„Jean Muller“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
== Leben ==
Muller studierte an der Ingenieursschule [[École Centrale Paris]] und diplomierte dort 1947. Durch die Zusammenarbeit mit [[Eugène Freyssinet]] dem Erfinder des [[Spannbeton]]s in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren lernte er neue Techniken des Betonbaus kennen und effizientere Wege, Brückenteile miteinander zu verbinden. In dieser Zeit arbeitete er zusammen mit Freyssinet an einer Reihe von wichtigen Projekten mit wie dem Bau von drei Spannbetonbrücken entlang der Autobahn von [[La Guaira]] nach [[Caracas]] in [[Venezuela]].
Muller studierte an der Ingenieursschule [[École Centrale Paris|Ecole Centrale des Arts et Manufactures]] und diplomierte dort 1947. Anschließend wurde er Mitarbeiter der von [[Eugène Freyssinet]] - dem Erfinder des [[Spannbeton]]s - geleiteten S.T.U.P. – Société Technique pour l’Utilisation de la Précontrainte (in etwa: Technische Gesellschaft für die Verwendung von Spannbeton) wo er neue Techniken des Betonbaus und effizientere Wege kennenlernte, Brückenteile miteinander zu verbinden.<ref name="Marrey">Bernard Marrey: ''Les Ponts Modernes; 20<sup>e</sup> siècle.'' Picard éditeur, Paris 1995, ISBN 2-7084-0484-9, S. 276</ref>


Im Jahr 1951 ging Muller als Chefingenieur von Freyssinet in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], wo er in der New Yorker Niederlassung wichtige Bauprojekte begleitete. Er war am Design der Brücke über den Garrison Dam am [[Missouri River]] beteiligt. 1954 trug er zum Bau des [[Lake Pontchartrain Causeway]] in [[Louisiana]] bei und verwirklichte dort zum ersten Mal die Massenproduktion einzelner Brückenteile für ein sehr großes Brückenprojekt. 1955 kehrte er nach Paris zurück, um mit [[Campenon Bernard]] zusammenzuarbeiten. Dort war er in Planungen und Konstruktion von großen Spannbetonbauten wie Staudämme, Atomkraftwerken und Druckschalenbehältern von Schiffen beteiligt. 1962 entwarf er die Straßenbrücke ''Pont de Choisy-le-Roi'', die in Choisy-le-Roi bei Paris über die [[Seine]] führt. Muller nutzte bei dieser Brücke zum ersten Mal Hohlkastenträger als [[Betonfertigteil]]e, die wirtschaftlich deutliche Vorteile zu konventionellen Fertigungsmethoden hatten.
Im Jahr 1951 ging Muller als Chefingenieur zur ''Freyssinet Company'', der [[New York City|New Yorker]] Niederlassung der S.T.U.P.,<ref name="Marrey"/> wo er wichtige Bauprojekte begleitete, unter anderem den Bau von [[Autobahnbrücken Caracas – La Guaira|drei Spannbetonbrücken]] entlang der Autobahn von [[La Guaira]] nach [[Caracas]] in [[Venezuela]]. Er war am Design der Brücke über den Garrison Dam am [[Missouri River]] beteiligt. 1954 trug er zum Bau des [[Lake Pontchartrain Causeway]] in [[Louisiana]] bei, wo zum ersten Mal die Massenproduktion vorgefertigter Brückenteile und deren Montage in einem sehr großen Brückenprojekt realisiert wurde. In dieser Zeit baute er in der Umgebung von New York die kleine, einfeldrige Shelton Bridge. Aus Transportgründen teilte er deren Betonbalken in drei vorgefertigte Segmente auf, die erstmals im [[Kontaktverfahren (Betonbau)|Kontaktverfahren]] hergestellt und beim Einbau mit [[Spannstahl|Spanngliedern]] vorgespannt wurden.<ref name="Tassin">[https://www.pci.org/Design_Resources/Guides_and_Manuals/References/Bridge_Design_Manual/JL-06-March-April_Jean_M__Muller_-_Bridge_Engineer/ Daniel M. Tassin: ''Jean M. Muller: Bridge Engineer.''] In: ''PCI Journal'', März-April 2006 (PDF; 2,1 MB)</ref>


1955 kehrte er nach Paris zurück, um für [[Campenon Bernard]] zu arbeiten. Dort war er an der Planung und Konstruktion von großen Spannbetonbauten wie Staudämmen, Atomkraftwerken und Druckschalenbehältern von Schiffen beteiligt. 1962 entwarf er die Straßenbrücke [[Pont de Choisy]], die in [[Choisy-le-Roi]] bei Paris über die [[Seine]] führt. Muller verwendete dort zum ersten Mal [[Hohlkasten]]-[[Betonfertigteil|Fertigteilsegmente]], die im Kontaktverfahren hergestellt und im [[Freivorbau]] eingebaut wurden, wobei die Segmente nicht mit [[Mörtel]], sondern mit schnell härtendem [[Epoxidharz]] verbunden wurden. Dieses Verfahren hatte wirtschaftlich deutliche Vorteile zu konventionellen Fertigungsmethoden.<ref name="Tassin"/>
Mit dem [[Tragwerksplaner]] Eugene Figg gründete er 1978 in [[Tallahassee]] die Firma ''Figg and Muller Engineers'' um den Linn-Cove-Viaduct des [[Blue Ridge Parkway]] am [[Grandfather Mountain]] zu entwerfen und zu bauen. Dort war Muller bis 1988 technischer Direktor und gründete 1989 seine eigene Firma ''J. Muller International'' mit Niederlassungen in den Vereinigten Staaten, [[Frankreich]] und [[Thailand]]. Im Jahr 2000 zog er sich aus dem Berufsleben zurück.

Mit dem [[Tragwerksplaner]] Eugene Figg gründete er 1978 in [[Tallahassee]] die Firma ''Figg and Muller Engineers'', um u.a. den Linn-Cove-Viaduct des [[Blue Ridge Parkway]] am [[Grandfather Mountain]] zu entwerfen und zu bauen. Dort war Muller bis 1987 technischer Direktor. 1987 gründete er seine eigene Firma ''J. Muller International'' mit Niederlassungen in den Vereinigten Staaten, [[Frankreich]] und [[Thailand]]. Im Jahr 2000 zog er sich aus dem Berufsleben zurück.<ref name="Tassin"/>


== Bauprojekte (Auswahl) ==
== Bauprojekte (Auswahl) ==
[[Datei:Chillon from the lake.jpg|thumb|Das Chillon-Viadukt: 1969 von Jean Muller entworfen]]
[[Datei:Chillon from the lake.jpg|thumb|Das Chillon-Viadukt: 1969 von Jean Muller entworfen]]
Folgenden Objekte entwarf Jean Muller:
Folgende Objekte entwarf Jean Muller bzw. war an ihrem Entwurf beteiligt:
* 1953: Caracas-La Guaira-Brücke (I bis III)
* 1953: [[Autobahnbrücken CaracasLa Guaira]] als Mitarbeiter von Eugène Freyssinet
* 1965: [[Pont de Choisy]] über die Seine
* 1966: Oleron-Viadukt in [[Le Château d'Oléron]]
* 1969: [[Chillon-Viadukt]] bei [[Veytaux]]
* 1966: [[Viaduc d’Oléron]] zur [[Île d’Oléron]]
* 1969: [[Chillon-Viadukt]] bei [[Veytaux]] am [[Genfer See]]
* 1976: Seinebrücke Gennevilliers
* 1974: [[Rio-Niterói-Brücke]] (als technischer Berater)
* 1982: [[Seven Mile Bridge]]
* 1976: Autobahnbrücke A 86 über die Seine zwischen [[Gennevilliers]] und [[Saint-Denis (Seine-Saint-Denis)|Saint-Denis]]
* 1983: Linn Cove Viaduct am [[Grandfather Mountain]]
* 1977: [[Brotonne-Brücke]]
* 1987: Sunshine Skyway Bridge
* 1982: [[Seven Mile Bridge]] auf den [[Florida Keys]]
* 1983: [[Linn Cove Viaduct]] am [[Grandfather Mountain]] in [[North Carolina]]
* 1987: [[Sunshine Skyway Bridge]] über die [[Tampa Bay]]
* 1991: Isère-Viadukt der A 49
* 1997: Pont Charles-Hochart in [[Nemours]]
* 1997: Pont Charles-Hochart in [[Nemours]]
* 1997: [[Confederation Bridge]]
* 1997: [[Confederation Bridge]] zum [[Prince Edward Island]] in Kanada
* 2000: [[Bang Na Expressway]] in [[Bangkok]]
* 2002: [[Viaduc du Bras de la Plaine]], [[Réunion]]
* 2002: [[Viaduc du Bras de la Plaine]], [[Réunion]]

Das Isère-Viadukt konstruierte Muller 1991 als leitender Ingenieur, an der [[Rio-Niterói-Brücke]] war er als 1974 technischer Berater tätig.


== Preise und Ehrungen (Auswahl) ==
== Preise und Ehrungen (Auswahl) ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://documents.irevues.inist.fr/bitstream/handle/2042/32799/C%26T_1992_26_270.pdf?sequence=1 Jean Muller: ''La conception des ponts.''] (PDF, 4,7 MB)
* [http://www.pci.org/pdf/publications/journal/2006/March-April/JL-06-MARCH-APRIL-6.pdf Biografischer Abriss über Jean Muller] (engl.; PDF; 757&nbsp;kB)
* [http://www.jmi-structure.com/uk/pres_jm.htm Portrait von Jean Muller bei ''Jean Muller International'']
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Version vom 30. Oktober 2016, 15:31 Uhr

Jean M. Muller (* 25. Mai 1925 in Levallois-Perret; † 17. März 2005 in Paris) war ein französischer Brückenbauingenieur.

Leben

Muller studierte an der Ingenieursschule Ecole Centrale des Arts et Manufactures und diplomierte dort 1947. Anschließend wurde er Mitarbeiter der von Eugène Freyssinet - dem Erfinder des Spannbetons - geleiteten S.T.U.P. – Société Technique pour l’Utilisation de la Précontrainte (in etwa: Technische Gesellschaft für die Verwendung von Spannbeton) wo er neue Techniken des Betonbaus und effizientere Wege kennenlernte, Brückenteile miteinander zu verbinden.[1]

Im Jahr 1951 ging Muller als Chefingenieur zur Freyssinet Company, der New Yorker Niederlassung der S.T.U.P.,[1] wo er wichtige Bauprojekte begleitete, unter anderem den Bau von drei Spannbetonbrücken entlang der Autobahn von La Guaira nach Caracas in Venezuela. Er war am Design der Brücke über den Garrison Dam am Missouri River beteiligt. 1954 trug er zum Bau des Lake Pontchartrain Causeway in Louisiana bei, wo zum ersten Mal die Massenproduktion vorgefertigter Brückenteile und deren Montage in einem sehr großen Brückenprojekt realisiert wurde. In dieser Zeit baute er in der Umgebung von New York die kleine, einfeldrige Shelton Bridge. Aus Transportgründen teilte er deren Betonbalken in drei vorgefertigte Segmente auf, die erstmals im Kontaktverfahren hergestellt und beim Einbau mit Spanngliedern vorgespannt wurden.[2]

1955 kehrte er nach Paris zurück, um für Campenon Bernard zu arbeiten. Dort war er an der Planung und Konstruktion von großen Spannbetonbauten wie Staudämmen, Atomkraftwerken und Druckschalenbehältern von Schiffen beteiligt. 1962 entwarf er die Straßenbrücke Pont de Choisy, die in Choisy-le-Roi bei Paris über die Seine führt. Muller verwendete dort zum ersten Mal Hohlkasten-Fertigteilsegmente, die im Kontaktverfahren hergestellt und im Freivorbau eingebaut wurden, wobei die Segmente nicht mit Mörtel, sondern mit schnell härtendem Epoxidharz verbunden wurden. Dieses Verfahren hatte wirtschaftlich deutliche Vorteile zu konventionellen Fertigungsmethoden.[2]

Mit dem Tragwerksplaner Eugene Figg gründete er 1978 in Tallahassee die Firma Figg and Muller Engineers, um u.a. den Linn-Cove-Viaduct des Blue Ridge Parkway am Grandfather Mountain zu entwerfen und zu bauen. Dort war Muller bis 1987 technischer Direktor. 1987 gründete er seine eigene Firma J. Muller International mit Niederlassungen in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Thailand. Im Jahr 2000 zog er sich aus dem Berufsleben zurück.[2]

Bauprojekte (Auswahl)

Das Chillon-Viadukt: 1969 von Jean Muller entworfen

Folgende Objekte entwarf Jean Muller bzw. war an ihrem Entwurf beteiligt:

Preise und Ehrungen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. a b Bernard Marrey: Les Ponts Modernes; 20e siècle. Picard éditeur, Paris 1995, ISBN 2-7084-0484-9, S. 276
  2. a b c Daniel M. Tassin: Jean M. Muller: Bridge Engineer. In: PCI Journal, März-April 2006 (PDF; 2,1 MB)
  3. Ausgezeichnete Architektur: Fritz-Schumacher-Preis 1950–2000 (pdf; 81 kB)
  4. Franklin Laureate Database
  5. 125 years in enr history