 2008

Neuanfang

Im Jahre 1990 brachte das Ende der DDR indirekt das endgültige Aus für die altehrwürdige Naturrennstrecke. Der seit Jahrzehnten quasi unveränderte Stand der Strecke konnte modernen Sicherheitsanforderungen nicht mehr gerecht werden, denn durch das nun verfügbare Material aus dem Westen bzw. dem Fernen Osten stiegen die Geschwindigkeiten. Trotz zweier Bremsschikanen kam es zu tragischen Unfällen. Insbesondere der Rennbetrieb innerhalb der Ortschaft war nicht mehr tragbar, obwohl am Schleizer Dreieck noch einige Jahre an Häusern vorbei gerast wurde und dies bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man nach wie vor üblich ist.

Eine verkürzte Strecke außerorts wurde diskutiert, doch die Umsetzung ließ auf sich warten. Der AMC Sachsenring Hohenstein-Ernstthal sowie der ADAC Sachsen veranstalteten von 1992 bis 1995 Sachsenring-Rennen auf den tschechischen Rennstrecken in Most bzw. Brünn.

1995 wurde das am Start-Ziel-Bereich der alten Rennstrecke gelegene Verkehrssicherheitszentrum mit multifunktionalem Veranstaltungsgelände und (noch nicht permanent verfügbarer) Rennstrecke eröffnet. Nun bot sich wieder die Möglichkeit, Rennsport vor Ort zu betreiben. Das rennsportliche Comeback erfolgte 1996 mit den Veranstaltungen zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) sowie dem ADAC Super Tourenwagen Cup.

Der Omega-förmige Teil der Strecke, der bergab um einen bewaldeten Hügel führt, wurde zwar zum neuen Merkmal des Sachsenrings, aber der Rest des Kurses wurde von einigen Aktiven als zu eng und zu langsam kritisiert, zumal dies kaum an die flüssige alte Strecke erinnerte. Dank kontinuierlicher Verbesserung von Streckenstandard und Infrastruktur gelang 1998 der große Coup: die Motorrad-Weltmeisterschaft, die auf dem Hockenheimring und zuletzt auf dem Nürburgring immer weniger Zuschauer anlocken konnte, kehrte nach 26 Jahren auf den Sachsenring zurück. Seither strömen Jahr für Jahr um die 200.000 Zuschauer zum „Ring“, um das Spektakel zu erleben.

Dank dieser beeindruckenden Unterstützung seitens der Zuschauer wurden im Laufe der Jahre umfassende Veränderungen an der Strecke vorgenommen. Erwähnt seien hier eine neue Boxenanlage, der neue Start/Zielturm sowie die geänderte schnellere Streckenführung, die den öffentlichen Verkehr nicht mehr berührt und den Sachsenring somit erstmals zu einer permanenten Rennstrecke macht. Insbesondere der Umbau von 2002, der mit einem sehr schnellen Bergabstück vor der Bergauf-Kurve Queckenberg sowohl an den Streckenabschnitt Fuchsröhre der Nordschleife als auch an den alten Sachsenring erinnert, etablierte den nun 3670 Meter langen Sachsenring endgültig bei Fahrern und Zuschauern.

Obwohl die DTM wegen finanzieller Differenzen in den letzten Jahren nicht zurückkehrte, gelang es den örtlichen Veranstaltern bzw. dem ADAC jüngst, die Motorrad-Weltmeisterschaft am Sachsenring mindestens bis zum Jahr 2011 zu sichern.

Bei aktuellen Veranstaltungen gerade aus dem Hobbybereich stellt sich das strenge Lautstärkelimit immer wieder als Problem dar, sodass viele Events am Sachsenring trotz großem Interesse nicht stattfinden können. Für Veranstaltungen wie MotoGP-Rennen werden Ausnahmegenehmigungen erteilt.

Siegerlisten

Motorrad-Grands-Prix 1934 bis 1939

JahrRennen250 cm³350 cm³500 cm³
1934Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Henry Tyrell-SmithVorlage:Flagicon Jimmie SimpsonVorlage:Flagicon Otto Ley
1935Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Walfried WinklerVorlage:Flagicon Walter RuskVorlage:Flagicon Jimmie Guthrie
1936Großer Preis von EuropaVorlage:Flagicon Henry Tyrell-SmithVorlage:Flagicon Freddie FrithVorlage:Flagicon Jimmie Guthrie
1937Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Ewald KlugeVorlage:Flagicon Harold DaniellVorlage:Flagicon Karl Gall
1938Großer Preis von EuropaVorlage:Flagicon Ewald KlugeVorlage:Flagicon John WhiteVorlage:Flagicon Georg Meier
1939Großer Preis von GroßdeutschlandVorlage:Flagicon Nello PaganiVorlage:Flagicon Walter HamelehleVorlage:Flagicon Dorino Serafini

Motorrad-WM-Läufe

JahrRennen50 cm³125 cm³250 cm³350 cm³500 cm³ / MotoGP
1961Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Ernst DegnerVorlage:Flagicon Mike HailwoodVorlage:Flagicon Gary HockingVorlage:Flagicon Gary Hocking
1962Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Jan HubertsVorlage:Flagicon Luigi TaveriVorlage:Flagicon Jim RedmanVorlage:Flagicon Jim RedmanVorlage:Flagicon Mike Hailwood
1963Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Hugh AndersonVorlage:Flagicon Mike HailwoodVorlage:Flagicon Mike HailwoodVorlage:Flagicon Mike Hailwood
1964Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Hugh AndersonVorlage:Flagicon Phil ReadVorlage:Flagicon Jim RedmanVorlage:Flagicon Mike Hailwood
1965Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Frank PerrisVorlage:Flagicon Jim RedmanVorlage:Flagicon Jim RedmanVorlage:Flagicon Mike Hailwood
1966Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Luigi TaveriVorlage:Flagicon Mike HailwoodVorlage:Flagicon Giacomo AgostiniVorlage:Flagicon František Šťastný
1967Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Bill IvyVorlage:Flagicon Phil ReadVorlage:Flagicon Mike HailwoodVorlage:Flagicon Giacomo Agostini
1968Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Phil ReadVorlage:Flagicon Bill IvyVorlage:Flagicon Giacomo AgostiniVorlage:Flagicon Giacomo Agostini
1969Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Ángel NietoVorlage:Flagicon Dave SimmondsVorlage:Flagicon Renzo PasoliniVorlage:Flagicon Giacomo AgostiniVorlage:Flagicon Giacomo Agostini
1970Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Aalt ToersenVorlage:Flagicon Ángel NietoVorlage:Flagicon Rodney GouldVorlage:Flagicon Giacomo AgostiniVorlage:Flagicon Giacomo Agostini
1971Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Ángel NietoVorlage:Flagicon Ángel NietoVorlage:Flagicon Dieter BraunVorlage:Flagicon Giacomo AgostiniVorlage:Flagicon Giacomo Agostini
1972Großer Preis der DDRVorlage:Flagicon Theo TimmerVorlage:Flagicon Börje JanssonVorlage:Flagicon Jarno SaarinenVorlage:Flagicon Phil ReadVorlage:Flagicon Giacomo Agostini
1998Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Tomomi ManakoVorlage:Flagicon Tetsuya HaradaVorlage:Flagicon Mick Doohan
1999Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Marco MelandriVorlage:Flagicon Valentino RossiVorlage:Flagicon Kenny Roberts jr.
2000Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Yōichi UiVorlage:Flagicon Olivier JacqueVorlage:Flagicon Alex Barros
2001Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Simone SannaVorlage:Flagicon Marco MelandriVorlage:Flagicon Max Biaggi
2002Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Arnaud VincentVorlage:Flagicon Marco MelandriVorlage:Flagicon Valentino Rossi
2003Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Stefano PeruginiVorlage:Flagicon Roberto RolfoVorlage:Flagicon Sete Gibernau
2004Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Roberto LocatelliVorlage:Flagicon Dani PedrosaVorlage:Flagicon Max Biaggi
2005Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Mika KallioVorlage:Flagicon Dani PedrosaVorlage:Flagicon Valentino Rossi
2006Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Mattia PasiniVorlage:Flagicon Yuki TakahashiVorlage:Flagicon Valentino Rossi
2007Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Gábor TalmácsiVorlage:Flagicon Hiroshi AoyamaVorlage:Flagicon Dani Pedrosa
2008Großer Preis von DeutschlandVorlage:Flagicon Mike Di MeglioVorlage:Flagicon Marco SimoncelliVorlage:Flagicon Casey Stoner

Zuschauerzahlen der Motorrad-WM Läufe seit 1998

Seit der ersten Austragung der WM-Läufe auf dem neuen Sachsenring im Jahr 1998 stiegen die Zuschauerzahlen Jahr für Jahr an, was die kontinuierliche Steigerung der Zuschauerkapazität zur Folge hatte. Mittlerweile zählt das Rennen, neben den in Spanien ausgetragenen Läufen, zu den am besten besuchten Grand Prix der Motorrad-WM. Zum ersten Rückgang der Zuschauerzahl gegenüber dem Vorjahr kam es 2008, als die Veranstaltung erstmals an einem verregneten Wochenende stattfand. Ein Besonderheit am Sachsenring sind die hohen Besucherzahlen an den Trainingstagen, an denen die Tribünen bei den meisten anderen Rennen nur spärlich gefüllt sind.

JahrZuschauer
am gesamten Wochenende
Veränderung
gegenüber Vorjahr
1998142.000
1999151.000+ 6,3 %
2000161.000+ 6,6 %
2001177.000+ 9,5 %
2002184.500+ 4,2 %
2003204.000+ 10,5 %
2004207.745+ 1,8 %
2005216.457+ 4,2 %
2006219.848+ 1,6 %
2007226.944+ 3,2 %
2008221.492− 2,4 %

Literatur

  • Wolfgang Hallmann: Das war der Sachsenring - Geschichte und Gegenwart einer legendären Rennstrecke, Chemnitzer Verlag, Chemnitz, 1996, ISBN 3928678329
  • "75 Jahre Sachsenring - Fahrer einer legendären Rennstrecke", HB-Werbung und Verlag GmbH & Co. KG, Chemnitz, 2002, ISBN 3-00-008789-3
  • Gerhard Herber: Der Grillenburger Sachsenring 1927–1933. Die Geschichte einer vergessenen Rennstrecke. 1. Auflage. Lotos Druck GmbH, Reichstädt 2005, ISBN 3-00-015943-6.

Quellen

Koordinaten: 50° 47′ 26″ N, 12° 41′ 16″ O