„Germanengrab (Itzehoe)“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Grabmal 1rz.jpg|thumb|250px|Das Innere des Grabmals]]
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=== Ausgrabung ===
=== Ausgrabung ===
Der Grabhügel wurde 1937 abgetragen und von [[Günther Haseloff]] im Auftrag des Kieler [[Museum vaterländischer Alterthümer|Museums vaterländischer Alterthümer]] wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine Nutzung von über zweihundert Jahren (von ca. 1500 bis 1300 v. Chr.). Es wurden zwölf Gräber gefunden, in denen Männer und Frauen bestattet waren. Nur ein Grab enthielt die Überreste eines Kindes. Aus ursprünglich zwei nebeneinander liegenden Gräbern wurde im Laufe der Zeit ein einzelner Grabhügel. Die neuen Gräber wurden jeweils übereinander angelegt, so dass man heute ein Sippengrab vermutet. In einem Sippengrab wurde jeweils der älteste Sohn und seine Frau bestattet. Zwei der Gräber waren [[Brandbestattung]]en, bei zehn Gräbern wurden [[Baumsarg|Baumsärge]] genutzt. Die ersten Gräber hatten eine Umrandung aus [[Lesestein|Feldsteinen]] und wurden zum Schutz auch damit bedeckt. Als Grabbeigaben wurden hauptsächlich Geräte aus [[Flintstein]] und [[Bronze]] gefunden. Eine blaue Glasperle gilt als ältester Glasfund in Schleswig-Holstein. Aus der Gesamtheit der Funde schließt man heute, dass das Grab von einer wohlhabenden Familie genutzt wurde, welche enge Beziehungen in die etwa 100 km entfernte und auf der anderen [[Elbe|Elbseite]] gelgene Region [[Lüneburg]] unterhielt.
Der Grabhügel wurde 1937 abgetragen und von [[Günther Haseloff]] im Auftrag des Kieler [[Museum vaterländischer Alterthümer|Museums vaterländischer Alterthümer]] wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine Nutzung von über zweihundert Jahren (von ca. 1500 bis 1300 v. Chr.). Es wurden zwölf Gräber gefunden, in denen Männer und Frauen bestattet waren. Nur ein Grab enthielt die Überreste eines Kindes. Aus ursprünglich zwei nebeneinander liegenden Gräbern wurde im Laufe der Zeit ein einzelner Grabhügel. Die neuen Gräber wurden jeweils übereinander angelegt, so dass man heute ein Sippengrab vermutet. In einem Sippengrab wurde jeweils der älteste Sohn und seine Frau bestattet. Zwei der Gräber waren [[Brandbestattung]]en, bei zehn Gräbern wurden [[Baumsarg|Baumsärge]] genutzt. Die ersten Gräber hatten eine Umrandung aus [[Lesestein|Feldsteinen]] und wurden zum Schutz auch damit bedeckt. Als Grabbeigaben wurden hauptsächlich Geräte aus [[Flintstein]] und [[Bronze]] gefunden. Eine blaue Glasperle gilt als ältester Glasfund in Schleswig-Holstein.


=== Nationalsozialismus ===
=== Nationalsozialismus ===

Version vom 21. September 2009, 00:52 Uhr

Koordinaten: 53° 55′ 48″ N, 9° 30′ 57,9″ O

Eingang zur Kuppel

Das Itzehoer Germanengrab oder der Galgenberg liegt am Rand der Innenstadt von Itzehoe und ist einer der größten Grabhügel der Nordischen Bronzezeit in Schleswig-Holstein. Die Bezeichnung Galgenberg ist geläufig, aber ungenau. Im Stadtgebiet von Itzehoe gab es vier Galgenberge, die gleichzeitig von den vier historischen Gerichtbarkeiten als jeweilige Hinrichtungsstätte genutzt wurden. Drei davon sind Grabhügel aus der Bronzezeit. Das Germanengrab diente dem Itzehoer Zisterzienserinnenkloster als Richtstätte. Vom Germanengrab aus war damals ohne die heutige Stadtbebauung ein weiter Blick über die flachen Marschen möglich.

Geschichte

Das Innere des Grabmals

Ausgrabung

Der Grabhügel wurde 1937 abgetragen und von Günther Haseloff im Auftrag des Kieler Museums vaterländischer Alterthümer wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine Nutzung von über zweihundert Jahren (von ca. 1500 bis 1300 v. Chr.). Es wurden zwölf Gräber gefunden, in denen Männer und Frauen bestattet waren. Nur ein Grab enthielt die Überreste eines Kindes. Aus ursprünglich zwei nebeneinander liegenden Gräbern wurde im Laufe der Zeit ein einzelner Grabhügel. Die neuen Gräber wurden jeweils übereinander angelegt, so dass man heute ein Sippengrab vermutet. In einem Sippengrab wurde jeweils der älteste Sohn und seine Frau bestattet. Zwei der Gräber waren Brandbestattungen, bei zehn Gräbern wurden Baumsärge genutzt. Die ersten Gräber hatten eine Umrandung aus Feldsteinen und wurden zum Schutz auch damit bedeckt. Als Grabbeigaben wurden hauptsächlich Geräte aus Flintstein und Bronze gefunden. Eine blaue Glasperle gilt als ältester Glasfund in Schleswig-Holstein.

Nationalsozialismus

Heute befindet sich auf dem Aufmarschplatz der Nationalsozialisten eine Gedenkstätte

Im Rahmen des nationalsozialistischen Ahnenkultes wurde die Erstellung einer Weihestätte geplant, die aber nie vollendet wurde. Da diese Grabmäler ursprünglich einer Bauernsippe zugeordnet wurden, bekam der Hügel seinerzeit den auch heute noch verwendeten Namen Germanengrab. Er sollte damit auf die lange Geschichte der Germanen, der sogenannten „Herrenrasse“, hinweisen. Für den Aufbau der nationalsozialistischen Weihestätte wurden Spendensammlungen veranstaltet, auch die Besichtigung der Kuppel war nicht kostenlos. Deshalb wurde in der damaligen Zeit ebenfalls scherzhaft der Name Groschengrab verwendet.[1]

Nach der Ausgrabung wurden die ersten drei Gräber wiederhergestellt. Über den Ruhestätten wurde eine vom Itzehoer Stadtbaurat Rudolph entworfene Steinkuppel gebaut. Ein geplanter innen umlaufender Fries als Ausschmückung kam nicht zur Ausführung. Dieser Fries wurde von Wilhelm Petersen, Elmshorn entworfen. Nach Fertigstellung der Kuppel wurde der Grabhügel mit Erde neu modelliert.

Zur 700-Jahr-Feier von Itzehoe im Jahre 1938 wurden die Außenanlagen des Germanengrabes fertiggestellt und als Aufmarschplatz genutzt.

Aktuell

Grabkammer aus Warringholz, Jungsteinzeit

Die Kuppel mit den Gräbern kann nach Voranmeldung (beim Kreismuseum) besichtigt werden, ein eingeschränkter Blick ist durch das vergitterte Eingangstor möglich. Vor dem Kuppeleingang im Außenbereich wurden die Überreste einer aus der Jungsteinzeit stammenden Grabkammer aus Warringholz aufgebaut. Die ehemalige Aufmarschfläche an der Frontseite des Grabes ist heute eine Gedenkstätte für die Toten und Vertriebenen der Weltkriege.

Gerichtbarkeiten in Itzehoe

Bedingt durch die historisch gewachsene Verwaltungsstruktur gab es in Itzehoe von 1617 bis zum 19. Jahrhundert vier eigene Gerichtsbezirke mit jeweils eigenem Galgenberg.

  • Auf einem alten Burgwall innerhalb der Störschleife wurde von den Schauenburgen Grafen um 1180 eine steinerne Burg errichtet. Es galt das mittelalterliche Recht der Burg. Der zugehörige Galgenberg ist ein bronzezeitlicher Grabhügel innerhalb der Ringstrasse „Galgenberg“ im Stadtteil Wellenkamp. Er diente bis 1856 als Richtstätte.
  • Adolf IV. von Schauenburg und Holstein gründete 1238 neben der Burg die Neustadt. Der Begriff „Neustadt“ wird auch heute noch offiziell genutzt, ist aber im historischen Zusammenhang zu sehen und bezeichnet heute den ältesten Siedlungsteil in Itzehoe. Diese Kaufmannssiedlung wurde mit dem Lübischen Recht ausgestattet.
  • 1256 wurde in Itzehoe ein Zisterzienserinnenkloster gegründet. In der Reformationszeit wurde es 1541 in ein adliges, evangelisches Damenstift umgewandelt und existiert noch heute. Der noch bestehende Klosterhof neben der St. Laurentii-Kirche ist einer der ältesten erhaltenen Bereiche in Itzehoe. Das Kloster hatte ein eigenes Recht. Der Galgenberg des Klosters war das hier beschriebene Germanengrab.

Quellen

  1. Ingo Lafrenz, Arbeitskreis Itzehoer Geschichte. veröffentlicht in: Der Anzeiger, 12. April 2006, Seite 17.

Literatur

  • Günther Haseloff: Der Galgenberg von Itzehoe. Ein Grabhügel aus der älteren Bronzezeit, in: Offa, Berichte und Mitteilungen des Museums vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel Herausgegeben in Verbindung mit der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte von Gustav Schwantes und Herbert Jankuhn, Band 3, Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1938, S. 18–84.
  • Dr. Rudolf Irmisch: Persönlichkeiten und Geschichten aus Itzehoes Vergangenheit.
Commons: Germanengrab Itzehoe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien