Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie

Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie und zu SARS-CoV-2, in Teilen als Corona-Mythen oder Corona-Lügen bezeichnet, werden seit dem Ausbruch der Krankheit COVID-19 vor allem in sozialen Medien verbreitet. Sie umfassen Falschmeldungen, Fake News, pseudowissenschaftliche Gesundheitstipps, Desinformation und Verschwörungstheorien zu allen Aspekten der Krankheit. Sie werden durch das bisherige Fehlen eines wirksamen Gegenmittels und Impfstoffs begünstigt.

Zu ihren Verbreitern gehören verschiedene verschwörungstheoretisch orientierte Gruppen und Personen, Antisemiten, Rechtsextremisten, Esoteriker, Impfgegner, Geschäftemacher, einige Staatsregierungen und Staatsmedien, aber auch verunsicherte Einzelpersonen. Sie berufen sich zum Teil auch auf legitime wissenschaftliche Minderheitenmeinungen.

Wegen ihrer lebensgefährlichen, unter Umständen tödlichen Folgen treten die Weltgesundheitsorganisation (WHO), nationale medizinische Institutionen, Qualitätsmedien, Netzwerkbetreiber, gemeinnützige Vereine und politische Instanzen solchen Falschinformationen mit Aufklärung und Faktenchecks entgegen. Zum Teil werden auch Strafverfolgungsbehörden aktiv.

Angebliche Eigenschaften des Virus

Lebensdauer und Symptome

Am 23. Januar 2020, als Wuhan wegen der Infektionsgefahr unter Massenquarantäne gestellt wurde, behauptete ein Unbekannter in einem über WhatsApp weit verbreiteten YouTube-Video: „Die Corona-Pandemie ist weitaus schlimmer, als man euch glauben machen will“. Dann gab er an:

  • Die Inkubationszeit des Virus betrage 14 Tage und könne ohne Fieber verlaufen, so dass eine Infektion spät erkannt werde.
  • Flüssigkeiten verlängerten und verstärkten seine Lebensdauer.
  • Es rufe einen bestimmten Hautausschlag („rote Punkte mit schwarzem Punkt in der Mitte, verhärtet und stark juckend“) hervor.
  • Es könne nur „mit eigener Körperkraft besiegt“ werden. Ärztliche Heilung gebe es nicht.
  • Schon am 12. Januar hätten Ärzte empfohlen, Wuhan abzuriegeln, „weil die Situation völlig außer Kontrolle“ sei.
  • Menschen würden auf offener Straße „einfach umkippen“. Dazu zeigten Bilder unklarer Herkunft Menschen am Boden liegend, teilweise blutend.
  • Gewöhnliche deutsche Medien berichteten nicht oder nicht genug darüber und verschwiegen „die wirkliche Gefahr“, etwa die Lage in der Region Hubei.
  • Man solle Menschenansammlungen meiden. Alle aus Asien einreisenden Menschen könnten Überträger sein.
  • Der Kanal „Odysseus“, auf dem das Video erschien, besitze geheime, exklusive Informationen zu der Gefahr.[1]

Laut WHO kann die Inkubationszeit zwar bis zu 14 Tagen dauern, dauert meist aber fünf Tage und geht oft mit Fieber, Husten und Muskelschmerzen, bisweilen auch mit Durchfall und Kurzatmigkeit einher.[2] Laut Hartmut Hengel, Präsident der Gesellschaft für Virologie, können Flüssigkeiten die Infektiosität des Virus nicht steigern. Es wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, kann sich aber nicht außerhalb eines Wirts vermehren. Der angegebene Hautausschlag war bis zum Faktencheck nirgends belegt und für Coronaviren atypisch, ebenso ein Umkippen ohne Vorwarnung. Deutsche Medien berichteten zeitnah über die Quarantäne in Wuhan und die Entwicklung der Infektionszahlen. Dass es keine ärztliche Heilung gab, wurde als „größtenteils richtig“ eingestuft, wobei die Symptome behandelt werden können. Der Faktenchecker Correctiv bewertete das Video als „teilweise falsch“, teils als unbelegt und irreführend.[1] Die Tagesschau.de bezeichnete es wegen des dramatisierenden Tons als „Panikvideo“.[3]

Hohe Infektiosität

Ende Januar 2020 verbreitete sich ein Video im Netz, dessen englische Untertitel eine Frau mit Gesichtsmaske und Schutzkleidung an unbekanntem Ort als Krankenpflegerin aus Wuhan und Whistleblowerin darstellten.[4] Sie nannte nur ihren Namen und gab an, in China seien 90.000 Menschen mit dem neuen Virus infiziert. Ohne sofortige Quarantäne könne eine infizierte Person das Virus an mindestens 14 weitere Personen weitergeben. Sie bat die Chinesen, nicht nach draußen zu gehen und niemand zu besuchen. Sie warnte vor einer zweiten Mutation des Virus und einer noch schnelleren Ausbreitung. – Bis zum 26. Januar hatte die WHO 1.985 Infizierte in China registriert. Chinas Regierung hatte mitgeteilt, das Virus sei auch während der Inkubationszeit ansteckend. Experten und Gesundheitsbehörden warnten von da an vor einer raschen Ausbreitung der Epidemie.[5]

Faktenchecks verwiesen auf die Basisreproduktionszahl (R0) des Virus, die die WHO Ende Januar 2020 auf durchschnittlich 1,4 bis 2,5 Personen schätzte. Für eine Infektionszahl von 90.000 hätte R0 bei ungefähr 14–15 liegen müssen.[6] Da die Frau keinen Beruf nannte und ihre Kleidung nicht der Berufskleidung in der Provinz Hubei entsprach, halten Experten sie für eine Chinesin ohne Fachkenntnis. Die intransparente Informationspolitik der Regierung Chinas begünstigte die Verbreitung des Videos.[4]

Verharmlosende Grippevergleiche

Der frühere SPD-Gesundheitspolitiker und Arzt Wolfgang Wodarg vertritt seit dem 13. März 2020 die Ansicht, COVID-19 sei weder neu noch schlimmer als frühere Grippewellen. Die Influenza habe zuletzt jährlich bis zu 30.000 Tote verursacht, davon ein Zehntel durch bekannte, ständig mutierende Coronaviren. Von dieser Todesrate sei man weit entfernt; sie würde im Jahresdurchschnitt kaum auffallen. Das angeblich neue Virus sei erst durch einen neuen Test bekannt geworden. Dieser sei an der Charité nur anhand der bekannten Coronaviren entwickelt und nicht genug validiert worden. Die Regierungsmaßnahmen gegen die Pandemie seien Panikmache aus politischen und finanziellen Interessen. Bestimmte Wissenschaftler hätten mit der Panikmache angefangen, „weil sie Geld brauchen für ihre Institute. Sie wollen wichtig werden.“ In Wuhan gebe es „Sicherheitslabore“ für Viren, darum habe man das Virus dort entdeckt. Damit bestritt er den dramatischen Ausbruch der Pandemie in Wuhan und behauptete indirekt, COVID-19 trete wie die Grippe überall zugleich auf. Er forderte, die „Corona-Panik“ zu beenden. – 2010 hatte Wodarg im Europarat den WHO-Vorstoß abgelehnt, die Schweinegrippe zur Pandemie zu erklären, und Interessen der Pharmaindustrie als Motiv dafür vermutet. Nun sprach er erneut von „Unternehmen, die Seuchen erfinden, um aus Angst Profit zu schlagen“. – Laut WHO waren bis dahin weltweit 180.000 Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert, 7.426 daran gestorben. In der Grippesaison 2019/20 waren laut RKI bis 17. März 2020 nur 247 von rund 148.000 Infizierten gestorben. Wodarg berücksichtigte weder die aktuellen Fallzahlen noch die exponentielle Zunahme der Infektionen noch fehlende Immunität der Bevölkerung noch den fehlenden Impfstoff noch die begrenzten Kapazitäten des Gesundheitssystems, schwerkranke COVID-19-Fälle zu behandeln.[7]

Der Virologe Christian Drosten erläuterte am 18. März 2020 die Zuverlässigkeit des neuen Tests: Er wurde anhand von SARS-Coronaviren entwickelt, die sich genetisch völlig von gewöhnlichen Grippeviren unterscheiden, und an zwei Universitäten, der britischen Gesundheitsbehörde und der Charité validiert. Hunderte klinische Vergleichsproben und Proben einer enormen Menge der nahe verwandten Fledermaus-Coronaviren hätten kein einziges Mal eine falsche positive Reaktion ergeben. Sein Institut verdiene mit dem Test letztlich „keinen Cent“.[8] Wodarg hielt jedoch seine Thesen aufrecht und vertrat sie auf KenFM, Rubikon, Geolitica und in einem Interview mit der früheren Tagesschausprecherin Eva Herman.[9]

Auch der Impfgegner und Homöopath Rolf Kron und der frühere Arzt und heutige Geschäftsmann Stefan Hockertz vertreten seit März 2020, COVID-19 sei nicht schlimmer als eine Erkältung (Schnupfen) oder eine Grippe, habe ähnliche Verläufe, Infektions- und Sterberaten. Kron ließ außer Acht, dass Viren der Coronafamilie immer wieder mutierten und schon die mit dem neuen Virus am nächsten verwandten SARS- und MERS-Viren Epidemien mit tausenden Toten auslösten. COVID-19 wird zwar ähnlich wie eine Grippe übertragen, ist aber von saisonalen Grippeviren sehr verschieden und löst laut WHO öfter schwere bis tödliche Lungenentzündungen aus. Zudem sind bisher kaum Menschen dagegen immun, so dass sich theoretisch die ganze Weltbevölkerung anstecken kann, solange es noch keinen wirksamen Impfstoff gibt.

Der Urologe Michael Spitzbart behauptete Ende März 2020:

  • COVID-19 habe die gleiche Sterblichkeitsrate von einem Prozent wie Influenza. Jedoch wurden laut dem Robert Koch-Institut (RKI) bei COVID-19 bis April 2020 je nach Region und Messzeitpunkt Sterberaten zwischen 0,8 und 7,7 Prozent gemessen. Der Anteil der Verstorbenen an den tatsächlich Erkrankten insgesamt („Infektionssterblichkeit“) war bis dahin laut RKI noch nicht ermittelt, da bisher nur getestete Fälle registriert wurden. Laut dem ECDC sterben jährlich in Europa durchschnittlich etwa 0,1 Prozent der an der saisonalen Grippe Erkrankten.
  • In Wuhan hätten viele an COVID-19 Gestorbene wegen der dortigen schlechten Luftqualität schon Lungenschäden gehabt. Das war unbelegt, konnte aber nach Studien zur SARS-Epidemie von 2002/2003 vermutet werden, wegen der hohen Feinstaubbelastung auch für Norditalien.
  • In Italien stürben fünfmal mehr Menschen an erst im Krankenhaus erworbenen multiresistenten Keimen als in Deutschland. Die als Beleg genannte ECDC-Studie bezog sich jedoch auf landesweite Todesfälle durch antibiotikaresistente Bakterien. Die Zahl der Todesfälle durch Krankenhausinfektionen in Italien ist unbekannt. Dass die mit dem Coronavirus infizierten Toten an Keimen starben, ist spekulativ.
  • In Europa messe man laut dem Projekt EuroMomo bei Menschen über 65 Jahren nur in Italien eine Übersterblichkeit. Dies traf für den 16. März bis 5. April 2020 zu. Doch liefern laut EuroMomo nicht alle Staaten Europas regelmäßig ihre Sterbedaten. Ein gesamteuropäischer Trend zur Untersterblichkeit ist unbelegt. Seriöse Schlüsse auf Sterberaten durch COVID-19 lassen sich daraus nicht ziehen.

Correctiv bewertete Spitzbarts Angaben daher ebenso wie die von Kron und Hockertz als teils falsch, teils unbelegt und irreführend.[10] Correctiv nannte Spitzbart als Beispiel für Mediziner, die sich als Coronaexperten ausgeben, ihr Fachgebiet verschweigen und fragwürdige Gesundheitstipps geben. So habe Spitzbart in einem Interview mit dem rechtspopulistischen Blatt Compact behauptet, das Virus sei für Gesunde „praktisch harmlos“, und geraten, das Immunsystem zu beschäftigen.[11]

Der emeritierte Mikrobiologe Sucharit Bhakdi behauptete in einem Video vom 18. März 2020, COVID-19 sei nicht gefährlicher als andere Coronaviren. 99 Prozent der Infizierten in Deutschland hätten nur leichte Symptome. Er lehnte die Staatsmaßnahmen daher als „grotesk, überbordend und direkt gefährlich“ ab. Ein Faktencheckteam der DPA verwies dagegen auf die laut RKI 20 % schweren und lebensgefährlichen Verläufe von COVID-19. Bhakdi nenne dazu einen viel zu geringen Anteil, missachte die exponentielle Zunahme der Infektionen, rechne die Zahl der registrierten Toten für einen falschen Zeitraum hoch und nehme gegen das RKI eine falsche Höchstzahl von einer Million Infizierten an. Das RKI hatte vor bundesweit zehn Millionen Infektionen in den nächsten Monaten gewarnt, falls die Maßnahmen der Bundesregierung nicht eingehalten würden.[12]

Ein Bericht der SZ ordnet Wodarg, Bhakdi und andere Mediziner, die ihre Thesen teilen, als „Corona-Meinungsmacher“ ein, deren Videos „mit Wissenschaft nichts zu tun haben“. Recherchen von Correctiv und etablierten Medien zu ihren Behauptungen hätten übereinstimmend ergeben: „Was Wodarg und Bhakdi sagen, ist nicht völlig falsch, jedoch vermischen sie Fakten mit Spekulation und Desinformation.“ Es handle sich bei ihren Videos um „gefährliche Irreführungen“ in einem „Dschungel der Halbwahrheiten“, denen zahlreiche völlig fachfremde vermeintliche Experten auf YouTube nacheiferten und so Millionen Zuschauer beeinflussten.[13]

Warnungen vor NSAR

Im März 2020 kursierten über WhatsApp und soziale Medien anonyme Warnungen: Forscher der Universitätsklinik Wien hätten herausgefunden, dass Ibuprofen und andere entzündungshemmende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) eine COVID-19-Erkrankung verschlimmern. Die Medizinische Universität Wien dementierte dies. Experten rieten dazu, keine Medikamente wegen Gerüchten abzusetzen, sondern unbedingt Rücksprache mit dem Arzt zu halten.

Die Gerüchte verstärkten eine Expertendebatte über den Einfluss von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) auf den Verlauf von COVID-19. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran riet bei Fieber zu Paracetamol statt Ibuprofen. Gesundheitsdirektor Jérôme Salomon riet COVID-19-Patienten generell von NSAR ab. Dagegen sieht das Schweizer Bundesamt für Gesundheit keinen Beleg für deren negativen Einfluss auf COVID-19. Laut dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit fehlen klinische Daten für einen solchen Zusammenhang. Laut Christian Drosten hätte man diesen schon bei älteren Coronaviren entdeckt, wenn es ihn gäbe. Die WHO zog eine Warnung, Ibuprofen nicht ohne ärztlichen Rat einzunehmen, nach 24 Stunden wieder zurück, weil es keine Belege für den negativen Einfluss auf COVID-19 gab.[14]

Luftanhalten als Schnelltest

Seit März 2020 verbreitete sich massenhaft ein Kettenbrief, der einen Schnelltest als angeblichen Rat von Experten aus Taiwan behauptete: Um COVID-19 festzustellen, genüge es, tief einzuatmen und zehn Sekunden lang die Luft anzuhalten. Wem das gelinge, der habe keine Fibrose in der Lunge und könne sich somit nicht mit dem Virus angesteckt haben. Tatsächlich ist das Luftanhalten völlig ungeeignet für diesen Test, weil das Virus sich zu Beginn vor allem im Rachen vermehrt, nicht in der Lunge. Eine Fibrose ist kein Symptom von COVID-19. Ob jemand problemlos zehn Sekunden die Luft anhalten kann oder nicht, ist von vielen verschiedenen individuellen Faktoren abhängig. So können Erkrankungen wie Asthma das Luftanhalten erschweren.[15]

Das deutsche Bundesgesundheitsministerium verwies darauf, dass es derzeit keinen eigenhändigen Schnelltest für COVID-19 gibt. Christian Drosten zufolge ermöglicht eine bloße Untersuchung der Lunge keine definitive Aussage über eine Ansteckung damit. Der Test wird üblicherweise als Rachenabstrich durchgeführt, der dann im Labor kontrolliert geprüft wird.

Weder die WHO noch das RKI noch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder andere zuständige Behörden nannten eine Fibrose als Symptom für COVID-19, sondern Fieber, trockenen Husten, Schnupfen, Kurzatmigkeit, Muskel-, Gelenk-, Hals- und Kopfschmerzen.[16]

Angebliche Schutz- und Heilmittel

Alkohol und Methanol

Ein im Internet verbreiteter Artikel eines Boulevardblatts behauptete, mehrere an COVID-19 Erkrankte hätten sich durch Einnahme von Whiskey und Honig selbst geheilt. Dieses Gerücht verknüpften viele mit dem offiziellen Rat, Händedesinfektionsmittel auf Alkoholbasis zu benutzen, und folgerten daraus irrtümlich, mit Alkohol könne man Viren auch im Körper abtöten. Im Iran, wo die Pandemie zehntausende Menschen betrifft, ist der Alkoholkonsum verboten. Die Falschmeldung führte dort dazu, dass viele Iraner selbstgebranntes Ethanol oder Methanol tranken oder ihren Angehörigen verabreichten. Infolgedessen starben nach Angaben aus dem Gesundheitsministerium bis Ende März 2020 480 Personen an einer Alkoholvergiftung bzw. an den durch Methanol bewirkten Organschäden. 2850 weitere seien daran erkrankt. Das offizielle Alkoholverbot, mangelnde Bildung und die Verharmlosung der Pandemie durch die Regierung begünstigten den Rückgriff auf meist selbst und unkontrolliert gebrannten Alkohol im Iran.[17] Mitte April 2020 ließ der Gouverneur von Nairobi County in Kenia Cognac in Hilfspakete mit Nahrung laden und begründete dies öffentlich damit, dass Alkohol laut der WHO-Forschung eine größere Rolle beim Abtöten des Virus spiele. Er sprach dann über den Alkoholgehalt von Desinfektionsmitteln. Die Gesundheitsorganisation Amref Health Africa verurteilte die Aktion.[18]

Arsenik, Globuli, Nosoden

In Indien empfahl das für Naturheilkunde und Homöopathie zuständige Ayush-Ministerium 2020 zur Verhütung einer Ansteckung mit dem Virus unter anderem hochverdünntes Arsenicum album C30 (Arsenik). Deutsche Homöopathen verabreichen das Mittel etwa bei Magenverstimmungen oder Angstzuständen. Cornelia Bajic, ehemalige Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, empfahl es im Netz auch gegen COVID-19. Davon distanzierte sich der Zentralverein und erklärte, zur Eindämmung der Pandemie hätten die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts „Vorrang vor eventuellen, homöopathischen Maßnahmen“.[19]

Die Deutsche Homöopathie-Union, der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), der Bund klassischer Homöopathen Deutschlands (BKHD) und das Anwenderbündnis zum Erhalt homöopathischer Arzneimittel empfahlen ihre Mittel und Methoden nicht gegen COVID-19. Der DZVhÄ riet seinen Mitgliedern zur „Zurückhaltung hinsichtlich jeglicher Art von homöopathischen Vorsorge- und Therapieempfehlungen in Zusammenhang mit dem Coronavirus“. In einer Apotheke in Wien konnten Interessenten jedoch Nosoden gegen das Coronavirus in Auftrag geben. Eine weitere Apotheke warb für einträgliche Globuli gegen das Virus, eine Apothekerin bot „informierte Schwingungsglobuli“ an. Nachdem der kritische Blog „Stiftung Gurutest“ darauf aufmerksam machte, verschwanden die Werbeanzeigen. Die Österreichische Apothekerkammer drohte bei Werbung und Verkauf homöopathischer Mittel gegen das Coronavirus mit Strafanzeigen. Die Wissenschaftsjournalisten Hinnerk Feldwisch-Drentrup und Nicola Kuhrt (MedWatch) zeigten Cornelia Bajic bei der Ärztekammer an. Bajic erklärte, sie habe das homöopathische Arsenicum album C30 ihren Patienten zur Unterstützung der bekannten Hygienemaßnahmen empfohlen, nicht als Ersatz dafür oder Heilmittel. Sie habe zugleich dringend geraten, bei Symptomen einen Arzt zu kontaktieren.[20]

Bleich- und Desinfektionsmittel

Als die Pandemie Europa erreichte, empfahlen Posts auf Facebook, Bleichmittel zu trinken, um das Virus im Körper abzutöten. Auf YouTube hatten manche Influencer schon öfter behauptet, Chlordioxid sei ein Heilmittel für Krebs. Die Pharmalobby habe diese „Wunderbleichmittel“ (Miracle Mineral Supplement, MMS) für noch mehr Profite verbannt. Facebook löschte die falschen und lebensgefährlichen Ratschläge von seinen Seiten.[19]

Ab Januar 2020 propagierten in den USA vor allem Anhänger der QAnon-Szene MMS als angebliches Heilmittel, darunter Jordan Sather und Jim Humble, ein selbsternannter „Erzbischof“, der behauptet, er habe MMS in Südamerika entdeckt. Er vertrieb das Mittel als „20-20-20“-Spray für 45 US-Dollar pro Flasche über eine Sekte in Mexiko namens Genesis II Church of Health and Healing. Auch der Benutzer „Chief Police 2“ empfahl es seinen fast 18.000 Followern, ebenso neue Twitterkonten. Ein Tweet kombinierte MMS und Kolloidales Silber. Die Geschäftemacher verknüpften ihre Werbung für ein erwiesen schädliches bis tödliches Mittel mit gängigen Verschwörungstheorien zur künstlichen Herstellung des Virus.[21]

Die Sekte Genesis II mit Hauptsitz in Florida ist der größte Hersteller und Händler des für Menschen hochgiftigen Bleichmittels MMS in den USA. Sie behauptete schon vor der Pandemie, es könne 99% aller Krankheiten wie Aids, Autismus, Krebs und Malaria heilen. Bis zum 20. April 2020 verbot ein US-Gericht der Sekte den Verkauf von MMS als „unbewiesenes und potentiell schädliches Mittel gegen COVID-19“ und ordnete an, Werbung dafür von Webseiten zu entfernen. In den Folgetagen schrieben etwa 30 Anhänger der Sekte an US-Präsident Donald J. Trump und riefen ihn auf, ihre Sekte und deren angebliches Heilmittel zu schützen und damit gegen COVID-19 vorzugehen. Der Sektenführer („Erzbischof“) Mark Grenon nannte MMS eine „wunderbare Entgiftung, die 99% der Krankheitserreger im Körper töten“ und „den Körper von COVID-19 befreien“ könne. Am 23. April 2020 abends behauptete Grenon, er habe MMS an das Weiße Haus gesandt, Trump habe es erhalten und könne nun „die Wahrheit erkennen“. Am 26. April verlas Grenon seinen Werbebrief in seiner wöchentlichen Radioshow und rief Trump direkt auf, mit MMS gegen die Pandemie vorzugehen. Auch Alan Keyes, ein gegen Barack Obama unterlegener Senatskandidat und wie Trump führender Propagandist der „Birther“-Bewegung, die Obama die US-Bürgerschaft abzusprechen versuchte, bewarb MMS bei Trump und in seinem Onlinesender Let’s Talk America als Wundermittel gegen COVID-19. Bob Sisson, der rechtsextreme Inhaber des Webkanals, über den Keyes seine Show sendet, bewarb das Mittel ebenfalls und kündigte an, es sei nur eine Frage der Zeit, bis Trump die MMS-Anhänger einladen und die Wirkung des Mittels entdecken werde. Vermutet wurde, dass diese Kampagne Trumps öffentliche Falschaussagen über Desinfektionsmittel vom 23. April 2020 beeinflusste.[22]

Am 23. April 2020 schlug Trump anwesenden Experten bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus vor, Desinfektionsmittel in die Lunge infizierter Personen zu injizieren oder das Virus mit ultraviolettem oder starkem Licht im Körper zu bestrahlen, um es zu töten, und dies als Behandlungsmethoden zu testen. Dem widersprachen zahlreiche Experten umgehend: Die Injektion von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, gleich welcher Art, in den Körper sei eine verbreitete Suizid-Methode. So etwas anzuraten sei unverantwortlich und gefährlich.[23] Der britische Mikrobiologe Paul Hunter (University of East Anglia) erklärte, Trumps Aussagen seien „bislang einer der gefährlichsten und bescheuertsten Vorschläge zur Behandlung von Covid-19“. Der Rechtsprofessor Robert B. Reich riet, Trumps Pressekonferenzen zu boykottieren, da sie die öffentliche Gesundheit bedrohten. Der britische Hersteller von Lysol (Sagrotan) versandte eine weltweite Warnung, keine Desinfektionsmittel zu injizieren oder einzunehmen. Auch die Environmental Protection Agency der USA und die Katastrophenschutzbehörde des US-Bundesstaats Washington rieten dringend davon ab.[24] Der Katastrophenschutz von Maryland versandte eine landesweite Warnung vor der Einnahme von Desinfektionsmitteln, nachdem er mehr als 100 Anrufe mit Fragen dazu erhalten hatte. Der Mediziner Sanjay Gupta nannte Trumps Vorschlag, die Injektion solcher Mittel zu studieren, „verrückt“. Jeder wisse ohne solche Studien, dass diese Mittel gefährlich seien und ihre Einnahme definitiv Menschen verletze.[25] In Illinois stieg die Zahl der Notrufe bei der Giftzentrale nach Trumps Aussagen deutlich an, etwa weil Menschen mit Bleich- und Desinfektionsmitteln gurgelten, um das Virus zu töten. Die Direktorin des Gesundheitsamts warnte daraufhin eindringlich vor potentiell tödlichen Folgen der Einnahme von Haushaltsreinigern. Trump erklärte seine Aussagen nachträglich zu Sarkasmus gegenüber der Presse und ließ keine Rückfragen bei der folgenden Pressekonferenz zu.[26]

Chloroquin und Azithromycin

Seit 21. März 2020 bewarb US-Präsident Donald Trump eine Kombination aus Chloroquin und Azithromycin als Behandlung von COVID-19-Patienten. Er legte zudem tatsachenwidrig nahe, die Food and Drug Administration (FDA) habe diese Mittel zur Therapie genehmigt. Dem widersprach öffentlich sein eigener Gesundheitsberater, der Immunologe Anthony Fauci. In den USA wie auch in Nigeria waren mehrere Personen nach der Einnahme von Chloroquin gestorben, so dass Nigerias Gesundheitsbehörde davor warnte. Starke Nebenwirkungen und Gefährdung von Patienten mit Vorerkrankungen sind erwiesen. Andere Studien, die eine gewisse Erfolgsaussicht der kombinierten Mittel andeuten, beruhen auf einer sehr kleinen Datenbasis und gelten laut Experten wie Christian Drosten methodisch als unzuverlässig.[27]

Ende März 2020, nachdem sie Trumps Empfehlung im Fernsehen gesehen hatten, nahm ein Ehepaar in Arizona ein Zierfisch-Antiprotozoikum ein, das Chloroquin enthielt. Sie glaubten, sich damit vor einer Corona-Infektion zu schützen. Der Mann starb daran.[28] Der führende Impfstoffentwickler der US-Regierung Rick Bright wurde aus dem Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten versetzt und gab an, der Grund sei gewesen, dass er Chloroquin zur Behandlung von COVID-19 nicht empfehlen wollte.[23]

Essig und Wasser

Das Einträufeln von Essiglösungen in die Nasenlöcher,[29] regelmäßiges Wassertrinken oder Gurgeln mit warmem Wasser, Essig oder Salzwasser schütze gegen das Virus: Diese Falschbehauptungen unterstellten, bereits inhalierte Viren könnten noch im eigenen Körper ausgespült oder getötet werden. Dem widersprach die WHO seit Anfang Februar 2020: Sobald das Virus mit der Schleimhaut in Berührung kommt, breitet es sich aus.[30]

Heißluft

Im März 2020 behauptete ein Dr. Dan Lee Dimke in einem weit verbreiteten Video, man könne das Virus durch Einatmen heißer Luft durch die Nase abtöten, sei es mit einem gegen das Gesicht gehaltenen Haartrockner oder durch einen Saunagang. Das Video beruhte auf grundlegender Unkenntnis der Wirkungsweise von Viren: Sie sammeln sich weder primär im Nasenraum noch kann ihre Vermehrung durch Heißluft aufgehalten werden, da sie sich auf zellulärer Ebene vermehren. – Dimke behauptete auf seiner Webseite, er sei Futurologe und habe einen Doktorgrad für Erziehung erworben, zeigte aber keinerlei Qualifikation als medizinischer Ratgeber. Nach dreimonatiger globaler Ausbreitung der Pandemie mit tausenden Toten ignorierte er sämtliche seriösen Informationen über das Virus. Obwohl YouTube das Original nach Medienanfragen löschte, blieben Kopien des Videos erhalten. Viele davon trugen das Logo des CDC und erweckten so den Eindruck einer behördlichen Information.[31] Mediziner in den USA stuften das Video daher als gemeingefährlich ein und gingen mit Strafanzeigen und Eingaben bei Internetfirmen dagegen vor.[32]

Bryant Culpepper, Verwaltungschef des Okeechobee County (Florida), griff Dimkes These auf und behauptete am 20. März 2020, das Virus könne Temperaturen von 136 Grad Fahrenheit (~58 Grad Celsius) nicht überleben. Erkrankte könnten die Infektion mit einem auf die Nase gerichteten Haartrockner besiegen. Nach einem Shitstorm bekräftigte er auf seiner Facebookseite: „Niemand hält eine Schusswaffe an deinen Kopf und zwingt dich zu etwas, was du nicht tun willst, aber manche haben nicht viele Optionen.“ „All die wundervolle Wissenschaft, an die ihr glaubt, und doch sterben jeden Tag Tausende an Krebs, Leukämie, ALS, also warum wurden sie nicht geheilt von all den jahrelang arbeitenden Wissenschaftlern. Geht und lacht soviel ihr wollt und fühlt euch als Narren, wenn ich Recht behalte.“ Drei Tage darauf entschuldigte er sich öffentlich und erklärte, er habe die Falschangabe von einem Doktor im Sender One America News Network (OAN) gehört. Er habe nur nicht krankenversicherte Familien seines Bezirks beruhigen wollen. Er werde keine Therapievorschläge mehr machen, außer sie seien geprüft und bewiesen.[33] Der Sender OAN wurde von Rechtsextremen gegründet und entwickelte sich 2019 zum Lieblingssender Donald Trumps.[34]

Knoblauch

Besonders in der Volksrepublik China, wo die Pandemie begann, hielt sich das Gerücht, Knoblauch helfe gegen das Virus. Dort sollen auch traditionelle Ärzte dazu raten, heißes Knoblauchwasser zu trinken. Nach Berichten aus China aßen manche Chinesen kiloweise Knoblauch und zogen sich dadurch Rachenbeschwerden zu. Die WHO betonte deshalb, dass Lebensmittel generell keine wirksamen Gegenmittel gegen SARS-CoV-2 sind.[19]

Kuhdung und Kuhurin

Weil Kühe im Hinduismus Indiens als heilig gelten, folgern manche traditionellen Hindus, dass Kuhdung und Kuhurin therapeutisch wertvoll seien, etwa zur Behandlung von Krebskrankheiten. Seit Frühjahr 2020 behauptete die Politikerin Suman Haripriya der nationalistischen Bharatiya Janata Party, Kuhdung oder Kuhurin könne gegen COVID-19 nützen. Der Hinduführer Chakrapani Maharaj kündigte eine Feier mit Kuhdung-Kuchen und Räucherstäbchen an, die das Virus sofort abtöten würden.[19]

Traditionelle chinesische Medizin

Anfang Februar 2020 wies Chinas Regierung die eigenen Ärzte an, einen Cocktail aus westlichen antiviralen Medikamenten, ergänzt um die traditionelle chinesische Medizin (TCM), als Mittel gegen COVID-19 zu erwägen. Die Nationale Gesundheitsorganisation empfahl die Peaceful Palace Bovine Pill, die aus Gallenstein von Rindern, Büffelhorn, Jasmin und Perlen hergestellt wird, in Kombination mit antiviralen Mitteln wie Lopinavir und Ritonavir. Zwei Regierungsinstitute behaupteten, der traditionelle Kräuterextrakt Shuanghuanglian sei wirksam gegen COVID-19. Ärzte in Wuhan sollen TCM an daran Erkrankten testen. Die Empfehlungen entsprachen der Linie des Staatspräsidenten Xi Jinping, der TCM als Bestandteil der nationalen Identität Chinas fördert, und lösten einen enormen Ansturm von Käufern auf TCM in China aus.

Nach der SARS-Pandemie 2002/2003 hatte die WHO die Wirkung einiger TCM-Pflanzenextrakte geprüft und festgestellt, dass sie sicher seien und manche bei gezielter Anwendung eventuell Symptome wie Erschöpfung und kurzen Atem mildern. Für ihre Wirksamkeit gegen COVID-19 gibt es jedoch keine Belege. Die Wissenschaftsjournalistin Laurie Garrett und das Magazin Nature warnten, TCM ohne wissenschaftliche Standards und Dosierungsregeln könnten Patienten gefährden, und verwiesen auf Fälle von Nierenversagen.[35]

Vitamine

Im Februar 2020 erschienen Videos mit der Behauptung, Vitamin D könne die Anfälligkeit für COVID-19 herabsetzen; Vitamin C könne bei der Heilung helfen. In einer Sprachnachricht behauptete eine Unbekannte, die Pharmaindustrie wolle verhindern, dass die Vitamintherapie bekannt werde. Sie verwies dazu auf die Webseite swiss-biohealth.com einer Zahnklinik. Diese distanzierte sich auf jener Webseite von allen in ihrem Namen verbreiteten Fake-News.[30]

Barbara Schmidt, Professorin am Institut für Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg, nannte die Vitaminthesen „völlig absurd.“ Sie verwies darauf, dass ein Vitaminmangel als Ursache einer C-19-Erkrankung ebenso wenig belegt sei wie Vitamine als Heilmittel.[36]

Zwiebeln

Im Februar 2020 kursierte im Netz ein Kettenbrief, der Zwiebeln als Mittel anpries, das das neuartige Coronavirus abtöte. Die Fitnesstrainerin Carmen Geiss verwies auf den Brief und empfahl, angeschnittene Zwiebeln im Wohnraum auszulegen. Dies würde Viren und Bakterien aus dem Körper und der Luft „saugen“. Die These, Zwiebeln hätten eine Art Schwammfähigkeit gegen Keime, war schon lange widerlegt worden. Der Verein Mimikama veröffentlichte am 28. Februar 2020 einen Faktencheck dazu.[19][37]

Angeblich unwirksame oder gefährliche Maßnahmen

Lockdown

Der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg vertrat seit 19. April 2020 die Meinung, der Lockdown (das Paket staatlicher Beschränkungen in Deutschland vom 23. März 2020) habe keine Abnahme der Infektionen bewirkt und könne daher aufgehoben werden. Die Basisreproduktionszahl R0 habe sich laut einer RKI-Statistik vom 19. März schon vorher stabilisiert. Jedoch gab es auch vor dem 23. März schon starke Eingriffe gegen die Verbreitung des Virus. Später erklärte Homburg, die R-Zahl, mit deren Entwicklung er selbst argumentierte, sage nichts über die Wirkung des Lockdowns aus. Auch der Biostatistiker Knut Wittkowski kritisierte den Lockdown und berief sich dazu auf vorläufige Fallzahlen zu Schweden, wo es weit weniger Einschränkungen gibt. Jedoch stieg die Zahl der Toten in Schweden danach erheblich mehr an als in Nachbarstaaten Skandinaviens mit strengen Auflagen. Wittkowski hatte schon am 10. März 2020 irrtümlich einen Rückgang der Fälle in den USA und ein Auslaufen der Pandemie in Südkorea vorhergesagt.[38]

Laut dem ARD-Faktenfinder werden derartige Falschangaben durch Dunkelziffern bei den Kennzahlen der Pandemie begünstigt. Die genaue Zahl der Infizierten ist unbekannt, weil bisher keine Massentests vorgenommen werden. Kritiker des Lockdowns berücksichtigen oft nicht, dass die Basisreproduktionszahl R0 sich nur auf die bekannten Fälle bezieht und dauerhaft sein muss, um die Pandemie zu beenden. Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und andere Experten warnten, schon bei wenigen Zehnteln über R0=1 könne die Pandemie wieder exponentiell wachsen. Voreilige oder ungezielte Lockerungen könnten neue Ausbrüche oder einen starken Wiederanstieg der Gesamtwelle verursachen. Aus einzelnen Kennzahlen ließen sich keine direkten und weitreichenden Schlüsse für den weiteren Verlauf ziehen.[38]

Masken

Bis Ende April 2020 führten alle deutschen Bundesländer eine Pflicht ein, zumindest beim Einkaufen oder in Verkehrsmitteln einen Mund-Nase-Schutz (MNS) zum Verringern der Infektionsgefahr zu tragen. Facebook-Nutzer behaupteten, damit atme man zu viel Kohlendioxid (CO2) und zu wenig Sauerstoff ein. Eine Studie des Jahres 2005 hatte ergeben, dass zwei Modelle von Operationsmasken den CO2-Gehalt im Blut der Träger erhöhten, und für CO2 durchlässigere Produkte empfohlen. Die Studie bezog sich weder auf filtrierende Halbmasken (FFP) noch selbstgenähten Mundschutz. Erstere dienen dem Selbstschutz des Trägers vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen, letztere dem Schutz anderer, indem sie den Tröpfchenauswurf des Trägers verringern. Medizinischer MNS und FFP-Masken unterliegen DIN-Normen, die zuletzt 2009 überarbeitet wurden. Normierte Masken begrenzen den Ein- und Ausatemwiderstand und verhindern so, dass zu viel CO2 eingeatmet wird. Nach Angaben des RKI und von Herstellern schützen sie bei korrektem Tragen zuverlässig vor CO2-Ansammlung und gefährden gesunde Anwender nicht. Das RKI räumte aber ein, dass vor allem mehrlagiger, undurchlässiger und eng anliegender MNS das Atmen behindert.

Ferner wurde behauptet, feuchte Masken nährten gefährliche Keime und vermehrten sie in der Lunge. Das RKI stellte klar: Feuchte Masken könnten die Mund-Rachen-Flora, nicht die Lunge, mit Bakterien kontaminieren, nicht mit Viren. Das RKI empfahl, Masken regelmäßig zu wechseln, zu waschen und zeitlich begrenzt zu tragen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfahl, selbstgenähte getragene Masken luftdicht verschlossen aufzubewahren oder sofort bei mindestens 60 Grad zu waschen.

Manche Posts warnten, bei Kleinkindern führten selbstgenähte Masken zu Atemlähmungen. Laut Herstellern trifft dies nur für FFP-Masken zu, die Kleinkinder und Säuglinge deshalb nicht tragen dürfen. Die Bundesländer haben Kindern unter sieben oder sechs Jahren ohnehin keine Maskenpflicht auferlegt. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät, Kinder unter zwei Jahren sollten keinen selbstgenähten Mundschutz tragen, vor allem, weil sie sich häufig ins Gesicht fassen. Bei älteren Kindern sollten Eltern für den richtigen Sitz der Maske sorgen. Der Faktenchecker Correctiv bewertete die Warnungen von Facebooknutzern vor Sauerstoffverlust und bakterieller Infektion daher großenteils als falsch.[39]

Angebliche Ursachen und Zwecke

Chinesische Essgewohnheiten

Als die Pandemie von China auf andere Staaten und Kontinente übergriff, erschienen zahlreiche Spekulationen über ihren Ursprung. So zeigte ein millionenfach verbreitetes Video eine prominente Chinesin, die mit Genuss eine gebratene Fledermaus in einer Suppe verzehrt, angeblich während des Pandemiebeginns in Wuhan. Der Begleittext macht chinesische Essgewohnheiten für den Ausbruch der Pandemie verantwortlich. Doch die Szene wurde nicht 2019 in Wuhan oder China gefilmt, sondern 2016 in Palau auf einer Urlaubsreise. Die dargestellte Frau erklärte, sie habe nur das Leben lokaler Bewohner schildern wollen.[4]

Das Video wurde unter anderem von der britischen Boulevardzeitung Daily Mail, russischen Staatsmedien und dem rechtsextremen YouTuber Paul Joseph Watson verbreitet. Die Chinesin gab an, sie habe deswegen Todesdrohungen erhalten.[40]

Die Fledermaussuppen-These knüpfte an Vermutungen an, das Virus entstamme einem Tiermarkt in Wuhan, wo auch lebende Fledermäuse gehandelt wurden. Einige Infizierte waren dort gewesen, jedoch nach einer neuen Studie nicht die ersten COVID-19-Kranken. Obwohl Viren in Fledermäusen die nächsten Verwandten des neuen Virus sind, ist ihr Weg zu den Menschen ungeklärt. Dass Fledermausverzehr dazu beiträgt, gilt als unwahrscheinlich. Hintergrund der These ist laut der Zeitschrift Foreign Policy ein rassistisches Narrativ, das Asiaten und speziell Chinesen angeblich ekelhafte Essgewohnheiten, mangelnde Hygiene und Krankheitsübertragung nachsagt. So schrieb eine amerikanische Zeitung 1854, Chinesen seien „unzivilisiert, unsauber, verdreckt jenseits aller Vorstellung“. In dieser Tradition stehen heutige Bilder und Kommentare, die „dreckige“ Chinesen als Urheber der Pandemie beschimpfen. Solche Vorurteile erhöhen die Bedrohung asiatischer Minderheiten in anderen Staaten, besonders jenen, wo sie schon gewaltsame Angriffe erleiden. Dabei werden die kulturelle Vielfalt in China und die relevanten Faktoren für hygienische Lebensmittel missachtet, etwa Arbeitsbedingungen und verlässliche Inspektionen. Die Ursachen von Nahrungsmittelskandalen seien in China und den USA vergleichbar.[41]

Mit Viruspatent geplanter Ausbruch

Nach dem ersten COVID-19-Fall in den USA (21. Januar 2020) erschienen Dokumente auf Twitter und Facebook, die nahelegten, Experten hätten das neue Virus schon seit Jahren gekannt und selbst gezüchtet. Der Verschwörungstheoretiker Jordan Sather verbreitete einen tausendfach geteilten Link auf ein Patent des Pirbright Institute in Surrey (Großbritannien), das die Entwicklung einer schwachen Version eines Coronavirus für einen Impfstoff gegen Atemwegserkrankungen erörtert. Die Bill & Melinda Gates Foundation fördert das Institut und die Entwicklung von Impfstoffen. Mit Bezug darauf behauptete Sather, das Virus sei künstlich hergestellt und die gegenwärtige Pandemie absichtlich erzeugt worden, um mehr öffentliche Mittel für eine Impfstoffentwicklung zu erzwingen. Er verknüpfte die Investitionen der Gates Foundation in Impfprogramme mit der rhetorischen Frage, ob die „Freigabe dieser Krankheit geplant“ gewesen sei und die Medien zum Erzeugen von Angst davor benutzt würden.[4] Sather behauptet auch, das Virus sei absichtlich parallel zum Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump freigesetzt worden.[40]

Der Patenttext zirkuliert auf Facebookseiten von Verschwörungstheoretikern und Impfgegnern. Diese unterschlagen, dass das Pirbright-Patent für einen Impfstoff gegen eine infektiöse Bronchitis bei Geflügel vergeben wurde, die ein anderes Virus der Coronavirusfamilie verursacht. Die spezifische Entwicklung dieses Impfstoffs hat die Gates Foundation nach eigenen Angaben nicht finanziert.[4] Pirbright gab eine Richtigstellung heraus und verwies darauf, dass der patentierte Impfstoff aus einem Virus gewonnen wurde, das Menschen nicht angreift.[40]

Im März 2020 behauptete ein Instagram-Benutzer (@thefallbackup), der sich als „einflussreichen Mystiker“ beschrieb, in einem Video, der Milliardär und Großspender Bill Gates habe das Virus geschaffen und den Ausbruch der Pandemie geplant oder vorhergesagt. Dazu zeigte er den Ausschnitt eines Vortrags von 2015, als Gates vor einer Epidemie gewarnt und sie mit einem Krieg verglichen hatte, und deutete dies als Vorherwissen. Das Video wurde auch von Prominenten geteilt, kommentiert (etwa mit „Passt auf Big Pharma auf“) und millionenfach aufgerufen. Andere Verschwörungsthesen behaupten, Gates habe das Virus zur Bevölkerungskontrolle geschaffen oder dazu, von einem Impfstoff zu profitieren.[42]

Tatsächlich hatte sich Gates in jenem Vortrag auf den Ebola-Ausbruch von 2014 bezogen und gefragt, wie man vergleichsweise auf Angriffe mit Biowaffen reagieren würde. Ein künftiges Virus könne sich durch die Luft verbreiten und anfangs von Infizierten nicht bemerkt, also ungehindert weiterverbreitet werden. Darauf müsse sich die Welt wie auf einen Krieg vorbereiten, Krankenhäuser, Testlabore und Infrastruktur besonders in unterentwickelten Gebieten vermehren. Er sprach weder von Coronaviren noch von einer globalen Pandemie noch brach COVID-19 in einer unterentwickelten Region aus. Jedoch erwies sich seine Warnung bezüglich der mangelnden Vorbereitung und Defizite im Gesundheitswesen auch und gerade in den USA als zutreffend.[43]

Herstellung als Biowaffe

Menschen hätten das Virus in einem Geheimlabor als biologische Waffe hergestellt: Diese Verschwörungsthese legten ein früherer Offizier des israelischen Militärgeheimdienstes in der Washington Times, dann das Boulevardblatt Daily Star nahe. Andere verdächtigten ein chinesisches Virologenpaar, das Kanadas nationales Mikrobiologielabor 2019 wegen politischer Differenzen entlassen hatte, als Spione, die dem Labor in Wuhan Krankheitserreger gesandt hätten. Der Sender CBC/Radio-Canada, der über die Entlassung berichtet hatte, dementierte die Behauptungen als haltlos.[4]

Im Februar 2020 vermutete der Soziologe Steven W. Mosher: Das Nationale Chinesische Labor für Biosicherheit in Wuhan habe das Virus am Institut für Virologie Wuhan (WIV) aus Fledermäusen gesammelt, um daraus eine Biowaffe zu entwickeln. Dabei sei es versehentlich entwichen. Mosher verwies auf Laborlecks des SARS-Coronavirus von 2002 in China, auf Besuche des Biowaffenexperten General Chen Wei am Institut Wuhan und dessen Nähe zum lokalen Tiermarkt, wo die Pandemie ausgebrochen sein soll.[44]

Der populäre Finanzblog Zero Hedge stellte einen Virologen aus Wuhan mit Namen und Foto als Urheber der Pandemie dar. Twitter sperrte den Blog darum im Januar 2020. Der US-Senator Tom Cotton, ein Republikaner, übernahm die Laborthese ab Februar in Tweets und bekräftigte auf dem Sender Fox News: Wegen Chinas „Doppelzüngigkeit und Unehrlichkeit“ seit Pandemiebeginn müsse man prüfen, ob das Virus eine chinesische Biowaffe aus einem Regierungslabor sei. Auf Widerspruch von Genetikern nannte er die Annahme eine Hypothese und forderte die Belege dafür von Chinas Regierung. Die KPC müsse die Herkunft des Virus beweisen und sich dazu internationalen Experten jetzt öffnen. – Die Washington Post verwies dagegen auf die relative Offenheit des Wuhan-Instituts und seine engen Kontakte zu gleichartigen Instituten in den USA. Laut Hu Xijin, dem Herausgeber der chinesischen Staatszeitung Global Times, kursiert in China der umgekehrte Verdacht, die USA hätten das Virus geschaffen. Vipin Narang vom Massachusetts Institute of Technology zufolge ist es unlogisch und hochgradig unverantwortlich, das Virus ohne jeden Beleg als absichtlich hergestellte, aber unabsichtlich entwichene Biowaffe darzustellen.[45] Eine Biowaffe wäre weit tödlicher und zugleich weniger ansteckend.[40]

Nach einer repräsentativen Umfrage des Pew Research Center vom März 2020 glaubten 29 Prozent der befragten US-Bürger, das Virus sei absichtlich in einem Labor hergestellt worden.[46] In Europa verbreitete der Sektenprediger Ivo Sasek die Biowaffenthese über seinen Online-Sender klagemauer.tv.[47] Auch RT Deutsch, Sputnik, Pravda TV, das Magazin Compact, die Blogs Philosophia Perennis und Unzensuriert verbreiten die Biowaffenthese,[48] ebenso der frühere AfD-Politiker und Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon.[49]

Zahlreiche Virologen, Genetiker, Biochemiker und andere Wissenschaftler haben das seit 7. Januar 2020 international bekannte Genom von SARS-CoV-2 analysiert: Es ist zu 96 Prozent identisch mit Coronaviren in Fledermäusen und zu 99,8 Prozent mit deren Variante in Larvenrollern, die 2002 auf Menschen übersprang. Es zeigt keinerlei Merkmale einer künstlichen Herstellung. Die Unterschiede zu älteren Coronaviren erklären sich aus dem bekannten Mutationstempo dieser Virenart.[44] Am 13. Februar 2020 schloss der international anerkannte Genetiker Trevor Bedford,[50] danach schlossen weitere Wissenschaftler mit umfassenden Genanalysen eine künstliche Herstellung des Virus definitiv aus.[51]

Laut einem Bericht von Josh Rogin (Washington Post) vom 14. April 2020 hatten US-Diplomaten das WIV am 27. März 2018 besucht und dann der US-Regierung von dortigen Sicherheitsrisiken berichtet, die eine Übertragung von Coronaviren auf Menschen begünstigten und eine SARS-ähnliche Pandemie auslösen könnten. Sie forderten, die Forschung des WIV zur Prävention solcher Pandemien mit US-Hilfen zu unterstützen. Der Menschenrechtler Xiao Qiang sah in den Warnungen von 2018 keinen Hinweis, dass das neue Virus durch Experimente im Labor hergestellt wurde. Jedoch habe damals schon die Sorge bestanden, die am WIV erforschten Viren könnten durch unsachgemäß durchgeführte Tests leichter auf Menschen überspringen. Im Rahmen ihrer Zensurlinie zum Virusursprung ließ Chinas Regierung im April 2020 auch den Bericht des WIV über den Diplomatenbesuch löschen. Dies stärkte Vermutungen, das neue Virus könne durch einen Laborunfall in die Umwelt gelangt sein.[52]

5G-Elektrostrahlung

Das 5G-Mobilfunknetz wird seit Jahren für mögliche Gesundheitsschäden verantwortlich gemacht. Seit Dezember 2019 wurden Gerüchte verbreitet, 5G-Elektrostrahlung schädige menschliche Zellen und mache sie wehrlos gegen COVID-19. Die Pandemie solle gesundheitliche Schäden durch 5G-Strahlen vertuschen. Das 5G-Netz sei am 1. November 2019 in der Region Wuhan gestartet worden, daraufhin seien dort Menschen direkt „tot umgefallen“ und die Pandemie ausgebrochen. In Afrika gebe es keine derartigen Todesfälle, weil es dort kein 5G-Netz gebe. Diese Thesen verbreiteten unter anderem britische Anti-5G-Aktivisten, Prominente wie Woody Harrelson,[53] russische Nachrichtendienste[54] und der US-amerikanische Allgemeinmediziner Thomas Cowan. In einem als YouTube-Video weit verbreiteten Vortrag vom 12. März 2020 behauptete er, die Pandemie habe mit und wegen der in Wuhan installierten 5G-Satelliten begonnen. Afrika sei kaum betroffen, weil der Kontinent keine 5G-Netze habe. Am 19. März 2020 meldete die WHO jedoch bereits 640 Infektionen in mehreren afrikanischen Staaten. Cowans Angaben wurden sofort widerlegt, etwa durch ein ausführliches Gegenvideo auf dem YouTube-Kanal TechMagnet. 5G-Gegner sahen darin wiederum eine konzertierte Regierungspropaganda und riefen dazu auf, die Long Term Evolution des Mobilfunks komplett einzustellen und auf Handys zu verzichten. Georges C. Benjamin, Direktor der American Public Health Association, erklärte dagegen öffentlich: „COVID-19 wird durch ein Virus verursacht, das aus einer natürlichen tierischen Quelle stammt und keine Beziehung zu 5G oder einer mit Technologie verbundenen Strahlung hat.“[55]

Seit April 2020 wurden in Großbritannien Mitarbeiter von Mobilfunkanbietern, Ingenieure und Bauarbeiter von 5G-Handymasten tätlich angegriffen und mehrere dieser Masten angezündet.[53] In sozialen Medien wurden Videos von diesen Brandanschlägen geteilt und mit Hashtags wie #coronavirus und #5gtowerchallenge verknüpft. So wurde zur Nachahmung angereizt. Ein Video zeigt, wie eine Frau zwei am Netzaufbau beteiligte Arbeiter beschimpft und behauptet: „Wenn sie das anmachen, tötet das alle, und deshalb bauen sie die Krankenhäuser.“ So benutzten 5G-Gegner die Pandemie, um ihren Widerstand gegen den Netzausbau zu verstärken. Dabei galten die bislang versteigerten 5G-Frequenzen in Bezug auf ihre Strahlung als gut erforscht. Britische Netzbetreiber riefen die britische Bevölkerung daher auf, Angriffe auf die Infrastruktur zu verhindern und Desinformation zu widersprechen. Die Mobilfunkvereinigung GSM Association forderte von Internetkonzernen und Social-Media-Plattformen, Falschinformationen zu 5G und dem Virus zu entfernen.[56] Vertreter der britischen Regierung erklärten, die 5G-These sei „absoluter Unsinn“, es gebe keinen einzigen Hinweis auf eine ursächliche Verbindung zwischen dem neuen Mobilfunkstandard und der Viruserkrankung. Viele Telefonfirmen mahnten öffentlich, besonders während der Pandemie seien Millionen Menschen auf ein funktionierendes Internet und gute Infrastruktur für Telekommunikation angewiesen.[53]

Die 5G-Thesen stehen in einer langen Tradition von Ängsten und Ablehnung von unsichtbarem „Elektrosmog“, dem auch schon die Erhöhung des Krebsrisikos nachgesagt wurde. Die Forschung bestätigt dies nicht, auch wenn noch über Strahlungsgrenzwerte gestritten wird. Bei jeder neuen Infrastruktur flammten gleichartige Sorgen wieder auf. Die Verknüpfung von 5G mit der Coronapandemie gilt als Beispiel für die Funktionsweise verschwörungstheoretischen Denkens: Es knüpft an berechtigte Sorgen an, folgert daraus aber abwegige und höchst unwahrscheinliche Zusammenhänge. Dies gefährdet laut Analysen die Maßnahmen gegen die Verbreitung der Infektionen, unterstellt eine simple Lösung, während die komplexe Lösung erst gefunden werden muss, und fördert Misstrauen in neue Technologien.[54]

Jüdische Verschwörung

Antisemiten behaupten, Israel bzw. „die Juden“ hätten die Pandemie erzeugt, um andere Länder unter Kontrolle zu bringen und/oder mit einem Impfstoff weltweit Geld zu verdienen. Paul Nehlen, ein Vertreter der White Supremacy, behauptete im Januar 2020, Juden hätten China mit einer Biowaffe angegriffen, um so Kontrolle über das Land zu erlangen. Auf dem Gab-Netzwerk erschienen im März 2020 Posts, die den jüdischen Investor George Soros und die Rothschild-Familie als Erzeuger, Verbreiter und/oder Profiteure des Virus darstellten. Sie stammten unter anderen vom US-Sheriff David A. Clarke. Andere behaupten, Juden kontrollierten die Federal Emergency Management Agency (FEMA) und nutzten die Krise für ihren angeblichen Plan, Amerikaner unter dem Vorwand der Quarantäne in Konzentrationslager zu stecken.[57]

Auch die Biowaffenthese wird mit Antisemitismus verknüpft. So behauptete Muhammad Sadeq Al-Hashemi am 26. Februar 2020 im irakischen Fernsehsender Al Ayam, das neuartige Coronavirus sei Teil eines jüdisch-amerikanischen Plans, die Weltbevölkerung zu dezimieren. Dies beweise der Roman The Eyes of Darkness von Dean Koontz von 1981, der eine fiktive, für jeden Infizierten sofort tödliche Pandemie durch einen Virus namens Wuhan-400 beschrieb. Gemäß dieser „Prophezeiung“ seien in den letzten zehn Jahren in den USA zwei Virusstämme mit dem Namen „Corona“ patentiert worden. Dahinter stehe die Rothschild-Familie, die ein Monopol auf Laboratorien für Biowaffen und Atomwaffen besitze. Die Rothschilds hätten über die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 entschieden. Ebenso hätten die amerikanischen Juden 86 Prozent der Indianer mit absichtlicher Infektion durch Anthrax ausgerottet, um die USA als ihr Heimatland in Besitz zu nehmen. Auf dieselbe Weise habe die „zionistische Lobby“ ein Drittel der Bevölkerung Schottlands ausgerottet. Die Rothschilds hätten diese Völkermorde bezahlt. Die amerikanische Politik beruhe völlig auf solchen Verschwörungen.[58]

Weit verbreitet ist auch das antisemitische Klischeebild des jüdischen Kaufmanns, der sich am Unglück anderer bereichert. Seit Dezember 2019 stellten solche Memes auf dem Messengerdienst Telegram die Pandemie als Hoax zum Durchsetzen von Massenimpfungen für geldgierige Juden dar. Diese würden den Impfstoff gezielt umso mehr verknappen und verteuern, je mehr er gebraucht werde. Sie würden Börsen manipulieren und von fallenden Aktienkursen im Pandemieverlauf profitieren. In antisemitischen Karikaturen werden Juden nicht nur als Verbreiter des Virus, sondern selbst als Virus porträtiert, von dem die Welt geheilt werden müsse. Manche stellen Israel als Militärmacht dar, die wehrlose Palästinenser dem Virus aussetze. Christliche Antisemiten wie Rick Wiles deuteten Infektionen von Israelis, etwa nach Synagogenbesuchen, als Strafe Gottes für ihre angebliche Ablehnung Jesu Christi. Der Rechtsextremist David Duke spekulierte, Israel und „die globale zionistische Elite“ hätten US-Präsident Donald Trump mit dem Virus infiziert. Aus einem Bericht, dass Israels Staatspräsident Benjamin Netanyahu negativ getestet worden war, folgerten manche, er habe das Virus geschaffen.[57]

Eine Collage von Uwe Ostertag auf VK.com zeigte George Soros als Piloten, der entspannt auf einer Wiese sitzende Menschen mit Coronaviren bombardiert. Das Bild trug den Titel „Globalization of Covid 19“. Der Holocaustleugner Henry Hafenmayer stellte ein öffentliches Gebet orthodoxer Juden in einem Video als angeblichen Lobpreis für die Pandemie dar und kommentierte: „Natürlich nur Zufall... Wacht endlich auf!“[59] Tobias Steiger, Chef der Baseler Sektion der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) in der Schweiz, nannte Corona „ein Virus der Zionisten“. Auf der PNOS-Homepage wurde gefragt, ob Corona nicht „eine geplante Reduktion der Weltbevölkerung zum Schutz des Klimas“ sei. Den Parteianhängern wurde unter dem Titel der nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude geraten, einander Bilder vom eigenen Gemüsegarten zu senden.[60]

All diese Mythen bedienen sich alter antisemitischer Klischees und Feindbilder, etwa des jüdischen Parasiten, der Brunnenvergifter oder der jüdischen Weltverschwörung, ähnlich wie bei den Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes.

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, warnte wiederholt vor der erheblichen Zunahme antisemitischer Verschwörungstheorien in der Pandemie: Diese liefere Beschuldigungen einzelner Personengruppen einen idealen Nährboden. Angesichts der historisch bekannten Folgen dieses Judenhasses müsse jeder Einzelne etwas dagegen tun und antisemitische Hetze dem Plattformbetreiber melden.[61] Der Antisemitismusbeauftragte Baden-Württembergs Michael Blume verwies auf antisemitisch-antiamerikanische Videos des deutschen Youtubers Mazdak und auf die rasche Kombination von Verschwörungsthesen: „Das war in nur drei Schritten, dass man gesagt hat: In Wuhan gibt es ein Biolabor, Bill Gates und Melinda Gates, die entwickeln Impfstoffe und verdienen also Geld, und die seien ja Juden. Nichts davon stimmt.“[62]

Globalisierung und Migration

Besonders Rechtsextremisten führten die Pandemie auf Globalisierung und Einwanderer zurück. Wie Miro Dittrich von der Amadeu Antonio Stiftung beobachtete, behaupten einige mit Berufung auf Wolfgang Wodarg, die Pandemie sei geschürte Panikmache für heimliche politische Ziele, etwa um das Bargeld abzuschaffen oder von der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 abzulenken. Der rechte YouTuber Henryk Stöckl behauptet, die geschürte Panik solle von dem bevorstehenden Börsenkrach ablenken, der ohnehin eingetreten wäre und nun auf das Virus geschoben werden könne. Die Identitäre Bewegung sieht Überfremdung als Ursache der Pandemie und versucht, Infektionen mit Migranten zu verknüpfen. Dazu verbreitet ihr Chef Martin Sellner Berichte über angebliche Einreisen von Asylbewerbern und deren Quarantäne. Der führende NPD-Ideologe Karl Richter beschrieb auf der NPD-Facebookseite ein Umsturzszenario als baldige Folge der Pandemie: Mit Ausgangssperren lasse sich die Panik „nicht lange niederhalten“: „Ab hier wird es blutig. (…) Am Ende steht der Höllensturz des Regimes und seiner europäischen wie transatlantischen Hintermänner“. Richter beschuldigte als Verantwortliche namentlich Bundeskanzlerin Angela Merkel, den jüdischen Investor George Soros, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble.[63]

Der NPD-Funktionär Jürgen Gansel kommentierte Infektionsfälle in einer Flüchtlingsunterkunft mit dem Satz „Zuwanderung macht krank“. Der als „Volkslehrer“ auftretende Rechtsextremist Nikolai Nerling behauptete in seinem Video „Corona Conto Holocaust“, das Infektionsschutzgesetz diene der Regierung dazu, unliebsame Bürger einzusperren. Bei verschärften Grenzkontrollen dürften Deutsche nicht ausreisen, „andere“ dürften nach wie vor „rein“. Er stellte die Existenz des Virus in Frage. Reichsbürger behaupten, der Staat wolle Menschen mit erzwungenen Impfungen Mikrochips in die Blutbahnen „chippen“, um sie total überwachen zu können.[64]

Laut Michael Klarmann (Blick nach Rechts) beschrieben Rechtsextremisten die staatlichen Maßnahmen gegen COVID-19 als „Ermächtigungsgesetz“, „Ausnahmezustand“ oder „Kriegsrecht“ gegen die eigene Bevölkerung. Manche behaupteten, Regierungspolitiker hätten längst einen eigenen Impfstoff, Flüchtlinge würden heimlich nachts mit Bussen in Deutschland verteilt, um die Pandemie zu beschleunigen. Henryk Stöckl mischte Biowaffen- und Weltordnungsthesen mit verharmlosenden Aussagen von Ärzten. Billy Six zeigte eine leere Notaufnahme für Coronakranke in Berlin und folgerte, es gebe keine gefährliche Pandemie. Die frühere Nachrichtensprecherin Eva Herman rief alle Zweifler dazu auf, sichtbar ein Handtuch ans Fenster zu hängen. Der AfD-Mann Theo Gottschalk behauptete auf Facebook, die Deutschen würden bei Verstößen gegen Ausgangsbeschränkungen in „Lager“ gesperrt, während „Invasoren“ (Zuwanderer, Geflüchtete) frei blieben.[59]

In Videos bezweifelte der AfD-Politiker Hansjörg Müller die Letalität des Virus und behauptete, die allermeisten Coronatoten seien an anderen Ursachen gestorben. Die AfD-Landeschefin Corinna Miazga sprach von „Polizeipatrouillen“, „Passierscheinen“, warnte vor „Zwangsimpfungen“ und einer „drohenden Währungsreform“, die die Existenzgrundlage der deutschen Wirtschaft bedrohe. Die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch nannte solche AfD-Videos als Beispiele absichtlich gestreuter Falschinformation, die Verschwörungstheorien bedienen, um Panik und empirisch unbelegte Zweifel am ganzen politischen System zu verbreiten. Andere AfD-Abgeordnete bejahten die Regierungsmaßnahmen als notwendigen Schutz der Bürger.[65]

Laut dem Counter Extremism Project (CEP) und dem Southern Poverty Law Center benutzen Rechtsextreme in den USA die Lage zum Stiften von Chaos. Sie rufen auch Erkrankte zum Gang nach draußen auf, etwa um die Nationalgarde zu stören, mit kleinen selbstgebauten Sprengkörpern Panik zu erzeugen oder Polizisten und Juden mit dem Virus aktiv anzustecken. Damit wollen sie gemäß dem Akzelerationismus den erwarteten Zusammenbruch der westlichen Gesellschaft beschleunigen, um einen weißen Ethnostaat zu schaffen. Sie hoffen auf den Kontrollverlust der Regierung, um ihn zum Rekrutieren neuer Anhänger auszunutzen. Sie geben Chinesen, Amerikanern asiatischer Herkunft, Juden oder Israel die Schuld an der Pandemie. In rund 100 rechtsextremen Telegramkanälen deuten manche die Ausgangsbeschränkungen als jüdisches Komplott, freiwilligen Hausarrest von Weißen durchzusetzen. Ein versuchter Bombenanschlag auf ein Krankenhaus im Bundesstaat Missouri, bei dem Polizei den Täter erschoss, soll auf solche Motive zurückgehen.[66]

Eliten einer Neuen Weltordnung

Ab 11. März 2020 erschien ein Text mit dem Titel „Lasst euch nicht verarschen“ im Internet, der behauptete: Die „Corona-Hysterie“ solle nur Bürgerrechte einschränken oder ganz abschaffen. Sie bewege Menschen, sich freiwillig in Haft (nichts anderes sei Quarantäne) zu begeben, sich an Polizei- und Militärpräsenz auf den Straßen zu gewöhnen und sich die Versammlungsfreiheit verbieten zu lassen. Nun könnten Menschen gegen ihren Willen „geimpft und zugleich verchippt“, das Bargeld abgeschafft, totale Überwachung ermöglicht werden. Corona sei „das perfekte Alibi für den Zusammenbruch des Finanzsystems“ und verdecke „die wirklichen Gründe und wahren Verursacher im Hintergrund“. Es lenke von 5G-Strahlung als Krankheits- und Todesursache in Wuhan ab. Es erzeuge Angst, die ansteckender als das Virus sei. „Und das scheint gewollt! Denn hat der Mensch erst Angst, dann lässt er alles mit sich geschehen und sich alles einreden.“

Laut dem Faktenchecker Mimikama stammt der Text aus einem Artikel der esoterischen Website „Lichtweltverlag“ vom 11. März. Dieser erklärte die Pandemie aus der „Panik der NWO-Eliten“. Für sie werde es immer schwerer, „die Neue Weltordnung und die absolute Kontrolle der Menschheit durchzusetzen“. Nicht zufällig trete das Virus während der Flüchtlingskrise in Europa und einer sich täglich zuspitzenden Finanzkrise auf. So werde „enorm viel Druck aufgebaut“, weil „sich dieses System im Abbruchmodus befindet.“

Somit deuten der oder die Verfasser das neue Virus als Mittel für angebliche Weltordnungspläne ungenannter „Eliten“, an die sie glauben. Diese Verschwörungstheorie spiegelt laut Mimikama das Bedürfnis, Ordnung ins unverstandene Chaos der Komplexität zu bringen, auch um selbst keine Verantwortung mehr zu haben.[67]

Vorhersagen

Im Pandemieverlauf wurde Sylvia Brownes Buch End of Days: Predictions and Prophecies About the End of the World aus dem Jahr 2008 zum Bestseller. Darin behauptete die 2013 verstorbene Autorin, sie habe seit ihrer Kindheit Botschaften empfangen und aufgezeichnet, so auch die Vorhersage: Um 2020 werde eine schwere, der Lungenentzündung ähnelnde Krankheit sich um den Globus verbreiten, allen Therapieversuchen trotzen, plötzlich aufhören, zehn Jahre später wieder auftauchen und dann vollständig verschwinden. Die Faktcheck-Seite Snopes beurteilte dies als vage, verwies auf viele widerlegte Vorhersagen der Autorin und vermutete, sie habe auf gut Glück an die SARS-Epidemie angeknüpft. Brownes Buch hatte nach dem Ende des Maya-Kalenders 2012 keine Neuauflage mehr erlebt. Das britische Boulevardblatt Daily Star stellte es am 20. Januar 2020 als Beschreibung und Vorhersage der Pandemie dar, obwohl sich COVID-19 keineswegs „allen bekannten Behandlungen widersetzt“.

Der Roman von Dean R. Koontz Die Augen der Dunkelheit (1981) erwähnt ein im Labor geschaffenes Virus als Test an einem Gefangenen, aber nur in Kapitel 39. Der Autor beschrieb es als in 24 Stunden fast 100-prozentig tödlich und nannte es zuerst „Gorki-400“, erst seit 1991 „Wuhan400“.[68]

Andere deuten Stellen der Johannesoffenbarung als Vorhersagen der Pandemie und diese als Zeichen der nahen Endzeit oder verweisen auf 2 Chr 7,13-15 EU, wonach eine von Gott angekündigte Dürre und Plagen das Land heilen und Menschen zur Buße bringen würden. Die Vorhersagen stehen in einer langen Tradition religiöser wie nichtreligiöser Endzeiterwartungen. Theologen verweisen dagegen oft auf Mt 24,36 EU, wo Jesus von Nazaret sagt, niemand kenne Zeit und Stunde des Jüngsten Gerichts, und darauf, dass die seit dem Mittelalter überlieferte Figur des Antichrist als Sohn Satans mit dem Zahlensymbol Sechshundertsechsundsechzig so in der Johannesoffenbarung nicht vorkommen. Diese Motive auf COVID-19 zu beziehen könne Ängste verstärken und Nichtstun gegen Ansteckungsgefahren und global wirklich lebensbedrohliche Entwicklungen wie den Klimawandel fördern.[69]

Staatliche Falschangaben

China

Im Dezember 2019 brachte Chinas Regierung die Ärzte aus Wuhan, die erstmals vom Ausbruch der Pandemie berichteten (darunter Li Wenliang), zunächst zum Schweigen. Erst nach drei Wochen begann sie die betroffene Region abzuriegeln. In dieser Zeit wurde relativ offen im Internet über die Krise berichtet und die Regierung kritisiert. Diese startete Ende Februar 2020 eine massive Gegenoffensive. Chinesische Statistiken behaupteten einen drastischen Rückgang der Neuansteckungen außerhalb Wuhans. Die Propagandakampagne folgte der Leitlinie: Das Ausland komme weniger gut als China mit der Pandemie zurecht, Ausländer brächten Infektionen nach China und das Virus stamme eventuell aus dem Ausland. In chinesischen sozialen Medien kursierte die Verschwörungsthese, das US-Militär habe das Virus als heimliche Biowaffe nach Wuhan gebracht. In den Staatsmedien dominieren Heldengeschichten von selbstlosen Helfern, Ärzten und Pflegekräften und einer landesweiten Mobilisierung. Sie sollen auch die Überlegenheit der eigenen Diktatur darstellen. Dazu wird auch auf die Mängel und Fehler westlicher Regierungen hingewiesen, besonders auf die von Donald Trump.[70] Die Universität Stanford zeigte diese gezielte Propaganda in einer Studie auf.[71]

Im Januar 2020 nahm die Polizei in Wuhan mindestens acht Ärzte fest, die über die beliebte App WeChat Gerüchte über das Virus gestreut haben sollen. Gegen 40 weitere Chinesen soll deswegen ermittelt worden sein. Tatsächlich waren über WeChat auch viele Falschinformationen und private Videos mit ungeprüften Angaben geteilt worden. Westliche Medien schätzten die Festnahmen dennoch als Vorwand zur Zensur sozialer Medien in China ein. Auch Regierungsbeamte und Staatsmedien hatten Fake News verbreitet, so ein Video vom Neubau eines angeblichen Krankenhauses in Wuhan, das tatsächlich ein Apartmenthaus in einer anderen Stadt zeigte.[72]

Nachdem sie kritische Berichte, Videos und Fotografien aus Zuständen in Krankenhäusern Wuhans und der Provinz Hubei publizierten, verschwanden im Februar 2020 in China mehrere Journalisten und Blogger, darunter der Menschenrechtsanwalt Chen Qiushi und der Journalist Li Zehua.[73]

Seit 10. April 2020 müssen Chinas Wissenschaftler jede medizinische Fachpublikation zu COVID-19, besonders mit Angaben zur Herkunft des Virus, von der Regierung vorher genehmigen lassen. Deren interne Dienstanweisung dazu wurde im Netz entdeckt und dann gelöscht, ist aber bei Suchmaschinen noch im Cache. Noch im März hatten chinesische Forscher Aufsätze zur Herkunft des Virus problemlos auch in westlichen Zeitschriften veröffentlicht. Nun wurde befürchtet, die Regierung werde objektive Forschung dazu unterdrücken und die Theorie eines ausländischen Imports des Virus stärken.[74]

Russland

Russische Staatsmedien wie Russia Today und Sputnik sowie Plattformen wie SouthFront.org verbreiten seit Januar 2020 gezielt hunderte von Falschmeldungen zur Pandemie. Dies ermittelte die vom Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) beauftragte Taskforce „Strategische Kommunikation“. Die russische Desinformationskampagne behauptet vor allem eine künstliche Herstellung des Virus durch geheime Eliten, die USA oder die Pharmaindustrie zu einem niederen politischen Zweck. Laut EAD und Thomas Rid (Johns Hopkins University) soll die Kampagne wie in früheren Fällen Verwirrung stiften, Vertrauen in das westliche Gesellschaftssystem, seine Regierungen, Medien und Behörden untergraben, Misstrauen und Zwietracht in der EU und zwischen ihr und den USA säen. Die Methoden und Ziele hätten sich dabei seit dem Kalten Krieg kaum verändert und nur den jeweiligen technischen Möglichkeiten angepasst.[75]

Auch RT Deutsch streute gezielt Fake News, etwa, dass Händewaschen nicht vor einer Ansteckung mit dem Virus schütze und die Bundesregierung „Panikmache“ betreibe, um „mehr Kontrolle über die Gesellschaft zu erlangen“. Ein Video vom 20. März 2020 mit dem Titel „Die Epidemie, die nie da war“ wurde über RT Deutsch im Netz weit verbreitet. Das Bundesinnenministerium sah darin eine Bedrohung der öffentlichen Sicherheit und teilte am 24. März mit, dass deutsche Sicherheitsbehörden den Sender deshalb schon länger beobachten.[76]

Sputnik Armenien und Ren TV verbreiten die Biowaffenthese und fordern, die USA müssten die von ihnen finanzierten Biolabore in postsowjetischen Staaten internationalen Beobachtern öffnen. Gemeint waren das Lugar Centre for Public Health Research in Georgien und ein Biolabor in Armenien. Beide wurden schon öfter von internationalen Beobachtern besucht, ersteres auch von russischen Journalisten. Russische Medien verdächtigten es seit Jahren, Krankheiten zu verbreiten, jedoch ohne Belege. Diese Kampagne steht in der Tradition des KGB, der um 1985 die Behauptung verbreitete, ein US-Militärforschungslabor in Maryland habe das HI-Virus entwickelt.

Die russischen Plattformen Southfront oder Katehon verbreiten gezielt verunsichernde Meldungen über eine kommende „Tyrannei“ und veröffentlichen entsprechende Texte von Autoren wie dem Börsenmakler Dirk Müller, dem russischen Eurasianisten Alexander Dugin und dem Rechtsextremisten Manuel Ochsenreiter.[77]

In Russland kursiert auch die Theorie, das Virus sei in Lettland erfunden oder in einem britischen Militärlabor entwickelt worden.[73]

Brasilien

Seit dem Übergreifen der Pandemie auf Brasilien verharmloste Staatspräsident Jair Bolsonaro die Gefahr und weigerte sich, Schutzmaßnahmen anzuordnen. Nach einem Besuch einer Delegation aus Brasilien in den USA wurden zwei Mitglieder am 13. März 2020 als infiziert getestet.[78] In den Folgetagen wurden mindestens 23 Mitglieder der Delegation als infiziert getestet. Bolsonaro unternahm nichts. Ab 18. März protestierten täglich tausende Brasilianer in mehr als zwölf Großstädten mit Topfschlagen gegen sein Verhalten. Nachdem einzelne Gouverneure und Bürgermeister für ihren Bereich Ausgangssperren anordneten, sprach er am 25. März in einer Rede an die Nation von einer „Corona-Hysterie“, beschuldigte die Medien, Angst zu verbreiten, und forderte eine Rückkehr zur Normalität. Die für Ausgangssperren Verantwortlichen sollten das „Konzept der verbrannten Erde“ aufgeben: „Die Risikogruppe sind Personen über 60 Jahre. Wozu Schulen schließen?“ Er behauptete, Infizierte bekämen nur eine „kleine Grippe“ (gripezinha) oder „kleine Erkältung“ (resfriadinho). Bis dahin waren offiziell 2000 Brasilianer als infiziert gemeldet und 46 Personen gestorben.[79]

Bis zum 25. März gab es mehr als 25.000 Coronatote weltweit und hunderttausende Infizierte. Seither gilt Bolsonaro als Anführer der Coronaleugnerbewegung, die keinerlei Rücksicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse nimmt. Trump hatte ihm am 7. März die Hand geschüttelt. Bis Ende März, auch als eigene Kabinettsmitglieder erkrankt waren, ignorierte Bolsonaro den Rat seines Gesundheitsministers, sich zwei Wochen lang zu isolieren, große Versammlungen zu meiden und davon abzuraten. Er machte aus dem Händeschütteln ein Trotzritual und veranstaltete Auftritte mit hunderten Anhängern, mit denen er Selfies machte. Er behauptete, für 90 Prozent der infizierten Brasilianer verlaufe die Krankheit symptomfrei. Im Alter von 65 Jahren sei er nicht gefährdet, weil er früher Athlet gewesen sei. Er schlug vor, nur Senioren und Vorerkrankte zu isolieren. Er behauptete, Brasilianer würden sich „nie etwas einfangen“, selbst wenn sie ins Abwasser tauchten. Sie besäßen schon Antikörper, um das Virus aufzuhalten. Den Gouverneuren, die Ausgangssperren anordneten, warf er vor, Brasilien zu „zerstören“, und versuchte aktiv, ihre Maßnahmen zu blockieren. Dies verstärkte Proteste und Opposition. Der Gouverneur von Rio de Janeiro gewann einen Rechtsstreit mit Bolsonaro und darf weiterhin Flughäfen und Autobahnen seines Bezirks schließen. Der Gouverneur von São Paulo drohte mit Strafanzeigen gegen die Bundesregierung, falls sie seine Maßnahmen gegen die Pandemie unterlaufe. Grund dafür war das Steigerungstempo der Infektionen, nicht die absolute Zahl der bis dahin Infizierten. Deshalb warnte der Gesundheitsminister, das Gesundheitssystem des Landes werde bis Ende April 2020 zusammenbrechen. Bolsonaro dagegen fürchtete die wirtschaftlichen Folgen der Schließungen und warnte vor Chaos, Massenarbeitslosigkeit und Hunger. Politologen deuten seine Haltung als Versuch, andere für die Folgen des Lockdowns verantwortlich zu machen. Die feindselige Abwehr von Wissenschaft, Medien und Realitätssinn sei aber auch ideologisch in seinem Populismus angelegt.[80]

Nachdem sein Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta Ausgangsbeschränkungen forderte, entließ Bolsonaro ihn. Thomas Fischermann (Die Zeit) beschrieb den Rauswurf, das Leugnen und Herunterspielen der Gefahren durch COVID-19 als kaltes Machtkalkül wider besseres Wissen. Bolsonaro wisse, dass er die Bevölkerung nicht wirksam schützen könne, ohne die Wirtschaft zu gefährden, vor allem nicht die Armen in den Favelas. Daher tue er alles zum Machterhalt, damit er die Verantwortung auf andere abschieben könne. Seine Wähler aus der Mittelschicht hingegen würden von sich aus geeignete Maßnahmen zum Eigenschutz ergreifen.[81]

Wegen Bolsonaros Haltung ist Brasilien der einzige Staat in Südamerika, dessen Regierung keine landesweiten Maßnahmen gegen die Pandemie verhängte. Experten erwarten daher schwerste Folgen und hohe Todesraten, besonders unter den Armen der dicht besiedelten städtischen Favelas (Slums) und den indigenen Völkern im Amazonas-Gebiet.[82]

Mexiko

Im Februar 2020 erreichte die Pandemie Mexiko. Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador weigerte sich konstant, die Bevölkerung mit korrekten Informationen darüber zu versorgen. Nach dem ersten COVID-19-Fall im Land behauptete er gegen alle bekannten Fakten: „Gemäß den verfügbaren Informationen ist es [das Virus] nicht schrecklich oder tödlich. Es ist nicht einmal so schlimm wie die Grippe.“ Anfang März, als Mexikos Gesundheitsbehörden räumliche Distanzierung empfahlen, widersprach er ihnen öffentlich direkt: „Da gibt es jene, die sagen, wegen des Coronavirus sollen wir aufhören uns zu umarmen. Aber wir sollten umarmen. Nichts wird passieren.“ Er selbst missachtete demonstrativ die Ratschläge der eigenen Gesundheitsexperten und setzte seine Massenauftritte im ganzen Land fort, wo er Anhänger umarmte, küsste und ihnen die Hände schüttelte.

Am 24. März 2020 verhängten viele Regionen und Kommunen in Mexiko Versammlungssperren, schlossen Bars, Restaurants und Kinos und rieten dringend, möglichst zuhause zu bleiben. Daraufhin veröffentlichte Obrador auf Twitter ein Video, in dem er die Mexikaner ermutigte: „Wenn ihr die Mittel dazu habt, geht weiter mit eurer Familie in Restaurants zum Essen. Das wird die Wirtschaft stärken.“

Wegen Obradors Haltung unterließ seine Regierung angemessene Maßnahmen zur Verhütung und zum Entdecken von Infektionen. Mitte März protestierten Arbeiter im Nationalinstitut für Atemwegserkrankungen gegen das Fehlen klarer Vorgehensweisen gegen COVID-19 und die verspätete Reaktion des Gesundheitsministers auf die Pandemie. Ärzte beklagten, dass die Verweigerungshaltung der Regierung den Zugang zu Tests derart begrenzt habe, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten unmöglich feststellbar sei. Diese liege fast sicher weit über der offiziellen Statistik, die bis 26. März 2020 475 COVID-19-Fälle und sechs Tote auswies.

Auf Fragen zu seinem Verhalten und zu den Sorgen des medizinischen Personals erklärte Obrador: Journalisten zögen Vorteile aus der Pandemie, um zu verzerren, zu alarmieren und die Regierung zugunsten der Opposition anzugreifen. Die Konservativen würden sich freuen, wenn er sich anstecke, „damit sie uns alles vorwerfen können.“

Bis 23. März 2020 erreichten mexikanische Nichtregierungsorganisationen drei Gerichtsurteile, die feststellten, Obradors Regierung habe bezüglich der Pandemie versagt, und sie anwiesen, für Tests und Behandlungsmöglichkeiten zu sorgen. Am 24. März räumte die Regierung erstmals ein, dass sich das Virus in Mexiko ausbreite. Weil viele Mexikaner an Fettleibigkeit und Diabetes mellitus leiden und somit zu den laut WHO besonders gefährdeten Risikogruppen gehören, erwartet die Pan American Health Organization bis zu 700.000 Schwerkranke in Mexiko, die Beatmung brauchen. Da dort derzeit nur 2.500 Intensivbetten und 5.500 Beatmungsgeräte vorhanden sind, werden hohe Todesraten befürchtet. Auch Migranten in Lagern entlang der Landesgrenzen und Häftlinge gehören zu den am stärksten betroffenen Risikogruppen in Mexiko.

Die WHO und Menschenrechtsgruppen wie Human Rights Watch kritisierten Obrador daher scharf und mahnten, seine Regierung müsse ihrer Verpflichtung zu akkurater Aufklärung und Schutz der Bevölkerung nachkommen. Alles andere führe nur zu vermeidbarem Tod.[83]

USA

US-Präsident Donald Trump hat in dreijähriger Amtszeit bis 20. Januar 2020 nach der Buchführung der Washington Post 16.241 falsche oder irreführende öffentliche Aussagen gemacht.[84] Auch nach den ersten Todesfällen in den USA (ab 21. Januar 2020) und dem am 14. März 2020 ausgerufenen nationalen Notstand trat er fast täglich mit Abwiegeln, Falschangaben, Lügen, Wunschdenken und Verzerrungen in Bezug auf die Pandemie hervor.[85]

Datum Aussage Fakt
22. Januar Nach dem ersten Todesfall in den USA fragt ein Reporter, ob Trump besorgt sei: „Nein, überhaupt nicht. Wir haben es total unter Kontrolle. Es ist eine Person, die aus China kam, und wir haben es im Griff. Es wird alles gut.“[86]
30. Januar Trump verbietet Einreisen aus China und sagt bei einem Wahlkampfauftritt: „Wir haben sehr wenig Probleme in diesem Land im Augenblick – nur fünf [Corona-Tote]. Wir denken, es wird sehr gut ausgehen.“ Die WHO erklärt einen globalen Gesundheitsnotstand.[86]
2. Februar „Wir haben so ziemlich ausgeschlossen, dass es [das Virus] aus China kommt.“ In den folgenden 48 Stunden erkranken 40 Passagiere der Diamond Princess, darunter acht US-Bürger, an COVID-19. Am 4. Februar stellt Japan das Kreuzfahrtschiff mit 3.600 Personen an Bord unter Quarantäne.[86]
7. Februar Das Virus werde sich abschwächen ab April, im warmen Wetter, das einen „sehr negativen Effekt“ auf diesen Virustyp habe. Laut WHO kann das Virus sich in allen Klimaregionen und Wetterlagen verbreiten. Saisonaler Rückgang lässt sich erst später feststellen.[85]
14. Februar „Wir haben eine sehr kleine Zahl von infizierten Leuten im Land. Ungefähr 12. Vielen davon gehts besser, einige sind voll erholt. So sieht’s ziemlich gut für uns aus.“ Bis zum 20. Februar meldet die WHO 77.000 Infizierte weltweit.[86]
24. Februar Das Virus „ist sehr stark unter Kontrolle.“ Der Aktienmarkt „beginnt sehr gut auszusehen für mich!“ Der Dow Jones Industrial Average stürzt um mehr als 1000 Punkte ab. Trump fordert 1.25 Milliarden US-Dollar Soforthilfe vom Kongress.[86]
26. Februar „Wenn man 15 Leute [COVID-19-Fälle] hat, und die 15 in ein paar Tagen heruntergehen auf fast Null, dann haben wir einen ziemlich guten Job gemacht.“ Gesundheitsminister Alex Azar gab kurz zuvor den Experten Recht, die seit mehr als einem Monat vorhergesagt hatten: „Wir werden mehr Fälle in den USA sehen“.[87] Die ersten Infektionsfälle ohne klare Herkunft tauchen in den USA auf.[86]
27. Februar Es werde eines Tages „wie durch ein Wunder“ verschwinden. Chefvirologe Anthony Fauci warnte kurz darauf vor einem rapiden Anstieg der Infektionen, der dann eintrat.[85]
2. März Pharma-Unternehmen „werden Impfstoff haben, denke ich, relativ bald.“ Zuvor hatten Berater Trump bei einem Treffen mit Pharmavertretern erklärt, es könne 12 bis 18 Monate dauern, einen Impfstoff zu entwickeln. Er antwortete, er bevorzuge eine Dauer von wenigen Monaten.[85]
4. März Barack Obama und Joe Biden „haben nichts dagegen getan“ (zur Schweinegrippe). Obama habe über Tests eine Entscheidung getroffen, die sich jetzt als „sehr schädlich“ erwiesen habe. Obamas Regierung wollte private Labortests von einer Genehmigung der FDA abhängig machen, setzte dies aber nicht um.[85] Das von den Demokraten beherrschte Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten bewilligt 8,3 Milliarden Soforthilfen gegen das Virus, weit mehr, als Trump beantragte.[86]
4. März „Ich denke, die 3,4 %-Zahl ist wirklich eine falsche Zahl. Nun ist das bloß mein Gefühl, aber es beruht auf vielen Gesprächen… weil viele Leute das haben, und es ist sehr mild, es geht ihnen sehr schnell besser, sie gehen nichtmal zum Arzt, sie rufen ihn nichtmal an. Man hört nie über diese Leute, also kann man sie nicht zur Corona-Grippe zählen. Ich persönlich würde sagen, die Zahl liegt weit unter ein Prozent.“[88] Die WHO teilte zuvor mit, dass die globale Todesrate der Pandemie nach allen verfügbaren Zahlen an diesem Tag bei 3,4 Prozent lag. Sie verwies erneut auf den enormen Unterschied zur Todesrate bei Grippe (0,1 Prozent).[89]
6. März „Jeder, der einen Test braucht, kriegt einen Test. Sie sind da. Die haben die Tests. Und sie sind wunderschön.“ Testkapazitäten fehlen landesweit und in vielen Bundesstaaten. Einen Tag vorher hatte Vizepräsident Mike Pence zugegeben, es gebe derzeit nicht genug Tests für den erwarteten Bedarf.[85]
8. März „Ich habe nicht die geringste Sorge.“ Bis dahin waren 729 US-Bürger als infiziert gemeldet und 26 daran gestorben. Die WHO hatte das globale Infektionsrisiko benannt.[90]
9. März „So viel Fake News!“ „Wir haben es sehr gut im Griff.“ Am 9. März kommt es zum stärksten Börsenkrach an der Wall Street seit der Finanzkrise 2008.[90]
10. März „Es wird weggehen. Bleibt einfach ruhig. Es wird weggehen.“ Bis dahin waren weltweit ~4000 Menschen an Covid-19 gestorben.[91] Mehr als 1200 US-Bürger waren am Folgetag infiziert.[92] Erwartet wurde eine Infektion von bis zu 100 Millionen US-Bürgern. Dazu Trump am selben Tag: „Alles verschiedene Zahlen. Sehr große Zahlen, und auch ein paar kleine, nebenbei.“[93]
11. März Die privaten Versicherungsgesellschaften hätten zugesagt, alle Zuzahlungen für Coronabehandlungen zu erlassen, den Versicherungsschutz auf diese auszudehnen, und überraschende medizinische Rechnungen zu verhüten.

Die Versicherer wollten nur auf Zuzahlungen bei Virustests verzichten und dafür Rabatte gewähren. Erst das zweite Coronagesetz des US-Kongresses zwang sie zur Übernahme der Testkosten. Die Bundesregierung zwang sie nicht, Folgebehandlungen abzudecken und COVID-19-Patienten die Kosten für andere Tests und Diagnosen zu erlassen.[85]

11. März Die USA würden „alle Reisen von Europa aussetzen, außer vom Vereinigten Königreich, für die nächsten 30 Tage“. Das Verbot betreffe „nicht nur die riesige Menge von Handel und Frachten, sondern verschiedene andere Dinge, wenn wir Zustimmung kriegen.“ US-Bürger, legale Dauergäste, ihre Familien und Bürger aus EU-Staaten außerhalb des Schengenraums dürfen weiter einreisen. Am Folgetag twittert Trump, Handel und Frachten seien nicht betroffen. Später dehnt er das Einreiseverbot auf Großbritannien und Irland aus.[85]
12. März Alle einreisenden US-Bürger würden auf COVID-19 geprüft. Infizierte würden nicht auf Inlandsflüge gelassen und in Quarantäne gehalten.

Testkapazitäten fehlen überall im Land. Weder werden alle einreisenden US-Bürger getestet noch Infizierte zu Quarantäne verpflichtet.[85]

13. März Obamas Reaktion auf das H1N1-Virus 2009 „war ein völliges Desaster, mit tausenden Toten, und keiner Tat von Bedeutung, um das Testproblem zu lösen, bis jetzt“. Tests waren 2009 kein Problem, sondern verzögerte Impfstoffproduktion. Obama erklärte 14 Tage nach dem ersten H1N1-Fall einen Gesundheitsnotstand. Trump erklärte den Notstand mehr als 60 Tage nach dem ersten COVID-19-Fall in den USA.[85]
13. März Google baue eine Website, die US-Bürger Testbedarf und die nächste Teststelle aufzufinden helfen solle. Google wusste nichts davon. Verily wollte die fragliche triage website aufbauen, aber nur für den Raum um San Francisco. Google versprach nachträglich, eine separate Website für Trumps Erwartung zu schaffen.[85]
17. März „Ich habe immer gewusst, dass dies eine reale, eine Pandemie ist. Ich fühlte, es sei eine Pandemie, lange bevor es so genannt wurde. Ich habe es immer als sehr ernst betrachtet.“ Siehe 7. und 27. Februar und öfter. Trump verglich die Pandemie noch Wochen nach ihrer Ankunft in den USA mit der gewöhnlichen Grippe.[94]
17. März Trump behauptet, die WHO habe keine Infektionstests angeboten und ihre Tests seien „schlecht“. Laut WHO hatten drei unabhängige Labore ihren Test als gültig bewertet. Der Corona-Koordinator des Weißen Hauses geht von der Zuverlässigkeit der WHO-Tests aus.[86]
19. März Die FDA habe dem Einsatz von Chloroquin gegen COVID-19 sehr schnell zugestimmt. FDA-Vertreter widersprachen rasch: Das Mittel müsse erst klinisch getestet werden. Es sei nicht für COVID-19 zugelassen. Ärzte müssten es individuell für diesen Zweck verschreiben. Fauci sagte am selben Tag: Es gebe kein „magisches Mittel“ gegen COVID-19 und derzeit keine als sicher und wirksam bewiesene Therapie.[85]
20. März Er habe den Defense Production Act (DPA) aktiviert. Es arbeiteten bereits „viele Leute sehr hart an Beatmungsgeräten“ und anderem. Eine Anordnung Trumps nach dem Gesetz an Firmen, bestimmte Produkte herzustellen, erfolgte nicht. Darauf angesprochen, ruderte Trump zurück. Als FEMA-Direktor Pete Gaynor am 24. März bekanntgab, man wolle das Gesetz zum Anfordern von 60.000 Testausrüstungen nutzen, twittert Trump, er werde das nicht tun.[85]
21. März Automobilhersteller hätten zugesagt, medizinische Beatmungsgeräte zu bauen. Sie seien schon dabei. Ford und General Motors hatten ihre Produktion in Nordamerika gestoppt und erklärt, sie seien Monate von der Herstellung von Beatmungsgeräten entfernt. General Motors begann erst nach Trumps Behauptung, diese zu planen. Elon Musk sagte, seine Firma Tesla könne Beatmungsgeräte bauen, aber nicht sofort.[85]
23., 24. und 29. März Bei fortgesetzter Schließung der Wirtschaft würden Suizide „definitiv in weit größeren Zahlen“ als bei COVID-19 auftreten. 2017 gab es etwa 47.000 Suizide in den USA. Ende März 2020 schätzte die US-Regierung die zu erwartenden Coronatoten in den USA auf 100.000 bis 240.000. Andere schätzten sie auf 1.1 bis 1.2 Millionen.[85]
24. März Der Gouverneur von New York Andrew Cuomo habe 2015 eine Chance verpasst, 16.000 Beatmungsgeräte kostengünstig zu kaufen. Das Gesundheitsministerium von New York hatte 2015 einen Bedarf von rund 16.000 zusätzlichen Beatmungsgeräten für eine Influenzapandemie vom Ausmaß wie 1918 errechnet, aber daraus keine Kaufempfehlung abgeleitet. Trump hatte die Quelle der Zahl nicht gelesen.[85]
24. März Cuomo habe Todesgremien und Lotterien für New York im Fall einer Pandemie eingerichtet. Nach den Richtlinien von 2015 sollten Krankenhäuser notfalls ein Triage-Komitee anrufen, das dann über die Zuweisung von Beatmungsgeräten entscheiden würde. Cuomo richtete nie eine Lotterie ein.[85]
24. März Trump will das Land bis Ostern öffnen: „Wir können die Kur nicht schlimmer werden lassen als das Problem selber.“ Chefvirologe Anthony Fauci: „Der Präsident hat das ehrgeizige Ziel, dass wir die Maßnahmen bald zu einem bestimmten Datum aufheben können. Wir haben mit ihm darüber gesprochen und ihm gesagt, wir müssen flexibel sein. Er versteht und akzeptiert das.“[86]
24./25. März Die USA hätten Südkorea beim Testen auf COVID-19 überholt: „Wir bewegen uns proportional sehr rapide nach oben“. Am 25. März wurden anteilig fünfmal soviele Südkoreaner auf COVID-19 getestet wie US-Bürger.[85]
26. März „Niemand hätte je gedacht, dass ein Ding wie dieses [die Pandemie] hätte geschehen können.“ Es gab seit 2010 zahlreiche Warnungen vor einer globalen Pandemie und ihren Folgen von Experten außer- und innerhalb der Regierung. 2018 analysierte ein Experte, wie vorbereitet die USA auf eine Pandemie wie Ebolafieber seien, und stellte fest: fast gar nicht.[85]
26./27. März Gouverneure von Bundesstaaten hätten „eine Menge Ausrüstung angefordert, die sie denke ich nicht brauchen.“
„Ich habe ihnen mitgeteilt, sie sollten dankbar sein … Wir haben einen großartigen Job gemacht.“[85]
29. März Er habe das [vom 26./27. März] „nicht gesagt“.[85]
29./30. März Krankenhäuser würden eine „künstlich aufgeblasene Menge“ an Gesichtsmasken und Ausrüstung anfordern, die eventuell „durch die Hintertür gehen“. Er glaube, „es ist schlimmer als Hamstern“. Belege fehlen. Cuomo hatte Anfang März nur anekdotisch von vereinzelten Diebstählen in Krankenhäusern berichtet.[85]
30. März „Wir erbten einen kaputten Test.“ Es konnte keinen Test für das Virus geben, bevor es auftrat. China bestätigte seine Existenz am 31. Dezember 2019 und gab das Genom am 7. Januar bekannt. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) lieferten zuerst verunreinigte Tests an Bundesstaaten und verzögerten die Lieferung bürokratisch. Das kostete die USA mehrere Wochen Zeit beim Testen.[86]
31. März „Wir stoppten ganz Europa. Wir begannen mit bestimmten Teilen Italiens, dann ganz Italien. Dann sahen wir Spanien. Dann sagte ich: Stoppt Europa. Wir müssen sie stoppen, hierher zu kommen.“ Das Einreiseverbot betraf immer nur einen Teil Europas und wurde nicht schrittweise für Einzelstaaten verhängt.[85]

Die lange Desinformation führte mit dazu, dass die USA Schutzmaßnahmen viel später als andere Staaten ergriffen, Ausgangssperren den Bundesstaaten überließen und Engpässe bei Tests nicht behoben. Ab etwa 10. März hielten Experten einen unkontrollierbaren rapiden Anstieg der Infektionen in den USA daher für unaufhaltsam.[90]

Spätestens ab 11. März 2020 wurde bemerkt, dass Trump gerade dann, als auch einige Republikaner allmählich den Ernst der Lage erkannten, seine Strategie verstärkte: Falschaussagen verbreiten, Experten widersprechen, Verantwortung anderen zuschieben und so tun, als könne er sich aus der Krise bluffen.[93]

Trump hatte die von Obama eingerichtete Pandemie-Taskforce im CDC 2018 weitgehend aufgelöst und nicht erneuert. Seit Dezember 2019 hatte er Fake News von QAnon-Anhängern auf Twitter geteilt und ihnen so riesige Reichweite verschafft. Wie sie greift er Verwaltungsbeamte ständig als „tiefen Staat“ an. Am 14. März gründete der Betreiber der Plattform 8chan, wo einige rechtsextreme Massenmörder ihre Terroranschläge angekündigt hatten, einen Wahlkampfverein für QAnon-Anhänger. Dazu gehören laut Media Matters mindestens 30 Republikaner, die für den US-Kongress kandidieren. Das FBI stuft QAnon als potenzielle Terrorgefahr ein. Trumps Verhalten zur Covid-19-Pandemie wird auch aus seiner Nähe zu dieser Szene erklärt, für die die empirische Realität „optional, in der Regel lästig“ sei. Seine Reaktionsmuster (Abwiegeln, die Schuld auf andere schieben, inkonsistent selektive Einreiseverbote verhängen, sich selbst loben, Verwirrung stiften) haben laut Christian Stöcker (Der Spiegel) erheblich zur Eskalation der Krise beigetragen. Die exponentiell wachsende Zahl der Todesopfer der Pandemie hätten sowohl die fortgesetzte Realitätsverleugnung Trumps und seiner Anhänger als auch die eklatanten Schwächen des US-Gesundheitssystems aufgedeckt: 28 Millionen US-Bürger sind nicht krankenversichert, ebenso elf Millionen nicht eingebürgerte Einwanderer, eine unbekannte Zahl hat kein Anrecht auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.[95]

Am 11. April 2020 berichtete die New York Times (NYT), Trump habe seit Dezember 2019 genaue Informationen über die Gefahr der Pandemie und erforderliche Gegenmaßnahmen erhalten, diese aber monatelang ignoriert.[96] Bei einer Pressekonferenz, die eigentlich über administrative Maßnahmen zur Pandemie informieren sollte, zeigte Trump daraufhin ein Werbevideo, das seine Reaktionen darauf als fehlerlos und weitsichtig darstellte und die Medien der Lügen und Verschleierung der Risiken bezichtigte. Daraufhin schaltete der Fernsehsender MSNBC die Liveübertragung der Pressekonferenz ab und kündigte an, Regierungspressekonferenzen nur noch zu übertragen, wenn sie ihre vorgesehene Aufgabe erfüllten. Der frühere Herausgeber der NYT Howell Raines erklärte, das Werbevideo sei nach seiner Erfahrung einer der erstaunlichsten Akte von Desinformation seit der Ära des Vietnamkriegs gewesen.[97]

Am 21. April 2020 ließ Trump die Greencard-Genehmigungen für sechs Wochen aussetzen und begründete dies mit Falschbehauptungen: Einwanderer würden das Virus in den USA weiterverbreiten, belasteten das US-Gesundheitssystem und nähmen arbeitslosen US-Bürgern die noch übrigen oder künftigen Jobs weg. Statistisch hatte die heimische US-Bevölkerung jedoch mit weitem Abstand anteilig die meisten Infizierten und Todesfälle, etwa 40-mal mehr als Mexiko. Laut dem Cato Institute besteht keinerlei Zusammenhang zwischen Einwanderung und Infektionsrate in den USA. Einwanderer schaffen in den USA nachweislich mehr Arbeitsplätze für US-Bürger. Das Dekret wurde daher als Wahlkampfaktion eingestuft, mit der Trump wie schon 2016 Einwanderer dämonisiere, um seine Wähler zu mobilisieren, und Handeln vortäusche, um von fehlenden, falschen und gescheiterten Maßnahmen gegen die Pandemie abzulenken.[98]

Weitere Staaten

Die Diktaturen Nordkorea, Turkmenistan und Tadschikistan haben bis 10. April 2020 keinen einzigen COVID-19-Fall gemeldet. Die turkmenischen Behörden müssen das Wort „Coronavirus“ vermeiden, damit sich möglichst wenig Informationen über die Pandemie im Land verbreiten. Der Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow befahl seinen Ministern, Steppenraute abzubrennen, deren Rauch angeblich Viren vernichten soll. Der tadschikische Präsident feierte Ende März mit 12.000 Schülern und Studenten das traditionelle Frühjahrsfest Nouruz. Er lobte sein Volk für das Einhalten strenger Hygiene, ohne vor Ansteckungsgefahren zu warnen.[99]

Im Iran verfolgen die Behörden laut Reporter ohne Grenzen jede Berichterstattung zur Pandemie, inhaftieren und verhören Journalisten und Bürger, die offizielle Zahlen und das Krisenmanagement der Regierung anzweifeln.[73] Das Regime verdächtigt die USA als Urheber des Virus; es sei vielleicht Ergebnis einer „amerikanischen biologischen Kriegsführung“, bei der auch Israel mitwirke. Staatschef Ali Khamenei wies Hilfslieferungen aus den USA als „Methode, das Virus noch weiter zu verbreiten“, strikt zurück. Es sei „speziell für Iran entwickelt worden, unter Verwendung der genetischen Daten von Iranern“. Die Verteidigungsministerin von Simbabwe erklärte die Pandemie unter dem Beifall ihrer Anhänger zu einem „Werk Gottes, der Länder bestraft, die uns mit Sanktionen belegt haben“.[99]

Wissenschaftliche Einordnung

Ein Wissenschaftlerteam der Universität Oxford untersuchte 225 Einzelthesen zu COVID-19, die vom 1. Januar bis 31. März 2020 in Umlauf gebracht und vom International Fact-Checking Network (IFCN) und Google Fact Checking Tools als falsch oder irreführend beurteilt wurden. Hauptergebnisse waren:

  • Die Gesamtmenge der Falschmeldungen wuchs in dieser Frist entsprechend der Menge unabhängiger englischsprachiger Faktenchecks um mehr als 900 %.
  • 59 % der 225 Beispiele verzerrten, verbogen, rekontextualisierten und überarbeiteten vorhandene, oft zutreffende Informationen. 38 % waren vollständig erfunden, meist mit einfachen Mitteln („billige Fakes“).
  • Die rekonfigurierten Falschmeldungen stellten 87 %, die freien Erfindungen 12 % der Interaktionen auf sozialen Medien.
  • 80 % der Falschaussagen kamen von gewöhnlichen Leuten („von unten“) und wurden wenig geteilt. 20 % kamen von Politikern und Prominenten („von oben“), stellten aber 69 % der Interaktionen dazu.
  • Einige „von unten“ erstellte Falschaussagen erhielten große Reichweite im Netz, vermutlich noch größere durch private Chats und SMS-Botschaften.
  • 39 % der Aussagen beziehen sich auf Maßnahmen von Regierungen, WHO und UNO.
  • 88 % der Beispiele erschienen auf sozialen Medien, 9 % auch im Fernsehen, 8 % wurden von Nachrichtensendern, 7 % von anderen Webseiten publiziert.
  • Twitter ließ 59, YouTube 27, Facebook 24 % aller von Faktenchecks als falsch gekennzeichneten Inhalte stehen.

Cristina Tardáguila, Ko-Leiterin des IFCN, nannte COVID-19 „die größte Herausforderung, mit der Faktenchecks jemals konfrontiert waren“.[100]

Bei einer Umfrage des Pew Research Centers in den USA nahmen rund 29 % der Befragten an, COVID-19 sei im Labor gezüchtet worden. 43 % glaubten an einen natürlichen Ursprung, 25 % gaben an, es nicht zu wissen, 1 % meinte, das Virus existiere gar nicht. 37 % der Anhänger von Verschwörungsmythen wählten laut Umfrage die Republikaner, 21 % die Demokraten.[101]

Der Kognitionswissenschaftler John Cook vergleicht die Reaktion und Argumentationsstrategie der Regierung Donald Trumps zur Pandemie mit Wissenschaftsleugnung, besonders mit der Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung.[102] Auch der Psychologe Stephan Lewandowsky sieht Ähnlichkeiten zwischen beiden und zum Teil auch dieselben Betreiber. Sie sähen das Virus ebenso wie den Klimawandel als Bedrohung für die Wirtschaft und deren grundsätzliche Funktionsweise an.[103]

Die Sozialpsychologin Pia Lamberty beschrieb die Pandemie als „Prototyp von Kontrollverlust“, auf den viele Menschen mit Verschwörungstheorien reagierten. Das Sehen von eventuell nicht vorhandenen Erklärungsmustern sei eine zu erwartende Reaktion auf das Gefühl, keinen Einfluss auf die Ereignisse zu haben, um für sich Kontrolle wiederzugewinnen.[104]

Michael Butter, ein anerkannter deutscher Forscher zu Verschwörungstheorien, erklärte in einem Interview:

  • Seit der Pandemie gebe es zwar wie in jeder unsicheren Zeit sehr viele solcher Theorien, aber kaum substantiell Neues, sondern Rückgriffe auf bekannte Muster.
  • Die Feindbilder seien austauschbar: Von Antiamerikanismus geprägte Menschen sähen die USA, von Rassismus gegen Asiaten geprägte Menschen China als Urheber des Virus, andere die Pharmaindustrie, das internationale Finanzkapital oder den „tiefen Staat“. Das Virus diene immer „als neues Klötzchen eines bestehenden Baukastens“.
  • Behauptungen vermeintlicher Experten seien eine problematische wissenschaftliche Meinung, aber noch keine Verschwörungstheorien. So lasse etwa Wolfgang Wodarg typischerweise Gegenmeinungen etablierter Wissenschaftler weg oder stelle sie als abwegig hin, behaupte aber nicht, dass die Regierung die angebliche Hysterie für ein größeres Ziel bewusst schüre und wissenschaftliche Fakten gezielt verdrehe.
  • Erst wenn Plattformen wie Rubikon, KenFM oder Russia Today solche Meinungen aufgreifen und ins eigene Narrativ einbauen, werde daraus eine Verschwörungstheorie. Fast die Hälfte der dort publizierten Texte frage, wer hinter der Coronakrise stecke, wem sie nütze, um die vermeintlichen „eigentlichen Drahtzieher“ zu identifizieren.
  • Staatsbehörden müssten daher von Anfang an offen kommunizieren, auf die ständig sich ändernde Faktenlage hinweisen und keine Zukunftsgewissheit vorgaukeln. Politiker müssten den Eindruck von Selbstprofilierung vermeiden.
  • Jeder, der mit großer Reichweite umstrittene Positionen zur Pandemie vertritt, müsse bedenken, dass es dabei um Leben oder Tod geht. Dass etwa die Virologin Karin Mölling ihre legitime wissenschaftliche Position auf KenFM dargestellt habe, sei unverantwortlich: Sie müsse wissen, dass ihre Meinung dort für verschwörungstheoretische Zwecke benutzt und selbst zum Teil dieser Verschwörungstheorien gemacht werde.
  • Verschwörungstheoretiker sähen Wissenschaftler auch aus völlig fachfremden Bereichen als hochwillkommene Kronzeugen und erwähnten sie daher ständig mit ihren akademischen Titeln. Daher sei wichtig: „Glauben Sie nicht jedem, der einen Doktortitel hat.“
  • Trotz der Krise habe der Bevölkerungsanteil derer, die an Verschwörungstheorien zum Virus glauben, in Deutschland offenbar kaum zugenommen. Wodargs Thesen sei auch im Internet rasch widersprochen, sein Einfluss sofort zurückgedrängt worden.
  • Qualitätsmedien hätten beim derzeitigen Konsens in Wissenschaft und Politik über die Pandemie einen guten Stand, weil auch Internetkonzerne konsequenter als früher gegen Falschnachrichten vorgingen und mit der WHO zusammenarbeiteten. Daher würden viele Fake News über andere Kanäle verbreitet, etwa WhatsApp.
  • Medien sollten trotz ihrer Logik, zuerst das Neue zu präsentieren, immer zuerst den bekannten wissenschaftlichen Konsens darstellen und erst danach den kursierenden Unsinn erwähnen. Früh präsentierte Fakten könnten unsichere Menschen gegen Fake News besser immunisieren. Bei überzeugten Verschwörungstheoretikern würden schlüssige Gegenbeweise ihre Überzeugung eher noch festigen. Impfgegner würden eine kommende Impfung gegen COVID-19 voraussichtlich bekämpfen.[105]

Die IT-Kommunikationsforscher Katharina Bader und Martin Steinbach erklärten die rasante Verbreitung von Desinformationen zu COVID-19 aus dem menschlichen Grundbedürfnis, Gefahren einzuschätzen. Das Social Distancing vergrößere das Gefährdungspotenzial solcher Thesen, weil viele mehr Zeit im Netz verbringen. Bildungsarbeit, Zusammenarbeit mit Internetplattformen und stärkere Eigenverantwortung der Nutzer, erst nach Belegen zu fragen, bevor sie eine Botschaft weitersenden, könnten dem entgegenwirken.[106]

Gegenmaßnahmen

WHO und UNO

Am 2. Februar 2020 stellte die WHO eine „massive Infodemie“ (Informationsschwemme) zur COVID-19-Pandemie fest, in der sich akkurate und falsche Berichte mischten. Dies erschwere vielen Menschen das Auffinden zuverlässiger Quellen und benötigter Ratgeber. Wegen des hohen Bedarfs an zeitnaher und vertrauenswürdiger Information schuf die WHO eine direkte, rund um die Uhr erreichbare Hotline und entsprechende Webseiten für myth-busting (Mythen-Entkräftung).[107]

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte am 3. Februar 2020, WHO-Mitarbeiter suchten ständig im Internet nach Gerüchten und Fehlinformationen, um diese zu korrigieren und Gesundheitsschäden durch falsche Empfehlungen, Medikamente oder Vorsorgemaßnahmen abzuwenden. Er gab die Zusammenarbeit mit Google bekannt, damit bei Suchanfragen zu COVID-19 die Informationen der WHO als erstes Ergebnis angezeigt werden. Auch Facebook, Twitter, WeChat und TikTok hätten analoge Maßnahmen zur Eindämmung von Falschinformationen ergriffen.[108]

Am 15. Februar 2020 bekräftigte Ghebreyesus auf der Münchner Sicherheitskonferenz, die WHO bekämpfe neben der Pandemie auch die ebenso gefährliche „Infodemie“. Fake news verbreiteten sich schneller und leichter als das Virus und seien ebenso gefährlich. Dagegen arbeite die WHO mit großen Suchmaschinenanbietern und Medienkonzernen zusammen. Er rief alle Regierungen, Unternehmen und Nachrichtenorganisationen auf, angemessen Alarm zu schlagen, ohne Hysterie zu schüren.[109] Facebook, Twitter und Google bestätigten Anfang Februar 2020 ihre Zusammenarbeit mit der WHO gegen Falschinformationen zur Pandemie.[110]

Am 15. April 2020 warnte UN-Generalsekretär António Guterres vor einer gefährlichen „Infodemie“ der Desinformation zu Covid-19, die sich viral verbreite, Menschen und Gruppen stigmatisiere. Er forderte die Internetkonzerne auf, mehr dagegen zu tun. Die Welt müsse gemeinsam auch gegen die Krankheit des Hasses vorgehen.[111]

Wissenschaftler

Am 18. Februar 2020 veröffentlichten 27 führende Wissenschaftler des Gesundheitsbereichs von acht Staaten in der Fachzeitschrift The Lancet eine Solidaritätserklärung an alle mit dem Virus befassten Wissenschaftler in China. Die Autoren erkannten vorbehaltlos an, dass die Adressaten sich intensiv für die Erforschung des Virus, die Entwicklung von Gegenmitteln und Information der Weltöffentlichkeit einsetzen, um Leben zu retten und die Gesundheit weltweit schützen zu helfen. Alle seien gegenüber dieser neuen viralen Gefahr vereint. Die rasche, offene und transparente Weitergabe von Daten zum Ausbruch der Pandemie werde inzwischen von Gerüchten und Falschinformationen zu seiner Herkunft bedroht. Darum verurteilten sie alle gemeinsam Verschwörungstheorien, die eine natürliche Herkunft des Virus bestreiten. Sie verwiesen auf zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zum Genom des Virus, die einhellig zu dem Schluss kamen, dass es wie viele Viren vor ihm von Tieren stamme. Verschwörungstheorien erzeugten nur Angst, Gerüchte und Vorurteile, die die globale Zusammenarbeit gegen das Virus aufs Spiel setzten. Sie unterstützten deshalb den Aufruf des Generaldirektors der WHO, ausschließlich wissenschaftliche Beweise und Einheit statt Desinformation und Mutmaßung gelten zu lassen. Man stehe an der Seite der Wissenschaftler und Gesundheitsberufe in China im Kampf gegen das Virus und lade dazu ein, sie zu unterstützen. Man spreche mit einer Stimme und habe keine konkurrierenden Interessen.[112]

Portale für Aufklärung und Faktenchecks

Die rasche Ausbreitung des neuen Virus schuf einen enormen Zeitdruck und wissenschaftliche Unsicherheit. Die ständig sich ändernde Nachrichtenlage erschwerte den Überblick über gesicherte Erkenntnisse zu COVID-19, begünstigte Gerüchte und Falschmeldungen. Dem traten Faktenchecker und öffentlich-rechtliche Medien mit Richtigstellungen und allgemeinverständlicher Aufklärung entgegen. Laut Netzpolitik.org gelten dafür im deutschsprachigen Raum als besonders zuverlässig:

  • Der gemeinnützige Verein Correctiv unternimmt eigene wie auch kooperative Recherchen zu tagesaktuellen Anfragen an ihn. Qualifizierte Teams prüfen Punkt für Punkt Minderheitspositionen und kategorisieren sie als richtig, irreführend, unbelegt oder falsch. Zudem können Bürger in einem CrowdNewsroom melden, wo und wann ihnen welche Falschaussagen begegnen.
  • Der österreichische Verein Mimikama konzentriert sich darauf, Falsch- und Betrugsmeldungen in sozialen Medien griffig zu kontern und die Fakten dazu klarzustellen, etwa zu kursierenden Kettenbriefen mit Gesundheitstipps.
  • Der ARD-Faktenfinder begegnet Falschaussagen im Netz mit eigenen Hintergrundrecherchen, die ausführlicher und detaillierter sind als Tagesnachrichten.
  • Der „#Faktenfuchs“ des Bayerischen Rundfunks bietet überregionale und regionale Faktenchecks.

Hinzu kommen Anlaufpunkte für wissenschaftliche Corona-Studien:

  • Das Science Media Center Germany bewertet Forschungsergebnisse durch Wissenschaftler und macht sie Journalisten und Laien als Factsheets zugänglich. Es begegnet damit der Tendenz vieler Forscher, Artikel zu COVID-19 wegen des Zeitdrucks als Preprints ohne Peer-Review außerhalb etablierter Fachzeitschriften zu veröffentlichen.
  • Neben der WHO haben das RKI und das Bundesgesundheitsministerium große Portale für COVID-19 eröffnet.[113]

Internetkonzerne

Am 30. Januar 2020 startete Google zusammen mit der WHO einen ‚SOS Alert‘, der bei Suchanfragen zu COVID-19 sofort WHO-Aufklärungsseiten und die wichtigsten Gesundheitstipps an oberste Stelle setzt. Dies gibt zuverlässigen Informationen Vorrang, um Desinformation verringern zu helfen. Auch Twitter wollte seine Suchfunktion entsprechend justieren. Die Änderung wurde als Hinweis gedeutet, dass die großen Internetkonzerne sehr wohl anpassungsfähig sind, wenn die Lage es erfordert.[114]

Ende Februar 2020 entfernte die Firma Amazon mehr als eine Million angebliche Schutz- oder Heilmittel gegen die Virusinfektion aus ihrem Angebot.[115]

Facebook, Google, YouTube, Linkedin, Microsoft, Reddit und Twitter vereinbarten im März 2020 erstmals eine Zusammenarbeit, um gefährliche Gerüchte über das Virus zu entfernen und ihre Verbreitung zu stoppen.[116] Facebook hatte schon vorher zugesagt, von führenden Gesundheitsbehörden als „physisch gefährlich“ geflaggte Inhalte zu entfernen.[117] Anfang März 2020 gewährte Facebook der WHO kostenfreien Webspace für Informationen zur Pandemie.[118]

Trotz ihrer Zusagen löschten Facebook, Twitter und YouTube bis April 2020 kaum Falschaussagen von Spitzenpolitikern und griffen weiterhin kaum redaktionell in Inhalte ein, um sich als politisch neutral darzustellen. Erst nachdem Donald Trumps Berater Rudy Giuliani, Venezuelas Präsident Nicolas Maduro und Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro Chloroquin als zuverlässiges Heilmittel gegen COVID-19 darstellten, löschten sie diese Falschaussage. Fast identische und viele andere Falschaussagen Donald Trumps ließen sie jedoch stehen. Twitter ließ Trumps Tweet von einer „Corona-Grippe“ und Elon Musks Falschaussage stehen, Kinder seien „praktisch immun“ gegen COVID-19. Facebook und Twitter wollten weder Verschwörungstheorien gegen Anthony Fauci noch ein manipuliertes Video der Trumpkampagne über Joe Biden löschen. Sie setzten damit ihre Linie fort, offenkundig unwahre Wahlwerbung zu erlauben. Dagegen entfernte Facebook im März einen Tag lang irrtümlich tausende Posts von seriösen Medien wie Politico und dem Sydney Morning Herald.

Nach einer Datenrecherche des IT-Experten Philip Kreißel und ARD-Medien erreichten 19 Desinformationsvideos auf YouTube bis 11. April 2020 rund zwölf Millionen Klicks und wurden auf Facebook 300.000 Mal geteilt. Sucharit Bhakdis Videobotschaft an Angela Merkel vom 29. März 2020 wurde rund 2,2 Millionen Mal angeschaut, mehr als 100.000 Mal bewertet und vielfach positiv aufgegriffen. Faktenchecks von Qualitätsmedien zu diesen Videos wurden zwanzig Mal weniger oft geteilt. Coronavideos auf Webseiten, die auch sonst Verschwörungstheorien verbreiten, sahen 45 Millionen. Nach einer von Thorsten Quandt vorgestellten Universitätsstudie verbreiten „alternative Medien“ meist diffuse Mischungen von zutreffenden und erfundenen Tatsachen und verzerren die Faktenlage durch Gerüchte und einzelne Verschwörungstheorien. Die Maßnahmen der Internetkonzerne gelten daher als unzureichend.[119]

Laut Facebook wurden 40 Millionen Posts im März 2020 mit Warnhinweisen vor Falschmeldungen markiert. Die Kampagnenorganisation Avaaz fand jedoch in Stichproben, dass die Warnungen erst bis zu 22 Tage nach Faktenchecks angezeigt wurden und bei 40 % Fehlinformationen ausblieben. Daraufhin wollte Facebook ab 16. April 2020 seine Maßnahmen verschärfen. Ein Facebookbanner verweist alle Nutzer, die mit potentiell gesundheitsschädlichen Falschinformationen interagierten, auf die WHO-Webseite gegen Corona-Mythen. Zwei Milliarden Nutzer sollen das Banner schon gesehen, 350 Millionen davon bisher angeklickt haben. Verschwörungstheorien und politische Fakenews nahm Facebook weiter davon aus.[120]

Europäische Union

Nach einem Treffen am 15. März 2020 mit Věra Jourová, derzeit Vizepräsidentin der EU-Kommission, sagten Vertreter von Facebook, Google, Twitter und Microsoft zu, zuverlässige Nachrichtenquellen prominenter darzustellen, verbotene oder schädliche Inhalte zu entfernen und vor „irreführender Werbung“ zu schützen. Am 31. März 2020 drängte die Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Konzerne, mehr gegen Desinformation zu COVID-19 zu tun. Twitter versprach, strenger gegen Falschaussagen zu Behandlungsmethoden oder angeblich nicht Betroffene vorzugehen, nicht aber, künftig auch derartige Falschaussagen von Donald Trump und europäischen Rechtspopulisten zu löschen. Auch Google und Facebook sagten dies auf Nachfrage von Netzpolitik.org nicht zu.[121]

Der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) veröffentlichte am 1. April 2020 einen Kurzbericht und hob hervor: „Einige staatliche und staatlich unterstützte Akteure versuchen, die Krise auszunutzen, um geopolitische Interessen voranzutreiben, indem häufig die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union und ihrer Partner in Frage gestellt wird.“ Dies habe „potenziell schädlichen Folgen für die öffentliche Gesundheit und eine wirksame Krisenkommunikation“. Im Trend seien globale Behauptungen, dass die EU zerfalle, ebenso wie Falschinformationen zum Ursprung des Virus. In der EU würden unter anderem „Online-Plattformen weiterhin Desinformationen und Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem Coronavirus monetarisieren“, China fördere „nicht belegte Theorien über die Herkunft des Coronavirus“. Der EAD thematisierte in diesem Zusammenhang neben der Falschinformation auch die Gewichtung und Interpretation von Fakten: In China würden die chinesischen Hilfen an einige europäische und afrikanische Staaten betont, in Russland russische Hilfen an Italien. Teils werde eine fehlende Unterstützung innerhalb der EU hervorgehoben. Im mittleren Osten, in der Türkei und im Westbalkan werde die EU kritisiert oder als unfähig zu gegenseitiger Hilfe dargestellt.[122]

Deutschland

In Deutschland warnte Gesundheitsminister Jens Spahn am 14. März 2020 auf Twitter unter dem Titel „!Achtung Fake News!“ vor dem Gerücht, die Bundesregierung werde bald „massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT!“ Am 16. März kündigte die Bundesregierung exakt solche Maßnahmen an. Am Abend erklärte Spahn, er habe angesichts vieler Falschmeldungen zeigen wollen, dass die Grundversorgung gesichert bleibe. Er habe gewusst, dass Einschränkungen kommen, nur nicht wann. Spahns Tweet wurde daher von vielen Seiten scharf kritisiert: Er habe das Vertrauen in die Regierung stark beschädigt und den Kampf gegen wirkliche Corona-Fake-News erschwert.[123] Der Tweet sei Paradebeispiel einer Fake News gewesen und habe den Sinn der neuen Maßnahmen indirekt in Frage gestellt, weil eine in 48 Stunden so stark erhöhte Infektionsgefahr nicht plausibel erscheine.[124]

Verschiedene Politiker forderten weitergehende Schritte zur Eindämmung der Desinformation. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius forderte, unwahre Behauptungen über die medizinische und sonstige Versorgung der Bevölkerung, Ursache, Ansteckungswege, Diagnose und Therapie von COVID-19 zu verbieten und ihre Verbreitung mit Bußgeldern zu bestrafen. Andere halten die bestehenden, auch im Internet geltenden Gesetze gegen Betrug und Verleumdung für ausreichend.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sagte, „Fakten und ein gesundes Misstrauen“ sowie zuverlässige Nachrichtenquellen hülfen gegen Fake News und Gerüchte am besten.[116]

Justiz

Anfang 2019 verurteilte das Amtsgericht Mannheim einen Blogbetreiber wegen einer Falschmeldung über einen Terroranschlag, den es nicht gab, zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro. Grundlage war das Ordnungswidrigkeitengesetz (OWiG), das hohe Bußgelder für Handlungen vorsieht, die die Allgemeinheit belästigen oder gefährden und die öffentliche Ordnung beeinträchtigen. Die Kriterien dafür sind allerdings unklar. Strafverfolgung von aus dem Ausland begangenen Taten ist aufwendig und oft erfolglos. – In Deutschland haben einige Bundesländer eigene Ermittlungsgruppen gegen Straftaten im Netz gegründet.[116]

Angebote von Bund und Ländern für Coronasoforthilfen wurden rasch für Betrugsmanöver im Netz missbraucht. So fand das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen Mitte April 2020 mehr als 90 gefälschte Webseiten, die sich als Antragsseiten für solche Soforthilfen ausgaben, um Daten zu fischen und dann mit anderen Kontodaten Anträge zu stellen. Darunter war die vollständige Kopie der Webseite des Landeswirtschaftsministeriums. Landespolitiker riefen dazu auf, keine Anträge mehr über das Internet zu stellen, solange die Webseitenersteller nicht eindeutig identifizierbar seien.[125]

Der Folketing Dänemarks beschloss am 2. April 2020 mit großer Mehrheit ein Gesetz, das schärfere Strafen gegen Diebstahl und Betrugsversuche in Bezug auf COVID-19-Hilfen vorsieht. Danach kann die dänische Polizei Webseiten bei Urkundenfälschungen, Betrug und Betrugsabsichten, Handel mit vermeintlichen Medikamenten („Wundermitteln“) gegen Covid-19, Fake-Shops sowie Seiten mit Gewaltaufrufen auch ohne vorherigen Gerichtsentscheid sperren lassen. Die Sperrung muss sie dann innerhalb von 24 Stunden bei Gericht prüfen lassen. Der Gesetzesbeschluss wurde als umfassende Zensur aller gegen Regierungs-„Vorgaben“ verstoßenden Informationen fehlgedeutet, richtet sich aber nicht gegen Informationen, sondern gegen Geschäfte mit falschen Hygiene- und Heilmitteln. Die Fehldeutung stammt von einem dänischen Ernährungsberater, der ungehindert weiter antisemitische Verschwörungslegenden im Netz verbreitet.[126]

Literatur

  • Svenja Boberg, Thorsten Quandt, Tim Schatto-Eckrodt, Lena Frischlich: Pandemic Populism: Facebook Pages of Alternative News Media and the Corona Crisis – A Computational Content Analysis. Cornell University, 9. April 2020 (Volltext online)
Portale von Behörden
Faktencheck-Portale
Fake-Ticker BR24 (laufend aktualisiert)
Archiv: Die gesammelten Fakes zu Corona. BR24, 2. April 2020
Wissenschaftliche Studien
Überblicksartikel
Videos

Einzelnachweise

  1. a b Alice Echtermann, Till Eckert: Coronavirus: Irreführendes Youtube-Video verbreitet sich über Whatsapp. Correctiv, 28. Januar 2020
  2. WHO: Q&A on coronaviruses (COVID-19) - What are the symptoms of COVID-19. 8. April 2020
  3. Natalia Frumkina: Gerüchte und Fakes: Coronavirus als angebliche Verschwörung. Tagesschau, 28. Januar 2020
  4. a b c d e f China coronavirus: Misinformation spreads online about origin and scale. BBC, 30. Januar 2020
  5. Bridget Johnson: More U.S. Cases of New Virus as Deadly Outbreak Becomes More Dire in China. Homeland Security Today, 27. Januar 2020
  6. Prabhash K. Dutta: Conspiracy theories abound on how Wuhan coronavirus outbreak happened. India Today, 29. Januar 2020
  7. Frederik Richter, Bianca Hoffmann: Coronavirus: Warum die Aussagen von Wolfgang Wodarg wenig mit Wissenschaft zu tun haben. Correctiv, 18. März 2020; Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe, Sascha Karberg: Faktencheck: Wolfgang Wodarg verbreitet Thesen, die wichtige Tatsachen ignorieren. Tagesspiegel, 20. März 2020; Julia Merlot: Faktencheck: Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg. Spiegel Online, 20. März 2020
  8. Korinna Hennig, Christian Drosten: (16) Coronavirus-Update: Brauchen Abkürzungen bei der Impfstoffzulassung. NDR, 18. März 2020
  9. Malte Kreutzfeldt: Transparency-Mitgliedschaft ruht. taz, 25. März 2020
  10. Lea Weinmann: Michael Spitzbart liegt falsch – das Coronavirus ist aktuell nicht mit Grippevirus vergleichbar. Correctiv, 3. April 2020
  11. Cristina Helberg: Coronavirus: Die Stunde der fragwürdigen Youtube-Doktoren. Correctiv, 9. April 2020
  12. dpa-Faktencheck: Mediziner Bhakdi unterschätzt Gefährlichkeit des Coronavirus. dpa, 24. März 2020
  13. Simon Hurtz, Hannes Munzinger: Pandemie: Corona-Falschmeldungen erreichen ein Millionenpublikum. SZ, 10. April 2020; Kathrin Schmid: Corona-Falschmeldungen: Der ewige Grippevergleich. NDR, 6. April 2020
  14. Patrick Gensing: Coronavirus und Covid-19: Verwirrung um Ibuprofen. Tagesschau.de, 24. März 2020
  15. Harmloser als Grippe? Fake News rund um Sars-CoV-2. NDR, 30. März 2020
  16. Ist Luftanhalten ein Schnelltest auf das Coronavirus? SZ, 21. März 2020
  17. Angebliches Corona-Mittel tötet Hunderte Menschen. AP / Stuttgarter Nachrichten, 27. März 2020
  18. Zoe Tidman: Coronavirus: Kenya governor under fire after putting cognac in care packages. Independent.co.uk, 19. April 2020
  19. a b c d e Susanne Götze: Von Bleichmittel bis Zwiebeln: Zehn Heilmittel gegen das Coronavirus, die garantiert nicht helfen. Spiegel Online, 14. März 2020
  20. Cornelia Kolbeck: Globuli gegen Corona? Hausärztin wegen Homöopathie-Empfehlungen angezeigt. Medical Tribune, 17. März 2020.
  21. Will Sommer: QAnon-ers’ Magic Cure for Coronavirus: Just Drink Bleach! Daily Beast, 28. Januar 2020
  22. Ed Pilkington: Revealed: leader of group peddling bleach as coronavirus 'cure' wrote to Trump this week. Guardian, 24. April 2020
  23. a b Dartunorro Clark: Trump suggests 'injection' of disinfectant to beat coronavirus and 'clean' the lungs. NBC, 24. April 2020
  24. Julia Merlot, Marius Mestermann: Trumps Desinfektionsmittel-Vorstoß: „Einer der bescheuertsten Vorschläge zur Behandlung von Covid-19“. Spiegel Online, 24. April 2020
  25. Ted Johnson: “It Is A Matter Of Life And Death”: Donald Trump’s Disinfectant Comments Still Trigger Alarm Even After He Claimed He Was Being Sarcastic. Deadline, 24. April 2020
  26. Trumps Vorschlag zeigt Wirkung: In Illinois gehen mehr Giftnotrufe ein. N-tv, 26. April 2020
  27. Corona-„Wundermittel“: Guter Rat ist teuer – schlechter tödlich. Tagesschau.de, 26. März 2020
  28. Man dies after taking chloroquine in an attempt to prevent coronavirus. NBC, 24. März 2020
  29. Jörg Schieb: Coronavirus im Netz – Falschnachrichten gehen viral. WDR, 14. März 2020
  30. a b Fake-News enttarnt: So machen sich Betrüger die Corona-Krise zunutze. Schwäbische.de, 7. April 2020
  31. Bethania Palma: No, a Hair Dryer Won’t Stop Coronavirus. Snopes, 17. März 2020
  32. Michael Vlessides: COVID-19 'Infodemic': Researchers Step Up to Stop the Spread. Medscape, 27. März 2020 (kostenpflichtig)
  33. Ariel Zilber: Do NOT try this at home: Florida politician apologizes after claiming that blowing a hair dryer up your nose kills the coronavirus because it ‘can’t survive temperatures of 136 degrees’. Daily Mail, 23. März 2020.
  34. Justin Baragona: The Year of Batshit Crazy at One America News, Trump’s New Favorite Cable-News Channel. Daily Beast, 5. Februar 2020
  35. Sui-Lee Wee: In Coronavirus, China Weighs Benefits of Buffalo Horn and Other Remedies. The New York Times (NYT), 5. Februar 2020
  36. Archiv: Die gesammelten Fakes zu Corona. Bayerischer Rundfunk (BR), 2. April 2020
  37. Ralf Nowotny: Faktencheck zum Kettenbrief „Zwiebel tötet alle Bakterien auch den Corona“. Mimikama.at, 28. Februar 2020
  38. a b Wulf Rohwedder: War der ‚Lockdown‘ unnötig? Tagesschau.de, 21. April 2020
  39. Bianca Hoffmann: Maskenpflicht: Nein, beim Tragen eines Mundschutzes atmet man nicht zu viel CO2 ein. Correctiv, 24. April 2020
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  42. Brandy Zadrozny: Coronavirus conspiracy video spreads on Instagram among black celebrities. NBC, 14. März 2020
  43. Kara Harris: Fact check: Did Bill Gates predict the coronavirus in 2015? USA, 26. März 2020
  44. a b Emily Makowski: Theory that Coronavirus Escaped from a Lab Lacks Evidence. The Scientist, 5. März 2020
  45. Bill Bostock: A GOP senator keeps pushing a thoroughly debunked theory that the Wuhan coronavirus is a leaked Chinese biological weapon gone wrong. Business Insider, 17. Februar 2020
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  47. 16. März - Coronavirus als Biowaffe. BR, 2. April 2020
  48. Christian Stöcker: Corona-Theorien: Unsinn von unten, Unsinn von oben. Spiegel Online, 13. April 2020
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  53. a b c Cathrin Kahlweit: Corona-Falschmeldungen: Die 5G-Verschwörung. SZ, 5. April 2020
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  55. Kelly Wynne: YouTube Video Suggests 5G Internet Causes Coronavirus and People Are Falling for It. Newsweek, 19. März 2020
  56. Markus Böhm: Funkmasten in Flammen: Das Gefährlichste an 5G. Spiegel Online, 6. April 2020
  57. a b Coronavirus Crisis Elevates Antisemitic, Racist Tropes. Anti Defamation League, 17. März 2020
  58. Iraqi Political Analyst Muhammad Sadeq Al-Hashemi: Coronavirus Is an American, Jewish Plot to Reduce World Population. Memri.org, 26. Februar 2020; Dan Evan: Was Coronavirus Predicted in a 1981 Dean Koontz Novel? Snopes, 18. Februar 2020; Patrick Gensing: Verschwörungstheorien: Corona als Strafe Gottes. Tagesschau.de, 9. März 2020
  59. a b Michael Klarmann: Virtuelle rechte Hetze in Zeiten von Corona. Blick nach Rechts (BNR), 31. März 2020
  60. Kurt Pelda: Der braune Kern soll nicht durchschimmern. Der Bund, 14. April 2020
  61. Felix Klein warnt vor judenfeindlichen Verschwörungstheorien. Jüdische Allgemeine, 26. März 2020
  62. Christian Röther: Coronavirus: Fiebrige Mythen verbreiten sich. DLF, 10. März 2020
  63. Maria Fiedler: Verschwörungstheorien, Propaganda, Chaos: Wie Rechtsextreme in der Corona-Krise zündeln. Tagesspiegel, 27. März 2020
  64. Frank Jansen: Hoffen auf den Kollaps der Demokratie. Tagesspiegel, 25. März 2020
  65. AfD verbreitet Fake News zu Corona. BR, 4. April 2020
  66. Alexander Sarovic: Covid-19 in den USA: Wie Amerikas Rechtsextreme die Coronakrise ausnutzen. Spiegel Online, 12. April 2020
  67. Ralf Nowotny: „Corona-Hysterie“, um Bürgerrechte einzuschränken? (Faktencheck). Mimikama.at, 26. März 2020
  68. Mimikama: Der Zeitungsartikel „Warnings of Virus in 1981“. (ausführliche Faktenchecks ebd.)
  69. John Blake: Coronavirus is bringing a plague of dangerous doomsday predictions. CNN, 23. März 2020
  70. Benedikt Voigt: Mit geballter Propaganda will China aus dem Corona-Tief kommen. Tagesspiegel, 7. März 2020.
  71. Vanessa Molter: Pandemics & Propaganda: How Chinese State Media Shapes Conversations on The Coronavirus. Stanford Internet Observatory / Freeman Spogli Institute for International Studies, 19. März 2020
  72. Ryan Broderick: China Is Using Fears Of Online Misinformation About The Coronavirus To Arrest People. Buzzfeed, 29. Januar 2020
  73. a b c Ivana Drmić: Als Pfeiler der Demokratie kritisch bleiben. Deutsche Welle, 15. April 2020
  74. Nectar Gan, Caitlin Hu, Ivan Watson: Beijing tightens grip over coronavirus research, amid US-China row on virus origin. CNN, 13. April 2020
  75. Christopher Nehring: Corona-Desinformation: immer dieselben Muster. Deutsche Welle, 21. März 2020
  76. RT Deutsch: Deutsche Behörden haben russischen Sender wegen Corona-Desinformation im Blick. Tagesspiegel, 25. März 2020
  77. Silvia Stöber: Corona-Pandemie: Desinformation statt globaler Antworten. Tagesschau.de, 25. März 2020
  78. Nach Kontakt mit Erkrankten: Trump nicht mit Coronavirus infiziert. Tagesschau.de, 15. März 2020
  79. Coronavirus in Brasilien: Bolsonaro will Rückkehr zur Normalität. Tagesschau.de, 25. März 2020
  80. Uri Friedman: The Coronavirus-Denial Movement Now Has a Leader. The Atlantic, 27. März 2020
  81. Thomas Fischermann: Brasilien: Bolsonaro ist kein Irrer. Zeit, 17. April 2020
  82. Ivo Marusczyk: Coronavirus in Brasilien: Bolsonaros Verschwörungstheorien. Tagesschau.de, 26. März 2020
  83. Mexico: Mexicans Need Accurate COVID-19 Information. López Obrador Misinforms Public on the Health Risks of the Pandemic. HRW.org, 26. März 2020
  84. President Trump made 16,241 false or misleading claims in three Years. Washington Post, 20. Januar 2020 (kostenpflichtig)
  85. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w Christian Paz: Politics: All the President’s Lies About the Coronavirus. The Atlantic, 24. März 2020
  86. a b c d e f g h i j Jon Greenberg: Timeline: How Donald Trump responded to the coronavirus pandemic. PolitiFact, 1. April 2020
  87. Steve Benen: A line on the coronavirus outbreak Trump may come to regret. MSNBC, 28. Februar 2020
  88. Joanna Walters, Lauren Aratani, Peter Beaumont: Trump calls WHO’s global death rate from coronavirus 'a false number'. Guardian, 5. März 2020
  89. Global Mortality Rate Reaches 3.4 Percent. NYT, 4. März 2020
  90. a b c Marc Pitzke: Trump in der Coronakrise: Der Virusleugner. Spiegel Online, 10. März 2020
  91. March 10 coronavirus news. CNN, 11. März 2020
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  93. a b Steve Benen: 'It will go away': Trump's coronavirus rhetoric isn't getting better. MSNBC, 11. März 2020
  94. Dan Mangan: Trump dismissed coronavirus pandemic worry in January — now claims he long warned about it. CNBC, 17./18. März 2020
  95. Christian Stöcker: Corona und Rechtspopulismus: Wahnsinn prallt auf Virus. Spiegel Online, 15. März 2020
  96. Michael D. Shear: Five Takeaways on What Trump Knew as the Virus Spread. NYT, 11. April 2020
  97. Joe DePaolo: MSNBC Cuts Off Briefing, Fmr. NY Times Boss Calls it ‘One of the Most Astonishing Acts of Disinformation’ Since Vietnam. Mediaite. 13. April 2020; Ian Schwartz: Fmr. NYT Exec Editor: Trump Briefing "One Of The Most Astonishing Acts Of Disinformation" Since Vietnam. Realclearpolitics, 13. April 2020
  98. Marc Pitzke: Green-Card-Stop für USA: Trump macht dicht. Spiegel Online, 22. April 2020
  99. a b Dietmar Pieper: Leugner, Lügner und Verschwörungstheoretiker: Hokuspokus gegen Corona. Spiegel Online, 10. April 2020
  100. J. Scott Brennen, Felix Simon, Philip N. Howard, Rasmus Kleis Nielsen: Types, sources, and claims of COVID-19 misinformation. Reuters Institut, 7. April 2020
  101. Umfrage zeigt: Ein Drittel der Amerikaner hält Corona für ein Laborvirus. RND, 14. April 2020
  102. Trump's parallel messages on coronavirus and climate. In: E&E News, 6. März 2020.
  103. ‘Misinformation kills’: The link between coronavirus conspiracies and climate denial. Grist.org, 28. März 2020.
  104. Axel Schröder: Falschmeldungen zu COVID-19: Der Boom der Corona-Verschwörungstheorien. Deutschlandfunk (DLF), 16. April 2020
  105. Martin Spiewak: Coronavirus: „Glauben Sie nicht jedem, der einen Doktortitel hat“. Zeit, 1. April 2020
  106. Sarah Kolberg: Verbreitung von Desinformationen in der Corona-Krise: Lagebild zur Gefährdung durch Fake News und Verschwörungstheorien. VdZ.org, 7. April 2020
  107. Coronavirus: UN health agency moves fast to tackle 'infodemic'; Guterres warns against stigmatization. UN News, 4. Februar 2020
  108. WHO sucht bei Coronavirus Zusammenarbeit mit Google. MDR, 3. Februar 2020
  109. Tedros Adhanom Ghebreyesus: Munich Security Conference. WHO.int, 15. Februar 2020
  110. Matt Richtel: W.H.O. Fights a Pandemic Besides Coronavirus: an 'Infodemic'. NYT, 6. Februar 2020
  111. UN-Generalsekretär Guterres warnt vor „Epidemie der Falschnachrichten“. BR, 15. April 2020
  112. Charles Calisher und andere: Statement in support of the scientists, public health professionals, and medical professionals of China combatting COVID-19. The Lancet, 18. Februar 2020
  113. Dominic Lammar:COVID-19: Gerüchte, Fake News und voreilige Wissenschaft in Corona-Zeiten. Netzpolitik.org, 20. März 2020. – Die Webseiten aller genannten Portale finden sich unter Weblinks.
  114. Jack Morse: Google launches 'SOS Alert' with WHO in response to the coronavirus. Mashable.com, 30. Januar 2020
  115. Amazon culls one million fake coronavirus products. BBC News, 28. Februar 2020
  116. a b c Simon Hurtz, Klaus Ott: Verbreitung von Falschmeldungen: Es gibt längst Regeln gegen die Infodemie. Süddeutsche Zeitung (SZ), 18. März 2020
  117. As coronavirus misinformation spreads on social media, Facebook removes posts. Reuters, 1. Februar 2020
  118. Facebook announces how it plans to help fight the coronavirus. Inverse.com, 5. März 2020
  119. Christian Basl, Svea Eckert, Peter Hornung: Fake News zur Pandemie: Die gefährliche Macht der Corona-Mythen. Tagesschau.de, 11. April 2020
  120. Gustav Theile: Facebook verschärft Kampf gegen Corona-Fake-News. FAZ, 16. April 2020
  121. Alexander Fanta: Desinformation über Corona: Politikerlügen bringen Plattformen unter Druck. Netzpolitik.org, 2. April 2020
  122. Bericht: Desinformationen zum Coronavirus werden gezielt gestreut. In: europa.eu. Europäischer Auswärtiger Dienst (EAD), 1. April 2020, abgerufen am 22. April 2020.
  123. Katja Belousova: Missglückter Coronavirus-Tweet - Der Minister und die Fake News. ZDF, 17. März 2020
  124. Andrej Reisin: Corona-Krise: Staatsräson als erste Medienpflicht? Übermedien, 17. März 2020
  125. Corona-Hilfen: Über 90 Fake-Seiten im Netz. WDR, 13. April 2020
  126. Patrick Gensing: Corona-Krise: Zensur in Dänemark eingeführt? Tagesschau.de, 8. April 2020