„Schloss Karlsruhe“ – Versionsunterschied

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Das Bundesverfassungsgericht ist nicht im Schloss selbst, sondern "nur" in der Nachbarschaft. Siehe https://www.bundesverfassungsgericht.de/DE/Gebaeude/gebaeude_node.html
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[[Datei:Karlsruhe asv2022-10 img07 Schloss Karlsruhe.jpg|mini|hochkant=1.5|Das Karlsruher Schloss]]
[[Datei:Karlsruhe asv2022-10 img07 Schloss Karlsruhe.jpg|mini|hochkant=1.5|Schloss Karlsruhe, Ehrenhofseite]]
Das '''[[Karlsruhe]]r Schloss''' wurde ab 1715 im Stile des [[Barock]]s als Residenz des Markgrafen [[Karl III. Wilhelm (Baden-Durlach)|Karl Wilhelm von Baden-Durlach]] errichtet. Es diente bis 1918 als Residenzschloss der [[Markgrafschaft Baden|Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden]].
Heute ist in dem Gebäude das [[Badisches Landesmuseum|Badische Landesmuseum]] untergebracht. In unmittelbarer Nachbarschaft (dem sogenannten Schlossbezirk) befindet sich das [[Bundesverfassungsgericht]].


Das '''Schloss Karlsruhe''' ist die ehemalige [[Schloss (Architektur)|Residenz]] der [[Markgrafschaft Baden|Markgrafen]] und [[Großherzogtum Baden|Großherzöge von Baden]] am [[Schlossplatz (Karlsruhe)|Schlossplatz]] in [[Karlsruhe]]. Die [[Barock|barocke]] [[Gebäudetrakt|Dreiflügelanlage]] wurde 1715 durch [[Karl III. Wilhelm (Baden-Durlach)|Karl III. Wilhelm]] von Jakob Friedrich von Batzendorf begonnen und 1781 durch [[Karl Friedrich (Baden)|Karl Friedrich]] von [[Albrecht Friedrich von Kesslau]] vollendet. Hervorzuheben waren der ''Gartensaal'', der ''Marmorsaal'' und die ''Hofkapelle''.
== Geschichte ==
[[Datei:Karlsruhe asv2022-10 img09 Schloss Karlsruhe.jpg|mini|Der Turm mit der [[Flagge Badens]] und der Giebel mit dem [[Wappen Badens]]]]


== Baugeschichte ==
Baumeister des ursprünglichen Gebäudes war Jakob Friedrich von Batzendorf. Der erste Bau wurde teilweise aus Holz errichtet. Er musste bereits 1746 [[Sanierung (Bauwesen)|saniert]] werden; viele Holzkonstruktionen wurden durch Stein ersetzt. Das Schloss hatte zwei Stockwerke und [[Mansarde]]n im Dachgeschoss; an das [[Corps de Logis]] schlossen sich lange Seitenflügel an. Der siebenstöckige Turm (51 m hoch) nördlich des Corps de Logis stand ursprünglich frei und war nur durch offene Holzgalerien mit dem Hauptbau verbunden.
[[Datei:Karlsruhe asv2022-10 img09 Schloss Karlsruhe.jpg|mini|Schlossturm]]


Das Barockschloss wurde ab 1715 als Residenz des Markgrafen [[Karl III. Wilhelm (Baden-Durlach)|Karl Wilhelm von Baden-Durlach]] errichtet, dem Gründer der Stadt Karlsruhe. Baumeister des ursprünglichen Gebäudes war Jakob Friedrich von Batzendorf. Der erste Bau wurde teilweise aus Holz errichtet. Er musste bereits 1746 [[Sanierung (Bauwesen)|saniert]] werden; viele Holzkonstruktionen wurden durch Stein ersetzt. Das Schloss hatte zwei Stockwerke und [[Mansarde]]n im Dachgeschoss; an das [[Corps de Logis]] schlossen sich lange Seitenflügel an. Der siebenstöckige Turm (51 m hoch) nördlich des Corps de Logis stand ursprünglich frei und war nur durch offene Holzgalerien mit dem Hauptbau verbunden. Im Jahr 1738 wurde [[Karl Friedrich (Baden)|Karl Friedrich]] Markgraf von Baden-Durlach. Er beauftragte den früheren Hofjunker [[Albrecht Friedrich von Kesslau|Friedrich von Kesslau]], das Schloss nach mehreren Entwürfen von [[Leopoldo Retti]] und [[Balthasar Neumann]] umzubauen.
1738 wurde [[Karl Friedrich (Baden)|Karl Friedrich]] Markgraf von Baden-Durlach. Er beauftragte den früheren Hofjunker [[Albrecht Friedrich von Kesslau|Friedrich von Kesslau]], das Schloss nach (mehrfach geänderten) Plänen von [[Balthasar Neumann]] umzubauen. Die Arbeiten dauerten bis 1770. Auffälligste äußere Merkmale dieses Umbaus waren die größeren Fenster und Türen sowie die beiden Pavillonbauten zwischen dem Mitteltrakt und den Seitenflügeln der Anlage. Im Jahr 1785 erfuhr der Schlossturm durch [[Wilhelm Jeremias Müller]] eine Verkürzung und erhielt ein [[Kuppel]]dach.


Kesslau lehnte sich bei dem dann ausgeführten Bau eng an den Entwurf Neumanns an. Er blieb bis 1771 Bauleiter und wurde danach von [[Philippe de La Guêpière|Philippe de La Guepiere]] abgelöst, der sich jedoch an den Entwurf seines Vorgänger zu halten hatte. Der Umbau des Schlosses, bei dem es seine heutige Gestalt erhielt, dauerte von 1749 bis 1781. Auffälligste äußere Merkmale dieses Umbaus waren die größeren Fenster und Türen sowie die beiden Pavillonbauten zwischen dem Mitteltrakt und den Seitenflügeln der Anlage. Das Giebelrelief an der Ehrenhoffassade stellt das [[Wappen Badens]] dar. Im Jahr 1785 erfuhr der Schlossturm durch [[Wilhelm Jeremias Müller]] eine Verkürzung und erhielt ein [[Kuppel]]dach.
Im Zuge der [[Deutsche Revolution 1848/49|Märzrevolution]] wurde [[Leopold (Baden)|Großherzog Leopold]] 1849 vorübergehend aus dem Schloss vertrieben. Um 1900 führte der [[Kastellan#Heutige Funktion|Schlosskastellan]] durch das Innere, auch konnten der Schlossturm, genannt „Bleiturm“, der von seiner etwa 42&nbsp;m hohen [[Aussichtsplattform]] einen Rundumblick über Karlsruhe bis hin zum [[Schwarzwald]] und zu den Pfälzer Bergen bot, und der Marstall im Ostflügel besucht werden. In einem Anbau befand sich das [[Zähringer-Museum]] mit Erinnerungen an die Herrscherfamilie der [[Zähringer]].<ref>Siehe [[Baedeker-Reiseführer]] ''Die Rheinlande'', 30. Auflage, Leipzig 1905; Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittskarten S. 68.</ref> Das endgültige Ende der Nutzung des Schlosses als Familienresidenz war mit der Abdankung des letzten badischen Monarchen [[Friedrich II. (Baden, Großherzog)|Friedrich II.]] 1918 besiegelt.


Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] brannte das Karlsruher Schloss im September 1944 durch [[Geschichte Karlsruhes#NS-Zeit|Bombenangriffe]] aus. Zwischen 1955 und 1966 wurde es als Museum wiederaufgebaut. Anders als bei den Schlössern Bruchsal, Mannheim und Stuttgart, wo man zumindest die wichtigsten Prunkräume in den jeweiligen Mittelbauten rekonstruierte, wurden in Karlsruhe nur die Fassaden wiederaufgebaut. Im Inneren entstanden schlichte Ausstellungsflächen für das Badische Landesmuseum. Die Schlossfassade wurde bis zum Stadtgeburtstag von Karlsruhe im Jahr 2015 umfassend saniert<ref>[http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Karlsruher-Schloss-Vier-Millionen-Euro-fuer-Sanierung;art6066,1181830 ka-news.de: Karlsruher Schloss: Vier Millionen Euro für Sanierung]</ref>.
Seit 1919 dient das Gebäude als [[Badisches Landesmuseum]].<ref>[http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick95/schloss.de Karlsruhe: Stadtgeschichte Blick in die Geschichte Nr. 95]</ref>


Der auf der nördlichen Schlossseite, zum [[Hardtwald (Karlsruhe)|Hardtwald]] gelegene [[Schlossgarten (Karlsruhe)|Schlossgarten]] wurde zwischen 1731 und 1746 durch Christian Thran im [[Barockgarten|französischen Barockstil]] angelegt. Noch im 18. Jahrhundert ließ Großherzog Karl Friedrich Teile des Parks zum [[Englischer Landschaftsgarten|englischen Landschaftsgarten]] umbauen. Anlässlich der [[Bundesgartenschau 1967]] erfolgte eine Erneuerung und Weiterentwicklung im gleichen Stil. Neben zahlreichen seltenen Baumarten finden sich hier Kunstwerke, Denkmäler und Brunnen aus den verschiedenen Epochen vom Barock bis zur Moderne.<ref>[http://www.karlsruhe.de/b3/freizeit/gruenflaechen/parks_gruenanlagen/schlossgarten.de Stadt Karlsruhe: Schlossgarten], abgerufen am 11. Juni 2013</ref> Ein Band aus 1645 blauen [[Majolika]]-Fliesen führt seit 2001 vom Schlossturm zu der am Rand des Schlossparks gelegenen [[Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe|Majolika-Manufaktur]]. 1967 wurde anlässlich der Bundesgartenschau die [[Schlossgartenbahn Karlsruhe]] in Betrieb genommen. Am westlichen Rande des Schlossgartens befindet sich der [[Botanischer Garten Karlsruhe|Botanische Garten Karlsruhe]]. Zwischen dem [[Botanischer Garten|botanischen Garten]] und dem [[Schlossplatz (Karlsruhe)|Vorplatz des Schlosses]] ist das [[Bundesverfassungsgericht]] ([[Baumgarten-Bau]]) ansässig.
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] brannte das Karlsruher Schloss im September 1944 durch Bombenangriffe aus. Zwischen 1955 und 1966 wurde es als Museum wiederaufgebaut. Dabei wurde nur die äußere Fassade originalgetreu wiederhergestellt. Im Inneren entstanden moderne Ausstellungsflächen. Die Schlossfassade wurde bis zum Stadtgeburtstag von Karlsruhe im Jahr 2015 umfassend saniert.<ref>[http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Karlsruher-Schloss-Vier-Millionen-Euro-fuer-Sanierung;art6066,1181830 ka-news.de: Karlsruher Schloss: Vier Millionen Euro für Sanierung]</ref>


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Der Schlossturm kann im Rahmen eines Besuches des Badischen Landesmuseums bestiegen werden.<ref>[http://www.badische-seiten.de/karlsruhe/schloss-karlsruhe_schlossturm.php ''Schlossturm Karlsruhe''] auf badische-seiten.de</ref> Im Saal unter der Aussichtsplattform wird die Geschichte der Tulpenmädchen dargestellt, die einen etwas zweifelhaften Ruf genossen.<ref>[http://www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sammlungsausstellungen/Schloss/Schlossturm_Tulpenmaedchen.htm ''Schlossturm - Die Tulpenmädchen des Markgrafen''] auf der Webseite des ''Badischen Landesmuseums''</ref>
Gezicht op het paleis van Karlsruhe Perspectivischer aufriss der hochfürstl. marggräfl. Badischen residenz stadt Carlsruh (titel op object), RP-P-2018-974.jpg|Stich des Schlosses, 18. Jahrhundert

SchlossKarlsruhe1900.jpg|Ansicht des Schlosses, 19. Jahrhundert
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Aerial image of the Schlossplatz Karlsruhe (view from the south).jpg|Luftbild des Schlosses, 2021
SchlossKarlsruhe1900.jpg|Residenzschloss Karlsruhe (um 1900)
Karte Schloss Karlsruhe.png|Übersichtskarte der Schlossanlage
Aerial image of the Schlossplatz Karlsruhe (view from the south).jpg|Luftbild der Schlossanlage
Karlsruhe asv2022-10 img13 Karl-Friedrich-Denkmal.jpg|[[Karl Friedrich (Baden)|Karl-Friedrich-]]Denkmal auf dem [[Schlossplatz (Karlsruhe)|Schlossplatz]]
Badische Krone (1).JPG|Großherzogliche Krone im Badischen Landesmuseum
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== Inneres ==
== Nutzungsgeschichte ==
[[Datei:Labw 4-1078268-1.jpg|mini|Thronsaal]]
Das Schloss besaß eine Reihe repräsentativer Räume und weitere, die für das Personal bestimmt waren. Die Zimmeranordnung war für die damalige Zeit üblich mit [[Suite (Zimmerflucht)|Zimmerfluchten]] verbunden. Bedeutende Räume waren zum Beispiel der Marmorsaal und der im Turmflügel befindliche Gartensaal.<ref>{{DDB|Objekt|HHUM4QZCZ5FEDMU6BFCPPA7JBYXTNNKC|Karlsruhe Schloss Erdgeschoss - Turmflügel Gartensaal Ansicht nach Süden}}</ref> Der Thron von Baden befand sich wechselnd mit der Zeit in verschiedenen Räumen des Schlosses. Die Innenausstattung war im Barockstil eingerichtet. Vor dem Krieg konnte eine Reihe von Fotografien vor allem vom Hof-Photographen [[Wilhelm Kratt]] (1869–1949) angefertigt werden, die das ursprüngliche Aussehen festhielten.<ref>[https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/inventar/struktur.php?anzeigeId=552203&id_bestand=14144&inventar=Fotografien&klassi=&anzeigeKlassi=01&inhaltHauptframe=naeheres Landesarchiv BW: Fotografien]</ref>


Ursprünglich diente die barocke Dreiflügelanlage als Residenzschloss der [[Markgrafschaft Baden|Markgrafen]] und [[Großherzogtum Baden|Großherzöge von Baden]]. Im Zuge der [[Deutsche Revolution 1848/49|Märzrevolution]] wurde Großherzog [[Leopold (Baden)|Leopold]] 1849 vorübergehend aus dem Schloss vertrieben. Um 1900 führte der [[Kastellan#Heutige Funktion|Schlosskastellan]] durch das Innere, auch konnten der Schlossturm, genannt Bleiturm, der von seiner etwa 42&nbsp;m hohen [[Aussichtsplattform]] einen Rundumblick über Karlsruhe bis hin zum [[Schwarzwald]] und zu den Pfälzer Bergen bot, und der Marstall im Ostflügel besichtigt werden. In einem Anbau befand sich das Zähringer-Museum mit Erinnerungen an die Fürstenfamilie der [[Zähringer]].<ref>Siehe [[Baedeker-Reiseführer]] ''Die Rheinlande'', 30. Auflage, Leipzig 1905; Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittskarten S. 68.</ref> Das endgültige Ende der Nutzung als Residenzschloss war mit der Abdankung des letzten badischen Großherzogs [[Friedrich II. (Baden, Großherzog)|Friedrich II.]] 1918 besiegelt. Ab 1919 war in den historischen Schlossräumen das Badische Landesmuseum untergebracht.
Der Marmorsaal erhielt seinen Namen wegen der Wände, die mit [[Stuckmarmor]] verkleidet waren. Der Saal befand sich im Zentrum des Schlosses und reichte über zwei Stockwerke. Auf beiden Seiten des Saales befanden sich weitere Repräsentationsräume. Der Saal wurde für offizielle Anlässe verwendet. An der Decke befand sich ein großes Gemälde des Hofmalers [[Joseph Melling]], das die [[Anadyomene|Geburt der Venus]] zeigte.


Zu den bedeutendsten Innenräumen der markgräflichen bzw. großherzoglichen Familie gehörten der im Erdgeschoss des Turmflügels befindliche ''Gartensaal'', der im Obergeschoss des Mittelflügels gelegene ''Marmorsaal'', und die im Ostflügel gelegene ''Hofkapelle''. Einen festen Thronsaal gab es nicht; der badische Thron stand im Laufe der Zeit in verschiedenen Räumen des Schlosses. Der Marmorsaal erhielt seinen Namen wegen der Wände, die mit [[Stuckmarmor]] verkleidet waren. Er befand sich im Mittelbau des Schlosses und reichte über zwei Stockwerke. Auf beiden Seiten des Saales befanden sich weitere Repräsentationsräume. Der Marmorsaal wurde für offizielle Anlässe genutzt. An der Decke befand sich ein großes Gemälde des Hofmalers [[Joseph Melling]], das die [[Anadyomene|Geburt der Venus]] zeigte. Die barocken Prunkräume bildeten, wie in der Barockzeit üblich, eine [[Enfilade (Architektur)|Enfilade]]. In den Jahren 1719 bis 1723 wurde im Ostflügel die Hofkapelle durch Baumeister [[Johann Michael Ludwig Rohrer]] errichtet.
1719 bis 1723 wurde im Schloss die Schlosskirche durch Hofbaumeister [[Johann Michael Ludwig Rohrer]] errichtet, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde.


Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entschied sich die Landesverwaltung gegen die originalgetreue Wiederherstellung der Innenräume. Die neuen Räume wurden dem Museumsbetrieb angepasst. Teile des Inventars konnten gerettet werden und sind im Schloss aufbewahrt, wie der Thron von Baden und die Kronjuwelen.<ref>[http://landesmuseum.de/website/Deutsch/Sammlungsausstellungen/Schloss/Schloss_und_Hof.htm Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Schloss und Hof]</ref> Eine Rekonstruktion der Prunkräume wäre auf Grund der fotografischen Dokumentation theoretisch möglich, wurde jedoch noch nicht in Angriff genommen.
Vor dem Zweiten Weltkrieg konnte eine Reihe von Aufnahmen vor allem vom ehemaligen Hoffotografen Wilhelm Kratt angefertigt werden, die das ursprüngliche Aussehen der historischen Innenräume festhielten.<ref>[https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/inventar/struktur.php?anzeigeId=552203&id_bestand=14144&inventar=Fotografien&klassi=&anzeigeKlassi=01&inhaltHauptframe=naeheres Landesarchiv BW: Fotografien]</ref> Teile des Inventars konnten vor den Zerstlrungen gerettet werden und sind im Schloss aufbewahrt, wie der badische Thron die badischen Kronjuwelen.<ref>[http://landesmuseum.de/website/Deutsch/Sammlungsausstellungen/Schloss/Schloss_und_Hof.htm Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Schloss und Hof]</ref> Eine Rekonstruktion der historischen Innenräume wäre auf Grund der fotografischen Dokumentation theoretisch möglich, wurde jedoch noch nicht in Angriff genommen. Heute ist im Schloss wieder das [[Badisches Landesmuseum|Badische Landesmuseum]] untergebracht.<ref>[https://www.landesmuseum.de/schloss Schloss Karlsruhe] auf den Seiten des Badischen Landesmuseums, abgerufen am 16. August 2023</ref> Der mit der [[Flagge Badens]] geschmückte Schlossturm kann im Rahmen eines Besuches im Badischen Landesmuseum bestiegen werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.landesmuseum.de/schloss/das-schloss-erleben/turm |titel=Turm und Aussichtsplattform |abruf=2023-08-29 |hrsg=Badisches Landesmuseum}}</ref> Die Schlossfassade dient seit 2015 als Projektionsfläche für die jährlich im Sommer stattfindenden [[Schlosslichtspiele Karlsruhe|Schlosslichtspiele]]. In unmittelbarer Nachbarschaft, dem sogenannten Schlossbezirk, befindet sich das [[Bundesverfassungsgericht]].


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Datei:Schloss Karlsruhe Erdgeschoss - Turmfluegel Gartensaal.jpg|Der Gartensaal im Erdgeschoss des Turmflügels
Schloss Karlsruhe Erdgeschoss - Turmfluegel Gartensaal.jpg|Gartensaal
Datei:Labw 4-1084255-1.jpg|Der Marmorsaal im 1.&nbsp;Obergeschoss
Labw 4-1084255-1.jpg|Marmorsaal
Labw 4-1078275-1.jpg|Hofkapelle
Datei:Labw 4-1079042-1.jpg|''Geburt der Venus'', Deckengemälde im Marmorsaal von [[Joseph Melling]]
Datei:Labw 4-1078268-1.jpg|Badischer Thron im Erdgeschoss des Corps de Logis
Datei:Labw 4-1078275-1.jpg|Die Schlosskapelle im Ostflügel
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== Schlossgarten ==
{{Hauptartikel|Schlossgarten (Karlsruhe)}}
Der auf der nördlichen Schlossseite, zum [[Hardtwald (Karlsruhe)|Hardtwald]] gelegene Schlossgarten wurde zwischen 1731 und 1746 durch [[Christian Thran]] im [[Barockgarten|französischen Barockstil]] angelegt. Noch im 18. Jahrhundert ließ Großherzog Karl Friedrich Teile des Parks zum [[Englischer Landschaftsgarten|englischen Landschaftsgarten]] umbauen. Anlässlich der [[Bundesgartenschau 1967]] erfolgte eine Erneuerung und Weiterentwicklung im gleichen Stil. Neben zahlreichen seltenen Baumarten finden sich hier Kunstwerke, Denkmäler und Brunnen aus den verschiedenen Epochen vom Barock bis zur Moderne.<ref>[http://www.karlsruhe.de/b3/freizeit/gruenflaechen/parks_gruenanlagen/schlossgarten.de Stadt Karlsruhe: Schlossgarten], abgerufen am 11. Juni 2013</ref> Ein Band aus 1645 blauen [[Majolika]]-Fliesen führt seit 2001 vom Schlossturm zu der am Rand des Schlossparks gelegenen [[Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe|Majolika-Manufaktur]]. 1967 wurde anlässlich der Bundesgartenschau die [[Schlossgartenbahn Karlsruhe]] in Betrieb genommen. Am westlichen Rande des Schlossgartens befindet sich der [[Botanischer Garten Karlsruhe|Botanische Garten Karlsruhe]]. Zwischen dem [[Botanischer Garten|botanischen Garten]] und dem [[Schlossplatz (Karlsruhe)|Vorplatz des Schlosses]] ist das [[Bundesverfassungsgericht]] ([[Baumgarten-Bau]]) ansässig.

{{Panorama|Karlsruhe_Schlosspanorama.jpg|1500|Rundumblick vom Karlsruher Schloss}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Georg Dehio]]: ''Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band IV. Südwestdeutschland.'' Verlag Wasmuth, Berlin 1911, S. 169–170.
* [[Josef Durm]]: ''Zur Baugeschichte des Grossh. Residenzschlosses in Karlsruhe''. In: ''Festgabe zum Jubiläum der 40jährigen Regierung ... des Grossherzogs Friedrich von Baden''. Braun, Karlsruhe 1892, S. 1–27.
* [[Josef Durm]]: ''Zur Baugeschichte des Grossh. Residenzschlosses in Karlsruhe''. In: ''Festgabe zum Jubiläum der 40jährigen Regierung ... des Grossherzogs Friedrich von Baden''. Braun, Karlsruhe 1892, S. 1–27.
* Emil Gutmann: ''Das Großherzogliche Residenzschloß zu Karlsruhe'' (= ''Zeitschrift für Geschichte der Architektur'', Beiheft 5). Winter, Heidelberg 1911 ([http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:31-57618 Digitalisat]).
* Emil Gutmann: ''Das Großherzogliche Residenzschloß zu Karlsruhe'' (= ''Zeitschrift für Geschichte der Architektur'', Beiheft 5). Winter, Heidelberg 1911 ([http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:31-57618 Digitalisat]).
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[[Kategorie:Bauwerk des Hauses Baden|Karlsruhe]]
[[Kategorie:Bauwerk des Hauses Baden|Karlsruhe]]
[[Kategorie:Innenstadt-West (Karlsruhe)]]
[[Kategorie:Innenstadt-West (Karlsruhe)]]
[[Kategorie:Rekonstruiertes Bauwerk in Baden-Württemberg]]

Version vom 5. Mai 2024, 12:06 Uhr

Schloss Karlsruhe, Ehrenhofseite

Das Schloss Karlsruhe ist die ehemalige Residenz der Markgrafen und Großherzöge von Baden am Schlossplatz in Karlsruhe. Die barocke Dreiflügelanlage wurde 1715 durch Karl III. Wilhelm von Jakob Friedrich von Batzendorf begonnen und 1781 durch Karl Friedrich von Albrecht Friedrich von Kesslau vollendet. Hervorzuheben waren der Gartensaal, der Marmorsaal und die Hofkapelle.

Baugeschichte

Schlossturm

Das Barockschloss wurde ab 1715 als Residenz des Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach errichtet, dem Gründer der Stadt Karlsruhe. Baumeister des ursprünglichen Gebäudes war Jakob Friedrich von Batzendorf. Der erste Bau wurde teilweise aus Holz errichtet. Er musste bereits 1746 saniert werden; viele Holzkonstruktionen wurden durch Stein ersetzt. Das Schloss hatte zwei Stockwerke und Mansarden im Dachgeschoss; an das Corps de Logis schlossen sich lange Seitenflügel an. Der siebenstöckige Turm (51 m hoch) nördlich des Corps de Logis stand ursprünglich frei und war nur durch offene Holzgalerien mit dem Hauptbau verbunden. Im Jahr 1738 wurde Karl Friedrich Markgraf von Baden-Durlach. Er beauftragte den früheren Hofjunker Friedrich von Kesslau, das Schloss nach mehreren Entwürfen von Leopoldo Retti und Balthasar Neumann umzubauen.

Kesslau lehnte sich bei dem dann ausgeführten Bau eng an den Entwurf Neumanns an. Er blieb bis 1771 Bauleiter und wurde danach von Philippe de La Guepiere abgelöst, der sich jedoch an den Entwurf seines Vorgänger zu halten hatte. Der Umbau des Schlosses, bei dem es seine heutige Gestalt erhielt, dauerte von 1749 bis 1781. Auffälligste äußere Merkmale dieses Umbaus waren die größeren Fenster und Türen sowie die beiden Pavillonbauten zwischen dem Mitteltrakt und den Seitenflügeln der Anlage. Das Giebelrelief an der Ehrenhoffassade stellt das Wappen Badens dar. Im Jahr 1785 erfuhr der Schlossturm durch Wilhelm Jeremias Müller eine Verkürzung und erhielt ein Kuppeldach.

Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Karlsruher Schloss im September 1944 durch Bombenangriffe aus. Zwischen 1955 und 1966 wurde es als Museum wiederaufgebaut. Anders als bei den Schlössern Bruchsal, Mannheim und Stuttgart, wo man zumindest die wichtigsten Prunkräume in den jeweiligen Mittelbauten rekonstruierte, wurden in Karlsruhe nur die Fassaden wiederaufgebaut. Im Inneren entstanden schlichte Ausstellungsflächen für das Badische Landesmuseum. Die Schlossfassade wurde bis zum Stadtgeburtstag von Karlsruhe im Jahr 2015 umfassend saniert[1].

Der auf der nördlichen Schlossseite, zum Hardtwald gelegene Schlossgarten wurde zwischen 1731 und 1746 durch Christian Thran im französischen Barockstil angelegt. Noch im 18. Jahrhundert ließ Großherzog Karl Friedrich Teile des Parks zum englischen Landschaftsgarten umbauen. Anlässlich der Bundesgartenschau 1967 erfolgte eine Erneuerung und Weiterentwicklung im gleichen Stil. Neben zahlreichen seltenen Baumarten finden sich hier Kunstwerke, Denkmäler und Brunnen aus den verschiedenen Epochen vom Barock bis zur Moderne.[2] Ein Band aus 1645 blauen Majolika-Fliesen führt seit 2001 vom Schlossturm zu der am Rand des Schlossparks gelegenen Majolika-Manufaktur. 1967 wurde anlässlich der Bundesgartenschau die Schlossgartenbahn Karlsruhe in Betrieb genommen. Am westlichen Rande des Schlossgartens befindet sich der Botanische Garten Karlsruhe. Zwischen dem botanischen Garten und dem Vorplatz des Schlosses ist das Bundesverfassungsgericht (Baumgarten-Bau) ansässig.

Nutzungsgeschichte

Thronsaal

Ursprünglich diente die barocke Dreiflügelanlage als Residenzschloss der Markgrafen und Großherzöge von Baden. Im Zuge der Märzrevolution wurde Großherzog Leopold 1849 vorübergehend aus dem Schloss vertrieben. Um 1900 führte der Schlosskastellan durch das Innere, auch konnten der Schlossturm, genannt Bleiturm, der von seiner etwa 42 m hohen Aussichtsplattform einen Rundumblick über Karlsruhe bis hin zum Schwarzwald und zu den Pfälzer Bergen bot, und der Marstall im Ostflügel besichtigt werden. In einem Anbau befand sich das Zähringer-Museum mit Erinnerungen an die Fürstenfamilie der Zähringer.[3] Das endgültige Ende der Nutzung als Residenzschloss war mit der Abdankung des letzten badischen Großherzogs Friedrich II. 1918 besiegelt. Ab 1919 war in den historischen Schlossräumen das Badische Landesmuseum untergebracht.

Zu den bedeutendsten Innenräumen der markgräflichen bzw. großherzoglichen Familie gehörten der im Erdgeschoss des Turmflügels befindliche Gartensaal, der im Obergeschoss des Mittelflügels gelegene Marmorsaal, und die im Ostflügel gelegene Hofkapelle. Einen festen Thronsaal gab es nicht; der badische Thron stand im Laufe der Zeit in verschiedenen Räumen des Schlosses. Der Marmorsaal erhielt seinen Namen wegen der Wände, die mit Stuckmarmor verkleidet waren. Er befand sich im Mittelbau des Schlosses und reichte über zwei Stockwerke. Auf beiden Seiten des Saales befanden sich weitere Repräsentationsräume. Der Marmorsaal wurde für offizielle Anlässe genutzt. An der Decke befand sich ein großes Gemälde des Hofmalers Joseph Melling, das die Geburt der Venus zeigte. Die barocken Prunkräume bildeten, wie in der Barockzeit üblich, eine Enfilade. In den Jahren 1719 bis 1723 wurde im Ostflügel die Hofkapelle durch Baumeister Johann Michael Ludwig Rohrer errichtet.

Vor dem Zweiten Weltkrieg konnte eine Reihe von Aufnahmen vor allem vom ehemaligen Hoffotografen Wilhelm Kratt angefertigt werden, die das ursprüngliche Aussehen der historischen Innenräume festhielten.[4] Teile des Inventars konnten vor den Zerstlrungen gerettet werden und sind im Schloss aufbewahrt, wie der badische Thron die badischen Kronjuwelen.[5] Eine Rekonstruktion der historischen Innenräume wäre auf Grund der fotografischen Dokumentation theoretisch möglich, wurde jedoch noch nicht in Angriff genommen. Heute ist im Schloss wieder das Badische Landesmuseum untergebracht.[6] Der mit der Flagge Badens geschmückte Schlossturm kann im Rahmen eines Besuches im Badischen Landesmuseum bestiegen werden.[7] Die Schlossfassade dient seit 2015 als Projektionsfläche für die jährlich im Sommer stattfindenden Schlosslichtspiele. In unmittelbarer Nachbarschaft, dem sogenannten Schlossbezirk, befindet sich das Bundesverfassungsgericht.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band IV. Südwestdeutschland. Verlag Wasmuth, Berlin 1911, S. 169–170.
  • Josef Durm: Zur Baugeschichte des Grossh. Residenzschlosses in Karlsruhe. In: Festgabe zum Jubiläum der 40jährigen Regierung ... des Grossherzogs Friedrich von Baden. Braun, Karlsruhe 1892, S. 1–27.
  • Emil Gutmann: Das Großherzogliche Residenzschloß zu Karlsruhe (= Zeitschrift für Geschichte der Architektur, Beiheft 5). Winter, Heidelberg 1911 (Digitalisat).
  • Arthur Valdenaire: Das Karlsruher Schloß. Müller, Karlsruhe 1931.
  • Rosemarie Stratmann-Döhler: Schloss und Schlossgarten Karlsruhe. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 978-3-422-03062-6.
  • Schloss und Hof Karlsruhe. Führer durch die Abteilung zur Schlossgeschichte. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Info-Verlag/Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 2008, ISBN 978-3-937345-24-6.
Commons: Schloss Karlsruhe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ka-news.de: Karlsruher Schloss: Vier Millionen Euro für Sanierung
  2. Stadt Karlsruhe: Schlossgarten, abgerufen am 11. Juni 2013
  3. Siehe Baedeker-Reiseführer Die Rheinlande, 30. Auflage, Leipzig 1905; Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittskarten S. 68.
  4. Landesarchiv BW: Fotografien
  5. Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Schloss und Hof
  6. Schloss Karlsruhe auf den Seiten des Badischen Landesmuseums, abgerufen am 16. August 2023
  7. Turm und Aussichtsplattform. Badisches Landesmuseum, abgerufen am 29. August 2023.

Koordinaten: 49° 0′ 49″ N, 8° 24′ 16″ O