Paul Dickopf

Paul (Paulinus) Dickopf (* 9. Juni 1910 in Müschenbach; † 1973) gilt als Kopf des Aufbaus des Bundeskriminalamtes (BKA) und war in der Zeit von 1965 bis 1971 selbst dessen Präsident. Er - als Alt-Kriminalist - prägte durch seine Arbeit die Kriminalitätsbekämpfung Deutschlands bis heute, deren Organisation (teilweise sogar Terminologie) zu großen Teilen der des Nationalsozialismus entsprochen hat.

Dickopf wurde am 9. Juni 1910 in Müschenbach im Westerwald als Sohn eines Volksschullehrers geboren. Er besuchte bis ins Jahr 1928 ein Reformrealgymnasium, studierte danach Jura - jedoch ohne Abschluss - und bewarb sich 1936, nachdem er einen freiwilligen Militärdienst abgeleistet hat, bei der Kriminalpolizei.

Obwohl Kriminalkommissar Dickopf Mitglied der SS war, was wohl auf Grund von Dienstgradangleichungen geschah, war er kein Mitglied der NSDAP und betonte nach Ende des zweiten Weltkriegs, dass er ein Gegner des NS-Regimes gewesen sei und persönliche und berufliche Nachteile durch dieses bewältigen musste. Bis heute ist noch nicht endgültig geklärt, ob Dickopf - obwohl er gegenteiliges behauptet - als Doppelagent für das deutsche Reich in der Schweiz gearbeitet hat. In Frankfurt beschäftigte er sich seit 1934 mit "Zigeuner"- (d.i. Roma-, Sinti- und Jenischen-) und "Asozialen"-Fahndung. Er erhielt in der Schweiz mit Hilfe des Hitler-Bewunderers François Genoud auf dubiose Weise 1944–45 Asyl.

Ab 1951 war Dickopf damit beauftragt, sich um den Aufbau des BKAs zu kümmern, was er auch in der Art und Weise tat, dass er alles selbst befehligte oder zumindest kontrollierte und sich soviel Entscheidungsgewalt aneignete wie möglich war. Dennoch wurde er nicht zum Präsidenten gewählt, nachdem das Institut aufgebaut war. Erst 1965 wurde er BKA-Präsident, nachdem man Reinhard Dullien aus Altersgründen entlassen hatte. Paul Dickopf und viele seiner Kollegen setzten sich verstärkt dafür ein, die vermeintlich unschuldigen Kollegen aus NS-Zeiten zurück in den Beruf zu bringen, deren Status durch die Entnazifizierung noch nicht vollständig aufgeklärt war. So hatten 1959 nur zwei von 47 leitenden Beamten des BKAs keine NS-Vergangenheit.

Nach 1968 wurde Paul Dickopf zum Interpol-Präsidenten und blieb es bis 1972, was vor allem der Unterstützung François Genouds zu verdanken war, der bei der Wahl Kontakte zum arabischen Lager benutzte.

Nach Paul Dickopf ist eine Straße in Meckenheim bei Bonn benannt, in der das BKA eine Außenstelle hat.

Siehe auch

Vorlage:Navigationsleiste Präsident BKA-de