„Streit um den Namen Mazedonien“ – Versionsunterschied

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Der '''Namensstreit''' zwischen [[Mazedonien]] und [[Griechenland]] entzündete sich im Jahre 1991, als sich Mazedonien unter dem Namen ''„Republik Mazedonien“'' konstituierte. Griechenland befürchtete Gebietsansprüche Mazedoniens und verwies auf seine [[Makedonien (griechische Provinz)|Provinz ''Makedonien'']]. Zudem beansprucht Griechenland das kulturelle Erbe der historischen Region [[Makedonien|''Makedonien'']]. Der gegenwärtige Status quo ist, dass die Republik Mazedonien im internationalen Verkehr meist die Bezeichnung ''„the former Yugoslav Republic of Macedonia (F.Y.R.O.M.)“'' zu deutsch: ''„Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“'' verwendet. Unter diesem Namen wurde die Republik Mazedonien auch von den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] anerkannt. Verhandlungen über eine endgültige Lösung sind derzeit im Gange.
Der '''Namensstreit''' zwischen [[Mazedonien]] und [[Griechenland]] entzündete sich im Jahre 1991, als sich Mazedonien unter dem Namen ''„Republik Mazedonien“'' konstituierte. Griechenland befürchtete Gebietsansprüche Mazedoniens und verwies auf seine [[Makedonien (griechische Provinz)|Provinz ''Makedonien'']]. Zudem beansprucht Griechenland das kulturelle Erbe der historischen Region [[Makedonien|''Makedonien'']]. Der gegenwärtige Status quo ist, dass die Republik Mazedonien im internationalen Verkehr meist die Bezeichnung ''„the former Yugoslav Republic of Macedonia (F.Y.R.O.M.)“'' zu deutsch: ''„Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“'' verwendet. Unter diesem Namen wurde die Republik Mazedonien auch von den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] anerkannt. Verhandlungen über eine endgültige Lösung sind derzeit im Gange.


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Von [[1944]] bis [[1991]] gab es innerhalb der [[Jugoslawien|SFR Jugoslawien]] die Teilrepublik Mazedonien. Gegen diese Bezeichnung der südlichsten jugoslawischen Teilrepublik beschwerte sich die damalige griechische Regierung, sowie auch hinsichtlich der militärischen Unterstützung der Kommunisten im [[Griechischer Bürgerkrieg|griechischen Bürgerkrieg]] von Seiten Jugoslawiens. Athen verzichtete nach dem Ende des griechischen Bürgerkrieges auf weitere Schritte und strebte eine Lösung des Problems im Rahmen eines vorherigen schrittweisen Wiederaufbaus guter nachbarschaftlicher Beziehungen an.
Von [[1944]] bis [[1991]] gab es innerhalb der [[Jugoslawien|SFR Jugoslawien]] die Teilrepublik Mazedonien. Gegen diese Bezeichnung der südlichsten jugoslawischen Teilrepublik beschwerte sich die damalige griechische Regierung, sowie auch hinsichtlich der militärischen Unterstützung der Kommunisten im [[Griechischer Bürgerkrieg|griechischen Bürgerkrieg]] von Seiten Jugoslawiens. Athen verzichtete nach dem Ende des griechischen Bürgerkrieges auf weitere Schritte und strebte eine Lösung des Problems im Rahmen eines vorherigen schrittweisen Wiederaufbaus guter nachbarschaftlicher Beziehungen an.


<!-- wird noch überprüft, siehe Diskussionsseite; bitte bis zum 23.08.2006 als Kommentar lassen:
Die jugoslawischen Gebietsansprüche <ref name="jugoslawischen Gebietsansprüche">In eine Belgrader Zeitung veröffentlichte [http://www.macedonian-heritage.gr/Images/Maps/Borders_Symbols_Stability/map4.gif historische Karte], die die von Griechenland befürchteten Gebietsanspüche des damaligen Jugoslaviens und der heutigen Republik Mazedonien illustriert, 26-27. August 1946</ref> gegen Nordgriechenland nahmen im griechischen Bürgerkrieg kurz nach der Umbenennung der jugoslawischen Provinz im Jahre 1944, konkrete Formen an. Die kommunistischen (und zum großen Teil slawischen bzw. slawischstämmigen) Rebellen wurden von Tito militärisch, finanziell und logistisch unterstützt. <!-- Stimmt das?-->


Die jugoslawischen Gebietsansprüche <ref name="jugoslawischen Gebietsansprüche">In eine Belgrader Zeitung veröffentlichte [http://www.macedonian-heritage.gr/Images/Maps/Borders_Symbols_Stability/map4.gif historische Karte], die die von Griechenland befürchteten Gebietsanspüche des damaligen Jugoslaviens und der heutigen Republik Mazedonien illustriert, 26-27. August 1946</ref> gegen Nordgriechenland nahmen im griechischen Bürgerkrieg kurz nach der Gründung der jugoslawischen Republik im Jahre 1944 konkrete Formen an. Die kommunistischen (und zum großen Teil slawischen bzw. slawischstämmigen) Rebellen wurden von Tito militärisch, finanziell und logistisch unterstützt.

-->
Als die Teilrepublik Mazedonien 1991 ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte ([[Geschichte Jugoslawiens|Zerfall Jugoslawiens]]) und historische Namen und Symbole (die Sonne der Stadt [[Vergina]]) benutzte, die nach griechischer Auffassung [[Hellenismus|hellenistisch]] sind, protestierte die griechische Regierung und verweigerte die diplomatische Anerkennung des neuen Landes.
Als die Teilrepublik Mazedonien 1991 ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte ([[Geschichte Jugoslawiens|Zerfall Jugoslawiens]]) und historische Namen und Symbole (die Sonne der Stadt [[Vergina]]) benutzte, die nach griechischer Auffassung [[Hellenismus|hellenistisch]] sind, protestierte die griechische Regierung und verweigerte die diplomatische Anerkennung des neuen Landes.


1992 wurde Artikel 3 der mazedonischen Verfassung, der die Unverletzlichkeit der mazedonischen Grenzen erklärt, um den Satz ergänzt: "Die Republik Mazedonien hat keine territorialen Ansprüche gegenüber benachbarten Staaten."<ref name="art3">[http://www.vlada.mk/ustav-1.htm Art.&nbsp;3 der mazedonischen Verfassung auf der Seite der mazedonischen Regierung] (in mazedonischer Sprache).</ref> Auch trotz des Namenskompromisses ''Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien'' war Griechenland wegen der Flagge
Trotz des Namenskompromisses ''„Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“'' war Griechenland wegen der Flagge und wegen eines Artikels der mazedonischen Verfassung, wonach die Republik Mazedonien die "Schirmherrschaft" über alle Mazedonier, ob im In- oder Ausland, übernimmt, weiterhin unzufrieden und verhängte im Februar 1994 eine [[Embargo|Handelsblockade]]. Die Sanktionen wurden 1995 nach Unterzeichnung einer vorübergehenden Übereinkunft aufgehoben, nachdem Mazedonien in seiner Flagge den [[Stern von Vergina]] durch eine achtstrahlige, stilisierte Sonne ersetzt hat. Griechenland hat 1995 bei der [[World Intellectual Property Organization]] die exklusiven internationalen Urheberrechte für den Stern von Vergina beansprucht <ref name="WIPO Vergina">[http://www.wipo.int/cgi-6te/guest/ifetch5?ENG+6TER+15+1151315-REVERSE+0+0+1056+F+124+431+101+25+SEP-0/HITNUM,B+KIND%2fEmblem+] Eintragung des Sterns von Vergina bei der [[World Intellectual Property Organization]], 3. Juni 1995</ref>.
<!-- nicht belegt, vgl. Diskussionsseite:
und wegen eines Artikels der mazedonischen Verfassung, wonach die Republik Mazedonien die "Schirmherrschaft" über alle Mazedonier, ob im In- oder Ausland, übernimmt,
-->
weiterhin unzufrieden und verhängte im Februar 1994 eine [[Embargo|Handelsblockade]]. Die Sanktionen wurden 1995 nach Unterzeichnung einer vorübergehenden Übereinkunft aufgehoben, nachdem Mazedonien in seiner Flagge den [[Stern von Vergina]] durch eine achtstrahlige, stilisierte Sonne ersetzt hat. Griechenland hat 1995 bei der [[World Intellectual Property Organization]] die exklusiven internationalen Urheberrechte für den Stern von Vergina beansprucht <ref name="WIPO Vergina">[http://www.wipo.int/cgi-6te/guest/ifetch5?ENG+6TER+15+1151315-REVERSE+0+0+1056+F+124+431+101+25+SEP-0/HITNUM,B+KIND%2fEmblem+] Eintragung des Sterns von Vergina bei der [[World Intellectual Property Organization]], 3. Juni 1995</ref>.


Unter der Obhut der UNO begannen beide Länder Verhandlungen über den endgültigen Namen. Trotz des UNO-Vorschlages für ''„Republika Mazedonija-Skopje“'' lehnen die meisten Griechen die Verwendung des Wortes Mazedonien zur Bezeichnung der Nachbarrepublik ab. Seit der Unabhängigkeit von 1991 nennen sie das Nachbarland umgangssprachlich ''„Skopje“'' und seine Bewohner ''„Skopjaren“'' - nach der Hauptstadt des Landes ([[Skopje]]).
Unter der Obhut der UNO begannen beide Länder Verhandlungen über den endgültigen Namen. Trotz des UNO-Vorschlages für ''Republika Makedonija-Skopje'' lehnen die meisten Griechen die Verwendung des Wortes ''Mazedonien'' zur Bezeichnung der Nachbarrepublik ab. Seit der Unabhängigkeit von 1991 nennen sie das Nachbarland umgangssprachlich ''Skopje'' (griech. ''Σκόπια/Skópia'') und seine Bewohner ''Skopianer'' (griech. ''Σκοπιανοί/Skopianoí'') - nach der Hauptstadt des Landes ([[Skopje]]).


Der Antrag von Mazedonien auf [[Beitrittskandidaten der EU|Mitgliedschaft in der Europäischen Union]] (22. März 2004) öffnet eine neue Gelegenheit für die Beilegung dieses letzten offenen Problems zwischen den beiden Nachbarn. Auf der Sitzung des [[Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen|Stabilisierungs- und Assoziationsrates der EU]] mit Mazedonien (14. September 2004, Brüssel) hat die EU festgestellt, dass die Namensdifferenzen noch existieren und dazu aufgerufen, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.
Der Antrag Mazedoniens auf [[Beitrittskandidaten der EU|Mitgliedschaft in der Europäischen Union]] (22. März 2004) eröffnete eine neue Gelegenheit für die Beilegung dieses letzten offenen Problems zwischen den beiden Nachbarn. Auf der Sitzung des [[Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen|Stabilisierungs- und Assoziationsrates der EU]] mit Mazedonien (14. September 2004, Brüssel) hat die EU festgestellt, dass die Namensdifferenzen noch existieren, und dazu aufgerufen, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.


== Position Griechenlands ==
== Position Griechenlands ==
[[Bild:Verginasun.jpg|thumb|200px|Der [[Stern von Vergina]].]]
[[Bild:Verginasun.jpg|thumb|200px|Der [[Stern von Vergina]].]]
Griechenland argumentiert: ''„Makedonien“'' ist ein Name griechischen Ursprungs, der bereits für die nördliche griechische [[Makedonien (griechische Provinz)|Provinz Makedonien]] und die [[Makedonien|Region Makedonien]] verwendet wird. Slawische Stämme erschienen in der [[Balkanhalbinsel|Balkanregion]] aber erst im frühen Mittelalter (ab dem [[6. Jahrhundert]] n.Chr.) - und die Bewohner der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien seien [[Slawen]]. Außerdem umfasse das Staatsgebiet der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik größtenteils kein Gebiet, das zum ursprünglichen historischen Gebiet Makedoniens zählte. In der Antike nannte man dieses Gebiet, in dem heute auch die Hauptstadt [[Skopje]] liegt, [[Paionia|Paionien]]. Die Verwendung des Namens ''„Mazedonien“'' stelle somit eine [[Usurpation]] fremder Geschichte und Kultur dar. Dies geschehe aus politischen Gründen, um sich von den benachbarten [[Bulgaren]] abzugrenzen und ein identitätsstiftendes Nationalgefühl begründen zu können, das die Grundlage für die Existenz des neuen Staates sein soll (Stichwort: [[Nation-Building|Nationenbildung]] und [[Ansippung]]). Zudem handele es sich bei der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik um einen Vielvölkerstaat (u.a. 25% [[Albaner]], 4% [[Türken]], 3% [[Roma]], 2% [[Serben]]), dessen territoriale Einheit es sicherzustellen gelte. Ein weiterer Grund für die historisch nicht haltbare Bezugnahme auf die antiken Makedonier und ihren Staat, liege im Alleinvertretungsanspruch, bzw. im Anspruch auf eine politische Vorrangstellung der slawischstämmigen Bevölkerungsgruppe gegenüber den anderen Volksgruppen, die so historisch begründet werden soll.
Griechenland argumentiert, ''Makedonien'' sei ein Name griechischen Ursprungs, der bereits für die nördliche griechische [[Makedonien (griechische Provinz)|Provinz Makedonien]] und die [[Makedonien|Region Makedonien]] verwendet wird. Slawische Stämme seien in der [[Balkanhalbinsel|Balkanregion]] aber erst im frühen Mittelalter (ab dem [[6. Jahrhundert]] n.&nbsp;Chr.) erschienen – und die Bewohner der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien seien [[Slawen]]. Außerdem umfasse das Staatsgebiet der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik größtenteils ein Gebiet, das nicht zum ursprünglichen historischen Gebiet Makedoniens zähle. In der Antike habe man dieses Gebiet, in dem heute auch die Hauptstadt [[Skopje]] liegt, [[Paionia|Paionien]] genannt. Die Verwendung des Namens ''Mazedonien'' stelle somit eine [[Usurpation]] fremder Geschichte und Kultur dar. Dies geschehe aus politischen Gründen, um sich von den benachbarten [[Bulgaren]] abzugrenzen und ein identitätsstiftendes Nationalgefühl begründen zu können, das die Grundlage für die Existenz des neuen Staates sein soll (vgl. [[Nationsbildung]] und [[Herkunftssage]]). Zudem handele es sich bei der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik um einen Vielvölkerstaat (u.a. 25% [[Albaner]], 4% [[Türken]], 3% [[Roma]], 2% [[Serben]]), dessen territoriale Einheit es sicherzustellen gelte. Ein weiterer Grund für die historisch nicht haltbare Bezugnahme auf die antiken Makedonier und ihren Staat liege im Anspruch auf eine politische Vorrangstellung der slawischstämmigen Bevölkerungsgruppe gegenüber den anderen Volksgruppen, die so historisch begründet werden soll.


Die slawischen Bewohner dieser Region bezeichneten sich selbst in den vergangenen Jahrhunderten immer als Bulgaren. Dies hat sich erst mit der Verordnung [[Tito]]s geändert, der der südlichsten Provinz Jugoslawiens [[Vardarska Banovina]] den Namen ''„Vardar-Mazedonien“'' verlieh. Damit sollten bulgarische Gebietsansprüche auf Südjugoslawien abgewehrt werden und zugleich jugoslawische Gebietsansprüche gegen Nordgriechenland gestützt werden. Zu diesem Zweck sollten die Bewohner der südlichsten Provinz Jugoslawiens eine neue nationale Orientierung erhalten. Die Sprache der slawischen Bevölkerungsmehrheit, wesentliche Grundlage eines Volkes, welche dem [[Bulgarisch]]en äußerst nahe steht, wurde in ''„Mazedonisch“'' umbenannt. Es habe außerdem eine groß angelegte Geschichtsfälschung nach kommunistischem Muster begonnen. Die verfälschte Geschichte sei in den Schulen unterrichtet worden, mit der Folge, dass die heutigen slawischstämmigen Bewohner ein falsches Bild von ihrer Geschichte haben.
Die slawischen Bewohner dieser Region hätten sich selbst in den vergangenen Jahrhunderten immer als Bulgaren bezeichnet. Dies habe sich erst mit der Verordnung [[Tito]]s geändert, der der südlichsten Provinz Jugoslawiens [[Vardarska Banovina]] den offiziellen Namen ''Vardar-Mazedonien'' verlieh. Damit hätten bulgarische Gebietsansprüche auf Südjugoslawien abgewehrt werden und zugleich jugoslawische Gebietsansprüche gegen Nordgriechenland gestützt werden sollen. Zu diesem Zweck hätten die Bewohner der südlichsten Provinz Jugoslawiens eine neue nationale Orientierung erhalten sollen. Die Sprache der slawischen Bevölkerungsmehrheit, wesentliche Grundlage eines Volkes, welche dem [[Bulgarisch]]en äußerst nahe stehe, sei in ''Mazedonisch'' umbenannt worden. Es habe außerdem eine groß angelegte Geschichtsfälschung nach kommunistischem Muster begonnen. Die verfälschte Geschichte sei in den Schulen unterrichtet worden, mit der Folge, dass die heutigen slawischstämmigen Bewohner ein falsches Bild von ihrer Geschichte hätten.
Griechenland sperrt sich auch gegen den Namen ''„Republik Mazedonien“'', weil es mazedonische Gebietsansprüche <ref name="jugoslawischen Gebietsansprüche"/> gegen die gleichnamige nordgriechische Provinz Makedonien befürchtet- eine Angst die noch aus alten Zeiten herrühren mag, haben die ebenfalls slawischstämmigen Bulgaren doch bereits desöfteren im zwanzigsten Jahrhundert versucht sich eines Teilens Nordgriechenlands [West[[thrakiens]] und [[Alexandroupolis|Alexandroupolis']], oder auch [[Saloniki|Thessalonikis]]] zu bemächtigen.
Griechenland sperrt sich auch gegen den Namen ''Republik Mazedonien'', weil es mazedonische Gebietsansprüche gegen die gleichnamige nordgriechische Provinz Makedonien befürchtet eine Angst, die damit begründet wird, dass die ebenfalls slawischstämmigen Bulgaren bereits des Öfteren im zwanzigsten Jahrhundert versucht hätten, sich eines Teils Nordgriechenlands (West[[thrakien]] und [[Alexandroupolis]]), oder auch [[Saloniki|Thessalonikis]]] zu bemächtigen.


Da sich die [[griechische Makedonier|griechischen Makedonier]] als [[Makedonier]] bezeichnen und ebenfalls eine Verwandtschaft mit den [[antike Makedonen|historischen Makedonen]] beanspruchen, könne dieser Name jetzt nicht plötzlich von einer neu geschaffenen Nation verwendet werden, noch dazu ohne jede historische, ethnische oder sprachliche Grundlage.
Da sich die [[griechische Makedonier|griechischen Makedonier]] als ''Makedonier'' bezeichnen und ebenfalls eine Verwandtschaft mit den [[antike Makedonen|antiken Makedonen]] beanspruchen, könne dieser Name jetzt nicht plötzlich von einer neu geschaffenen Nation verwendet werden, noch dazu ohne jede historische, ethnische oder sprachliche Grundlage.


Von griechischer Seite wird zudem eingeräumt, daß man nicht gegen die Existenz des neuen Staates sei, sondern nur gegen den Namen, den er für sich beansprucht. Griechenland sei im Grunde an guten nachbarschaftlichen Beziehungen interessiert und bereit, den jungen Staat politisch und wirtschaftlich zu unterstützen.
Von griechischer Seite wird zudem eingeräumt, dass man nicht gegen die Existenz des neuen Staates sei, sondern nur gegen den Namen, den dieser für sich beanspruche. Griechenland sei im Grunde an guten nachbarschaftlichen Beziehungen interessiert und bereit, den jungen Staat politisch und wirtschaftlich zu unterstützen.


== Argumente der Republik Mazedonien ==
== Argumente der Republik Mazedonien ==
[[Bild:Say Macedonia.png|thumb|right|Plakatmotiv einer mazedonischen Kampagne]]
[[Bild:Say Macedonia.png|thumb|right|Plakatmotiv einer mazedonischen Kampagne]]
Die Bezeichnung ''„Skopje“'' für die Republik Mazedonien wird von den slawischen Mazedoniern als herabwürdigend empfunden.
Die Bezeichnung ''Skopje'' für die Republik Mazedonien wird von den [[Slawische Mazedonier|slawischen Mazedoniern]] als herabwürdigend empfunden. Auch die Bezeichnung ''Fyromer'' (oder ''FYROM'' für ihr Land) halten sie für äußerst unangemessen.


''Makedonien'' sei seit alters der Name der [[Makedonien|historischen Region]], in der die Republik Mazedonien liegt, so dass die Benutzung dieses Namens für den auf diesem Gebiet liegenden Staat nahe liege. Eine Verwechslungsgefahr bestehe nicht, da die Republik Mazedonien der einzige Staat mit diesem Namen sei. Aus der Namensübereinstimmung mit den griechischen Regionen [[Westmakedonien]], [[Zentralmakedonien]] und [[Ostmakedonien und Thrakien]] ließen sich ebensowenig Gebietsansprüche ableiten wie etwa aus derjenigen zwischen dem [[Luxemburg|Großherzogtum Luxemburg]] und der [[Provinz Luxemburg|belgischen Provinz Luxemburg]].
Mazedonien hat freundschaftliche Beziehungen zum Ausland, fühlt sich aber seit der Unabhängigkeit 1991 zu Unrecht in den Namensstreit mit Griechenland verwickelt.


Die [[slawische Mazedonier|slawischen Mazedonier]] entwickelten jedoch vor dem 2. Jugoslawien ein mazedonisches Nationalgefühl, spätestens seit dem [[Ilinden-Aufstand]] von [[1903]] und beanspruchen ebenfalls eine Verwandtschaft mit den antiken Makedonen, mit der Begründung, dass diese sich allmählich mit den Slawen seit deren Ankunft auf dem Balkan im 6. Jahrhundert vermengt hätten. Diese These ist jedoch heftig umstritten und wissenschaftlich bisweilen unbelegt und vermutlich zudem kaum überprüfbar.
Die Mazedonier hätten nicht erst unter Tito ein mazedonisches Nationalgefühl entwickelt, sondern spätestens seit dem [[Ilinden-Aufstand]] von [[1903]].


Bisweilen beanspruchen die slawischen ebenso wie die griechischen Makedonier eine Verwandtschaft mit den [[Antike Makedonen|antiken Makedonen]], mit der Begründung, dass diese sich allmählich mit den Slawen seit deren Ankunft auf dem Balkan im 6. Jahrhundert vermengt hätten. Diese These ist jedoch heftig umstritten und vermutlich kaum überprüfbar.
Die slawischen Mazedonier halten die Bezeichnung ''„Fyromer“'' (oder ''„FYROM“'' für ihr Land) überdies für äußerst unangemessen.

Mazedonien habe freundschaftliche Beziehungen zu seinen Nachbarländern, fühle sich aber seit der Unabhängigkeit 1991 zu Unrecht in den Namensstreit mit Griechenland verwickelt.


== Standpunkt anderer Staaten und Organisationen ==
== Standpunkt anderer Staaten und Organisationen ==
Die Republik Mazedonien wurde von drei ([[USA]], [[Russland]], [[China]]) der fünf ständigen Mitglieder des [[Weltsicherheitsrat|Weltsicherheitsrates]] unter dem Namen "Republik Mazedonien" anerkannt. Auch hat der überwiegende Teil der Staatengemeinschaft das Land unter seinem verfassungsmäßigen Namen anerkannt. Dies gilt allerdings nur für bilaterale Beziehungen zwischen der Republik Mazedonien und dem jeweiligen Land. Die [[Völkerrecht|völkerrechtliche]] Bezeichnung ist nach wie vor "the former Yugoslav Republic of Macedonia" (F.Y.R.O.M.).
Die Republik Mazedonien wurde von drei ([[USA]], [[Russland]], [[China]]) der fünf ständigen Mitglieder des [[Weltsicherheitsrat|Weltsicherheitsrates]] unter dem Namen ''Republik Mazedonien'' anerkannt. Auch hat der überwiegende Teil der Staatengemeinschaft das Land unter seinem verfassungsmäßigen Namen anerkannt. Dies gilt allerdings nur für bilaterale Beziehungen zwischen der Republik Mazedonien und dem jeweiligen Land. Die [[Völkerrecht|völkerrechtliche]] Bezeichnung ist nach wie vor "The Former Yugoslav Republic of Macedonia" (F.Y.R.O.M.).


Der [[UN-Sicherheitsrat|Weltsicherheitsrat]] empfahl am 7. April 1993 die Aufnahme Mazedoniens in die [[UNO]] und stellte dabei die Existenz des Namensstreites fest.<ref name="Empfehlung Sicherheitsrat">Empfehlung der Aufnahme und Feststellung des Namenskonfliktes in [http://daccess-ods.un.org/TMP/222937.1.html Resolution 817 (pdf)] des [[UN-Sicherheitsrat]]es', 7. April 1993</ref>
Der [[UN-Sicherheitsrat|Weltsicherheitsrat]] empfahl am 7. April 1993 die Aufnahme Mazedoniens in die [[UNO]] und stellte dabei die Existenz des Namensstreites fest.<ref name="Empfehlung Sicherheitsrat">Empfehlung der Aufnahme und Feststellung des Namenskonfliktes in [http://daccess-ods.un.org/TMP/222937.1.html Resolution 817 (pdf)] des [[UN-Sicherheitsrat]]es', 7. April 1993</ref>
Die [[UN-Generalversammlung|Generalversammlung]] nahm Mazedonien daraufhin am 8. April 1993, der Empfehlung des Sicherheitsrates folgend, unter dem Namen ''„the former Yugoslav Republic of Macedonia“'' (''„Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“'') in die Staatengemeinschaft auf.<ref name="Uno Anerkennung">Anerkennung durch die [[UN-Generalversammlung]]: [http://www.un.org/documents/ga/res/47/a47r225.htm A/RES/47/225] , 8. April 1993</ref> <ref name="Uno Mitgliedsstaaten"> [http://www.un.org/Overview/unmember.html Offizielle Liste der UNO-Mitgliedsstaaten]</ref>
Die [[UN-Generalversammlung|Generalversammlung]] nahm Mazedonien daraufhin am 8. April 1993, der Empfehlung des Sicherheitsrates folgend, unter dem Namen ''The Former Yugoslav Republic of Macedonia'' (''Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien'') in die Staatengemeinschaft auf.<ref name="Uno Anerkennung">Anerkennung durch die [[UN-Generalversammlung]]: [http://www.un.org/documents/ga/res/47/a47r225.htm A/RES/47/225] , 8. April 1993</ref> <ref name="Uno Mitgliedsstaaten"> [http://www.un.org/Overview/unmember.html Offizielle Liste der UNO-Mitgliedsstaaten]</ref>


Nach der Aufnahme Mazedoniens in die UNO haben auch andere [[internationale Organisationen]] diese Namenskonvention übernommen. Darunter die [[Europäische Union|EU]], die [[NATO]], das [[Internationales Olympisches Komitee|Internationale Olympische Komitee]], die [[European Broadcasting Union|Europäische Rundfunkunion]], der [[Internationaler Währungsfonds|IWF]], die [[Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung]] und andere.
Nach der Aufnahme Mazedoniens in die UNO haben auch andere [[internationale Organisationen]] diese Namenskonvention übernommen, darunter die [[Europäische Union|EU]], die [[NATO]], das [[Internationales Olympisches Komitee|Internationale Olympische Komitee]], die [[European Broadcasting Union|Europäische Rundfunkunion]], der [[Internationaler Währungsfonds|IWF]], die [[Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung]] und andere.


Die meisten Diplomaten, die in Mazedonien akkreditiert sind, benutzen die Bezeichnung ''„the former Yugoslav Republic of Macedonia“'', so beispielsweise die Vertreter [[Deutschland]]s, [[Österreich]]s, [[Italien]]s, [[Spanien]]s, [[Finnland]]s, [[Portugal]]s, [[Frankreich]]s, [[Luxemburg]]s, der [[Niederlande]], [[Kanada]]s, [[Australien]]s, [[Brasilien]]s, [[Argentinien]]s, [[Ägypten]]s und andere.
Die meisten Diplomaten, die in Mazedonien akkreditiert sind, benutzen in offiziellen internationalen Dokumenten die Bezeichnung ''Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien'' oder ''Mazedonien (ehemalige jugoslawische Republik)'', so beispielsweise die Vertreter [[Deutschland]]s, [[Österreich]]s, der [[Schweiz]], [[Italien]]s, [[Spanien]]s, [[Finnland]]s, [[Portugal]]s, [[Frankreich]]s, [[Luxemburg]]s, der [[Niederlande]], [[Kanada]]s, [[Australien]]s, [[Brasilien]]s, [[Argentinien]]s, [[Ägypten]]s und andere.


Andererseits haben über 106 Länder Mazedonien unter dem Namen ''„Republik Mazedonien“'' für den bilateralen Verkehr anerkannt. Dazu gehören: die [[USA]] (2004), [[Russland]], die [[Volksrepublik China]], die Nachbarländer [[Bulgarien]], [[Albanien]] und [[Serbien]], [[Kroatien]], [[Slowenien]], [[Bosnien-Herzegowina]], die [[Türkei]], die [[Ukraine]], [[Weißrussland]], [[Estland]], [[Litauen]], [[Iran]], [[Pakistan]], die [[Philippinen]], [[Malaysia]] und andere.
Andererseits haben über 106 Länder Mazedonien unter dem Namen ''Republik Mazedonien'' für den bilateralen Verkehr anerkannt. Dazu gehören die [[USA]] (2004), [[Russland]], die [[Volksrepublik China]], die Nachbarländer [[Bulgarien]], [[Albanien]] und [[Serbien]], [[Kroatien]], [[Slowenien]], [[Bosnien-Herzegowina]], die [[Türkei]], die [[Ukraine]], [[Weißrussland]], [[Estland]], [[Litauen]], [[Iran]], [[Pakistan]], die [[Philippinen]], [[Malaysia]] und andere. Auch die Außenministerien [[Deutschland]]s, [[Österreich]]s und der [[Schweiz]] nennen die Republik Mazedonien bei diesem Namen.


== Aktueller Stand und Lösungsansätze ==
== Aktueller Stand und Lösungsansätze ==
Bisher wurde keine dauerhafte Einigung über den Namen der Republik erzielt. Im Oktober 2004 haben Griechenland und die Republik Mazedonien beschlossen, ihre Beziehungen zu normalisieren und die Verhandlungen über den Namen des Landes zu intensivieren. Der Staatsname bleibt jedoch Quelle für lokale und internationale Unstimmigkeiten. Die Verwendung des Namens ist weiterhin umstritten.
Bisher wurde keine dauerhafte Einigung über den Namen der Republik erzielt. Mannigfache alternative Namen sind bisher vorgeschlagen worden:

* ''Republik Skopje'' – nach der Hauptstadt
* ''Vardar-Republik'' – bezogen auf Mazedoniens wichtigsten und einzigen schiffbaren Fluss und angelehnt an die Verwaltungseinheit [[Vardarska banovina]] des [[Königreich Jugoslawien|Königreiches Jugoslawien]]
* ''Dardanien'' – bezogen auf das antike Nachbarvolk der antiken Makedonen, die [[Dardaner (Volk)|Dardaner]], deren Hauptstadt schon damals Skopje war
* ''Päonien'' – nach einem weiteren antiken Volk aus dieser Region, den [[Paeonia|Päoniern]].
* ''Südslawien'' – wodurch der Name [[Jugoslawien]]s wieder aufgegriffen würde
* ''Zentralbalkanische Republik''
* ''Slawische Republik Mazedonien''
* ''Neumazedonien''
* ''Obermazedonien''
* ''Nordmazedonien''

Dabei sind diejenigen Namen, in denen ''mazedon-'' enthalten ist, für Griechenland inakzeptabel, während für Mazedonien nur diese akzeptabel sind.<ref name="Danforth">Loring M. Danforth. [http://www.gate.net/~mango/Danforth_National_Conflict.htm National conflict in a transitional world: Greeks and Macedonians at the Conference for Security and Cooperation in Europe].</ref>

Im Oktober 2004 haben Griechenland und die Republik Mazedonien beschlossen, ihre Beziehungen zu normalisieren und die Verhandlungen über den Namen des Landes zu intensivieren. Der Staatsname bleibt jedoch Quelle für lokale und internationale Unstimmigkeiten. Die Verwendung des Namens ist weiterhin umstritten.

Aufgrund des anhaltenden Widerstandes von griechischer Seite ist Mazedonien derzeit gezwungen, im internationalen Verkehr stets den Zusatz ''Former Yugoslav Republic (FYR)'' (''ehemalige jugoslawische Republik'') zu verwenden.


[[Matthew Nimetz]], der [[UN-Sonderbeauftragter|UN-Sonderbeauftragte]] für Mazedonien, hat für offizielle Zwecke den unübersetzten Namen ''Republika Makedonija-Skopje (Република Македонија-Скопје)'' vorgeschlagen. Griechenland hat diesen Vorschlag abgelehnt, ihn aber als eine Grundlage für weitere konstruktive Verhandlungen bezeichnet. Der mazedonische [[Premierminister]] [[Vlado Buckovski]] lehnte den Vorschlag ab und unterbreitete den Gegenvorschlag einer Doppelbenennung, wobei die internationale Gemeinschaft den Namen ''Republik Mazedonien'' verwendet, während Griechenland und weitere Länder den Namen ''Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien'' benutzen.
Aufgrund des anhaltenden Widerstandes von griechischer Seite ist Mazedonien derzeit gezwungen, im internationalen Verkehr stets den Zusatz ''„Former Yugoslav Republic (FYR)'' (''„ehemalige jugoslawische Republik“'') zu verwenden.


Im Oktober 2005 machte Matthew Nimetz einen neuen Vorschlag: Demnach sollen die Länder, die die Republik Mazedonien unter diesem Namen anerkannt haben, diesen weiterhin benutzen, während Griechenland den Namen ''Republik Mazedonien-Skopje'' verwenden solle. In internationalen Organisationen solle der unübersetzte, lateinisch transkribierte Name ''Republika Makedonia'' verwendet werden.
[[Matthew Nimetz]], der [[UN-Sonderbeauftragter|UN-Sonderbeauftragte]] für Mazedonien, hat für offizielle Zwecke den nicht zu übersetzenden Namen „Republika Makedonija–Skopje“ (''Република Македонија - Скопје'') vorgeschlagen. Griechenland hat diesen Vorschlag abgelehnt, ihn aber als eine Grundlage für weitere konstruktive Verhandlungen bezeichnet. Der mazedonische [[Premierminister]] [[Vlado Buckovski]] lehnte den Vorschlag ab und unterbreitete den Gegenvorschlag einer Doppelbenennung, wobei die internationale Gemeinschaft den Namen ''„Republik Mazedonien“'' verwendet, während Griechenland und weitere Länder den Namen ''„Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“'' verwendet.


Eine internationale Schiedskommission soll demnächst auch den Landesnamensstreit schlichten und hat alternative Staatsbezeichnungen vorgeschlagen: ''„Vardar-Republik“'' – so bezogen auf Mazedoniens wichtigsten und einzigen schiffbaren Fluss und angelehnt an die Verwaltungseinheit [[Vardarska banovina]] des [[Königreich Jugoslawien|Königreiches Jugoslawien]] – oder ''„Dardanien“'' – bezogen auf das antike Nachbarvolk der antiken Makedonen, die [[Dardaner (Volk)|Dardaner]], deren Hauptstadt schon damals Skopje gewesen war; oder einfach ''„Obermazedonien“''. Griechenland favorisiert zwar weiterhin ''„Republik Skopje“'' oder ''„Dardanien“'', hat aber auch angedeutet, ''„Vardar-Mazedonien“'' oder ''„Obermazedonien“'' als Kompromiss akzeptieren zu können.
Eine internationale Schiedskommission soll demnächst auch den Landesnamensstreit schlichten. Griechenland favorisiert zwar weiterhin ''Republik Skopje'' oder ''Dardanien'', hat aber auch angedeutet, ''Vardar-Mazedonien'' oder ''Obermazedonien'' als Kompromiss akzeptieren zu können.


==Quellen==
==Quellen==

Version vom 21. August 2006, 14:51 Uhr

Der Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland entzündete sich im Jahre 1991, als sich Mazedonien unter dem Namen „Republik Mazedonien“ konstituierte. Griechenland befürchtete Gebietsansprüche Mazedoniens und verwies auf seine Provinz Makedonien. Zudem beansprucht Griechenland das kulturelle Erbe der historischen Region Makedonien. Der gegenwärtige Status quo ist, dass die Republik Mazedonien im internationalen Verkehr meist die Bezeichnung „the former Yugoslav Republic of Macedonia (F.Y.R.O.M.)“ zu deutsch: „Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“ verwendet. Unter diesem Namen wurde die Republik Mazedonien auch von den Vereinten Nationen anerkannt. Verhandlungen über eine endgültige Lösung sind derzeit im Gange.

Im weiteren Text wird Mazedonien (ehemalige Jugoslawische Republik) kurz Mazedonien genannt.

Entwicklung des Konfliktes

Von 1944 bis 1991 gab es innerhalb der SFR Jugoslawien die Teilrepublik Mazedonien. Gegen diese Bezeichnung der südlichsten jugoslawischen Teilrepublik beschwerte sich die damalige griechische Regierung, sowie auch hinsichtlich der militärischen Unterstützung der Kommunisten im griechischen Bürgerkrieg von Seiten Jugoslawiens. Athen verzichtete nach dem Ende des griechischen Bürgerkrieges auf weitere Schritte und strebte eine Lösung des Problems im Rahmen eines vorherigen schrittweisen Wiederaufbaus guter nachbarschaftlicher Beziehungen an.

Als die Teilrepublik Mazedonien 1991 ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte (Zerfall Jugoslawiens) und historische Namen und Symbole (die Sonne der Stadt Vergina) benutzte, die nach griechischer Auffassung hellenistisch sind, protestierte die griechische Regierung und verweigerte die diplomatische Anerkennung des neuen Landes.

1992 wurde Artikel 3 der mazedonischen Verfassung, der die Unverletzlichkeit der mazedonischen Grenzen erklärt, um den Satz ergänzt: "Die Republik Mazedonien hat keine territorialen Ansprüche gegenüber benachbarten Staaten."[1] Auch trotz des Namenskompromisses Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien war Griechenland wegen der Flagge weiterhin unzufrieden und verhängte im Februar 1994 eine Handelsblockade. Die Sanktionen wurden 1995 nach Unterzeichnung einer vorübergehenden Übereinkunft aufgehoben, nachdem Mazedonien in seiner Flagge den Stern von Vergina durch eine achtstrahlige, stilisierte Sonne ersetzt hat. Griechenland hat 1995 bei der World Intellectual Property Organization die exklusiven internationalen Urheberrechte für den Stern von Vergina beansprucht [2].

Unter der Obhut der UNO begannen beide Länder Verhandlungen über den endgültigen Namen. Trotz des UNO-Vorschlages für Republika Makedonija-Skopje lehnen die meisten Griechen die Verwendung des Wortes Mazedonien zur Bezeichnung der Nachbarrepublik ab. Seit der Unabhängigkeit von 1991 nennen sie das Nachbarland umgangssprachlich Skopje (griech. Σκόπια/Skópia) und seine Bewohner Skopianer (griech. Σκοπιανοί/Skopianoí) - nach der Hauptstadt des Landes (Skopje).

Der Antrag Mazedoniens auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union (22. März 2004) eröffnete eine neue Gelegenheit für die Beilegung dieses letzten offenen Problems zwischen den beiden Nachbarn. Auf der Sitzung des Stabilisierungs- und Assoziationsrates der EU mit Mazedonien (14. September 2004, Brüssel) hat die EU festgestellt, dass die Namensdifferenzen noch existieren, und dazu aufgerufen, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.

Position Griechenlands

Der Stern von Vergina.

Griechenland argumentiert, Makedonien sei ein Name griechischen Ursprungs, der bereits für die nördliche griechische Provinz Makedonien und die Region Makedonien verwendet wird. Slawische Stämme seien in der Balkanregion aber erst im frühen Mittelalter (ab dem 6. Jahrhundert n. Chr.) erschienen – und die Bewohner der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien seien Slawen. Außerdem umfasse das Staatsgebiet der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik größtenteils ein Gebiet, das nicht zum ursprünglichen historischen Gebiet Makedoniens zähle. In der Antike habe man dieses Gebiet, in dem heute auch die Hauptstadt Skopje liegt, Paionien genannt. Die Verwendung des Namens Mazedonien stelle somit eine Usurpation fremder Geschichte und Kultur dar. Dies geschehe aus politischen Gründen, um sich von den benachbarten Bulgaren abzugrenzen und ein identitätsstiftendes Nationalgefühl begründen zu können, das die Grundlage für die Existenz des neuen Staates sein soll (vgl. Nationsbildung und Herkunftssage). Zudem handele es sich bei der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik um einen Vielvölkerstaat (u.a. 25% Albaner, 4% Türken, 3% Roma, 2% Serben), dessen territoriale Einheit es sicherzustellen gelte. Ein weiterer Grund für die historisch nicht haltbare Bezugnahme auf die antiken Makedonier und ihren Staat liege im Anspruch auf eine politische Vorrangstellung der slawischstämmigen Bevölkerungsgruppe gegenüber den anderen Volksgruppen, die so historisch begründet werden soll.

Die slawischen Bewohner dieser Region hätten sich selbst in den vergangenen Jahrhunderten immer als Bulgaren bezeichnet. Dies habe sich erst mit der Verordnung Titos geändert, der der südlichsten Provinz Jugoslawiens Vardarska Banovina den offiziellen Namen Vardar-Mazedonien verlieh. Damit hätten bulgarische Gebietsansprüche auf Südjugoslawien abgewehrt werden und zugleich jugoslawische Gebietsansprüche gegen Nordgriechenland gestützt werden sollen. Zu diesem Zweck hätten die Bewohner der südlichsten Provinz Jugoslawiens eine neue nationale Orientierung erhalten sollen. Die Sprache der slawischen Bevölkerungsmehrheit, wesentliche Grundlage eines Volkes, welche dem Bulgarischen äußerst nahe stehe, sei in Mazedonisch umbenannt worden. Es habe außerdem eine groß angelegte Geschichtsfälschung nach kommunistischem Muster begonnen. Die verfälschte Geschichte sei in den Schulen unterrichtet worden, mit der Folge, dass die heutigen slawischstämmigen Bewohner ein falsches Bild von ihrer Geschichte hätten.

Griechenland sperrt sich auch gegen den Namen Republik Mazedonien, weil es mazedonische Gebietsansprüche gegen die gleichnamige nordgriechische Provinz Makedonien befürchtet – eine Angst, die damit begründet wird, dass die ebenfalls slawischstämmigen Bulgaren bereits des Öfteren im zwanzigsten Jahrhundert versucht hätten, sich eines Teils Nordgriechenlands (Westthrakien und Alexandroupolis), oder auch Thessalonikis] zu bemächtigen.

Da sich die griechischen Makedonier als Makedonier bezeichnen und ebenfalls eine Verwandtschaft mit den antiken Makedonen beanspruchen, könne dieser Name jetzt nicht plötzlich von einer neu geschaffenen Nation verwendet werden, noch dazu ohne jede historische, ethnische oder sprachliche Grundlage.

Von griechischer Seite wird zudem eingeräumt, dass man nicht gegen die Existenz des neuen Staates sei, sondern nur gegen den Namen, den dieser für sich beanspruche. Griechenland sei im Grunde an guten nachbarschaftlichen Beziehungen interessiert und bereit, den jungen Staat politisch und wirtschaftlich zu unterstützen.

Argumente der Republik Mazedonien

Plakatmotiv einer mazedonischen Kampagne

Die Bezeichnung Skopje für die Republik Mazedonien wird von den slawischen Mazedoniern als herabwürdigend empfunden. Auch die Bezeichnung Fyromer (oder FYROM für ihr Land) halten sie für äußerst unangemessen.

Makedonien sei seit alters der Name der historischen Region, in der die Republik Mazedonien liegt, so dass die Benutzung dieses Namens für den auf diesem Gebiet liegenden Staat nahe liege. Eine Verwechslungsgefahr bestehe nicht, da die Republik Mazedonien der einzige Staat mit diesem Namen sei. Aus der Namensübereinstimmung mit den griechischen Regionen Westmakedonien, Zentralmakedonien und Ostmakedonien und Thrakien ließen sich ebensowenig Gebietsansprüche ableiten wie etwa aus derjenigen zwischen dem Großherzogtum Luxemburg und der belgischen Provinz Luxemburg.

Die Mazedonier hätten nicht erst unter Tito ein mazedonisches Nationalgefühl entwickelt, sondern spätestens seit dem Ilinden-Aufstand von 1903.

Bisweilen beanspruchen die slawischen ebenso wie die griechischen Makedonier eine Verwandtschaft mit den antiken Makedonen, mit der Begründung, dass diese sich allmählich mit den Slawen seit deren Ankunft auf dem Balkan im 6. Jahrhundert vermengt hätten. Diese These ist jedoch heftig umstritten und vermutlich kaum überprüfbar.

Mazedonien habe freundschaftliche Beziehungen zu seinen Nachbarländern, fühle sich aber seit der Unabhängigkeit 1991 zu Unrecht in den Namensstreit mit Griechenland verwickelt.

Standpunkt anderer Staaten und Organisationen

Die Republik Mazedonien wurde von drei (USA, Russland, China) der fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates unter dem Namen Republik Mazedonien anerkannt. Auch hat der überwiegende Teil der Staatengemeinschaft das Land unter seinem verfassungsmäßigen Namen anerkannt. Dies gilt allerdings nur für bilaterale Beziehungen zwischen der Republik Mazedonien und dem jeweiligen Land. Die völkerrechtliche Bezeichnung ist nach wie vor "The Former Yugoslav Republic of Macedonia" (F.Y.R.O.M.).

Der Weltsicherheitsrat empfahl am 7. April 1993 die Aufnahme Mazedoniens in die UNO und stellte dabei die Existenz des Namensstreites fest.[3] Die Generalversammlung nahm Mazedonien daraufhin am 8. April 1993, der Empfehlung des Sicherheitsrates folgend, unter dem Namen The Former Yugoslav Republic of Macedonia (Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien) in die Staatengemeinschaft auf.[4] [5]

Nach der Aufnahme Mazedoniens in die UNO haben auch andere internationale Organisationen diese Namenskonvention übernommen, darunter die EU, die NATO, das Internationale Olympische Komitee, die Europäische Rundfunkunion, der IWF, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und andere.

Die meisten Diplomaten, die in Mazedonien akkreditiert sind, benutzen in offiziellen internationalen Dokumenten die Bezeichnung Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien oder Mazedonien (ehemalige jugoslawische Republik), so beispielsweise die Vertreter Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Italiens, Spaniens, Finnlands, Portugals, Frankreichs, Luxemburgs, der Niederlande, Kanadas, Australiens, Brasiliens, Argentiniens, Ägyptens und andere.

Andererseits haben über 106 Länder Mazedonien unter dem Namen Republik Mazedonien für den bilateralen Verkehr anerkannt. Dazu gehören die USA (2004), Russland, die Volksrepublik China, die Nachbarländer Bulgarien, Albanien und Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, die Türkei, die Ukraine, Weißrussland, Estland, Litauen, Iran, Pakistan, die Philippinen, Malaysia und andere. Auch die Außenministerien Deutschlands, Österreichs und der Schweiz nennen die Republik Mazedonien bei diesem Namen.

Aktueller Stand und Lösungsansätze

Bisher wurde keine dauerhafte Einigung über den Namen der Republik erzielt. Mannigfache alternative Namen sind bisher vorgeschlagen worden:

  • Republik Skopje – nach der Hauptstadt
  • Vardar-Republik – bezogen auf Mazedoniens wichtigsten und einzigen schiffbaren Fluss und angelehnt an die Verwaltungseinheit Vardarska banovina des Königreiches Jugoslawien
  • Dardanien – bezogen auf das antike Nachbarvolk der antiken Makedonen, die Dardaner, deren Hauptstadt schon damals Skopje war
  • Päonien – nach einem weiteren antiken Volk aus dieser Region, den Päoniern.
  • Südslawien – wodurch der Name Jugoslawiens wieder aufgegriffen würde
  • Zentralbalkanische Republik
  • Slawische Republik Mazedonien
  • Neumazedonien
  • Obermazedonien
  • Nordmazedonien

Dabei sind diejenigen Namen, in denen mazedon- enthalten ist, für Griechenland inakzeptabel, während für Mazedonien nur diese akzeptabel sind.[6]

Im Oktober 2004 haben Griechenland und die Republik Mazedonien beschlossen, ihre Beziehungen zu normalisieren und die Verhandlungen über den Namen des Landes zu intensivieren. Der Staatsname bleibt jedoch Quelle für lokale und internationale Unstimmigkeiten. Die Verwendung des Namens ist weiterhin umstritten.

Aufgrund des anhaltenden Widerstandes von griechischer Seite ist Mazedonien derzeit gezwungen, im internationalen Verkehr stets den Zusatz Former Yugoslav Republic (FYR) (ehemalige jugoslawische Republik) zu verwenden.

Matthew Nimetz, der UN-Sonderbeauftragte für Mazedonien, hat für offizielle Zwecke den unübersetzten Namen Republika Makedonija-Skopje (Република Македонија-Скопје) vorgeschlagen. Griechenland hat diesen Vorschlag abgelehnt, ihn aber als eine Grundlage für weitere konstruktive Verhandlungen bezeichnet. Der mazedonische Premierminister Vlado Buckovski lehnte den Vorschlag ab und unterbreitete den Gegenvorschlag einer Doppelbenennung, wobei die internationale Gemeinschaft den Namen Republik Mazedonien verwendet, während Griechenland und weitere Länder den Namen Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien benutzen.

Im Oktober 2005 machte Matthew Nimetz einen neuen Vorschlag: Demnach sollen die Länder, die die Republik Mazedonien unter diesem Namen anerkannt haben, diesen weiterhin benutzen, während Griechenland den Namen Republik Mazedonien-Skopje verwenden solle. In internationalen Organisationen solle der unübersetzte, lateinisch transkribierte Name Republika Makedonia verwendet werden.

Eine internationale Schiedskommission soll demnächst auch den Landesnamensstreit schlichten. Griechenland favorisiert zwar weiterhin Republik Skopje oder Dardanien, hat aber auch angedeutet, Vardar-Mazedonien oder Obermazedonien als Kompromiss akzeptieren zu können.

Quellen

  1. Art. 3 der mazedonischen Verfassung auf der Seite der mazedonischen Regierung (in mazedonischer Sprache).
  2. [1] Eintragung des Sterns von Vergina bei der World Intellectual Property Organization, 3. Juni 1995
  3. Empfehlung der Aufnahme und Feststellung des Namenskonfliktes in Resolution 817 (pdf) des UN-Sicherheitsrates', 7. April 1993
  4. Anerkennung durch die UN-Generalversammlung: A/RES/47/225 , 8. April 1993
  5. Offizielle Liste der UNO-Mitgliedsstaaten
  6. Loring M. Danforth. National conflict in a transitional world: Greeks and Macedonians at the Conference for Security and Cooperation in Europe.