„Lohnkosten“ – Versionsunterschied

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Die '''Lohnkosten''' sind die Summe aller [[Arbeitsentgelt|Löhne]], die in einem bestimmten Zeitraum von [[Arbeitgeber]]n an bzw. für [[Arbeitnehmer]] gezahlt werden.
'''Lohnkosten''' sind in der [[Betriebswirtschaftslehre]] und speziell in der [[Kostenrechnung]] eine [[Kostenart]], die vom [[Arbeitgeber]] innerhalb einer [[Rechnungsperiode]] als [[Arbeitslohn]] an [[Arbeitnehmer]] gezahlt wird. In der [[Volkswirtschaftslehre]] werden die Lohnkosten durch [[Aggregation (Wirtschaft)|Aggregation]] der Lohnkosten aller [[Unternehmen]] zusammengefasst.


== Allgemeines ==
Wichtig bei der Erhebung von Lohnkosten ist die Berechnungsmethode, denn daraus können unterschiedliche Ergebnisse resultieren. Meist werden die absoluten Lohnkosten pro Stunde berechnet. Sie können auch je Kopf berechnet werden. Von [[Lohnstückkosten]] spricht man, wenn die Lohnkosten nicht auf Arbeitsstunden oder Anzahl der Arbeitnehmer bezogen werden, sondern auf die Anzahl der hergestellten Produkte. [[Lohnnebenkosten]] stellen einen Teil der Lohnkosten dar.
Im engeren Sinne entstehen Lohnkosten für [[Arbeiter]], die Arbeitslohn beziehen. Im weiteren Sinne werden alle [[Aufwand|Aufwendungen]] an sämtliche Arbeitnehmer ([[Arbeitsentgelt|Lohn, Gehalt]], [[Dienstbezüge]]) als Lohnkosten bezeichnet; sie sind dann mit den [[Personalkosten]] identisch. Zu unterscheiden ist zwischen ''direkten Lohnkosten'' ([[Bruttolohn]]) und den ''indirekten Lohnkosten''. Zu letzteren gehören die auf gesetzlichen und freiwilligen [[Leistung (Recht)|Leistungen]] des Arbeitgebers beruhenden [[Sozialkosten]] ([[Arbeitgeberanteil]]e zur [[Sozialversicherung]] sowie die Aufwendungen für die [[Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall]]), Aufwendungen für die [[betriebliche Altersversorgung]], [[Urlaubsgeld]]er, [[Beihilfe (Dienstrecht)|Beihilfen]], [[Zulage]]n und [[Zuschlag für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit|Zuschläge]] ([[Lohnnebenkosten]]).<ref>Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), ''Gablers Wirtschafts Lexikon'', Band 1, 1984, Sp. 256</ref>


In der Volkswirtschaftslehre sind die Lohnkosten eine [[volkswirtschaftliche Kennzahl]], die als Aggregation aus allen Lohnkosten sämtlicher Unternehmen einer Volkswirtschaft ermittelt wird. Sie ist bedeutsam für [[Betriebsvergleich]]e, [[Branchenstrukturanalyse]]n oder internationale Vergleiche ([[Hochlohnland]], [[Niedriglohnland]]).
In [[Deutschland]], wie auch in anderen [[Industrienation]]en, werden Lohnkosten häufig als Grund für die schlechte Lage auf dem [[Arbeitsmarkt]], insbesondere die hohe [[Arbeitslosigkeit]], verantwortlich gemacht. Sie seien im internationalen Vergleich zu hoch und machten den Standort Deutschland unattraktiv. So sind die um ein Vielfaches geringeren Lohnkosten osteuropäischer sowie süd-ost-asiatischer Staaten für diese ein starker Wettbewerbsvorteil (was allerdings schwere Finanzkrisen gerade in diesen Ländern nicht ausschloss). Insbesondere, wenn sich die [[Produktivität]] in diesen Staaten nicht proportional zu den Lohnkosten verhält, sondern verhältnismäßig gute Resultate aufweist, kann es zu Abwanderungen von Unternehmen aus den Industrienationen kommen. Auffällig ist allerdings, dass die Masse der Investitionen, insbesondere auch der [[Direktinvestition]]en, innerhalb der fortgeschrittenen Industrieländer stattfindet und nur in geringerem Maße Entwicklungsländern zugute kommt. Der [[Internationaler Währungsfonds|internationale Währungsfonds]] kommt sogar zu dem Ergebnis, dass Kapital "in die falsche Richtung" fließt, also von "Süd" nach "Nord". Von den Lohnkosten her hätte man die entgegengesetzte Richtung erwarten müssen.


== Betriebswirtschaftslehre ==
== Internationaler Vergleich ==
Die gesamten Lohnkosten <math>L_K</math> beinhalten die reinen [[Arbeitskosten]] <math>AK</math> und die [[Lohnnebenkosten]] <math>L_{NK}</math>:
:<math>L_K = AK + L_{NK}</math>.
Die Lohnnebenkosten setzen sich aus gesetzlichen (etwa [[Arbeitgeberbeitrag]], [[Mutterschutzgeld]]) und freiwilligen Nebenkosten (betriebliche Altersversorgung, Essenszuschuss zum [[Mittagessen]], Urlaubsgeld) zusammen.


Ist der Arbeitslohn ein [[Zeitlohn]], gehören die Lohnkosten zu den [[Fixkosten]], weil der Arbeitslohn nach der [[Arbeitszeit]] berechnet wird. Gegensatz ist der [[Akkordlohn]] als [[variable Kosten]], dessen Lohnhöhe sich nach der [[Ausbringungsmenge]] richtet. Entsprechend beziehen sich die [[Lohnstückkosten]] <math>LSK</math> nicht auf Arbeitsstunden oder die Anzahl der Arbeitnehmer, sondern auf die mengenmäßige [[Ausbringung]] <math>A</math>, der die Arbeitskosten <math>AK</math> gegenübergestellt werden:<ref>Heinz-J. Bontrup, ''Lohn und Gewinn: Volks- und betriebswirtschaftliche Grundzüge'', 2. Auflage, 2008, Oldenbourg/München, S. 162; ISBN 978-3-486-58472-1</ref>
[[Bild:
:<math>LSK = \frac {\text{AK}} {\text{A}}</math>.
Durch höhere Arbeitskosten steigen bei konstanter Ausbringungsmenge die Lohnstückkosten. Dadurch ergeben sich – [[ceteris paribus]] – höhere [[Gesamtkosten]], so dass die [[Stückkosten]] steigen und der [[Grenzgewinn]] negativ wird.


Lohnkosten spielen bei allen [[Betriebsform]]en eine Rolle. Den höchsten Lohnkostenanteil an den Gesamtkosten weisen die [[Personalintensität|personalintensiven]] Unternehmen wie im [[Dienstleistungssektor]] auf, den niedrigsten Anteil findet man in [[Anlagenintensität|anlageintensiven]] Unternehmen wie im [[Transportwesen]].
== Siehe auch ==
[[Personalkosten]], [[Lohnstückkosten]], [[Lohnnebenkosten]]


== Weblinks ==
== Volkswirtschaftslehre ==
Die [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung]] (VGR) trennt die Lohnkosten nach [[Wirtschaftszweig]]en. Nachgewiesen werden die „Lohnkosten je Arbeitnehmer“ anhand des geleisteten Arbeitsentgelts pro Arbeitnehmer und die „Lohnkosten je Arbeitnehmerstunde“ bezogen auf das [[Arbeitsvolumen]].<ref>[https://books.google.de/books?id=jdqdCgAAQBAJ&pg=PA256&dq=Lohnkosten+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjYm7OPvMLzAhXpQvEDHdPHBtsQ6AF6BAgIEAE#v=onepage&q=Lohnkosten%20lexikon&f=false Dieter Brümmerhoff/Heinrich Lützel (Hrsg.), ''Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen'', 2002, S. 256]</ref> Da die [[Sozialversicherung|Sozialbeiträge]] im Arbeitsentgelt enthalten sind, gehen auch die indirekten Kosten des [[Produktionsfaktor]]s [[Arbeit (Volkswirtschaftslehre)|Arbeit]] in die VGR ein.


Die Arbeitskosten pro geleistete Arbeitsstunde in der [[Privatwirtschaft]] zeigen die absolute Höhe der Lohnkosten in verschiedenen [[Staat]]en:<ref>Statista, ''Arbeitskosten je geleisteter Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft der Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Zeitraum 2018 bis 2020'', 2021</ref>
* [http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/wochenberichte/docs/04-14.pdf DIW Wochenbericht Nr. 14/2004: ''Lohnkosten im internationalen Vergleich''] (PDF-Datei)


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* [http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2005/02/pdf/chapter2.pdf Analyse des IWFs zum Investitions- und Sparverhalten (auf englisch)]
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!| Staat || 2018 || 2019 || 2020
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|}

Von allen 28 [[EU-Mitgliedstaaten]] war 2020 [[Dänemark]] als [[Hochlohnland]] mit Arbeitskosten von 46,90 Euro pro Stunde am teuersten, das nicht in der Tabelle erwähnte [[Bulgarien]] war mit 6,40 Euro das absolute [[Niedriglohnland]].

== Wirtschaftliche Aspekte ==
Die Lohnkosten wirken sich unter anderem auf die [[Arbeitsproduktivität]] aus. Der als [[Produktivitätsfortschritt]] bezeichnete Zuwachs der Arbeitsproduktivität ist deshalb eine entscheidende Größe für Lohnkosten und [[Lohnpolitik]].<ref>[https://books.google.de/books?id=fnP1BQAAQBAJ&pg=PA19&dq=Produktivit%C3%A4tsfortschritt+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiG8vj4tMLzAhXnSvEDHUk4Cvc4ChDoAXoECAEQAQ#v=onepage&q=Produktivit%C3%A4tsfortschritt%20lexikon&f=false Verlag Dr. Th. Gabler GmbH (Hrsg.), ''Gabler Kompakt-Lexikon Wirtschaft'', 2001, S. 19]</ref> Als ''kostenniveauneutral'' gilt eine Lohnpolitik, wenn bei gleichbleibenden anderen Kostenfaktoren die [[Nominallohn]]sätze mit der gleichen (entsprechend kleineren oder größeren) Rate wachsen wie die Arbeitsproduktivität.<ref>[https://books.google.de/books?id=Y8HLBgAAQBAJ&pg=PA500&dq=Produktivit%C3%A4tsfortschritt+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwisrODhrMLzAhXKR_EDHaLBDTUQ6AF6BAgBEAE#v=onepage&q=Produktivit%C3%A4tsfortschritt%20lexikon&f=false Verlag Dr. Th. Gabler GmbH (Hrsg.), ''Gabler Volkswirtschafts-Lexikon'', 1990, S. 500]</ref> Diese Lohnpolitik wird ''produktivitätsorientiert'' genannt, wenn sich Lohnsteigerungen stets am Produktivitätsfortschritt orientieren und deshalb von den Lohnkosten keine Preiserhöhungen ([[Inflation]]) ausgehen.<ref>[https://books.google.de/books?id=LmmfBgAAQBAJ&pg=PA194&dq=Produktivit%C3%A4tsfortschritt+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwisrODhrMLzAhXKR_EDHaLBDTUQ6AF6BAgIEAE#v=onepage&q=Produktivit%C3%A4tsfortschritt%20lexikon&f=false Michael Olsson/Dirk Piekenbrock, ''Gabler Kompakt Lexikon Umwelt- und Wirtschaftspolitik'', 1993, S. 194]</ref>

Die Bedeutung der Lohnkosten für die internationale [[Wettbewerbsfähigkeit]] Deutschlands sowie für die hier hohe [[Arbeitslosigkeit]] ist umstritten.<ref>[[Hans-Werner Sinn]], ''Deutschland im Steuerwettbewerb'', in: ''Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik'', Band 216/Nr. 6, 1997, S. 672–692</ref><ref>Ludger Lindlar/Wolfgang Scheremet, ''Does Germany have the "World's Highest Wage Costs"?'', in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 218/Nr. 5+6, 1999, S. 745–752</ref>

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://www.diw.de/deutsch/wb_14/04_lohnkosten_im_internationalen_vergleich/31161.html DIW Wochenbericht Nr. 14/2004: ''Lohnkosten im internationalen Vergleich''] (PDF; 198&nbsp;kB)
* [http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2005/02/pdf/chapter2.pdf Analyse des IWFs zum Investitions- und Sparverhalten] (englisch; PDF-Datei; 285&nbsp;kB)
* [https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/indicators-statistics/economic-databases/macro-economic-database-ameco/ameco-database_en Online] In: ''[[AMECO-Datenbank]]'' der EU-Kommission


== Einzelnachweise ==
*[http://europa.eu.int/comm/economy_finance/indicators/annual_macro_economic_database/ameco_contents.htm Ameco-Datenbank der Dienststellen der EU-Kommission]
<references />


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[[Kategorie:Arbeitsmarkt]] [[Kategorie:Personalwesen]]
[[Kategorie:Arbeitsmarkt]]
[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Betriebswirtschaftliche Kennzahl]]
[[Kategorie:Kostenrechnung]]
[[Kategorie:Personalwesen]]
[[Kategorie:Volkswirtschaftliche Kennzahl]]

Aktuelle Version vom 6. Februar 2023, 11:12 Uhr

Lohnkosten sind in der Betriebswirtschaftslehre und speziell in der Kostenrechnung eine Kostenart, die vom Arbeitgeber innerhalb einer Rechnungsperiode als Arbeitslohn an Arbeitnehmer gezahlt wird. In der Volkswirtschaftslehre werden die Lohnkosten durch Aggregation der Lohnkosten aller Unternehmen zusammengefasst.

Allgemeines

Im engeren Sinne entstehen Lohnkosten für Arbeiter, die Arbeitslohn beziehen. Im weiteren Sinne werden alle Aufwendungen an sämtliche Arbeitnehmer (Lohn, Gehalt, Dienstbezüge) als Lohnkosten bezeichnet; sie sind dann mit den Personalkosten identisch. Zu unterscheiden ist zwischen direkten Lohnkosten (Bruttolohn) und den indirekten Lohnkosten. Zu letzteren gehören die auf gesetzlichen und freiwilligen Leistungen des Arbeitgebers beruhenden Sozialkosten (Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung sowie die Aufwendungen für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall), Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung, Urlaubsgelder, Beihilfen, Zulagen und Zuschläge (Lohnnebenkosten).[1]

In der Volkswirtschaftslehre sind die Lohnkosten eine volkswirtschaftliche Kennzahl, die als Aggregation aus allen Lohnkosten sämtlicher Unternehmen einer Volkswirtschaft ermittelt wird. Sie ist bedeutsam für Betriebsvergleiche, Branchenstrukturanalysen oder internationale Vergleiche (Hochlohnland, Niedriglohnland).

Betriebswirtschaftslehre

Die gesamten Lohnkosten beinhalten die reinen Arbeitskosten und die Lohnnebenkosten :

.

Die Lohnnebenkosten setzen sich aus gesetzlichen (etwa Arbeitgeberbeitrag, Mutterschutzgeld) und freiwilligen Nebenkosten (betriebliche Altersversorgung, Essenszuschuss zum Mittagessen, Urlaubsgeld) zusammen.

Ist der Arbeitslohn ein Zeitlohn, gehören die Lohnkosten zu den Fixkosten, weil der Arbeitslohn nach der Arbeitszeit berechnet wird. Gegensatz ist der Akkordlohn als variable Kosten, dessen Lohnhöhe sich nach der Ausbringungsmenge richtet. Entsprechend beziehen sich die Lohnstückkosten nicht auf Arbeitsstunden oder die Anzahl der Arbeitnehmer, sondern auf die mengenmäßige Ausbringung , der die Arbeitskosten gegenübergestellt werden:[2]

.

Durch höhere Arbeitskosten steigen bei konstanter Ausbringungsmenge die Lohnstückkosten. Dadurch ergeben sich – ceteris paribus – höhere Gesamtkosten, so dass die Stückkosten steigen und der Grenzgewinn negativ wird.

Lohnkosten spielen bei allen Betriebsformen eine Rolle. Den höchsten Lohnkostenanteil an den Gesamtkosten weisen die personalintensiven Unternehmen wie im Dienstleistungssektor auf, den niedrigsten Anteil findet man in anlageintensiven Unternehmen wie im Transportwesen.

Volkswirtschaftslehre

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) trennt die Lohnkosten nach Wirtschaftszweigen. Nachgewiesen werden die „Lohnkosten je Arbeitnehmer“ anhand des geleisteten Arbeitsentgelts pro Arbeitnehmer und die „Lohnkosten je Arbeitnehmerstunde“ bezogen auf das Arbeitsvolumen.[3] Da die Sozialbeiträge im Arbeitsentgelt enthalten sind, gehen auch die indirekten Kosten des Produktionsfaktors Arbeit in die VGR ein.

Die Arbeitskosten pro geleistete Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft zeigen die absolute Höhe der Lohnkosten in verschiedenen Staaten:[4]

Staat 2018 2019 2020
Europaische Union Europäische Union gesamt 30,50 31,20 32,10
Belgien Belgien 40,00 40,70 41,40
Danemark Dänemark 44,70 46,30 46,90
Deutschland Deutschland 35,00 35,90 36,70
Finnland Finnland 34,50 34,80 34,90
Frankreich Frankreich 36,50 37,30 38,10
Osterreich Österreich 34,90 36,00 38,00
Luxemburg Luxemburg 40,30 41,30 41,80
Schweden Schweden 39,30 39,00 39,80
Niederlande Niederlande 34,70 35,30 35,20
Irland Irland 30,50 31,60 30,50
Italien Italien 27,20 27,90 29,10

Von allen 28 EU-Mitgliedstaaten war 2020 Dänemark als Hochlohnland mit Arbeitskosten von 46,90 Euro pro Stunde am teuersten, das nicht in der Tabelle erwähnte Bulgarien war mit 6,40 Euro das absolute Niedriglohnland.

Wirtschaftliche Aspekte

Die Lohnkosten wirken sich unter anderem auf die Arbeitsproduktivität aus. Der als Produktivitätsfortschritt bezeichnete Zuwachs der Arbeitsproduktivität ist deshalb eine entscheidende Größe für Lohnkosten und Lohnpolitik.[5] Als kostenniveauneutral gilt eine Lohnpolitik, wenn bei gleichbleibenden anderen Kostenfaktoren die Nominallohnsätze mit der gleichen (entsprechend kleineren oder größeren) Rate wachsen wie die Arbeitsproduktivität.[6] Diese Lohnpolitik wird produktivitätsorientiert genannt, wenn sich Lohnsteigerungen stets am Produktivitätsfortschritt orientieren und deshalb von den Lohnkosten keine Preiserhöhungen (Inflation) ausgehen.[7]

Die Bedeutung der Lohnkosten für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sowie für die hier hohe Arbeitslosigkeit ist umstritten.[8][9]

Wiktionary: Lohnkosten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gablers Wirtschafts Lexikon, Band 1, 1984, Sp. 256
  2. Heinz-J. Bontrup, Lohn und Gewinn: Volks- und betriebswirtschaftliche Grundzüge, 2. Auflage, 2008, Oldenbourg/München, S. 162; ISBN 978-3-486-58472-1
  3. Dieter Brümmerhoff/Heinrich Lützel (Hrsg.), Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, 2002, S. 256
  4. Statista, Arbeitskosten je geleisteter Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft der Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Zeitraum 2018 bis 2020, 2021
  5. Verlag Dr. Th. Gabler GmbH (Hrsg.), Gabler Kompakt-Lexikon Wirtschaft, 2001, S. 19
  6. Verlag Dr. Th. Gabler GmbH (Hrsg.), Gabler Volkswirtschafts-Lexikon, 1990, S. 500
  7. Michael Olsson/Dirk Piekenbrock, Gabler Kompakt Lexikon Umwelt- und Wirtschaftspolitik, 1993, S. 194
  8. Hans-Werner Sinn, Deutschland im Steuerwettbewerb, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 216/Nr. 6, 1997, S. 672–692
  9. Ludger Lindlar/Wolfgang Scheremet, Does Germany have the "World's Highest Wage Costs"?, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 218/Nr. 5+6, 1999, S. 745–752