„Slawische Sprachen“ – Versionsunterschied
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==Ausgestorbene slawische Sprachen== | ==Ausgestorbene slawische Sprachen== | ||
Im Zuge der deutschen [[Ostkolonisation]] wurde eine größere Zahl von westslawischen Völker assimiliert oder verdrängt, ihre Sprachen sind ausgestorben. Dies betrifft zunächst die slawischen Stämme zwischen [[Elbe]] und [[Oder]] und der Insel [[Rügen]], die bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts ausgestorben sind, dann das sog. [[Polabische Sprache|Polabische]] (auch Drawänopolabisch) im sog. Wendland bei [[Lüchow-Dannenberg]], das in der ersten Hälfte des [[18. Jahrhundert]]s ausgestorben ist, und schließlich das bis kurz nach 1900 in Pommern gesprochene [[Slowinzische Sprache|Slowinzische]]. Auch die Sprecherzahl der beiden [sorbische Sprache|sorbischen] Sprachen geht seit Jahrhunderten stetig zurück, das Niedersorbische kann heute als akut bedroht gelten. | |||
==Andere slawische Sprachen== | ==Andere slawische Sprachen== |
Version vom 12. Juni 2004, 17:00 Uhr
Allgemeines
Die slawischen Sprachen sind ein Zweig der indoeuropäischen Sprachen. Nach der geltenden wissenschaftlichen Auffassung sind sie aus dem sog. Urslawischen entstanden, dem die älteste slawische Schriftsprache, das Altkirchenslawische (ab dem 9. Jahrhundert) noch sehr nahe stand. Aus dem Altkirchenslawischen entwickelten sich etwa dem 11. Jahrhundert verschiedene Varianten, die man traditionell als Kirchenslawisch bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen Bulgarisch-Kirchenslawisch (oft auch Mittelbulgarisch genannt), Russisch-Kirchenslawisch, Serbisch-Kirchenslawisch, Kroatisch-Kirchenslawisch und Tschechisch-Kirchenslawisch. Auch in Rumänien war bis in 19. Jahrhundert eine spezielle Variante des Kirchenslawischen als Kirchensprache in Gebrauch.
Die folgende Übersicht enthält, gegliedert nach den drei Untergruppen Ostslawisch, Westslawisch und Südslawisch zunächst die slawischen Standardsprachen und danach die sog. Mikroliteratursprachen -- dieser Ausdruck ist in der Slawistik für Sprachformen üblich, in denen schriftliche Texte verfasst werden, die aber nicht alle Eigenschaften vollgültiger Standardsprachen aufweisen. Innerhalb jedes Abschnitts sind die Sprachen alphabetisch angeordnet.
Überblick über die slawischen Sprachen
Sprache | Verbreitung | Sprecher |
---|---|---|
ostslawische Standardsprachen | ||
Russisch (русский язык) | Russland, ehemalige Länder der Sowjetunion (vor allem Kasachstan, Lettland, Estland, Ukraine), sowie Emigranten in den USA, Israel, Deutschland und weiteren westeuropäischen Ländern | 180.000.000 |
Ukrainisch (українска мова) | Ukraine, Emigranten in den USA, Kanada und Westeuropa | 47.000.000 |
Weißrussisch (беларуская мова) | Weißrussland und Polen (in der Umgebung von Białystok | 2.000.000 |
ostslawische Mikroliteratursprachen | ||
Ruthenisch/Russinisch (руски язик) | Slowakei und angrenzende Gebiete Polens und der Ukraine | 850.000 |
Vojvodina | 23.000 | |
Westpolessisch | im Grenzbereich zwischen der Ukraine und Weißrussland | ? |
westslawische Standardsprachen | ||
Niedersorbisch (dolnoserbska rěc) | Niederlausitz in der Umgebung von Cottbus | 12.000 |
Obersorbisch (hórnoserbska rěč) | Oberlausitz in der Umgebung von Bautzen | 55.000 |
Polnisch (język polski) | Polen, Nordamerika, Westeuropa | 50.000.000 |
Slowakisch (slovenský jazyk) | Slowakei , Nordamerika, Westeuropa | 6.000.000 |
Tschechisch (český jazyk) | Tschechien, Nordamerika, Westeuropa | 12.000.000 |
westslawische Mikroliteratursprachen | ||
Kaschubisch | in Polen südwestlich von Gdansk/Danzig | 50.000 |
südslawische Standardsprachen | ||
Bosnisch (bosanski jezik) | Bosnien-Herzegowina, Westeuropa | 1.700.000 |
Bulgarisch (български език) | Bulgarien und angrenzende Länder | 9.000.000 |
Kroatisch (hrvatski jezik) | Kroatien und Teile von Bosnien-Herzegowina, Westeuropa | 4.800.000 |
Mazedonien | Mazedonien und angrenzende Länder, Westeuropa | 2.000.000 |
Serbisch (српски језик) | Serbien, Montenegro, Teile von Bosnien-Herzegowina, Westeuropa | 10.000.000 |
Slowenisch (slovenščina) | Slowenien, Kärnten | 2.000.000 |
südslawische Mikroliteratursprachen | ||
Banater Bulgarisch (bâlgarsći jazič) | im Banat (Rumänien) | 18.000 |
Burgenlandkroatisch (gradišćansko-hrvatski jezik) | in Burgenland (Österreich) | 19.000 |
Moliseslawisch | im Molise (Italien) | 2.500 |
Resianisch (rozojanski lengač) | Resia-Tal in der Provinz Udine (Italien) | 19.000 |
Ausgestorbene slawische Sprachen
Im Zuge der deutschen Ostkolonisation wurde eine größere Zahl von westslawischen Völker assimiliert oder verdrängt, ihre Sprachen sind ausgestorben. Dies betrifft zunächst die slawischen Stämme zwischen Elbe und Oder und der Insel Rügen, die bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts ausgestorben sind, dann das sog. Polabische (auch Drawänopolabisch) im sog. Wendland bei Lüchow-Dannenberg, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgestorben ist, und schließlich das bis kurz nach 1900 in Pommern gesprochene Slowinzische. Auch die Sprecherzahl der beiden [sorbische Sprache|sorbischen] Sprachen geht seit Jahrhunderten stetig zurück, das Niedersorbische kann heute als akut bedroht gelten.