Plaue

Wappen Deutschlandkarte
Plaue
Deutschlandkarte, Position der Stadt Plaue hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 47′ N, 10° 54′ OKoordinaten: 50° 47′ N, 10° 54′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Ilm-Kreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Oberes Geratal
Höhe: 330 m ü. NHN
Fläche: 22,69 km2
Einwohner: 1975 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 87 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99338
Vorwahl: 036207
Kfz-Kennzeichen: IK, ARN, IL
Gemeindeschlüssel: 16 0 70 043
Stadtgliederung: Stadt und 2 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
An der Glashütte 3
99330 Gräfenroda
Bürgermeister: Jörg Thamm (CDU)
Lage der Stadt Plaue im Ilm-Kreis
KarteAlkerslebenAmt WachsenburgArnstadtBösleben-WüllerslebenDornheimElgersburgEllebenElxlebenGeratalGroßbreitenbachIlmenauMartinrodaGehrenOsthausen-WülfershausenPlaueStadtilmWitzlebenThüringenLandkreis Schmalkalden-MeiningenSuhlLandkreis HildburghausenLandkreis SonnebergLandkreis Saalfeld-RudolstadtLandkreis Weimarer LandErfurtLandkreis Gotha
Karte
Historische Ansicht von Plaue, ca. 1907
Liebfrauenkirche
Ehrenburg
Rathaus
Kapelle St. Sigismund

Plaue ist eine Stadt im Ilm-Kreis in Thüringen, zwischen der Kreisstadt Arnstadt und Ilmenau gelegen.

Geografie

Plaue liegt etwa 10 km südlich von Arnstadt. In Plaue entsteht die Gera aus dem Zusammenfluss von Zahmer Gera und Wilder Gera. Die Talhänge rund um Plaue bestehen aus Muschelkalk. So bildeten sich zahlreiche bizarre Gesteinsformen. Es gibt auch eine Karstquelle, den Spring von Plaue. Östlich der Stadt liegen die Reinsberge. Das Geratal zeichnet sich in der Umgebung von Plaue durch ein verhältnismäßig mildes Klima aus.

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: ArnstadtWipfratalIlmenauNeusißAngelrodaLiebensteinGossel

Stadtgliederung

Plaue besitzt 2 Ortsteile:

Name

Im 10. oder 11. Jahrhundert erhielt der Ort von weit nach Westen vorgedrungenen Wenden seinen Namen. Darauf deutet der ursprünglich slawische Name Plawy hin. Plawy oder Plawe ist der altpolabische Flurname für den Ort, wo evtl. Holz geflößt wurde (plav = schwimmen, flößen, schwemmen).

Geschichte

Plaue gehört zu den ältesten dauerhaft besiedelten Orten Deutschlands. Erste feste Ansiedlungen sind seit der Bronzezeit nachgewiesen. Beim Bau der Bahnstrecke Arnstadt-Ilmenau stieß man auf ein Hockergrab, das sich recht schnell als zu einer umfangreichen Grabanlage gehörend erwies. Dieses Gräberfeld erstreckte sich bis auf das Gelände der späteren Eisengießerei, wurde jedoch bisher nicht erschlossen. Auf dem Rheinsberg wurden die Reste einer keltischen Fliehburg gefunden, was ebenfalls auf eine sehr frühe Besiedlung hindeutet. Die Gründe für die frühe Besiedlung waren vermutlich die starken natürlichen Salzquellen nördlich der heutigen Stadt. Hier trat sehr salzhaltiges Wasser von allein an die Oberfläche. Diese Salzquellen führten im frühen Mittelalter zu einem großen Reichtum des Ortes, der sich mit diesen Geldern vermutlich auch das Stadtrecht erkaufte. Die Slawen siedelten zunächst nur am rechten Ufer der Gera. Das Gelände wurde vermutlich wegen der wasserreichen Gegend, der Wiesen und Wälder und wohl auch wegen der Salzquellen gewählt.

1008 errichteten slawische Christen eine Taufkapelle. Um 1200 entstand die Wehrkirche Kleinbreitenbach. Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1273. Zu dieser Zeit kam die Siedlung an die Grafen von Käfernburg-Schwarzburg. Auf Grund der häufigen Überschwemmungen begannen die Bewohner schließlich, sich oberhalb des linken Ufers am Fuße des Hausberges niederzulassen und auf dem Berg die Ehrenburg zu bauen.

1276 war die Grundsteinlegung der Liebfrauenkirche. Von 1280 bis 1302 herrschte Graf Günther VIII. über den Ort und das Gebiet. Rudolf von Habsburg zerstörte 1290 die Rheinsburg. Adelheid und Irmgard, die Töchter und Erben Graf Günthers, verkauften 1306 das Besitztum an die Grafen von Schwarzburg. 1322 fiel Plaue an Heinrich X. und Günther XXI, die vom Abt Ludwig zu Hersfeld die Hälfte der Herrschaft Arnstadt kauften, zu der der Ort damals gehörte.

Am 12. Juli 1324 war laut Urkunde der Stiftungstag der Ehrenburg.

Urkunden belegen, dass am 13. März 1335 das Dorf Plaue durch Kaiser Ludwig von Bayern Marktrecht erhielt. 1345 wurde der Stadt der Bau einer Burg erlaubt. Das genaue Datum der Erlangung des Stadtrechtes ist jedoch unbekannt. 1336 erhielt Plaue das Zollrecht. Zusammen mit dem Marktrecht bedeutete das Stadtrecht. Andere Deutungen verweisen jedoch auf das in einen Stein unterhalb der Burg eingemeißelte Datum 1345 als das Datum der Erlangung des Stadtrechtes hin. Belegt ist das jedoch nicht. Das Stadtwappen zierte seitdem ein aufgerichteter Löwe auf blauem Grund.

Die Pest von 1346 bis 1350 forderte viele Opfer. 1381 war die erste urkundliche Erwähnung der Kaiser-Günther-Quelle, 1414 die von Kleinbreitenbach. Nach verschiedenen Wechseln innerhalb des Hauses Schwarzburg blieb Plaue ab 1599 bis zur Bildung des Landes Thüringen im Jahr 1920 bei Schwarzburg-Sondershausen. 1635 raffte die Pest und andere Krankheiten erneut rund ein Fünftel der Bevölkerung hin. Plaue hatte etwa 300 Einwohner. 1638 fielen nach einer Brandlegung durch einen gemaßregelten Soldatenjungen des kurfürstlich-sächsischen Heeres 33 Häuser und 18 Scheunen in Schutt und Asche. Nur zwei Jahre später mussten sich die Bürger gegen schwedische Soldatenhorden wehren, die weitere 46 Wohnhäuser und 18 Scheunen abbrannten und die hölzernen Wasserleitungsrohre zerstörten.

Im Mittelalter, besonders im 14. Jahrhundert, zog die Stadt aus zwei Salzquellen nördlich der Stadt Gewinn. Diese Quellen versiegten jedoch im 16. Jahrhundert, und die Wirtschaft war, auch wegen des Dreißigjährigen Krieges rückläufig. Haupterwerbszweige waren Ackerbau, Viehzucht sowie das Handwerk. Zeitweilig wurde auch Weinbau betrieben. Nach dem Krieg hatte Plaue nur noch 150 Bewohner.

Porzellanmanufactur Plaue

Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte die Stadt mit der 1816 gegründeten „von Schierholz'schen Porzellanmanufactur Plaue“. Diese Manufaktur war besonders berühmt für ihre Tische, Kronleuchter und Figuren aus Porzellan, später aber auch für ihre Lithophanien. Sie befruchtete die einheimische Industrie derart enorm, dass sogar das Stadtwappen um die drei Kronen ergänzt wurde (nach 1945 wieder entfernt), die von Schierholz nach seiner Erhebung in den Adelsstand als Graf erhielt. Die Manufaktur wuchs beständig. In der DDR wurde sie nicht enteignet sondern verblieb bis zum Tode des "alten" Herrn von Schierholz 1954 in seinen Händen. Sein schon 1939 in Polen gefallener Sohn Arthur konnte das Erbe nicht antreten, sein Bruder wollte nicht in die DDR zurückkehren. Um rechtliche Klarheit zu bekommen wurde die Manufaktur nun doch enteignet. In den 1970er Jahren wurde die Manufaktur komplett modernisiert und um mehrere große Hallen erweitert. Vom alten Werk blieb faktisch nur der Verwaltungstrakt. Mit der Wiedervereinigung wurde das komplette Werk an von Schierholz rückübertragen und binnen weniger Monate durch wirtschaftliche Fehlentscheidungen in die Insolvenz geführt.

Familie derer von Schierholz

Die Familie derer von Schierholz zeigte sich Plaue sehr verbunden und engagierte sich sehr sozial für den Ort. So entstanden auf ihre Kosten die Parkanlagen um die heute völlig verfallenen Springquellen sowie eine Chormuschel auf dem Gelände zwischen dem einstigen Wasserwerk an der Springquelle und der von Schierholzschen Brauerei, direkt dem Schlosspark gegenüber und der Kindergarten. Völlig selbstlos war dies aber nicht immer, wurden in der Porzellanmanufaktur die Frauen möglichst frühzeitig nach der Geburt eines Kindes als Arbeiterinnen wieder gebraucht.

19. Jahrhundert zur Gegenwart

1822 wurde das Rathaus für 4.000 Taler abgerissen und neu erbaut. 1828 vernichtete ein Großbrand erneut 28 Häuser mit Scheunen. Der Bau des Schützenhauses erfolgte 1836. 1852 wurde eine Brauerei und danach einige kleinere Industriebetriebe gegründet. 1871 hatte Plaue wieder 1.121 Einwohner und 154 Wohnhäuser. 1872 wurde das Schloss errichtet. 1879 entstand die Bahnverbindung nach Arnstadt und Ilmenau, 1884 nach Suhl. 1884 wurden die noch existierenden Mineralquellen gefasst und seitdem deren Wasser als Heil- und Mineralwasser bis in die 1990er-Jahre unter der Bezeichnung Karl-Marien-Quelle vertrieben.

Seit 1959 war Plaue in den Feriendienst des FDGB einbezogen, die Grundlage des bis heute sich entwickelnden Tourismus.

Das Schloss der Familie von Schierholz wurde ab den 1950er Jahren als Kino genutzt. Ab den späten 1970er Jahren gehörte es der Erfurter Schuhfabrik "Paul Schäfer", die es zu einem Ferienwohnhaus für ihre Mitarbeiter umbauen wollte. Dies misslang, die Bauruine wurde Ende der 1980er Jahre gesprengt. Der vorgelagerte, damals zugeschüttete, große Brunnen wird zur Zeit restauriert.

Am 13. Februar 2008 votierte der Stadtrat wegen der aussichtslosen finanziellen Lage für die Aufgabe der Eigenständigkeit Plaues und für die Eingemeindung in die benachbarte Kreisstadt Arnstadt. Ob und wann die Fusion vollzogen wird, steht noch nicht fest.

Einwohnerentwicklung

1831 hatte die Stadt 603 Einwohner. Die Einwohnerzahl stieg durch die fortschreitende Industrialisierung bis zum Jahr 1885 auf 1487. In den nachfolgenden Jahrzehnten stieg die Zahl der Einwohner auf über 2.100 an. Den Höchststand erzielte Plaue nach dem Zweiten Weltkrieg, als infolge des Zuzuges von Umsiedlern über 3000 Menschen in der Stadt wohnten. Seitdem fiel die Einwohnerzahl und stabilisierte sich in der DDR auf ca. 2300 (mit Rippersroda), fiel aber wieder leicht seit 1990. 2004 gab es erstmals wieder weniger als 2.000 Einwohner.

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Blau ein goldener Löwe mit roter Zunge und Bewehrung.“

Das Wappen von Plaue zeigt den schwarzburgischen Löwen. Siegel vom Anfang des 15.Jh. haben das gleiche Bild bei wechselndem Typus. Der ursprünglich gekrönte Löwe wird heute ungekrönt geführt.[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturhistorisch bemerkenswerte Bauwerke:

  • Westlich oberhalb der Stadt befindet sich die gotische Burgruine Ehrenburg aus dem Jahr 1324. Die Ruine ist zu Wohnzwecken hergerichtet und in Privatbesitz.
  • Die Liebfrauenkirche aus dem 12. Jahrhundert mit ihrem romanischen Kern ist das älteste Gebäude des Ortes.
  • Die Kapelle St. Sigismund nahe der Ehrenburg geht ebenfalls auf ein mittelalterliches Bauwerk zurück und wurde auf dessen Grundmauern 1730 neu errichtet. Man vermutet, dass die ursprüngliche Kapelle im Zusammenhang mit der Burg stand.
  • Auf einem Hanggrundstück zwischen Ortsfriedhof und Ehrenburg erstreckt sich der 1826 angelegte Jüdische Friedhof des Ortes, auf dem auch die in Arnstadt und Ilmenau verstorbenen Juden beigesetzt wurden.
  • Östlich der Stadt befinden sich auf einem der Reinsberge die Reste der Reinsburg, die auf eine keltische Fliehburg zurückgeht. Sie wurde vermutlich im späten 13. Jahrhundert als Raubritterburg zerstört.
  • Ende des Zweiten Weltkrieges wurden KZ-Häftlinge von SS-Männern in Richtung Stadtilm getrieben. Auf dem Friedhof wurden sechs dabei im Zimmertal (bei Plaue) ermordete sowjetische Häftlinge bestattet. An den Todesmarsch der Häftlinge aus dem Außenlager des KZ Buchenwald erinnert seit 1984 eine in der Bahnhofstraße errichtete Stele.[3]

Wirtschaft und Verkehr

Bahnhof Plaue

Die Wirtschaft von Plaue ist von Kleinunternehmen geprägt.

Plaue liegt an der Landesstraße 3004 zwischen Arnstadt und Ilmenau, die bis zur Eröffnung der Bundesautobahn 71 2003 die Bundesstraße 4 darstellte. Des Weiteren führen von Plaue Straßen nach Gräfenroda, Rippersroda und Kleinbreitenbach. Die Eisenbahn erreichte Plaue im Jahr 1879, als die Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau erbaut wurde. 1883 kam dann noch die Strecke Plaue–GräfenrodaSuhlMeiningen/Schweinfurt hinzu.

Siehe auch: Bahnhof Plaue

Persönlichkeiten

  • Johannes Purgold (* Mitte 15. Jh. in Plaue; † 1534), auch Purgoldt; Stadtschreiber von Eisenach und Jurist
  • Sidonia Hedwig Zäunemann (* 15. Januar 1714 in Erfurt; † 11. Dezember 1740 in Plaue), Dichterin, eine der ersten emanzipierten Frauen Deutschlands
  • Karl Seitz (* 4. September 1869 in Wien; † 3. Februar 1950 ebenda), österreichischer Politiker (SPÖ), Bürgermeister von Wien und Bundespräsident, wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs für einige Monate nach Plaue verbannt.
  • Elly Linden (* 25. April 1895 in Plaue; † 23. Januar 1987 in Lübeck), deutsche Politikerin (SPD), Landtagsabgeordnete von Schleswig-Holstein

Literatur

  • Felix Georgi: Chronik der Stadt Plaue. Frauendorff, Leipzig 1927.
Commons: Plaue – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  • Faltblatt der Stadt Plaue zur Festwoche "675 Jahre Stadtrecht" vom 13. bis 15. August 2010
  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 16; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e.V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 148, ISBN 3-88864-343-0