„Expertenstandard (Pflege)“ – Versionsunterschied

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Ein '''Expertenstandard (Pflege)''' ist ein Instrument, das die Qualität der [[Pflege]] gewährleisten soll und stellt den aktuellen [[Pflegewissenschaft|Wissenschaft]]- und [[Pflegeforschung|Forschungsstand]] zum jeweiligen Pflege‑Thema dar. Sie verbinden aktuelle pflegewissenschaftliche wie [[Pflegepraxis|pflegepraktische]] Erkenntnisse und definieren [[Pflegeziel]]e und [[Pflegeintervention|-maßnahmen]]. Expertenstandards werden vom [[Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege]] (DNQP) herausgegeben.
Ein '''Expertenstandard (Pflege)''' ist ein Instrument, das die Qualität der [[Pflege]] gewährleisten soll und stellt den aktuellen [[Pflegewissenschaft|Wissenschaft]]- und [[Pflegeforschung|Forschungsstand]] zum jeweiligen Pflege‑Thema dar. Sie verbinden aktuelle pflegewissenschaftliche wie [[Pflegepraxis|pflegepraktische]] Erkenntnisse und definieren [[Pflegeziel]]e und [[Pflegeintervention|-maßnahmen]]. Expertenstandards werden vom [[Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege|Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege]] (DNQP) herausgegeben.


== Entstehung eines Expertenstandards ==
== Entstehung eines Expertenstandards ==

Version vom 18. Juli 2020, 21:31 Uhr

Ein Expertenstandard (Pflege) ist ein Instrument, das die Qualität der Pflege gewährleisten soll und stellt den aktuellen Wissenschaft- und Forschungsstand zum jeweiligen Pflege‑Thema dar. Sie verbinden aktuelle pflegewissenschaftliche wie pflegepraktische Erkenntnisse und definieren Pflegeziele und -maßnahmen. Expertenstandards werden vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) herausgegeben.

Entstehung eines Expertenstandards

Jeder Expertenstandard durchläuft einen vierstufigen Prozess[1]

Entwicklung

Zunächst wird ein relevantes Thema gesucht und dazu eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, bei der alle wichtigen Veröffentlichung zum Thema begutachtet werden und von einer unabhängigen Expertengruppe bewertet. Diese Bewertung und die Diskussion darüber ist die Basis des Expertenstandards. Die in der Literatur gefundenen Punkte und die Literaturauswahl wird schriftlich begründet und ergibt den ersten Entwurf des neuen Expertenstandards.

Konsensbildung

In dieser Phase wird der Entwurf der Fachöffentlichkeit der erste Entwurf des Expertenstandards vorgestellt, meist im Rahmen verschiedener Konferenzen. Dabei haben Pflegende aus Wissenschaft und Praxis die Möglichkeit den Entwurf zu kommentieren oder zu ergänzen. Diese werden wiederum von der Expertengruppe diskutiert und gegebenenfalls angepasst. Der daraus entstehende Sonderdruck des Expertenstandards ist noch nicht komplett, da die Implementierung fehlt.

Implementierung

Nach Veröffnetlichung des Sonderdrucks wird der neue Expertenstandard in etwa 25 verschiedenen Pflegeeinrichtungen nach einem standardisierten Konzept erprobt. Dabei wird die Praxistauglichkeit und die Akzeptanz durch die an der Pflege beteiligten geprüft. Darüber hinaus wird erforscht welche Voraussetzungen für eine nachhaltige Einführung in verschiedenen Pflegeumgebungen notwendig sind. Gegebenenfalls wird der Expertenstandard an die Ergebnisse der Implementierung angepasst. Danach wird der komplette Expertenstandard mit allen Bestandteilen und Ergebnissen veröffentlicht.

Aktualisierung

Spätestens fünf Jahre nach der abschliependen Veröffentlichung wird der Expertenstandard aktualisiert. Die Frist kann auf sieben Jahre verlängert werden, falls ausnahmsweise eine vorgezogene Aktualisierung stattfand.

Aufbau

Alle Expertenstandards sind gleich aufgebaut und lassen sich in drei Bereiche aufteilen.[2]

Strukturkriterien

In diesem Abschnitt werden die notwendigen Voraussetzungen beschrieben, die vorhanden sein müssen, damit der Expertenstandard umgesetzt werden kann. Es wird unterschieden in

  • Kompetenzen der Pflegekraft
  • Verantwortlichkeit der Pflegekraft
  • Zuständigkeit der Pflegekraft
  • Ressourcen der Pflegeeinrichtung
  • Rahmenbedingungen der Pflegeeinrichtung

Prozesskriterien

Diese Kriterien beschreiben die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen der Pflegekraft und wie der Expertenstandard umgesetzt werden kann.

Ergebniskriterien

Ergebnisskriterien, an denen man die gelungene Umsetzung des Expertenstandards erkennt.

Format

Als wichtigster Teil des Expertenstandards wird eine einseitige Matrix verstanden, in der die Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien übersichtlich dargestellt sind. Diese sind der Teil der Expertenstandards der frei auf der DNQP-Webseite abgerufen werden kann. Den umfassenden Expertenstandard mit allen Erklärungen zur Entwicklung, den Kriterien sowie den Kommentierungen, Literaturstudie und dem Auditinstrument ist kostenpflichtig.

Verfügbare Expertenstandards

  • Dekubitusprophylaxe in der Pflege
  • Entlassungsmanagement in der Pflege
  • Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten Schmerzen
  • Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen
  • Sturzprophylaxe in der Pflege
  • Förderung der Harnkontinenz in der Pflege
  • Pflege von Menschen mit chronischen Wunden
  • Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege
  • Förderung der physiologischen Geburt
  • Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz
  • Erhaltung und Förderung der Mobilität

Rechtliche Verbindlichkeit

Um rechtlich verbindlich zu sein, müssen Expertenstandards laut § 133a (3) SGB XI im Bundesanzeiger veröffentlicht werden, bislang wurde jedoch kein Expertenstandard veröffentlicht. Allerdings muss gemäß § 11 (1) SGB XI in Pflegeeinrichtungen nach dem allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse gearbeitet werden. Für den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) sind die Expertenstandards eine der Grundlagen der Bewertung von Pflegeeinrichtungen.[3] und gelten als "vorweggenommene Sachverständigengutachten" im Falle juristischer Auseinendersetzungen dienen.

Kritik

Die Expertenstandards werden in der Pflegepraxis trotz ihrer Vorteile als wesentlicher Beitrag zur Qualitätssteigerung und Professionalisierung auch kritisch betrachtet. Teilweise passen die Expertenstandards nicht zu den Gegebenheiten vor Ort, bekannte Probleme treten dabei häufig in der Implementierung in der ambulanten Pflege auf. Ein anderer kritisch betrachteter Aspekt ist, dass zur angemessenen Einführung sowohl oft mehr als auch besser qualifiziertes Personal nötig wird. Auch müssen zusätzliche finanzielle Mittel für die Fortbildungen zu den Expertenstandards aufgebracht werden, denn jeder Expertenstandard sollte bei seiner Einführung in Schulungen vertieft werden um den Forderungen bspw. des MDK und der Heimaufsicht gerecht werden zu können.[4]

Literatur

  • Barbara Messer: Die Expertenstandards im Pflegealltag Schlütersche, 2007 ISBN 978-3899931846
  • Simone Schmidt: Expertenstandards in der Pflege: Eine Gebrauchsanleitung Springer, 2009 ISBN 978-3642013225

Verband der Ersatzkassen: Expertenstandards in der Pflege Stand: 4. November 2019 abgerufen am 30. Juni 2020

Einzelnachweise

  1. Barbara Messer: Die Expertenstandards im Pflegealltag Schlütersche, 2007 ISBN 978-3899931846 S. 14
  2. Barbara Messer: Die Expertenstandards im Pflegealltag Schlütersche, 2007 ISBN 978-3899931846 S. 20–21
  3. MDK: Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes über die Prüfung der in Pflegeeinrichtungen erbrachten Leistungen und deren Qualität nach §114 SGBXI (PDF)
  4. Simone Schmidt: Expertenstandards in der Pflege: Eine Gebrauchsanleitung Springer, 2009 ISBN 978-3642013225 S. 6–7