Langenaubach

Langenaubach
Stadt Haiger
Das Wappen von Langenaubach
Koordinaten:50° 43′ N, 8° 11′ OKoordinaten: 50° 42′ 58″ N, 8° 11′ 2″ O
Höhe: 360 (320–580) m
Fläche:9,87 km²[1]
Einwohner:1641 (30. Jun. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte:166 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 1977
Eingemeindet nach:Haiger
Postleitzahl:35708
Vorwahl:02773
Langenaubach aus der Vogelperspektive
Langenaubach aus der Vogelperspektive

Langenaubach ist ein Ortsteil der Stadt Haiger im Lahn-Dill-Kreis in Mittelhessen.


Langenaubach hatte am 31. Dezember 2011 insgesamt 1641 Einwohner, von denen 65,5 % evangelisch und 10,2 % katholisch waren.[2] Östlich des Dorfes befindet sich die ehemalige Grube „Constanze“. Langenaubach liegt am Rothaarsteig.

Geographische Lage

Langenaubach liegt in den nordöstlichen Ausläufern des Westerwalds an der Nahtstelle zum nördlich angrenzenden Rothaargebirge am Aubach, der für die Namensgebung der Ortschaft hauptverantwortlich ist. Langenaubach grenzt an die folgenden Gemarkungen: Flammersbach im Norden, Oberdresselndorf im Nordwesten, Niederdresselndorf im Nordwesten, Rabenscheid im Südwesten, Breitscheid im Süden, Medenbach im Südosten, Donsbach im Osten, sowie Haiger im Nordosten.

Straßen

Der Ort liegt ca. 3 km südwestlich von Haiger an der L3044 nach Rabenscheid. Die Kreistrasse 41 zweigt aus der Dorfmitte gen Süden ab nach Breitscheid. Ein geteerter Wirtschaftsweg verbindet Langenaubach mit Donsbach.

Wanderwege

Der Weitwanderweg Rothaarsteig, der durch die waldreiche Mittelgebirgslandschaft bis nach Brilon in Nordrhein-Westfalen führt, streift die Gemarkung an seiner Südseite. Die Blockhütte oberhalb des Ortes ist ein an Wochenenden gerne angelaufener Rastpunkt.

Gewässer

Es gibt mehrere Bachläufe und eher kleine, stehende Gewässer im Gemarkungsgebiet.

Seen

  • Bombenkrater (wassergefüllt) in der Nähe der Blockhütte
  • Absetzbecken der Tongrube "Stoss" (rechte Talseite, Goerg & Schneider GmbH)
  • Basaltsteinbruch (Naturdenkmal unweit des Waldweges südlich des Aubachs gen Rabenscheid)
  • Pöppels Weiher (Basaltsteinbruch im südlich des Ortes gelegenen Waldgebiet; In den großen Raupern, Flur 15, Stück 307)
  • (diverse) Fischweiher oberhalb des Ortes gen Rabenscheid
  • (diverse) Fischweiher unterhalb des Mühlgrabens

Bäche

  • Aubach
  • Rombach
  • Selmbach
  • Ölsbach
  • Läbach
  • Ermbach
  • Frossbach
  • Grünbach
  • Serbach
  • Lembach

Geschichte

In der Gemarkung sind Siedlungsplätze aus der Zeit um 4500 v. Chr. nachgewiesen. In den Raupern, am Grauborn, am Rechelsborn und am Gewenn finden sich teilweise noch heute Reste dieser Ansiedlungen.

Weitere Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:[3]

  • Haus Marianne
  • Im Rombach
  • Kalkhecke
  • Mühle
  • Wildweiberhäuschen


Teile der Gemarkung stehen aufgrund der seltenen Pflanzen, Fossilien und Bodenfunde unter Naturschutz.

Langenaubach wurde am 17. Januar 1281 erstmals urkundlich erwähnt, genauer gesagt ein Aubacher Bürger. Ein Mann namens 'Hartmannus von Ubach' wurde in einer Streitsache zwischen den Rittern von Haiger und dem Deutschen Orden im Jahr 1281 für kurze Zeit im Marburger Land gefangengehalten. Der Ort trug damals, wie der den Ort durchfließende Bach, den Namen Ubach.[4] Später wurde es zur besseren Unterscheidung vom ebenfalls Ubach genannten Waldaubach in Langenaubach umbenannt. Aufgrund des Namens ist zu vermuten, dass der Ort bereits in der Zeit vor 500 nach Christus entstanden sein könnte.

Der Ort besaß bereits 1452 eine Kapelle mit Nassau-Dillenburgischem Patronat. 1590 gehörte Langenaubach zum Kirchspiel Haiger.[3]

Die Einführung der Reformation in der Grafschaft Nassau-Dillenburg ab 1533 führte auch zu einem Bekenntniswechsel im Dorf. Um 1575 gab es einen weiteren Wechsel zum reformierten Bekenntnis.[3]

1718 brennt der Ort zum erstmals nieder.

Die heutige Kapelle stammt aus dem Jahr 1749 und bildet zusammen mit dem ehemaligen Gemeindeamt den alten Ortskern. Dieses Gebäude hat zusammen mit einigen wenigen anderen (Mühle, Dellner-Dreisbachs-Haus) den zweiten Dorfbrand überstanden. Die Glocke der Kapell ist allerdings sehr viel älter. sie zeigt die Jahreszahl 1400 und dürfte damit die älteste Glocke im alten Dillkreis mit einer exakten Angabe einer Jahreszahl sein.

Am 24. Juni 1813 ereignet sich der zweite große Dorfbrand bei welchem 57 Häuser, 56 Scheunen und 30 Ställe und Schuppen dem Feuer zum Opfer fallen.[5][6] Allerdings verlor kein einziger Bewohner sein Leben. Der entstandene Schaden wird auf 28950 Gulden beziffert. Der Wiederaufbau des ohnehin langgestreckten Ortes findet als Straßendorf, in der heutigen Form, statt.[7]

Die selbständige Gemeinde Langenaubach war lange Jahre durch den Abbau der Bodenschätze und den Erträgen der Forstwirtschaft so wohlhabend, dass ihre Bürger keine Gemeindesteuern zu bezahlen brauchten.[4]

Früher hatte der Ort einen Bahnhof an der Bahnstrecke Haiger–Breitscheid. Die Strecke wurde 1997 geschlossen. Nach 2010 wurden Gleise und Schotter abgebaut, sowie verschiedene Unterführungen abgerissen.

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Langenaubach am 1. Januar 1977 durch ein Landesgesetz in die Stadt Haiger eingegliedert.[8]

Die Schule

Die ersten schriftlichen Zeugnisse über eine Schule zu Langenaubach sind in der im Jahr 1819 begonnenen Niederschrift einer Schulchronik überliefert. Bereits seit dem Jahr 1660 Lehrer werden darin Lehrer in Langenaubach mit Namen genannt. Der erste von ihnen, Johann Reiffenberger, unterrichtete über fünfzig Jahre mehrere Generationen der Dorfbevölkerung. Doch auch davor schon gab es 'Lehrer', meist Hilfsgeistliche oder begabte Bauersleute. Sie hielten ringsum in den Häusern Unterricht und wurden dafür meist mit Naturalien bezahlt. Mit dem Bau des Schulhauses, bestehend aus einem Unterrichtsraum und einer einzimmerigen Lehrerwohnung, im Jahr 1817 kehrte eine gewisse Ubersichtlichkeit und Ordnung in den Schulbetrieb ein. Die Lehrer sind nun 'fest bestallt', sie werden Schulgehilfen, 'Schulvikare', und nachdem die Bevölkerung und somit auch die Schülerzahl weiter anwuchs, zu vollgültigen Lehrern des Dorfes. Am 16. November 1911 wird die Einweihung der neuen Volksschule in Langenaubach gefeiert. Notwendig wurde ein Neubau aufgrund der Schülerzahl zu Beginn des neuen Jahrhunderts von fast 60. Eine Klasse musste zeitweilig im Rathausgebäude unterrichtet werden. Seit dem Jahr 1973 werden im neuen Grundschulgebäude die Kinder von Langenaubach und aus dem benachbarten F1ammersbach unterrichtet.[7]

Die Post

Fast 45 Jahre lang wurden in diesem Haus alle postdienstlichen Aufgaben für Langenaubach, und zeitweilig auch für das benachbarte F1ammersbach, erledigt. Darüber hinaus wurde hier die Rente für beide Orte ausgezahlt. Ein Aushängekasten unterrichtete die Einwohner über wichtige amtliche Bekanntmachungen - und das zu erwartende Wetter! Die Post hatte, neben dem Rathaus, die einzige telefonische Verbindung nach draußen, und so wurden außer amtlichen auch viele persönliche Nachrichten angenommen und von hier aus weitergegeben. Da über längere Zeit Posthalter Louis Becker das einzige Fahrrad im Dorf besaß, kam es immer wieder vor, dass er aus wichtigem Grund, so zum Beispiel, um notwendige Medikamente für einen erkrankten Mitbürger zu besorgen, nach Haiger hinunterfahren mußte.[7]

Mühlen

Einst war der Aubach ein rechter Mühlenbach. Zumindest neun Mahlmühlen waren es, die seine Wasser auf ihrem Weg vom Hohen Westerwald herab in Bewegung hielten. Noch zwei davon waren im Jahr 1961 in Betrieb. 'Röders Mühle' stellte die Mahlarbeit endgültig im Jahr 1972 ein.[7]

Gruben und Steinbrüche

Der geologisch besonderen Lage Langenaubachs ist die Vielzahl an Bodenschätzen und unterschiedlichen Gesteinen zu verdanken. Schon um 1600 gab es in Langenaubach Kalkbrenner. In einfachen Öfen brannten sie Mörtelkalk für die Grundmauern von Häusern, aber auch für Befestigungsanlagen, etwa beim Dillenburger Schloß. Kalk wurde auch nach Haiger in eine Brennerei geliefert. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in der Langenaubacher Gemarkung eine Reihe von Kalksteinbrüchen, so in 'Innersch Loch', im 'Aljerschhaa', vor dem 'Hirzeberg', im 'Rommuch', im 'Schleißberg' und in der 'Kalkhecke'.[7]

Diverse Basaltsteinbrüche (z.B. Pöppels Weiher, Basaltsteinbruch beim Rabenscheider Tunnel) lieferten Rohmaterial für Pflastersteine.

Neben Kupfer und Braunkohle, Kalkstein und Basalt, Ton und Rotschiefer (die noch heute hier abgebaut werden) wurde Eisenerz abgebaut. Bis 1963 lieferte die Grube Constanze Fluß- oder Roteisenstein. Heute ist die Grube in die Wasserversorgung der Stadt Haiger eingebunden.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt die Territorien bzw. Verwaltungseinheiten denen Langenaubach unterstand im Überblick:[3][9][10]

Einwohnerentwicklung

Belegte Einwohnerzahlen sind:[3][11]

  • 1840: 0466 Einwohner
  • 1905: 0784 Einwohner
  • 1939: 1243 Einwohner
  • 1961: 1753 Einwohner
  • 1970: 1958 Einwohner
  • 2008: 1807 Einwohner
  • 2011: 1798 Einwohner
  • 2016: 1641 Einwohner
Langenaubach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967
Jahr  Einwohner
1834
  
420
1840
  
466
1846
  
464
1852
  
508
1858
  
531
1864
  
575
1871
  
616
1875
  
640
1885
  
727
1895
  
726
1905
  
784
1910
  
841
1925
  
1.031
1939
  
1.243
1946
  
1.532
1950
  
1.596
1956
  
1.655
1961
  
1.753
1967
  
1.877
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.

Land und Leute

Witze

Lokal sprichwörtlich gewordene, besondere aber allgemein bezogene Charaktereigenschaften der Einwohner brachten sehr viele, meist gut gemeinte, Witze hervor, die diese als „Ostfriesen des Westerwalds“ charakterisieren.

Vereine

Es gibt ein reges Vereinsleben im Dorf:[12]

Aubacher Viertel

Lokale Berühmtheit hat ein "Aubacher Viertel" - eine halbe Fleischwurst. Zwei Metzgermeister des Dorfs, Manfred und Christian Schneider, ließen sich 2015 den Begriff sogar patentieren.[13] Unter der deutschen Markennummer DE302014067942 ist der Markenname "Aubacher Viertel" eingetragen. [14] Auf eine weithin große Bekanntheit der Langenaubacher Wurst lässt schliessen, dass man vor einigen Jahrzehnten 'Aubacher Viertel' sogar in Frankfurt am Main kaufen konnte.

Wappen

Am 9. Oktober 1968 wurde der Gemeinde Langenaubach im damaligen Dillkreis ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: Aus grünem U-förmigen Schildrand wachsend eine schwarze Spitze auf goldenem Grund.[15]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Naturdenkmal

Wildweiberhäuschen

Ein markantes Wahrzeichen von Langenaubach ist das Wildweiberhäuschen, unweit von der L3044 zu erkennen. Mit ca. 30 Metern ragt der Fels aus dem Wald heraus. Die Gegend rund um das Wildweiberhäuschen ist ein beliebter Zielort für Geologen und Exkursionen, da hier unter anderem eine Vielzahl an Fossilien zu finden sind. Über dieses Naturdenkmal gibt es viele Sagen, die man sich im Ort erzählt. So gibt es die Sage der "wilden Weiber" und eine Sage über einen verlorenen Schatz. 1953 wurde in einer Höhle unterhalb des Felsens tatsächlich ein Silberschatz, bestehend aus 87 Münzen entdeckt. Die gefunden Münzen stammen etwa aus der Zeit zwischen 1150 und 1300 nach Christus und sind geographisch recht unterschiedlichen Ursprungs.[7]

Persönlichkeiten

Peter Cestonaro (* 1954), ehemaliger Fußball-Bundesliga-Spieler und Ex-Trainer des Regionalligisten TSV Steinbach

Literatur

  • Kurt-W. Schultz, 700 Jahre Langenaubach: 1281 - 1981 ; Beiträge zur älteren und neueren Geschichte unseres Dorfes ; herausgegeben zur Festwoche vom 22. - 30. August 1981 aus Anlaß der urkundlichen Ersterwähnung Langenaubachs vom 17. Januar 1281, Haiger, 1981.

Einzelnachweise

  1. a b „Daten und Fakten“ im Internetauftritt der Stadt Haiger, abgerufen im Februar 2017.
  2. Einwohnerstatistik auf der Gemeindewebsite www.haiger.de. (PDF; 8 kB) Abgerufen am 23. Januar 2012.
  3. a b c d e „Langenaubach, Lahn-Dill-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 12. Dezember 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. a b Langenaubach auf der Gemeindewebsite. Abgerufen am 26. Dezember 2008.
  5. Thomas Spohn (Hrsg.): Bauen nach Vorschrift, Obrigkeitliche Einflussnahme auf das Bauen und Wohnen in Nordwestdeutschland (14. bis 20. Jh.). Waxmann, Münster 1983, ISBN 3-8309-1147-5, S. 329.
  6. Alte Katasterkarte "gerettet". Abgerufen am 6. April 2017.
  7. a b c d e f Hubert Georg Quarta (Hrsg.): Langenaubach in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande, Langenaubach 1985, ISBN 90-288-2978-4, S. 80.
  8. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen vom 13. Mai 1974. In: GVBl. I S. 237
  9. Verwaltungsgeschichte Land Hessen bei M. Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990
  10. HHStAW Bestand 360/187: Zugehörigkeit von Haiger In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  11. Einwohnerzahlen im Internetauftritt der Stadt Haiger.
  12. Vereine in Haiger. Abgerufen am 5. April 2017.
  13. Regionale Artikel vom 17. Februar 1915: Aubacher Viertel ist patentiert
  14. TMDB - Easy Trademark Search and Filing: Aubacher Viertel, Marke (2014), besucht 6.04.2017
  15. Genehmigung eines Wappens durch den Hessischen Minister des Innern vom 9. Oktober 1968 (StAnz. S. 1626) Seite 6 der tif-Datei 3,85 MB
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!