„Karpfen“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Fischart ''Karpfen'', für Informationen zur slowakischen Stadt mit dem deutschen Namen ''Karpfen'', siehe [[Krupina]].}}
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Der '''Karpfen''' (''Cyprinus carpio'') ist eine der bekanntesten europäischen Fischarten und als [[Typusart]] der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''Cyprinus'' sowohl im Deutschen als auch in der Fachsprache Namensgeber der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Karpfenfische]] (Cyprinidae), der Überfamilie der [[Karpfenfischähnliche]]n (Cyprinoidei) und der [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der [[Karpfenartige]]n (Cypriniformes). Er ist seit der [[Antike]] ein beliebter [[Speisefisch]], der häufig in Fischteichen angezogen wird und dazu auch in zahlreichen Ländern weltweit eingeführt wurde, wo er teilweise als [[Biologische Invasion|invasive Art]] auftritt. Der Wildbestand gilt dagegen heute als bedroht.
Der '''Karpfen''' (''Cyprinus carpio'' L.) ist eine Fischart aus der Familie der [[Karpfenfische]] (Cyprinidae). Zu dieser Fischgruppe gehören etwa 1500 Arten.


== Herkunft und Verbreitung==
== Merkmale ==
=== Wildform ===
[[Bild:Karpfen_scherau.jpg|thumb|300px|Dieser Karpfen wurde gerade aus dem Netz geholt.]]
Die Wildform des Karpfens ist langgestreckt und seitlich wenig abgeflacht mit vollständig beschupptem Körper. Der Rücken ist olivgrün mit helleren Flanken und gelblichem bis weißlichem Bauch. Karpfen erreichen meist eine Länge von 35 bis 80 Zentimeter, können in Einzelfällen bis 120 Zentimeter lang und über 40 Kilogramm schwer werden. Der aktuelle Rekordkarpfen, der am 23. November 2018 am ungarischen Euro Aqua See gefangen wurde, wies ein Gewicht von 51,2 Kilogramm<ref>Ungarn. Weltrekord: Karpfen über 100 Pfund. BLINKER 02/2019, S. 11</ref> auf.
[[Bild:Karpfen_wiki.jpg|thumb|300px|Spiegelkarpfen]]
Ursprünglich stammt der Karpfen aus Asien, die Römer brachten ihn nach Europa. Im [[Mittelalter]] wurde er von den Klöstern als Nebennutzung in Teichen gehalten, deren ursprünglicher Zweck die Wasserrückhaltung war. Daraus hat sich eine Karpfen[[teichwirtschaft]] entwickelt.


[[Datei:Cyprinus carpio Linnaeus 1758 Schlundzaehne 1x Fig 127 (Matschie et al. 1909).svg|mini|hochkant|links|Schlundzähne des Karpfens am 5. Kiemenbogen]]
In [[Deutschland]] gibt es zahlreiche Karpfenzuchtbetriebe, besonders in der [[Oberlausitz]] nördlich von [[Bautzen]], in [[Franken (Region)|Franken]] im [[Aisch]]grund ([[Landkreis Erlangen-Höchstadt]]), in der mittleren Oberpfalz im [[Landkreis Schwandorf]], im [[Stiftland|Oberpfälzer Stiftland]] ([[Landkreis Tirschenreuth]]) sowie in [[Peitz]], unweit von Cottbus und in [[Reinfeld_(Holstein)|Reinfeld]] in Holstein.
[[Datei:Cyprinus carpio GLERL 1.jpg|mini|Wildform des Karpfens]]
Der Kopf ist langgestreckt und kegelförmig mit kleinem Auge und zu einem Rüssel ausstülpbarem Maul. Wie alle anderen Karpfenfische besitzt der Karpfen keine Zähne am Kiefer, dafür drei Reihen kräftiger, backenzahnähnlicher [[Schlundzahn|Schlundzähne]], von denen je auf jeder Kieferseite die äußeren beiden Reihen je einen und die innerste drei Zähne aufweist (Schlundzahnformel 1.1.3-3.1.1). Im Gegensatz zu den anderen in Europa vorkommenden Karpfenfischen hat er zwei Paar [[Barteln]] seitlich an der Oberlippe, von denen das vordere Paar kürzer ist. Die Schuppen sind sehr groß und kräftig. Entlang der Flanken verläuft eine ununterbrochene [[Seitenlinienorgan|Seitenlinie]] durch 33–40 Schuppen. Die lange [[Rückenflosse]] weist 3 bis 4 Hart- und 17 bis 23 Weichstrahlen auf, die [[Afterflosse]] 2 bis 3 Hart- und 5 bis 6 Weichstrahlen. Die [[Schwanzflosse]] ist tief gekerbt und weist drei Hart- und 17 bis 19 Weichstrahlen auf. Alle diese unpaaren Flossen sind undurchsichtig dunkelgrau bis bräunlich mit bläulichem Schein. Die paarigen [[Brustflosse|Brust-]] und [[Bauchflosse]]n können dagegen auch rötlich sein. Erstere weisen einen Hart- und 15–16 Weichstrahlen auf, letztere zwei Hart- und 8 bis 9 Weichstrahlen.<ref name="Europa">{{Literatur |Autor=Roland Gerstmeier, Thomas Romig |Titel=Die Süßwasserfische Europas für Naturfreunde und Angler |Auflage=2 |Verlag=Franckh-Kosmos |Ort=Stuttgart |Datum=2003 |ISBN=3-440-09483-9 |Seiten=288–292}}</ref><ref name="Sterba">{{Literatur |Autor=[[Günther Sterba]] |Titel=Süsswasserfische der Welt |Auflage=2 |Verlag=Urania |Ort=Leipzig |Datum=1990 |ISBN=3-332-00109-4 |Seiten=275–276}}</ref><ref name="Fishbase">{{Fishbase|g=Cyprinus|s=carpio+carpio}}</ref>


Der europäische Karpfen wurde früher häufig als [[Unterart]] ''Cyprinus carpio carpio'' der ostasiatischen Unterart ''Cyprinus carpio haematopterus'' gegenübergestellt. Letztere wird jedoch mittlerweile meist als eigene Art ''[[Cyprinus rubrofuscus]]'' angesehen. Vom europäischen Karpfen unterscheidet sich diese Art durch eine geringere Zahl von Schuppen entlang der Seitenlinie, eine höhere Zahl von Rückenflossenstrahlen und eine silbrige Körperfarbe mit rötlichen unteren Flossen.<ref name="Handbook">{{Literatur |Autor= [[Maurice Kottelat]], [[Jörg Freyhof]] |Titel=Handbook of European Freshwater Fishes |Verlag=Publications Kottelat |Ort=Cornol |Datum=2007 |ISBN=978-2-8399-0298-4 |Seiten=147–148}}</ref>
Das größte für die Karpfenzucht wirtschaftlich genutzte Teichgebiet Europas ist die [[Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft]], deren 335 Teiche fast 10&nbsp;% der 30.000 ha Fläche einnehmen. Der größte [[Karpfenteich]] (Schwarzenberg-Teich mit ca. 260&nbsp;ha Fläche) liegt aber im [[Südböhmen|südböhmischen]] Karpfenteichgebiet, dem [[Wittingau]] bei [[Trebon]]. Dieses Gebiet hängt geografisch mit dem [[österreich]]ischen Teichgebiet im [[Waldviertel]] zusammen. Wichtige österreichische Karpfengebiete liegen ferner in der südlichen [[Steiermark]] und im südlichen [[Burgenland]].


Die Wildform des Karpfens gilt in Deutschland als bedroht. 2019 startete im [[Landkreis Karlsruhe]] ein Artenschutzprojekt finanziert durch die Fischereiabgabe.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mur-tackle-shop.de/Wildkarpfen-projekt-am-mittleren-Oberrhein |titel=Wildkarpfenprojekt am mittleren Oberrhein |sprache=de |abruf=2022-12-29}}</ref>
Größere Bedeutung hat die Karpfenteichwirtschaft auch in [[Polen]], [[Ungarn]], [[Slowenien]] und [[Kroatien]] sowie in [[Israel]] und weiten Teilen Asiens.


=== Zuchtformen ===
Lediglich in [[Australien]] ist das Züchten und Aussetzen von Karpfen gesetzlich verboten. Australien versucht den Karpfen als Schädling der einheimischen Fauna durch ein Programm auszurotten, bei dem genetisch veränderte Karpfen ausgesetzt und in die verwilderten Populationen eingekreuzt werden, die bewirken sollen, dass letztlich alle Karpfen männlich bleiben (wie sie es von Natur aus im Brütlingsstadium sind) und den Entwicklungsschritt zur Umwandlung in weibliche Tiere nicht mehr vollziehen können.
[[Datei:FeralCarp.JPG|mini|Schuppenkarpfen]]
[[Datei:Mirror carp 2008 G1.jpg|mini|Zeilkarpfen]]
[[Datei:spiegelkarpfen.jpg|mini|Spiegelkarpfen]]
[[Datei:Common carp x-ray.jpg|mini|[[Bildfusion|Fusionsbild]] eines Karpfens]]


Die verschiedenen Zuchtformen des Karpfens sind meist gedrungener und mehr oder weniger ausgeprägt hochrückig. Sie weisen auch meist ein schnelleres Wachstum als die Wildform auf. Die Schuppen können dabei verschieden stark reduziert sein, wodurch sich folgende Formen unterscheiden lassen:
Karpfen sind beliebte [[Speisefisch]]e, in Deutschland und Österreich insbesondere zu Weihnachten und Silvester. Ein großer Teil der Produktion aus der Teichwirtschaft geht deshalb in den Markt für Speisefische. Einen wesentlichen Anteil hat aber auch die Erzeugung von Satzfischen für die Angelfischerei in freien Gewässern.
* ''Schuppenkarpfen'' haben noch ein vollständig erhaltenes Schuppenkleid.
* ''Zeilkarpfen'' weisen weniger Schuppen auf, es ist eine Reihe großer Schuppen entlang der Seitenlinie erhalten.
* ''Spiegelkarpfen'' weisen nur noch wenige, an der Oberseite verteilte Schuppen an den sonst schuppenlosen Seiten auf.
* ''Lederkarpfen'' oder ''Nacktkarpfen'' sind schuppenlos.
* ''Two Toned Carps'' sind Spiegel- oder Schuppenkarpfen, die ein charakteristisches zweifarbiges Muster aufweisen. Meist besitzen sie einen dunkleren Kopf und ein helleres Hinterteil.<ref name="BLINKER">Karpfen aktuell. Die Rüßlerbande. Er ist mehrere tausend Jahre alt, reiste aus dem Iran über Asien nach Deutschland und hat einen unendlich langen Familienstammbamm: der Karpfen. BLINKER 11/2017, S. 26–29.</ref>
* ''Fully Scaled Mirror'' Karpfen sind regelmäßig vollbeschuppte Spiegel- oder Zeilkarpfen, die unter Karpfenanglern den höchsten Stellenwert haben.<ref name="BLINKER" />
* ''Ghost Carps'' (Geisterkarpfen) sind Hybriden aus Spiegel- und Koikarpfen, die ein gezieltes Zuchtprodukt darstellen und in dieser Form in der Natur nicht vorkommen.<ref name="BLINKER" />
* ''F1-Karpfen'' sind Karpfen der F1-Tochtergeneration einer Kreuzung aus Schuppenkarpfen und [[Karausche]], die aufgrund ihrer Schnellwüchsigkeit häufig in kommerziellen Angelteichen gesetzt werden<ref name="BLINKER" />


Bei den ostasiatischen Farbkarpfen ([[Koi]]) handelt es sich um Zuchtformen, die wahrscheinlich auf ''Cyprinus rubrofuscus'' oder [[Hybride]] zurückgehen.<ref name="Handbook" />
Karpfen werden im warmen, flachen [[Süßwasser]] gesetzt, wie z.&nbsp;B. in [[Teich]]en, [[Baggersee]]n und langsam strömenden warmen Bereichen von [[Fluss (Gewässer)|Flüssen]]. Sie gehen sogar bis in die [[Brackwasser]]region der großen Ströme. Als [[Friedfisch]] ernährt sich der Karpfen als Brütling von Zooplankton, später hauptsächlich von am Boden lebenden Kleinlebewesen wie Insektenlarven, Schnecken und Würmern.
In Spanien wurde jedoch beobachtet, dass vor allem Großkarpfen teilweise auch temporär räuberisch leben und kleinere Weißfische verschlingen.
Die Überwinterung erfolgt in tieferen Bereichen von Seen bzw. in speziellen tiefer angelegten Winterungsteichen der Teichwirtschaft, die nicht bis zum Grund durchgefrieren können.


==Zucht und Formen==
=== Genom ===
Das [[Genom]] von ''Cyprinus carpio'' besteht aus 100 [[Chromosom]]en (2''n'' = 100) mit 52.610 [[Proteinbiosynthese|Protein-codierenden]] Genen. Das sind mehr als doppelt so viele wie beim Menschen. Ein Forscherteam um [[Xiaowen Sun]] von der [[Chinese Academy of Fishery Sciences]] entschlüsselte es bis 2013.<ref>{{Internetquelle |autor=Xiaowen Sun e.a. |url=http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.3098.html |titel=Genome sequence and genetic diversity of the common carp, Cyprinus carpio |hrsg=[[Nature Genetics]] |datum=2014-09-21 |sprache=en |abruf=2014-09-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=khü |url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/dna-analyse-karpfen-genom-entziffert-a-992596.html |titel=Fisch-Erbgut: Forscher entziffern Karpfen-Genom |hrsg=[[Spiegel Online]] |datum=2014-09-22 |abruf=2014-09-22}}</ref>


== Verbreitung ==
[[Bild:schuppenkarpfen.jpg|thumb|Angler mit Schuppenkarpfen]]
Das nach-[[Letzte Kaltzeit|eiszeitliche]] Verbreitungsgebiet der Stammform des [[domestiziert]]en Karpfens umfasste die Zuflüsse von [[Schwarzes Meer|Schwarzem Meer]], [[Kaspisches Meer|Kaspischem Meer]] und [[Aralsee]].<ref name="Balon" /> Dieses [[Gewässer]]system schließt im Westen die [[Donau]] ein und erstreckt sich im Osten über große Teile [[Sibirien]]s und [[China]]s.<ref name="Balon" /> Von dieser Wildkarpfenverbreitung zeugen die nicht sicher bestimmten Unterarten ''Cyprinus carpio haematopterus'' in Ostasien und ''Cyprinus carpio carpio'' in Ost-Europa.<ref name="Balon" /><ref name="Zhou" /> Historisch schwankte die Verbreitung wahrscheinlich klimaabhängig. So kam der Karpfen vor 8000 Jahren auch im Oberlauf der Donau vor, und im [[Bodensee]] sowie ehemals im [[Neckar]] sind wildkarpfenähnliche Bestände unklaren Ursprungs bekannt. Die Verbreitung des Karpfens westlich des Einzugsbereiches der Donau geht sicher auf menschlichen Einfluss zurück.<ref name="Balon" /> Durch den Menschen wurde die Art weltweit in zahlreichen Ländern eingeführt.<ref name="Europa" /> Dort erweist er sich teilweise als Schädling (''siehe'' [[Liste der 100 gefährlichsten Neobiota]]).


Ein europäisches Forscherteam veröffentlichte 2020 eine Studie, nach der ein kleiner Anteil der Karpfeneier die Verdauung in [[Stockente|Stockenten]] überlebt (ca. 0,2 Prozent). Dies galt bisher nur bei einigen tropischen Fischarten als möglich. Ein Einfluss dieses Mechanismus auf die [[Biologische Invasion|invasive]] Ausbreitung des Karpfens mancherorts wurde diskutiert, jedoch als gering eingeschätzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spektrum.de/news/karpfen-invasion-durch-den-entendarm/1747102 |titel=Invasive Arten: Karpfen-Invasion durch den Entendarm |sprache=de |abruf=2020-06-28}}</ref>
Die Länge beträgt bei Speisekarpfen meist ca.35&nbsp;cm bei einem Gewicht vom ca. 1&nbsp;kg. In freien Gewässern erreichen sie in seltenen Fällen bis 110&nbsp;cm. Es wurden schon Exemplare mit 1,2&nbsp;m und bis über 35&nbsp;kg gefangen. Der Körper ist seitlich abgeflacht; Zuchtformen wie der "Aischgründer" sind oft besonders hochrückig. Der Karpfen hat eine Rückenflosse, eine schwach gegabelte Schwanzflosse, 2 kurze und 2 lange [[Barteln]] neben dem Maul. Karpfen können mehr als 50 Jahre alt werden. Sie werden aber in der Teichwirtschaft normalerweise nach 2 Jahren (wärmere Gebiete) bis 3 Jahren als Speisefisch mit ca. 1&nbsp;kg vermarktet. Die [[Laichzeit]] liegt in Europa zwischen Mai und Juli. Die Paarung bzw. der Laichvorgang erfolgt nur bei einer Temperatur von mehr als 17°C, spontan bei Wassertemperaturen zwischen 18° und 20°C in der Uferregion von Teichen oder ruhigen Flussabschnitten, vor allem Altwässern und überschwemmten Wiesen. In der Teichwirtschaft wird das Laichen meist künstlich herbeigeführt (z.&nbsp;B. durch Gabe von Hypophysenextrakt).
[[Bild:spiegelkarpfen.jpg|thumb|Spiegelkarpfen]]
Von den Karpfen gibt es diverse Formen, die aber alle der Art ''Cyprinus carpio'' angehören:
*Der '''Wildkarpfen''' ist die Urform, hat ein vollständiges Schuppenkleid und einen flachen spindelförmigen Körper. Unregelmäßige Schuppenanordnung. Der Wildkarpfen ist auf die Rote Liste der weltweit gefährdeten Arten gesetzt (!).


== Lebensweise ==
*Der '''Schuppenkarpfen''', mit vollständigem Schuppenkleid, ist hochrückiger als der Wildkarpfen. Gleichmäßige Schuppenanordnung. Der Kopf ist leicht abgesetzt. Der größte je gefangene Karpfen war ein Schuppenkarpfen und wog 38,15 kg <ref> http://www.carp-gps.com/news/detail.php?id=209 </ref> und wurde in Deutschland gefangen.
=== Habitat ===
[[Bild:Koi.jpg|thumb|280px|Verschiedene Koi]]
Karpfen werden im warmen, flachen [[Süßwasser]] gesetzt, wie etwa in [[Teich]]en, [[Baggersee]]n und langsam strömenden warmen Bereichen von [[Fluss|Flüssen]]. Sie gehen bis in die [[Brackwasser]]region der großen Ströme. Die Überwinterung erfolgt in tieferen Bereichen von Seen oder in speziellen tiefer angelegten Winterungsteichen der Teichwirtschaft, die nicht bis zum Grund durchgefrieren können.
*Der '''Zeilkarpfen''' hat eine Reihe annähernd gleich große Schuppen. Sie sind und wie in einer "Zeile" entlang der [[Seitenlinie]] angeordnet. Die restliche Körperfläche ist frei von Schuppen.


=== Ernährung ===
*Der '''Spiegelkarpfen''' (''Cyprinus carpio morpha noblis'') ist eine in [[Europa]] weit verbreitete Zuchtform. Sein Aussehen ist durch wenige, vergrößerte, metallisch glänzende Schuppen charakterisiert, die unregelmäßig an den Körperseiten verteilt sind. Vom Kopf bis zum Schwanz verläuft am Rücken meist eine durchgehende Reihe von Schuppen, und auch der Schwanzstiel ist beschuppt. Der Spiegelkarpfen ist meist sehr hochrückig und rund. Es wurden schon Spiegelkarpfen bis zu 36 Kilo gefangen.
Als [[Friedfisch]] ernährt sich der Karpfen als Jungtier von Zooplankton, später hauptsächlich von am Boden lebenden Kleinlebewesen wie Insektenlarven, Schnecken und Würmern.
*Der '''Lederkarpfen''' (Nacktkarpfen)hat keine oder nur ganz wenige verteilte Schuppen.


=== Fortpflanzung ===
*Die '''[[Koi]]''' sind bunte Zuchtformen aus Japan, die als [[Zierfisch]]e gehalten werden. "Koi" ist das japanische Wort für Karpfen allgemein und bezeichnet dort nicht ausdrücklich die bunten Formen. Von den Koi gibt es eine Vielzahl von Formen, die Schuppen-, Zeil- und Spiegelkarpfen in verschiedenen Färbungen und Farbmustern sowie eine besonders metallisch glänzende Schuppenvariante (Ginrin) umfassen. Diese Koi tragen viele verschiedene japanische Typbezeichnungen.
[[Datei:Carp in Herbert Park Pond, Dublin.jpg|mini|Unterschiedliche Karpfenzuchtformen]]
Unter Fischern heißen die Weibchen [[Rogen|Rogner]] und die Männchen [[Milchner]]. Zur Paarung treffen sich die Karpfen in flachen, wärmeren und pflanzenreichen Gewässerbereichen. Das Männchen treibt das Weibchen im Laichspiel. Es dient der Synchronisation der Laichbereitschaft. Nach dem Treiben stößt das Männchen mit dem Maul mehrfach gegen die Flanke des Weibchens. Dieses gibt daraufhin Eier ins Wasser ab. Anschließend gibt das Männchen seinen Samen hinzu. Es findet eine äußere Befruchtung im Wasser statt. Das Weibchen legt, je nach Alter und Größe, rund 1,5 Millionen Eier ab. Die befruchteten Eier heften sich an Pflanzen. Nach dem Ablaichen schwimmen die Elternfische wieder in ihr ursprüngliches Gewässer zurück. Es erfolgt keine Brutpflege. Häufig wird bei solchen Paarungsspielen die Schleimhaut der Fische stark verletzt. Nach der Laichzeit werden oft tote Fische angetrieben, die einer Pilzinfektion zum Opfer gefallen sind.


Zwischen dem dritten und achten Tag schlüpft der Brütling mit dem Kopf voran aus der Eihülle. Die Fische sinken dabei zu Boden, weil die Schwimmblase noch nicht mit dem nötigen Gasgemisch gefüllt ist. Kurze Zeit nach dem Schlüpfen ernähren sie sich noch von dem [[Dottersack]] an ihrem Bauch, der allmählich aufgezehrt wird. Dann beginnen sie, [[Zooplankton|planktische Kleintiere]] aufzunehmen, zuerst die kleineren [[Rädertiere]], mit dem Heranwachsen auch [[Krebstiere|Kleinkrebse]].
==Fortpflanzung==


<!-- === Bedrohung und Schutz === -->
Bei Fischen bezeichnet man die Weibchen als [[Rogner]] und die Männchen als [[Milchner]]. Zur Paarung treffen sich die Karpfen in flachen wärmeren und pflanzenreichen Gewässerbereichen. Das Männchen "treibt" das Weibchen im Laichspiel. Es dient der Synchronisation der Laichbereitschaft. Nach dem Treiben stößt das Männchen mit dem Maul mehrfach gegen die Flanke des Weibchens. Dieses gibt daraufhin Eier ins Wasser ab. Anschließend gibt das Männchen seine Samen hinzu. Es findet eine äußere Befruchtung im Wasser statt. Das Weibchen legt, je nach Alter und Größe, ca. 1,5 Millionen Eier ab. Die befruchteten Eier haften sich an Pflanzen. Nach dem Ablaichen schwimmen die Elternfische wieder in ihr ursprüngliches Gewässer zurück. Es erfolgt keine Brutpflege. Häufig wird bei solchen "Paarungsspielen" die Schleimhaut der Fische stark verletzt. Nach der Laichzeit werden oft tote Fische angetrieben die einer Pilzinfektion zum Opfer gefallen sind.


== Karpfen und Mensch ==
Die Eier enthalten Dotter zur Ernährung des Brütlings. Am 3.-8. Tag schlüpft er mit dem Kopf voran aus der Eihülle. Die Fische sinken zu Boden, weil die Schwimmblase noch nicht mit einem Gasgemisch gefüllt ist. Kurze Zeit nach dem Schlüpfen ernähren sie sich noch von dem Dottersack an ihrem Bauch, der allmählich aufgezehrt wird. Dann beginnen sie, [[Zooplankton|planktische Kleintiere]] aufzunehmen, zuerst die kleineren [[Rädertiere]], mit dem Heranwachsen auch [[Krebstiere|Kleinkrebse]]. Nach dem Schlüpfen schwimmen sie auf schnellstem Wege zurück zu ihren normalen Lebensräumen.
{{Hauptartikel|Karpfenproduktion}}
=== Geschichte ===
[[Datei:Karpfen scherau.jpg|mini|Dieser Karpfen wurde gerade aus dem sog. [[Lebendhälterung#Karpfensack|Karpfensack]] geholt]]
[[Datei:Bettelnder Karpfen.JPG|mini|Nach Futter schnappender Karpfen]]
Es bestehen Hinweise darauf, dass die [[Römisches Reich|Römer]] den Karpfen zuerst domestizierten:<ref name="Balon" /><ref name="Zhou" /> Im ersten Jahrhundert n. Chr. lernten sie die Wildform bei [[Carnuntum (Militärlager)|Carnuntum]] an der Donau kennen, die damals in den riesigen Überflutungsgebieten Ungarns laichte.<ref name="Balon 1995" /> Von dort transportierten die Römer ihn lebend über Land (in feuchtem Moos oder anderer Feuchtaufbewahrung) und hielten ihn bis zur Zubereitung in Becken.<ref name="Balon 1995" /> Zur Haltung und späteren Zucht (ab 2. oder 3. Jahrhundert) verwendeten sie immobile ''piscinae'' (Fisch-, Schwimmbecken)<ref>James Arnold Higginbotham: ''Piscinae: Artificial Fishponds in Roman Italy''. UNC Press Books, 1997, ISBN 978-0-8078-2329-3.</ref> und mobile bewässerte Fischhälter, sogenannte Bünnen – das sind schwimmende Gefäße, die [[Einbaum|Einbäumen]] gleichen.<ref>[[Ronald Bockius]]: ''[https://web.archive.org/web/20180616130025/https://www2.rgzm.de/Navis/Themes/FishBins/Fischbuennen.htm Die römischen Fischhälter (Bünnen) vom Zwammerdamm]'', 16. Juni 2018.</ref> Unabhängig davon können auch Züchtungen in China nicht ausgeschlossen werden, aber die Karpfendomestikation ist im Wesentlichen den Römern zuzuschreiben.<ref name="Balon" /><ref name="Zhou" /><ref>G. Füllner: ''Die Domestikation des Karpfens''. [https://www.researchgate.net/profile/Gert_Fuellner/publication/303687049_Die_Domestikation_des_Karpfens/links/574d8b0d08aec988526b7093/Die-Domestikation-des-Karpfens.pdf PDF]</ref>


Die Karpfenkultur in festen Fischbecken wurde im [[Mittelalter]] fortgeführt.<ref name="Balon" /> Zunehmend wurden Karpfen in Teichen gehalten. Der Karpfen ist deswegen wesentlicher Bestandteil der [[Esskultur im Mittelalter]]. Der Besatz von Teichen mit Karpfen war teils eine Nebennutzung, weil die Teiche vor allem der Wasserrückhaltung dienten, um Mühlen anzutreiben. Wegen der umfangreichen [[Religiöse Speisevorschriften|christlichen Speisegebote]], die an bis zu 150 Fastentagen keinen Verzehr von Fleisch erlaubten, entwickelte sich eine gezielte Teichwirtschaft, um Süßwasserfische für die Fastenzeit heranzuziehen. Es ist nicht sicher, welche Faktoren dazu beitrugen, dass Karpfen nach dem Jahre 1000 auch in Zentral- und Westeuropa vorkamen. Die Klimaerwärmung in der Übergangsphase vom Früh- zum Hochmittelalter kann dazu beigetragen haben, dass sich diese Fischart natürlich ausbreitete. Der [[Ethnologe]] Brian Fagan hält es für wahrscheinlicher, dass Mönche und Nonnen diese Fischart gezielt einführten, um ihre Ernährung während der Fastenzeit abwechslungsreicher zu gestalten.<ref>Brian M. Fagan: ''Fish on Friday. Feasting, Fasting and the Discovery of the New World.'' Basic Books, New York 2007, ISBN 978-0-465-02285-4, S. 135</ref> Karpfen gedeihen auch in Wasser mit einem niedrigen Sauerstoffgehalt und sind daher prädestiniert für eine Zucht in flachen Teichen. Einzelne Klöster und Adelige besaßen zum Teil sehr weitläufige Teichwirtschaften, in denen diese Fische für die Fastenzeit herangezogen wurden. Die Spuren dieser Teichanlagen prägen bis heute Teile der europäischen Landschaft und sind Indiz für die Bedeutung von Süßwasserfischen in der mittelalterlichen Ernährung. So finden sich beispielsweise in der Umgebung des [[Kloster Maulbronn|Klosters Maulbronn]] noch die Spuren von rund einem Dutzend großer Fischteiche.<ref>Hansjörg Küster: ''Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa.'' Beck, München 1995, ISBN 3-7632-4520-0, S. 226</ref> Die 400 Quadratkilometer an Teichanlagen rund um das böhmische [[Třeboň]], deren Anlage im Mittelalter begann, dienen bis heute der Karpfenzucht. Eines der größten deutschen Fischzuchtgebiete befand sich im Neiderland/ niederschlesische Bartsch-Niederung um Militsch-Trachenberg.
==Angelfischerei==
Der Karpfen ist sehr beliebt bei Sportfischern, da er ein starker Kämpfer ist, sehr groß wird und sich durch [[Boilie|Boilies]] sehr selektiv beangeln lässt. Das [[Karpfenangeln]] hat sich in der letzten Zeit zu einem etablierten Sport entwickelt, dem viele vor allem jüngere Angler nachgehen. Dabei gelten Fische (je nach Gewässer) von über 10-15&nbsp;kg als bemerkenswerter Fang. Am 25. Oktober 2005 wurde durch den Fang eines 34,65&nbsp;kg schweren Schuppenkarpfens an einem deutschen Baggersee ein neuer Weltrekord für diese Zuchtform aufgestellt. Der Weltrekord für Spiegelkarpfen liegt bei 37,65&nbsp;kg, ebenfalls aus dem Jahre 2005, aufgestellt an einem See in Frankreich.


=== Heutige Verbreitung der Karpfenzucht ===
In der Karpfenangelei ist es verbreitet, den Fang wieder auszusetzen. Dieses so genannte "Catch and Release" steht im Konflikt mit dem [[Tierschutzgesetz]], da hier einem Wirbeltier ohne "vernünftigen Grund" Leiden zugefügt wird. Offiziell dürfen Fische nur in Übereinstimmung mit dem Hegeziel (gefährdeter Bestand) und dem Tierschutzrecht zurückgesetzt werden.
In [[Deutschland]] gibt es zahlreiche Karpfenzuchtbetriebe, besonders in der [[Oberlausitz]] nördlich von [[Bautzen]], in [[Franken (Region)|Franken]] im [[Aisch]]grund ([[Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim]], [[Landkreis Erlangen-Höchstadt]]), in der mittleren Oberpfalz im [[Landkreis Schwandorf]] und im [[Landkreis Amberg-Sulzbach]], im [[Stiftland|Oberpfälzer Stiftland]] ([[Landkreis Tirschenreuth]]) sowie in [[Peitz]], unweit von Cottbus und in [[Reinfeld (Holstein)|Reinfeld]] in Holstein.


Das größte für die Karpfenzucht wirtschaftlich genutzte Teichgebiet Europas ist die [[Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft|Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft]], deren 335 Teiche fast zehn Prozent der 30.000 Hektar einnehmen. Der größte [[Karpfenteich]] (Schwarzenberg-Teich mit 260&nbsp;ha Fläche) liegt im [[Südböhmen|südböhmischen]] Karpfenteichgebiet bei [[Třeboň]] (deutsch: Wittingau). Dieses Gebiet hängt geografisch mit dem [[österreich]]ischen Teichgebiet im [[Waldviertel]] zusammen. Wichtige österreichische Karpfengebiete liegen ferner in der südlichen [[Steiermark]] und im südlichen [[Burgenland]].
Karpfenangeln gilt als nicht einfach, da es viel Ideenreichtum, Erfahrung und Gewässerkenntnis bedarf, um besonders kapitale Exemplare zu fangen. Sind junge, hungrige Setzkarpfen im Frühjahr ab 8°C Wassertemperatur relativ einfach zu fangen, so benötigt man für extrem scheue und vorsichtige Großkarpfen oft eine ganz andere Strategie. Karpfenangeln beginnt mit der intensiven Beobachtung des Gewässers zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten auf Karpfenspuren, wie zum Beispiel Bläschenentwicklung durch gründelnde Karpfen am Gewässergrund oder zitternde Schilfhalme durch Berührungen mit Karpfen. Besonders verdächtige Stellen sind Schilfkanten, Seerosenfelder, verkrautete Gewässerteile, Inseln, Landzungen, versunkene Bäume, überhängende Äste etc. Sandbänke, Plateaus, Muschelfelder und Scharkanten werden durch Ausloten (Lotblei oder Echolot) entdeckt. Danach beginnt die mehrtägige Periode des Anfütterns (Boilies, Hartmais, Partikel, Tigernüsse, Kichererbsen, gequollener Weizen, etc.) zu einer bestimmten Tageszeit über mehrere Tage hinweg, um Karpfen an den Köder oder an den Platz zu gewöhnen.
Vor der Boilie-Ära wurden Karpfen mit Kartoffeln, speziell aromatisierten Teigen aus Paniermehl, Maismehl, Haferflocken etc., Dosenmais, Mist- oder Tauwürmern auf Grund- oder Posenangel gefangen.
Allerdings brachte Boilieangeln mit der unverdächtigen Haarmethode immer größere Karpfenfänge, selbst aus überfischten Gewässern.
Bei der Haarmethode ist der Köder durch ein "Haar" (ultrafeine Schnur) mit dem Haken verbunden, so dass ein übervorsichtiger Großkarpfen den unverdächtigen Köder und damit auch den Haken miteinsaugt. Beim Gründeln und Durchwühlen des Gewässergrundes ignorieren größere Karpfen einen schwereren Köder mit Haken, der nicht mit hochgewirbelt wird.
Teilweise wurde auch schon in klaren Gewässern beobachtet, dass Karpfen versuchen den Köder vom Haken vorsichtig abzuzupfen.
In den warmen Sommermonaten stehen Karpfen regelmäßig an der Wasseroberfläche, meist unter überhängenden Ästen von Bäumen und können z.&nbsp;B. mit Schwimmbrot überlistet werden.
Die scheuen Karpfen ziehen sich häufig in schwer zugängliche Gewässerabschnitte zurück, stark verkrautete Buchten, Seerosenfelder, versunkene Bäume oder überschwemmtes Unterholz, wo sie kaum noch fangbar sind. Gehakte Tiere versuchen sich mit aller Kraft, ein starker Karpfen von 15 kg. kann enorme Kräfte aufbieten, in unzugängliche Zonen in Sicherheit zu bringen.


Größere Bedeutung hat die Karpfenteichwirtschaft in [[Polen]], [[Ungarn]], [[Slowenien]] und [[Kroatien]] sowie in [[Israel]] und weiten Teilen Asiens.
== Gastronomie ==
Der Karpfen ist vor allem in [[Tschechien|Böhmen]] und dem angrenzenden österreichischen [[Waldviertel]], besonders zu [[Weihnachten]] ein begehrter Speisefisch ([[Weihnachtskarpfen]]) - für manche Tschechen ist eine Weihnacht ohne Karpfenessen nach wie vor undenkbar. Er wird in der Regel lebend verkauft, erst zuhause geschlachtet und meist paniert (mit viel [[Zitrone]]) serviert. Es sind aber auf den Speisekarten tschechischer Gasthäuer meist fünf bis zehn verschiedene Zubereitungen angeboten, z.&nbsp;B. gekocht in Gewürzsud, gegrillt, scharf mit Paprikagemüse etc.


Lediglich in [[Australien]] ist das Züchten und Aussetzen von Karpfen gesetzlich verboten. Dort wird versucht, den Karpfen als Schädling der einheimischen Fauna durch ein Programm auszurotten, bei dem genetisch veränderte Karpfen ausgesetzt und in die verwilderten Populationen eingekreuzt werden. Dadurch sollen letztlich alle Karpfen männlich bleiben (wie sie es von Natur aus im Brütlingsstadium sind) und den Entwicklungsschritt zur Umwandlung in weibliche Tiere nicht mehr vollziehen können.
In Deutschland ist unter anderem in [[Franken (Region)|Franken]] eine Hochburg des Karpfens. Die „Aischgründer Karpfen“ sind eine bekannte Spezialität der Gegend. Hier wird der Karpfen einschließlich Kopf und Flossen längs in zwei Hälften gespalten, in Mehl gewendet und in schwimmendem Fett gebacken („Karpfen fränkisch“). Dabei sind sogar die Flossen knusprig essbar.


=== Karpfen als Wappentier ===
In [[Schleswig-Holstein]] und der [[Lausitz]] ist gekochter Karpfen ("[[Karpfen blau]]") ein beliebtes Gericht zu [[Silvester]].
Der Karpfen ist das [[Wappentier]] mehrerer Städte und Gemeinden, die eine lange Geschichte der Karpfenzucht aufweisen können.


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Ähnlich wie Muscheln isst man Karpfen in den Monaten mit "r", also von September bis April. Das liegt hauptsächlich an der Verfügbarkeit, weil in den anderen Monaten nicht abgefischt wird.
Wappen Adelsdorf.svg|[[Adelsdorf]]
Wappen Brieskow-Finkenheerd.png|[[Brieskow-Finkenheerd]]
DE-ST 15-0-82-430 Deetz COA.png|[[Deetz (Zerbst)|Deetz]]
DEU Hausen ob Verena COA.svg|[[Hausen ob Verena]]
DEU Heilshoop COA.svg|[[Heilshoop]]
Wappen Kreba-Neudorf.jpg|[[Kreba-Neudorf]]
Wappen von Leiferde.png|[[Leiferde]]
DEU Mühlenrade COA.svg|[[Mühlenrade]]
Wappen Nauen.png|[[Nauen]]
Nortorf-Land Amt Wappen.png|[[Amt Nortorfer Land]]
Wappen Amt Peitz.png|[[Amt Peitz]]
DEU Reinfeld (Holstein) COA.svg|[[Reinfeld (Holstein)]]
DEU Röttenbach COA.svg|[[Röttenbach (bei Erlangen)]]
DEU Schwarzenfeld COA.svg|[[Schwarzenfeld]]
DE-BB 12-0-61-492 Teupitz COA.svg|[[Teupitz]]
Wappen Toemmelsdorf.png|[[Tömmelsdorf]]
Wappen Wallendorf (Luppe).png|[[Wallendorf (Luppe)]]
DEU Westerau COA.svg|[[Westerau]]
</gallery>


=== Karpfenstein ===
In Deutschland versucht man, den größten Nachteil des Karpfens, seinen enormen Reichtum an Zwischenmuskelgräten, mit besonderen Zubereitungsmethoden wie dem „Schröpfen“ genannten seitlichen Einschneiden zu umgehen. Auch neuartige Vermarktungsformen ähnlich wie bei Fischstäbchen werden versucht. Doch der Erfolg ist hierbei mäßig.
Der Karpfenstein ist die Kauplatte des Fisches und hat den anatomischen Sitz zwischen der Vertiefung des Hinterhauptknochens und dem ersten Rückgratwirbel des Karpfens. Es ist ein knorpelartiger Knochen, der als Karpfenstein bezeichnet wird (''lapis carpionis''). Der Karpfenstein ist gewölbt, etwas [[linsenförmig]], dreieckig und hart. Die Farbe ist hell bis grau. Schöne Stücke von nicht zu alten Karpfen können poliert und zu Ketten verarbeitet werden. Im Mittelalter kursierte das Gerücht, nur manche Karpfen hätten einen Karpfenstein, weswegen sich um den Stein eine Aura rankte, man schrieb dem Stein eine heilende Wirkung und magische Kräfte zu. Dazu wurde der Karpfenstein zerrieben und das Pulver unter das Essen gemischt. Als Amulett um den Hals getragen sollte der Stein vor Krankheit und Verderben schützen.<ref>[http://www.nordbayern.de/region/hoechstadt/karpfenstein-am-hals-1.3514304 Karpfenstein am Hals] HANNI KINADETER, Nordbayern.de, 13. März 2014</ref> Einen ähnlichen Hintergrund hat der Glaube, einen Karpfenstein des Silvesterkarpfens in die Geldbörse zu legen bewirke, dass man ganzjährig Geld zur Verfügung habe.


=== Karpfen als Speisefisch ===
Der Geschmack des Fisches selbst ist auch unter [[Gourmet]]s umstritten. Manche nennen ihn strohig oder schlicht fade. Andere schätzen dagegen sein „nussiges“ Aroma. Geschmack und Konsistenz des Karpfens hängen aber stark von den Haltungsbedingungen und der verwendeten Zufütterung ab (Getreide, Mais, Soja, Pelletfutter). Wichtig ist neben der richtigen Zubereitung auch die Wasserqualität in den letzten Tagen vor dem Töten des Tieres. Wird der Fisch direkt aus dem Ursprungsgewässer heraus zubereitet, schmeckt er oft strohig oder schlammig. Der Fisch muss daher zuvor in frischem Wasser gehalten werden. Das Entfernen der Kiemen wir auch empfohlen, da sich besonders in diesen Schlamm anlagert und so den Geschmack des Gerichtes negativ beeinflussen kann.
[[Datei:Renesansni festival, Koprivnica - šarani na rašljama.jpg|mini|Karpfen auf dem Bratspieß (Nord[[kroatien]])]]
Karpfen sind beliebte [[Speisefisch]]e, in Deutschland und Österreich insbesondere zu Weihnachten und Silvester. Ein großer Teil der Produktion aus der Teichwirtschaft geht deshalb in den Markt für Speisefische. Einen wesentlichen Anteil hat die Erzeugung von Satzfischen für die Angelfischerei in freien Gewässern.


Der Karpfen ist vor allem in [[Tschechien|Böhmen]] und dem angrenzenden österreichischen Waldviertel, besonders zu [[Weihnachten]] ein begehrter Speisefisch ([[Weihnachtskarpfen]]) – für manche Tschechen ist eine Weihnacht ohne Karpfenessen nach wie vor undenkbar. Er wird lebend verkauft, erst zu Hause geschlachtet und meist paniert und mit [[Zitrone]] serviert. Es sind auf den Speisekarten tschechischer Gasthäuser fünf bis zehn verschiedene Zubereitungen angeboten, zum Beispiel gekocht in Gewürzsud, gegrillt, scharf mit Paprikagemüse.
Berüchtigt ist eine verbreitete unangenehme schlammig-erdige Geschmacksbeeinträchtigung, das „Mooseln“ oder „Letteln“. Sie entsteht, wenn die Fische bestimmte Blaualgen aufnehmen, welche das sogenannte [[Geosmin]] enthalten. Es handelt sich dabei in der Regel um die Teichschwingalge ''[[Oscillatoria]] limnetica'' oder deren Gattungsverwandte, die bei Überdüngung der Teiche mit Phosphor flächig am Grund wachsen, wo die Karpfen typischerweise ihre Nahrung suchen. Deshalb werden Karpfen meist etwa 2 Wochen ohne Zufütterung in frischem Wasser gehältert ("ausgewässert"), damit sie diesen Beigeschmack möglichst verlieren.


In Deutschland ist unter anderem in Franken eine Hochburg des Karpfens. Die „[[Aischgrund|Aischgründer]] Karpfen“ sind eine bekannte Spezialität der Gegend. Hier wird der Karpfen einschließlich Kopf und Flossen längs in zwei Hälften gespalten, in Mehl gewendet und in schwimmendem Fett gebacken („Karpfen fränkisch“). Dabei sind die Flossen knusprig essbar. Ein weiteres typisches fränkisches Gericht ist Karpfen in Biersoße.
== Siehe auch ==
* [[Koiherpes]]


In [[Schleswig-Holstein]] und der [[Lausitz]] ist gekochter Karpfen (''[[Karpfen blau]]'') ein beliebtes Gericht zu [[Silvester]].
== Weblinks ==

* {{Commons|Cyprinus carpio}}
Wie Muscheln wird Karpfen in den Monaten mit ''r'' gegessen, also von September bis April. Zwar ist Karpfen heute auch außerhalb dieses Zeitraums verfügbar, doch diese Tradition wird größtenteils beibehalten.
* {{Wiktionary|Karpfen}}

*[http://www.pivi.de/_php/adodb/browse.php?Artname=Karpfen Karpfen: weitere Infos und Fotos]
In Deutschland und Österreich wird versucht, den größten Nachteil des Karpfens, seinen enorm vielen Zwischenmuskelgräten, mit besonderen Zubereitungsmethoden wie dem „[[Schröpfen (Kochen)|Schröpfen]]“ genannten seitlichen Einschneiden zu umgehen. Neuartige Vermarktungsformen ähnlich wie bei Fischstäbchen werden versucht. Der Erfolg ist mäßig.
*[http://www.abendblatt.de/daten/2005/11/28/507643.html ''Bio-Karpfen'', Artikel im Hamburger Abendblatt vom 28.11.2005]

*[http://www.koi-lexikon.de Koi Karpfen]
Der Geschmack des Fisches selbst ist auch unter [[Gourmet]]s umstritten. Manche nennen ihn strohig oder schlicht fade. Andere schätzen dagegen sein „nussiges“ Aroma. Geschmack und Konsistenz des Karpfens hängen stark von den Haltungsbedingungen und der verwendeten Zufütterung ab (Getreide, Mais, Soja, Pelletfutter). Wichtig ist neben der richtigen Zubereitung die Wasserqualität in den letzten Tagen vor dem Töten des Tieres. Wird der Fisch direkt aus dem Ursprungsgewässer heraus zubereitet, schmeckt er oft strohig oder schlammig. Der Fisch muss daher zuvor in frischem Wasser gehalten werden. Das Entfernen der Kiemen wird empfohlen, da sich besonders in diesen Schlamm anlagert und so den Geschmack des Gerichtes negativ beeinflussen kann.
*[http://www.natur-lexikon.com/Texte/HWG/001/00025/HWG00025.html Natur-Lexikon Karpfen]

* {{IUCN2006
Berüchtigt ist eine verbreitete unangenehme schlammig-erdige Geschmacksbeeinträchtigung, das ''Mooseln'' oder ''Letteln'', in Österreich ''Grundeln'' genannt. Sie entsteht, wenn die Fische bestimmte Blaualgen aufnehmen, welche das so genannte [[Geosmin]] enthalten. Es handelt sich dabei um die Teichschwingalge ''[[Oscillatoria]] limnetica'' oder deren Gattungsverwandte, die bei Überdüngung der Teiche mit [[Phosphat]] flächig am Grund wachsen, wo die Karpfen typischerweise ihre Nahrung suchen. Deshalb werden Karpfen meist etwa zwei Wochen ohne Zufütterung in frischem Wasser gehalten („ausgewässert“), damit sie diesen Beigeschmack möglichst verlieren.
|Einsteller=World Conservation Monitoring Centre

|Jahr=1996
Der Karpfen besteht größtenteils aus Eiweiß und Fett. Er ist, wie die meisten Fischarten, vor allem reich an Vitamin B12 und Vitamin D. Daneben kommen auch noch einige weitere B-Vitamine in nennenswerter Menge vor.<ref name="Vitaminangaben Karpfen">{{Internetquelle |url=https://www.food-compare.com/datapanel/?item=208;0;999_150;10;vitamindata;dct;075035175031000;02000000 |titel=Food Compare |abruf=2022-12-29}}</ref>
|ID=6181

|Titel=Cyprinus carpio
{| class="wikitable"
|Download=12. Mai 2006
| colspan="10" style="text-align:center" | 100 g Karpfen (roh) enthalten durchschnittlich:<ref name="Nährstoffangaben Karpfen">{{Internetquelle |url=https://www.food-compare.com/datapanel/?item=208;0;999_150;10;basedata;dtb;075035175031000;10010000 |titel=Food Compare |abruf=2022-12-29}}</ref>
}}
|-
| [[Physiologischer Brennwert|Energie]] || [[Wasser]] || [[Fette|Fett]] || [[Protein|Eiweiß]] || [[Vitamin B1]] || [[Vitamin B3]] || [[Vitamin B5]] || [[Vitamin B6]] || [[Vitamin B12]] || [[Vitamin D]]
|- style="text-align:center"
| 532 [[Kilojoule|kJ]] (127 [[kcal]]) || 76,3 g || 5,6 g || 17,8 g || 0,12 mg || 1,64 mg || 0,75 mg || 0,19 mg || 1,53 µg || 24,7 µg
|}

=== Karpfen in der Sportfischerei ===
[[Datei:Schuppenkarpfen.jpg|mini|Kapitaler Schuppenkarpfen]]
Der Karpfen ist sehr beliebt bei Anglern, da er ein starker Kämpfer ist, sehr groß wird und sich durch [[Boilie]]s sehr selektiv beangeln lässt. Das [[Karpfenangeln]] hat sich in der letzten Zeit zu einem bedeutenden Zweig der Angelfischerei entwickelt, dem viele, vor allem jüngere Angler nachgehen. Dabei gelten Fische (je nach Gewässer) von über 10 bis 15 Kilogramm als bemerkenswerter Fang. Der Weltrekord für Spiegelkarpfen wurde im Jahr 2015 am Euro Aqua See in Ungarn aufgestellt, er liegt bei 48 Kilogramm bei einer Länge von 125 Zentimetern.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.euro-aqua-fishing.at/main_site/index-old.htm |titel=Euro Aqua Fishing |abruf=2022-12-29}}</ref> Der neue Weltrekordschuppenkarpfen mit einem Gewicht von 45,5 Kilogramm<ref>{{Internetquelle |url=https://www.carpzilla.de/news/szene-news/neuer-schuppenkarpfen-weltrekord-455kg-1502.html |titel=Neuer Schuppenkarpfen Weltrekord: 45,5kg |datum=2013-05-07 |sprache=de |abruf=2022-12-29}}</ref> wurde 2013 im französischen „Etang de Saussaie“ gefangen. In der Karpfenangelei ist es verbreitet, den Fang wieder auszusetzen. Dieses ''[[Catch and Release]]'' steht im Konflikt mit dem [[Tierschutzgesetz (Deutschland)|Tierschutzgesetz]], da hier einem [[Wirbeltier]] ohne vernünftigen Grund Leiden zugefügt wird. Offiziell dürfen Fische nur in Übereinstimmung mit dem Hegeziel (beispielsweise gefährdeter Bestand) und dem Tierschutzrecht zurückgesetzt werden.

Karpfenangeln gilt als nicht einfach, da es beachtlicher Erfahrung und Gewässerkenntnis bedarf, um besonders große Exemplare zu fangen. Sind junge, hungrige Setzkarpfen im Frühjahr ab 8&nbsp;°C Wassertemperatur relativ einfach zu fangen, so ist für scheue und vorsichtige Großkarpfen oft eine andere Strategie nützlich. Karpfenangeln beginnt mit der intensiven Beobachtung des Gewässers zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten auf Karpfenspuren, wie zum Beispiel Bläschenentwicklung durch gründelnde Karpfen am Gewässergrund oder zitternde Schilfhalme durch Berührungen mit Karpfen. Besonders verdächtige Stellen sind Schilfkanten, Seerosenfelder, verkrautete Gewässerteile, Inseln, Landzungen, versunkene Bäume, überhängende Äste etc. Sandbänke, Plateaus, Muschelfelder und Scharkanten werden durch Ausloten (Lotblei oder [[Echolot]]) entdeckt. Danach beginnt die mehrtägige Periode des Anfütterns (wie [[Boilie]]s, Brot, Hartmais, Partikel, [[Erdmandel|Tigernüsse]], Kichererbsen, oder gequollener Weizen) zu einer bestimmten Tageszeit über mehrere Tage hinweg, um Karpfen an den Köder oder an den Platz zu gewöhnen.

Vor der Boilie-Ära wurden Karpfen mit Kartoffeln, speziell aromatisierten Teigen aus Paniermehl, Maismehl, Haferflocken etc., Dosenmais, Mist- oder Tauwürmern auf Grund- oder Posenangel gefangen.
Allerdings brachte Boilieangeln mit der unverdächtigen Haarmethode immer größere Karpfenfänge, selbst aus überfischten Gewässern.
Bei der Haarmethode ist der Köder durch ein „Haar“ (sehr feine Schnur) mit dem Haken verbunden, so dass ein vorsichtiger Großkarpfen den unverdächtigen Köder und damit den Haken miteinsaugt. Beim Gründeln und Durchwühlen des Gewässergrundes ignorieren größere Karpfen einen schwereren Köder mit Haken, der nicht mit hochgewirbelt wird.
Teilweise wurde auch schon in klaren Gewässern beobachtet, dass Karpfen versuchen, den Köder vom Haken vorsichtig abzuzupfen.


In den warmen Sommermonaten stehen Karpfen regelmäßig an der Wasseroberfläche, meist unter überhängenden Ästen von Bäumen und können zum Beispiel mit Schwimmbrot überlistet werden. Auch mit dieser Methode sind bemerkenswerte Fänge von über 20 Kilogramm möglich. Die scheuen Karpfen ziehen sich häufig in schwer zugängliche Gewässerabschnitte zurück: stark verkrautete Buchten, Seerosenfelder, versunkene Bäume oder überschwemmtes Unterholz, wo sie kaum noch zu fangen sind. Gehakte Tiere versuchen, sich mit aller Kraft in unzugänglichen Zonen in Sicherheit zu bringen, wobei schwerere Tiere beachtliche Kräfte aufbringen können, weshalb Schnüre mit über 10 Kilogramm Tragkraft ein Muss sind.


== Literatur ==
* Werner Steffens: ''Der Karpfen. Cyprinus carpio L.'' 6. Auflage. Westarp-Wissenschaften, Hohenwarsleben 2008, ISBN 978-3-89432-649-4.
* Fritz Bauerreiß&nbsp;(Hrsg.): ''Fränkischer Karpfenführer: Kleines Karpfenlexikon – Typische Bilder aus dem Karpfenland Franken.'' Verlag Bauerreiß, Fritz 2011, ISBN 978-3-00-035694-0.
* Ute Baumgarten et al: ''Karpfen & Co. Teichwirtschaft in der Lausitz.'' Cottbus 2018, ISBN 978-3-937503-40-0.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Cyprinus carpio|Karpfen (''Cyprinus carpio'')}}
{{Wiktionary|Karpfen}}
* {{IUCN
| Year = 2008
| ID = 6181
| ScientificName = Cyprinus carpio
| YearAssessed = 2008
| Assessor = J. Freyhof, M. Kottelat
| Download = 31. Dezember 2008
}}
* {{Fishbase|g=Cyprinus|s=carpio+carpio}}
* [http://www.fao.org/fishery/culturedspecies/Cyprinus_carpio/en/FAO Fisheries & Aquaculture – Cultured Aquatic Species Information Programme: ''Cyprinus carpio'' (Linnaeus, 1758)]
* [https://www.pivi.de/arten/fische/karpfenfische/karpfen/ Karpfen] auf [https://www.pivi.de/ www.pivi.de]


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Karpfenartige]]
<references>
<ref name="Balon">
Eugene K. Balon: ''Origin and domestication of the wild carp, Cyprinus carpio: from Roman gourmets to the swimming flowers.'' In: ''Aquaculture.'' Band 129, Nr. 1, 1. Jan. 1995, S. 3–48, [[doi:10.1016/0044-8486(94)00227-F]].
</ref>
<ref name="Balon 1995">
Eugene K. Balon: ''The common carp, Cyprinus carpio: its wild origin, domestication in aquaculture, and selection as colored nishikigoi.'' In: ''Guelph.'' Ontario, Canada 1995 (''Guelph Ichthyol. Rev.'' Band 3) ([https://journal.lib.uoguelph.ca/index.php/gir/article/view/23/59 PDF]).
</ref>
<ref name="Zhou">
Jian Feng Zhou, Qing Jiang Wu, Yu Zhen Ye, Jin Gou Tong: ''Genetic divergence between Cyprinus carpio carpio and Cyprinus carpio haematopterus as assessed by mitochondrial DNA analysis, with emphasis on origin of European domestic carp.'' In: ''Genetica.'' Band 119, Nr. 1, 1. September 2003, S. 93–97.
</ref>
</references>


{{Normdaten|TYP=s|GND=4125141-6}}
[[bg:Шаран]]
[[Kategorie:Karpfenfische]]
[[da:Karpe]]
[[Kategorie:Speisefisch]]
[[en:Common carp]]
[[es:Cyprinidae]]
[[Kategorie:Haustier]]
[[fi:Karppi]]
[[fr:Carpe (poisson)]]
[[he:קרפיון]]
[[ja:コイ]]
[[nl:Karper]]
[[pl:Karp]]
[[pt:Carpa]]
[[ru:Карп]]
[[simple:Carp]]
[[sv:Karp]]
[[tr:Sazan balığı]]
[[vi:Cá chép]]
[[zh:鲤鱼]]

Aktuelle Version vom 4. Juli 2024, 21:53 Uhr

Karpfen

Schuppenkarpfen

Systematik
ohne Rang: Otophysa
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Unterordnung: Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
Gattung: Cyprinus
Art: Karpfen
Wissenschaftlicher Name
Cyprinus carpio
Linnaeus, 1758

Der Karpfen (Cyprinus carpio) ist eine der bekanntesten europäischen Fischarten und als Typusart der Gattung Cyprinus sowohl im Deutschen als auch in der Fachsprache Namensgeber der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae), der Überfamilie der Karpfenfischähnlichen (Cyprinoidei) und der Ordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes). Er ist seit der Antike ein beliebter Speisefisch, der häufig in Fischteichen angezogen wird und dazu auch in zahlreichen Ländern weltweit eingeführt wurde, wo er teilweise als invasive Art auftritt. Der Wildbestand gilt dagegen heute als bedroht.

Merkmale

Wildform

Die Wildform des Karpfens ist langgestreckt und seitlich wenig abgeflacht mit vollständig beschupptem Körper. Der Rücken ist olivgrün mit helleren Flanken und gelblichem bis weißlichem Bauch. Karpfen erreichen meist eine Länge von 35 bis 80 Zentimeter, können in Einzelfällen bis 120 Zentimeter lang und über 40 Kilogramm schwer werden. Der aktuelle Rekordkarpfen, der am 23. November 2018 am ungarischen Euro Aqua See gefangen wurde, wies ein Gewicht von 51,2 Kilogramm[1] auf.

Schlundzähne des Karpfens am 5. Kiemenbogen
Wildform des Karpfens

Der Kopf ist langgestreckt und kegelförmig mit kleinem Auge und zu einem Rüssel ausstülpbarem Maul. Wie alle anderen Karpfenfische besitzt der Karpfen keine Zähne am Kiefer, dafür drei Reihen kräftiger, backenzahnähnlicher Schlundzähne, von denen je auf jeder Kieferseite die äußeren beiden Reihen je einen und die innerste drei Zähne aufweist (Schlundzahnformel 1.1.3-3.1.1). Im Gegensatz zu den anderen in Europa vorkommenden Karpfenfischen hat er zwei Paar Barteln seitlich an der Oberlippe, von denen das vordere Paar kürzer ist. Die Schuppen sind sehr groß und kräftig. Entlang der Flanken verläuft eine ununterbrochene Seitenlinie durch 33–40 Schuppen. Die lange Rückenflosse weist 3 bis 4 Hart- und 17 bis 23 Weichstrahlen auf, die Afterflosse 2 bis 3 Hart- und 5 bis 6 Weichstrahlen. Die Schwanzflosse ist tief gekerbt und weist drei Hart- und 17 bis 19 Weichstrahlen auf. Alle diese unpaaren Flossen sind undurchsichtig dunkelgrau bis bräunlich mit bläulichem Schein. Die paarigen Brust- und Bauchflossen können dagegen auch rötlich sein. Erstere weisen einen Hart- und 15–16 Weichstrahlen auf, letztere zwei Hart- und 8 bis 9 Weichstrahlen.[2][3][4]

Der europäische Karpfen wurde früher häufig als Unterart Cyprinus carpio carpio der ostasiatischen Unterart Cyprinus carpio haematopterus gegenübergestellt. Letztere wird jedoch mittlerweile meist als eigene Art Cyprinus rubrofuscus angesehen. Vom europäischen Karpfen unterscheidet sich diese Art durch eine geringere Zahl von Schuppen entlang der Seitenlinie, eine höhere Zahl von Rückenflossenstrahlen und eine silbrige Körperfarbe mit rötlichen unteren Flossen.[5]

Die Wildform des Karpfens gilt in Deutschland als bedroht. 2019 startete im Landkreis Karlsruhe ein Artenschutzprojekt finanziert durch die Fischereiabgabe.[6]

Zuchtformen

Schuppenkarpfen
Zeilkarpfen
Spiegelkarpfen
Fusionsbild eines Karpfens

Die verschiedenen Zuchtformen des Karpfens sind meist gedrungener und mehr oder weniger ausgeprägt hochrückig. Sie weisen auch meist ein schnelleres Wachstum als die Wildform auf. Die Schuppen können dabei verschieden stark reduziert sein, wodurch sich folgende Formen unterscheiden lassen:

  • Schuppenkarpfen haben noch ein vollständig erhaltenes Schuppenkleid.
  • Zeilkarpfen weisen weniger Schuppen auf, es ist eine Reihe großer Schuppen entlang der Seitenlinie erhalten.
  • Spiegelkarpfen weisen nur noch wenige, an der Oberseite verteilte Schuppen an den sonst schuppenlosen Seiten auf.
  • Lederkarpfen oder Nacktkarpfen sind schuppenlos.
  • Two Toned Carps sind Spiegel- oder Schuppenkarpfen, die ein charakteristisches zweifarbiges Muster aufweisen. Meist besitzen sie einen dunkleren Kopf und ein helleres Hinterteil.[7]
  • Fully Scaled Mirror Karpfen sind regelmäßig vollbeschuppte Spiegel- oder Zeilkarpfen, die unter Karpfenanglern den höchsten Stellenwert haben.[7]
  • Ghost Carps (Geisterkarpfen) sind Hybriden aus Spiegel- und Koikarpfen, die ein gezieltes Zuchtprodukt darstellen und in dieser Form in der Natur nicht vorkommen.[7]
  • F1-Karpfen sind Karpfen der F1-Tochtergeneration einer Kreuzung aus Schuppenkarpfen und Karausche, die aufgrund ihrer Schnellwüchsigkeit häufig in kommerziellen Angelteichen gesetzt werden[7]

Bei den ostasiatischen Farbkarpfen (Koi) handelt es sich um Zuchtformen, die wahrscheinlich auf Cyprinus rubrofuscus oder Hybride zurückgehen.[5]

Genom

Das Genom von Cyprinus carpio besteht aus 100 Chromosomen (2n = 100) mit 52.610 Protein-codierenden Genen. Das sind mehr als doppelt so viele wie beim Menschen. Ein Forscherteam um Xiaowen Sun von der Chinese Academy of Fishery Sciences entschlüsselte es bis 2013.[8][9]

Verbreitung

Das nach-eiszeitliche Verbreitungsgebiet der Stammform des domestizierten Karpfens umfasste die Zuflüsse von Schwarzem Meer, Kaspischem Meer und Aralsee.[10] Dieses Gewässersystem schließt im Westen die Donau ein und erstreckt sich im Osten über große Teile Sibiriens und Chinas.[10] Von dieser Wildkarpfenverbreitung zeugen die nicht sicher bestimmten Unterarten Cyprinus carpio haematopterus in Ostasien und Cyprinus carpio carpio in Ost-Europa.[10][11] Historisch schwankte die Verbreitung wahrscheinlich klimaabhängig. So kam der Karpfen vor 8000 Jahren auch im Oberlauf der Donau vor, und im Bodensee sowie ehemals im Neckar sind wildkarpfenähnliche Bestände unklaren Ursprungs bekannt. Die Verbreitung des Karpfens westlich des Einzugsbereiches der Donau geht sicher auf menschlichen Einfluss zurück.[10] Durch den Menschen wurde die Art weltweit in zahlreichen Ländern eingeführt.[2] Dort erweist er sich teilweise als Schädling (siehe Liste der 100 gefährlichsten Neobiota).

Ein europäisches Forscherteam veröffentlichte 2020 eine Studie, nach der ein kleiner Anteil der Karpfeneier die Verdauung in Stockenten überlebt (ca. 0,2 Prozent). Dies galt bisher nur bei einigen tropischen Fischarten als möglich. Ein Einfluss dieses Mechanismus auf die invasive Ausbreitung des Karpfens mancherorts wurde diskutiert, jedoch als gering eingeschätzt.[12]

Lebensweise

Habitat

Karpfen werden im warmen, flachen Süßwasser gesetzt, wie etwa in Teichen, Baggerseen und langsam strömenden warmen Bereichen von Flüssen. Sie gehen bis in die Brackwasserregion der großen Ströme. Die Überwinterung erfolgt in tieferen Bereichen von Seen oder in speziellen tiefer angelegten Winterungsteichen der Teichwirtschaft, die nicht bis zum Grund durchgefrieren können.

Ernährung

Als Friedfisch ernährt sich der Karpfen als Jungtier von Zooplankton, später hauptsächlich von am Boden lebenden Kleinlebewesen wie Insektenlarven, Schnecken und Würmern.

Fortpflanzung

Unterschiedliche Karpfenzuchtformen

Unter Fischern heißen die Weibchen Rogner und die Männchen Milchner. Zur Paarung treffen sich die Karpfen in flachen, wärmeren und pflanzenreichen Gewässerbereichen. Das Männchen treibt das Weibchen im Laichspiel. Es dient der Synchronisation der Laichbereitschaft. Nach dem Treiben stößt das Männchen mit dem Maul mehrfach gegen die Flanke des Weibchens. Dieses gibt daraufhin Eier ins Wasser ab. Anschließend gibt das Männchen seinen Samen hinzu. Es findet eine äußere Befruchtung im Wasser statt. Das Weibchen legt, je nach Alter und Größe, rund 1,5 Millionen Eier ab. Die befruchteten Eier heften sich an Pflanzen. Nach dem Ablaichen schwimmen die Elternfische wieder in ihr ursprüngliches Gewässer zurück. Es erfolgt keine Brutpflege. Häufig wird bei solchen Paarungsspielen die Schleimhaut der Fische stark verletzt. Nach der Laichzeit werden oft tote Fische angetrieben, die einer Pilzinfektion zum Opfer gefallen sind.

Zwischen dem dritten und achten Tag schlüpft der Brütling mit dem Kopf voran aus der Eihülle. Die Fische sinken dabei zu Boden, weil die Schwimmblase noch nicht mit dem nötigen Gasgemisch gefüllt ist. Kurze Zeit nach dem Schlüpfen ernähren sie sich noch von dem Dottersack an ihrem Bauch, der allmählich aufgezehrt wird. Dann beginnen sie, planktische Kleintiere aufzunehmen, zuerst die kleineren Rädertiere, mit dem Heranwachsen auch Kleinkrebse.


Karpfen und Mensch

Geschichte

Dieser Karpfen wurde gerade aus dem sog. Karpfensack geholt
Nach Futter schnappender Karpfen

Es bestehen Hinweise darauf, dass die Römer den Karpfen zuerst domestizierten:[10][11] Im ersten Jahrhundert n. Chr. lernten sie die Wildform bei Carnuntum an der Donau kennen, die damals in den riesigen Überflutungsgebieten Ungarns laichte.[13] Von dort transportierten die Römer ihn lebend über Land (in feuchtem Moos oder anderer Feuchtaufbewahrung) und hielten ihn bis zur Zubereitung in Becken.[13] Zur Haltung und späteren Zucht (ab 2. oder 3. Jahrhundert) verwendeten sie immobile piscinae (Fisch-, Schwimmbecken)[14] und mobile bewässerte Fischhälter, sogenannte Bünnen – das sind schwimmende Gefäße, die Einbäumen gleichen.[15] Unabhängig davon können auch Züchtungen in China nicht ausgeschlossen werden, aber die Karpfendomestikation ist im Wesentlichen den Römern zuzuschreiben.[10][11][16]

Die Karpfenkultur in festen Fischbecken wurde im Mittelalter fortgeführt.[10] Zunehmend wurden Karpfen in Teichen gehalten. Der Karpfen ist deswegen wesentlicher Bestandteil der Esskultur im Mittelalter. Der Besatz von Teichen mit Karpfen war teils eine Nebennutzung, weil die Teiche vor allem der Wasserrückhaltung dienten, um Mühlen anzutreiben. Wegen der umfangreichen christlichen Speisegebote, die an bis zu 150 Fastentagen keinen Verzehr von Fleisch erlaubten, entwickelte sich eine gezielte Teichwirtschaft, um Süßwasserfische für die Fastenzeit heranzuziehen. Es ist nicht sicher, welche Faktoren dazu beitrugen, dass Karpfen nach dem Jahre 1000 auch in Zentral- und Westeuropa vorkamen. Die Klimaerwärmung in der Übergangsphase vom Früh- zum Hochmittelalter kann dazu beigetragen haben, dass sich diese Fischart natürlich ausbreitete. Der Ethnologe Brian Fagan hält es für wahrscheinlicher, dass Mönche und Nonnen diese Fischart gezielt einführten, um ihre Ernährung während der Fastenzeit abwechslungsreicher zu gestalten.[17] Karpfen gedeihen auch in Wasser mit einem niedrigen Sauerstoffgehalt und sind daher prädestiniert für eine Zucht in flachen Teichen. Einzelne Klöster und Adelige besaßen zum Teil sehr weitläufige Teichwirtschaften, in denen diese Fische für die Fastenzeit herangezogen wurden. Die Spuren dieser Teichanlagen prägen bis heute Teile der europäischen Landschaft und sind Indiz für die Bedeutung von Süßwasserfischen in der mittelalterlichen Ernährung. So finden sich beispielsweise in der Umgebung des Klosters Maulbronn noch die Spuren von rund einem Dutzend großer Fischteiche.[18] Die 400 Quadratkilometer an Teichanlagen rund um das böhmische Třeboň, deren Anlage im Mittelalter begann, dienen bis heute der Karpfenzucht. Eines der größten deutschen Fischzuchtgebiete befand sich im Neiderland/ niederschlesische Bartsch-Niederung um Militsch-Trachenberg.

Heutige Verbreitung der Karpfenzucht

In Deutschland gibt es zahlreiche Karpfenzuchtbetriebe, besonders in der Oberlausitz nördlich von Bautzen, in Franken im Aischgrund (Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Landkreis Erlangen-Höchstadt), in der mittleren Oberpfalz im Landkreis Schwandorf und im Landkreis Amberg-Sulzbach, im Oberpfälzer Stiftland (Landkreis Tirschenreuth) sowie in Peitz, unweit von Cottbus und in Reinfeld in Holstein.

Das größte für die Karpfenzucht wirtschaftlich genutzte Teichgebiet Europas ist die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, deren 335 Teiche fast zehn Prozent der 30.000 Hektar einnehmen. Der größte Karpfenteich (Schwarzenberg-Teich mit 260 ha Fläche) liegt im südböhmischen Karpfenteichgebiet bei Třeboň (deutsch: Wittingau). Dieses Gebiet hängt geografisch mit dem österreichischen Teichgebiet im Waldviertel zusammen. Wichtige österreichische Karpfengebiete liegen ferner in der südlichen Steiermark und im südlichen Burgenland.

Größere Bedeutung hat die Karpfenteichwirtschaft in Polen, Ungarn, Slowenien und Kroatien sowie in Israel und weiten Teilen Asiens.

Lediglich in Australien ist das Züchten und Aussetzen von Karpfen gesetzlich verboten. Dort wird versucht, den Karpfen als Schädling der einheimischen Fauna durch ein Programm auszurotten, bei dem genetisch veränderte Karpfen ausgesetzt und in die verwilderten Populationen eingekreuzt werden. Dadurch sollen letztlich alle Karpfen männlich bleiben (wie sie es von Natur aus im Brütlingsstadium sind) und den Entwicklungsschritt zur Umwandlung in weibliche Tiere nicht mehr vollziehen können.

Karpfen als Wappentier

Der Karpfen ist das Wappentier mehrerer Städte und Gemeinden, die eine lange Geschichte der Karpfenzucht aufweisen können.

Karpfenstein

Der Karpfenstein ist die Kauplatte des Fisches und hat den anatomischen Sitz zwischen der Vertiefung des Hinterhauptknochens und dem ersten Rückgratwirbel des Karpfens. Es ist ein knorpelartiger Knochen, der als Karpfenstein bezeichnet wird (lapis carpionis). Der Karpfenstein ist gewölbt, etwas linsenförmig, dreieckig und hart. Die Farbe ist hell bis grau. Schöne Stücke von nicht zu alten Karpfen können poliert und zu Ketten verarbeitet werden. Im Mittelalter kursierte das Gerücht, nur manche Karpfen hätten einen Karpfenstein, weswegen sich um den Stein eine Aura rankte, man schrieb dem Stein eine heilende Wirkung und magische Kräfte zu. Dazu wurde der Karpfenstein zerrieben und das Pulver unter das Essen gemischt. Als Amulett um den Hals getragen sollte der Stein vor Krankheit und Verderben schützen.[19] Einen ähnlichen Hintergrund hat der Glaube, einen Karpfenstein des Silvesterkarpfens in die Geldbörse zu legen bewirke, dass man ganzjährig Geld zur Verfügung habe.

Karpfen als Speisefisch

Karpfen auf dem Bratspieß (Nordkroatien)

Karpfen sind beliebte Speisefische, in Deutschland und Österreich insbesondere zu Weihnachten und Silvester. Ein großer Teil der Produktion aus der Teichwirtschaft geht deshalb in den Markt für Speisefische. Einen wesentlichen Anteil hat die Erzeugung von Satzfischen für die Angelfischerei in freien Gewässern.

Der Karpfen ist vor allem in Böhmen und dem angrenzenden österreichischen Waldviertel, besonders zu Weihnachten ein begehrter Speisefisch (Weihnachtskarpfen) – für manche Tschechen ist eine Weihnacht ohne Karpfenessen nach wie vor undenkbar. Er wird lebend verkauft, erst zu Hause geschlachtet und meist paniert und mit Zitrone serviert. Es sind auf den Speisekarten tschechischer Gasthäuser fünf bis zehn verschiedene Zubereitungen angeboten, zum Beispiel gekocht in Gewürzsud, gegrillt, scharf mit Paprikagemüse.

In Deutschland ist unter anderem in Franken eine Hochburg des Karpfens. Die „Aischgründer Karpfen“ sind eine bekannte Spezialität der Gegend. Hier wird der Karpfen einschließlich Kopf und Flossen längs in zwei Hälften gespalten, in Mehl gewendet und in schwimmendem Fett gebacken („Karpfen fränkisch“). Dabei sind die Flossen knusprig essbar. Ein weiteres typisches fränkisches Gericht ist Karpfen in Biersoße.

In Schleswig-Holstein und der Lausitz ist gekochter Karpfen (Karpfen blau) ein beliebtes Gericht zu Silvester.

Wie Muscheln wird Karpfen in den Monaten mit r gegessen, also von September bis April. Zwar ist Karpfen heute auch außerhalb dieses Zeitraums verfügbar, doch diese Tradition wird größtenteils beibehalten.

In Deutschland und Österreich wird versucht, den größten Nachteil des Karpfens, seinen enorm vielen Zwischenmuskelgräten, mit besonderen Zubereitungsmethoden wie dem „Schröpfen“ genannten seitlichen Einschneiden zu umgehen. Neuartige Vermarktungsformen ähnlich wie bei Fischstäbchen werden versucht. Der Erfolg ist mäßig.

Der Geschmack des Fisches selbst ist auch unter Gourmets umstritten. Manche nennen ihn strohig oder schlicht fade. Andere schätzen dagegen sein „nussiges“ Aroma. Geschmack und Konsistenz des Karpfens hängen stark von den Haltungsbedingungen und der verwendeten Zufütterung ab (Getreide, Mais, Soja, Pelletfutter). Wichtig ist neben der richtigen Zubereitung die Wasserqualität in den letzten Tagen vor dem Töten des Tieres. Wird der Fisch direkt aus dem Ursprungsgewässer heraus zubereitet, schmeckt er oft strohig oder schlammig. Der Fisch muss daher zuvor in frischem Wasser gehalten werden. Das Entfernen der Kiemen wird empfohlen, da sich besonders in diesen Schlamm anlagert und so den Geschmack des Gerichtes negativ beeinflussen kann.

Berüchtigt ist eine verbreitete unangenehme schlammig-erdige Geschmacksbeeinträchtigung, das Mooseln oder Letteln, in Österreich Grundeln genannt. Sie entsteht, wenn die Fische bestimmte Blaualgen aufnehmen, welche das so genannte Geosmin enthalten. Es handelt sich dabei um die Teichschwingalge Oscillatoria limnetica oder deren Gattungsverwandte, die bei Überdüngung der Teiche mit Phosphat flächig am Grund wachsen, wo die Karpfen typischerweise ihre Nahrung suchen. Deshalb werden Karpfen meist etwa zwei Wochen ohne Zufütterung in frischem Wasser gehalten („ausgewässert“), damit sie diesen Beigeschmack möglichst verlieren.

Der Karpfen besteht größtenteils aus Eiweiß und Fett. Er ist, wie die meisten Fischarten, vor allem reich an Vitamin B12 und Vitamin D. Daneben kommen auch noch einige weitere B-Vitamine in nennenswerter Menge vor.[20]

100 g Karpfen (roh) enthalten durchschnittlich:[21]
Energie Wasser Fett Eiweiß Vitamin B1 Vitamin B3 Vitamin B5 Vitamin B6 Vitamin B12 Vitamin D
532 kJ (127 kcal) 76,3 g 5,6 g 17,8 g 0,12 mg 1,64 mg 0,75 mg 0,19 mg 1,53 µg 24,7 µg

Karpfen in der Sportfischerei

Kapitaler Schuppenkarpfen

Der Karpfen ist sehr beliebt bei Anglern, da er ein starker Kämpfer ist, sehr groß wird und sich durch Boilies sehr selektiv beangeln lässt. Das Karpfenangeln hat sich in der letzten Zeit zu einem bedeutenden Zweig der Angelfischerei entwickelt, dem viele, vor allem jüngere Angler nachgehen. Dabei gelten Fische (je nach Gewässer) von über 10 bis 15 Kilogramm als bemerkenswerter Fang. Der Weltrekord für Spiegelkarpfen wurde im Jahr 2015 am Euro Aqua See in Ungarn aufgestellt, er liegt bei 48 Kilogramm bei einer Länge von 125 Zentimetern.[22] Der neue Weltrekordschuppenkarpfen mit einem Gewicht von 45,5 Kilogramm[23] wurde 2013 im französischen „Etang de Saussaie“ gefangen. In der Karpfenangelei ist es verbreitet, den Fang wieder auszusetzen. Dieses Catch and Release steht im Konflikt mit dem Tierschutzgesetz, da hier einem Wirbeltier ohne vernünftigen Grund Leiden zugefügt wird. Offiziell dürfen Fische nur in Übereinstimmung mit dem Hegeziel (beispielsweise gefährdeter Bestand) und dem Tierschutzrecht zurückgesetzt werden.

Karpfenangeln gilt als nicht einfach, da es beachtlicher Erfahrung und Gewässerkenntnis bedarf, um besonders große Exemplare zu fangen. Sind junge, hungrige Setzkarpfen im Frühjahr ab 8 °C Wassertemperatur relativ einfach zu fangen, so ist für scheue und vorsichtige Großkarpfen oft eine andere Strategie nützlich. Karpfenangeln beginnt mit der intensiven Beobachtung des Gewässers zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten auf Karpfenspuren, wie zum Beispiel Bläschenentwicklung durch gründelnde Karpfen am Gewässergrund oder zitternde Schilfhalme durch Berührungen mit Karpfen. Besonders verdächtige Stellen sind Schilfkanten, Seerosenfelder, verkrautete Gewässerteile, Inseln, Landzungen, versunkene Bäume, überhängende Äste etc. Sandbänke, Plateaus, Muschelfelder und Scharkanten werden durch Ausloten (Lotblei oder Echolot) entdeckt. Danach beginnt die mehrtägige Periode des Anfütterns (wie Boilies, Brot, Hartmais, Partikel, Tigernüsse, Kichererbsen, oder gequollener Weizen) zu einer bestimmten Tageszeit über mehrere Tage hinweg, um Karpfen an den Köder oder an den Platz zu gewöhnen.

Vor der Boilie-Ära wurden Karpfen mit Kartoffeln, speziell aromatisierten Teigen aus Paniermehl, Maismehl, Haferflocken etc., Dosenmais, Mist- oder Tauwürmern auf Grund- oder Posenangel gefangen. Allerdings brachte Boilieangeln mit der unverdächtigen Haarmethode immer größere Karpfenfänge, selbst aus überfischten Gewässern. Bei der Haarmethode ist der Köder durch ein „Haar“ (sehr feine Schnur) mit dem Haken verbunden, so dass ein vorsichtiger Großkarpfen den unverdächtigen Köder und damit den Haken miteinsaugt. Beim Gründeln und Durchwühlen des Gewässergrundes ignorieren größere Karpfen einen schwereren Köder mit Haken, der nicht mit hochgewirbelt wird. Teilweise wurde auch schon in klaren Gewässern beobachtet, dass Karpfen versuchen, den Köder vom Haken vorsichtig abzuzupfen.

In den warmen Sommermonaten stehen Karpfen regelmäßig an der Wasseroberfläche, meist unter überhängenden Ästen von Bäumen und können zum Beispiel mit Schwimmbrot überlistet werden. Auch mit dieser Methode sind bemerkenswerte Fänge von über 20 Kilogramm möglich. Die scheuen Karpfen ziehen sich häufig in schwer zugängliche Gewässerabschnitte zurück: stark verkrautete Buchten, Seerosenfelder, versunkene Bäume oder überschwemmtes Unterholz, wo sie kaum noch zu fangen sind. Gehakte Tiere versuchen, sich mit aller Kraft in unzugänglichen Zonen in Sicherheit zu bringen, wobei schwerere Tiere beachtliche Kräfte aufbringen können, weshalb Schnüre mit über 10 Kilogramm Tragkraft ein Muss sind.

Literatur

  • Werner Steffens: Der Karpfen. Cyprinus carpio L. 6. Auflage. Westarp-Wissenschaften, Hohenwarsleben 2008, ISBN 978-3-89432-649-4.
  • Fritz Bauerreiß (Hrsg.): Fränkischer Karpfenführer: Kleines Karpfenlexikon – Typische Bilder aus dem Karpfenland Franken. Verlag Bauerreiß, Fritz 2011, ISBN 978-3-00-035694-0.
  • Ute Baumgarten et al: Karpfen & Co. Teichwirtschaft in der Lausitz. Cottbus 2018, ISBN 978-3-937503-40-0.
Commons: Karpfen (Cyprinus carpio) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Karpfen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ungarn. Weltrekord: Karpfen über 100 Pfund. BLINKER 02/2019, S. 11
  2. a b Roland Gerstmeier, Thomas Romig: Die Süßwasserfische Europas für Naturfreunde und Angler. 2. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09483-9, S. 288–292.
  3. Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt. 2. Auflage. Urania, Leipzig 1990, ISBN 3-332-00109-4, S. 275–276.
  4. Karpfen auf Fishbase.org (englisch)
  5. a b Maurice Kottelat, Jörg Freyhof: Handbook of European Freshwater Fishes. Publications Kottelat, Cornol 2007, ISBN 978-2-8399-0298-4, S. 147–148.
  6. Wildkarpfenprojekt am mittleren Oberrhein. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  7. a b c d Karpfen aktuell. Die Rüßlerbande. Er ist mehrere tausend Jahre alt, reiste aus dem Iran über Asien nach Deutschland und hat einen unendlich langen Familienstammbamm: der Karpfen. BLINKER 11/2017, S. 26–29.
  8. Xiaowen Sun e.a.: Genome sequence and genetic diversity of the common carp, Cyprinus carpio. Nature Genetics, 21. September 2014, abgerufen am 22. September 2014 (englisch).
  9. khü: Fisch-Erbgut: Forscher entziffern Karpfen-Genom. Spiegel Online, 22. September 2014, abgerufen am 22. September 2014.
  10. a b c d e f g Eugene K. Balon: Origin and domestication of the wild carp, Cyprinus carpio: from Roman gourmets to the swimming flowers. In: Aquaculture. Band 129, Nr. 1, 1. Jan. 1995, S. 3–48, doi:10.1016/0044-8486(94)00227-F.
  11. a b c Jian Feng Zhou, Qing Jiang Wu, Yu Zhen Ye, Jin Gou Tong: Genetic divergence between Cyprinus carpio carpio and Cyprinus carpio haematopterus as assessed by mitochondrial DNA analysis, with emphasis on origin of European domestic carp. In: Genetica. Band 119, Nr. 1, 1. September 2003, S. 93–97.
  12. Invasive Arten: Karpfen-Invasion durch den Entendarm. Abgerufen am 28. Juni 2020.
  13. a b Eugene K. Balon: The common carp, Cyprinus carpio: its wild origin, domestication in aquaculture, and selection as colored nishikigoi. In: Guelph. Ontario, Canada 1995 (Guelph Ichthyol. Rev. Band 3) (PDF).
  14. James Arnold Higginbotham: Piscinae: Artificial Fishponds in Roman Italy. UNC Press Books, 1997, ISBN 978-0-8078-2329-3.
  15. Ronald Bockius: Die römischen Fischhälter (Bünnen) vom Zwammerdamm, 16. Juni 2018.
  16. G. Füllner: Die Domestikation des Karpfens. PDF
  17. Brian M. Fagan: Fish on Friday. Feasting, Fasting and the Discovery of the New World. Basic Books, New York 2007, ISBN 978-0-465-02285-4, S. 135
  18. Hansjörg Küster: Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Beck, München 1995, ISBN 3-7632-4520-0, S. 226
  19. Karpfenstein am Hals HANNI KINADETER, Nordbayern.de, 13. März 2014
  20. Food Compare. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  21. Food Compare. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  22. Euro Aqua Fishing. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  23. Neuer Schuppenkarpfen Weltrekord: 45,5kg. 7. Mai 2013, abgerufen am 29. Dezember 2022.