Jehmlich Orgelbau Dresden

Jehmlich Orgelbau Dresden
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1808
Sitz Dresden, Deutschland
Leitung Ralf Jehmlich
Mitarbeiterzahl 23 (Februar 2013)[1]
Branche Musikinstrumentenbau
Website www.jehmlich-orgelbau.de

Die Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH ist ein Orgelbaubetrieb, der 1808 im erzgebirgischen Cämmerswalde von den drei Brüdern Gotthelf Friedrich, Johann Gotthold und Carl Gottlieb Jehmlich gegründet wurde. Das Alleinstellungsmerkmal als weltweit ältester Orgelbaubetrieb, der immer in Familienhand lag, wurde 2008 offiziell bestätigt.[2]

Geschichte

Geschäftsanzeige im sächsischen Amtskalender 1917
Firmengelände in Dresden

Johann Gotthold Jehmlich übersiedelte 1826 nach Dresden und baute dort eine Werkstatt auf. 1839 richtete Carl Gottlieb aus Anlass eines Orgelbauauftrages eine Werkstatt in Zwickau ein, die bis 1874 weitergeführt wurde. Gottholds Neffe Carl Eduard Jehmlich leitete 1862 bis 1889 die Dresdner Werkstatt, die Brüder Emil und Bruno Jehmlich 1889 bis 1938 in dritter Generation und Otto und Rudolf Jehmlich 1938 bis 1972 in vierter Generation.

Nach der Verstaatlichung 1972 als VEB Orgelbau Dresden übernahm Horst Jehmlich die Leitung. 1990 wurde das Unternehmen unter seiner Leitung reprivatisiert. Seit 2006 ist in sechster Generation Ralf Jehmlich Geschäftsführer. Neben Neubauten spielen die Pflege und Restaurierung historischer Instrumente eine wichtige Rolle – so etwa aktuell (2018) die Sanierung der Sauer-Orgel der Lutherkirche (Apolda).[3] Der Unternehmenssitz befindet sich an der Großenhainer Straße in der Leipziger Vorstadt in Dresden.

Werke (Auswahl)

Im Februar 2013 gab es weltweit 1165 Jehmlich-Orgeln.[1]

Jahr Opus Ort Kirche/Bauwerk Bild Manuale Register Bemerkungen
1818 3 Lauenstein Evang. Stadtkirche II/P 19 2003 durch Brand zerstört, Neubau 2005 →Orgel
1843 Zittau Johanniskirche III/P 55 1929–1930 durch die Zittauer Orgelbauer A. Schuster und Sohn auf 84 Register erweitert →Orgel
1851 Oschatz St.-Aegidien-Kirche III/P 57
1859 Bernsdorf Dorfkirche II/P 26 Orgel
1859 Lorenzkirch St.-Laurentius-Kirche II/P ? Orgel, 1998 von Jehmlich Orgelbau restauriert
1859 Stützengrün Dorfkirche I/P 14
1874 Niederoderwitz Kirche Niederoderwitz III/P 50 mehrmals erweitert, überholt und gereinigt
1878 Plauen bei Dresden Kirche zu Plauen
II/P 20 1902 beim Kirchenneubau abgebrochen und durch eine neue Jehmlich-Orgel ersetzt.
1885 Kötzschenbroda Friedenskirche zu Radebeul III/P 51 Orgel
1887 Dresden (Äußere Neustadt) Martin-Luther-Kirche
II/P 33 mehrfach erneuert und erweitert, heute III/P (60)
1890 Grimma Frauenkirche II/P 25 1928 baute die Firma Eule die Jehmlich-Orgel grundlegend auf 30 Register um (Eule-Herstellungsverzeichnis: Opus 167)
1891 Dresden-Pillnitz Weinbergkirche
II/P 12 Auftrag 1889 für 4200 Mark, Weihe 1891, eine der ersten pneumatischen Orgeln Sachsens, 1907 Reparatur, 1918 Abgabe der zinnernen Prospektpfeifen, ab 1976 Verfall, Rekonstruktion 1997 durch Orgelbau Ekkehart Groß und Johannes Soldan.
1892 Radebeul Lutherkirche
1895 Chemnitz St. Markus (Chemnitz) III/P ca. 45 Nicht erhalten. Die Zinnpfeifen der Orgel wurden 1917 als kriegstaugliches Material entfernt und eingeschmolzen.
1896 Augustusburg Stadtkirche St. Petri II/P 40 Orgel
1899 Lößnitz (Erzgebirge) Johannis-Kirche III/P 55 Orgel
1900 159 Leipzig-Leutzsch St. Laurentius II/P 19
1900 Hainsberg Hoffnungskirche II/P 31
1901 Großenhain Marienkirche III/P 53 in dem veränderten Gehäuse von Johann Gottlieb Mauer (1778) →Orgel
1902 Plauen bei Dresden Auferstehungskirche
III/P 47 Kosten (14.375 RM) trug Familie Bienert, Prospektpfeifen 1917 abgegeben, 1959 technisch erneuert, 1984 abgebrochen und durch Eule-Orgel ersetzt, dabei 9 Register der Orgel von 1902 weiterverwendet. →Orgel
1902 Wurzen Stadtkirche St. Wenceslai
II/P 40 Disposition – Die Orgel wurde 1977 letztmals genutzt; es gibt aktuell (2017) Bestrebungen diese Orgel zu sanieren (Kosten etwa 150.000–200.000 Euro). Musiziert wird in der „Winterkirche“ im Altarraum seit 1999 auf einer Eule-Orgel.
1903 Tautenhain (Sachsen) St.-Jacobi-Kirche II/P 13
1904 Dresden-Bühlau Ev. St.-Michaels-Kirche II/P 22 Orgel
1904 Moritzburg Moritzburger Kirche II/P 25
1904–1905 224 Strehlen (Dresden) Christuskirche
III/P 61 2015 konsequent auf den Ursprungszustand restauriert/rekonstruiert. →Orgel
1905 Annaberg Aula des Königlichen Lehrerseminars, heute Mauersberger-Aula II/P 20 2001/2002 durch Jehmlich Orgelbau restauriert
1905 Chemnitz-Altendorf St.-Matthäus-Kirche
1905 Dresden-Striesen Mariä Himmelfahrt II/P 12 Orgel
1906 Pretzschendorf Ev. Kirche II/P 29
1907 Klotzsche Christuskirche II/P 21 1941 auf 28 Stimmen erweitert
1909 277 Dresden-Johannstadt Herz-Jesu-Kirche III/P 37
1909 Glauchau Luther-Kirche II/P 25 Orgel
1909 269 Culmitzsch evangelische Kirche II/P 17 Orgel
1910 Lindenau (Leipzig) Philippuskirche
III/P 63 Disposition der Orgel
1912 Nerchau, heute Ortsteil von Grimma St. Martin (Nerchau)
II/P 17 umfassender Umbau der Orgel der Firma Beyer (1830) → Disposition der Orgel
1913 344 Hänichen b. Leipzig Hainkirche St. Vinzenz
II/P 16 Originalzustand, derzeit nicht spielbar
1914 Aue-Zelle Friedenskirche II/P 32 Orgel
1916 Scuol Schloss Tarasp III/P 43 im Nebenraum des Saals aufgestellt
1918 Limbach-Oberfrohna Stadtkirche
1921 387 Chemnitz-Wittgensdorf Ev. Dorfkirche II/P 28 Orgel
1922 Thalheim/Erzgeb. Ev. Kirche III/P 46 Orgel
1927 Bad Schandau St.-Johannis-Kirche
1929 Chemnitz Georgius-Agricola-Gymnasium
II/P 18 Ohne Prospekt.
Nach notdürftiger Reparatur der Kriegsschäden bis 1970 bespielbar. Rekonstruktion 2000/2001 durch Jehmlich Orgelbau[4]
1932 Wurzen Dom St. Marien III/P 46 Die Auswahl der Register verantwortete Günther Ramin.[5] Das Instrument wurde von 1998 bis 2001 und nochmals 2007 von der Orgelwerkstatt Christian Reinhold,[6] Bernsdorf, erneuert und erweitert. Seitdem hat die Orgel 49 Register und 7 Transmissionen/Auszüge, ein Glockenspiel mit Röhrenglocken sowie Zimbelglocken (Zimbelstern). 2016 wurden eine neue Schwellersteuerung und eine elektronische Setzerkombination eingebaut.
1936 Bockwitz Christus-König-Kirche 1972 wegen Baufälligkeit abgerissen.[7]
1938 Chemnitz-Reichenbrand Johanneskirche III/P 48 Orgel
1949 Rosenthal Wallfahrtskirche III/P 40
1952 Aue Mater Dolorosa
1953 Hoyerswerda Kath. Pfarrkirche Heilige Familie III/P 30
1954 698 Plauen Erlöserkirche III/P 32 Orgel
1955/56 Ilfeld St.-Georg-Marien II/P 27
1956 Dresden-Weißer Hirsch St. Hubertus II/P 11 Orgel
1956 719 Zwickau St.-Marien-Kirche I 4 Positiv in der Kapelle → Orgel
1957 737 Oranienburg Stadtkirche St. Nicolai II/P 12 Orgel
1958 Dresden St.-Petri-Kirche II/P 27
1961 769 Friedrichroda St. Blasius II/P 23 Orgel
1961 Aue Nikolaikirche III/P 36
1963 800 Dresden Kreuzkirche
IV/P 80 Orgel
1964 Glauchau St. Mariä Himmelfahrt III/P 26 Orgel
1965 837 Berlin-Friedrichshain St.-Antonius-Kirche II/P 24 Orgel
1966 Dresden-Weißer Hirsch Ev.-Luth. Kirche II/P 16 Orgel
1968 Wolgast Herz-Jesu-Kirche
1970 895 Wustrow (Fischland) Kirche Wustrow II/P 14 Orgel
1972 Meiningen Katholische Kirche Unsere Liebe Frau
II/P 21 Einbau in einer Dekanatskirche, seltener Kirchenbau während der DDR-Zeit
1972 Eisenach St. Elisabeth II/P 18
1972 907 Berlin-Baumschulenweg St. Anna II/P 13 Orgel
1973 Berlin-Prenzlauer Berg St. Augustinus II/P 26 Orgel
1973 936 Berlin-Prenzlauer Berg Gethsemanekirche II/P 25 Orgel
1974 945 Dirmingen Evangelische Kirche
II/P 15 Orgel
1975 952 Berlin-Blankenburg Dorfkirche I/P 8 Orgel
1976 Elmenhorst/Lichtenhagen Dorfkirche II/P 16
1976 Radebeul Betsaal der Kath.-Apostol. Gemeinde II
1976 Chemnitz Stadthalle Chemnitz IV/P 80 1972–1976 erbaut; 1976 Einbau in die Stadthalle
1979 1000 Magdeburg-Altstadt Kloster Unser Lieben Frauen IV/P 62 Orgel
1982 1021 Lübben (Spreewald) St. Trinitatis
I/P 6 Orgel
1982 1027 Florø (Westnorwegen) Kirche von Florø
1984 Berlin-Mitte Konzerthaus IV/P 74 1994 neue Setzeranlage und Zusatzregister
1986 Greifswald Kath. Kirche St. Joseph
II/P 17 Orgel
1987 1068 Berlin-Mitte Grand Hotel II/P 11
1988 1061 Magdeburg-Altstadt Sankt-Petri-Kirche II/P 23 Orgel
1988 Greifswald Dom St. Nikolai
III/P 51 Gehäuse von Vorgängerorgel (1832) übernommen → Orgel
1988 1075 Neubrandenburg St. Josef – St. Lukas II/P 17 Orgel
1989 1073 Zwickau Friedenskirche II/P 20 Orgel
1991 1103 Dresden-Kaditz Emmauskirche II/P 19
1992 1099 Leipzig-Schleußig Bethanienkirche II/P 28
1993 Potsdam Filmmuseum Potsdam II/P 7/44 Auszüge Kinoorgel 1929 von M. Welte & Söhne bis 1979 im Luxor-Palast Chemnitz, Wiederaufbau und Restaurierung
1993 Rabenau (Sachsen) Ev. Kirche II/P 15 Orgel
1995 1115 Dresden-Briesnitz Briesnitzer Kirche II/P 32 Orgel
1996 Budapest, Ungarn Große Synagoge
IV/P 63 Neubau[8]
1997 Oschersleben (Bode) Pfarrkirche St. Marien Unbefleckte Empfängnis
22
1997 1123 Sumida, Tokio Sumida Triphony Hall I/P, II/P, III/P 66
1998 1128 Schneeberg St.-Wolfgangs-Kirche III/P 56 Orgel
2000 1140 Meißen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen
I 4 22 Porzellanpfeifen im Prospekt der PorzellanorgelOrgel
2003 1151 Herøy / Norwegen Herøy kyrkje II/P 31
2005 1156 Łódź / Polen Musikakademie / Akademia Muzyczna II/P 22
2006 Leipzig Museum für Musikinstrumente der Universität II/P 7/40 Auszüge Kinoorgel von M. Welte & Söhne 1931 im UFA Palast-Theater Erfurt, Wiederaufbau und Restaurierung
2006 1155 Zittau Kath. Pfarrkirche Mariä Heimsuchung II/P 26 zum Teil Wiederverwendung vorhandener Register der Schuster-Orgel von 1959/1960[9]Orgel
2010 Chemnitz-Ebersdorf Stiftskirche II/P 15 mechanische Spiel- und Registertrakturen
2014 1166 Titisee-Neustadt Christkönigkirche II/P 19
2016–2017 1161 Leipzig Paulinum, Aula und Universitätskirche St. Pauli III/P 46 Disposition angelehnt an die Vorgängerorgel von Johann Scheibe (1717) → Orgel

Literatur

  • Sächsischer Orgelbau pflegt barocke Orgelbautradition. In: Das Musikinstrument. Band 18, 1969, S. 1045–1048.
  • Ernst Flade: Die Orgelbauerfamilie Jehmlich in Dresden und Zwickau. Ein kurzer Überblick über Leben und Werk der Mitglieder dieser Familie anläßlich der 125-Jahrfeier des Unternehmens. In: Zeitschrift für Kirchenmusiker. Band 16, 1934, S. 2–4.
  • Frank-Harald Greß: 200 Jahre Jehmlich-Orgelbau. In: Ars Organi. Band 56, 2008, S. 219–222.
  • Marina Lang: Orgelbaufirma Jehmlich. In: Instrumentenbau-Zeitschrift. Band 62, Nr. 9–10, 2008, S. 28.
  • Hubert Kalix (Redaktion): Festschrift zur Wiedereinweihung der Jehmlich-Orgel. Herausgeber: Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Lorenzkirch, 1999.
Commons: Jehmlich Orgelbau Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Jana Mundus: Dresdner Orgelbauer sind weltweit gefragt. sz-online.de, 9. Februar 2013, abgerufen am 9. Februar 2013 (kostenpflichtig).
  2. Kerstin Leiße: Eine Königin: 50 Jahre große Jehmlich-Orgel in der Dresdner Kreuzkirche, dnn.de, Artikel vom 9. September 2015.
  3. Sascha Margon: Die Königin wird demontiert und wartet auf ihre Sanierung - Apoldas Lutherkirche muss für eine ganze Weile ohne Orgel auskommen. Sanierung der Empore steht bevor. Thüringische Landeszeitung Weimar, Online-Ausgabe. Abgerufen am 3. Februar 2018.
  4. Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz Die Orgel. Abgerufen am 14. November 2013.
  5. Fritz Fichtner: Der Dom zu Wurzen und seine Erneuerung. Sonderdruck aus: Sächsische Bau- und Kunstdenkmäler. Herausgegeben vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden 1933, S. 14.
  6. http://www.orgelwerkstatt-reinhold.de/arbeit.html
  7. Die Orgel der Kirche auf der Homepage der Pfarrgemeinde „St. Hedwig“ (Memento des Originals vom 19. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lauchhammer.kathweb.de (abgerufen am 11. Juli 2012)
  8. Orgelneubauten; Synagoge Budapest/Ungarn Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH
  9. Orgel in Zittau, Mariä Heimsuchung

Koordinaten: 51° 4′ 24,6″ N, 13° 44′ 11,2″ O