„Hunold von Aquitanien“ – Versionsunterschied

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'''Hunold''' ( [[774]], auch ''Hunoald'') war ein [[Herzog von Aquitanien]] und Kämpfer gegen die Vorherrschaft der [[Karolinger]] in seinem [[Territorium]].
'''Hunold''' (auch ''Hunaldo, Hunoald'' und ''Chunoaldo'') war [[Herzog von Aquitanien]]: Seine Herrschaft war durch Kämpfe gegen die Franken um die Unabhängigkeit Aquitaniens geprägt.


== Aufstand gegen die Karolinger ==
Hunold folgte 735 seinem Vater [[Eudo von Aquitanien|Eudo]] als Herrscher und versuchte gemeinsam mit seinem Bruder [[Hatto]] und seinem Sohn [[Waifar]], [[Aquitanien]] wieder von den Karolingern unabhängig zu machen. Zeitweise hatte sich Hunold in ein [[Kloster]] begeben, ehe er die Kämpfe nach dem Tode Waifars 768 wieder aufnahm. Er wurde aber von [[Karl der Große|Karl dem Großen]] 769 gefangengenommen.
Hunold folgte 735 seinem Vater [[Eudo von Aquitanien|Eudo]]<ref> "Hunaldo filio Eodonis", Annales Metenses 735, MGH SS I, S. 325; "Chunoaldo duce filio Eudone", [[Fredegar]], IV, Continuator, 25, MGH SS rer Merov II, S. 180</ref> als Herzog und musste von [[Karl Martell]], der dazu bis an die [[Garonne]]vorstieß, zur Unterwerfung gezwungen werden. Der Tod seines Gegners im Jahr 741 brachte ihn dann dazu, sich im folgenden Winter einer Reihe von Adligen, darunter die Herzöge [[Theudebald (Alamanne)|Theudebald]] und [[Odilo (Bayern)|Odilo]] gegen dessen Söhne und Erben [[Karlmann (Karoliner)|Karlmann]] und [[Pippin der Jüngere|Pippin]] anzuschließen.


Karlmann und Pippin reagierten rasch gegen die drohende Einkreisung. Sie gingen gegen Hunold vor, eroberten 742 [[Bourges]] und zerstörten [[Loches]], einigten sich aber auch auf dem Rückweg in Vieux-Poitiers darauf, wie das Erbe des Vaters unter Ausschaltung ihre Bruders [[Grifo]]s aufgeteilt werden sollte<ref> Die Annales Petaviani (742), MGH SS 1, Seite 11, und die Annales Mosellani (742), MGH SS 16, Seite 494, berichten, dass Karlmann 742 alleine gegen Hunold zog </ref>. Als Karlmann und Pippin sich 743 nach Osten wandten, um ihre Gegner jenseits des Rheins zu unterwerfen, wurde Hunold erneut aktiv, stieß über die [[Loire (Fluss)|Loire]] hinaus nach Norden vor, überfiel [[Chartres]] und brannte Stadt und Kathedrale nieder. Die Reaktion der Brüder, die nun ihrerseits die Loire nach Süden überschrittrn, ließ Hunold 745 kapitulieren. Pippin diktierte die Friedensbedingungen, nahm zur Sicherung Geiseln und eine beträchtliche Entschädigung entgegen und zog sich anschließend wieder aus Aquitanien zurück. Hunold gab das Herzogsamt auf und zog sich ein Kloster zurück<ref>J.J. Monlezun berichtet (Histoire de la Gascogne I (1846), S. 270), dass das Kloster auf der Île de Ré gelegen habe; er gibt keine Quelle an, die Information ist nicht bestätigt </ref>. Neuer Herzog wurde [[Waifar]], der oft als Sohn Hunolds bezeichnet wird<ref>vgl. den Artikel zu Waifar</ref>.
Hunold starb 774.


== Hunold (II.) ==
Möglicherweise ist in Hunold das historische Vorbild des Huon des altfranzösischen Heldenepos zu sehen.
Nachdem Waifar 23 Jahre später, immer noch im Krieg gegen die Franken, ermordet worden war (2. Juni 768) und Pippin kurz darauf starb (24. September 768), musste [[Karl der Große]] im Jahr danach erneut in Aquitanien einschreiten, da hier wiederum ein Hunold, „in dem man einen Verwandten (Sohn?) des … Herzogs Waifar vermuten darf“<ref>Schieffer (1992), S. 72</ref>, wenn nicht gar den wieder aktiv gewordenen ehemalige Herzog selbst<ref>Kalckhoff (1987), S. 36</ref>. Karl gelang es, den Rebellen in die Flucht zu schlagen, Hunold suchte Schutz südlich der Garonne beim Gascogner-Herzog Lupus, doch lieferte dieser ihn aus, als Karl mit einer Invasion der Gascogne drohte<ref>J.J. Monlezun berichtet (Histoire de la Gascogne I (1846), S. 297), dass Hunold zum [[Langobarden]]könig [[Desiderius (König)|Desiderius]] geflohen und im Jahr 774 im Zusammenhang mit der Belagerung [[Pavia]]s gefallen sei; er gibt keine Quelle an, die Information ist nicht bestätigt </ref>. Von nun an ließen die Franken Aquitanien durch eigene Gefolgsleute verwalten.

== Literatur ==
* [[Dieter R. Bauer]], Rudolf Histand, [[Brigitte Kasten]], [[Sönke Lorenz]]: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 (1998), Seite 20,24,26
* [[Pierre Riché]]: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa (1991), S. 74
* [[Rudolf Schieffer]]: Die Karolinger (1992), S. 46, 52, 53
* [[Andreas Kalckhoff]]: Karl der Große. Profile eines Herrschers (1987), S. 36


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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== Fußnoten ==
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Version vom 10. Mai 2011, 18:59 Uhr

Hunold (auch Hunaldo, Hunoald und Chunoaldo) war Herzog von Aquitanien: Seine Herrschaft war durch Kämpfe gegen die Franken um die Unabhängigkeit Aquitaniens geprägt.

Aufstand gegen die Karolinger

Hunold folgte 735 seinem Vater Eudo[1] als Herzog und musste von Karl Martell, der dazu bis an die Garonnevorstieß, zur Unterwerfung gezwungen werden. Der Tod seines Gegners im Jahr 741 brachte ihn dann dazu, sich im folgenden Winter einer Reihe von Adligen, darunter die Herzöge Theudebald und Odilo gegen dessen Söhne und Erben Karlmann und Pippin anzuschließen.

Karlmann und Pippin reagierten rasch gegen die drohende Einkreisung. Sie gingen gegen Hunold vor, eroberten 742 Bourges und zerstörten Loches, einigten sich aber auch auf dem Rückweg in Vieux-Poitiers darauf, wie das Erbe des Vaters unter Ausschaltung ihre Bruders Grifos aufgeteilt werden sollte[2]. Als Karlmann und Pippin sich 743 nach Osten wandten, um ihre Gegner jenseits des Rheins zu unterwerfen, wurde Hunold erneut aktiv, stieß über die Loire hinaus nach Norden vor, überfiel Chartres und brannte Stadt und Kathedrale nieder. Die Reaktion der Brüder, die nun ihrerseits die Loire nach Süden überschrittrn, ließ Hunold 745 kapitulieren. Pippin diktierte die Friedensbedingungen, nahm zur Sicherung Geiseln und eine beträchtliche Entschädigung entgegen und zog sich anschließend wieder aus Aquitanien zurück. Hunold gab das Herzogsamt auf und zog sich ein Kloster zurück[3]. Neuer Herzog wurde Waifar, der oft als Sohn Hunolds bezeichnet wird[4].

Hunold (II.)

Nachdem Waifar 23 Jahre später, immer noch im Krieg gegen die Franken, ermordet worden war (2. Juni 768) und Pippin kurz darauf starb (24. September 768), musste Karl der Große im Jahr danach erneut in Aquitanien einschreiten, da hier wiederum ein Hunold, „in dem man einen Verwandten (Sohn?) des … Herzogs Waifar vermuten darf“[5], wenn nicht gar den wieder aktiv gewordenen ehemalige Herzog selbst[6]. Karl gelang es, den Rebellen in die Flucht zu schlagen, Hunold suchte Schutz südlich der Garonne beim Gascogner-Herzog Lupus, doch lieferte dieser ihn aus, als Karl mit einer Invasion der Gascogne drohte[7]. Von nun an ließen die Franken Aquitanien durch eigene Gefolgsleute verwalten.

Literatur

VorgängerAmtNachfolger
EudoHerzog von Aquitanien
735-748
Waifar

Fußnoten

  1. "Hunaldo filio Eodonis", Annales Metenses 735, MGH SS I, S. 325; "Chunoaldo duce filio Eudone", Fredegar, IV, Continuator, 25, MGH SS rer Merov II, S. 180
  2. Die Annales Petaviani (742), MGH SS 1, Seite 11, und die Annales Mosellani (742), MGH SS 16, Seite 494, berichten, dass Karlmann 742 alleine gegen Hunold zog
  3. J.J. Monlezun berichtet (Histoire de la Gascogne I (1846), S. 270), dass das Kloster auf der Île de Ré gelegen habe; er gibt keine Quelle an, die Information ist nicht bestätigt
  4. vgl. den Artikel zu Waifar
  5. Schieffer (1992), S. 72
  6. Kalckhoff (1987), S. 36
  7. J.J. Monlezun berichtet (Histoire de la Gascogne I (1846), S. 297), dass Hunold zum Langobardenkönig Desiderius geflohen und im Jahr 774 im Zusammenhang mit der Belagerung Pavias gefallen sei; er gibt keine Quelle an, die Information ist nicht bestätigt