Rufnummernmitnahme

Rufnummernmitnahme ist die Möglichkeit im Bereich der Telefonie, bei einem Anbieterwechsel die Rufnummer zu behalten. Technisch wird dabei die Rufnummer vom alten Anschluss abgekoppelt und auf den Anschluss des neuen Providers eingetragen. Dieser unterliegende Vorgang heisst Portierung und kann mit Portiergebühren behaftet sein.

Die Rufnummernmitnahme im Ortsnetz (Local Number Portability) wurde in Deutschland mit der Entmonopolisierung der Telekommunikation eingeführt. Details zur Portierung einer Rufnummer im Ortsnetzbereich sind in der BMPT-Amtsblattverfügung 282 vom 19. November 1997 geregelt.[1]

Die Rufnummernmitnahme im Mobilfunk (Mobile Number Portability) wurde in Deutschland im Jahre 2002 eingeführt. Aufgrund der hohen Interconnection Gebühren der verschiedenen Provider war fraglich, ob dies sinnvoll ist. Erfahrungen (anderer Länder) zeigen, dass sich die Tarifierung an die neue Situation anpasst.

siehe auch: Mobile Number Portability

Geschichte

Die Geschichte der Rufnummernmitnahme ist eng verknüpft mit der Elektronifizierung der Nachrichtennetze. Bei der Erfindung der öffentlichen Telefonnetze gab es gar keine Rufnummern, sondern das Fräulein vom Amt, dass zu einem benannten Anschlussort den von ihr angenommenen Ruf auf eine ausgehende Leitung weiterschaltete. Dies nennt sich heute Handvermittlung. Die Erfindung der Hebdrehwähler ermöglichte dann Selbstwählgespräche.

Dieses Wählverfahren wurde später POTS (plain old telefophony system) getauft. Jede Ziffer (oder Ziffernpaar bei Hunderterwählern) bestimmte an einem Hubwähler die ausgehende Leitung. Die gesamte Ziffernfolge bestimmte somit den physisch geschalteten Pfad an Leitungenabschnitten zwischen zwei Endstellen.

Häufig genutzt wurde diese POTS-Wahl auch für Querverbindungen. Ein Betrieb konnte zwischen seinen Betriebsteilen eine private Leitung spannen, die durch eine spezielle Vorwahl genutzt wurde. Innengespräche zwischen Betriebsteilen blieben so kostenlos, da sie nicht über den öffentlichen Provider erfolgten.

Gleichsam gab es solche Querverbindungen auch im öffentlichen Netz. Insbesondere in Grenzregionen waren benachbarte Gemeinden direkt verbunden. Statt der nationalen oder internationalen Vorwahl hatten Nachbargemeinden eine Kurzvorwahl. Dies ermöglichte Gespräche zum geringeren Ortsnetztarif. Technisch hiess das, dass statt der Leitung zum nationalen Hauptvermittlungsknoten eine Querleitung angesprochen wurde.

Die Einführung der 0800-Freecall Nummern brachte jedoch zunehmend Probleme. (In den USA setzen sich schon früh 0800-Vanity-Rufnummern durch). Im POTS können eigentlich nur Rufnummernblöcke vergeben werden, deren Endstellen dann physisch dicht beieinanderliegen (ausser man schaltete eine einzelne Direktverbindung von dort). Stattdessen sinnvoller ist, die Rufnummern der 0800-Dienste von der physischen Leitung zu entkoppeln, sodass das Call Center eines Dienstanbieters beliebig beheimatet sein kann.

Technisch realisert wird dies durch das SS7-Signalisierungsnetzwerk. Wenn eine Ortsnetzvermittlung die Vorwahl "0800" erkennt, dann werden alle folgenden Nummern aufgesammelt, und an eine zentrale Datenbank geschickt. Dies zentrale Datenbank findet zur Dienste-rufnummer die POTS-rufnummer, und gibt diese an die physische Vermittlungsstelle zurück. Anhand der Rufnummerauflösung kann diese nun die physische ausgehende Leitung anwählen.

Diese Form der Nummernauflösung basiert auf elektronischen Verfahren - einzeln eingetippte Ziffern müssen aufgesammelt werden (gespeichert) und in einem Block an eine elektronische Datenbank geschickt werden, wo sie mit dessen gespeicherten Zuordnungen zum physischen Ort verglichen werden. Dies ermöglicht es jedoch, die Zuordnung zu ändern, sodass ein Call Center auch umziehen kann, die beworbene Rufnummer jedoch gleich bleibt. Die Rufnummernmitnahme ist geboren.

Die weitere Digitialisierung der Nachrichtennetze erfolgte schrittweise. Sie war in Deutschland Ende der 1980er, in den USA erst Ende der 1990er abgeschlossen. Bestehende analoge Anschlüsse sind tatsächlich nur auf dem letzten Erdkabel analog, die gesamte Vermittlung erfolgt dahinter voll digital. Im neuen ISDN-basierten Netz ist es dabei die Regel, dass eine Rufnummer in einem Schritt übertragen wird.

Dies ermöglicht, dass das Nachrichtennetz die jeweils günstigste physische Leitung selbst anwählen kann. Die Quervorwahlen entfielen nach und nach, stattdessen Tarifieren die öffentlichen Netze selbst eine geringere Gebühr in Nachbarorte auch bei unterschiedlicher Ortsnetzvorwahl. Schon aus Gründen der Störfestigkeit wurden Ortsnetzvorwahlen von den physischen Leitungen zunehmend entkoppelt. Dies Entkopplung trifft auch auf voll digitalisierte Ortsnetze zu.

Die ISDN-Rufnummer kann auch in den digitalisierten Ortsnetzen beliebig zugeordnet werden. Dies wurde als Service insbesondere für Geschäftsleute eingerichtet - die schon beworbene Ortsnetz-Rufnummer konnte auch bei Ortswechsel (innerhalb eines Ortsnetz-Anschlussbereiches) beibehalten werden - war dieses vorher ein teures Unterfangen, bei der physische Leitungen umgeschaltet werden mussten, wurde es nun ein erschwinglicher und allgemein verfügbarer Dienst. Ender de 1990er Jahre wurde der "Umzug" mit Rufnummernmitnahme sogar kostenlos.

Tatsächlich gibt es keine Begründung, nur eine Rufnummernauflösung für "0800"-Nummer, Ortsnetznummer oder Anschlusskennung im Ortsnetzbereich durchzuführen. Die "0700"-Nummern ermöglichen, eine ganz persönliche Rufnummer zu wählen und diese einem beliebigen physischen Anschluss zuzuordnen. Die Rufnummernmitnahme im engeren Sinne entfällt, da für diesen Rufnummern keine ursprüngliche Zuordnung zu Endgeräten vorgesehen ist.

Mit dem Aufkommen mehrerer konkurrierender Netzbetreiber stellt die physische Zuordnung vor höhere Anforderungen. Weder die Ortsnetzvorwahl noch die Mobilfunkvorwahl müssen mehr einen speziellen Netzbetreiber auswählen. Formell werden vormals separate Datenbanken der Betreiber (der Vorwahl) zusammengeführt, und jede Rufnummer ist beliebig portierbar.

Eine generelle nationale Portierung von Rufnummern wird jedoch unterlassen, da es sich eingebürgert hat, dass Kunden anhand der Vorwahl eine Abschätzung der entstehenden Gebühren vornehmen können. Wo dieses heute schon durch Endkunden schwer einschätzbar ist, erfolgt eine kostenlose Ansage des Tarifs zu Anfang eines Gesprächs. Gerade durch die ursprünglich sehr verschiedenen Tarife der Mobilfunknetze war die Mobile Number Portability anfänglich umstritten, wodurch Rufnummermitnahme dazu führen kann, dass ursprünglich netzinterne Gespräche zu netzübergreifenden Gesprächen werden konnten, die ein Mehrfaches kosten konnten.