Merck KGaA

Merck KGaA

Logo der Merck KGaA
RechtsformKommanditgesellschaft auf Aktien
Gründung1668
SitzDarmstadt
LeitungDr. Michael Römer, Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiterzahl29.133 (Dezember 2005)
Umsatz5970 Mio. Euro (2005)
BrancheChemie- und Pharmaindustrie
Websitewww.merck.de

Merck ist der Name einer deutschen Industriellen-Familie, auf welche die Gründung der beiden seit dem Ersten Weltkrieg voneinander unabhängigen Weltfirmen Merck KGaA in Darmstadt und Merck & Co., Inc. in Whitehouse Station, New Jersey (USA) zurückzuführen ist. Letzteres Unternehmen besitzt nur die Namensrechte für Nordamerika und firmiert in allen anderen Weltregionen unter dem Namen MSD SHARP & DOHME, während die Merck KGaA in Nordamerika unter dem Namen EMD (EM - Initialen des Firmengründers Emanuel Merck; D - Darmstadt) firmiert. Das Unternehmen Merck gilt als das weltweit älteste Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche.

Während die Aktiengesellschaft Merck & Co., Inc. das weltweit drittgrößte Pharmaunternehmen darstellt, ist die Merck KGaA mehrheitlich (rund 70%) noch in Familienbesitz, deutlich kleiner als Merck & Co., Inc.

Schwerpunkt der Pharmasparte ist die Produktion von Originalpräparaten auf den Gebieten Schilddrüsenerkrankungen (Euthyrox mit dem Wirkstoff Levo-Thyroxin), Herz-Kreislauf (Concor / Bisoprolol), entzündliche Erkrankungen (Decortin / Prednison) sowie nicht-verschreibungspflichtige OTC-Präparate (Nasivin, Multibionta, Kohlekompretten). Ein weiteres, noch junges Gebiet ist die Onkologie mit dem innovativen Produkt Erbitux (Cetuximab). Mit verschiedenen Tochterfirmen in verschiedenen Ländern gehört die Merck KGaA zu den umsatzstärksten Generika-Hersteller der Welt.

Ein Pionier ist die Merck KGaA im Bereich der LCD-Technik. Heute ist Merck der weltgrößte Hersteller von Flüssigkristallen, die für die Herstellung von LC/TFT-Displays benötigt werden (Weltmarktanteil mehr als 60 %). Weitere Produkte sind Pigmente für Autolacke und Kosmetika, Feinchemikalien, Chromatographiematerialien und vieles mehr.

Historisches

Im Jahr 1668, zwei Jahrzehnte nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, erwirbt der aus Franken stammende Friedrich Jacob Merck die Engel-Apotheke in Darmstadt, die zur Keimzelle des Konzerns werden soll.

Anfang des 19. Jahrhunderts erforscht Heinrich Emanuel Merck systematisch das pharmazeutische Potential der so genannten Alkaloide, einer hochwirksamen Stoffgruppe, zu denen unter anderem das Morphin zählt. Im Jahr 1827 beginnt er mit der Produktion und dem Vertrieb dieser Substanzen im industriellen Maßstab. Die Alkaloide des Unternehmens werden rasch durch ihre Reinheit überregional bekannt.

Schnell wachsen die Handelsbeziehungen in alle europäischen Metropolen. Beim Tod Heinrich Emanuels im Jahr 1855 hat das Unternehmen 50 Beschäftigte. Im Jahr 1887 übernimmt Georg Merck die Vertretung der Firma in New York, wo er 1891 die Firma Merck & Co. gründet.

1903/04 werden die gesamten Produktionsanlagen an den nördlichen Rand von Darmstadt verlegt, wo sich das Unternehmen noch heute befindet. Zugleich beginnt neben der Produktion von Grundstoffen auch die Herstellung gebrauchsfertiger Arzneimittel. Im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg steigt der Umsatz von 12 auf 26 Millionen Mark.

Der idealerweise ausschließlich in Ecstasy verwendete Wirkstoff MDMA wurde 1912 von Chemikern der Firma E. Merck aus Darmstadt synthetisiert und zum Patent angemeldet. MDMA wurde aber nie als Medikament vermarktet, jedoch testete die US-Armee 1953 den Reinstoff vergeblich als "Psychokampfstoff"" und "Wahrheitsdroge".

In Folge der Kriegseinwirkungen verliert das Unternehmen durch Enteignung das gesamte Auslandsgeschäft, darunter 1917 auch die sehr erfolgreiche US-Tochter Merck & Co., USA., die in der Folge zu einem eigenständigen amerikanischen Pharma-Konzern wird.

In den 1920er Jahren blüht das Unternehmen aber rasch wieder auf. Neue Produkte, wie z.B. Vitamine und Pflanzenschutzmittel, werden erfolgreich. Unter anderem entsteht in dieser Zeit auch das noch heute populäre Vitamin-C-Präparat Cebion. Bis zum Jahr 1929 steigt der Umsatz von Merck auf 44 Millionen Mark.

1944 wird das Werksgelände der Firma zu 80 % zerstört. Aber dennoch beginnt bald der Wiederaufstieg: Merck wächst endgültig zu einem weltumspannenden Konzern. In den 1960er Jahren wird intensiv auf dem Gebiet der Flüssigkristalle geforscht, die bald zu einem dritten Standbein des Geschäftes werden.

Heute wird in 24 Ländern produziert, für das Unternehmen sind rund 29.000 Mitarbeiter tätig (davon ca. 9.000 in Deutschland). Seit den 1990er Jahren besteht das Unternehmen aus einer an der Börse gehandelten Merck KGaA, die vom Management geführt wird. Die Aktienmehrheit der KG liegt bei der als Komplementär auftretenden E. Merck OHG, die nach wie vor von der Familie Merck geleitet wird und die strategischen Leitlinien des Konzerns vorgibt. Das Kapital der E. Merck OHG wird überwiegend von stillen Gesellschaftern gehalten, die der inzwischen weit verzweigten Familie Merck angehören.

2006 lieferten sich Merck und die Bayer AG eine Übernahmeschlacht um den Berliner Pharmakonzern Schering AG. Nachdem Schering ein erstes Angebot von Merck abgelehnt hatte, legte Bayer ein höheres Angebot vor. Merck torpedierte dieses Angebot durch Zukäufe der Schering-Aktie im großen Stil.

Der Bayer-Konzern rettete die Übernahme, indem er die Aktien zurückkaufte - musste dafür aber einen höheren Preis zahlen, weil die Aktien inzwischen gestiegen waren. Dadurch konnte Merck innerhalb weniger Tage einen Aktiengewinn von etwa 400 Mio. Euro erzielen. Zum Vergleich: Der gesamte Jahresnettogewinn 2005 betrug 658,9 Millionen Euro.

2006 kaufte Merck das Genfer Biotechnologie-Unternehmen Serono S.A. für rund 16 Milliarden Schweizer Franken. Seit Januar 2007 besitzt Merck die Mehrheit an Serono und ist damit nicht nur Weltmarktführer bei Flüssigkristallen sondern auch Nummer 3 der Biotechnologie-Unternehmen.

Literatur

Ingunn Possehl: Modern aus Tradition. Geschichte der chemisch-pharmazeutischen Fabrik E. Merck Darmstadt. Darmstadt 1994, ISBN 3-9801965-4-2.