Jakob Fugger

Jakob Fugger, auf einem Bild von Albrecht Dürer (um 1518)

Jakob Fugger, (* 6. März 1459 in Augsburg; † 30. Dezember 1525 ebenda) genannt Jakob Fugger der Reiche (gelegentlich auch der Jüngere), war seinerzeit Europas reichster und bedeutendster Kaufmann und Bankier.

Er entstammte der gleichnamigen Augsburger Handelsfamilie, die er innerhalb weniger Jahre zu einem der ersten frühkapitalistischen Unternehmen ausbaute. Die geschickte Ausnutzung des Bergregals verschaffte seiner Firma die Monopolstellung auf dem europäischen Kupfermarkt und legte so die Grundlage für die Weltgeltung und den Reichtum des Familienunternehmens der Fugger.

Zu seinen Kunden im Bankgeschäft gehörten Mitglieder des Hochadels, der europäischen Königshäuser und der katholischen Kirche. Er finanzierte Kriege und Königswahlen und sicherte so seinem Unternehmen ein rasantes Wachstum und erheblichen politischen Einfluss. Sein Vermögen, das auch für heutige Maßstäbe kaum vorstellbare Dimensionen erreichte, verhalf ihm zu dem Beinamen „der Reiche“.

Leben

Herkunft und Jugend

Der Vater, Jakob Fugger der Ältere

Jakob Fugger wurde als zehntes von elf Kindern Jakob Fuggers d. Ä. (1398–1469) und dessen Frau Barbara Bäsinger (1419–1497), Tochter des Münzmeisters Franz Bäsinger, geboren.

Die Fugger hatten sich – mittlerweile in zweiter Generation in Augsburg lebend – als erfolgreiche Kaufleute und angesehene Bürger in der Stadt etabliert. Aus bescheidenen Verhältnissen als Weber kommend, zählte Jakob Fugger d. Ä. bereits acht Jahre vor seinem Tod zu den zwölf reichsten Augsburger Bürgern.

Die älteren Brüder Ulrich, Georg, Andreas, Johann (gen. Hans) und Peter erlernten frühzeitig in der väterlichen Firma das Kaufmannsgeschäft. Die Nachfolge in dem Familienunternehmen schien durch die fünf Geschwister also gesichert und so entschieden die Eltern, dass Markus und sein Bruder Jakob, als das jüngste der Kinder, eine klerikale Laufbahn einschlagen sollten.

Beide wurden zur Erziehung in ein Kloster gegeben und Jakob hatte schon die niederen Weihen als Kanonikus im fränkischen Stift Herrieden erhalten, als mehrere Schicksalsschläge Lücken in der personellen Leitung des Unternehmens hinterließen. Seine Brüder Andreas und Hans verstarben bereits während der Ausbildung in Venedig in den 1460-er Jahren an einem Fieber. 1469 verschied der Vater und 1473 Peter Fugger, der Leiter der Nürnberger Niederlassung. Als 1478 auch noch Bruder Markus verstarb, der bis zu diesem Zeitpunkt in Rom die Interessen der Familie wahrgenommen hatte, sah sich Ulrich als Familienoberhaupt und Geschäftsleiter gezwungen, seinen Bruder Jakob mit 19 Jahren aus dem Kloster zurück in das Unternehmen zu holen.

Ausbildung

Das Fondaco dei Tedeschi in Venedig

Die auf eine religiöse Tätigkeit gerichtete Ausbildung, die Jakob bis zu diesem Zeitpunkt erhalten hatte, stellte nur eine mäßige Vorbereitung auf das Kaufmannsleben dar. Zwar war er des Lesens und Schreibens mächtig, das Wissen um den Handel und seine Eigenarten und Funktionsweisen fehlte ihm jedoch vollständig. Sein erstes Ausbildungsjahr verbrachte er daher in Italien mit seinen wichtigen Handelszentren Rom, Venedig und Florenz. Im Fondaco dei Tedeschi, dem deutschen Handelshaus in Venedig, lernte er das neuartige Buchführungssystem nach italienischer Methode kennen, knüpfte gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich Kontakte zu den Medici und zum Vatikan und arbeitete sich in die subtilen Handelsbeziehungen zwischen Kaufleuten auf der einen und Fürstenhäusern und der Kirche auf der anderen Seite ein. Wie sehr ihn dieser nur einjährige Italienaufenthalt prägte, zeigt sich auch daran, dass er im weiteren Leben die Geschäftsbriefe nur noch mit „Jacobo“ unterzeichnete.

1479 kehrte er nach Augsburg zurück und wurde in diesem Jahr mit einem Vermögen von 60 Gulden in den Steuerbüchern der Stadt geführt.

Während der nächsten Jahre widmete er sich vor allem seiner Ausbildung. Während seine Brüder Ulrich und Georg das Augsburger Stammhaus bzw. die Nürnberger Filiale leiteten, befand sich Jakob die meiste Zeit auf Reisen. Er lernte alle Niederlassungen der Familie Fugger, von Antwerpen bis Ofen (dem heutigen Budapest) kennen und setzte sich für die Einführung des modernen Systems der doppelten Buchführung im Fuggerschen Rechnungswesen ein.

Niederlassungsleiter

Seine ersten eigenen Geschäfte tätigte Jakob im Edelmetallmarkt, dem nach seiner Ansicht zukunftsträchtigsten Unternehmenszweig. Den selbständigen Silbergrubenbesitzern der Salzburger Schieferalpen, die einen ständigen Kapitalbedarf hatten, lieh er Geld. Dafür ließ er sich jedoch nicht – wie es üblich gewesen wäre – Schuldscheine ausstellen, sondern er forderte Kuxe (eine Art von Aktienbeteiligung am Vermögen einer bergrechtlichen Gewerkschaft) und konnte über diese Beteiligung immer mehr Bergbauunternehmer im Raum Gastein und Schladming zwingen, das Silber direkt an die Fugger zu verkaufen, statt es an Zwischenhändler abzugeben.

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Das Fuggersche Handelshaus in Schwaz

Durch den Erfolg seines ersten Handels bestärkt und nachdem er 1485 die Leitung der Innsbrucker Faktorei übernommen hatte, richtete sich sein Augenmerk auf die um ein Vielfaches ertragreicheren Silberminen Tirols. Erzherzog Siegmund war Herrscher über die ergiebigen Bergwerke von Schwaz und hatte als alleiniger Besitzer des Bergregals das Bergbaurecht an private Grubenpächter vergeben, die einen Teil der Erträge als Pachtzahlung an Siegmund abzuführen hatten. Obwohl der Herzog aus diesem Geschäft über Einkünfte verfügte, die für damalige Maßstäbe enorm waren und ihm dem Beinamen „der Münzreiche“ eintrugen, so war er doch ständig in Geldnot. Seine verschwenderische Hofhaltung, die Versorgung von 40 unehelichen Kindern und die umfangreiche Bautätigkeit machte die Aufnahme immer neuer Darlehen notwendig. Als schließlich ein Schadenersatz von 100.000 Gulden fällig wurde, der als Kriegsfolge an Venedig zu zahlen war, sprang erstmals Jakob Fugger als Geldgeber ein. Bereits 1488 beliefen sich die Kreditverbindlichkeiten des Herzogs gegen die Fugger auf über 150.000 Gulden. Neben der Summe an sich war jedoch vor allem der Zahlungsweg bemerkenswert. Jakob Fugger zahlte die Gelder nämlich nicht an den Fürsten selbst aus, sondern direkt an die Gläubiger. Der Hofstaat, die Handwerker und die Soldaten des Herzogs erhielten ihre Entlohnung direkt und pünktlich vom Handelshaus der Fugger. Aus diesem Grund erhielt Jakob als Gegenleistung nicht nur Schuldverschreibungen des Herzogs, sondern er forderte Bürgschaften auch der höchsten Beamten und vor allem der reichsten Tiroler Bergwerksunternehmer. Auf diese Weise in die Abhängigkeit getrieben, lief schon bald der gesamte Tiroler Silberhandel über das Haus der Fugger. Jede geförderte Mark Silber wurde von den Fuggern für fünf Gulden erworben und an die Münzanstalt in Hall für acht Gulden weiterveräußert. In der Münzprägeanstalt, die ebenfalls unter der Leitung von Jakob Fugger stand, wurde unter Beimischung von Kupfer der Gewinn nochmals verdoppelt. Die aus dem Geschäft verdrängten fremden Kaufleute schätzten den Gewinn der Fugger „auf bis zu 40 Prozent“ und dürften damit eher noch zu niedrig gelegen haben. Aufkommender Kritik trat Jakob mit dem Hinweis entgegen, er nehme für seine Kredite schließlich nicht ein Prozent Zins.

Neben der Einsicht, dass der auf diese Weise vorgeführte Herzog politisch schwach war und ihm bei heftigerer Kritik keine genügende Rückendeckung würde geben können, nahmen seine unternehmerischen Planungen zu dieser Zeit europäische Züge an.

Die Verbindung zu Maximilian I.

Für Maximilian I. war Jakob Fugger Finanzier und Ratgeber

Die Ausweitung der höchst riskanten, wenn auch äußerst lukrativen geschäftlichen Verbindung der Fugger zu Maximilian I. ist ohne Zweifel auf Jakob zurückzuführen. Auf seiner Einschätzung, das Haus Habsburg sei das für die Zukunft in Deutschland maßgebende Geschlecht, beruhte die Entscheidung, den etwa gleichaltrigen Herrscher nicht nur finanziell, sondern auch machtpolitisch zu unterstützen.

Jakob Fugger begegnete dem jungen Rex Romanorum zum ersten Mal 1489 auf der Frankfurter Messe. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Pläne hinsichtlich des noch selbständigen Herzogtums Tirol bereits mit des Königs Kanzler Johann Waldner abgesprochen. Als am 16. März 1490 Herzog Siegmund und die Tiroler Landstände zusammenkamen, war nicht zufällig auch König Maximilian anwesend. Auf Druck der Stände, die ihm Misswirtschaft vorwarfen, musste Siegmund zugunsten Maximilians abdanken, der sich verpflichtete, alle Kredite des Vorgängers zurückzuzahlen.

Damit wurden die Fugger zu einem der wichtigsten Geldgeber Maximilians, der 1493 nach dem Tode seines Vaters Friedrich III. die Nachfolge als Römisch-deutscher König antrat. Im Verhältnis zu Herzog Siegmund war Maximilian ein noch größerer Verschwender. „Der letzte Ritter“, wie er auch genannt wurde, wird als „der schlechteste Haushalter aller Habsburger und verschwenderisch bis an die Grenzen des Wahnsinns“ betrachtet [1]. Entsprechend ideal ergänzten sich der tüchtige Bankier und der ewig geldbedürftige Fürst.

Am 15. Juli 1507 verpfändete der römisch-deutsche König an Jakob Fugger die Grafschaft Kirchberg und die Stadt Weißenhorn sowie die Herrschaften Wullenstetten, Pfaffenhofen an der Roth und Marstetten aus habsburgischem Besitz in Vorderösterreich.[2] Die dafür erhaltenen 50.000 Gulden halfen Maximilian bei der Wahl zum Kaiser.[3]

Innerhalb weniger Jahre machte sich Jakob Fugger als Geldgeber für den Kaiser unentbehrlich. Als dieser, um nicht zu sehr in die Abhängigkeit nur einer Person zu geraten, sich bei anderen Kaufleuten Geld zu beschaffen versuchte, erfuhr Jakob davon. Mit der Androhung, alle Kredite sofort fällig zu stellen und sich aus dem beiderseits lukrativen Tirolgeschäft zurückzuziehen, zwang er den Herrscher zum Abbruch der Kreditverhandlungen und war in den Folgejahren des Kaisers einziger nennenswerter Geldgeber.

Das Handelshaus der Gebrüder Fugger

Die Handelsstadt Augsburg um 1493

Auf Druck Jakobs wurde die Firma 1494 in eine der ersten offenen Handelsgesellschaften Europas (der compagnia palese des welschen Rechts) umgewandelt. Gleichzeitig erfolgte die Namensänderung in „Ulrich Fugger und Gebrüder von Augsburg“ und die Gleichberechtigung der drei beteiligten Brüder in allen geschäftlichen Fragen. An dieser Entwicklung lässt sich der erheblich gestiegene Einfluss Jakobs innerhalb des Unternehmens ablesen. Die von ihm erzielten Einnahmen aus dem Tiroler Silbergeschäft werden – alleine für die Jahre 1487 bis 1494 – auf etwa 400.000 Gulden geschätzt [4] und hatte bisher nur Ulrich die Entwicklungsrichtung vorgegeben, so übernahm der jüngere Bruder mehr und mehr diese Verantwortung.

Kupferbergwerk in der Mitte des 16. Jahrhunderts (Herri met de Bles)

Vor allem das enorme Wachstumspotential im Bergbau und Erzhandel nutzte er in den folgenden Jahren gewinnbringend aus. Als Sicherheit für die Darlehen, die er dem Kaiser und anderen deutschen Fürsten gewährte, ließ er sich die Schürf- oder Eigentumsrechte an Bergwerken übertragen. Auf diese Weise erwarb sein Handelshaus schließlich eine monopolartige Stellung im europäischen Silberbergbau.

In Verbindung mit seinem Geschäftspartner Janos Thurzó, mit dem er den „Ungarischen Handel“ gründete, kontrollierte Fugger die Kupferminen in Nordungarn, Mähren und Schlesien und als ihm 1498 die Übernahme aller Kupferminen im Machtbereich Kaiser Maximilians gelang, hatte er damit ein faktisches Monopol im europäischen Kupferhandel inne. Ergänzend errichtete er um das Jahr 1495 mehrere Schmelz- und Hüttenwerke in Österreich und Ungarn, beispielsweise die Fuggerau bei Villach, um die Erze in einem Mischbetrieb aus Verhüttung, Waffenschmiede und Wehranlage selbst weiterzuverarbeiten.

Ehe und Familie

Hochzeitsbild von Sibylle Artzt und Jakob Fugger
Jakob Fugger mit seinem Hauptbuchhalter Matthäus Schwarz in der „Goldenen Schreibstube“

1498 heiratete er Sibylle Artzt, die Tochter eines angesehenen Augsburger Patriziers. Nach dieser Hochzeit erhielt die Familie den lange angestrebten Sitz im Augsburger Stadtrat, der ihnen bis dahin verweigert worden war, weil die Fugger erst in dritter Generation in der Stadt lebten.

Vier Jahre nach der Hochzeit kaufte Jakob Fugger für den hohen Betrag von 40.000 Gulden die Juwelen aus dem Schatz der Burgunder für seine junge Frau. Ob die Ehe glücklich war, lässt sich nicht beantworten. Sicher ist, dass Jakob viel Zeit in seinem Kontor und auf Geschäftsreisen verbrachte und daher wenig Zeit mit seiner Frau verbrachte. Dies versuchte er durch teure und kunstvolle Geschenke auszugleichen, doch die Ehe blieb kinderlos und Sybille Fugger heiratete nur sieben Wochen nach Jakobs Tod den früheren Geschäftsfreund ihres Mannes, Konrad Rehlinger.

Als Alleininhaber der Firma

Obwohl die Fuggerbrüder in diesen Jahren durchaus ein stattliches Vermögen erwirtschaften konnten, so wäre dieses Kapital allein doch nicht ausreichend gewesen, um den Bedarf des Kaisers zu decken. Die Fugger agierten also vor allem auch als Bankiers und ein besonderes Betätigungsfeld war die kirchliche Vermögensverwaltung. Unter anderem wegen des Zinsverbotes war es Männern der Katholischen Kirche offiziell nicht möglich, ein Vermögen ertragbringend zu investieren. Einer der wichtigsten und vermögendsten Kunden war Melchior von Meckau, der von 1488 bis 1509 Fürstbischof von Brixen war. Seine verzinslich angelegte, aber aus diesem Grund geheim gehaltene Einlage im Bankhaus Fugger war seit 1479 von 100.000 Gulden auf 300.000 Gulden bei seinem Tode angewachsen. Eine sofortige Auszahlung dieser Summe hätte den Bankrott der Firma bedeutet. In dieser Situation zeigt sich die deutlichste politische Hilfestellung, die Kaiser Maximilian seinem Geldgeber angedeihen lässt. Nicht ganz uneigennützig erklärt sich der Kaiser gegenüber Papst Julius II. dazu bereit, in dessen kriegerische Auseinandersetzung mit Venedig einzugreifen. Dafür wird Kaiser Maximilian als Erbe des verstorbenen Kardinals Melchior anerkannt und die Erbschaft – die plötzlich nur noch 100.000 Gulden umfasst – kann mit offenen Forderungen der Fugger verrechnet werden.

Noch im gleichen Jahr (1509) allerdings forderte der Kaiser die entsprechende Gegenleistung und Jakob Fugger unterstützte ihn mit Finanzmitteln von 170.000 Gulden bei seinem Feldzug gegen Venedig.

1510 erlangte Jakob nach dem Tod seines letzten Bruders Ulrich die alleinige Leitung der Fuggerschen Firmen. Der Konzern wurde umbenannt in „Jakob Fugger und Gebrüder Söhne“ und in den Jahren bis zu seinem Tod gelang es ihm, das Eigenkapital des Handelshauses, das zu diesem Zeitpunkt bei rund 55.000 Gulden lag, auf über 2 Millionen Gulden auszubauen.

Im selben Jahr wurde er in den Adelsstand erhoben und im Jahre 1514 – als erster Kaufmann überhaupt – zum Reichsgraf (Graf von Kirchberg) ernannt. Zu seinen Ländereien, die er im Laufe der Jahre durch Sicherungsübereignung erhalten hatte, rechneten Weißenhorn, Buch und Marstetten, sowie ab 1514 die Ortschaft Biberbach.

Fassade der Fuggerhäuser

In Augsburg lässt er in den Jahren 1512 bis 1515 das neue Stammhaus der Firma Fugger errichten. An der damals wichtigen Handelsstraße „Via Claudia“ (der heutigen Maximilianstraße) entstanden neben dem damaligen Weinmarkt die Fuggerhäuser. Die Stadtresidenz und ein Lagerhaus entwarf er selbst nach Plänen, die er auf seiner Italien-Reise notiert hatte. Die äußere Fassade, eine der längsten in der Straße, zeugte vom Reichtum der Fugger, da damals die Gebäudesteuer nach der Länge der Frontfassade berechnet wurde. Im Inneren des Komplexes ließ Jakob Fugger vier Innenhöfe mit Arkaden, Mosaiken, toskanischem Marmor und Wasserbecken anlegen.

Die Kirche als Kunde

Nachdem Papst Alexander VI. im August 1503 verstarb, intensivierte Jakob Fugger seine Kontakte zur Römischen Kirche. Dem Nachfolger im Amt, Papst Julius II. finanzierte er den Sold für die Anwerbung der Schweizergarde[5].

Als einer der führenden Bankiers in Europa und durch seine engen Kontakte zum Vatikan betätigte er sich später auch im Handel mit Ablassbriefen (Ablasshandel). Zum entgeltlichen Erwerb zweier Erzbistümer stellte das Bankhaus Bischof Albrecht 1515 ein Darlehen über 48.000 Gulden zur Verfügung. Um diese Schuld abtragen zu können, übernahm dieser gegen Überlassung der Hälfte des Ertrags den Vertrieb des von Leo X. verkündeten neuen Ablasses. Obwohl vom wirtschaftlichen Umfang her betrachtet eher unbedeutend, entstand wegen diesem Geschäft ein erhebliches Konfliktpotential, das wegen seiner moralischen Fragwürdigkeit im Laufe der Folgejahre mit zur Reformation beigetragen hat. Das Verhalten des eingesetzten Ablasspredigers, des Dominikaners Johann Tetzel, gab Martin Luther den Anlass zu den 95 Thesen. 1520 schrieb Luther seinen Aufsatz An den christlichen Adel deutsche Nation und greift darin auch Jakob Fugger persönlich an: „Man müsste wirklich dem Fugger und dergleichen Gesellschaft einen Zaum ins Maul legen“ [6].

Überseehandel

Nachdem der Portugiese Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien entdeckt hatte und damit das portugiesische Gewürzmonopol ermöglichte, beteiligte sich auch Jakob Fugger an dem lukrativen Handel mit Gewürzen. Konservativ denkende Händler sahen die Zukunft weiterhin in der traditionellen levantinischen Handelsroute, die die Seidenstrasse mit Venedig verknüpfte. Demgegenüber setzte Jakob auf die neuentdeckte Gewürzroute und erhielt am 3. Oktober 1503 von der Casa da Índia die königlich-portugiesische Erlaubnis, eine Faktorei in Lissabon zu eröffnen und mit Pfeffer, sonstigen Gewürzen und anderen orientalischen Gütern wie Perlen und Edelsteinen zu handeln. Nur zwei Jahre später finanzierte das Bankhaus der Fugger, gemeinsam mit anderen Handelshäusern, die erste deutsche Indienfahrt. Drei Schiffe segelten im Bestand der 22 Schiffe umfassenden Flotte des ersten portugiesischen Vizekönigs von Indien, Francisco de Almeida, am 25. März 1505 von Lissabon ab und erreichten am 13. September 1505 die indische Westküste. Die Fahrt endete 1506 wieder in Lissabon und obwohl ein Drittel des importierten Warenwertes an den König von Portugal abzuführen war, betrug der Nettogewinn 175 %.

Als eine Investition in die Zukunft ist die finanzielle Beteiligung an der Expedition des Ferdinand Magellan anzusehen. Die Weltumsegelung und Entdeckung der westlichen Route nach Indien versprach die Zerstörung des portugiesischen Gewürzmonopols und größere Gewinne.

Der Kaisermacher

Jakob Fugger finanzierte die Wahl Karl V. zum römisch-deutschen Kaiser

Kaiser Maximilian verstarb im Januar 1519 und hinterließ seinem Enkel und Erben Karl V. die Habsburgischen Erblande mit den burgundischen Nebenländern, einen umstrittenen Anspruch auf den römisch-deutschen Kaiserthron und vor allem den Schuldenberg bei Jakob Fugger. Um seine Investitionen politisch langfristig zu sichern, unterstützte Jakob den 19-jährigen Thronanwärter bei seiner Wahl zum Kaiser. Das Bankhaus der Fugger transferierte die Summe von 852.000 Gulden an Bestechungsgeldern, „Handsalben“ genannt, an die deutschen Kurfürsten. Der Gegenkandidat, der französische König Franz I., konnte die Wahl nicht für sich entscheiden, weil er nur 300.000 Gulden geboten hatte. Von der Gesamtsumme brachte das Bankhaus Fugger beinahe 2/3, nämlich 544.000 Gulden, selbst auf und der Restbetrag wurde von den Welsern und italienischen Banken finanziert. Damit stand der neue Kaiser, der über ein Reich gebot, „in dem die Sonne nie unterging“, tief in der Schuld des Fuggers.

Dieser wartete nicht lange, bis er erste Forderungen stellte. Auf dem Reichstag in Worms waren diese noch finanzieller Art und der Kaiser tilgte 1521 einen beträchtlichen Teil seiner Verbindlichkeiten durch Übereignung spanischer Salz-, Kupfer- und Goldminen. Nur zwei Jahre später, als auf dem Reichstag in Nürnberg 1523 die Reichsstände eine Begrenzung des Handelskapitals und der Filialzahlen diskutierten, erinnerte Jakob Fugger seinen Kaiser an die seinerzeit gewährte Wahlbeihilfe: „Es ist auch wissentlich und liegt am Tage, dass Eure Kaiserliche Majestät die römische Krone ohne mein Zutun nicht hätte erlangen können,…“ [7]. Mit der gleichzeitig erhobenen Forderung auf sofortige Begleichung der offenen Verbindlichkeiten erreichte Jakob von Kaiser Karl V., dass die Überlegungen zur Monopolbeschränkung nicht weiterverfolgt wurden.

Stiftungen und Vermächtnisse

Die Zeit war geprägt von sehr großen Unterschieden zwischen Arm und Reich. Über 90 Prozent der Bevölkerung hatte so gut wie kein Vermögen, lebte in Elend und wurde von den Herrschenden ausgebeutet. In ganz Deutschland gab es Aufstände der Bauern und Handwerker. Um die soziale Situation, wie auch die Sorge um sein Seelenheil zu verbessern, stiftete Jakob Fugger 1514 bis 1523 die so genannte Fuggerei, eine Siedlung mit Sozialwohnungen für Augsburger Arme. Für einen Rheinischen Gulden Jahresmiete konnten und können dort sozial Schwache leben (heute für 0,88 Euro Jahresmiete). Ferner gab Jakob der Reiche den Anstoß zur „Fuggerkapelle“ in der Kirche St. Anna.

Erbe und Nachfolge

Jakob Fugger starb am 30. Dezember 1525 als einer der reichsten Männer Europas. Die von seinen Erben durchgeführte Inventur ergab Aktiva von 3.000.058 Gulden, Passiva von 867.797 Gulden und damit ein Reinvermögen von über 2,1 Millionen Gulden.[8] Eine Umrechnung dieses Vermögens in heutige Wertverhältnisse ist durch die Einführung des Goldstandards in den Währungssystemen und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung nur eingeschränkt möglich. Der Vergleich nur anhand des aktuellen Goldpreises würde ein Kapital von etwa 125 Millionen Euro bedeuten.[9]

Weil er keine eigenen Nachfahren hatte, ging seine Firma und das ganze Vermögen bei seinem Tod auf seine Neffen Raymund und Anton Fugger über. Anton Fugger hat das Vermögen bis 1546 nochmals verdoppelt, aber unter seiner Firmenleitung begann auch bereits der Niedergang und vor allem ließ er sich zu oft mit Schuldscheinen auszahlen, die bald das Papier nicht mehr wert waren. Beim Tod von Anton Fugger im Jahre 1560 bestand das Vermögen von über 5 Millionen Gulden fast ausschließlich aus Forderungen gegen Philipp II., der bereits erstmals 1557 den Staatsbankrott erklärt hatte und sich somit auf Kosten der Fugger eines Teils seiner Schulden entledigte.

Zur Verdeutlichung, wie immens die von den Fuggern erwirtschaftete Summe war: Für die fuggerschen Unternehmungen auf ihrem Höhepunkt zur Zeit Anton Fuggers geht man aus von einem Firmenwert von "sechs Millionen Gulden, was damals annähernd zehn Prozent des Volkseinkommens des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation entspricht; der nächste Konkurrent hat nur ein Fünfzigstel dieser Größe".[10]

Würdigung und Charakter

Gedenkbriefmarke zum 500. Geburtstag

Jakob Fugger hat den ersten multinationalen Konzern der Welt aufgebaut, dessen Einflussbereich sich von Osteuropa bis in die Minen von Amerika erstreckte. Annähernd 20 Faktoreien – von Lissabon und Madrid, über Köln und Leipzig bis nach Krakau und Danzig – bildeten ein engmaschiges Filialnetz. Dazu kamen weit über 30 kleinere Niederlassungen, Bergwerke und Verarbeitungsbetriebe, die für regelmäßigen Ertrag und stete Gewinnsteigerung sorgten. Jakob Fugger hat den Faktoreibetrieb nicht erfunden, denn diese Struktur geht zurück auf die Hanse, die als erste einen Städtebund und die Vereinigung von Kontoren aufgestellt hat. Die Fugger und vor allem Jakob haben jedoch dieses Vorbild auf eine privatwirtschaftliche und europaweite Ebene verlagert.

Die Schaffung eines solchen Konzerns, verbunden mit dem finanziellen Erfolg und der politischen Machtfülle wäre ohne eine charakterisierende menschliche Kälte nicht möglich gewesen. Er wird beschrieben als „ .. ein Unternehmer und Wirtschaftsführer ganz großen Stils, ein Willensmensch mit stählernen Nerven, aus dessen Munde seine Neffen manchmal hörten, dass er keine schlaflosen Nächte habe, sondern mit der Arbeit alle Sorgen und Anfechtungen von sich lege“[11]. Jakob war der Prototyp des frühzeitlichen Kapitalisten: Nicht direkt egoistisch oder machtgierig, aber stets auf den eigenen Vorteil und das beste Geschäft bedacht. Ausgestattet mit einem ausgeprägten Instinkt für den wirtschaftlichen Nutzen neuer Erfindungen und Entdeckungen setzte er das weit verzweigte Filialnetz auch zur Nachrichtenbeschaffung und -übermittlung ein und erzielte durch den Informationsvorsprung direkten wirtschaftlichen Nutzen. Auf der anderen Seite stand die Forderung nach strengster Verschwiegenheit aller Mitarbeiter. Die beteiligten Neffen wurden gezwungen, einen Eidschwur auf die Firma abzulegen und „… gesonderte Bücher – darunter das „Hofbuch der Krone“ –, die sich mit den Angelegenheiten der vornehmsten Kunden, Kreditoren wie Debitoren, befassten und stillschweigend und mit einleuchtendem Grunde vom Chef geführt wurden, ähnlich wie die Schuldscheine des Kardinals Meckau beinahe ausschließlich aus Jakobs Feder stammten.“ [12].

Neben einer umfangreichen Handelstätigkeit perfektionierte er die Symbiose der kapitalkräftigen Kaufleute (Pfeffersäcke) mit den kapitalbedürftigen Fürsten und errichtete so die erste Bank nördlich der Alpen.

Jakob Fugger lebte in einer Umbruchperiode zwischen Mittelalter und Neuzeit. Trotz seiner wirtschaftlich modernen Ausrichtung blieb er in seinem Glauben konservativ. Bis zu seinem Tod war er überzeugter Katholik und Gegner der Reformation. Als treuer Anhänger seines Kaisers blieb er auch in politischen Ansichten den Traditionen verhaftet: „Jakob Fuggers bedingungslose Hingabe an die Sache Karls hat zu jener Verkettung des Augsburger Bankhauses mit den Geschicken der Habsburger geführt, die über Jahrzehnte hinaus wirksam bleiben sollte.“ und „… hat Jakob Fuggers Entscheidung die Firma auf Gedeih und Verderb an das Herrscherhaus gebunden.“ [13]

Jakob Fugger in Kunst und Literatur

  • Im Sommer 1518 weilte Albrecht Dürer als Vertreter der Stadt Nürnberg auf dem Reichstag zu Augsburg. Zu dieser Gelegenheit entstand das Portrait von Jakob Fugger. Das Original des Bildes befindet sich in der Staatsgalerie Altdeutsche Meister im Schaezlerpalais in Augsburg.
  • Verschiedene Romane und Theaterstücke beschäftigen sich mit dem Leben des Jakob Fugger. Der Bestseller Eine Billion Dollar von Andreas Eschbach stellt anschauliche Vergleiche zwischen dem Handelshaus der Fugger und modernen multinationalen Konzernen her. Gold für den Kaiser von Thomas R. P. Mielke ist ein historischer Roman mit Jakob Fugger im Mittelpunkt. Die Puppenspieler von Tanja Kinkel ist ebenfalls ein historischer Roman, der sich der Figur Jakob Fugger aus der Sicht eines fiktiven Neffen nähert. Das Theaterstück Jakob Fugger Consulting von Sebastian Seidel spannt den Bogen bis in die Gegenwart und hinterfragt, wie sich Jakob Fugger heute verhalten würde.

Literatur zur Person

  • Götz von Pölnitz: Die Fugger. Mohr & Siebeck, 6. Aufl. Tübingen 1999. ISBN 3-16-147013-3
  • Götz von Pölnitz: Jakob Fugger. Mohr & Siebeck, Tübingen 1949.
  • Franz Herre: Die Fugger in ihrer Zeit. Wißner-Verlag, 12. Auflage, Augsburg 2005. ISBN 3-89639-490-8
  • Günter Ogger: Kauf dir einen Kaiser. Die Geschichte der Fugger. Droemer Knaur, 17. Auflage, München 1995. ISBN 3-426-03613-4
  • Martin Kluger: Die Fugger: Die deutschen Medici in Augsburg und in Bayerisch-Schwaben, context verlag, Augsburg 2006. ISBN 978-3-939645-00-9

Referenzen

  1. Richard Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger. Jena 1912.
  2. „Augsburger Allgemeine“ vom 10. Mai 2007
  3. http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=976554925&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=976554925.pdf
  4. Max Jansen: Die Anfänge der Fugger bis 1494. Leipzig 1907.
  5. http://www.gsp06.ch/download/history_breve1505_de.pdf (pdf-Datei)
  6. Ernst Kähler (Hrsg): Martin Luther, An den christlichen Adel deutsche Nation. Stuttgart 1993. [1]
  7. Franz Herre: Die Fugger in ihrer Zeit. S. 70
  8. Franz Herre: Die Fugger in ihrer Zeit, S. 88.
  9. 1 Gulden = 3,25 Gramm Au x 60 Euro (Goldpreis 20 Euro/ Gramm im Okt. 2006)
  10. Götz Hamann: Jakob und die dummen Herren. DIE ZEIT 27.11.2003 Nr.49 [2]
  11. Willy Andreas: Deutschland vor der Reformation. 5. Aufl., Stuttgart 1948.
  12. Götz von Pölnitz: Jakob Fugger. Kaiser, Kirche und Kapital. Tübingen 1949–1951.
  13. Stephan Skalweit: Reich und Reformation. Berlin 1967.

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