„Güterwagen“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 188.96.69.211 (Diskussion) auf die letzte Version von Jo.Fruechtnicht zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
erg
Zeile 2: Zeile 2:


[[Datei:Db-152035-01.jpg|mini|Güterwagen-Vielfalt im [[Kornwestheim Rangierbahnhof|Rangierbahnhof Kornwestheim]]]]
[[Datei:Db-152035-01.jpg|mini|Güterwagen-Vielfalt im [[Kornwestheim Rangierbahnhof|Rangierbahnhof Kornwestheim]]]]
'''Güterwagen''' oder umgangssprachlich '''Güterwaggons''' sind [[Eisenbahnwagen]], die dem [[Güterverkehr|Transport]] von [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Gütern]] dienen.
'''Güterwagen''', auch '''Frachtwagen'''<ref>Förstner, K., Das Eisenbahnbauwesen von Nordamerika, England und anderen Ländern</ref> oder umgangssprachlich '''Güterwaggons''' sind [[Eisenbahnwagen]], die dem [[Güterverkehr|Transport]] von [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Gütern]] dienen.


== Entwicklungsgeschichte ==
== Entwicklungsgeschichte ==

Version vom 30. Mai 2019, 14:53 Uhr

Güterwagen-Vielfalt im Rangierbahnhof Kornwestheim

Güterwagen, auch Frachtwagen[1] oder umgangssprachlich Güterwaggons sind Eisenbahnwagen, die dem Transport von Gütern dienen.

Entwicklungsgeschichte

Kohlewagen von 1829 des englischen Kohlebergwerks in South Hetton, ältestes erhaltenes Eisenbahnfahrzeug außerhalb Großbritanniens im Verkehrsmuseum Nürnberg

Zu Beginn des Eisenbahnzeitalters kamen zunächst fast ausschließlich zweiachsige Güterwagen einfacher Bauart zum Einsatz. Fast ausschließlich wurden gedeckte Güterwägelchen (damals auch bedeckte genannt), offene Wagen mit Seitenborden sowie Flachwagen (mit und ohne Rungen) verwendet. Im Laufe der Zeit wurden dann zunehmend spezialisierte Wagen entwickelt.

Spezialwagen für eine begrenzte Nutzung, besondere Güter oder mit speziellen Eigenschaften wurden schon um 1850 als sogenannte Privatgüterwagen eingestellt. Hierunter fallen unter anderem fast alle Kesselwagen und viele Kühlwagen. Sogenannte Wagenleihanstalten stellten viele dieser Wagen ein und vermieten sie an die nutzenden Betriebe.

Recht früh schon kam es zu ersten Vereinbarungen zur gegenseitigen Verwendung von Güterwagen zwischen den Privat- und Staatsbahnen; der Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen stellte um 1850 Vorschriften zur Vereinheitlichung von Abmessungen und Einrichtungen auf. Die Gründung des Preußischen Staatswagenverbands (1881) begünstigte die Entstehung von nach einheitlichen Normalien gebauten Wagenarten. Ähnliche Entwicklungen gab es in anderen Ländern, Jahrzehnte vor der internationalen Vereinheitlichung. Ein Meilenstein im deutschen Güterverkehr war 1909 die Bildung des Deutschen Staatswagenverbands mit einheitlichen Wagentypen und Waggonanschriften. Unter Beteiligung aller deutschen Staatsbahnen wurde dabei ein gemeinsamer Wagenpark geschaffen, der Ende 1911 circa 560.000 Güterwagen umfasste.

Seit der Gründung der Vereinigung der Privatgüterwagen-Interessenten (VPI) im Jahr 1921 werden die Interessen der privaten Transportbranche, vor allem von Waggonvermieter, Güterwagenbau- und Instandhaltungsunternehmen, Inhaber von Privatgleisanschlüssen gebündelt vertreten. Der Verein hat inzwischen rund 100 Mitglieder, die 50.000 Güterwagen besitzen und im Jahr 2007 361 Mio. Tonnen an Güter befördert.[2]

Das Übereinkommen über die gegenseitige Benutzung der Güterwagen im internationalen Verkehr (RIV) regelt seit 1922 den Austausch von Güterwagen in Europa und Nahost. Ab 1953 wurden in Westeuropa mit dem Europ-Verband und ab 1964 in Osteuropa mit dem OPW internationale Güterwagenparks geschaffen. Eine internationale Harmonisierung im Güterverkehr gelang in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch den UIC, unter anderem durch die Entwicklung von UIC-Einheitsgüterwagen. Alle Güterwagen, die innerhalb der UIC-Bahngesellschaften an internationalem Verkehr teilnehmen, müssen entsprechend den UIC-Vorschriften unter anderem einheitlich mit einem UIC-Gattungszeichen und einer UIC-Wagennummer gekennzeichnet sein.

Waren Güterzüge in der Anfangszeit noch mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h unterwegs, ermöglichte erst die Einführung der mittels Hauptluftleitung gesteuerten durchgehenden Bremse ab den 1920er Jahren eine höhere Geschwindigkeit von 65 km/h. Moderne Güterwagen sind für Höchstgeschwindigkeiten bis zu 140 km/h zugelassen, verfügen über leistungsfähigere Bremsen mit Grauguss- und Kompositbremssohlen und sind zunehmend mit GPS-Empfängern und Transpondern zur Positionsüberwachung im Bedarfsfall ausgestattet. Bei der Deutschen Bahn (DB) gab es Exemplare für den Hochgeschwindigkeitsverkehr bis zu 160 km/h. Da der Bremsweg dieser schnellen Güterzüge jedoch länger als der übliche Vorsignalabstand war, durften Züge diese hohe Geschwindigkeit nur auf Strecken mit frühzeitiger Führerstandssignalisierung (LZB) fahren. Die hierfür eingesetzten Güterwagen verfügten über Scheibenbremsen, eine durchgehende Hauptluftbehälterleitung und UIC-Steuerleitungen für den Einsatz der elektropneumatischen Bremse.

Die spezifische Entwicklungsgeschichte der deutschen Güterwagen findet sich in den Artikeln:

Arten von Güterwagen

Offener Güterwagen der Regelbauart (Eanos-x055 der DB)
Schiebewandwagen – Gedeckter Güterwagen der Sonderbauart (Hbillns der ITL)
Flachwagen der Sonderbauart mit Teleskophauben für den Coiltransport (Shimmns der FS)

Die Güterwagen werden vom Internationalen Eisenbahnverband (UIC) nach ihren konstruktiven Hauptmerkmalen wie folgt eingeteilt:

Die Vorgaben des UIC wurden bei den Bahnverwaltungen manchmal unterschiedlich interpretiert, sodass es vorkommen konnte, dass fast gleiche Wagen verschiedenen Gattungen zugeordnet wurden. Ebenso mussten gelegentlich Wagen durch geringfügige Umbauten neu eingeordnet werden. Beispielsweise wird ein E-Wagen durch das Zuschweißen einer Tür zu einem F-Wagen.

Güterwagen für spezielle Einsatzzwecke – jedoch keiner der o. g. Bauarten eindeutig zuzuordnen – sind:

  • Arbeitswagen (Bahndienstwagen) für die ausschließlich bahninterne Verwendung. In Deutschland gab es für die häufig aus offenen Güterwagen oder Drehschemelwagen hervorgegangenen Wagen bis 1968 das Gattungszeichen X. Diese offenen Wagen wurden als Schlackewagen oder als Wagen zum Transport von Arbeitsmaterial eingesetzt.

Ein „lauter Güterwagen“ ist ein Güterwagen, der bei der Inbetriebnahme nicht den Anforderungen der Verordnung (EU) Nr. 1304/2014 entsprochen hat (§ 2 Abs. 1 des Schienenlärmschutzgesetzes). Ab 13. Dezember 2020 dürfen diese nicht mehr auf dem deutschen Schienennetz fahren (§ 3 Abs. 1 des Schienenlärmschutzgesetzes).

Bahnpostwagen zählen nicht zu den Güterwagen, sondern zu den Reisezügen oder sie bildeten eigene Postzüge.

Historische Einteilung von Güterwagen

Deutschland

Deutsche Güterwagen wurden von 1922 bis 1968 in folgende Gruppen unterteilt:

Gedeckte Güterwagen
Gruppe Gattungszeichen* Wagenart
G-Gruppe G/GG gedeckte Wagen, gedeckte großräumige Wagen, Stallungswagen, Kühlwagen (bis 1951)
T-Gruppe T/TT Kühlwagen
K-Gruppe K/KK Klappdeckelwagen
V-Gruppe V Verschlagwagen
Offene Güterwagen
Gruppe Gattungszeichen* Wagenart
O-Gruppe O/OO offene Wagen, Selbstentladewagen, Kübelwagen
R-Gruppe R/RR Rungenwagen
S-Gruppe S/SS Schienenwagen, Flachwagen, Tiefladewagen
H-Gruppe H Schemelwagen
X-Gruppe X/XX Arbeitswagen
BT-Gruppe BT Behältertragwagen
Z-Gruppe Z/ZZ Kesselwagen

* Ab 1951 „Gruppenzeichen“

Schweiz

Schweizer Güterwagen wurden bis 1968 in folgende Gattungen unterteilt:

Zur Unterscheidung unterschiedlicher Bauserien des gleichen Grundtyp (offener Wagen usw.), wurde hochgestellte Ziffern oder Buchstaben verwendet. Die Ziffern bezogen sich auf unterschiedliches Ladegewicht, die Buchstaben auf die Verwendnugsfähigkeit.[3]

Schweizer Güterwagen 1897
Gattungszeichen Wagenart Unterteilung
G Gedeckte Güterwagen Mit Luftbremse und Dampfleitung (Eilgutwagen)
J Offene Güterwagen Mit Luftbremse und Dampfleitung (Eilgutwagen)
K Gedeckte Güter- und Viehwagen
L Offene Güterwagen Wände/Borden höher als 60 cm
M Niederbord- und Flachwagen Wände/Borden maximal 60 cm hoch
N Drehschemelwagen (Langholzwagen)
O Spezialwagen
S Schotterwagen

Zur Unterscheidung unterschiedlicher Bauserien des gleichen Grundtyp (offener Wagen usw.), wurde hochgestellte Ziffern und Buchstaben verwendet, z. B. L2, K3 oder Skt. Die Ziffern für die Unterbauarten, die Buchstaben für eine von der Norm abweichende Bremsausrüstung (bzw. t für Bodenschieber).[4]

Schweizer Güterwagen 1934
Gattungszeichen Wagenart Unterteilung
J, K Gedeckte Güterwagen J = nicht zum Viehtransport geeignet
L Offene Güterwagen Wände/Borden höher als 60 cm
M Niederbord- und Flachwagen Wände/Borden maximal 60 cm hoch
N Drehschemelwagen (Langholzwagen)
O Spezialwagen
P Privatwagen
S Schotterwagen
X Dienstwagen XT selbstfahrende Dienstwagen

Bestand an Güterwagen der Eisenbahn in Deutschland

Die Anzahl der Güterwagen übertraf und übertrifft die der Personenwagen um ein Vielfaches. Die rückläufige Stückzahl lässt nicht immer automatisch auf eine geringere Beförderungsleistung schließen, da sich das durchschnittliche Ladevolumen und die zulässigen Ladegewichte ständig vergrößert haben. So sorgte das Aufkommen von standardisierten ISO-Containern dafür, dass weniger Wagen für die Frachtbewegungen erforderlich sind, weil die wechselnden Container stets größere Standzeiten abseits der Schienenwege haben.

In der folgenden Tabelle ist weder bekannt, woher die Daten stammen, noch auf welches Gebiet sich diese beziehen (Deutsches Reich / BRD / Deutschland). Auch ist unklar, ob nur die Wagen der 'ehemaligen' Staatsbahnen oder auch private Wagen enthalten sind. 
Zahl der Güterwagen in Deutschland
Jahr Güterwagen
1850
  
9.147
1860
  
66.728
1870
  
168.902
1880
  
328.858
1890
  
436.833
1909
  
486.121
1911
  
560.000
1945
  
127.000
1950
  
270.000
1960
  
272.700
1970
  
282.500
1980
  
287.400
1990
  
206.900
1995
  
178.500
1996
  
167.300
1997
  
150.600
1998
  
139.700
1999
  
132.400
2003
  
107.031
2006
  
105.500
2010
  
154.000
Datenquelle: ?

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Förstner, K., Das Eisenbahnbauwesen von Nordamerika, England und anderen Ländern
  2. Jahresbericht 2007. (PDF; 8,5 MB) Vereinigung der Privatgüterwagen-Interessenten, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juli 2011; abgerufen am 23. Juni 2008 (S. 4).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vpihamburg.de
  3. Davide Demicheli: Schweizer Güterwagen damals. Sonderband EA, 1998, S. 8.
  4. Davide Demicheli: Schweizer Güterwagen damals. Sonderband EA, 1998, S. 9.

Literatur

  • Michael Brandhorst, Torsten Dellmann, Andreas Haigermoser, Markus Hecht, Stefan Karch, Günter Löffler, Wolfgang Rösch: Handbuch Schienenfahrzeuge. Entwicklung, Produktion, Instandhaltung. Hrsg.: Christian Schindler. 1. Auflage. DVV Media Group GmbH, Hamburg 2014, ISBN 978-3-7771-0427-0 (576 Seiten, Inhaltsverzeichnis online [PDF; abgerufen am 8. Juni 2016]).
  • Güterwagen-Gattungszeichen der kkSTB und BBÖ 1890–1938. Slezak, 1984. ISBN 3-85416-107-7.
Commons: Güterwagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Güterwagen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Güterwaggon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen