Bundesverband Rettungshunde

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Der BRH Bundesverband Rettungshunde e.V. (BRH) ist ein Verein mit Sitz in Hünxe mit 1.700 Mitgliedern.

Er ist nach eigenen Angaben der älteste deutsche rettungshundeführende Verband. Es gibt ca. 80 BRH-Rettungshundestaffeln in Deutschland. Die Schwerpunkte der Einsatzteams liegen in der Flächen- und Trümmersuche, weiterhin werden Mantrailing (Personenspürhunde), Wasserortung und Lawinensuche angeboten. In mehreren Bundesländern sind die BRH-Rettungshundestaffeln offizielle Fachdienste im jeweiligen Landeskatastrophenschutz, in fast allen Bundesländern sind BRH-Einheiten in den kommunalen und regionalen Katastrophenschutz eingebunden.

Neben der Hauptaufgabe Vermisstensuche im Auftrag der Polizei werden Rettungshundeeinsätze national zusätzlich im Bereich der Trümmersuche insbesondere bei Hauseinstürze nach Gasexplosionen oder Großschadenslagen wie das ICE-Unglück in Eschede, den Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall oder den Einsturz des historischen Stadtarchives in Köln geleistet.

Im Durchschnitt erbringt eine BRH-Einsatzkraft pro Jahr 350 Stunden an Ausbildungs- und Übungszeiten, hinzukommen die Einsatzzeiten. Einsätze außerhalb des Katastrophenfalls sind für Alarmierende wie auch Gesuchte kostenfrei, die BRH-Einheiten sind immer für Anforderer verfügbar. Der BRH stellt für die wesentlichen kynologischen Fachverbände (FCI, VDH, dhv, AZG) die Fachkompetenzträger des Bereiches Rettungshunde. Die im BRH organisierten Rettungshundeführer, Helfer und Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich.

Verband

In der Bundesrepublik Deutschland begann der Bundesluftschutzverband im Jahr 1954 im Auftrag des Bundesministers des Innern[1] damit, Rettungshunde für die Trümmersuche auszubilden. Diese Rettungshundeteams waren im erweiterten Katastrophenschutz des Bundes eingebunden. Der Bundesverband für den Selbstschutz führte in den 60er-Jahren diese Ausbildung fort. Weil die Bundesbehörden auf die neu entwickelten elektronischen Ortungsgeräte setzten, wurde 1973 die Rettungshundeausbildung – auch aus finanziellen Gründen – vom Bundesministerium des Innern eingestellt.

Einige Hundeführer gründeten 1974 und 1975 die Rettungshundestaffeln Heilbronn (Unterland), Ulm, Rottweil und Pforzheim (Enzkreis). Daneben gab es nur einige wenige Rettungshunde bei den Feuerwehren in Rheinland-Pfalz und Hessen. Diese ausschließlich in Baden-Württemberg befindlichen privaten Rettungshundestaffeln gründeten 1976 den Verband für das Rettungshundewesen Baden-Württemberg. Nachdem sich zwei private Rettungshundestaffeln in Hessen und eine weitere in Nordrhein-Westfalen gegründet hatten, wurde der Verband für das Rettungshundewesen Baden-Württemberg durch entsprechende Satzungsänderung zum Bundesverband erweitert.

Seit 1983 wird von diesem Verband auch Ausbildung für die Flächensuche betrieben. In den folgenden Jahren haben auch andere Hilfsorganisationen (DRK, Johanniter, ASB, MHD, DLRG und THW) mit der Ausbildung von Rettungshunden begonnen.

Mitgliedschaft in Verbänden und Organisationen

Der BRH ist Mitglied bei:

Kooperationen

Der BRH unterhält Kooperationen mit:

  • Deutsche Rettungsflugwacht
  • Bilaterales Katastrophen-Abkommen EDAK Edirne, Türkei und dem BRH
  • der amerikanischen Rescue-Dog-Organisation
  • ÖRHB, Österreichische Rettungshunde Brigade

Gliederung des Verbandes

Die Basis des BRH sind die Rettungshundestaffeln, die auf dem einmal jährlich stattfindenden Verbandstag die Wahlen des Vorstandes, der Gremien und der Funktionsgruppen durchführen, die Satzung und Ordnungen beschließen.

Der Vorstand setzt sich zusammen aus dem Präsidium (Präsident, 1. und 2. Vizepräsident) als Vorstand nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und den Leitern der Referate Einsatz national, Einsatz international, Ausbildung, Finanzen, Recht & Versicherungen, Technik und Geräte, Medien & Kommunikation, Leistungsrichter, dem Beiratsvorsitzenden (gewählt von den Landesbeauftragten) sowie den Ehrenpräsidenten.

Die Landesbeauftragten werden von den Staffeln im jeweiligen Bundesland gewählt und vertreten die Interessen des BRH auf Landesebene. Aus den Reihen der Landesbeauftragten werden die Mitglieder für das BRH-Schiedsgericht gewählt.

Die technische Kommission setzt sich aus den operativen Bereichen (Referate Ausbildung, Einsatz, Technik + Geräte und Leistungsrichter) zusammen mit der Aufgabe die Qualitätsmerkmale der Rettungshundearbeit zu fördern und zu steigern.

Namhafte und international anerkannte Persönlichkeiten aus dem Katastrophenmanagement, der Kynologie und Soziologie bilden das BRH-Kuratorium. Dieses Gremium unterstützt und berät den Verband auf der Basis der jeweiligen Fachbereiche.

Bundesverband wie auch BRH-Rettungshundestaffeln sind als gemeinnützig anerkannte Vereine tätig. Die Verwaltung des gesamten BRH ist mit zwischenzeitlich fünf Personalstellen im BRH-Ausbildungs-/Schulungszentrum Hünxe angesiedelt. Für rund 151.000 Förderer des BRH ist die Geschäftsstelle in Hünxe im Kreis Wesel zentraler Ansprechpartner.

Ausbildungszentren

Insbesondere die grundsätzliche Schulung im Human- wie auch kynologischen Bereich als auch die weitere Qualifizierung von sogenannten Trümmersuchteams zum Einsatz bei Großschadenslagen ist ein Schwerpunkt für Investitionen des BRH. Zielsetzung ist, regional für die jeweils an- und umliegenden Bundesländer Ausbildungszentren zu schaffen, die über eine entsprechende Infrastruktur diese Ziele unterstützen.

Der BRH unterhält eigene Ausbildungszentren in Westdeutschland (Hünxe, Nordrhein-Westfalen), Norddeutschland (Malchin, Mecklenburg-Vorpommern) und in Süddeutschland (Mosbach, Baden-Württemberg). Der BRH ist weltweit führend in der Einrichtung einer solchen Anzahl und Struktur von Ausbildungszentren für Rettungshunde und auf Search & Rescue spezialisierter Facheinheiten.

Der BRH sieht seine Aktivitäten zur Schaffung von Ausbildungszentren im öffentlichen Interesse des jeweiligen Bundeslandes bzw. Land- oder Stadtkreises, da primär Belange des Katastrophen- und Zivilschutzes verfolgt und gefördert werden. Von den Investivmaßnahmen des BRH profitieren Behörden und BOS-Organisationen als auch Fachdienste anderer Hilfsdienste, da die Geländenutzungskonzepte beispielsweise fachdienst- und organisationsübergreifende und auch komplexe Übungsszenarien ermöglichen.

Die Ausbildungszentren sind unter der Bezeichnung TCRH (Training Center Retten und Helfen) geführt, Träger ist eine gleichnamige GmbH deren Alleingesellschafter der BRH Bundesverband Rettungshunde e.V. ist.

TCRH Hünxe

Am 9. April 2008 wurde im Rathaus zu Hünxe in der Nähe von Wesel in Nordrhein-Westfalen vom BRH der Kaufvertrag für das ehemalige Anita-Thyssen-Heim unterzeichnet. Aus dem Anwesen wurde das weltweit erste Schulungszentrum nur für Rettungshundeführer und Einsatzkräfte.

Das ungefähr 75.000 m² großen Gelände eignet sich für praktische Übungen wie Flächen- und Trümmersuche, Unterordnung und Gerätearbeit. Das Trümmergelände entspricht den hohen Anforderungen der Trümmerarbeit.

Ursprünglich war das Objekt von Thyssen als Schulungseinrichtung für Werksangehörige erbaut worden und bietet daher eine ausreichende Zahl verschieden großer Seminar- und Tagungsräume. Die vorhandene Großküche sowie die Unterbringungsmöglichkeit für 68 Veranstaltungsteilnehmer bietet das Schulungszentrum des BRH.

Die Renovierung der ehemalige Thyssen Schulungseinrichtung wurde zum Großteil von den Mitgliedern der einzelnen Staffeln durchgeführt.

TCRH Malchin

In der Nähe von Malchin in Mecklenburg-Vorpommern hat der BRH im März 2010 eine große Industriebrache erworben. Das Gelände bietet eine Vielzahl unterschiedlichster Trainingsmöglichkeiten und wird kontinuierlich ausgebaut. Ziel des Ausbaus ist ein weltweit einzigartiges Trümmer-Übungsgelände.

Die ungefähr 25.000 m² große Fläche des ehemaligen Betonwerks eignet sich für die Abwicklung aufwändiger Übungsszenarien. Die Besonderheit: mehrere 90 Meter lange, bis zu 16 Meter breite und bis zu drei Etagen hohe Hallen bilden die Grundlage für die Einrichtung von Indoor-Übungsobjekten und stellen damit einen ganzjährigen Übungsbetrieb sicher. Ein großes Ziegelgebäude mit Balkenkonstruktion wurde kontrolliert zum Einsturz gebracht und bietet ein realistisches Einsatzszenario. Dies gilt ebenfalls für das aufwendig gestaltete Trümmergelände.

Seit der Eröffnung des Geländes finden regelmäßige Groß- und Einsatzübungen verschiedenster Organisationen sowie Sichtungen des BRH-Auslandskaders statt.

TCRH Mosbach

Auf dem Gelände der ehemaligen Neckartalkaserne zwischen Neckarelz und Neckarzimmern in Baden-Württemberg betreibt der BRH seit 2015 auf einer Kernfläche von zwischenzeitlich 110.000 m² und mit einer Gesamtübungsfläche von 270.000 m² ein Ausbildungs- und Schulungszentrum für den Katastrophenschutz. BOS-Organisationen üben hier interdisziplinär fachdienst- und organisationsübergreifend alle Bereiche des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes sowie der Inneren Sicherheit.

Die vorhandenen Flächen- und Gebäudestrukturen decken alle Erfordernisse technischer wie auch nicht-technischer Fachdienste für taktische und operative Schulungen und Übungen ab. Hier werden spezielle Szenarien aber auch Großschadens-, Amok- und Terrorlagen dargestellt. Die Anlage verfügt über Schulungs-, Indoor-Übungsräume, Konferenztechnik und Büros sowie Übernachtungskapazitäten für bis zu 150 Personen.

Mit dem Eigentümer des Geländes besteht eine Kooperation. Dadurch ist es auf möglich, unterschiedliche Materialien wie Beton, Holz, Stahl, Elektronik, Papier etc. inklusive Entsorgung für zerstörende und nicht-zerstörende Übungen und Ausbildungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.

Für den BRH selbst dient das TCRH Mosbach als Schwerpunktzentrum für die Ausbildung von Teams in der biologischen und technischen Ortung in Trümmern. Zahlreiche Schadensstellen befinden sich im Bau oder sind bereits fertiggestellt. Sie bilden verschiedenste Einsatzlagen ab und sind für die qualifizierte Ausbildung der Einsatzkräfte gedacht.

Hunderassen

Im Rettungshundewesen gibt es nicht den typischen Rettungshund. Deshalb sind im BRH eine Vielzahl von unterschiedlichen Rassen einschließlich Mischlinge vertreten. Die Auswahlkriterien beziehen sich im Wesentlichen auf das Wesen, die Arbeitsbereitschaft und Leistungsfähigkeit des Hundes. In der Regel erfüllen alle mittelgroßen Hunderassen diese Voraussetzungen.

Rettungshundeführer

Bedingt durch die Beanspruchung des Menschen und Hundes im Rettungs- und Katastropheneinsatz werden an Hundeführer und Helfer gewisse Anforderungen gestellt, die sie periodisch unter Beweis stellen müssen. Neben dem Willen im Rettungsdienst und Katastrophenschutz tätig zu sein und Kenntnissen in der Hundeausbildung müssen sie auch praktische und theoretische Kenntnisse in einsatzrelevanten Themen beherrschen wie Geländeorientierung, Einsatztaktik, Funk, Erste Hilfe an Mensch und Hund, Schadensbeurteilung und Einsatzmanagement.

Ausbildung und Prüfungen

Die Ausbildung wird in den Rettungshundestaffeln durch vom Verband zertifizierte Ausbilder und in überregionalen Fortbildungen durchgeführt. Grundvoraussetzung für den Weg zum Rettungshund ist die Begleithundeprüfung nach VDH/AZG. Nach einer Vorprüfung schließt sich die Hauptprüfung in den Sparten Flächensuche und Trümmersuche an. Für Mantrailer existiert eine separate Prüfungsordnung.

Des Weiteren können die Prüfungen nach IPO-R A und B in allen Sparten (Flächensuche, Trümmersuche, Fährtensuche, Lawinensuche) abgelegt werden. Die Prüfungen werden von staffelunabhängigen Leistungsrichtern abgenommen.

Alarmierungen und Einsätze

Lokale und überregionale Alarmierungen werden über die Dienststellen der Polizei, Feuerwehr, anderen Hilfsorganisationen an die zuständige Staffel geleitet. Alarmierungen für Einsätze im Ausland gehen an die zentrale Einsatzleitung des BRH. Alarmierungen und Einsätze sind für die Anforderer und Betroffenen kostenlos.

In etlichen Bundesländern ist der BRH in den Katastrophenschutz-Plan des Landes eingebunden (z. B. Baden-Württemberg, Sachsen) und/oder ist in den erweiterten Katastrophenschutz des jeweiligen Landkreises integriert (z. B. Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Saarland). Zusätzlich gibt es in einigen Bundesländern einen Kooperationsvertrag mit dem Innenministerium des Landes zur Suche nach vermissten Personen in Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden (z. B. Hessen). Dazu ist eine zusätzliche Überprüfung der Rettungshundestaffel durch die Landespolizeibehörde und/oder Polizeihundeschule erforderlich.

2002 wurde eine Auslandsqualifizierungsprüfung eingeführt. Besonders qualifizierte Teams aus den Bereichen Trümmersuche, Rettung / Bergung, Medizin, Logistik und Führung gehen unter UN-Mandat als sogenanntes BRH-Auslandskader bei internationalen Katastrophenlagen in Einsatz. Die Auslandsaktivitäten des BRH (BRH Search and Rescue) gliedern sich in zwei Bereiche:

  1. Auslandseinsätze in Europa im Rahmen von Hilfen durch meist angrenzende deutsche Bundesländer auch im Rahmen von bilateralen Abkommen oder Einsätzen des deutschen Katastrophenschutzes. Diese werden in der Regel durch die Einsatzkräfte der lokalen, regionalen oder überregionalen BRH-Rettungshundestaffeln erbracht.
  2. Internationale Einsätze bei Großschadenslagen unter UN-Mandat. Diese werden durch Mitglieder des BRH-Auslands-Kaders unter dem Dach der I.S.A.R. Germany absolviert.

Zur Abwicklung aller Auslandseinsätze wurde in Hünxe ein eigenes Lagezentrum (internationales Lagezentrum; ILZ) eingerichtet.

Einzelnachweise

  1. https://www.bundesverband-rettungshunde.de/de/chronik.html