„Karl Bräuer“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Ninxit (Diskussion | Beiträge)
K →‎Leben: SS-Rasse- und Siedlungshauptamt verlinkt
Zeile 6: Zeile 6:
Seit 1935 lehrte Bräuer als Nachfolger [[Bruno Moll (Ökonom)|Bruno Molls]], der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1934 entlassen worden war, an der [[Universität Leipzig]]. Nachdem seine Wahl zum neuen Vorsitzenden des ''Vereins für Sozialpolitik'' gescheitert war, wurde Bräuer 1936 Präsident der ''Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft'', die von den Nationalsozialisten als Nachfolgeorganisation des inzwischen aufgelösten "Verein für Sozialpolitik" eingerichtet wurde.
Seit 1935 lehrte Bräuer als Nachfolger [[Bruno Moll (Ökonom)|Bruno Molls]], der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1934 entlassen worden war, an der [[Universität Leipzig]]. Nachdem seine Wahl zum neuen Vorsitzenden des ''Vereins für Sozialpolitik'' gescheitert war, wurde Bräuer 1936 Präsident der ''Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft'', die von den Nationalsozialisten als Nachfolgeorganisation des inzwischen aufgelösten "Verein für Sozialpolitik" eingerichtet wurde.


Als Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] (Nr. 3.436.154), sowie Untersturmführer der [[Schutzstaffel|SS]] (Nr.124.599)<ref name="Klee71">Ernst Klee: ''Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945''. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 71.</ref> und Schulungsleiter für Rasse- und Siedlungsfragen wurde Bräuer 1946 im Zuge der [[Entnazifizierung]] emeritiert und aus allen Ämtern entlassen.
Als Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] (Nr. 3.436.154), sowie Untersturmführer der [[Schutzstaffel|SS]] (Nr. 124.599)<ref name="Klee71">Ernst Klee: ''Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945''. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 71.</ref> und Schulungsleiter für [[SS-Hauptämter#Rasse-_und_Siedlungshauptamt|Rasse- und Siedlungsfragen]] wurde Bräuer 1946 im Zuge der [[Entnazifizierung]] emeritiert und aus allen Ämtern entlassen.


Nach dem Aufenthalt in verschiedenen Internierungslagern begründete Karl Bräuer 1949 gemeinsam mit anderen den [[Bund der Steuerzahler (Deutschland)|Bund der Steuerzahler]]. Um 1960 zog sich Bräuer aus Altersgründen aus dem Vorstand zurück.
Nach dem Aufenthalt in verschiedenen Internierungslagern begründete Karl Bräuer 1949 gemeinsam mit anderen den [[Bund der Steuerzahler (Deutschland)|Bund der Steuerzahler]]. Um 1960 zog sich Bräuer aus Altersgründen aus dem Vorstand zurück.

Version vom 15. Dezember 2012, 21:15 Uhr

Karl Bräuer (* 16. Juli 1881 in Frankenthal (Pfalz); † 12. Mai 1964 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Finanzwissenschaftler. Er begründete den Bund der Steuerzahler und war in den 1950er-Jahren dessen Präsident.

Leben

Karl Bräuer studierte nach Besuch des Realgymnasiums und praktischer Tätigkeit Geschichte, Philosophie, Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Leipzig. An der Leipziger Handelshochschule bestand er im Jahre 1906 das Examen zum Dipl.-Kaufmann. 1907 beendete er seine Studien an der Universität Tübingen mit der Promotion zum Dr. sc. pol. Sie trägt den Titel: Die Belastung der Adjacenten mit Trottoirbeiträgen nach pfälzischem Recht und nach dem System einzelner Partiklarrechte. Danach arbeitete Bräuer als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Historischen Kommission in Frankfurt am Main, später auch beim Statistischen Amt. Seit 1912 wirkte Bräuer am volkswirtschaftlichen Seminar den Universität Leipzig, ab 1913 zugleich als Dozent der Staatswissenschaftlichen Akademie. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg habilitierte sich Karl Bräuer 1919 an der Technischen Hochschule Dresden. Dort erhielt er 1920 eine außerplanmäßige Professur. 1922 bis 1932 war Bräuer ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft an der Universität Breslau. 1932 wechselte er an die Universität Würzburg.

Seit 1935 lehrte Bräuer als Nachfolger Bruno Molls, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1934 entlassen worden war, an der Universität Leipzig. Nachdem seine Wahl zum neuen Vorsitzenden des Vereins für Sozialpolitik gescheitert war, wurde Bräuer 1936 Präsident der Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft, die von den Nationalsozialisten als Nachfolgeorganisation des inzwischen aufgelösten "Verein für Sozialpolitik" eingerichtet wurde.

Als Mitglied der NSDAP (Nr. 3.436.154), sowie Untersturmführer der SS (Nr. 124.599)[1] und Schulungsleiter für Rasse- und Siedlungsfragen wurde Bräuer 1946 im Zuge der Entnazifizierung emeritiert und aus allen Ämtern entlassen.

Nach dem Aufenthalt in verschiedenen Internierungslagern begründete Karl Bräuer 1949 gemeinsam mit anderen den Bund der Steuerzahler. Um 1960 zog sich Bräuer aus Altersgründen aus dem Vorstand zurück.

Als Auszeichnungen erhielt Bräuer unter anderem die die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft (1941) vom NS-Regime sowie das Große Verdienstkreuz des Bundespräsidenten (1959).

Tätigkeiten

Bräuer hat sich sowohl mit finanzwissenschaftlichen als auch mit wirtschaftshistorischen, statistischen und verkehrswissenschaftlichen Fragestellungen befasst. In den 1920er Jahren begleitete er die Neuordnung der Reichsfinanzen. 1929 behandelte er die "Frage einer Heranziehung der Ärzte zur Gewerbesteuer". Ein Vortrag von 1933 trägt den Titel: "Die Tragödie der deutschen Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur." Bräuer studierte das Steuersystem des angelsächsischen Raumes und nutzte den Systemvergleich als Erkenntnismethode. In den 1950er-Jahren erörterte Bräuer – damals als Präsident des Bundes der Steuerzahler – die „Probleme einer Finanz- und Steuerreform“. Karl Bräuer war zudem Herausgeber von Teubners Handbuch der Staats- und Wirtschaftskunde in drei Bänden (1924–1928) und der Finanzwissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Studien (32 Bände: 1927–1942).

Werke

  • Kritische Studien zur Literatur und Quellenkunde der Wirtschaftsgeschichte, Leipzig 1912
  • Die Neuordnung der deutschen Finanzwirtschaft und das neue Reichssteuersystem, Stuttgart 1920
  • Die Besteuerung der Kriegsgewinne in den europäischen Staaten, Stuttgart 1921.
  • Umrisse und Untersuchungen zu einer Lehre vom Steuertarif, Jena 1927
  • Finanzsteuern, Zwecksteuern und Zweckzuwendung von Steuererträgen. Eine finanztheoretische und finanzpolitische Studie, München (u. a.) 1928
  • Reichs-Tabakmonopol oder Tabak-Verbrauchsteuer? Ein Beitrag zur Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Reiches, Jena 1931
  • Bericht über den Gründungstag 1936 und den Tag der "Deutschen Wirtschaftswissenschaft 1937" hg. von Karl Bräuer (= Schr. d. deut. Wirt. wiss. Gesell., Bd.1 (1938)
  • Probleme einer Finanz- und Steuerreform 1954, 2 Bde., Bad Wishofen 1954

Literatur

  • Munzinger-Archiv Lieferung 48/60; Technische Hochschule Stuttgart (Hg.): Reden und Aufsätze, Bd. 31, Zum Gedenken an Eduard Gottfried Steinke, Alfred Ehrhardt, Karl Bräuer, August Wewerka, Richard Grammel, Kurt Bennewitz, Stuttgart 1965, S. 13-14.
  • H. Janssen, Nationalökonomie und Nationalsozialismus. Die deutsche Volkswirtschaftslehre in den dreißiger Jahren, Marburg 1998.

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 71.