== Geschichte des 13. Reichstags 1912 bis 1918 ==
== Geschichte des 13. Reichstags 1912 bis 1918 ==
Den linken Kräften gelang es in den Friedensjahren nicht, den von jeher schwachen Reichstag zu stärken. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren alle Parteien im „[[Burgfriede]]n“ vereint, auch die vorher anti-militaristische SPD stimmte den [[Kriegskredite]]n zu. Im Verlauf des Krieges kommt es darüber zu innerparteilichen Auseinandersetzungen, eine Gruppe von Abgeordneten gründete die [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] und spaltete sich ab.
Den linken Kräften gelang es in den Friedensjahren nicht, den von jeher schwachen Reichstag zu stärken. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren alle Parteien im „[[Burgfriede]]n“ vereint, auch die vorher anti-militaristische SPD stimmte daher für die [[Kriegskredite]]. Im Verlauf des Krieges kommt es darüber zu innerparteilichen Auseinandersetzungen, eine Gruppe von Abgeordneten gründete die [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] und spaltete sich ab.
Unterdessen waren 1916 neben dem Zentrum auch die Nationalliberalen unter Führung [[Gustav Stresemann]]s mit der Forderung nach mehr parlamentarischer Kontrolle an die Seite von SPD und FVP getreten. Diese neue Konstellation währte allerdings nicht lange, und die von Zentrum, FVP und SPD vertretene Friedensresolution vom 19. Juli 1917 lehnten Nationalliberale wie Konservative ab. Das Parlament, dessen Neuwahl wegen des Krieges verschoben wurde, blieb ohnehin gegen die [[Oberste Heeresleitung]] machtlos. Erst am 28. Oktober 1918, wenige Tage vor der Niederlage und der [[Novemberrevolution]], nahm der Reichstag Reformvorschläge des Kanzlers [[Max von Baden]] an (so genannte [[Oktoberreform|Oktoberverfassung]]), die einen deutlichen Schritt zum [[Parlamentarismus]] bedeutet hätten. Durch die folgenden Ereignisse wurden diese aber überholt.
Unterdessen waren 1916 neben dem Zentrum auch die Nationalliberalen unter Führung [[Gustav Stresemann]]s mit der Forderung nach mehr parlamentarischer Kontrolle an die Seite von SPD und FVP getreten. Diese neue Konstellation währte allerdings nicht lange, und die von Zentrum, FVP und SPD vertretene Friedensresolution vom 19. Juli 1917 lehnten Nationalliberale wie Konservative ab. Das Parlament, dessen Neuwahl wegen des Krieges verschoben wurde, blieb ohnehin gegen die [[Oberste Heeresleitung]] machtlos. Erst am 28. Oktober 1918, wenige Tage vor der Niederlage und der [[Novemberrevolution]], nahm der Reichstag Reformvorschläge des Kanzlers [[Max von Baden]] an (so genannte [[Oktoberreform|Oktoberverfassung]]), die einen deutlichen Schritt zum [[Parlamentarismus]] bedeutet hätten. Durch die folgenden Ereignisse wurden diese aber überholt.
Datei:Karte der Reichstagswahlen 1912.pngDie Ergebnisse der Reichstagswahl nach Wahlkreisen. Die Farben entsprechen den Farben in der Tabelle, ebenso die Nummerierung der Wahlkreise.
Eindeutiger Wahlsieger war die SPD. Sie erhielt etwa 4.250.000 Stimmen (34,8%) und damit so viele wie noch nie zuvor eine Partei bei Reichstagswahlen. Trotz der Verzerrungen durch das Mehrheitswahlrecht und die Benachteiligung durch die seit 1871 unveränderte Wahlkreiseinteilung stellte sie auch zum ersten Mal mit 110 Abgeordneten die stärkste Fraktion. Nur die Nationalliberale Partei hatte bei den ersten Reichstagswahlen mehr Wahlkreise gewonnen.
Zweitstärkste Fraktion wurde das Zentrum mit 91 Abgeordneten, obwohl es weniger als halb so viele Stimmen wie die SPD bekommen hatte.
Konservative und Nationalliberale, die die Regierung von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg unterstützt hatten, verloren deutlich an Stimmen und Mandaten. Die 1910 als Zusammenschluss mehrerer linksliberaler Parteien gegründete Fortschrittliche Volkspartei verlor im Vergleich zu ihren Vorgängern ebenfalls einige Mandate. Sie hatte Wahlabsprachen mit der SPD getroffen und teilweise einen gemeinsamen Wahlkampf mit den Sozialdemokraten geführt.
In jedem der insgesamt 397 Wahlkreise wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt.
Im 13. Reichstag schlossen sich nicht alle Abgeordneten der Fraktion ihrer eigentlichen Partei an. Der DRP-Abgeordnete Schröder (Elbing), der Zentrumsabgeordnete Oppersdorf (Fraustadt) sowie die nationalliberalen Abgeordneten Becker (Bingen) und von Heyl (Worms) traten nicht den Fraktionen ihrer Parteien bei sondern blieben fraktionslos. Die deutsch-sozialen und christlich-sozialen Abgeordneten bildeten mit dem BdL-Abgeordneten Gebhardt (Homburg) sowie den Abgeordneten Werner (Gießen) und Vietmayer (Waldeck) die Fraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung. Die beiden BdL-Abgeordneten Vogt (Hall) und Vogt (Crailsheim) schlossen sich der Fraktion der Konservativen an. Der DBB-Abgeordnete Kerschbaum (Rothenburg/Tauber) trat der Nationalliberalen Fraktion bei. Zu Beginn der 13. Legislaturperiode besaßen die Reichstagsfraktionen die folgende Stärke:[1]
Im Verlauf der Legislaturperiode änderte sich aufgrund von Nachwahlen, Abspaltungen und Fraktionswechseln mehrfach sowohl die Anzahl als auch die Stärke der einzelnen Fraktionen.[2]
Geschichte des 13. Reichstags 1912 bis 1918
Den linken Kräften gelang es in den Friedensjahren nicht, den von jeher schwachen Reichstag zu stärken. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren alle Parteien im „Burgfrieden“ vereint, auch die vorher anti-militaristische SPD stimmte daher für die Kriegskredite. Im Verlauf des Krieges kommt es darüber zu innerparteilichen Auseinandersetzungen, eine Gruppe von Abgeordneten gründete die USPD und spaltete sich ab.
Unterdessen waren 1916 neben dem Zentrum auch die Nationalliberalen unter Führung Gustav Stresemanns mit der Forderung nach mehr parlamentarischer Kontrolle an die Seite von SPD und FVP getreten. Diese neue Konstellation währte allerdings nicht lange, und die von Zentrum, FVP und SPD vertretene Friedensresolution vom 19. Juli 1917 lehnten Nationalliberale wie Konservative ab. Das Parlament, dessen Neuwahl wegen des Krieges verschoben wurde, blieb ohnehin gegen die Oberste Heeresleitung machtlos. Erst am 28. Oktober 1918, wenige Tage vor der Niederlage und der Novemberrevolution, nahm der Reichstag Reformvorschläge des Kanzlers Max von Baden an (so genannte Oktoberverfassung), die einen deutlichen Schritt zum Parlamentarismus bedeutet hätten. Durch die folgenden Ereignisse wurden diese aber überholt.
Antisemitismus
In antisemitischen Kreisen Deutschlands ging die Reichstagswahl von 1912 auch als "Judenwahl" in die Geschichte ein. Gründe hierfür war neben der enormen Stimmengewinne der Sozialdemokraten auch die Auffassung einiger radikal-konservativer Personen wie Konstantin Freiherr von Gebsattel, dass die Reichstagsmehrheit vom "jüdischen Golde" beherrscht sei.[3]
Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1912. Hefte 1-3. Berlin: Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, 1913 (Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 250)
Jürgen Bertram: Die Wahlen zum Deutschen Reichstag vom Jahre 1912. Parteien und Verbände in der Innenpolitik des Wilhelminischen Reiches. Düsseldorf: Droste Verlag, 1964 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 28)
Bureau des Reichstags (Hrsg.): Reichstags-Handbuch 13. Legislaturperiode. Berlin 1912
Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890-1918. Droste, Düsseldorf 2007, ISBN=978-3-7700-5284-4
Gerhard A. Ritter: Materialien zur Statistik des Kaiserreich 1871-1918. C. H. Beck, München 1980, ISBN=3406076106
Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete und Reichstagskandidaten 1898 - 1918. Biographisch-statistisches Handbuch. Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 2. Droste, Düsseldorf 1986, 355 S., ISBN 3-7700-5135-1
Bernd Haunfelder: Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei 1871 - 1933. Biographisches Handbuch und historische Photographien. Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 4. Droste, Düsseldorf 1999, 425 S., ISBN 3-7700-5223-4
Bernd Haunfelder: Die liberalen Abgeordneten des deutschen Reichstags 1871 - 1918. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2004, 512 S., ISBN 3-402-06614-9
Bernd Haunfelder: Die konservativen Abgeordneten des deutschen Reichstags von 1871 bis 1918. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2009, 336 S., ISBN 3-402-12829-2 oder ISBN 978-3-402-12829-9