Jürgen Nimptsch

Jürgen Nimptsch (2015)

Jürgen Nimptsch (* 16. April 1954 in Wesseling) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er war von 2009 bis 2015 Oberbürgermeister von Bonn.

Leben

Nimptsch wurde als Sohn eines Facharbeiters in Wesseling bei Köln geboren. Er ist verheiratet und hat einen Stiefsohn sowie eine Stieftochter.[1]

Nach dem Besuch der katholischen Volksschule in Wesseling besuchte Nimptsch ab 1964 das damalige Städtische Gymnasium in Brühl, das er 1972 mit dem Abitur verließ. 1972 bis 1978 studierte er Germanistik und Sportwissenschaft an der Universität Bonn und war gleichzeitig 1975 bis 1979 nebenberuflich Lehrer an der Berufsschule Wesseling sowie an der Carl-Schurz-Realschule in Bonn. 1979 bis 1980 absolvierte er sein Referendariat am Studienseminar in Siegen. Seit 1980 war er zunächst Studienrat am Lise-Meitner-Gymnasium in Düsseldorf, seit 1981 am Ganztagsgymnasium in Troisdorf-Sieglar. Wegen seiner Kritik am nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau, die Nimptsch später als Teil seiner „politischen Arbeit“ bezeichnete (zit. Nimptsch im Interview[2], wurde er 1988 nicht stellvertretender Schulleiter[3] der neuen Gesamtschule Troisdorf[4], wurde dann aber 1991 ihr didaktischer Leiter. 1985 bis 1989 war Nimptsch Mitglied des Bezirkspersonalrates für die Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien im Regierungsbezirk Köln. 1996 bis 2009 war er schließlich Schulleiter der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel.[1][5]

Politik

Nimptsch ist seit 1985 Mitglied der SPD[6] und war Stadtrat in Troisdorf. Im November 2008 wurde er von der Bonner SPD als Oberbürgermeister-Kandidat für die Kommunalwahl 2009 nominiert,[7] nachdem die damalige Amtsinhaberin Bärbel Dieckmann (SPD) auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte.[8] Die Oberbürgermeisterwahl am 30. August 2009 hat Nimptsch mit 40,91 % der Stimmen für sich entschieden. Am 21. Oktober 2009 trat er das Amt des Oberbürgermeisters der Bundesstadt Bonn an, am 29. Oktober wurde er vor dem Stadtrat für sechs Jahren vereidigt.

Seine Amtszeit war im Wesentlichen geprägt, durch zwei komplizierte Vorhaben, die er von seiner Vorgängerin übernommen hatte. Beim WCCB rückte Nimptsch, u. a. wegen seiner umstrittenen Taktik mit Hilfe einer Garde von Anwälten („Prätorianer“), als Chef einer belasteten Stadtverwaltung[9], das Konferenzzentrum gegen die Mehrheit des Stadtrats umzusetzen[10], immer wieder in den Focus der Kritik.[11] Auch die Angriffe gegen die preisgekrönte Aufklärungsstrategie des Bonner General-Anzeigers[12], dem er („Verdachtsjournalismus“) vorwarf, brachten ihn immer wieder in die Schlagzeilen.[13]

Auch seine Versuche das letztlich gescheiterte Festspielhaus Beethoven über die vielen politischen und finanziellen Hürden mit Hilfe von Bürgerbefragungen zu bringen, fand selbst bei den Befürwortern des Projekts keinen Anklang.[14][15]

Am 8. August 2014 teilte er mit, dass er bei der Bonner Oberbürgermeisterwahl 2015 nicht mehr kandidieren werde.[16] Er war noch bis zum 20. Oktober 2015 im Amt, dann übergab er die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Ashok-Alexander Sridharan (CDU), nicht ohne vorher eine eigene Sicht der sechs Jahre abzugeben, in denen er versucht hatte die Geschicke Bonns zum Guten zu wenden.[17]

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Nimptsch ist Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Von 1981 bis 1985 war er stellvertretender Referatsleiter für Beamtenrecht und Tarifrecht beim Landesvorstand NRW, von 1984 bis 1990 Vorsitzender des Bonner Stadtverbandes der GEW und zugleich Mitglied im DGB-Kreisvorstand Bonn. Von 1988 bis 1996 war er Erster Bevollmächtigter der GEW im Bezirk Köln und Mitglied des Landesvorstandes der GEW NRW.
In der Zeit von 1984 bis 1988 war er SV-Bezirksverbindungslehrer im Rhein-Sieg-Kreis. Zwischen 1989 und 2001 war er alternierender Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses der Industrie- und Handelskammer Bonn.[1][5]

Von 2006 bis 2009 war er Vorsitzender des Fördervereins Stadtbibliothek Bonn e. V.[1] Der Bundespräsident hat Nimptsch zum Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus bestellt. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums der Alanus-Hochschule, Mitglied in den Kuratorien der Alexander-Koenig-Gesellschaft, des Vereins „Demokratiepreis Bonn“, Baas der Bühnenspielgemeinschaft des Kölner Männer-Gesang-Vereins und gehört zum Ratgeberkreis der Wertekommission – Initiative Werte Bewusste Führung e.V.

Schauspielerische Tätigkeiten

Jürgen Nimptsch (links) als Teufel in Jangk zom Deuvel (2006)

Jürgen Nimptsch war von 1998 bis 2009 und ist seit 2016 als Autodidakt Mitglied der Bühnenspielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“,[18] deren Intendant (Kölsch: „Baas“) er von 2001 bis 2009 war[1] und seit November 2017 wieder ist. Zusammen mit „Cäcilia Wolkenburg“ ist er bereits in den verschiedensten Stücken aufgetreten. Die wohl bekanntesten Auftritte hat „Cäcilia Wolkenburg“ jedes Jahr in der Karnevalszeit, wenn sie ihr so genanntes Divertissementchen, ein komisch-parodistisches Theater- oder Singspiel im kölschen Dialekt, das inzwischen auf eine über 135-jährige Tradition zurückblicken kann, in der Kölner Oper aufführen.[19] WDR Fernsehen überträgt die Divertissementchen seit mehr als 25 Jahren im Rahmen seines Karnevalprogramms.

Nimptsch hatte bislang Theaterauftritte sowohl in Haupt- als auch in Nebenrollen unter anderem bei Dat hät jefunk (1998), Su nit, ehr Käls! (1999), Dat Ding em Rhing (2000), Schloss-Festspiele Ettlingen (2000), Nie mih Kölsch? (2001),[20] Et Zauberhandy (2002), Schlossfestspiele Ettlingen (2002), Olympia am Ring (2003), Burgfestspiele Mayen (2004), Casanova en Kölle (2004), Vun nix kütt nix (2005),[21] Jangk zom Deuvel (2006),[22] Vun nix kütt nix II (2007),[18] Ne Kölsche als Edelmann (2008)[19] Klüngel op joot Kölsch (2009)[23][24], Circus Colonia (2017)[25][26], Die Rache von Melaten (2018)[27] sowie in Offenbach (2019).

Schriften

  • Das Wäscherinnendenkmal in Beuel. In: Marion Uhrig-Lammersen, Sten Martenson (Hrsg.): Bonn – wo es am schönsten ist. 77 Lieblingsplätze. Siebenhaar-Verlag, Berlin 2008, ISBN 3-936962-48-0.
  • Gesamtschule Bonn-Beuel, Qualitätsportrait der Preisträgerschule. In: Anne Mauthe/Ernst Rösner (Hrsg.): Schulqualität konkret. IFS-Verlag, Dortmund 2000, ISBN 3-932110-16-1.
  • Offen für Kultur – Offen für die Arbeitswelt – Offen für das Leben. In: Gernod Röken (Hrsg.): Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen: Die Reform geht weiter. Verlag Neue Deutsche Schule, Essen 1996, ISBN 3-87964-291-5.
  • Wenn Schule wieder Spaß macht … – 6 Thesen zur Reform des Schulwesens. In: Autonomie der Schule. Curio-Verlag, Hamburg 1994.
Commons: Jürgen Nimptsch – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e Lebenslauf auf der Website von Jürgen Nimptsch
  2. Christian Dürig und Jürgen Nimptsch: Beide sehen sich oben auf der Rathaustreppe., General-Anzeiger (Bonn), 24. September 2008, abgerufen am 19. Februar 2024.
  3. Rhein-Sieg-Anzeiger vom 28. November 1977 Archivlink (Memento vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)
  4. Jürgen Nimptsch., Der Spiegel online, 17. April 1988, abgerufen am 19. Februar 2024.
  5. a b Lebenslauf auf der Webseite der IGS Bonn-Beuel (Memento vom 29. Oktober 2007 im Internet Archive)
  6. Bericht im Bonner General-Anzeiger (Memento vom 17. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today)
  7. https://archive.today/2012.08.01-172915/http://www.general-anzeiger-bonn.de/lokales/bonn/Juergen-Nimptsch-ist-OB-Kandidat-der-SPD-article185160.html
  8. https://web.archive.org/web/20120622175438/http://www.general-anzeiger-bonn.de/lokales/bonn/Baerbel-Dieckmann-hoert-auf-article173361.html
  9. Lisa Inhoffen, Rita Klein: Ratsmehrheit wirft Jürgen Nimptsch "rechtswidriges Verhalten" vor., In: Bonner Generalanzeiger, 10. Dezember 2013, abgerufen am 20. Februar 2024.
  10. Lisa Inhoffen, Rita Klein: Unverständnis am Tag danach., Bonner Generalanzeiger, 15. Juli 2010, abgerufen am 19. Februar 2024.
  11. Andreas Baumann, et al.: WCCB: Welche Mission erfüllt "Nimptschman"?, Bonner Generalanzeiger, 16. Dezember 2013, abgerufen am 19. Februar 2024.
  12. Doro Paß-Weingartz, Peter Finger: GRÜNE gratulieren Generalanzeiger zum Wächterpreis – Brief des Bonner OB trifft auf Unverständnis., Pressemitteilung der Grünen in Bonn, 25. März 2010, abgerufen am 19. Februar 2024.
  13. Matthias Hannemann: Was Wellen schlägt am Rhein - Der Bonner Oberbürgermeister im Kampf gegen den „General-Anzeiger., In: FAZ, 18. März 2014, abgerufen am 20. Februar 2024.
  14. Stephan Eisel: Die Nimptsch-Bilanz., Website des Vorsitzenden des Vereins "Bürger für Beethoven", 19. Oktober 2015, abgerufen am 19. Februar 2024.
  15. Dietrich Sommerfeldt: Nach den Kölner Vorschlägen des OB Jürgen Nimptsch zur Demontage des Bonner Musiklebens., Website "Opernfreunde Bonn e. V", 24. November 2010, abgerufen am 19. Februar 2024.
  16. Ariane Fries und Clemens Boisserée: OB-Wahl 2015. Nimptsch will nicht mehr. In: General-Anzeiger (Bonn). 8. August 2014, abgerufen am 30. April 2015.
  17. Anne Burghard: Nimptsch und die Abrechnung., WDR online, 12. Oktober 2015, abgerufen am 19. Februar 2024.
  18. a b Berichte auf der Webseite der IGS Bonn-Beuel (Memento vom 31. Oktober 2007 im Internet Archive)
  19. a b https://archive.today/2012.12.17-213741/http://www.general-anzeiger-bonn.de/lokales/bonn/Beueler-Schuldirektor-als-Edelmann-article154970.html
  20. Bericht in der Zeitung Die Welt
  21. Bericht bei der Online-Zeitung report-k.de (Memento vom 13. Dezember 2010 im Internet Archive)
  22. Bericht auf der Webseite der GEW Köln (Memento vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive)
  23. Bericht in der Kölnischen Rundschau
  24. Bericht auf Webseite von Jürgen Nimptsch
  25. Monika Salchert: KMGV mit „Circus Colonia“: Kunstreiter, Motorradgang und ein Zirkus in Schwierigkeiten. In: Kölner Stadt-Anzeiger. (ksta.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  26. Kölner Männer-Gesang-Verein - Ex-OB Jürgen Nimptsch spielt den Schurken. In: General-Anzeiger Bonn. 16. Januar 2017 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  27. „Et jode kölsche Hätz!“ - Das neue Divertissementchen mit Ex-OB Jürgen Nimptsch. In: General-Anzeiger Bonn. 15. Januar 2018 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 9. März 2018]).