Franz von Stuck

Franz von Stuck: Selbstbildnis im Atelier, 1905
Kämpfende Amazone (1897), Bronze, früher in Carinhall, heute in Eberswalde

Franz Stuck, seit 1906 Ritter von Stuck (* 23. Februar 1863 in Tettenweis, Landkreis Passau, Niederbayern; † 30. August 1928 in München) war ein deutscher Maler und Bildhauer.

Leben

Als Sohn eines Dorfmüllers besuchte Franz Stuck die Kunstgewerbeschule und die Akademie in München. Dort suchte er abseits vom traditionellen Lehrstil neue Techniken und Ausdrucksformen und gründete 1892 mit Wilhelm Trübner die „Münchner Sezession“. Er wird zusammen mit Franz von Lenbach und Friedrich August von Kaulbach zu den Münchner Malerfürsten gezählt. Dies ist jedoch eine rein äußerliche Bezeichnung: in künstlerischer Hinsicht war Stuck in den 1890er Jahren Gegenpol zu Lenbach in der Auseinandersetzung, die in der Gründung der Münchner Sezession gipfelte.

Statue von Franz von Stuck in Tettenweis
Geburtshaus von Franz von Stuck in Tettenweis

Ab 1895 war Stuck Professor an der Akademie und unterrichtete unter anderem Wassily Kandinsky, Paul Klee, Josef Hengge, Georges Kars, Paul Stollreither und Heinrich Strieffler. Er entwarf im Auftrag des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Sammelbilder für Stollwerck-Sammelalben, u.a. die Serie „Die Musen“ für das Stollwerck-Sammelalbum No. 4 von 1899.[1] 1906 wurde er mit dem Verdienstorden der Bayerischen Krone ausgezeichnet und erhielt den persönlichen Adelsstand. 1906 war Stuck auch Gründungsmitglied des Deutschen Monistenbundes.[2]

Von Arnold Böcklin angeregt, bevorzugte Stuck schwebend-unwirkliche Darstellungen aus dem Reich der Fabel und allegorische, symbolhafte Gestaltungen wie „Die Sünde“ (1893) und „Der Krieg“ (1894; beide Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München). Viele seiner oft großformatigen Werke zeichnet eine lasziv-erotische Atmosphäre aus. Stucks Darstellungen von häufig nackten weiblichen oder männlichen Körpern trafen angesichts der biederen Moralvorstellungen seiner Zeit auf eine ungewöhnlich starke Rezeption mit leicht „hysterischen“ Zügen.

Beispielhaft für Stucks Vorstellungen eines Gesamtkunstwerks ist seine 1898 vollendete und durch das Bauunternehmen Heilmann & Littmann errichtete Villa an der Prinzregentenstraße in Bogenhausen mit selbstgeschaffenen Möbeln und Plastiken. Für diese Leistung wurde er 1928 kurz vor seinem Tod mit dem Ehrendoktortitel der Technischen Universität München ausgezeichnet. Heute ist die Villa Stuck ein Museum; die Wiedereröffnung erfolgte im März 2005 nach dreizehnjähriger Planungs-, Bau- und Restaurierungstätigkeit.

Von Stuck wurde auf dem Waldfriedhof in München/Alter Teil im Grab Nr. 95-W-16 beigesetzt. Er war der Stiefvater von Otto Lindpaintner. Sein einziges leibliches Kind, Mary (1896–1961), stammte aus einer Liebesbeziehung mit Anna Maria Brandmaier (1875–1944). Mary wurde 1904 mit Billigung des Prinzregenten von ihrem Vater Franz von Stuck und dessen Ehefrau Mary, verw. Lindpaintner (Eheschließung am 15. März 1897) adoptiert. Mary jun. verehelichte sich 1917 mit dem 31-jährigen Konsul Albert Heilmann.

Für Ölgemälde von Stuck werden heute bis über 500.000 Dollar bezahlt.[3]

Werke (Auswahl)

„Die Sünde“, 1893
„Sisyphus“, 1920
Stucks Plakat für die VII. Internationale Kunstausstellung München, 1897

Öffentliche Sammlungen

Belgien

Deutschland

Italien

Niederlande

Russland

Schweiz

Ungarn

USA

Schüler

Ehrungen

Literatur

Allgemein

  • Jo-Anne Birnie Danzker u.a. (Hrsg.): Franz von Stuck und die Photographie. Inszenierung und Dokumentation. Prestel, München 1996, ISBN 3-7913-1657-5 (Ausstellungskatalog)
  • Claudia Gross-Roath: Das Frauenbild bei Franz von Stuck. VDG, Weimar 1999, ISBN 3-89739-070-1.
  • Birgit Jooss: Ateliers als Weihestätten der Kunst. Der „Künstleraltar“ um 1900. Verein zur Förderung der Villa Stuck, München 2002, ISBN 3-923635-45-1.
  • Eva Mendgen: Franz von Stuck 1863–1928. „Ein Fürst im Reiche der Kunst“. Taschen, Köln 1994, ISBN 3-8228-8953-9.
  • Heinrich Voss: Franz von Stuck (1863–1928). Werkkatalog der Gemälde mit einer Einführung in seinen Symbolismus. Prestel, München 1973, ISBN 3-7913-0337-6.
  • Die Villa Stuck, Hrsg. Jo-Anne Birnie Danzker, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7757-1897-4
  • Franz von Stuck und seine Schüler : Gemälde und Zeichnungen. Stuck-Jugendstil-Verein, München 1989, ISBN 3-923244-09-6.
  • Birgit Jooss: ’Bauernsohn, der zum Fürsten der Kunst gedieh’ – Die Inszenierungsstrategien der Künstlerfürsten im Historismus. In: Plurale. Zeitschrift für Denkversionen. Heft 5 – Gewinn. Hrsg. von Mirjam Goller, Guido Heldt, Brigitte Obermayer und Jörg Silbermann. Berlin 2005, S. 196–228
  • Vera Losse: Stuck, Franz von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Bautz, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 114–118.

Zu einzelnen Werken:

  • Thomas Blisniewski: „Mit glühenden Augen lockt das nackte Weib“ – „Die Sünde“ Franz von Stucks im Wallraf-Richartz-Museum. Fondation Corboud. In: Kölner Museums-Bulletin. Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Köln (1). 2004, S. 22–33
Commons: Franz von Stuck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lorenz, Detlef: Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder, Reimer-Verlag, 2000.
  2. Heiko Weber: Monistische und antimonistische Weltanschauung. Eine Auswahlbibliographie, Ernst-Haeckel-Haus-Studien Bd. 1, Berlin 2000, S. 21 ISBN 3-86135-480-2
  3. Seite des Auktionshauses Christie's, abgerufen am 21. August 2012