[[File:Boeckingen-seeraeuberbrunnen.jpg|thumb|Der ''Seeräuber-Brunnen'' von [[Dieter Läpple]] befindet sich vor dem ''Bürgerhaus'' in Böckingen.]]

Die uns heute bekannte Geschichte eines Rathauses im [[Heilbronn]]er Stadtteil [[Böckingen]] an der Ecke Rathausgasse/Heilbronner Straße (heute Stedinger Straße) beginnt schon im Mittelalter mit der Erwähnung eines Rathauses im Jahre 1544 und reicht bis zum Rathaus aus dem Jahre 1926, das von [[Karl Tscherning]] in einer Mischung aus [[Jugendstil]] und [[Klassizismus]] im [[Eklektizismus|eklektizistischen]] Stil gestaltet wurde. Der kriegszerstörte Bau diente bis zur Eingemeindung Böckingens nach Heilbronn im Jahre 1933 als Rathaus. Das 1975 erbaute ''Bürgerhaus'' dient mit Saal, Gaststätte, Tagungsräume und Stadtbüchereifiliale als Bürgerzentrum.

==Geschichte==

[[File:Rathaus-Boeckingen-1905.jpg|thumb|upright|Das kriegszerstörte ''Alte Rathaus''.]]

===„Altes Rathaus“ (1775–1926)===

Es gab schon seit dem Mittelalter ein Rathaus in Böckingen.

1544 wurde erstmals ein Böckinger Rathaus (Neu- oder Umbau) erwähnt. 1651 wurde wieder das Rathaus beschrieben, als der Rat in Heilbronn, den Böckingern erlaubte, von einem der Türme der Reichsstadt Heilbronn ein Glöcklein abzunehmen und diesem im Glockentürmchen auf dem Dachfirst des Rathauses aufzuhängen. Dieses Rathaus ist auf den Plänen von 1731 abgebildet worden. Das sog. alte Rathaus an der Ecke Rathausgasse Heilbronner Straße (heute Stedinger Straße) Nr. 4 wurde 1775 erbaut und bis 1926 genutzt. <ref name="Schmolz_56"> [[Helmut Schmolz]], Hubert Weckbach: ''Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Bd. 1: Fotos von 1860 bis 1944.'', Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1966, S. 56 [Nr. 75 Böckingen. Altes Rathaus, um 1905 ]</ref>Das dort befindliche Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, die Ruine 1950 abgebrochen. Schmolz beschreibt das zweigeschossige Steinhaus mit Glockenturm. Architektonische Details waren das um den Bau führende Holzgesims und der Portikus, der vorne von drei Freipfeilern und hinten von drei Pilastern getragen wurde. Weiter das Glockentürmchen auf dem Dach:

{{Zitat|''Das hier wiedergegebene alte Böckinger Rathaus, früher Rathausgasse 2 / Ecke Heilbronner Straße (jetzt Rathausstraße/Stedinger Straße), ist das von 1775. Es ist ein langgestrecktes, zweigeschossiges Gebäude mit einem Satteldach, auf dem zur Straße hin drei Gauben sitzen und in der Mitte des Firsts ein Glockentürmchen mit einer kleinen Schlagglocke. Um das Haus führt in Geschoßhöhe eine Holzgesims. Unter einem vorn von drei Freipfeilern, hinten drei Pilastern getragenen Portikus in der Mittelachse des Gebäudes liegt der zweigeteilte Eingang, links daneben, durch eine besondere Tür zugänglich, das Lokal der Polizeiwache. Das Haus ist ganz in Stein aufgeführt.'' <ref name="Schmolz_56"/>}}

===„Neues Rathaus“ (1926–1933)===

[[Datei:Boeckingen-altes-rathaus.JPG|thumb|left|upright|Die ehemalige Friedensstraßenschule dient heute der Polizei.]]

Das heute so genannte „neue Rathaus“ an der Ecke Friedensstraße/Schuchmannstraße wurde 1878 auf einen Gemeinderatsbeschluss unter Schultheiß und Ratsschreiber Christian Friedrich Bartenbach hin als [[Schulen in Böckingen#Friedensstraßenschule|''Friedensstraßenschule'']] erbaut und 1925/26 unter dem Böckinger Schultheiß [[Adolf Alter]] durch Stadtbaurat [[Karl Tscherning]] umgebaut. Die Einweihung als Rathaus fand am 24. April 1926 statt. In dem Gebäude arbeitete die Böckinger Verwaltung bis zur Eingemeindung des Ortes nach [[Heilbronn]] im Jahr 1933. Ein besonderes Schmuckstück war das Portal, in einer Mischung aus [[Jugendstil]] und [[Klassizismus]] im [[Eklektizismus|eklektizistischen]] Stil, das in einer [[Kartusche (Kunst)|Kartusche]] das Böckinger Wappen trug. Schmolz beschreibt ausführlich die architektonischen Details des Portals:

{{Zitat|''Neu an dem Gebäude ist unter anderem das Portal, welches die Aufnahme zeigt. Es ist der Nachklang an den Jugendstil, der hier in der Untermischung mit klassizistischen Elementen Verwendung gefunden hat. Zwischen zwei geschmackvoll gearbeiteten, im Oberteil zu Konsolen ausladenden Wandpfeilern, die auf zwei schmalen Deckplatten einen ebenfalls nur schmalen Architrav tragen, dem seinerseits ein gleichseitiger, mehrfach profilierter Dreiecksgiebel aufsitzt, ist das Türgewände eingezwängt: Zwei quadratische Pfeiler tragen über einem wulstigen Kapitell einen gestelzten Portalbogen mit einem schmuckvollen Schlußstein. Ein zwischen diesem Schlußstein und dem Archtirav eingefügter Balken trägt die Inschrift:''' ‚1925 Rathaus 1926‘'''. In dem beidseitig, von in Richtung des Jugendstils stark abgewandelten Floravasen begleiteten Giebel ist in einer von pflanzlichen Ornamenten umrankten Kartusche das Böckinger Ortswappen – der steigende Steinbock – dargestellt: Die zweiflügelige Türe besitzt als Oberlicht ein kassettenartig gesprosstes Lünettenfenster: Über den kunstvoll vergitterten Fenstern links und rechts des Portals sind in hochgezogenen Blendbogen eine Wasserjungfer (links) und der Meeresgott Neptun als plastische Figürchen dargestellt''. <ref>Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: ''Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Bd. 2: Fotos von 1858 bis 1944.'', Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1967, S. 59 [ Nr. 95 Böckingen. Einweihung des neuen Rathauses am 24.April 1926] </ref> }}

Das Gebäude wurde bei den [[Luftangriff auf Heilbronn|Luftangriffen auf Heilbronn]] zerstört und nach dem Krieg provisorisch wiederaufgebaut. Heute befindet sich u.a. der örtliche Polizeiposten darin.

===Bürgerhaus (ab 1975)===

[[File:Boeckingen-buergerhaus.jpg|thumb|upright|Böckinger ''Bürgerhaus''.]]

Das ''Bürgerhaus'' in Böckingen wurde nach Entwürfen der Architektengemeinschaft Braun, Keppler, Stieglitz mit Saal, Gaststätte, Tagungsräume und Stadtbüchereifiliale erbaut und im April 1975 eingeweiht.<ref>Werner Föll, ''Chronik der Stadt Heilbronn. Band X: 1970–1974 '', Heilbronn 1999, [Einleitung ab XXXVI].</ref>Die Baukosten betrugen 7,5 Millionen Mark. Das Gebäude soll modernisiert und umgebaut werden<ref>{{Literatur|Autor=Helmut Buchholz|Titel=Böckinger Bürgerhaus-Gaststätte droht das Aus

|Sammelwerk=Heilbronner Stimme|Nummer=|Jahr=2010|Monat=September|Tag=8|Online=[http://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/stadt/sonstige-Boeckinger-Buergerhaus-Gaststaette-droht-das-Aus;art1925,1931549 bei stimme.de]|Zugriff=22. November 2009}}</ref> <ref>{{Literatur|Autor= Helmut Buchholz|Titel=Ein Platz der Extreme|Sammelwerk=Heilbronner Stimme|Nummer=|Jahr=2010|Monat=September|Tag=9|Online=[http://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/stadt/sonstige-Ein-Platz-der-Extreme;art1925,1932417 bei stimme.de]|Zugriff=22. November 2009}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Ulrike Bauer-Dörr|Titel=Jugendtreff wird Familienzentrum

|Sammelwerk=Heilbronner Stimme|Nummer=|Jahr=2010|Monat=Juli|Tag=1|Online=[http://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/stadt/sonstige-Jugendtreff-wird-Familienzentrum;art1925,1878688 bei stimme.de]|Zugriff=22. November 2009}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Helmut Buchholz|Titel=Familienzentrum statt Jugendtreff

|Sammelwerk=Heilbronner Stimme|Nummer=|Jahr=2010|Monat=März|Tag=24|Online=[http://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/stadt/sonstige-Familienzentrum-statt-Jugendtreff;art1925,1798552 bei stimme.de]|Zugriff=22. November 2009}}</ref>Vor dem ''Bürgerhaus'' befindet sich der ''Seeräuber-Brunnen'', der 1975 von [[Dieter Läpple]] geschaffen wurde.<ref>Gabriele Holthuis: ''Skulpturenstadt Heilbronn. Führer zur Kunst im öffentlichen Raum.'' Städtische Museen Heilbronn, Heilbronn 1996, ISBN 3-930811-57-X, Nr. 40, S. 84 (''Heilbronner Museumskatalog.'' Nr. 60)</ref>1986 wurde der [[Triptychon]] der [[Schwarze-Hofmännin-Skulptur|''Schwarzen Hofmännin'']] von [[Dieter E. Klumpp]] beim ''Bürgerhaus'' platziert, befindet sich heute jedoch an anderer Stelle.<ref>{{Literatur|Autor= |Titel=Bildergalerie Bürgerhaus Böckingen|Sammelwerk=Heilbronner Stimme|Nummer=|Jahr=|Monat=November|Tag=|Online=[http://www.stimme.de/bilder/bilder/Buergerhaus-Boeckingen;cme71577,1419503 bei stimme.de]|Zugriff=22. November 2009}}</ref>

==Weblinks==

{{commonscat|Rathäuser in Böckingen}}

==Einzelnachweise==

<references/>

== Literatur ==

* Statistisches Landesamt: ''Beschreibung des Oberamts Heilbronn'', Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 1903

* Renz, Alexander/Schlösser, Susanne, ''Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952–1957'', Heilbronn 1996: Rathaus (Bö), S. 108, 422.

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{{SORTIERUNG:Bockingen, Altes Rathaus}}

[[Kategorie:Bauwerk in Böckingen|Altes Rathaus]]

[[Kategorie:Bauwerk des Eklektizismus in Heilbronn]]

[[Kategorie:Bauwerk des Jugendstils in Heilbronn]]

[[Kategorie:Klassizistisches Bauwerk in Heilbronn]]

[[Kategorie:Erbaut in den 1870er Jahren]]