Darja Domratschawa

Darja Domratschawa
Darja Domratschawa auf eine nach dem Olympiamedaillengewinn 2010 herausgegebenen belarussischen Briefmarke
Voller Name Darja Uladsimirauna
Domratschawa
Verband Belarus Belarus
Geburtstag 3. August 1986 (37 Jahre)
Geburtsort MinskWeißrussland Sozialistische Sowjetrepublik Belarussische SSR,
Sowjetunion Sowjetunion
Größe 168[1] cm
Gewicht 57 kg
Karriere
Beruf Sportlehrerin
Verein Dinamo Minsk
Trainer Nikolai Sacharow
Aufnahme in den
Nationalkader
1999
Debüt im Weltcup 2006
Weltcupsiege 31
Status zurückgetreten
Karriereende 25. Juni 2018
Medaillenspiegel
Olympia-Medaillen 4 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
WM-Medaillen 2 × Goldmedaille 4 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
EM-Medaillen 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
JWM-Medaillen 2 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Bronze 2010 Vancouver Einzel
Gold 2014 Sotschi Verfolgung
Gold 2014 Sotschi Einzel
Gold 2014 Sotschi Massenstart
Gold 2018 Pyeongchang Staffel
Silber 2018 Pyeongchang Massenstart
 Biathlon-Weltmeisterschaften
Silber 2008 Östersund Mixed-Staffel
Silber 2011 Chanty-Mansijsk Massenstart
Bronze 2011 Chanty-Mansijsk Staffel
Silber 2012 Ruhpolding Sprint
Gold 2012 Ruhpolding Verfolgung
Gold 2013 Nové Město Massenstart
Silber 2017 Hochfilzen Verfolgung
 Biathlon-Europameisterschaften
Gold 2007 Bansko Sprint
Gold 2007 Bansko Staffel
 Biathlon-Juniorenweltmeisterschaften
Gold 2005 Kontiolahti Sprint
Gold 2005 Kontiolahti Verfolgung
Bronze 2006 Presque Isle Verfolgung
Silber 2007 Martell Sprint
Silber 2007 Martell Verfolgung
Weltcupbilanz
Gesamtweltcup 1. (2014/15)
Einzelweltcup 2. (2013/14, 2014/15)
Sprintweltcup 1. (2014/15)
Verfolgungsweltcup 1. (2011/12)
Massenstartweltcup 1. (2010/11, 2011/12, 2013/14)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
Einzel 3 3 2
Sprint 10 11 10
Verfolgung 10 5 8
Massenstart 9 3 4
Staffel 0 4 3
letzte Änderung: Saisonende 2017/18

Darja „Dascha“ Uladsimirauna Domratschawa (belarussisch Дар’я Уладзіміраўна Домрачава, russisch Дарья Владимировна Домрачева/Darja Wladimirowna Domratschewa, engl. Transkription Darya Domracheva; * 3. August 1986 in Minsk) ist eine ehemalige belarussische Biathletin, die 2014[2] und 2018 insgesamt vier olympische Goldmedaillen gewann.

Karriere

Weltcupsprint in Oberhof im Januar 2018

Darja Domratschawa betreibt seit 1999 Biathlon. Die Sportlehrerin, die in Minsk und Njagan lebt, startete für den Biathlon-Club Dinamo Minsk und wurde von Nikolai Sacharow trainiert. Sie debütierte zu Beginn der Saison 2006/07 in Östersund im Weltcup. Bei ihrem dritten Rennen, einem Sprint in Hochfilzen, lief sie als Fünfte erstmals unter die Top 10. Schon 2005 in Kontiolahti wurde sie im Sprint und der Verfolgung Juniorenweltmeisterin. Im folgenden Jahr musste sie sich bei der Verfolgung in Presque Isle nur Magdalena Neuner und der Französin Marion Blondeau geschlagen geben und 2007 holte sie in Sprint und Verfolgung jeweils Silber. Im Jahr 2008 gewann sie bei den Biathlon-Weltmeisterschaften mit der Mixedstaffel Silber.

Am 11. Januar 2009 fuhr sie im Massenstartrennen des Weltcups in Oberhof in Führung liegend zum zweiten Liegendschießen. Sie schoss jedoch stehend und hatte fünf Fehlschüsse, weil ihre fünf Treffer auf den falschen Scheiben, den Stehendscheiben, einschlugen. Diesen Irrtum konnte sie erst beim Verlassen des Schießstandes bemerken, da sie als Rechtsschützin auf Bahn 1 stehend die Konkurrentinnen nicht im Blick hatte. Weil dieser Fehler eine mögliche Zeitstrafe von zehn Minuten bedeutete, gab sie wenig später auf.[3][4][5][6] Es war das erste Mal, dass so etwas einem Biathleten in einem Massenstartrennen des Weltcups passierte. Nach diesem Missgeschick bekam Domratschawa viel Trost und Zuspruch. Insgesamt ging es danach für die Belarussin in der Leistung steil bergauf. In den folgenden Rennen kam sie mehrfach nacheinander unter die besten Zehn. Beim Sprint in Ruhpolding lief sie als Dritte erstmals auf das Podest, eine Woche später wurde sie in Antholz sogar Sprint-Zweite.

Fast auf den Tag genau ein Jahr später passierte Domratschawa wiederum in Oberhof ein ähnliches Missgeschick. Erneut in Führung liegend, zielte sie beim dritten Schießen vom Stand eins auf die Scheiben von Stand zwei, bemerkte aber dieses Mal während des Schießens ihren Fehler und konnte zumindest einen Schuss richtig setzen. Sie beendete das Rennen als Neuntplatzierte.

Einen großen sportlichen Erfolg konnte Darja Domratschawa bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver feiern, als sie im Einzel die Bronzemedaille gewann. Die gute Olympiaform bewies Darja Domratschawa ebenfalls mit Rang sechs im Massenstart und Platz acht im Sprint. Beim ersten Weltcup nach den Winterspielen gewann Domratschawa beim Sprint in Kontiolahti erstmals ein Weltcup-Rennen und konnte im anschließenden Verfolgungsrennen erneut auf Platz eins laufen. Durch einen Sieg im letzten Massenstartrennen der Folgesaison sicherte sie sich den Sieg in der Gesamtwertung des Massenstartweltcups.

In der Saison 2011/2012 war sie die stärkste Konkurrentin der späteren Gesamtweltcupsiegerin Magdalena Neuner. Domratschawa konnte mit sechs Saisonsiegen zwar nur den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegen, verteidigte aber den Massenstartweltcup und gewann ebenfalls den Weltcup in der Verfolgung. Auch bei den Weltmeisterschaften in Ruhpolding lieferten sich Domratschawa und Neuner im Sprint und in der Verfolgung die Duelle um den Sieg. Im Sprint musste sich Domratschawa mit der Silbermedaille begnügen, konnte aber in der Verfolgung auf Platz eins laufen.

Nach einem schleppenden Start in die Weltcup-Saison 2012/2013 konnte sich Domratschawa ab dem Weltcup in Ruhpolding wieder an das Podium herankämpfen. Bei der WM 2013 in Nové Město sicherte sie sich schließlich mit 9 Sekunden Vorsprung auf Tora Berger die Goldmedaille im Massenstart. Am Ende der Saison landete sie wie in der Vorsaison erneut auf dem zweiten Platz in der Gesamtweltcupwertung.

Bei den Olympischen Spielen in Sotschi wollte Domratschawa ihre Bestleistung abrufen und sich in den Ergebnissen von Vancouver steigern. Dass sie in einer guten Form war, bewies sie bereits mit ihren beiden Weltcupsiegen in Oberhof, wo sie im Sprint und in der Verfolgung vor der späteren Gesamtweltcupsiegerin Kaisa Mäkäräinen triumphierte. Doch ihr größter Triumph sollten die Olympischen Spiele sein. Der 9. Platz im Sprintrennen war zunächst ernüchternd, angesichts der Tatsache, dass Domratschawa mit nur einem Schießfehler 32 Sekunden hinter der fehlerfreien Kuzmina ins Ziel lief. Doch in der anschließenden Verfolgung überholte sie alle und gewann die olympische Goldmedaille. Die zweite Goldmedaille gewann sie im Einzelrennen. Der Massenstart von Sotschi komplettierte ihren Hattrick. Mit 20 Sekunden Vorsprung auf die Tschechin Koukalová sicherte sich Domratschawa ihre dritte Goldmedaille. In ihrem Heimatland feierte man sie als Weltstar, so wurden beispielsweise Briefmarken mit ihrem Kopf und den drei Medaillen gedruckt.

2013 verkündete die Biathletin die belarussischen Punkte beim Eurovision Song Contest. Nach ihren Olympiasiegen wurde sie als erste Frau überhaupt und als eine von bislang nur elf Trägern mit dem Titel Held von Belarus ausgezeichnet.[7] 2015 folgte die Auszeichnung zu Europas Sportlerin des Jahres für das Sportjahr 2014.

Bei den Biathlon-Weltmeisterschaften 2015 im finnischen Kontiolahti ging sie leer aus. Die beste Chance hatte sie im Massenstart, als sie sich auf der Zielgeraden der Italienerin Karin Oberhofer um 2,1 Sekunden geschlagen geben musste und den 4. Platz erreichte. In Chanty-Mansijsk 2015 beging sie beinahe den gleichen Fehler wie in Oberhof 2009, wo sie im Massenstart in Führung liegend beim 2. Schießen stehend statt liegend schoss. In der Verfolgung in Chanty-Mansijsk stellte sie sich ebenfalls beim 2. Schießen auf die Schießmatte. Wie sie selbst sagte, sei ihr der Fehler aufgrund des lautstarken Publikums aufgefallen. So legte sie sich anschließend hin und gewann die Verfolgung. Mit dem abschließenden 4. Platz im Massenstart gewann sie zum ersten Mal in ihrer Karriere den Gesamtweltcup.

In der Saison 2015/16 ging Domratschawa nach einer Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber nicht an den Start und legte anschließend wegen einer Schwangerschaft eine Pause ein.[8] Im Januar 2017 gab sie beim Weltcup in Oberhof ihr Comeback und gewann nur vier Monate nach der Geburt ihrer Tochter bei der Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen die Silbermedaille in der Verfolgung. Im Dezember konnte sie an selber Stelle auch ihren ersten Weltcupsieg nach fast drei Jahren feiern.

In der Saison 2017/18 konnte Darja Domratschewa fünf Weltcupsiege feiern und landete auf dem 3. Platz in der Gesamtwertung. Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang gewann sie im Massenstart die Silbermedaille und wurde am 22. Februar mit Nadseja Skardsina, Iryna Kryuko und Dsinara Alimbekawa Olympiasiegerin mit der Staffel. Im Juni 2018 beendete sie ihre Karriere im Alter von 31 Jahren.[9]

Darja Domratschawas Laufstil wird als elegant und überaus effizient beschrieben.[10]

Privatleben

Am 7. Juli 2016 heiratete Domratschawa den norwegischen Biathleten Ole Einar Bjørndalen.[11] Am 1. Oktober 2016 kam in Minsk die gemeinsame Tochter zur Welt.[12][13][14]

Statistik

Biathlon-Weltcup-Platzierungen

Die Tabelle zeigt alle Platzierungen (je nach Austragungsjahr einschließlich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften).

  • 1.–3. Platz: Anzahl der Podiumsplatzierungen
  • Top 10: Anzahl der Platzierungen unter den ersten zehn (einschließlich Podium)
  • Punkteränge: Anzahl der Platzierungen innerhalb der Punkteränge (einschließlich Podium und Top 10)
  • Starts: Anzahl gelaufener Rennen in der jeweiligen Disziplin
  • Staffel: inklusive Mixed- und Single-Mixed-Staffeln
Platzierung Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Gesamt
1. Platz 3 9 10 9 31
2. Platz 3 11 5 3 4 26
3. Platz 2 10 8 4 3 27
Top 10 12 58 47 31 54 202
Punkteränge 24 90 69 40 62 285
Starts 25 98 71 43 62 299

Weltcupsiege in Einzelrennen

Nr. Datum Ort Disziplin
1. 13. März 2010 Finnland Kontiolahti Sprint
2. 14. März 2010 Finnland Kontiolahti Verfolgung
3. 20. März 2011 Norwegen Oslo Massenstart
4. 1. Dez. 2011 Schweden Östersund Einzel
5. 10. Dez. 2011 Osterreich Hochfilzen Verfolgung
6. 22. Jan. 2012 Italien Antholz Massenstart
7. 4. März 2012 Deutschland Ruhpolding (WM) Verfolgung
8. 17. März 2012 Russland Chanty-Mansijsk Verfolgung
9. 18. März 2012 Russland Chanty-Mansijsk Massenstart
10. 7. Dez. 2012 Osterreich Hochfilzen Sprint
11. 17. Feb. 2013 Tschechien Nové Město (WM) Massenstart
12. 7. März 2013 Russland Sotschi Einzel
13. 3. Jan. 2014 Deutschland Oberhof Sprint
14. 4. Jan. 2014 Deutschland Oberhof Verfolgung
15. 9. März 2014 Slowenien Pokljuka Massenstart
16. 20. März 2014 Norwegen Oslo Sprint
17. 4. Dez. 2014 Schweden Östersund Einzel
18. 20. Dez. 2014 Slowenien Pokljuka Verfolgung
19. 11. Jan. 2015 Deutschland Oberhof Massenstart
20. 18. Jan. 2015 Deutschland Ruhpolding Massenstart
21. 23. Jan. 2015 Italien Antholz Sprint
22. 24. Jan. 2015 Italien Antholz Verfolgung
23. 8. Feb. 2015 Tschechien Nové Město Verfolgung
24. 14. Feb. 2015 Norwegen Oslo Sprint
25. 21. März 2015 Russland Chanty-Mansijsk Verfolgung
26. 8. Dez. 2017 Osterreich Hochfilzen Sprint
27. 21. Jan. 2018 Italien Antholz Massenstart
28. 9. März 2018 Finnland Kontiolahti Sprint
29. 18. März 2018 Norwegen Oslo Verfolgung
30. 23. März 2018 Russland Tjumen Sprint
31. 25. März 2018 Russland Tjumen Massenstart

Olympische Winterspiele

Ergebnisse bei Olympischen Winterspielen:

Einzelwettbewerbe Staffelwettbewerbe
Sprint Verfolgung Einzel Massenstart Damenstaffel Mixedstaffel
Olympische Winterspiele 2010 Olympische Winterspiele | Kanada Vancouver 8. 15. Bronze 3. 6. 7.
Olympische Winterspiele 2014 Olympische Winterspiele | Russland Sotschi 9. Gold 1. Gold 1. Gold 1. 5. -
Olympische Winterspiele 2018 Olympische Winterspiele | Korea Sud Pyeongchang 9. 37. 27. Silber 2. Gold 1. 5.
Commons: Darja Domratschawa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Darya Domracheva. Eurosport, abgerufen am 23. Februar 2020.
  2. Kicker
  3. Boris Herrmann: Stehend K. o. In: Berliner Zeitung. 12. Januar 2009, abgerufen am 10. Juli 2015.
  4. spox.com: 11. Jänner 2009 Eine Frau revolutioniert das Biathlon.
  5. Biathlon in Oberhof – Wilhelm gewinnt Massenstartrennen. spox.com, 11. Januar 2009, abgerufen am 23. August 2015.
  6. IBU Disciplinary Rules. (PDF; 110 kB) IBU, S. 5.4 c, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. Februar 2009 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.biathlonworld3.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Domracheva named 'Hero of Belarus' after third gold.
  8. Startverzicht.
  9. Südwest Presse Online-Dienste GmbH: Weißrussin hört auf: Schießstand ade: Biathlon-Star Domratschewa beendet Karriere. In: Südwest Presse. 25. Juni 2018 (Online).
  10. Ilka Schweikl: Zweite Goldmedaille für Darya Domracheva. biathlon-online.de, 14. Februar 2014, abgerufen am 12. Januar 2017.
  11. Heirat.
  12. „«König» Bjørndalen (42) setzt seine Karriere doch fort!“, auf www.blick.ch, abgerufen am 5. April 2016.
  13. „Domratschewa/Björndalen freuen sich über Töchterchen“, auf rp-online.de, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  14. „Domratschawas Baby bekam Familiennamen des Vaters“, Euroradio, 4. November 2016, abgerufen am 9. Dezember 2016.