Unser Lieben Frauen (Lauben)

Die Kirche Unser Lieben Frau

Die evangelisch-lutherische Kirche Unser Lieben Frauen befindet sich im oberschwäbischen Lauben bei Memmingen im Landkreis Unterallgäu in Bayern. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.[1]

Lage

Die Kirche liegt zentral im Ort an der Kreisstraße MN13 südlich des Rathauses der politischen Gemeinde. Zum Osten und Norden fällt das Gelände steil zur Günz hin ab, die im Osten verläuft. Der Abhang wird durch eine Ziegelmauer abgesichert.

Geschichte

Gemeinde

Von dem bereits 1167 genannten Kirchenbau ist noch das unterste Turmgeschoss erhalten. Errichten ließen das Gotteshaus als Eigenkirche die damaligen Ortsbesitzer die Ritter von Lauben. Ein Uolricus de Loubon wurde zuletzt 1258 in einer Urkunde der Frauenkirche zu Memmingen genannt. Später ging der Ort zusammen mit der Kirche an Heinrich von Schönegg von Lauben, der das Dorf in einer von 1349 datierten Urkunde innehatte. Spätestens 1364 ging die Kirche mit dem Dorf an die Ritter von Reyberg von Achstetten. Das Dorf wurde kurze Zeit später, am 24. November 1383 vom Memminger Bürger Klaus Tagbrecht um 1500 Pfund Heller erworben. Hierzu gehörte der Kirchensatz und das Vogtrecht an der Kirche ebenfalls. Das Vogtrecht wurde jährlich mit zwölf Malter Korn vergütet. Des Weiteren gehörten zur Pfarrei ein Pfarrgut, acht Tagwerk Wiesen und ein Gut in Rummeltshausen. Am 24. August 1399 gründete Klaus Tagbrecht die Dreikönigskapellenstiftung in der Kalchstraße in Memmingen. Das Dorf Lauben wurde hier als wichtigste wirtschaftliche Grundlage der von der Reichsstadt Memmingen geführten Stiftung zugeführt. Ein Priester, der Hainrich (Graf) von Lobun hieß wurde erstmals 1353 genannt. Dieser geriet 40 Jahre später in Streit mit dem Inhaber der Kirche Klaus Tagbrecht über Zinsen aus verliehenen Liegenschaften. Der zwischen 1401 und 1405 verstorbene Priester wurde letztmals am 28. April 1401 als Bürge in einer Urkunde erwähnt. Während seiner über 50jährigen Amtszeit als Priester von Lauben wurde er auch Kapitelskämmerer des Kapitels Ottobeuren. Ein am 17. Juli 1405 vom Bischof in Augsburg genehmigter Antrag der Stiftungspfleger Inkorporation der Pfarrei Lauben wurde kurze Zeit später umgesetzt. In der Folge musste von der Stiftung lediglich ein Vikar angestellt werden, welcher angemessen zu entlohnen war. Bereits 1531 wurde die evangelische Lehre durch die Reichsstadt in Lauben eingeführt. Der letzte katholische Pfarrer Hans Blaicher wurde zum Michelistag entlassen. Sämtliche Rechte aus seinem Priesteramt lies er sich für 12 Malter Korn ablösen. Zusätzlich erhielt er noch eine nicht näher benannte Geldsumme sowie Heu.

Als erster evangelischer Pfarrer wurde am 9. November 1531 Martin Ülin von der Stadt in Lauben eingesetzt. Er sollte nicht auf den Kleinzehnt drängen. Die Bauern von Lauben wurde befohlen, dem Pfarrer in einem kriegerischen Notfall zur Hilfe zu eilen. Bereits im Mai 1532 legte sich Ülin mit der Reichsstadt an, in dem er darauf drängte, auch den von den Bauern verachteten Kleinzehnt einzutreiben. Dieses Ansinnen wurde jedoch von der Reichsstadt verneint. Erst 1534 erreichte es Ülin, das der bis dato in Naturalien abgelieferte Kleinzehnt in einen festen Geldbetrag umgewandelt wurde. Von diesem sollten ihm selbst 15 Gulden bleiben. Im September des Jahres 1535 wurde Martin Ülin vom Rat der Stadt Memmingen fristlos entlassen, da er mit Korn gehandelt habe, was einem Pfarrer nicht zustehen würde. Auch ein Einspruch des Oberpfarrers von St. Martin zu Memmingen verlief erfolglos. In der Zeit von 1635 bis 1649 war die Pfarrstelle in Lauben aufgrund des dreißigjährigen Krieges unbesetzt. Das geistliche Leben wurde in dieser Zeit von Magister Joseph Reusch von Memmingen aus versehen. Die Hoheit über das geistliche Leben hielt die Stadt Memmingen bis zur Mediatisierung inne. Seit dieser Zeit ist die kirchliche Gemeinde eigenständig und gehört dem evangelisch-Lutherischem Dekanat Memmingen an. Der Friedhof um die Kirche wurde 1973 aufgelassen.

Baugeschichte

Die erste Kirche wurde 1167 erwähnt. Mauerreste im Untergrund sowie die beiden unteren Geschosse des aus Tuffstein erbauten Turmes sowie die heute noch erhaltene Nordmauer des Langhauses deuten auf eine gute Steinmetzarbeit hin. Es handelte sich bei der ersten Kirche um eine Kirche mit lombardischer Wandgliederung. Um 1460/1470 entschloss man sich zu einem Neubau der Kirche, da die alte zu klein geworden war. Hierbei wurde auch die romanische Westfassade mit eingeschlossen, welche wohl 1522 abgebrochen, da das Gotteshaus nach Westen hin um etwa vier Meter verlängert wurde. Bei dieser Baumaßnahme wurde vermutlich auch ein Eingang auf der Südseite des Langhauses mit einem Vorzeichen angebaut.

Bei der Einführung der Reformation 1531 wurden sämtliche Altäre durch einen geregelten Bildersturm entfernt. Die Kanzel an der südlichen Ecke des Chorbogens wurde 1615 eingebaut. Der Zugang erfolgte durch einen Mauerdurchbruch an der Nordseite in die Sakristei. Eine erste Reestauration fand 1617 statt, bei welcher auch eine Uhr in den Turm eingebaut wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden wzei Fenster in die Nordmauer des Langhauses eingelassen, welche den romanischen Rundbogenfries durchschneiden. Eine Orgelempore wurde 1756 eingebaut und mit zwei querovalen beidseitig angebrachten Fenstern belichtet. Im selben Jahr wurde der Eingang der Kirche an die Westseite mit dem Bau eines Vorzeichens verlegt. Das Vorzeichen im Süden wurde abgebrochen. Eine letzte Renovierung fand von 1955 bis 1956 statt, eine Trockenlegung der Kirchenfundamente im Jahr 2000.

Baubeschreibung

Glocke im Kirchturm

Das Kirchengebäude besteht aus einem Langhaus mit vier Fensterachsen und Flachdecke. An das Langhaus schließt sich durch einen runden Chorbogen der aus drei Achsen bestehende eingezogene Chor mit 3/8 Schluss an. Im Chor ist ein Netzrippengewölbe vorhanden, welches auf Wappenkonsolen ruht. Der östliche Teil des Langhauses, sowie die unteren Turmgeschosse sind aus Tuffstein, die übrigen Baubestandteile aus Ziegelsteinen errichtet. In der Südseite des Langhauses sind zwei Maßwerkfenster eingesetzt, in der westlichen Achse auf beiden Seiten jeweils zwei querovale Fenster. Die Fenster des Chores wurden 1886 erneuert. Die Nordwand enthält Fenster mit abgesetzten Rundbogen, die an der Aussenfassade einen Rundbogenfries überschneiden. Die Westfassade besitzt ein spitzbogiges Fenster. Die Außenfassade des Chores ist durch Lisenen gegliedert, unterhalb der Traufe verläuft ein Stichbogenfries. Als ungefähr quadratischer Anbau an der Südseite ist die Sakristei ausgefüht. Diese ist mit einem Satteldach gedeckt und enthält Innen ein Kreuzgratgewölbe. Im nördlichen Chorwinkel ist der ungegliederte und mit einem Satteldach gedeckte Kirchturm errichtet. Im Obergeschoss sind schlichte gekoppelte Klangarkaden eingebaut.

Innenausstattung

Chor mit Netzrippengewölbe und Altar

Der neugotische Altar im Chorraum wurde 1886 von Hans Vordermayer geschaffen. Die Kanzel wurde laut einer Inschrift im Jahr 1708 von Christoph Heinrich Dittmar gestiftet. Sie besteht aus einem farbig gefassten Holzaufbau mit teils vergoldetem Dekor. Der polygonale Korb der Kanzel ist in Felder aufgeteilt, in diesen sich Bilder von Jesus Christus und den vier Evangelisten befinden. Die Zwischenbereiche der Bilder füllen Engelsköpfe mit Fruchtgehängen. Der Schalldeckel ist von einem Engel mit Palmzweig bekrönt.

Emanuel Jakob Schwarz stiftete 1772 den Taufstein aus Rotmarmor. Er besteht aus einem vierpassförmigen Becken und ist mit Muschelwerkdekor verziert. Der Deckel besteht aus Metall und wird von einer Taube bekrönt.

Das Chorgestühl aus Nadelholz stammt aus dem Jahr 1700. Das Stallengestühl an der Rückwand des Langhauses, aus der gleichen Zeit, hat zum Teil geschwungene Wangen. Die beiden einsitzigen Chorstühle, mit ihren geschwungenen Wangen, sind aus Nadelholz gefertigt und stammen aus dem späten 17. Jahrhundert. Ohrmuschelornamente in Laubsägearbeit finden sich an den Dorsalfeldern.

Die Gemälde in der Kirche wurden von Christian Mayer geschaffen. Die fünf großen, gerahmten, Gemälde stellen Maria Verkündigung (bezeichnet mit 1749), die Anbetung der Hirten (1765), die Kreuzigung (1749) und Auferstehung Christi (1755), sowie die Himmelfahrt Christi (1759) dar. Des Weiteren stammen die Gemälde an der Emporenbrüstung mit der Darstellung der zwölf Apostel und Jesus von ihm.

Im Chor sind an den nördlichen Gewölbekappen zwei gemalte Engel von 1460/1470 zu sehen. Oberhalb des Altars, zwischen den Rippen des Gewölbes ist das gemalte Doppelwappen der Stadt Memmingen und der Familie Tagbrecht angebracht. Beide Wappen wurden erst 1617 geschaffen, sind jedoch mit 1399 (Wappen der Stadt Memmingen) bzw. mit 1383 bezeichnet. An der Südwand des Langhauses ist eine gemalte Sonnenuhr angebracht.

Für die Gefallenen und Vermißten der Jahre 1805/1815, sowie für den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871, wurden Gedenktafelen aus Solnhofener Plattenkalk an der nordlichen Innenwand des Langhauses angebracht.

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Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Bayern III – Schwaben. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 628.
  • Tilmann Breuer: Stadt- und Landkreis Memmingen. Hrsg.: Heinrich Kreisel und Adam Horn. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 138, 139.
  • Rudolf Großmann: Die evang.-luth. Praffkirche Unser lieben Frau in Lauben an der Günz. Eigenverlag, Memmingen (online PDF-Dokument).

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung D-7-78-163-1

Koordinaten: 48° 3′ 31,5″ N, 10° 17′ 27,6″ O