Johannes Greber

Johannes Greber (* 2. Mai 1874 in Wenigerath bei Bernkastel; † 31. März 1944 in New York) war ein katholischer Priester und Reichstagsabgeordneter. Er gilt als Verfasser eines der bedeutendsten Werke des christlichen Spiritualismus; zudem schrieb er eine spiritistisch geprägte Übersetzung des Neuen Testamentes und gründete eine eigene spiritistische Kirche.

Leben

Greber stammte aus einer armen Kleinbauernfamilie aus Wenigerath. Durch seine Begabung und die finanzielle Unterstützung des Dorfpfarrers konnte er das Abitur machen und am Priesterseminar in Trier katholische Theologie studieren. Am 31. März 1900 wurde er zum Priester geweiht. Am 1. Mai 1904 trat er seine erste Pfarrstelle in Obergondershausen im Hunsrück an. Er war stark diakonisch tätig. Wegen der herrschenden Armut und der großen Not der Familien mit Kranken gründete und leitete er einen Hilfsbund, der so erfolgreich war, dass er vielfach in anderen Gemeinden kopiert wurde[1]. Zudem befasste er sich mit der Behandlung von Krankheiten in Anlehnung an die Methoden von Kneipp. Im Krieg begann Greber, hungernde Kinder in Bauernfamilien zur Pflege zu verschicken. Bis Kriegsende konnte er durch großen persönlichen Einsatz 14.175 Kinder nach Holland und weitere 6000 Kinder in deutsche Pflegefamilien verschicken. Vielen bezahlte er die Fahrtkosten aus eigener Tasche[1]. Beides, den Hilfsbund und die Pflegeaktion, führte Greber gegen den anfänglichen Widerstand seines Bischofs durch.

Johannes Greber

Von Januar bis November 1918 war er auch Mitglied des Deutschen Reichstags für die Deutsche Zentrumspartei und den Wahlkreis Koblenz 3 (Koblenz-Stadt, St. Goar) für soziale Fragen.[2] Am 31. Mai 1921 wurde er wieder als Pfarrer in die Pfarrei Kell im Brohltal eingesetzt, das zur kreisfreien Stadt Andernach gehört. Zugleich leitete er seinen Hilfsbund weiter, dessen Büro sich in Koblenz befand.

1923 kam Greber in Kontakt mit einem spiritistischen Kreis, dem er trotz des Verbots durch den Bischof treu blieb. Um einer Amtsenthebung zuvorzukommen, bat er zum 31. Dezember 1925 um seine Beurlaubung, verlegte seinen Wohnsitz nach Koblenz und arbeitete überwiegend für seinen Hilfsbund. Trotzdem galt für ihn weiter das Spiritismusverbot, weswegen Greber 1929 zu Freunden nach New York umsiedelte. Dort gründete Greber selbst einen spiritistischen Kreis, heiratete 1931 und bekam zwei Söhne. Greber starb am 31.3.1944 urplötzlich, vermutlich an Herzschlag.

Theologie

1932 verfasste Greber das Buch Der Verkehr mit der Geisterwelt (Gottes), seine Gesetze und sein Zweck, in dem er seine Erfahrungen mit einem spiritistischen Kreis und dessen Tieftrancemedium Zimmermann, einem 16-17-jährigen Bauernjungen, schildert. Auf Grebers Frage an den Jungen, wer durch ihn spreche, erhielt er zur Antwort: "Ich schwöre es dir bei Gott, daß ich ein guter Geist Gottes bin, und zwar einer der höchsten. Meinen Namen behalte für dich."

Das Buch beschreibt theoretisch und an vielen praktischen Beispielen das Wirken einer biophysikalischen Energie als Verbindung zwischen Mensch und Geistwesen. Weiterhin wird auf Fälschungen der Urtexte der Evangelien hingewiesen, auf Grundsätzliches über den Engelsturz, auf den Erlösungsplan Gottes und die Rolle Jesu Christi , die Ausbildung der Medien in der Bibel und vieles mehr.

Das Buch beschreibt eine moderne Form der arianischen Lehre, wonach Christus als erstgeschaffener Sohn Gottes und somit als ein von Gott unabhängiges, freies Geistwesen angesehen wird. Als dualistischer Gegenspieler wird sein abgefallener Bruder Luzifer genannt. Statt vom Heiligen Geist ist im Buch von der heiligen Geisterwelt Gottes die Rede, die der Menschheit dienend zur Seite stehe.

Das Buch hat große theologische Kontroversen ausgelöst: Die Gegner dieser Lehre behaupten, dass Geisterbefragungen von Gott verboten seien. Die Befürworter erklären, dass sich in der Kommunikation mit der Geisterwelt Gottes das weiter fortsetze, was beim biblischen Pfingsten angefangen habe.

Allerdings kann auch ein Hochgeist nicht allwissend sein[3]. Die Ausführungen zum Wirken einer biophysikalischen Energie sind bestätigt durch seine eigenen Erfahrungen während der medialen Durchgaben, und die Argumente zu Textfälschungen sind wissenschaftlich diskutierbar. Die Informationen über Schöpfung, Fallgeschehen, Erlösung und Jesu Zeugung und Tod sind dagegen nur Sekundärwissen in den altbekannten mythischen Bildern, ohne eigene und direkte Erfahrungen[3]. Darüber zu streiten ist müßig im Hinblick auf die moderne und entschieden kompetentere[3] Offenbarung über Walsch.

Kritik

Hirnforschung und Entwicklungsbiologie bieten heute gute Argumente[4], "immaterielle Agenten" (Wolf Singer in[4]) und sogenannte paranormale Phänomene als Aberglauben abzulehnen. Da spiritistische Séancen sich häufig als Betrug erwiesen haben, könnte auch Greber einem raffinierten Betrug erlegen sein, den er später mit der Ausarbeitung seines Buches und in eigenen Kreisen selbständig fortgeführt hat. Sein Buch kann man als Rechtfertigung seines Amtsverweises betrachten und als Mittel, Geld zu verdienen.

Dagegen steht, dass diese Argumente[4] bereits großenteils durch die Wissenschaft selbst falsifiziert sind[5]. Auch gibt es durchaus unter streng kontrollierten Bedingungen mehrfach erfolgreich wiederholte spiritistische Experimente, z.B. mit Mirabelli oder Drossinakis[6]. Grebers Vita zeigt einen bodenständigen, sozial überaus stark engagierten Mann[1]. Von besonderen bibel- oder kirchenkritischen Reflektionen ist bis 1925 in seiner Vita nichts zu spüren[1]. Wieso sollte Greber einen neuen, ungewöhnlichen und zugleich überzeugenden Disput ausgerechnet über einen Bauernjungen einem Geistwesen in den Mund legen und dadurch noch kritikanfälliger machen? Für Greber waren nicht theologische Überlegungen, sondern seine Erfahrung mit frommem Spiritismus und das damit verbundene Geistchristentum das Wesentliche[1]. Für das Bekenntnis zu dieser parapsychologischen Wahrheit gab Greber Beruf und Amt auf und war auf die Hilfe treuer Freunde angewiesen[1]. Diese Konsequenz spricht für die Glaubwürdigkeit Grebers und seines Buches[5]. Sein Buch erschien privat in USA, Geld war mit solch einem Titel und überdies auf Deutsch gewiss nicht zu verdienen, im Gegenteil.

Werke

  • Johannes Greber: Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, seine Gesetze und sein Zweck - Selbsterlebnisse eines katholischen Geistlichen. Johannes Greber Memorial Foundation, Teanneck N.J. 1986, ISBN 3-87667-067-5 [1] - [2]
  • Johannes Greber: Das Neue Testament. Adaptiert vom Spirituelle Christen e.V., Göppingen 2001, ISBN 3-9808576-2-X

Literatur

  • Gottfried Briemle (2004): Credo in unum Deum ... - ein Gebet und seine Wurzeln. Das christliche Glaubensbekenntnis im Lichte spiritueller Wahrheiten. Theophanica-Verlag, Aulendorf, ISBN 3-9802569-5-2.
  • Werner Schiebeler (1998): Johannes Greber. Sein Leben und sein Werk. Johannes-Greber-Arbeitskreis-Verlag, Göppingen, ISBN 3-9808576-0-3.
  • Ingeburg Graf (1994): Das „Greber-Buch“ für Kinder: Sven und sein Freund der Apfelbaum. Verlag Sera Print, Einhausen, ISBN 3-926707-06-2.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Werner Schiebeler, "Johannes Greber, sein Leben und sein Werk", Wersch-Verlag Martin Weber, Fabrikstr. 1, D-77746 Schutterwald,ISBN 3-9805119-1-X
  2. http://biosop.zhsf.uni-koeln.de/ParlamentarierPortal/biorabkr_db/biorabkr_db.php
  3. a b c Kriterien für Offenbarungen, Kap. 3 und 4
  4. a b c "Hirnforschung und Willensfreiheit", Suhrkamp, 2004, Aufsätze von Prinz, Singer, Roth, Libet
  5. a b Was ist Seele?, Diskussion materialistischer Argumente.
  6. Großexperiment der Baseler Psi-Tage 2004