Biosemiotik

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Biosemiotik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die Prozesse in biologischen Systemen mit Hilfe der Semiotik untersucht und Leben als biologische Zeichen- und Kommunikationsprozesse versteht.[1]

Begriff und Disziplinenkonzept entwickelten sich seit Anfang der 1970er Jahre in Deutschland. Thure von Uexküll (1908-2004) suchte seinen Vater, den berühmten Theoretischen Biologen Jakob von Uexküll (1864–1944) im semiotischen Bereich zu verankern. Dessen Arbeit (insbesondere) über die Wahrnehmunsphysiologie und subjektive Wahrnehmung von Tieren standen ausserhalb der üblichen Lehre, waren aber in ihrer Durchführung und der schier enzyklopädischen Materialmenge bleibend fachlich und ausserfachlich anregend. Thure von Uexküll schrieb einen grundlegenden Beitrag im ersten Band der Zeitschrift für Semiotik (1979), welche die Semiotik im Deutschen Sprachraum als kohärenten Wissenschaftsbereich durchzusetzen suchte. Die Universität Hamburg unterhält in Zusammenarbeit mit dem Jakob von Ueküll Zentrum in Tartu (Estland) und dem Uexküll Enkel [Carl Wolmar Jakob von Uexküll]], dem Stifter des alternativen Nobelpreises, das Jakob von Uexküll-Archiv für Umweltforschung und Biosemiotik.

Die Professoren Max Bense in Stuttgart, Roland Posner in Berlin und Jeff Bernard in Wien stellten ihre Institute und Infrastrukturen auch diesem Bereich der Semiotik zur Verfügung, betreuten Kongresse, Sammelbände, Besprechungen. Thomas Sebeok hatte von der Linguistik herkommend sich immer mehr auch mit der Sprache von nicht menschlichen Lebewesen befasst. In dieser Zeit entstanden Vorträge und Arbeiten zum Kunstschaffen nestabauender Vögel oder zur Mensch-Hund Kommunikation. Die Fragen regten aber auch Biochemikerinnen und Genetiker an. Fragen der Informationgenerierung und - übertragung in belebten Körpern, die Codierung und Weitergabe von Erbinformationen rufen ja nach Zeichentheorien. Der Biologe Joachim Schult arbeitet von seinem Bereich der Forschung mit Spinnen herkommend für die semiotische Wende der Biologie.

Die Biosemiotik ist kein Gegenparadigma zur herkömmlichen Biologie, wohl aber eine Interdisziplin, angewiesen auf die Anfragen und vorrätigen Empirien aus den naturwissenschaftlichen Disziplinen, dann aber fähig, häufig ganz unerwartete Rahmen und Methoden beizusteuern.

Siehe auch

Literatur

  • Uexküll, Thure v.: Signs, Symbols and Systems. In: T. Sebeok, R. Posner (Hg). A semiotic Landscape. Den Haag, Paris, New York 1974, pp. 487-492.
  • Uexküll, Thure v.: Jakob von Uexküll.in Zeitschrift für Semiotik. Erster Band 1979
  • Uexküll, Thure v.: Die Umweltlehre als Theorie der Zeichenprozesse. In Th v. Uexküll (Hg): Jakob von Uexküll. Kompositionslehre der Natur. Frankfurt, Berlin, Wien 1980
  • Martin Krampen, Klaus Oehler, Roland Posner, Thomas A. Sebeok, Thure von Uexküll (Hrsg.): Classics of Semiotics. Plenum Press, New York 1987
  • Uexküll, Thure v.: Semiotics and medicine. Semiotica 38, 3/4, 205-215, 1982
  • Sebeok, Thomas A.; Umiker-Sebeok, Jean (Hgs.): Biosemiotics: The Semiotic Web 1991. Mouton de Gruyter, Berlin 1992
  • Uexküll, Thure v., Geigges, Werner, Herrmann, Jörg: Endosemiosis. Semiotica 96, 1/2, 5-51, 1993.
  • Schult, Joachim (Hg.): Biosemiotik — praktische Anwendung und Konsequenzen für die Einzelwissenschaften. VWB-Verlag, Berlin 2004
  • Witzany, Guenther: 'The Logos of the Bios 1. Contributions to the foundation of a three leveled Biosemiotics'. Umweb, Helsinki, 2006
  • Hoffmeyer, Jesper: Biosemiotics. Scranton, University of Scranton Press, 2008
  • Kull, Kalevi; Emmeche, Claus; Favareau, Donald: Biosemiotic questions. Biosemiotics 1(1): 41-55, 2008
  • Kull, Kalevi; Deacon, Terrence; Emmeche, Claus; Hoffmeyer, Jesper; Stjernfelt, Frederik: Theses on biosemiotics: Prolegomena to a theoretical biology. Biological Theory 4(2): 167–173, 2009.

Einzelnachweise

  1. Winfried Nöth: Handbuch der Semiotik. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart 2000, S. 254.