Reinhard Genzel
![Reinhard Genzel](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e3/Reinhard_Genzel.jpg/220px-Reinhard_Genzel.jpg)
Reinhard Genzel (* 24. März 1952 in Bad Homburg vor der Höhe) ist ein deutscher Astrophysiker. Er war bis zu seiner Emeritierung 2017 Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching bei München. Genzel erhält 2020 gemeinsam mit der US-amerikanischen Astronomin Andrea Ghez den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung eines supermassereichen kompakten Objekts im Zentrum der Milchstraße. Sie beide erhalten gemeinsam je 1/4 des stattlichen Preisgelds von somit immerhin noch je € 237.500,- . Die andere Hälfte geht an den Roger Penrose für den Nachweis, dass schwarze Löcher eine robuste Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie sind.
Leben und Werk
Reinhard Genzel ist der Sohn des Professors für Festkörperphysik Ludwig Genzel (1922–2003) und dessen Gattin Annerose. Nach dem Abitur am Berthold-Gymnasium in Freiburg im Breisgau studierte er Physik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Diplom 1975) und wurde 1978 bei Kenneth I. Kellermann am Max-Planck-Institut für Radioastronomie promoviert. Er ging anschließend an das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts und war von 1980 bis 1982 als Miller Fellow und ab 1981 als Associate Professor an der University of California, Berkeley, an der er 1985/86 eine volle Professur hatte. Genzel wurde 1986 zum wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und zum Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München berufen und lehrte in jener Zeit bis zu seiner Emeritierung 2017 an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Honorarprofessor. Seit 1999 war er Professor (Full Professor) an der University of California, Berkeley, jedoch ist er dort inzwischen emeritiert worden.[1][2][3]
Reinhard Genzel war maßgeblich an der Entwicklung der Infrarot- und Submillimeter-Astronomie beteiligt. So gelang ihm mit seinem Team zunächst am La-Silla-Observatorium (ab 1992) und dann am Very Large Telescope über langjährige Beobachtungen der Bahnen von Sternen nahe Sagittarius A* der Nachweis, dass sich im Zentrum der Milchstraße ein supermassives Schwarzes Loch von etwa 4,3 Millionen Sonnenmassen befindet. Unabhängig gelang dies auch Astronomen um Andrea Ghez am Keck-Observatorium. Beide erhielten für ihre Entdeckung eine Hälfte des Nobelpreises für Physik 2020 (die andere Hälfte erhielt Roger Penrose).[4][5] Seit seiner Emeritierung in München bzw. Garching und Berkeley lebt Genzel mit Gattin Frances, mit der er 3 Söhne hat, in deren Geburtsort Sacramento.
Auszeichnungen
- Otto-Hahn-Medaille, Max-Planck-Gesellschaft, 1980
- Presidential Young Investigators Award, National Science Foundation, 1984
- Newton-Lacy-Pierce-Preis für Astronomie, American Astronomical Society, 1986
- Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, Deutsche Forschungsgemeinschaft, 1990
- De Vaucouleurs Medaille, Universität von Texas, 2000
- Jules-Janssen-Preis, Société astronomique de France, 2000
- Stern-Gerlach-Medaille für experimentelle Physik, Deutsche Physikalische Gesellschaft, 2003
- Balzan-Preis für Infrarot-Astronomie, 2003
- Petrie Prize Lecture, 2005
- Namensgeber für den Asteroiden (18241) Genzel[6]
- Albert-Einstein-Medaille, 2007
- Shaw Prize, 2008
- Premio "Galileo 2000", 2009[7]
- Karl-Schwarzschild-Medaille, 2011
- Crafoord-Preis, 2012
- Tycho-Brahe-Preis, 2012
- Herschel-Medaille, 2014
- Bundesverdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz mit Stern, 2014
- Harvey-Preis, 2014
- Nobelpreis für Physik, 2020
Mitgliedschaften
- Fellow der American Physical Society, 1985
- Ausländisches Mitglied der National Academy of Sciences der USA, 2000
- Ausländisches Mitglied der Académie des sciences (Institut de France), 1998
- Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 2002[8]
- Mitglied der Academia Europaea, 2002
- Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 2003
- Foreign Member of the Royal Society (seit 2012)[9]
- Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste (seit 2013)[10]
Weblinks
- Literatur von und über Reinhard Genzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Genzels Homepage am MPE
- Genzels Profil bei der MPG
- Veröffentlichungen von R. Genzel im Astrophysics Data System
- Würdigung der Balzan-Stiftung
- Interview mit Reinhard Genzel: The giant black hole in the Milky Way ( vom 15. April 2013 im Webarchiv archive.today)
- Würdigung zum Shaw Prize
- Black Holes and Galaxies: Professor Reinhard Genzel (ANU TV auf Youtube)
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Genzel - Curriculum Vitae. Reinhard Genzel, 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020 (englisch).
- ↑ Robert Sanders: UC Berkeley’s Reinhard Genzel awarded Nobel Prize in Physics. In: Berkeley News. 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
- ↑ Reinhard Genzel (E): Biography. Abgerufen am 6. Oktober 2020.
- ↑ The Nobel Prize in Physics 2020. The Royal Swedish Academy of Sciences, 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020 (englisch).
- ↑ Robert Sanders: Leopoldina-Mitglied Reinhard Genzel erhält Nobelpreis für Physik. In: Pressemitteilung der Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften. 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
- ↑ Minor Planet Circ. 54827
- ↑ Artikel vom 26. Oktober 2009 aus „Il Sole 24 Ore“ (italienisch) ( vom 2. Januar 2010 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Mitgliedseintrag von Reinhard Genzel (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 6. Juli 2016.
- ↑ siehe http://royalsociety.org/people/reinhard-genzel/
- ↑ Pressemitteilung 367/2013 der Bundesregierung, siehe bundesregierung.de ( vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)
Personendaten | |
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NAME | Genzel, Reinhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Astrophysiker |
GEBURTSDATUM | 24. März 1952 |
GEBURTSORT | Bad Homburg vor der Höhe |