„Schloss Clemenswerth“ – Versionsunterschied

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Das '''Schloss Clemenswerth''' ist ein für [[Clemens August I. von Bayern]] errichteter Jagdsitz in der Nähe des [[Emsland|emsländischen]] [[Sögel]]. Die aus einem zentralen Hauptschloss und acht Pavillons bestehende Anlage gehört zu den Hauptwerken des westfälisch geprägten [[Barock]]. Das Jagdschloss und seine Nebengebäude sind für Besucher zugänglich und beherbergen das ''Emslandmuseum Schloss Clemenswerth''.
Das '''Schloss Clemenswerth''' ist ein für [[Clemens August I. von Bayern]] errichteter Jagdsitz in der Nähe des [[Emsland|emsländischen]] [[Sögel]]. Die aus einem zentralen Hauptschloss und acht Pavillons bestehende Anlage gehört zu den Hauptwerken des westfälisch geprägten [[Barock]]. Es handelt sich um die einzig erhaltene Jagdsternanlage weltweit. Das Jagdschloss, seine Nebengebäude und der Klostergarten sind für Besucher zugänglich und beherbergen das ''Emslandmuseum Schloss Clemenswerth''.


== Geschichtlicher Überblick ==
== Geschichtlicher Überblick ==
Die Schlossanlage wurde von 1737 bis 1747 für [[Kurfürst]] [[Clemens August von Bayern|Clemens August I.]] am nördlichen Rande seines weit verstreuten Herrschaftsgebiets erbaut. Die Entwürfe stammten von dem westfälischen Baumeister [[Johann Conrad Schlaun]], der bereits am [[Schlösser Augustusburg und Falkenlust|Schloss Augustusburg]] für den Kurfürsten tätig war. Zu den Vorbildern der Anlage zählen die [[Pagodenburg (Rastatt)|Pagodenburg]] in Rastatt, die [[Eremitage (Waghäusel)|Eremitage]] in Waghäusel und das [[Schloss Marly-le-Roi]]. Das barocke Schloss und seine Nutzung für große Jagdgesellschaften zur Zeit Clemens August I. stehen im Mittelpunkt der Heimatnovelle des Priesters und Schriftstellers [[Bernhard Köster]].
Die Schlossanlage wurde von 1737 bis 1747 für [[Kurfürst]] [[Clemens August von Bayern|Clemens August I.]] am nördlichen Rande seines weit verstreuten Herrschaftsgebiets erbaut. Die Entwürfe stammten von dem westfälischen Baumeister [[Johann Conrad Schlaun]], der bereits am [[Schlösser Augustusburg und Falkenlust|Schloss Augustusburg]] für den Kurfürsten tätig war. Zu den Vorbildern der Anlage zählen die [[Pagodenburg (Rastatt)|Pagodenburg]] in Rastatt, die [[Eremitage (Waghäusel)|Eremitage]] in Waghäusel und das [[Schloss Marly-le-Roi]]. Das barocke Schloss und seine Nutzung für große Jagdgesellschaften zur Zeit Clemens August I. stehen im Mittelpunkt der Heimatnovelle des Priesters und Schriftstellers [[Bernhard Köster]].


Mit dem vormals zum [[Niederstift Münster|Fürstbistum Münster]] gehörigen [[Amt Meppen]] gelangte Clemenswerth 1803 in die Hände der [[Herzogtum Arenberg-Meppen|Herzöge von Arenberg]] (→ [[Haus Arenberg]]) und ab 1928 in das Eigentum der [[Arenberg-Meppen GmbH]]. Die Anlage dient heute als regionales ''Emslandmuseum'' und ist Sitz der [[Emsländische Landschaft|Emsländischen Landschaft]]. Bekannt sind vor allem die Sammlung Straßburger Fayencen, das Clemenswerther Jagdservice und Materialien zur barocken Jagd. Seit 2005 findet in der Schlossanlage Clemenswerth alljährlich im August das „Kleine Fest im großen Park“ statt.
Mit dem vormals zum [[Niederstift Münster|Fürstbistum Münster]] gehörigen [[Amt Meppen]] gelangte Clemenswerth 1803 in die Hände der [[Herzogtum Arenberg-Meppen|Herzöge von Arenberg]] (→ [[Haus Arenberg]]) und ab 1928 in das Eigentum der [[Arenberg-Meppen GmbH]]. Die Anlage dient heute als regionales ''Emslandmuseum'' und ist Sitz der [[Emsländische Landschaft|Emsländischen Landschaft]] sowie des Emsländischen Heimatbundes. Bekannt sind vor allem die Sammlung Straßburger Fayencen, das Clemenswerther Jagdservice und Materialien zur barocken Jagd. Seit 2005 findet in der Schlossanlage Clemenswerth alljährlich im August das „Kleine Fest im großen Park“ statt.


== Baulichkeiten ==
== Baulichkeiten ==
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Das zentrale Schloss ist von acht Pavillons umgeben, von denen sieben als Gästehäuser und Wirtschaftsgebäude dienen. Die Pavillons sind zum Teil nach den [[Bistum|Bistümern]] des Kurfürsten benannt.
Das zentrale Schloss ist von acht Pavillons umgeben, von denen sieben als Gästehäuser und Wirtschaftsgebäude dienen. Die Pavillons sind zum Teil nach den [[Bistum|Bistümern]] des Kurfürsten benannt.


Der achte Pavillon im Norden der Anlage beherbergt die von Schlaun entworfene Schlosskapelle. Der Innenraum ist im Stil des [[Rokoko]] gestaltet, die künstlerische Ausstattung geht auf F. J. Roth und V. Bigari zurück. In dem zur Gartenanlage gerichteten Trakt des Bauwerks befindet sich ein kleines Kloster des [[Kapuziner]]ordens, den Clemens August 1741 nach Clemenswerth berief.<ref>Franz Solan Nüßlein: ''Seelsorge der Ordensgemeinschaftenim Emsland.'' In: ''Von Klöstern und Klosterleuten. Orden wirken im Emsland.'' Emsländischer Heimatbund, Sögel 1999, S. 120–133.</ref> „Das Heulen der Jagdhunde ist verstummt, und hat dem Gesange der armen Kapuziner Platz gemacht“, notierte [[Johann Gottfried Hoche]] 1798 auf der Durchreise.<ref>Johann Gottfried Hoche: ''Reise durch Osnabrück und Niedermünster in das Saterland, Ostfriesland und Gröningen''. Friedrich Wilmans, Bremen 1800, S. 446.</ref>
Der achte Pavillon im Norden der Anlage beherbergt die von Schlaun entworfene Schlosskapelle. Der Innenraum ist im Stil des [[Rokoko]] gestaltet, die künstlerische Ausstattung geht auf F. J. Roth und V. Bigari zurück, sollte ursprünglich jedoch von [[Johann Evangelist Holzer]] gestaltet werden. Der bekannte [[Freskenmalerei|Freskenmaler]] starb in Clemenswerth bevor er mit den Arbeiten beginnen konnte. In dem zur Gartenanlage gerichteten Trakt des Bauwerks befindet sich ein kleines Kloster des [[Kapuziner]]ordens, den Clemens August 1741 nach Clemenswerth berief.<ref>Franz Solan Nüßlein: ''Seelsorge der Ordensgemeinschaftenim Emsland.'' In: ''Von Klöstern und Klosterleuten. Orden wirken im Emsland.'' Emsländischer Heimatbund, Sögel 1999, S. 120–133.</ref> „Das Heulen der Jagdhunde ist verstummt, und hat dem Gesange der armen Kapuziner Platz gemacht“, notierte [[Johann Gottfried Hoche]] 1798 auf der Durchreise.<ref>Johann Gottfried Hoche: ''Reise durch Osnabrück und Niedermünster in das Saterland, Ostfriesland und Gröningen''. Friedrich Wilmans, Bremen 1800, S. 446.</ref>


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Auf den Kapellenpavillon folgt im Uhrzeigersinn im Nordosten der Anlage der ''Pavillon Münster'', in dem sich die Gästeräume des Kapuzinerklosters befanden. Auf den Pavillon Münster folgt der ''Pavillon Hildesheim'', der als [[Kavaliershaus]] den Gästen des Kurfürsten diente und an den sich der ''Pavillon Paderborn'' anschließt, dessen Verlängerungsbau den Küchentrakt des Schlosses beherbergt. Im Rahmen des Museumsbetriebs werden dort heute Porzellane und [[Fayence]]n ausgestellt.
Auf den Kapellenpavillon folgt im Uhrzeigersinn im Nordosten der Anlage der ''Pavillon Münster'', in dem sich die Gästeräume des Kapuzinerklosters befanden. Auf den Pavillon Münster folgt der ''Pavillon Hildesheim'', der als [[Kavaliershaus]] den Gästen des Kurfürsten diente und an den sich der ''Pavillon Paderborn'' anschließt, dessen Verlängerungsbau den Küchentrakt des Schlosses beherbergt. Im Rahmen des Museumsbetriebs werden dort heute Porzellane und [[Fayence]]n ausgestellt.
Im Süden der Anlage liegt der ''Pavillon Osnabrück'', dessen Sammlungen thematisch Bezug auf den [[Deutscher Orden|Deutschen Orden]] nehmen. Der anschließende ''Pavillon Clemens August'' dient der Ausstellung zeitgenössischer Keramikkunst, der westlich folgende ''Pavillon Köln'' beherbergt gegenwärtig Räume der Museumspädagogik. Als letzter Pavillon folgt der ''Pavillon Mergentheim'', der heute der Schlossverwaltung dient.
Im Süden der Anlage liegt der ''Pavillon Osnabrück'', dessen Sammlungen thematisch Bezug auf den [[Deutscher Orden|Deutschen Orden]] nehmen. Der anschließende ''Pavillon Clemens August'' dient der Ausstellung zeitgenössischer Keramikkunst, der westlich folgende ''Pavillon Coellen'' beherbergt gegenwärtig eine Dauerausstellung von [[Wolfgang Pohl]]. Als letzter Pavillon folgt der ''Pavillon Mergentheim'', der heute der Schlossverwaltung dient.


=== Außenanlagen ===
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Im Westen der Anlage, auf dem Weg nach [[Sögel]], liegt das halbrund geschwungene Gebäude des [[Marstall]]s. Die Anlage sollte ursprünglich ein gleichartiges Pendant erhalten und so eine nahezu kreisförmige Gebäudegruppe bilden, blieb jedoch unvollendet.
Im Westen der Anlage, auf dem Weg nach [[Sögel]], liegt das halbrund geschwungene Gebäude des [[Marstall]]s. Die Anlage sollte ursprünglich ein gleichartiges Pendant erhalten und so eine nahezu kreisförmige Gebäudegruppe bilden, blieb jedoch unvollendet.


Gegenüber vom Marstall steht das Clemens-August-Denkmal. Es ist ein Abguss einer Großplastik, deren Original (von 1757) sich im Park der Metallfabrik Boesner in [[Niederbieber]] bei Neuwied befindet.<ref>Martin Miersch: ''Das Bild des Electeur soleil. Herrscherikonographie des Rokoko am Beispiel des Kölner Kurfürsten und Deutschordenshochmeisters Clemens August (1700–1761)''. Elwert, Marburg 2007, ISBN 978-3-7708-1305-6, S. 55.</ref>
Gegenüber vom Marstall steht das Clemens-August-Denkmal. Es ist ein Abguss einer Großplastik, deren Original (von 1757) sich im Park der Metallfabrik Boesner in [[Niederbieber]] bei Neuwied befindet.<ref>Martin Miersch: ''Das Bild des Electeur soleil. Herrscherikonographie des Rokoko am Beispiel des Kölner Kurfürsten und Deutschordenshochmeisters Clemens August (1700–1761)''. Elwert, Marburg 2007, ISBN 978-3-7708-1305-6, S. 55.</ref>
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== Literatur ==
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<small>in der Reihenfolge des Erscheinens</small>
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* Rainer Schomann (Hrsg.), [[Urs Boeck]]: ''Park des Jagdschlosses Clemenswerth'' in: ''Historische Gärten in Niedersachsen, Katalog zur Landesausstellung, Eröffnung am 9. Juni 2000 im Foyer des Niedersächsischen Landtages in Hannover''. Hannover, 2000, S. 116–117.
* Rainer Schomann (Hrsg.), [[Urs Boeck]]: ''Park des Jagdschlosses Clemenswerth'' in: ''Historische Gärten in Niedersachsen, Katalog zur Landesausstellung, Eröffnung am 9. Juni 2000 im Foyer des Niedersächsischen Landtages in Hannover''. Hannover, 2000, S. 116–117.
* ''Emslandmuseum Schloss Clemenswerth – Ein Museum schafft sich eine gesteigerte Identität.'' In: ''Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes.'' Band 56, 2010, {{ISSN|0448-1410}}, S.&nbsp;295–302.
* ''Emslandmuseum Schloss Clemenswerth – Ein Museum schafft sich eine gesteigerte Identität.'' In: ''Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes.'' Band 56, 2010, {{ISSN|0448-1410}}, S.&nbsp;295–302.
*Landkreis Emsland (Hrsg.) in Verbindung mit dem Emslandmuseum Schloss Clemenswerth. Arbeitsgruppe des Landkreises Emsland: Clemens August: Fürstbischof, Jagdherr, Mäzen. Katalog zu einer Kulturhistorischen Ausstellung aus Anlass des 250jährigen Jubiläums von Schloss Clemenswerth. Emsland, 1987, ISBN 3-922469-29-9
*Emslandmuseum Schloss Clemenswerth/ Emsländischer Heimatbund (Hrsg.)/Eckard Wagner: Jagdschloss Clemswerth im Emsland. Goldschmidt-Druck, Sögel, 2004
*Emslandmuseum Schloss Clemenswerth:Hunderter Hände Arbeit. Ausstellungskatalog. Sögel, 2012, ISBN 978-3-943719-00-0


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 28. August 2019, 15:18 Uhr

Schloss Clemenswerth – Hauptgebäude

Das Schloss Clemenswerth ist ein für Clemens August I. von Bayern errichteter Jagdsitz in der Nähe des emsländischen Sögel. Die aus einem zentralen Hauptschloss und acht Pavillons bestehende Anlage gehört zu den Hauptwerken des westfälisch geprägten Barock. Es handelt sich um die einzig erhaltene Jagdsternanlage weltweit. Das Jagdschloss, seine Nebengebäude und der Klostergarten sind für Besucher zugänglich und beherbergen das Emslandmuseum Schloss Clemenswerth.

Geschichtlicher Überblick

Die Schlossanlage wurde von 1737 bis 1747 für Kurfürst Clemens August I. am nördlichen Rande seines weit verstreuten Herrschaftsgebiets erbaut. Die Entwürfe stammten von dem westfälischen Baumeister Johann Conrad Schlaun, der bereits am Schloss Augustusburg für den Kurfürsten tätig war. Zu den Vorbildern der Anlage zählen die Pagodenburg in Rastatt, die Eremitage in Waghäusel und das Schloss Marly-le-Roi. Das barocke Schloss und seine Nutzung für große Jagdgesellschaften zur Zeit Clemens August I. stehen im Mittelpunkt der Heimatnovelle des Priesters und Schriftstellers Bernhard Köster.

Mit dem vormals zum Fürstbistum Münster gehörigen Amt Meppen gelangte Clemenswerth 1803 in die Hände der Herzöge von Arenberg (→ Haus Arenberg) und ab 1928 in das Eigentum der Arenberg-Meppen GmbH. Die Anlage dient heute als regionales Emslandmuseum und ist Sitz der Emsländischen Landschaft sowie des Emsländischen Heimatbundes. Bekannt sind vor allem die Sammlung Straßburger Fayencen, das Clemenswerther Jagdservice und Materialien zur barocken Jagd. Seit 2005 findet in der Schlossanlage Clemenswerth alljährlich im August das „Kleine Fest im großen Park“ statt.

Baulichkeiten

Schlosskomplex

Anordnung der Gebäude mit zentralem Hauptschloss und Nebengebäuden
(250 Jahre Jagdschloss Clemenswerth: deutsche Briefmarke von 1987)

Die spätbarocke Anlage ist achteckig aufgebaut und besteht aus einem mittleren Hauptschloss und acht umliegenden Nebengebäuden. Das eigentliche Schloss ist ein zentraler, achteckiger Pavillon, der die Gesellschaftssäle des Schlosskomplexes beherbergt und aus dem vier Arme mit den darin liegenden Kabinetten und dem Treppenhaus ragen; das Schloss verfügt somit über einen nahezu kreuzförmigen Grundriss. Die Fenster des symmetrischen Baus sind so angeordnet, dass sie in die acht Sichtschneisen der Außenanlage hinausführen. Das Gebäude ist zweigeschossig aus Backstein errichtet, der Bauschmuck ist aus Sandstein gefertigt und nimmt in seinem Dekor ebenso wie die Innenausstattung Bezug auf das Thema der Jagd.

Das zentrale Schloss ist von acht Pavillons umgeben, von denen sieben als Gästehäuser und Wirtschaftsgebäude dienen. Die Pavillons sind zum Teil nach den Bistümern des Kurfürsten benannt.

Der achte Pavillon im Norden der Anlage beherbergt die von Schlaun entworfene Schlosskapelle. Der Innenraum ist im Stil des Rokoko gestaltet, die künstlerische Ausstattung geht auf F. J. Roth und V. Bigari zurück, sollte ursprünglich jedoch von Johann Evangelist Holzer gestaltet werden. Der bekannte Freskenmaler starb in Clemenswerth bevor er mit den Arbeiten beginnen konnte. In dem zur Gartenanlage gerichteten Trakt des Bauwerks befindet sich ein kleines Kloster des Kapuzinerordens, den Clemens August 1741 nach Clemenswerth berief.[1] „Das Heulen der Jagdhunde ist verstummt, und hat dem Gesange der armen Kapuziner Platz gemacht“, notierte Johann Gottfried Hoche 1798 auf der Durchreise.[2]

Auf den Kapellenpavillon folgt im Uhrzeigersinn im Nordosten der Anlage der Pavillon Münster, in dem sich die Gästeräume des Kapuzinerklosters befanden. Auf den Pavillon Münster folgt der Pavillon Hildesheim, der als Kavaliershaus den Gästen des Kurfürsten diente und an den sich der Pavillon Paderborn anschließt, dessen Verlängerungsbau den Küchentrakt des Schlosses beherbergt. Im Rahmen des Museumsbetriebs werden dort heute Porzellane und Fayencen ausgestellt. Im Süden der Anlage liegt der Pavillon Osnabrück, dessen Sammlungen thematisch Bezug auf den Deutschen Orden nehmen. Der anschließende Pavillon Clemens August dient der Ausstellung zeitgenössischer Keramikkunst, der westlich folgende Pavillon Coellen beherbergt gegenwärtig eine Dauerausstellung von Wolfgang Pohl. Als letzter Pavillon folgt der Pavillon Mergentheim, der heute der Schlossverwaltung dient.

Außenanlagen

Das zentrale Schloss steht inmitten eines großen Jagdsterns, dessen Schneisen von den Fenstern der Salons beobachtet werden können. Die Gesamtanlage des Jagdwalds ist aus der Luft betrachtet nahezu glockenförmig. Die Spitze ist auf die Gemeinde Sögel gerichtet, am gegensätzlichen äußeren Ende befinden sich drei durch Gräben verbundene Teiche. Nördlich des Kapuzinerklosters liegt ein abgetrennter Gartenbereich, der mit geschnittenen Taxus- und Buxus-Gehölzen seit dem 18. Jahrhundert fast unverändert erhalten ist und in dessen Sichtachse als Point de vue die sogenannte Gloriette, eine für Clemens August errichtete Eremitage, folgt.




Im Westen der Anlage, auf dem Weg nach Sögel, liegt das halbrund geschwungene Gebäude des Marstalls. Die Anlage sollte ursprünglich ein gleichartiges Pendant erhalten und so eine nahezu kreisförmige Gebäudegruppe bilden, blieb jedoch unvollendet.

Gegenüber vom Marstall steht das Clemens-August-Denkmal. Es ist ein Abguss einer Großplastik, deren Original (von 1757) sich im Park der Metallfabrik Boesner in Niederbieber bei Neuwied befindet.[3]

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Bernhard Köster: Clemenswerth: eine geschichtliche Heimatnovelle. 2. Auflage. Krimphoff, Sassenberg 1982, ISBN 3-921787-06-15.
  • Hans-Herbert Möller: Reclams Kunstführer Deutschland. Band 5: Niedersachsen, Hansestädte, Schleswig-Holstein. Kunstdenkmäler und Museen. (= Universal-Bibliothek. 8473). 6. Auflage. Reclam, Stuttgart 1984, ISBN 3-15-008473-3.
  • Zur Restaurierung von Jagdschloß Clemenswerth in Sögel. In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Restaurierung von Kulturdenkmalen. Beispiele aus der niedersächsischen Denkmalpflege (= Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Beiheft 2). Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege. Niemeyer, Hameln 1989, ISBN 3-87585-152-8, S. 463–480.
  • Emslandmuseum Schloß Clemenswerth (Hrsg.): 250 Jahre Kapuzinerkloster Clemenswerth 1741–1991. Emslandmuseum, Sögel 1991, ISBN 3-88077-124-3.
  • Ernst Andreas Friedrich: Das Jagdschloss Clemenswerth. In: Ders.: Wenn Steine reden könnten. Aus Niedersachsens Geschichte. Band 2, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1, S. 165–167.
  • Clemenswerth. Schloß im Emsland (= Emsland – Raum im Nordwesten. Band 9). 3., im Bildteil aktualisierte Auflage. Emsländischer Heimatbund, Sögel 2000, ISBN 3-88077-084-0.
  • Rainer Schomann (Hrsg.), Urs Boeck: Park des Jagdschlosses Clemenswerth in: Historische Gärten in Niedersachsen, Katalog zur Landesausstellung, Eröffnung am 9. Juni 2000 im Foyer des Niedersächsischen Landtages in Hannover. Hannover, 2000, S. 116–117.
  • Emslandmuseum Schloss Clemenswerth – Ein Museum schafft sich eine gesteigerte Identität. In: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes. Band 56, 2010, ISSN 0448-1410, S. 295–302.
  • Landkreis Emsland (Hrsg.) in Verbindung mit dem Emslandmuseum Schloss Clemenswerth. Arbeitsgruppe des Landkreises Emsland: Clemens August: Fürstbischof, Jagdherr, Mäzen. Katalog zu einer Kulturhistorischen Ausstellung aus Anlass des 250jährigen Jubiläums von Schloss Clemenswerth. Emsland, 1987, ISBN 3-922469-29-9
  • Emslandmuseum Schloss Clemenswerth/ Emsländischer Heimatbund (Hrsg.)/Eckard Wagner: Jagdschloss Clemswerth im Emsland. Goldschmidt-Druck, Sögel, 2004
  • Emslandmuseum Schloss Clemenswerth:Hunderter Hände Arbeit. Ausstellungskatalog. Sögel, 2012, ISBN 978-3-943719-00-0

Einzelnachweise

  1. Franz Solan Nüßlein: Seelsorge der Ordensgemeinschaftenim Emsland. In: Von Klöstern und Klosterleuten. Orden wirken im Emsland. Emsländischer Heimatbund, Sögel 1999, S. 120–133.
  2. Johann Gottfried Hoche: Reise durch Osnabrück und Niedermünster in das Saterland, Ostfriesland und Gröningen. Friedrich Wilmans, Bremen 1800, S. 446.
  3. Martin Miersch: Das Bild des Electeur soleil. Herrscherikonographie des Rokoko am Beispiel des Kölner Kurfürsten und Deutschordenshochmeisters Clemens August (1700–1761). Elwert, Marburg 2007, ISBN 978-3-7708-1305-6, S. 55.
Commons: Schloss Clemenswerth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 50′ 18,1″ N, 7° 32′ 13,9″ O