Kunstakademie Düsseldorf (Gebäude)

Hauptfassade der Kunstakademie von Nordwesten
Historische Grundrisse, 1879
Der Hofgarten zu Düsseldorf, Planzeichnung des Düsseldorfer Stadtgärtners Heinrich Hillebrecht, 1895: Darstellung der Lage der Kunstakademie am Sicherheitshafen (am unteren Rand des Plans)
Haupteingang

Das Gebäude der Kunstakademie an der Eiskellerstraße 1 in Düsseldorf-Altstadt wurde zwischen 1875 und 1879 von Hermann Riffart im Stil des Historismus nach Vorbildern der italienischen Renaissance erbaut. Auf der Rheinseite des Gebäudes schließt sich ein von Rudolf Schwarz entworfenes, modernes Ateliergebäude der Kunstakademie an.

Baugeschichte und Beschreibung

Nach dem Brand des Düsseldorfer Residenzschlosses, worin die Kunstakademie Düsseldorf bis 1872 untergebracht war, wurde der Neubau am ehemaligen Sicherheitshafen, am „Hafenwall“ (heute Eiskellerstraße), erbaut. Diesen Standort hatte der Architekt und Kunsthistoriker Wilhelm Lotz, der seit 1872 eine Professorenstelle an der Kunstakademie bekleidete, wegen der dort realisierbaren Nordexposition der Atelierräume dem Professorenkollegium bereits im Juni 1872 vorgeschlagen und dabei erste Entwürfe vorgelegt. Hermann Riffart, ein Starck'scher Schüler, der von der Regierung mit der weiteren Ausarbeitung von Entwürfen und dem Neubau beauftragt worden war, entwickelte die Konzeption parallel zu einer anhaltenden Standortdiskussion unter den Professoren weiter. Gestritten wurde über die Frage, ob ein Wiederaufbau der Kunstakademie am Standort des abgebrannten Schlosses oder ein Neubau am Sicherheitshafen die bessere Lösung sei. In dieser Diskussion setzte sich die Haltung Wilhelm Camphausens zugunsten eines Neubauprogramms durch, das das preußische Kultusministerium im Sommer 1873 genehmigte. Beeinflusst wurden Entwurfsfindung und Grundrissgestaltung auch durch Schwierigkeiten beim notwendigen Grundstückserwerb am Neubaustandort. Im August 1875 konnte schließlich mit dem Bau des langgestreckten Akademiegebäudes am Sicherheitshafen begonnen werden.[1]

Der dreistöckige Bau erstreckte sich ursprünglich mit seiner Nordseite entlang des Hafenbeckens. Zu dieser, zum Bauzeitpunkt unverbaubaren Seite hin sind auch alle Atelierräume der Akademie ausgerichtet. Während die der Altstadt zugewandte Fassade relativ schmucklos gehalten ist, wurde die Schaufassade auf der Nordseite aufwändig gestaltet. Die Fassade ist in 21 Achsen unterteilt, 158 m lang und 12 m breit. Die stark durchfensterte Nordfassade des Gebäudes wird durch Seiten- und Mittelrisalite gestaltet, Tonstiftmosaike schmücken die Felder zwischen den Obergeschossfenstern. Die Quaderung des Untergeschosses ist aus Basaltlava, zur Verblendung des Erd- und ersten Obergeschosses wurde Tuff verwandt, Gesimse und sonstige Architekturteile sind aus Udelfanger Sandstein.[2]

Das klassizistische Gebäude hat an der Schauseite und den Stirnseiten am oberen Abschluss des Erdgeschosses einen umlaufenden Fries mit 65 Namen von bedeutenden Künstlern aller Epochen eingemeißelt. Oberhalb des Friesbandes repräsentieren sich sieben Stadtwappen und Namen von europäischen Kunststädten: Florenz, Ravenna, Venedig, Rom, Athen, Paris und Madrid. In den Feldern des obersten Geschoss befinden sich achtzehn Künstlerporträts in Medaillons, darunter Dürers Selbstbildnis im Pelzrock.

Der Haupteingang befindet sich in der östlichen Schmalseite des Gebäudes.

1897 wurde der Sicherheitshafen stillgelegt, zugeschüttet und ein Atelier für Freilichtmalerei eingerichtet. Die entstandene flache Grube neben der Kunstakademie wurde von den Anwohnern der Altstadt „Kull“ [ku·l] genannt.[3]

Unmittelbar neben der Nordfassade der Kunstakademie erhebt sich seit 1976 die Auffahrtsrampe der Oberkasseler Brücke, was die Wirkung dieser Fassade stark beeinträchtigt.[4]

Eine Aula im zweiten Obergeschoss war besonders prächtig ausgestattet. Die Aula war Mitte der 1890er Jahre durch Professor Adolf Schill architektonisch und dekorativ ausgestaltet worden und durch den Akademieprofessor Peter Janssen d. Ä. mit großzügigen Deckengemälden und einem figurenreichen Wandfries bemalt worden. Themen des Deckengemäldes waren „Natur“, „Phantasie“ und „Schönheit“[5] als die drei „Haupterfordernisse, deren die Kunst bedarf“.[5] Der Wandfries beschrieb in einer „Reihe von Szenen des Menschen irdisches und Seelenleben“.[5] Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sind diese Bilder heute nur noch durch Schwarzweiß-Fotos nachvollziehbar, lediglich von einer der Szenen ("Heimführung der Braut") ist ein farbiger Entwurf im Mittelrhein-Museum Koblenz erhalten.[6] Nur ein farbiges Band an den Wänden erinnert noch daran.

Um 1900 wurden in den Nischen der Obergeschosse Stiftmosaike von Adolf Schill[7] angebracht.[8] 1902 wurde nach Plänen von Adolf Schill durch das Hochbauamt der Stadt Düsseldorf ein Souterrainanbau mit Oberlichten geschaffen.[9] Um 1930 fiel die historistische Ausgestaltung der Aula mit Ausnahme der Bilder Janssens einer Umgestaltung unter dem Akademiedirektor Walter Kaesbach zum Opfer. Er ließ die Wände der Aula in Gold gestalten, eine Maßnahme, die Paul Clemen 1944 als nicht gerechtfertigt kritisierte.[10] Bei den Luftangriffen auf Düsseldorf im Zweiten Weltkrieg wurde das Akademiegebäude schwer getroffen. Hierbei wurden insbesondere die Aula und ihre Ausmalungen zerstört. In der Nachkriegszeit wurde der in seinen Außenmauern erhaltene Bau mit einer zeitgemäß modernen Inneneinrichtung wiederaufgebaut. 1952 bis 1953 schuf Ewald Mataré ein neues Eingangsportal und neue Fenster.

Künstler im Namen-Fries (Zuordnung unvollständig)

Ostseite der Akademie - Haupteingang

Nordseite der Akademie

Westseite der Akademie – Rheinseite

Literatur

Commons: Kunstakademie Düsseldorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Woermann: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunstakademie. Düsseldorf 1880, S. 23 ff. Digitalisat
  2. Architekten- und Ingenieurverein Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. Selbstverlag, L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 214
  3. Kaule. flache Grube von geringer Tiefe, von Natur oder ohne Absicht entstanden; Vertiefung im Boden, in der Wand, im Bette (Stroh, Heu als Lager), am Körper udgl.; die K. im Boden ohne Wasser oder mit zusammengelaufenem Wasser gefüllt. In: Rheinisches Wörterbuch, Band 4, S. 330
  4. Kunstakademie Düsseldorf. baukunst-nrw
  5. a b c Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 213 f
  6. Matthias von der Bank, Ines Heisig (Hrsg.): Mittelrhein-Museum Koblenz. Auswahlkatalog, Petersberg 2017, S. 148–149 (Eintrag von Jens Fachbach).
  7. Wilhelm Avenarius: Düsseldorf und Bergisches Land. Landschaft, Geschichte, Volkstum, Kultur, Kunst. Bibliothek Deutsche Landeskunde/Abt. Westdeutschland (Band 2), Glock und Lutz, Nürnberg 1982, S. 231
  8. Willy Weyres: Hochschulbauten. In: Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 2. Architektur: II, Profane Bauten u. Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 155–173, dazu S. 169 f.
  9. Architekten- und Ingenieurverein Düsseldorf, S. 204
  10. Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 180

Koordinaten: 51° 13′ 49,7″ N, 6° 46′ 29″ O