„Lipka-Tataren“ – Versionsunterschied

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== Herkunft ==
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Der Ursprung der Lipka-Tataren kann auf die Nachfolgereiche des [[Mongolisches Reich|Mongolischen Reiches]], die [[Blaue Horde|Blaue]] und [[Goldene Horde]] sowie das [[Khanat der Krim|Krimkhanat]] und das [[Khanat Kasan]] zurückgeführt werden. Sie nahmen kurz nach ihrer Ansiedelung die Rolle einer höheren Militärkaste ein, machten sich später jedoch auch einen Ruf als fähige Handwerker, Bauern und Pferdezüchter. Heutzutage gibt es kleinere Gemeinden von Lipka-Tataren in Litauen, Polen und Weißrussland sowie in erwähnenswerter Zahl in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], in welche sie eingewandert sind.
Der Ursprung der Lipka-Tataren kann auf die Nachfolgereiche des [[Mongolisches Reich|Mongolischen Reiches]], die [[Blaue Horde|Blaue]] und [[Goldene Horde]] sowie das [[Khanat der Krim|Krimkhanat]] und das [[Khanat Kasan]] zurückgeführt werden. Sie nahmen kurz nach ihrer Ansiedelung die Rolle einer höheren Militärkaste ein, machten sich später jedoch auch einen Ruf als fähige Handwerker, Bauern und Pferdezüchter.

Die ersten Tataren 14. Jahrhundert in der Region um [[Vilnius]]. Im 17. Jahrhundert kämpften Tataren aus der Halbinsel [[Krim]] ([[Krimtataren]]) auf Seiten der [[Polen-Litauen|Adelsrepublik Polen-Litauen]] gegen das [[osmanisches Reich|Osmanen]]. [[König]] [[Jan Sobieski]] verfügte nicht über die ausreichenden finanziellen Mittel, um den Kriegssold an die Tataren für ihre Dienste zu bezahlen. Also entschädigte er diese, indem er ihnen Land im heutigen Nordosten Polens zugestand. Daraufhin wanderten 1679 die ersten 45 tatarischen Familien in diese Region ein. Tataren bezahlten keine Steuern, allerdings musste jede Familie einen berittenen Soldaten für die Armee stellen. Den Männern war es gestattet, sich eine Einheimische zur Frau nehmen und ihre Kinder muslimisch erziehen. Dazu erhielten die Tataren die Namen und die Rechte von Adligen, weshalb viele heute slawische Nachnamen tragen. <ref>[http://www.deutschlandfunk.de/islam-wir-sind-zuerst-polen-dann-muslime.886.de.html?dram%3Aarticle_id=347262 Deutschlandfunk: Islam "Wir sind zuerst Polen, dann Muslime"]</ref>


== Sprache ==
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Die Lipka-Tataren nahmen die [[ruthenische Sprache]], später die [[Weißrussische Sprache|weißrussische]] an.<ref name="Harvard">Harvard Encyclopedia of American Ethnic Groups, ''Polish or Lithuanian Tartars'', Harvard University Press, S. 990</ref><ref name="Selim">Selim Mirza-Juszeński Chazbijewicz, ''Szlachta tatarska w Rzeczypospolitej'' (Tartar Nobility in the Polish-Lithuanian Commonwealth), Verbum Nobile no 2 (1993), Sopot, Poland, [http://www.szlachta.org/selim.htm]</ref> Sie nutzten jedoch bis in die 1930er Jahre die arabische Schrift ([[weißrussisches arabisches Alphabet]]).
Die Lipka-Tataren nahmen die [[ruthenische Sprache]], später die [[Weißrussische Sprache|weißrussische]] an.<ref name="Harvard">Harvard Encyclopedia of American Ethnic Groups, ''Polish or Lithuanian Tartars'', Harvard University Press, S. 990</ref><ref name="Selim">Selim Mirza-Juszeński Chazbijewicz, ''Szlachta tatarska w Rzeczypospolitej'' (Tartar Nobility in the Polish-Lithuanian Commonwealth), Verbum Nobile no 2 (1993), Sopot, Poland, [http://www.szlachta.org/selim.htm]</ref> Sie nutzten jedoch bis in die 1930er Jahre die arabische Schrift ([[weißrussisches arabisches Alphabet]]).

== Aktuelle Situation ==
In der [[Woiwodschaft]] [[Podlachien]] leben etwa 3000 Tataren. Vorallem auf dem Land gibt es einige muslimische Gemeinden, zum Beispiel in [[Kruszyniany]], wo eine Moschee exsistiert. Dort berichten Anhänger, dass es hin und wieder zu Ausschreitungen gegen Institutionen der Gemeinden gäbe, man sich aber mit den katholischen NAchbarn gut verstehe. In [[Weißrussland]]leben ca. 6000 und in [[Litauen]] (vorallem um die Region der Hauptstadt [[Vilnius]]) 4000 Lipka-Tataren.

Die meißten Lipka-Tataren bezeichnen sich in erster Linie als [[Polen (Ethnie)|Polen]], dann als Muslime. Sie tragen zu dem oft westslawische Nachnamen. Ihre Verbundenheit zu der polnischen Nation zeigt sich auch [[Flüchtlingskrise in Europa ab 2015| Flüchtlingsproblematik]]. Die meisten Lipka-Tataren lehnen nämlich den Zuzug muslimischer Flüchtlinge ab. Zudem distanziert man sich von radikalen Auslegungen des [[Koran]]s. <ref>[http://www.deutschlandfunk.de/islam-wir-sind-zuerst-polen-dann-muslime.886.de.html?dram%3Aarticle_id=347262 Deutschlandfunk: Islam "Wir sind zuerst Polen, dann Muslime"]</ref>




== Persönlichkeiten ==
== Persönlichkeiten ==

Version vom 6. März 2016, 02:28 Uhr

Moschee bei Vilnius (1830)
Tataren in der polnischen Armee (1919)
Friedhof im Powiat Sokólski (2006)
Charles Bronson

Die Lipka-Tataren (Lipka ist krimtatarisch für Litauen), auch bekannt als weißrussische Tataren, litauische Tataren oder polnische Tataren sind eine Gruppe von Tataren, welche sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts auf dem Gebiet des damaligen Großfürstentums Litauen ansiedelten.

Geschichte

Die ersten Tataren kamen als Flüchtlinge, die entgegen der fortschreitenden Islamisierung weiter dem ursprünglichen Schamanismus anhingen und bei den noch nicht christianisierten Litauern Zuflucht suchten. Zum Ende des 14. Jahrhunderts wanderte eine weitere Welle von Tataren, dieses mal muslimischen Glaubens, auf Einladung von Großfürst Vytautas in das Großfürstentum ein. Diese zweite Welle siedelte sich anfangs im Gebiet um die Städte Vilnius, Trakai, Hrodna und Kaunas an und verteilte sich in den folgenden Jahrhunderten von dort über das gesamte Gebiet des Großfürstentums und später des vereinigten Polen-Litauen. Dieses Gebiet wird heute in etwa von den Staaten Litauen, Polen und Weißrussland eingenommen. Von Anfang an waren die Tataren in Litauen als Lipka-Tataren bekannt. Während sie ihren muslimischen Glauben beibehielten, verhielten die Lipka-Tataren sich ihrem später christlichen Heimatland Polen-Litauen gegenüber loyal und stellten im Kriegsfall häufig Truppen. So kämpften spätestens seit der Schlacht bei Tannenberg Einheiten leichter tatarischer Kavallerie in annähernd allen größeren militärischen Konflikten Litauens und Polens.

Herkunft

Der Ursprung der Lipka-Tataren kann auf die Nachfolgereiche des Mongolischen Reiches, die Blaue und Goldene Horde sowie das Krimkhanat und das Khanat Kasan zurückgeführt werden. Sie nahmen kurz nach ihrer Ansiedelung die Rolle einer höheren Militärkaste ein, machten sich später jedoch auch einen Ruf als fähige Handwerker, Bauern und Pferdezüchter.

Die ersten Tataren 14. Jahrhundert in der Region um Vilnius. Im 17. Jahrhundert kämpften Tataren aus der Halbinsel Krim (Krimtataren) auf Seiten der Adelsrepublik Polen-Litauen gegen das Osmanen. König Jan Sobieski verfügte nicht über die ausreichenden finanziellen Mittel, um den Kriegssold an die Tataren für ihre Dienste zu bezahlen. Also entschädigte er diese, indem er ihnen Land im heutigen Nordosten Polens zugestand. Daraufhin wanderten 1679 die ersten 45 tatarischen Familien in diese Region ein. Tataren bezahlten keine Steuern, allerdings musste jede Familie einen berittenen Soldaten für die Armee stellen. Den Männern war es gestattet, sich eine Einheimische zur Frau nehmen und ihre Kinder muslimisch erziehen. Dazu erhielten die Tataren die Namen und die Rechte von Adligen, weshalb viele heute slawische Nachnamen tragen. [1]

Sprache

Die Lipka-Tataren nahmen die ruthenische Sprache, später die weißrussische an.[2][3] Sie nutzten jedoch bis in die 1930er Jahre die arabische Schrift (weißrussisches arabisches Alphabet).

Aktuelle Situation

In der Woiwodschaft Podlachien leben etwa 3000 Tataren. Vorallem auf dem Land gibt es einige muslimische Gemeinden, zum Beispiel in Kruszyniany, wo eine Moschee exsistiert. Dort berichten Anhänger, dass es hin und wieder zu Ausschreitungen gegen Institutionen der Gemeinden gäbe, man sich aber mit den katholischen NAchbarn gut verstehe. In Weißrusslandleben ca. 6000 und in Litauen (vorallem um die Region der Hauptstadt Vilnius) 4000 Lipka-Tataren.

Die meißten Lipka-Tataren bezeichnen sich in erster Linie als Polen, dann als Muslime. Sie tragen zu dem oft westslawische Nachnamen. Ihre Verbundenheit zu der polnischen Nation zeigt sich auch Flüchtlingsproblematik. Die meisten Lipka-Tataren lehnen nämlich den Zuzug muslimischer Flüchtlinge ab. Zudem distanziert man sich von radikalen Auslegungen des Korans. [4]


Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Jurgita Šiaučiūnaitė-Verbickienė: The Tatars. In: Grigorijus Potašenko (Hrsg.): The Peoples of the Grand Duchy of Lithuania. Vilnius 2002, 73–82.

Einzelnachweise

  1. Deutschlandfunk: Islam "Wir sind zuerst Polen, dann Muslime"
  2. Harvard Encyclopedia of American Ethnic Groups, Polish or Lithuanian Tartars, Harvard University Press, S. 990
  3. Selim Mirza-Juszeński Chazbijewicz, Szlachta tatarska w Rzeczypospolitej (Tartar Nobility in the Polish-Lithuanian Commonwealth), Verbum Nobile no 2 (1993), Sopot, Poland, [1]
  4. Deutschlandfunk: Islam "Wir sind zuerst Polen, dann Muslime"