„Großsteingräber bei Lancken-Granitz“ – Versionsunterschied

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*[[Ewald Schuldt]], ''Die Großsteingräber von Lancken Granitz auf der Insel Rügen'', Seiten 9 bis 83
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Version vom 8. Juni 2011, 10:28 Uhr

Blick aus südlicher Richtung auf die Großsteingräber

Als die Großsteingräber bei Lancken-Granitz werden sieben Großdolmen bezeichnet, die sich etwa einen Kilometer südwestlich des Dorfes Lancken-Granitz auf der Ostseeinsel Rügen befinden.

Der Komplex stellt die größte auf Rügen zumindest teilweise erhalten gebliebene Anlagenkonzentration dieser Art dar. Von den im Jahr 1829 an dieser Stelle noch verzeichneten 19 Großsteingräbern sind jedoch 12 nicht mehr vorhanden.

Die einzelnen Anlagen sind in unterschiedlichen Bauweisen errichtet. Eine archäologische Untersuchung der erhaltenen Grabanlagen fand in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts durch das Landesamt für Bodendenkmalpflege Schwerin statt. Obwohl davon auszugehen war, das sämtliche Gräber geplündert waren, konnten noch Grabbeigaben gefunden werden. Die Anlagen wurden über längere Zeiträume immer wieder genutzt, so dass sich Funde aus unterschiedlichen Epochen in einem Grab befinden können.

Östlichstes Grab (Nr. 1)

Zugang zum größten Grab der Anlage

Das östlichste Grab der Gruppe ist auch das Größte und verhältnismäßig gut erhalten. Die Grabkammer befindet sich am westlichen Ende eines 20,5 Meter großen, in West-Ost-Richtung erbauten Hünenbetts. Zur Grabkammer führt von Süden her ein schmaler als Windfang bezeichneter Zugang. Der Boden der Grabkammer wurde mit Lehmestrich bedeckt. Aufrechtstehende Platten aus Rotsandstein gliedern die Kammer in jeweils drei Abteilungen links und rechts eines Mittelgangs.

Bestattungen fanden hier von der jüngeren Steinzeit, dem Neolithikum (4000 bis 2000 Jahre v. Chr.) bis in die frühe Bronzezeit (2000 bis 1000 Jahre v. Chr.) statt. Nach der letzten Bestattung in der Bronzezeit wurde die Gruft mit Steinen gefüllt und dann bis zur Decke mit Erde verfüllt. Die gesamte Grabkammer wurde mit Erde überschüttet und der Zugang verschlossen. Über den Grund hierfür besteht keine Klarheit. Wahrscheinlich hatte sich der von den Menschen ausgeübte Beerdigungsritus verändert. Möglicherweise wurde auch die Wohnsiedlung aufgegeben.[1]

Bei den archäologischen Untersuchungen wurden Reste von Grabbeigaben gefunden, so 21 Bernsteinperlen, viele Steinwerkzeuge (Klingen aus Feuerstein, 6 Beile, 10 Pfeilspitzen in Lanzettenform, 145 querschneidende Pfeilspitzen, einen Meißel und zwei Äxte aus Felsgestein, eine davon doppelschneidig) und Scherben von 22 Gefäßen. In einer etwas jüngeren Schicht fanden sich Überreste einer Bronzekette und einer Bronzenadel.

Grab Nr. 2

Grab 2

Etwas westlich des vorgenannten Grabes befindet sich in einem Abstand von nur wenigen Metern eine weitere allerdings stärker beschädigte Grabkammer. Ursprünglich war diese Grabkammer mit drei Decksteinen gedeckt, von denen jedoch heute einer fehlt. Die beiden verbliebenen Decksteine sind in die 1,3 m hohe Kammer gestürzt. Anders als beim ersten Grab konnten in dieser Grabkammer keine Unterteilungen festgestellt werden. Die Grabkammer weist eine Länge von 3,6 m bei einer Breite von 1,8 m auf.

An restlichen Grabbeigaben konnten neben zwei Bernsteinperlen und Scherben, auch zwei Flintbeile und drei querschneidende Pfeilspitzen gefunden werden.

Grab Nr. 3

Grab 3

Ein weiteres Grab befindet sich ein Stück weiter westlich. Diese Grab ist von einem Hünenbett umgeben, von dem jedoch nur noch 16 der ursprünglich vermutlich 26 Steine erhalten sind. Das Hünenbett dehnt sich in Ost-West-Richtung auf ca. 20 m aus. Mit einem Zugang von Süden her befindet sich etwa in der Mitte die in Nord-Süd-Richtung ausgerichtete Grabkammer. Zwei große Steine bilden die Westwand der Kammer. Die Ostwand wurde aus drei kleineren Steinen errichtet.

Während die hier ursprünglich einmal gebetteten menschlichen Gebeine weitgehend zerfallen waren, konnten noch diverse Grabbeigaben in der Kammer gefunden werden. So befand sich in der Kammer ein 35 cm mal 17 cm großer Stein aus Granit, der vermutlich als Reibstein zum Schärfen von Äxten etc. diente. Weiterhin fanden sich Bernsteinperlen, querschneidende Pfeilspitzen, zwei Steinäxte, davon eine Nackenkammaxt und Scherben.

Daß auch in dieser Grabkammer noch bis in die ältere Bronzezeit Beisetzungen stattfanden, zeigte sich anhand von diversen aus Bronze gearbeiteten Funden. Neben einem Fingerring und Teilen einer Kette fand sich auch eine Nadel mit eingerolltem Kopf.

Grab Nr. 4

Grab 4

Noch weiter westlich befindet sich ein viertes Grab. Es war zunächst nicht ohne weiteres als solches erkennbar, da es mit Erde überschüttet war, auf der dichte Büsche wuchsen. Nach Entfernung der Erde zeigte sich eine in mehrere Abteilungen unterteilte Grabkammer. Die Außenwände der Längsseiten werden von jeweils drei großen Steinen gebildet. Die Decke bestand ursprünglich aus drei großen Decksteinen, von denen allerdings nur zwei vorhanden sind. Der Zugang erfolgt durch einen Windfang von der Südseite her. Die nördliche Wand wird von einem großen Stein gebildet.

An Grabbeigaben fanden sich Schmalmeißel, Hohlmeißel, Klingen, Feuersteinbeile, querschneidende und lanzettenförmige Pfeilspitzen, Bersteinperlen, Scherben, Gefäße und Gnidelstein. Auch Reste menschlicher Gebeine und Schädel waren vorhanden.

Grab Nr. 5

Etwas südlich des Grabes Nr. 4 befindet sich, nahe am Weg von Binz nach Preetz ein weiteres, allerdings stark zerstörtes Grab. Die Grabkammer wird ursprünglich 4 m lang, 2,2 m breit und 1,5 m hoch gewesen sein.

Trotz der starken Zerstörung konnten auf dem Boden der Kammer noch Reste von Grabbeigaben gefunden werden. Reste von 20 aus Ton gefertigten Gefäßen, viele Klingen, querschneidende Pfeilspitzen, fünf Flachbeile, zwei Flintbeile, drei Meißel und Bernsteinperlen wurden bei den untersuchungen gefunden.

Gräber Nr. 6 und 7

Eingang Grab 7

Die zwei westlichsten Gräber gehören zur Gemarkung des ebenfalls zu Lancken-Granitz gehörenden Dorfes Burtevitz. Die Grabkammern liegen dicht beieinander. Zunächst war man davon ausgegangen, dass es sich bei einem dieser Gräber, dem westlichsten, um ein Hügelgrab handelt. Bei einer näheren Untersuchung im Jahr 1969 hatte sich jedoch auch dieses Grab als Großsteingrab herausgestellt, welches jedoch über ein kreisförmige Einfassung aus Steinen, einen sogenannten Bannkreis verfügt. Die Hünenbetten der benachbarten Gräber sind trapezförmig oder rechteckig. Von ursprünglich wohl 18 Einfassungssteinen sind noch 13 vorhanden. Die Bedeutung des Bannkreises ist nicht klar. Der Zugang zur Grabkammer besteht aus einem Windfang. Ursprünglich bestand die Grabkammer aus jeweils drei großen Steinen an den Längsseiten und drei großen Decksteinen.

Hier wurden nur wenige Reste von Grabbeigaben gefunden. Ein Meißel, eine Bernsteinperle, fünf Tongefäße und ein Flintbeil konnten von den Archäologen festgestellt werden.

Siehe auch

Referenzen

  1. Schuldt, Großsteingräber von Lancken-Granitz, Seite 36

Literatur

  • Ingrid Schmidt, Hünengrab und Opferstein: Bodendenkmale auf der Insel Rügen, Hinstorff Verlag Rostock 2001, ISBN 3-356-00917-6, Seite 19 ff.
  • Ewald Schuldt, Die Großsteingräber von Lancken Granitz auf der Insel Rügen, Seiten 9 bis 83

Koordinaten: 54° 21′ 46,3″ N, 13° 37′ 8,4″ O