„Nathusius’ Taubenapfel“ – Versionsunterschied

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=== Der Namenspatron ===
Johann Gottlob Nathusius, als Kaufmann in [[Magdeburg]] reich geworden und späterer Besitzer der Güter Althaldensleben und Hundisburg, war trotz seines Vermögens ein bescheidener Mann. Als einziges Hobby kann sein Faible für Garten- und Parkbau sowie die Baumzucht bezeichnet werden. Auch wenn sein Interesse hierbei teilweise gewerblich war<ref>so gründete Nathusius eine Handelsgärtnerei, in der nicht nur für eigenen Bedarf, sondern auch Büsche und Bäume zum Verkauf gezüchtet wurden. 1825 wurde der erste Verkaufskatalog zu Bäumen und Sträuchern herausgegeben, 1827 folgte eine Ergänzung zu Obstbäumen, Stauden und Blumen. Das Geschäft wuchs schnell und bald wurde in die ganze Welt verschickt. 1826 belief sich der Bestand der Nathusius'schen Baumschulen auf 14.000 Ahorne, 36.000 Akazien, 20.000 - 30.000 verschiedene Tannen, 18.000 amerikanische Eichen, 9.000 Tulpenbäumchen und 350.000 Obstsämlinge, gem. Elsbeth von Nathusius, ''Johann Gottlob Nathusius,'' ... siehe LitVerz., 225 f.</ref>, investierte er viel Zeit und Geld in die Schaffung grosser Parkanlagen, zunächst auf dem [[Werder (Magdeburg)|Werder]] in Magdeburg, später in Althaldensleben und Hundisburg. Obwohl Nathusius kein praktisch ausgebildeter Gärtner war, las er sich - soweit damals möglich - in die Thematik ein, sodass er nicht nur selbst die gärtnerischen Regeln beherrschte, sondern diese auch seinen Gärtnern weitergab. Nathusius beschäftigte bis zu 22 Gärtner und Gärtnergehilfen auf seinen beiden Gütern<ref>gem. Elsbeth von Nathusius, ''Johann Gottlob Nathusius, ...,'' S. 227 f.</ref>.
 
== Beschreibung ==

Version vom 19. September 2009, 21:17 Uhr

Nathusius’ Taubenapfel
[1]
Standard Nr
Herkunft Althaldensleben, Sachsen-Anhalt 1824
Art Kulturapfel (Malus domestica)
Züchtung aus Samen
Liste der Apfelsorten
August Dieskau (1805-1889)
Johann Gottlob Nathusius (1760-1835

Der Nathusius' Taubenapfel ist ein 1824 gezüchteter Kulturapfel, der gemäss des später durch Eduard Lucas verbesserten Diel'schen Systems zu der Fruchtart der Taubenäpfel[2] gehört.

Geschichte

Der spätere Obergärtner Dieskau züchtete 1824 in der einst bedeutenden[3]Althaldensleber Kunst- und Handelsgärtnerei die Apfelart aus einem Samen[4]. Er benannte die Art nach Johann Gottlob Nathusius, da der sich um den Obstbau und die Landwirtschaft außerordentliche Verdienste erworben hatte[5].

Der Züchter

Johann Wilhelm August Dieskau (1805-1889) absolvierte eine Gärtnerlehre im Botanischen Garten Halle. Sein Lehrmeister war Johann August Baum. Den Lehrbrief erhielt Dieskau am 20. April 1824. Nach Abschluss seiner Lehre erfolgte auf Vermittlung durch Professor Kurt Sprengel eine Anstellung bei Johann Gottlob Nathusius, einem Bekannten des Professors. Bis 1832 wirkte er in den Althaldensleber und Hundisburger Gärten. Ab 1832 arbeitete er wieder im Botanischen Garten in Halle als Gärtnergehilfe. Etwa ab 1840 wurde er als Obergärtner wieder in Althaldensleben angestellt[6].

Der Namenspatron

Johann Gottlob Nathusius, als Kaufmann in Magdeburg reich geworden und späterer Besitzer der Güter Althaldensleben und Hundisburg, war trotz seines Vermögens ein bescheidener Mann. Als einziges Hobby kann sein Faible für Garten- und Parkbau sowie die Baumzucht bezeichnet werden. Auch wenn sein Interesse hierbei teilweise gewerblich war[7], investierte er viel Zeit und Geld in die Schaffung grosser Parkanlagen, zunächst auf dem Werder in Magdeburg, später in Althaldensleben und Hundisburg. Obwohl Nathusius kein praktisch ausgebildeter Gärtner war, las er sich - soweit damals möglich - in die Thematik ein, sodass er nicht nur selbst die gärtnerischen Regeln beherrschte, sondern diese auch seinen Gärtnern weitergab. Nathusius beschäftigte bis zu 22 Gärtner und Gärtnergehilfen auf seinen beiden Gütern[8].

Beschreibung

Der Baumwuchs ist mittelstark und breit. Die Blüte erfolgt spät, daher besteht kaum Blütenfrostgefahr. Die Pflückreife ist etwa Mitte Oktober erreicht, die Genussreife ab November bis März. Die Apfelfrucht ist mittelgross, eiförmig und rot gestreift. Die Apfelhälften sind häufig ungleich. Die Frucht riecht kaum. Die Fruchtschale ist glatt und etwas fettig. Das Fruchtfleisch ist weich und saftig, hat ein Bittermandelaroma und schmeckt leicht edelweinig.

Vorkommen

  • War an der Niederelbe vereinzelt anzutreffen[9].
  • findet sich heute wieder in den Obstquartieren des von Nathusius geschaffenen Parks
  • kommt heute auch schon mal im Rheinland vor[10]

Literatur

  • Deutschlands Obstsorten, Eckstein und Stähle, 1905 ff.
  • Theodor Engelbrecht, Deutschlands Apfelsorten, Nr. 237 (V, 2.b.), Braunschweig 1889
  • Ulrich Hauer, Von Kunstgärtnern und Gartenkunst. Die Gärtner und Gärten der Familie Nathusius in Althaldensleben und Hundisburg, Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V. und Museum Haldensleben (Hrsg.), Haldensleben-Hundisburg 2005
  • F. Jahn, Eduard Lucas, J.C.G. Oberdieck, Illustriertes Handbuch der Obstkunde, Äpfel (Band I.), Stuttgart 1859
  • Löwel, Labus, Deutsche Äpfel, Niederelbe (Band I.), Obstsortenliste, Hamburg 1941
  • Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius. Ein Pionier deutscher Industrie, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Berlin 1915

Einzelnachweise

  1. aus: Deutschlands Obstsorten, Eckstein und Stähle, Stuttgart 1905-1934
  2. Taubenäpfel haben kleine und mittelgroße, nicht oder nicht regelmäßig gerippte, länglich kegelförmige Früchte. Sie haben eine glatte Schale, sind glänzend, fein, leicht beduftet und selten mit Rostspuren. Das Fleisch ist feinkörnig, ziemlich fest, auch markig, saftig und gewürzhaft, gem. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1., Leipzig 1905, S. 612-614
  3. gem. Information des Ecomusée Haldensleben-Hundisburg
  4. Theodor Engelbrecht, Deutschlands Apfelsorten, ..s. LitVerz., S.263
  5. gem. Information bei Baumschule Baumgartner
  6. gem. Ulrich Hauer, Von Kunstgärtnern und Gartenkunst ... s. LitVerz, S. 58 f. und 78 f.
  7. so gründete Nathusius eine Handelsgärtnerei, in der nicht nur für eigenen Bedarf, sondern auch Büsche und Bäume zum Verkauf gezüchtet wurden. 1825 wurde der erste Verkaufskatalog zu Bäumen und Sträuchern herausgegeben, 1827 folgte eine Ergänzung zu Obstbäumen, Stauden und Blumen. Das Geschäft wuchs schnell und bald wurde in die ganze Welt verschickt. 1826 belief sich der Bestand der Nathusius'schen Baumschulen auf 14.000 Ahorne, 36.000 Akazien, 20.000 - 30.000 verschiedene Tannen, 18.000 amerikanische Eichen, 9.000 Tulpenbäumchen und 350.000 Obstsämlinge, gem. Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius, ... siehe LitVerz., 225 f.
  8. gem. Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius, ..., S. 227
  9. gem. Johann-Heinrich Rolff, Der Apfel. Sortennamen und Synonyme, Band 1: Die Äpfel S.281
  10. gem.Artikel Geheimnivolles Obst von Dr. Randolph Kricke in Der Westen (WAZ) vom 28.Juli 2009, Oberhausen

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Kategorie:Apfelsorte