„Punk (Musik)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Ramones Toronto 1976.jpg|right|300px|thumb|[[Ramones]], eine Punk-Band der ersten Stunde]]
'''Punk''' {{IPA|[pʌŋk]}}, im englischen Sprachraum auch ''Punk Rock,'' im deutschen ''Punk-Rock'' oder ''Punkrock'', ist eine [[Genre|Stilrichtung]] der [[Rockmusik]], die Mitte der 1970er Jahre in [[New York City|New York]] und [[London]] zusammen mit der [[Subkultur]] des [[Punk]] entstanden ist. Nachdem sich der Punk-Rock etabliert hatte, entstanden verschiedene Stilrichtungen mit eigenen Subkulturen. Auf Punkkonzerten entwickelte sich mit dem [[Pogo]] ein zur Musik passender Tanzstil.

== Stilmerkmale ==
Punkrock zeichnet sich durch trivial-einfache, jedoch nicht unoriginelle Kompositionen aus, was mit dem Schlagwort „drei Akkorde“ treffend umschrieben wird.<ref>Budde, Dirk: ''Take Three Chords. Punkrock und die Entwicklung zum American Hardcore'', Karben 1997 (Dissertation mit Schwerpunkt Musik)</ref> Punkbands setzen typischerweise auf die traditionelle Besetzung einer [[Rockband]], bestehend aus ein oder zwei [[E-Gitarre|Gitarren]], [[E-Bass|Bass]], [[Schlagzeug]] und [[Gesang]]. Der Sound ist durch übersteuerte Gitarrenverstärker, hohe Tempi und eine raue, unmodulierte Gesangsstimme geprägt. Die Texte sind konfrontativ bis aggressiv, thematisieren die soziale Situation oder transportieren politische oder [[Nihilismus|nihilistische]] Inhalte. Die Gitarrenparts beschränken sich meist auf verzerrte [[Power Chord]]s oder Barrégriffe, instrumentale Intros vor den eigentlichen Songs kommen ebenso wie reine Instrumentalstücke kaum vor. Laut [[John Holmstrom]], einem Karikaturisten des ''[[Punk (Magazin)|Punk Magazine]]'', war Punk-Rock „Rock ’n’ Roll von Leuten, die keine großen Fähigkeiten als Musiker hatten, aber trotzdem ein Bedürfnis fühlten, sich durch Musik auszudrücken“.<ref name="30 years">McLaren, Malcolm: [http://news.bbc.co.uk/2/hi/entertainment/5263364.stm ''"Punk Celebrates 30 Years of Subversion"''], ''BBC News'', 18. August 2006. Eingesehen am 17. Dezember 2006.</ref>

== Gesellschaftliche Aspekte ==
Die Punk-[[Subkultur (Musik)|Subkultur]] ist durch die Ablehnung bürgerlicher Werte und gesellschaftlicher Regeln sowie die Auflehnung dagegen bestimmt. Punk-Musik in ihrer Ursprungsform war eine rohe und ungeschliffene Form des [[Rock ’n’ Roll]] und grenzte sich damit vom als artifiziell empfundenen [[Progressive Rock]] wie auch von der [[Disco (Musik)|Disco]]-Kultur ab. [[Tommy Ramone]] äußerte in diesem Zusammenhang: „1973 wusste ich: was gebraucht wird, ist reiner Rock ’n’ Roll ohne Bullshit.“<ref>Ramone, Tommy: ''Fight Club'', [[UNCUT (Magazin)|Uncut]], Januar 2007.</ref> Laut John Holmstrom „musste Punk Rock kommen, da die Rockszene so zahm geworden war, dass Acts wie [[Billy Joel]] und [[Simon and Garfunkel]] als Rock ’n’ Roll bezeichnet wurden, wohingegen für mich und andere Fans, Rock ’n’ Roll für wilde und rebellische Musik stand.“<ref>McLaren, Malcolm: [http://news.bbc.co.uk/2/hi/entertainment/5263364.stm ''Punk Celebrates 30 Years of Subversion''], ''BBC News'', 18. August 2006. Eingesehen am 17. Januar 2006.</ref> Darüber hinaus lehnte die Subkultur auch „den politischen Idealismus und die kalifornische Flower-Power-Albernheit des Hippie-Mythos“<ref>Christgau, Robert: [http://www.robertchristgau.com/xg/bkrev/mcneil-nyt.php ''Please Kill Me: The Uncensored Oral History of Punk'', by Legs McNeil and Gillian McCain" (review)], ''New York Times Book Review'', 1996. Eingesehen am 17. Januar 2007.</ref> ab, so Musikjournalist Robert Christgau. [[Patti Smith]] hingegen äußert in der Dokumentation ''25 Years of Punk'', dass Hippies und Punks durch eine gemeinsame Anti-Establishment-Mentalität verbunden waren. Einige Punk-Musiker lehnten nicht nur den Mainstream-Rock und die mit ihm verbundene Kultur ab, sondern insbesondere die populärsten Protagonisten der Musikbranche. So proklamierten [[The Clash]]: „No [[Elvis Presley|Elvis]], [[The Beatles|Beatles]] or [[The Rolling Stones]] 1977“ (Kein Elvis, keine Beatles oder Rolling Stones im Jahre 1977).<ref>The Clash – ''1977''</ref> Das Jahr 1977, der ''Summer of 77'', das mit der Blüte der britischen Punkszene assoziiert wird, sollte sowohl musikalisch als auch kulturell betrachtet ein Jahr Null sein.<ref>Sabin, Roger: ''Punk Rock: So What?: The Cultural Legacy of Punk'' (1999), S. 101, London (Routledge).</ref> In diesem Sinne enthielt auch der 1980 aufgenommene und die Zeit retrospektiv behandelnde Song ''Punk 80'' der deutschen Band [[Artless]] die Zeilen: „Wir wollten neue Wege gehen / Wir ließen alte Helden stehen“.

== Entwicklung des Punk ==
=== Vorläufer des Punk ===
Die musikalischen Ursprünge des Punkrock lagen in den rohen Formen des [[Rock ’n’ Roll]] der 1950er Jahre, im [[Garagenrock]] der 1960er Jahre, im amerikanischen [[Protopunk]] sowie im britischen [[Glam Rock]] und [[Pub Rock]] der frühen 1970er Jahre. Die Einflüsse reichen von den [[The Stooges|Stooges]] bis hin zu [[Roxy Music]], die [[Buzzcocks]] nannten selbst den experimentellen [[Psychedelic Rock]] der deutschen Band [[Can (Band)|Can]].

=== Anfänge des Punk ===
In vielen Punk-Rock-Abhandlungen wird als Zeitpunkt der Entstehung des ''Punk'' das Jahr 1977 genannt. Nach einem medienwirksamen Skandalinterview in der quotenstarken Bill Grundy-Show im englischen Fernsehen im Dezember 1976 wurde die Szene in Großbritannien erfolgreich.<ref>http://www.youtube.com/watch?v=JTM3CdzB4Vs Youtube Video Bill Grundy Interview mit den Sex Pistols</ref> In diesem Jahr hatten Bands wie die [[Sex Pistols]], [[Generation X (Band)|Generation X]], die [[Ramones]] und [[The Clash]] ihren Durchbruch. Bereits lange vorher schon spielten Garagenbands, insbesondere aus dem Umfeld des [[CBGB]] in New York Vorformen des neuen Stils. Die Sex Pistols traten zum ersten Mal im November 1975 auf. Garagenbands aus der Prä-Punk-Ära spielten einfache, meist kurze Songs, oft auch Uptempo-Coverversionen bekannter Songs. Über das Debütalbum der [[MC5]] beispielsweise schrieb [[Lester Bangs]], dass die meisten Stücke in ihren primitiven drei-Akkord-Strukturen kaum voneinander zu unterscheiden seien.<ref>[http://www.rollingstone.com/artists/mc5/albums/album/105316/review/5941601/kick_out_the_jams MC5: ''Kick Out the Jams''] review by Lester Bangs, [[Rolling Stone]], 5. April 1969. Eingesehen am 16. Januar 2007.</ref> So sind etwa die Hälfte der Songs auf dem ersten Ramones-Album kürzer als zwei Minuten und mit dem im Rock ’n’ Roll üblichen Strophe-Refrain-Schema im 4/4-Takt eingespielt, der Gesang klingt eher nach Schreien als nach Singen. Die folgenden Generationen brachen zum Teil mit diesen Strukturen, für ihre Musik wurden neue Bezeichnungen geprägt.

=== Weiterentwicklung des Punk ===
Der programmatische Ansatz der Einfachheit, das Selbstverständnis der genialen [[Dilettant]]en als Affront gegen musikalische Virtuosität, bescherte der Punk-Musik in ihrer Anfangszeit zwar einen großen Auftrieb, führte in der Folgezeit jedoch dazu, dass sich Musiker mit wenig kreativem Potential der Bewegung anschlossen. Damit ging eine [[Kommerzialisierung]] und Vereinnahmung als Modetrend einher. Ende der 1970er, Anfang der 1980er-Jahre spaltete sich der Punk in verschiedene Genres auf, von denen einige die Aggressivität der Musik sowie die Attitüde beibehielten und nach wie vor dem Punk zugeordnet werden, andere sich jedoch so weit von den Ursprüngen entfernten, dass sie nicht mehr als Subgenres des Punk angesehen werden. Im Wesentlichen können in der Folge drei Stilrichtungen unterschieden werden:
* Bands, die dem musikalischen Credo treu blieben und in ihren Aussagen zunehmend politischer wurden, wie zum Beispiel [[The Clash]] und später die [[Hardcore Punk|Hardcore]]-Bewegung.
* Bands, die den Punk zunehmend als Show inszenierten, wie etwa die [[Sex Pistols]] oder die [[Ramones]].
* Künstler, die sich in andere musikalische Felder weiterentwickelten, aber den Gedanken des Punk als [[Gegenkultur]] und viele der für Punk-Rock typischen Stilmittel übernahmen, z.&nbsp;B. [[New Wave]]- und [[Independent (Musik)|Independent]]-Bands. In der frühen Phase wurden diese Bands [[Post-Punk]]-Bands genannt.

In dieser Zeit entstanden u.&nbsp;a. der [[Oi!]], eine Musikrichtung, die auch unter [[Skinhead]]s Anklang findet, der [[Hardcore-Punk]], der [[Anarcho-Punk]], der [[Folk-Punk]] der [[The Pogues|Pogues]], der [[Psychobilly]] sowie der [[Gothic Rock]], der Punk-Einflüsse mit [[Glam Rock|Glam]]- und [[Psychedelic Rock|Psychedelic-Rock]]-Elementen vermischt, und der nicht klar davon zu trennende [[Death Rock]]. Einige der neuen Spielarten entstanden, weil die alten Bands der nachfolgenden Generation zu kommerziell, zu stark von den [[Major Label]]s beherrscht oder aber nicht radikal genug waren. Einige Bands wandten sich anderen Musikgenres zu, was zu einer Spaltung der Szene und zu Rivalitäten zwischen den Vertretern der verschiedenen Stilrichtungen führte.

=== Einfluss auf andere Stile ===
Einflüsse des Hardcore und des Anarcho-Punk finden sich im [[Thrash Metal]], im [[Crustcore|Crust]]- und [[Grindcore]] sowie auch im [[Metalcore]].
Außerdem gilt der [[Grunge]] als Mischung aus Punk und [[Metal]].
== Einzelnachweise ==
<references />

== Literatur ==
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* {{Literatur|Autor=Mark Andersen, Mark Jenkins|Titel=Dance of Days|TitelErg=Two Decades of Punk in the Nation's Capital|Verlag=Akashic|Ort=New York NY |Jahr=2003|ISBN=1-888451-44-0|Kommentar=englisch}}
* {{Literatur|Autor=Peter Belsito, Bob Davis, Craig Lee and Shreader |Titel=Hardcore California|TitelErg=A History of Punk and New Wave|Verlag=Last Gasp of San Francisco|Ort=Berkeley CA|Jahr=1984|ISBN=0-86719-314-X|Kommentar=englisch}}
* {{Literatur|Autor=[[Martin Büsser]]|Titel=If the kids are united|TitelErg=Von Punk zu Hardcore und zurück|Auflage=6.|Verlag=Ventil|Ort=Mainz|Jahr=2003|ISBN=3-930559-48-X|Kommentar=Erstausgabe bei Dreieck-Verlag, Mainz 1995 ISBN 3-930559-19-6}}
* {{Literatur|Herausgeber=IG Dreck auf Papier|Titel=Keine Zukunft war gestern|TitelErg=Punk in Deutschland|Jahr=2008|Verlag=Archiv der Jugendkulturen|Ort=Berlin|ISBN=9783940213457}}
* {{Literatur|Autor=Legs McNeill, Gillian McCain|Titel=Please Kill Me. Die unzensierte Geschichte des Punk|TitelErg=Erzählt von [[Lou Reed]], [[John Cale]], [[Patti Smith]], [[Iggy Pop]], [[Debbie Harry]], [[Willy DeVille]] u. a|Jahr=2004|Verlag=[[Hannibal]]|Ort=[[Höfen (Tirol)|Höfen]]|ISBN=9783854452379|Originaltitel=Please kill me - the uncensored oral history of punk|Übersetzer=Esther Breger, Udo Breger}}
* {{Literatur|Autor=Craig O’Hara|Titel=The Philosophy of Punk. Die Geschichte einer Kulturrevolte|Auflage =1.|Verlag=Ventil|Ort=Mainz|Jahr=2001 (3. Auflage 2004)|ISBN=3-930559-72-2|Übersetzer=Edward Viesel. Unter Mitarb. von Kiola Nordsieck|Originaltitel=The philosophy of punk}}
* {{ Literatur|Autor=John Robb|Titel=Punk-Rock|TitelErg=Die Geschichte einer Revolution|Übersetzer=Martin Büsser, Chris Wilpert|Originaltitel=Punk Rock: An Oral History|Verlag=[[Heyne-Verlag|Heyne]] Taschenbuch |Ort=München|Jahr=2009|ISBN=978-3-453-67550-6|Kommentar=deutsche Erstausgabe: ''Punk Rock, die ganze Geschichte'', Ventil, Mainz 2007, ISBN 978-3-931555-76-4 - Original englisch: Ebury Press, London 2010, ISBN 978-0-09-192467-6}}

== Siehe auch ==
* [[Portal:Punk]]
* [[Portal:Rockmusik]]
* [[Punk in Deutschland]]
* [[:Kategorie:Punk-Label|Punk-Labels (Kategorie)]]
* [[:Kategorie:Punkband|Punk-Bands (Kategorie)]]
* [[The Roxy Club]]

== Weblinks ==
* [http://knox.p-u-n-k.de/db/ Umfangreiche Konzertdatenbank zum Thema Punk-Rock]
* [http://www.punkstelle.de/bands.htm Ausführliche Liste deutscher Punkbands]
* [http://www.bierundhartz4.de/ Liste deutscher Punkbands, Labels und Platten]
* [http://www.r-otten-s.de/punk/gruppen.htm Biografien wichtiger Punkbands der Anfänge]

{{Normdaten|SWD=4176370-1}}

[[Kategorie:Punk|!]]
[[Kategorie:Musikgenre]]
[[Kategorie:Stilrichtung der Rockmusik]]

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{{Link FA|th}}

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Version vom 10. Februar 2012, 13:59 Uhr