Schloss Wrangelsburg

Wrangelsburg um 1694 mit Wrangels Schloss und Kapelle
Schloss Wrangelsburg, Westfassade (Dorfseite) mit dem turmartigen Aufbau
Wrangelsburg Gutshaus – Westfassade (Hofseite)
Schloss Wrangelsburg – Parkseite 1910
Wrangelsburg Gutshaus – Parkseite

Schloss Wrangelsburg ist ein Herrenhaus in Wrangelsburg im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Es wurde 1880 errichtet und gehört heute der Gemeinde Wrangelsburg.

Wrangels Schloss

Der damals noch Vorwerk genannte Ort wurde 1426 der adligen Familie von Neuenkirchen als Lehen übergeben. Nach nicht völlig gesicherten Überlieferungen geschah dies zum Dank dafür, dass Rolef von Neuenkirchen, der Herzog Wartislaw VIII. 1393 auf einer Pilgerreise nach Jerusalem begleitet hatte, diesem aus einer finanziellen Notlage geholfen haben soll.[1][2] Nach einem Brand ließ Christoph von Neuenkirchen um 1600 ein vierflügeliges Renaissanceschloss errichten, das im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Familie von Neuenkirchen kam Vorwerk 1643 in den Besitz der Familie von Wrangel und wurde 1653 in Wrangelsburg umbenannt.

Carl Gustav Wrangel, Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern hatte ab 1652 auf den Resten des inzwischen verfallenen Gebäudes ein Barockschloss errichten lassen und residierte nach dessen Fertigstellung auf Schloss Wolgast. Für den Bau engagierte er den Erfurter Baumeister Casper Vogell, der bereits die Pläne für das Schloss Friedenstein in Gotha entworfen hatte.

Das Schloss wurde durch die Anlage von zwei Seitenflügeln deutlich vergrößert. Die Dächer erhielten glasierte holländische Ziegel und Dachrinnen aus Blei. Das Gebäude bekam eine Wasserleitung, die aus einer nahen Quelle gespeist wurde. Über Rohre wurde das Wasser in einen kupfernen Behälter unter dem Dach geleitet, von wo es in die Zimmer gelangte und auch Fontänen im Garten speiste.

Caspar Vogel, der nach kurzer Zeit nach Erfurt zurückkehrte, übergab die Bauleitung an seinen Schwiegersohn Barthel Volkland, der auch für die Holzbildhauerarbeiten verantwortlich war. Für die Stuckaturen holte Wrangel 1657 Antonius Lohr und dessen Gehilfen Nils Eriksson, die vorher auf seinem Schloss Spycker gearbeitet hatten. Die Innenarbeiten wurden 1664 abgeschlossen. Wrangel nutzte das Schloss nur wenige Jahre, er hielt sich zuletzt in Schloss Spycker auf Rügen auf.

Während des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges wurde das Schloss 1677 beschädigt. Weiteren Schaden richtete 1686 ein Brand an. Das von Wrangels Erben nicht mehr instandgesetzte Gebäude wechselte mehrfach den Besitzer. 1769 wurde Malte Friedrich von Putbus Eigentümer von Wrangelsburg. Malte Friedrich ließ die brauchbaren Dekorationen nach Putbus holen und Teile des Schlosses niederbrechen. Reste der ursprünglichen Dekorationselemente sind heute am Amtshaus mit den zwei Gipsfiguren erhalten. 1773 wurde Wrangelsburg durch die Familie von Normann erworben. Die von Normann blieben aber auf ihrem Gut Krebsow wohnen, da allein die Neuanfertigung der zahlreichen fehlenden Fenster des Wrangelschen Schlosses zu kostspielig war.

Herrenhaus Wrangelsburg

Puttenköpfe in der Auffahrt – darunter die Steinquader vom Wolgaster Schloss
Gips-Skulpturen am Amtshaus

Ein Neffe des Wolgaster Getreidehändlers August Wilhelm Homeyer erwarb 1862 das Gut Wrangelsburg. Der 1865 in den Adelsstand erhobene Carl Leopold von Homeyer ließ um 1880 das neue Herrenhaus erbauen. Vom alten Schloss waren noch einige Puttenköpfe erhalten, die in die Front der Rampe eingemauert wurden. An der Rampe wurden, wie auch dem Amtshaus gegenüber am Rest des Marstalls, glatt behauene Steinquader vom abgebrochenen Wolgaster Herzogsschloss verbaut. Zwei erhaltene Skulpturen finden sich heute am benachbarten Amtshaus. Die anderen Skulpturen hatte ja Malte Friedrich von Putbus für seine Schlossanlagen aus Park und von den Schlossbauten in Wrangelsburg nach Putbus verbringen lassen. Das Herrenhaus soll auf dem mittleren Teil des wrangelschen Schlosses errichtet worden sein.

Der über einem hohen Sockelgeschoss zweieinhalbgeschossige Putzbau ist in neogotischen Formen gestaltet. Der rechteckige Baukörper besitzt drei mit Fialtürmchen verzierte Treppengiebel, an den Schmalseiten des Hauses und auf dem zweiachsigen Mittelrisalit der Ostseite. Aus dem dreiachsigen Mittelrisalit der elfachsigen Westseite wuchs über der Traufe ein turmartiger Aufbau mit stilisiertem Zinnenkranz und Fialtürmchen an den Ecken, der in Tiefe und Höhe bis an den Dachfirst des Hauses reichte. Der Turmhelm hatte die Form eines Pyramidenstumpfs und besaß oben eine Aussichtsplattform mit Fahnenmast. Der gesamte Turmaufbau wurde später entfernt, wie auch die vier halbrund geformten Walmgauben der westlichen Dachseite, wie auch die vier der östlichen. An der östlichen Dachfläche wurde auch das große Oberlicht entfernt. Es blieben dort nur die zwei vorderen und die zwei hinteren Flachdachgauben, die noch heute vorhanden sind. Nach der Entfernung des Turmaufbaus wurde der westliche Risalit im Dachgeschoss schmucklos glatt verputzt und endet mit einem flachen Giebel.

Über dem Obergeschoss befindet sich das homeyersche Wappen, das eine Getreidepflanze darstellt. Dem zweiachsigen Mittelrisalit der Parkseite war ein Anbau mit Abgang zum Park vorgelagert, der entsprechend den Fotos bereits vor 1910 entfernt wurde. Eine hochgelegene Terrasse an der Südseite des Hauses wurde später zu einem geschlossenen Anbau erweitert. Zu DDR-Zeiten wurde an der östlichen Fassade im Südflügel ein Treppenaufgang eingerichtet, der in einer Außentreppe zum Park endete. Das war wohl dem Brandschutz als zweitem Ausgang geschuldet. Die Formsteine des Balkons über dem Eingangsportal wurden durch Metallgitter ersetzt.

Im Inneren sind einige Stuckdecken und interessante Türfüllungen erhalten.

1929 kam das Herrenhaus durch Erbschaft in den Besitz von Karz von Kameke. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Besitzer entschädigungslos enteignet und das Gebäude Quartier der Sowjetischen Militäradministration. 1946 wurde es Altersheim und von 1950 bis 1957 war hier ein Jugendwerkhof untergebracht. Anschließend diente es bis 1958 als Pflegeheim. Danach wurde es bis 1997 als Kinderheim genutzt. Seit 1999 wird das Gebäude von der Gemeinde genutzt, die es gekauft hat, um einem weiteren Verfall entgegenzuwirken. Seit dieser Zeit wurde es innen teilweise saniert.

Von den Wirtschaftsgebäuden des Gutes sind noch mehrere erhalten, die nördlichen Stallspeicher sind hauptsächlich aus Feldstein gemauert, die südlichen Scheunen aber aus einer Mischung von Feld- und Backsteinen. Letztere sind teilverputzt und weiß gekalkt. Die Marstallruine ist noch unter Denkmalschutz, wegen der Bauform und den dabei verwendeten Steinen des Wolgaster Herzogsschlosses.

Im Jahr 1999 wurde das Gebäude von der Gemeinde gekauft und bis 2012 genutzt, um einem weiteren Verfall entgegenzuwirken. In dieser Zwit wurde mit einer Sanierung begonnen, so wurde das 1. Stockwerk saniert. Im Jahr 2012 kaufte der EWE-Konzern das Schloss: EWE will das Schloss wieder bis 2017 komplett sanieren.

Neben dem "Herrenhaus" befindet sich, dass im Volksmund genannte "Amtshaus". Das Amtshaus ist Nachweislich, dass Torhaus der Wrangelsburg. Unter Homeyer wurden dort die Getreide Ernter untergebracht. Daher wird in Wrangelsburg dieses Haus auch als "Schnitterhaus" bezeichnet. Im linken Eingangsbereich stehen zwei Sandsteinrepliken, die Originale stehen im Landesmuseum in Greifswald. Die Figuren waren zuvor am Giebel (Herrenhausseite) angebracht. Der jetzige Eigentümer restauriert das Torhaus seit 2013 in Abstimmung mit dem Denkmalamt. Ziel ist es, dass Torhaus (das einzige erhaltene einer spät Barocken vier Seiten Anlage) in öffentlicher kultureller Interesse zu stellen. Dort werden für Interessierte auch Exkursionen angeboten. Ab 2016 besteht auch die Möglichkeit, sich in einer Ferienwohnung einzumieten. [3]

Park

Einen in Quartiere eingeteilten Lustgarten hatte bereits Christoph von Neuenkirchen anlegen lassen. Ein Inventarverzeichnis vom September 1641, nach von Neuenkirchens Tod erstellt, führte allerdings nur Obstbäume von guter Qualität auf. In einer 1643 bei der Übernahme des Gutes durch Wrangels Familie erfolgten Inventarisierung wurde ein ummauerter, mit Rabatten gestalteter Renaissancegarten beschrieben. Für Carl Gustav Wrangel hatte der Garten neben dem Schloss einen hohen Stellenwert als standesgemäße Repräsentationsanlage. Er bestellte in Hamburg Statuen aus Gips und erwarb dort einen Springbrunnen. Durch Barthel Volkland ließ er zwei Pavillons als Lusthäuser errichten.

Aus dieser Zeit sind die Namen mehrerer Gärtnermeister überliefert, die in Wrangels Diensten standen. Da einige der im Garten vorhandenen exotischen Pflanzen dem örtlichen Klima nicht gewachsen waren, bestellte Wrangel bei seinem Buchhalter in Stockholm Glasglocken, mit denen man damals unter anderem Melonen abgedeckt wurden. Der Garten wurde angesehenen Offizieren und Adligen aber auch Leuten aus dem Bürgertum auf Einladung oder auf eigenen Wunsch zur Besichtigung und „recreation“ zugänglich gemacht.

1672 erfolgten Veränderungen, da die Anlage als altmodisch eingestuft worden war. Bei einer Inventur 1678 wurden 830 Bäume gezählt. Neben einem Lustpavillon mit vier Türmen befanden sich zwölf Skulpturen im Park. Die schwedische Landesaufnahme von Vorpommern ergab für den Garten in Wrangelsburg eine Größe von annähernd zwei Hektar. Dazu kamen noch weitere Obstgärten von 1,25 Hektar. Eine 1674 erbaute runde Schlosskirche musste nach weniger als 100 Jahren wegen Baufälligkeit entfernt werden.

Der Park, der sich entlang des Südufers des Schlosssees erstreckt, wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts zum englischen Landschaftspark erweitert. Im Park befindet sich eine zum Naturdenkmal erklärte Esche.

Literatur

  • Neidhardt Krauß, Egon Fischer: Unterwegs zu Burgen, Schlössern und Parkanlagen in Vorpommern. Hinstorff, Rostock 1991, ISBN 3-356-00391-7.
  • Ivo Asmus: Des Generalgouverneurs Gärtnermeister. Gartenanlagen des Barock in Pommern und Schweden am Beispiel der Güter Carl Gustav Wrangels. In: Baltische Studien. Neue Folge. Band 86, Elwert, Marburg 2000, ISSN 0067–3099(?!?!), S. 71–89.

Einzelnachweise

  1. Dirk Schleinert: Die Geschichte der Insel Usedom. Hinstorff, Rostock 2005, ISBN 3-356-01081-6, S. 48.
  2. Joachim Zdrenka: Die Pilgerfahrten der pommerschen Herzöge ins Heilige Land in den Jahren 1392/1393 und 1406/1407. In: Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg): Baltische Studien. Neue Folge Bd. 81, N. G. Elwert, Marburg 1995, S. 14–17 (Digitalisat).
  3. Informationen zur Gemeinde auf www.vorpommern-sued.de
Commons: Schloss Wrangelsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 0′ 56,36″ N, 13° 35′ 52,01″ O