„Neue Deutsche Härte“ – Versionsunterschied

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== Stil ==
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Die Neue Deutsche Härte gilt als Musikrichtung in welcher „eine Mixtur aus harten [[Metal]]- und [[Hardcore Punk|Hardcore]]-einflüssen und [[Techno]]-Elementen“ mit deutschen Texten präsentiert werden.<ref Name="Platz">{{Literatur|Herausgeber=Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun|Sammelwerk=Die Welt der Gothics – Spielräume düster konnotierter Transzendenz|Jahr=2004|ISBN=3-531-14353-0|Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften|Seiten=253 - 284, hier S. 265ff|Autor=Judith Platz|Titel=Die ‚schwarze‘ Musik}}</ref> Dabei zeichnet sich nach [[Martin Büsser|Büsser]] der Stil durch die materialästhetische „Suche nach der bestmöglichen und bestverkäuflichen Mitte [aus].“<ref Name="Büsser55">{{Literatur|Titel=Wie klingt die neue Mitte|Jahr=2001|ISBN=3-930559-90-0|Verlag=Ventil Verlag|Seiten=55|Autor=Martin Büsser}}</ref> Der Musikstil beinhalte einen stilistischen [[Crossover (Musik)|Crossover]] aus unterschiedlichen subkulturellen Bezügen, so entlehne sich die Rhythmik der Neuen Deutschen Härte einem „martialischen [[Electronic Body Music|EBM]]“ und kumuliere mit ästhetischen und musikalischen Elementen des Heavy Metals, sowie der [[Schwarze Szene|schwarzen Szene]] und beinhalte häufig eine Spur [[Rap]].<ref Name="Büsser55"/>
Aus dem [[Hard Rock]] und dem [[Heavy Metal]] wurden typische Merkmale, wie beispielsweise verzerrte und [[Riff (Musik)|rifflastige]] Gitarren, übernommen. Die Riffs werden häufig in der Nachbearbeitung im Studio effektreich modifiziert, sodass umgangssprachlich auch häufig die Rede von sogenannten [[Stakkato]]-Riffs ist. Die Gitarren haben dabei einen monotonen Klang. Charakteristisch ist zudem der Einsatz elektronischer Effekte, die Keyboards verleihen den Stücken durch synthetische Streicher-Arrangements häufig einen melodischen Aufhänger, sowie der vereinzelte Einsatz von [[Drumcomputer]]n.


Aus dem [[Hard Rock]] und dem [[Heavy Metal]] wurden typische Merkmale, wie beispielsweise verzerrte und [[Riff (Musik)|rifflastige]] Gitarren, übernommen. Die Riffs werden häufig in der Nachbearbeitung im Studio effektreich modifiziert. Dem Gitarrenspiel werden umgangssprachlich häufig sogenannten [[Stakkato]]-Riffs nachgesagt. Die Gitarren haben dabei einen monotonen Klang. Charakteristisch ist zudem der Einsatz elektronischer Effekte, Keyboards und Synthesizer verleihen den Stücken durch synthetische Streicher-Arrangements, Melodie-Fragmente und Loops sowohl melodischen Aufhänger als auch musikalische Hintergrundflächen.<ref Name="Platz"/>
Aus dem [[Alternative Metal|Alternative]]- und [[Groove Metal]] entlehnte sich eine deutliche Rhythmusbetonung, der frühen NDH-Bands. Ähnlich dem Groove Metal neigten diese Bands zu Mid-Tempo-[[Riff (Musik)|Riffs]], die durch die Nutzung der [[Synkope (Musik)|Synkope]] eine zusätzliche [[Rhythmus (Musik)|Rhythmusdominanz]] erlangen. Als weitere stiltypische Spielformen wurden oft stark verzerrte [[Powerchord|Powerakkorde]] und [[Palm Muting]] in das Gitarrenspiel eingebunden. Auch ein verzerrtes und dominierendes Bassspiel war für diese Interpreten der NDH üblich.


Der Rhythmus gilt als einfach und wird dem Techno der 1990er Jahre nahegestellt und vereinzelt über den Einsatz von [[Drumcomputer]]n generiert.<ref Name="Platz"/>
In den Texten werden in einfacher Reimform Themen wie beispielsweise Liebe, Hass, Eifersucht, Sexualität, Religion und Tod thematisiert. Mit dem Einsatz der Instrumente, dem Auftreten sowie dem Gesang sollen Stärke, Leidenschaft und Aggressivität vermittelt werden. Kritisiert wurden einige Bands, die Stilmittel der Doppeldeutigkeit, Martialität sowie Ästhetik und Symbole aus der [[Zeit des Nationalsozialismus]] verwendeten.<ref>Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun: ''Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz'', S. 270.</ref>


Das Gitarrenspiel wird dem modernen, in den 1990er Jahren populären Metalspielweisen nahegestellt. Das rhythmusbetonte Gitarrenspiel ähnele dabei Interpreten des [[Alternative Metal|Alternative]]- und [[Groove Metal]].<ref>{{Literatur|Autor=Wolf-Rüdiger Mühlmann|Titel=Letzte Ausfahrt:Germania|Jahr=1999|Verlag=Jeske/Mader|Ort=Berlin|Kapitel=|Seiten=19|ISBN=3-931624-12-9}}</ref> Ähnlich dem Groove Metal neigten die Interpreten der Neuen Deutschen Härte zu Mid-Tempo-[[Riff (Musik)|Riffs]], die durch die Nutzung der [[Synkope (Musik)|Synkope]] eine zusätzliche [[Rhythmus (Musik)|Rhythmusdominanz]] erlangen. Als weitere stiltypische Spielformen wurden oft stark verzerrte [[Powerchord|Powerakkorde]] und [[Palm Muting]] in das Gitarrenspiel eingebunden. Auch ein verzerrtes und dominierendes Bassspiel war für diese Interpreten der NDH üblich.
Ein auffälliges Merkmal für das Genre sind die vielen Bandnamen, die oft aus zusammengesetzten Substantiven bestehen und in ihrer Aussprache „hart“ und „kraftvoll“ klingen sollen. Einige Bands lassen sich aufgrund ihrer vielseitigen Musik nicht vollständig der Neuen Deutschen Härte zuordnen.

In den Texten werden in einfacher Reimform „bedeutungsschwanger konnotierte Worte“ genutzt, inhaltlich miteinander verbunden und häufig wiederholt. Der Textvortrag wird meist von Männern in einer tiefen Stimmlage mit „Betonung jeder einzelnen Silbe“ dargeboten. Frauen, wie [[Luci van Org]] bei [[Übermutter]] oder [[Greta Czatlos]] auf einigen Veröffentlichungen von [[Untoten]], sind nur selten als Frontsängerin im Genre der Neuen Deutschen Härte vertreten. Das durch Rammstein populär gewordene gerollte ‚R‘ sei im Gesang häufig anzutreffen. Die Gesangmelodie tritt über die Betonung und den Klang in den Hintergrund und gehe bei einigen Interpreten in den Sprechgesang über.<ref Name="Platz"/>

Als Inhalt werden häufig allgemeine Themen wie Liebe, Hass, Eifersucht, Sexualität, Religion und Tod gewählt, dabei ist ein Hang zum Tabubruch, mit dem Aufgreifen von sexuell [[Denotation|denotierten]] Schockthemen wie extremer [[Sadomasochismus]], [[Nekrophilie]], [[Inzest]], [[Kannibalismus]] oder [[Kindesmissbrauch]] üblich.<ref Name="Platz"/> Büsser bezeichnet das Auftreten der Gruppen der Neuen Deutschen Härte als „Gladiatorenspiel“ und „Pose der Männlichkeit“ die lediglich auf einen Effekt von „Schock und Härte“ ausgerichtet ist.<ref Name="Büsser115f">{{Literatur|Titel=Wie klingt die neue Mitte|Jahr=2001|ISBN=3-930559-90-0|Verlag=Ventil Verlag|Seiten=115f|Autor=Martin Büsser}}</ref>
Mit dem Einsatz der Instrumente, dem Auftreten sowie dem Gesang soll nach Platz Stärke demonstriert werden. Kritisiert wurden einige Bands, die Stilmittel der Doppeldeutigkeit, Martialität sowie Ästhetik und Symbole aus der [[Zeit des Nationalsozialismus]] verwendeten.<ref Name="Platz"/>

Ein auffälliges Merkmal für das Genre sind die vielen Bandnamen, die oft aus zusammengesetzten Substantiven bestehen und in ihrer Aussprache „hart“ und „kraftvoll“ klingen sollen.<ref Name="Platz"/>


== Einfluss ==
== Einfluss ==

Version vom 14. August 2016, 15:33 Uhr

Neue Deutsche Härte

Entstehungsphase:Mitte 1990er Jahre
Herkunftsort:Deutschland
Stilistische Vorläufer
Groove Metal · Alternative Metal
Pioniere
Oomph! · Fleischmann · Schweisser
Genretypische Instrumente
E-Gitarre · E-Bass · Schlagzeug · Keyboard

Die Neue Deutsche Härte, kurz NDH, ist eine Spielart der Rockmusik. Die Texte sind überwiegend in deutscher Sprache abgefasst, die musikalischen Einflüsse sind vielfältig. Die Standardbesetzung bilden (tiefer) Gesang, E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug und Keyboard. Der Begriff wurde 1995 nach Erscheinen des Rammstein-Albums Herzeleid durch die Musikpresse in Anlehnung an die Neue Deutsche Welle (NDW) geprägt.[1]

Geschichte

Vorläufer

Die NDH entwickelte sich in der Mitte der 1990er Jahre. In der Entstehungsphase und der musikalischen Ausprägung der NDH existierten zunächst Parallelen zum Groove Metal und zur Musik von Bands wie Laibach, Die Krupps oder Ministry. Wolf-Rüdiger Mühlmann zieht hinzukommend Parallelen zu Kraftwerk und DAF.[2]

Frühphase

Die Gruppe Oomph!, damals noch als „Elektro-Metal“-/„Crossover“-Band vermarktet[3], zählt zu den frühesten Vertretern der Neuen Deutschen Härte.

Insbesondere die Oomph!-Musiker gelten als Pioniere der NDH. Auf ihrem 1994er Album Sperm entwickelten sie – seinerzeit beeinflusst durch Gruppen wie Sepultura, Prong und Pantera[3] – eine rhythmusbetonte Mischung aus Elektronik und harter Rockmusik, die u. a. für Bands wie Rammstein als Inspirationsquelle diente. Neben Oomph! brachten 1994 auch weitere Interpreten für die NDH wegweisende Alben auf den Musikmarkt. Prager Handgriff veröffentlichten Täterschaft & Teilnahme, welches zwar ohne Gitarre auskam, jedoch insbesondere mit tiefem deutschen Gesang der NDH entsprach. Die Band Schweisser veröffentlichte mit Eisenkopf ein deutschsprachiges Metalalbum mit der für Rammstein später markanten sprachlichen Betonung inklusive gerolltem ‚R‘. Noch ein Jahr vor Oomph! und Schweisser veröffentlichte die Band Fleischmann das Album Fleischwolf mit einer musikalischen Mischung aus Doom Metal und Hardcore Punk mit deutschen Texten, inklusive einer Coverversion des DAF-Titels Alles ist Gut. Besonders mit den Texten nahmen Fleischmann „den Ausdrucksstil aktueller NDH-Bands bereits vorweg“.[4]

In der Folgezeit traten weitere Interpreten mit einer ähnlichen musikalischen Ausrichtung, zum Beispiel Stahlhammer, Eisenvater, Rammstein und Von Den Ketten in Erscheinung. Auch die ehemalige Death-Metal-Band Atrocity kooperierte 1995 mit dem NDT- und Dark-Wave-Projekt Das Ich um das Mashup-Album Die Liebe zu schaffen, welches diverse der NDH zuzurechnende Titel, unter anderem der titelgebende Coversong des Laibach-Songs Die Liebe, beinhaltet. Bis zum Jahr 1997 hatte ein breites Spektrum an NDH-Bands und Projekten im Musikgeschäft Fuß gefasst.

Hochphase

Rammstein gilt als erfolgreichster Vertreter der Neuen Deutschen Härte.

Rammstein schaffte als erste Band mit ihrem zweiten Album Sehnsucht 1997 den kommerziellen Durchbruch und machte die NDH in Deutschland und im Ausland populär.[5]

Nach 1997 wurden mit dem kommerziellen Erfolg Rammsteins auch zahlreiche andere Bands der NDH bekannt. Unter den in den Folgen von Sehnsucht populär gewordenen Projekten waren auch deutlich gemäßigtere Rock- und Metal-Interpreten, die mit der ursprünglichen Musik nur wenig gemein hatten. Die Plattenindustrie nutzte den Erfolg als neue Keimzelle eines deutschsprachigen Alternative Metal für sich. Im Zuge der späten 1990er und frühen 2000er Jahre kamen so verschiedene Bands unterschiedlicher Stilprägungen auf, die sich nur noch teilweise auf die Anfänge der Neuen Deutschen Härte beriefen, dennoch durch stilistische Überschneidungen, insbesondere der Verbindung von Härte, Auftreten und deutschem Gesang, der NDH zugeordnet wurden. Eine Handhabe die unter anderem von den Vorreitern des Genres scharf kritisiert wurde.

„Für mich ist die Neue Deutsche Härte nur eine Version, eine Fortführung der Neuen Deutschen Welle. Alles, was irgendwie glaubt, in diesem Fahrwasser Geld verdienen zu können, macht eine Platte. Rammstein machen es vor und unzählige andere Combos äffen das nach. Das war bei der NDW genauso.“

Jürgen Engler zitiert nach Wolf-Rüdiger Mühlmann[6]

Unter den bekannt gewordenen Interpreten waren Projekte wie Megaherz, die mit Einflüssen aus dem Crossover agierten, etwa dem verstärkten Einsatz von Sprechgesang, und das daraus entsprungene, anfangs gegenüber Megaherz elektronischer angelegte Projekt Eisbrecher. Joachim Witt veränderte seinen musikalischen Stil und besonders seine Ästhetik innerhalb seiner Bayreuth-Trilogie mit Orientierung an der NDH und erreichte 1998 Platz 2 der deutschen Single-Charts mit Die Flut.[7] Auch Oomph! konnten mit Unrein das erste Mal 1998 ein Album in den deutschen Charts platzieren.[8] 1998 nahm Sony Music Weissglut unter Vertrag und brachte deren Debütalbum unter dem Titel Etwas kommt in Deine Welt erneut heraus.

Eine partielle Nähe von Neuer Deutscher Härte und Mittelalter-Rock verhalf auch dem Mittelalter-Rock zu eigener Popularität und erster Aufmerksamkeit, nachdem Rammstein dem deutschsprachigen Metal den Weg geebnet hatten, die ersten bekannten Interpreten des Mittelalter-Rock wurden so Ende der 1990er Jahre stellenweise noch der NDH zugerechnet. Die BMG Ariola nahm 1997 Subway to Sally unter Vertrag, ein Subunternehmen der Universal Music Group In Extremo, die 1999 mit Verehrt und Angespien ein Album machten, das NDH-Anleihen aufwies, und die EMI brachte im gleichen Jahr das Debütalbum der Band Tanzwut heraus, das nicht nur in eine ähnliche Richtung spielte, sondern auch mit elektronischen Elementen agierte. Derweil lehnten die Musiker die Verbindung zur NDH ab und wollten „nur ungern in einem Atemzug mit jenen Bands genannt werden, die zur Neuen Deutschen Härte zählen[9]“ (Yellow Pfeifer [In Extremo] nach Wolf-Rüdiger Mühlmann)

Als etablierter und einflussreicher Musikstil

Noel Pix, Gitarrist von Eisbrecher

Anfangs nur im Untergrund der deutschen Rockmusikszene populär, erlebte die NDH ab Mitte der 1990er Jahre bis 2001 besonders in Deutschland und den USA ihre populärste Phase und gehört seitdem zum Mainstream der Rockmusik. Ab zirka 2002 ließ das breite öffentliche Interesse am Genre nach. BMG Ariola veröffentlichte im Zuge des medialen und kommerziellen Interesses an deutschsprachiger Rock- und Metalmusik der schwarzen Szene 1999 den Sampler Feuertanz – Neuer Deutscher Liederwahn und auch die von Sony Music verlegte Samplerreihe Crossing All Over widmete sich zum Ende der 1990er Jahre mitunter der Neuen Deutschen Härte und derivaten Formen. In der ersten Hälfte der 2000er Jahre ebbte die Schwemme neuer Interpreten langsam ab.

Vereinzelt behaupteten sich jedoch von der Neuen Deutschen Härte beeinflusste Interpreten über die Jahre in den deutschen Charts. Mit dem Erfolg von Rammstein[10] homogenisierte sich der Stil allmählich. Inzwischen sind zahlreiche, weitere Vertreter der NDH beständig in den Charts vertreten, dazu zählen: Oomph!,[11] Eisbrecher, Unheilig[12][13], Megaherz, Stahlmann[14], Hämatom und Ost+Front.[15] In Skandinavien und Osteuropa orientieren sich seit der Hochphase der NDH unterschiedliche Gruppen am Stil und nehmen diesen Teilweise bis vollständig an. So spielten beispielsweise die Gruppen Ostfront (Kiew, Ukraine) und Stark Treiben (Russland) Neue Deutsche Härte. Ferner sind Ruoska aus Finnland und Raubtier aus Schweden stark vom Stil der NDH beeinflusst, singen aber in ihrer jeweiligen Landessprache. Aus den zahlreichen Coverbands von Rammstein, die international erfolgreiche Tourneen spielen konnten, haben sich teilweise eigenständige Musikgruppen formiert, das gilt konkret etwa für Heldmaschine, Maerzfeld und Der Bote.

Gegenwärtig reicht der Einfluss der NDH bis in den deutschen Schlager und die volkstümliche Musik. Insbesondere der Entwicklung des Projektes Unheilig wird eine punktuelle musikalische Hinwendung von Seiten der NDH hin zum deutschen Schlager nachgesagt.[16] Der Sänger Der Graf wies diesen Vorwurf hingegen zurück und verortete sein Projekt als Bindeglied zwischen Vertretern der deutschsprachigen Popmusik und jenen der Neuen Deutschen Härte.[17] Mit Schwarz blüht der Enzian veröffentlichte der volkstümliche Schlagersänger Heino im Jahr 2014 ein Album, das einige der von ihm bekannten Stücke, zum Teil im Stil der NDH darbringt.[18]

Als Persiflage und Comedy

Frank Zander vertonte auf seinen Alben Rabenschwarz I und Rabenschwarz II mit ironischer Begründung bekannte Schlagerlieder im Stil der NDH. Das Comedy-Duo Mundstuhl hatte bereits um die Jahrtausendwende mit dem Lied Wurstwasser einen Charterfolg, der als Rammstein-Parodie angesehen wird. Ebenfalls als Parodie wurde das Nicole-Cover Ein bißchen Frieden der Gruppe J.B.O. bezeichnet. Als weitere komödiantische Auseinandersetzung mit dem Musikstil wurden, in der Hochphase der NDH besonders die Gruppen Knorkator und Stalin benannt.

Stil

Die Neue Deutsche Härte gilt als Musikrichtung in welcher „eine Mixtur aus harten Metal- und Hardcore-einflüssen und Techno-Elementen“ mit deutschen Texten präsentiert werden.[19] Dabei zeichnet sich nach Büsser der Stil durch die materialästhetische „Suche nach der bestmöglichen und bestverkäuflichen Mitte [aus].“[20] Der Musikstil beinhalte einen stilistischen Crossover aus unterschiedlichen subkulturellen Bezügen, so entlehne sich die Rhythmik der Neuen Deutschen Härte einem „martialischen EBM“ und kumuliere mit ästhetischen und musikalischen Elementen des Heavy Metals, sowie der schwarzen Szene und beinhalte häufig eine Spur Rap.[20]

Aus dem Hard Rock und dem Heavy Metal wurden typische Merkmale, wie beispielsweise verzerrte und rifflastige Gitarren, übernommen. Die Riffs werden häufig in der Nachbearbeitung im Studio effektreich modifiziert. Dem Gitarrenspiel werden umgangssprachlich häufig sogenannten Stakkato-Riffs nachgesagt. Die Gitarren haben dabei einen monotonen Klang. Charakteristisch ist zudem der Einsatz elektronischer Effekte, Keyboards und Synthesizer verleihen den Stücken durch synthetische Streicher-Arrangements, Melodie-Fragmente und Loops sowohl melodischen Aufhänger als auch musikalische Hintergrundflächen.[19]

Der Rhythmus gilt als einfach und wird dem Techno der 1990er Jahre nahegestellt und vereinzelt über den Einsatz von Drumcomputern generiert.[19]

Das Gitarrenspiel wird dem modernen, in den 1990er Jahren populären Metalspielweisen nahegestellt. Das rhythmusbetonte Gitarrenspiel ähnele dabei Interpreten des Alternative- und Groove Metal.[21] Ähnlich dem Groove Metal neigten die Interpreten der Neuen Deutschen Härte zu Mid-Tempo-Riffs, die durch die Nutzung der Synkope eine zusätzliche Rhythmusdominanz erlangen. Als weitere stiltypische Spielformen wurden oft stark verzerrte Powerakkorde und Palm Muting in das Gitarrenspiel eingebunden. Auch ein verzerrtes und dominierendes Bassspiel war für diese Interpreten der NDH üblich.

In den Texten werden in einfacher Reimform „bedeutungsschwanger konnotierte Worte“ genutzt, inhaltlich miteinander verbunden und häufig wiederholt. Der Textvortrag wird meist von Männern in einer tiefen Stimmlage mit „Betonung jeder einzelnen Silbe“ dargeboten. Frauen, wie Luci van Org bei Übermutter oder Greta Czatlos auf einigen Veröffentlichungen von Untoten, sind nur selten als Frontsängerin im Genre der Neuen Deutschen Härte vertreten. Das durch Rammstein populär gewordene gerollte ‚R‘ sei im Gesang häufig anzutreffen. Die Gesangmelodie tritt über die Betonung und den Klang in den Hintergrund und gehe bei einigen Interpreten in den Sprechgesang über.[19]

Als Inhalt werden häufig allgemeine Themen wie Liebe, Hass, Eifersucht, Sexualität, Religion und Tod gewählt, dabei ist ein Hang zum Tabubruch, mit dem Aufgreifen von sexuell denotierten Schockthemen wie extremer Sadomasochismus, Nekrophilie, Inzest, Kannibalismus oder Kindesmissbrauch üblich.[19] Büsser bezeichnet das Auftreten der Gruppen der Neuen Deutschen Härte als „Gladiatorenspiel“ und „Pose der Männlichkeit“ die lediglich auf einen Effekt von „Schock und Härte“ ausgerichtet ist.[22] Mit dem Einsatz der Instrumente, dem Auftreten sowie dem Gesang soll nach Platz Stärke demonstriert werden. Kritisiert wurden einige Bands, die Stilmittel der Doppeldeutigkeit, Martialität sowie Ästhetik und Symbole aus der Zeit des Nationalsozialismus verwendeten.[19]

Ein auffälliges Merkmal für das Genre sind die vielen Bandnamen, die oft aus zusammengesetzten Substantiven bestehen und in ihrer Aussprache „hart“ und „kraftvoll“ klingen sollen.[19]

Einfluss

Stilistisch sind einige Interpreten des Mittelalter-Rock mit kraftbetontem, heroischem Auftreten und metallastigen Songs in deutscher Sprache der NDH nahe. Nach den ersten großen Erfolgen der NDH wurde auch der metallastige Mittelalter-Rock populär. Die Einflüsse der NDH lassen sich bei In Extremo mit Verehrt und angespien, Tanzwut wie auch bei Subway to Sally mit Hochzeit ab 1999 deutlich erkennen. Mit Texten der Gegenwart und härterem Stil wurde die Nähe auf dem Album Engelskrieger noch deutlicher. Auch die 2005 gegründete Formation Ragnaröek ist deutlich von der NDH beeinflusst.

Szeneeinordnung

Trotz ihrer Popularität besitzt die Neue Deutsche Härte keine eigenständige Jugendkultur. Sie entwickelte sich als szenenunabhängiges Musikgenre und wird in unterschiedlichen Subkulturen und Milieus, wie etwa in der Metal-Szene oder in Teilen der Schwarzen Szene, gehört. Verbreitung fand sie dort insbesondere durch die Präsenz vieler NDH-Bands auf genreübergreifenden Großveranstaltungen (Independent- bzw. Alternative-Musikfestivals) oder Metal-Festivals, wie etwa dem Wacken Open Air, aber auch durch einzelne Konzerte und Tourneen. Ein Beispiel dafür ist Rammsteins Funktion als Vorgruppe der ehemaligen Wave-Band Project Pitchfork auf deren 1995er Alpha-Omega-Tour.

„Das kam von Project Pitchforks Seite aus und wir sahen darin eine gute Chance, ein anderes Publikum kennen zu lernen und andersherum. Wir haben vorher überwiegend in der Metal-Szene unser Feld gehabt, doch ich denke, dass uns diese Tour auf jeden Fall was gebracht hat.“

Rammstein, April 1996[23]

Siehe auch

Literatur

  • Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania – Ein Phänomen namens Neue Deutsche Härte. Berlin, Iron Pages Verlag Jeske & Mader, 1999, ISBN 3-931624-12-9.
  • Stephan Lindke: Der Tabubruch von heute ist der Mainstream von morgen – Die „Neue Deutsche Härte“ als ästhetisches Spiegelbild der wiedererstarkten Nation. In: Andreas Speit (Hrsg.): Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien. Hamburg/Münster, Unrast Verlag, 2002, ISBN 3-89771-804-9, S. 231–266.

Einzelnachweise

  1. Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun: Die Welt der Gothics: Spielräume düster konnotierter Transzendenz. S. 269. hier online
  2. Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt:Germania. Jeske/Mader, Berlin 1999, ISBN 3-931624-12-9, S. 36 f.
  3. a b Uwe Rothhämel: Interview mit Oomph!. In: New Life Soundmagazine, Heft-Nr. 5/94, Mai 1994, Seite 7.
  4. Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt:Germania. Jeske/Mader, Berlin 1999, ISBN 3-931624-12-9, S. 55.
  5. Sehnsucht auf hitparade.ch
  6. Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt:Germania. Jeske/Mader, Berlin 1999, ISBN 3-931624-12-9, S. 132.
  7. Die Flut in den deutschen Single Charts
  8. Unrein in den deutschen Album-Charts
  9. Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt:Germania. Jeske/Mader, Berlin 1999, ISBN 3-931624-12-9, S. 179.
  10. Chartplatzierung von Rammstein Pussy
  11. Chartplatzierung von Augen auf!,
  12. Chartplatzierung von Geboren um zu leben
  13. Chartquellen: DE AT CH
  14. Stahlmann in den deutschen Charts. metal4.de, abgerufen am 23. Juni 2014.
  15. Ost+Front, Ave Maria. charts.de, abgerufen am 5. Februar 2014.
  16. Myk Jung, Klaus Märkert, Thomas Thyssen, Michael Zöller: Tränen auf der Tanzfläche. In: Alexander Nym (Hrsg.): Schillerndes Dunkel. Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. 1. Auflage. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, S. 112–123, hier S. 118.
  17. Volker Probst: Unheilig entfliegen dem Chaos. N-TV, abgerufen am 29. Februar 2016.
  18. Schwarz blüht der Enzian. metal.de, abgerufen am 29. Februar 2016.
  19. a b c d e f g Judith Platz: Die ‚schwarze‘ Musik. In: Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun (Hrsg.): Die Welt der Gothics – Spielräume düster konnotierter Transzendenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004, ISBN 3-531-14353-0, S. 253 - 284, hier S. 265 ff.
  20. a b Martin Büsser: Wie klingt die neue Mitte. Ventil Verlag, 2001, ISBN 3-930559-90-0, S. 55.
  21. Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt:Germania. Jeske/Mader, Berlin 1999, ISBN 3-931624-12-9, S. 19.
  22. Martin Büsser: Wie klingt die neue Mitte. Ventil Verlag, 2001, ISBN 3-930559-90-0, S. 115 f.
  23. Nicolas D. Lange: Interview mit Rammstein. In: Neurostyle Musikmagazin, Ausgabe 1/96, April 1996, S. 40.