Reichstagswahl 1912

Die Reichstagswahl 1912 war die Wahl zum 13. Deutschen Reichstag. Sie fand am 12. Januar 1912 statt. Es war die letzte Wahl des Reichstags vor dem Ersten Weltkrieg und die letzte im Deutschen Kaiserreich überhaupt.

Die Wahlbeteiligung lag bei rund 85% und damit etwa so hoch wie bei der Reichstagswahl 1907.

Eindeutiger und überragender Wahlsieger war die SPD. Sie erhielt etwa 4.250.000 Stimmen (34,8%) und damit so viele wie noch nie zuvor eine Partei bei Reichstagswahlen. Trotz der Verzerrungen durch das Mehrheitswahlrecht stellte sie auch zum ersten Mal die stärkste Fraktion, nämlich mit 110 Abgeordneten. Nur die Nationalliberale Partei hatte bei den ersten Reichstagswahlen noch mehr Wahlkreise gewonnen.

Zweitstärkste Fraktion wurde das Zentrum, das 91 Abgeordnete stellte, obwohl es weniger als halb so viele Stimmen wie die SPD bekommen hatte. Insbesondere im Ruhrgebiet verlor das Zentrum Wahlkreise an die SPD.

Die rechten Parteien, die die Regierung von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg unterstützt hatten, verloren massiv an Stimmen und Mandaten. Die 1910 als Zusammenschluss ehemals linksliberaler Kräfte gegründete sozialliberale Fortschrittliche Volkspartei verlor im Vergleich zu ihren Vorgängern ebenfalls einige Mandate. Sie hatte allerdings Wahlabsprachen mit der SPD getroffen und einen gemeinsamen Wahlkampf mit den Sozialdemokraten gemacht.

Den linken Kräften gelang es jedoch in den Friedensjahren nicht, den seit jeher schwachen Reichstag zu stärken. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren alle Parteien im „Burgfrieden“ vereint, auch die vorher anti-militaristische SPD stimmt den Kriegskrediten zu. Im Verlauf des Krieges kommt es darüber zu innerparteilichen Auseinandersetzungen, eine Gruppe von Abgeordneten gründet die USPD und spaltete sich ab.

Unterdessen waren 1916 neben dem Zentrum auch die Nationalliberalen unter Führung Gustav Stresemanns mit der Forderung nach mehr parlamentarischer Kontrolle an die Seite von SPD und FVP getreten. Diese neue Konstellation währte allerdings nicht lange, und die von Zentrum, FVP und SPD vertretene Friedensresolution vom 19. Juli 1917 lehnten Nationalliberale wie Konservative ab. Das Parlament, dessen Neuwahl wegen des Krieges verschoben wurde, blieb ohnehin gegen die Oberste Heeresleitung machtlos. Erst am 28. Oktober 1918, wenige Tage vor der Niederlage und der Novemberrevolution, nahm der Reichstag Reformvorschläge des Kanzlers Max von Baden an (sogenannte Oktoberverfassung), die einen deutlichen Schritt zum Parlamentarismus bedeutet hätten. Durch die folgenden Ereignisse wurden diese aber überholt.

Ergebnisse

Partei
Politische Ausrichtung
Sitze im Reichstag Änderung
SPD 110 +67
Zentrumspartei (Z) 91 -14
Nationalliberale Partei (NL) 45 -9
Deutschkonservative Partei (DK)
Ländlich-Konservative
43 -17
Fortschrittliche Volkspartei (FVP)
Sozialliberale
42 -7
Polen (P)
18 -2
Deutsche Reichspartei (DRP)
Konservative
14 -10
Wirtschaftliche Vereinigung (WV) (ohne Deutsche Reformpartei)
Mittelständisch-antisemitisch
10 +5
Alsatianen (A)
Elsässische und französische Regionalisten
9 +2
Deutsch-Hannoversche Partei (DHP)
Konservative Föderalisten (Welfen)
5 +4
Andere 4 +1
Deutsche Reformpartei
Antisemiten
3 -13
Bund der Landwirte (BL) 2 -6
Dänen (D)
Dänische Regionalisten
1 keine
Total 397 keine

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Plakat der SPD (Seite der Friedrich-Ebert-Stiftung)