Gaweinstal

Marktgemeinde
Gaweinstal
Wappen Österreichkarte
Wappen von Gaweinstal
Gaweinstal (Österreich)
Gaweinstal (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Mistelbach
Kfz-Kennzeichen: MI
Fläche: 51,71 km²
Koordinaten: 48° 29′ N, 16° 35′ OKoordinaten: 48° 28′ 34″ N, 16° 35′ 2″ O
Höhe: 199 m ü. A.
Einwohner: 4.120 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 80 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2191
Vorwahl: 02574
Gemeindekennziffer: 3 16 12
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Kirchenplatz 3
2191 Gaweinstal
Website: www.gaweinstal.at
Politik
Bürgermeister: Richard Schober (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(23 Mitglieder)
14
7
2
14 
Insgesamt 23 Sitze
Lage von Gaweinstal im Bezirk Mistelbach
Lage der Gemeinde Gaweinstal im Bezirk Mistelbach (anklickbare Karte)AltlichtenwarthAsparn an der ZayaBernhardsthalBockfließDrasenhofenFalkensteinFallbachGaubitschGaweinstalGnadendorfGroßengersdorfGroßebersdorfGroßharrasGroßkrutHausbrunnHerrnbaumgartenHochleithenKreuttalKreuzstettenLaa an der ThayaLadendorfMistelbachNeudorf im WeinviertelNiederleisOttenthalPillichsdorfPoysdorfRabensburgSchrattenbergStaatzStronsdorfUlrichskirchen-SchleinbachUnterstinkenbrunnWildendürnbachWilfersdorf (Niederösterreich)Wolkersdorf im WeinviertelNiederösterreich
Lage der Gemeinde Gaweinstal im Bezirk Mistelbach (anklickbare Karte)
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Der Kirchenplatz von Gaweinstal
Der Kirchenplatz von Gaweinstal
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Gaweinstal ist eine Marktgemeinde mit 4120 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich. In der Gemeinde befinden sich 1.685 Haushalte, inklusive der Zweitwohnsitze beträgt die Einwohnerzahl 4.730 (per 31. Dezember 2017).[1]

Der Ort wurde gegen Ende des Frühmittelalters gegründet (um 1050) und ist somit zu den ältesten Orten des Weinviertels zu zählen. Die Gemeinde hieß ursprünglich Gaunersdorf, 1917 erfolgte die Umbenennung in Gaweinstal. In der bewegten Geschichte Gaweinstals wurde die Ortschaft im Zuge von Kriegen und Katastrophen mehrmals zerstört oder abgebrannt und wieder aufgebaut.

Geografie

Geografische Lage

Gaweinstal liegt im Weinviertler Hügelland an der Brünner Straße B 7 rund 25 km nordöstlich von Wien. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 51,6 Quadratkilometer, wovon 9,19 % bewaldet sind. Gaweinstal liegt auf einer Seehöhe von 199 m. Der aus Pellendorf kommende Goldbach (auch „Pellendorfer Bach“) mündet im Gemeindegebiet in den aus Atzelsdorf kommenden Weidenbach, der in Richtung Bad Pirawarth weiterfließt.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst die Marktgemeinde Gaweinstal sowie fünf Katastralgemeinden (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023[2]):

  • Atzelsdorf (316)
  • Gaweinstal (1671)
  • Höbersbrunn (299)
  • Martinsdorf (291) samt Kellergasse
  • Pellendorf (448)
  • Schrick (1095)

Nachbargemeinden

Ladendorf Mistelbach Sulz im Weinviertel
Kreuzstetten Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Hohenruppersdorf
Hochleithen Bad Pirawarth Matzen-Raggendorf

Geschichte

Etymologie des Ortsnamens

Gaweinstal ist einer der ältesten Orte des Weinviertels. Die Ortschaft wurde 1207 als Gunisdorf erstmals urkundlich erwähnt. Daraus wird auf den Personennamen Guni geschlossen, der auch anderen Ortsnamen bajuwarischer Herkunft im österreichischen und bayrischen Raum zugrunde liegt. Guni dürfte demnach um das Jahr 1050 den Ort gegründet haben, wer er aber war, ob Lehensmann der Babenberger Markgrafen, deren Vogt oder Beauftragter für den bzw. im Ort, ließ sich bisher nicht mit Sicherheit feststellen.

Gaunersdorf um das Jahr 1700: Färbig markiert sind die historischen Ortsteile Markt, Aigen und Wieden.

Während des 14. Jahrhunderts scheinen die Namen Gaunestorf und Gawnestorf auf, ab dem 15. Jahrhundert ist der wenig schmeichelhafte Name Gaunersdorf belegt, der sich durch fast vier Jahrhunderte halten sollte. Im Lauf der Zeit empfand die Bevölkerung des Ortes diese zum Spott reizende Bezeichnung offensichtlich als unerträglich und stellte im Frühjahr 1914 einen Antrag an die Niederösterreichische Statthalterei, den Ort in „Schottenkirchen“ umzubenennen, als Alternative wurde der Name „Rudolfsthal“ vorgeschlagen. Dieser Antrag wurde vorerst abgelehnt. Der damalige Pfarrer von Gaunersdorf, Konstantin Vidmar, schlug schließlich den Namen Gaweinstal vor. Offenbar hatte Vidmar eine Vorliebe für die ArtussageGawein war der Legende nach ein Ritter der Tafelrunde. Mit dem Erlass des k. k. Ministeriums des Innern vom 11. Juni 1917 wurde die Änderung des Ortsnamens in Gaweinstal schließlich bewilligt.[3]

Frühgeschichte und Antike

Archäologische Grabungen des Bundesdenkmalamtes zwischen Gaweinstal und Pellendorf, 2005

Spuren der ersten Besiedlungen des Raumes Gaweinstal reichen in die Jungsteinzeit (Neolithikum, Badener Kultur, ab etwa 4000 v. Chr.) und in die Frühbronzezeit (ab etwa 2300 v. Chr.). Hügelgräber aus der Mittleren Bronzezeit (ca. 1600 v. Chr) sind ebenfalls bekannt. Eine erste größere Siedlungstätigkeit fand in der jüngeren Eisenzeit (Spät-Latènezeit, ab 450 v. Chr.) statt. Identifiziert ist eine germanische Siedlung – vermutlich Markomannen und Quaden die vor allem durch eingetiefte Hütten, Pfostengruben von mehrschiffigen Wohnhäusern und tiefen Speichergruben charakterisiert ist.[4]

Mittelalter

Im Frühmittelalter, sowohl vom 4. bis ins 6. Jahrhundert als auch vom 8. bis ins 9. Jahrhundert, existierten Gebäude. Nachgewiesen wurden beutelförmig eingetiefte Vorratsgruben sowie Hütten- bzw. Kellereinbauten mit rechteckigem Grundriss und eckständigen Ofeneinbauten zum Teil aus Bruchsteinen aufgebaut waren. Kuppelförmige Backöfen waren von der Hüttenwand seitlich in den Löss gegraben worden.[4]

Gründung

Gaunersdorf wurde um das Jahr 1050 als Gunisdorf gegründet, also in jener Phase des Hochmittelalters, in der die Babenberger – eine dem bajuwarischen Hochadel entstammende Dynastie – ihr Herrschaftsgebiet über das damalige Ostarrîchi ausdehnten. Es bestand ursprünglich aus drei selbstständigen Gemeinden, nämlich Markt-, Aigen- und Wieden-Gaunersdorf. Jede der Gemeinden wurde eigenständig verwaltet.[5] Durch die Lage an der Mährisch-Schlesischen Straße (heutige Brünner Bundesstraße) spielte der Handel eine wichtige Rolle im Erwerbsleben des Ortes. Markt-Gaunersdorf war landesfürstlicher Besitz und hatte schon vor 1250 das Marktrecht mit Jahr- und Wochenmärkten, außerdem u. a. auch das Recht der Hochgerichtsbarkeit. Wieden-Gaunersdorf war der Sitz von Pfarre und Schule.

Herzog Friedrich II. der Streitbare nahm 1236 Gunesdorf in Besitz (Babenberger-Stammbaum, um 1490, Stift Klosterneuburg)

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1207, als ein Rapov von Gunisdorf bei der Abtrennung der Pfarre Kreuzstetten von der Mutterpfarre Rußbach als Zeuge anwesend war.[6] 1236 wurde der Ort wiederum urkundlich erwähnt, als Herzog Friedrich II. der Streitbare die Siedlung in Besitz nahm. Im Jahr 1360 bestätigte Herzog Rudolf IV. der Stifter den Bürgern von Gawnesdorf die Rechte und Freiheiten, die sie von seinen Vorgängern erhalten hatten, darunter die Abhaltung eines doppelten Wochenmarktes. Eine solche Bestätigung erteilte auch Herzog Albrecht III. im Jahr 1369.

Nachdem der Söldnerführer Gamareth Fronauer von einem kaiserlichen Heer auf Befehl Kaiser Friedrichs III., mit dem er in Fehde lag, aus der zwischen beiden umstrittenen Burg Orth vertrieben worden war, überfiel er 1460 Gaunersdorf.[7]

Neuzeit

1522 hielt die Reformation Einzug, wobei dies nur Markt-Gaunersdorf und Wieden-Gaunersdorf betraf, Aigen-Gaunersdorf verblieb beim alten Glauben. Die Lehre Martin Luthers hielt sich allerdings nicht sehr lange, im Zuge der vom Wiener Bischof Melchior Khlesl vorangetriebenen Gegenreformation wurde der gesamte Ort 1603 wieder katholisch.

Während der ersten osmanischen Belagerung von Wien 1529 wurde das Umland Wiens von den Akıncı, einer etwa 20.000 Mann starken Reitertruppe, schwer heimgesucht. Gaunersdorf hatte das Glück, dass in der Waldung auf der Hochleiten einige tausend Mann kaiserlicher Truppen standen und die Türken abhielten, den Ort zu verwüsten. Bei den Gefechten wurden zahlreiche Türken gefangen genommen und in das Gaunersdorfer Ortsgefängnis gesperrt.[7]

Der Pfarrer und der Richter von Gaunersdorf beraubten zusammen mit weiteren Dorfbewohnern 1573 durchreisende jüdische Tuchhändler. Das Bemühen der Opfer um Strafverfolgung und Wiedergutmachung bei deren Vorgesetzten geriet schikanös. Eine Beschwerde in Wien führte 1574 zur vorübergehenden Festnahme der Täter und einem Prozess. Pfarrer und Richter wurden nach einer Strafzahlung davon gejagt. Die Opfer blieben entschädigungslos. Auch ihr Wagen und die gestohlene Ware erhielten sie nicht zurück.[8][9]

Gaunersdorf im 17. Jahrhundert (Kupferstich, Niederösterreichische Landesbibliothek)

Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Gaunersdorf besonders zu leiden. Schon zu Beginn, als Graf Heinrich Matthias von Thurn mit dem Heer der aufständischen Böhmen auf Wien vorrückte, wurde der Ort geplündert. Gegen Ende des Krieges kam es jedoch weit schlimmer: Bei Jankau in Böhmen, etwa 60 km südöstlich von Prag, fand die letzte große Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt. Am 6. März 1645 besiegte ein schwedisch-protestantisches Heer unter Feldmarschall Lennart Torstensson die kaiserlich-habsburgischen Truppen unter Feldmarschall Melchior Graf von Hatzfeldt, womit für die Schweden der Weg nach Wien offen stand.

Lennart Torstensson (1603–1651) ließ 1645 Gaunersdorf plündern und vollständig niederbrennen. Porträt von David Beck

Torstensson drang in Niederösterreich ein, zog eine Spur der Verwüstung von Böhmen nach Wien und ließ den ganzen Ort Gaunersdorf in Brand stecken und dem Erdboden gleichmachen.[10] Der ortsansässige Chronist Martin Merkh schreibt darüber: „Anno 1645 ist der ganze Markt Gaunersdorf samt Kirche und den beträchtlichen Vordörfern vom Feind abgebrannt und gänzlich eingeäschert worden. Den großen Schaden, den Gaunersdorf durch viele Plünderungen, Brandschatzungen, Lieferung und Verlust so vieler hundert Menschen und letztlich durch die gänzliche Abbrennung und Einäscherung der gesamten Häuser und Wohnungen samt allem Brennholz, alle diese Unglücksfälle brachte Gaunersdorf um ihr voriges großes Ansehen. Die Bevölkerung oder Anzahl der Seelen ist mehr als die Hälfte durch diesen Krieg elendiglich ums Leben gekommen; aus so vielen hundert wohlhabenden Leuten wurden lauter arme Menschen. (…) Das Elend des gesamten Volkes und Vaterlandes lässt sich kaum beschreiben. Gaunersdorf hat bei diesem Krieg alles erdenkliche Elend und Beschwerden erdulden müssen; sehr viele Menschen haben sich geflüchtet, der größere Teil hat sich aus Furcht in die Erdställe verborgen. Die Leute, welche dem Feind in die Hände gerieten, die wurden ausgezogen und erbärmlich geschlagen, dann die meisten zu Tode gemartert. Das flüchtig gewordene Volk, welches da und dort dem Feind in die Hand fiel, wurde ohne Gnade niedergesäbelt. Sehr viele Menschen sind in den Erdställen von dem Feind mit allerhand stinkendem Rauch erstickt worden. Dann viele tausend Menschen sind unter der Erde aus Kummer und Hunger gestorben. Dieses erbärmliche Unwesen dauerte durch ganze fünf Jahre.“[7] Ein solcher Erdstall, wie ihn der Chronist beschreibt, ist 2007 bei einem Kellerumbau in Gaweinstal gefunden und freigelegt worden.[11] Es liegt damit auch ein Hinweis auf die Funktion der Erdställe vor, deren Zweck bis heute nicht einwandfrei geklärt ist.

Im Zuge der Vertreibung der Wiener Juden 1670 hatten in Wien ansässige Juden bis zum 14. April 1670 die Stadt zu verlassen, da sie die Ursache für verschiedene Unglücke und Brände seien.[12] Die Vertriebenen blieben auch in Gaunersdorf, wo sie aber durch eine Gewaltaktion erneut vertrieben wurden.[13] Bis ins 19. Jahrhundert wurde danach die Region nur noch von mobilen jüdischen Händlern besucht, da die Ansiedlung weiter verboten blieb.

Schloss Pellendorf um 1670, Kupferstich aus der Typographia Austriae inferioris des Georg Matthäus Vischer.

In den Jahren von 1679 bis 1683 (77 Tote) sowie im Jahr 1713 (16 Tote) wurde Gaunersdorf ebenso wie Wien, das Umland der Stadt und der gesamte niederösterreichische Raum von der Pest heimgesucht. Die Toten wurden auf drei verschiedenen Friedhöfen bestattet.[7]

Im Zuge der zweiten osmanischen Belagerung von Wien 1683 wurde zwar das Umland Wiens wiederum verwüstet, doch wurde Gaunersdorf lediglich durch Einquartierungen von Flüchtlingen belastet. Der polnische König Johann III. Sobieski zog mit seinem Heer auf dem Weg nach Wien auch durch Gaunersdorf.[7]

Während der Kuruzenaufstände wurde 1703–1706 das nördliche Niederösterreich stark in Mitleidenschaft gezogen. 1704 wurde auch Gaunersdorf bedroht, doch brachten die Bürger ihre Vorräte in die Erdställe, ihr Vieh in Sicherheit und zogen sich auf den Wachtberg zurück, wo sie sich verschanzten und auf die anrückenden Kuruzen das Feuer eröffneten. Diese hatten offenbar keinen organisierten Widerstand erwartet und zogen sich zurück.[7] Am 22. August 1704 brach in Gaunersdorf eine Feuersbrunst aus, die den gesamten Ort und die Kirche zerstörte. Das Elend war groß, da das Feuer auch die gesamten Wirtschaftsgebäude mit der darin gelagerten Ernte vernichtete.[7] Ob diese Feuerkatastrophe mit den Kuruzen in Zusammenhang stand, geht aus den Quellen nicht hervor.

Durch Kaiserin Maria Theresia erhielt Gaunersdorf 1753 das Kreisamt des „Viertels unter dem Manhartsberg“. Porträt von Martin van Meytens, 1759.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde ein Spital mit einem „Chirurgischen Gremium“ zur Ausbildung von Wundärzten errichtet, 1753 erhielt Gaunersdorf das von Maria Theresia geschaffene erste Kreisamt des Viertels unter dem Manhartsberg (bis 1764). In der Josephinischen Aufnahme von 1787 wurde festgestellt: „Der Markt Gaunersdorf liegt an der Landstraße von Wien nach Mähren, hat eine solide Kirche mit Kirchhofmauer, Pfarrhof, zwei Wirtshäuser, ein Posthaus, zwei solide Bürgerhäuser, die übrigen von mittlerer Bauart. Der Markt liegt im Tal, wird von dem Sulz-, Birken- und Schrickerberg dominiert.“[7] Durch das von Kaiser Joseph II. erlassene Josephinische Strafgesetz von 1787 wurde die Hexenverfolgung endgültig eingestellt. Hexen- und Zaubereiprozesse sind in Gaunersdorf bis dahin aktenkundig.[14]

Gaunersdorf und Umgebung (links oben) in der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme (1872/73)

Abgesehen vom Kuruzen- und Brandjahr 1704 verlief das 18. Jahrhundert für den Ort friedlich. Erst durch die Koalitionskriege gegen Napoléon Bonaparte wurde der Ort wieder in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen. So wurden im April 1797 25 Gewehre an die k.k.-Armee abgegeben; die Hälfte der Ortsbevölkerung wurde zu Schanzarbeiten nach Wien beordert. 1800 brachte die Bevölkerung 150 Gulden als Kriegsbeitrag auf und mehrere Gaunersdorfer meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst. Im gleichen Jahr quartierte sich die k.k.-Armee ein und beraubte die Bürger ihres gesamten Brennholzvorrates. 500 französische Kriegsgefangene wurden vorübergehend einquartiert. Am 5. November 1805 wurden französische Soldaten in Gaunersdorf einquartiert, dem Ort wurden Zwangslieferungen an die Armee Napoléons auferlegt.[15] Durch Unachtsamkeit der Soldaten brannten in Aigen-Gaunersdorf 11 Häuser ab, wobei sich die Franzosen „eifrig an den Löscharbeiten“ beteiligten.

Ganz anders sah die Situation 1809 aus: Nach der Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809 marschierten Teile der Grande Armée auf Gaunersdorf zu und drangsalierten die Ortschaft. Der Ortschronik zufolge wurden die Häuser geplündert, die Menschen misshandelt, auch der Pfarrer namens Paul Schmid, ein Greis von 70 Jahren. Der Ort wurde größtenteils verwüstet, selbst der Tabernakel in der Kirche, der Pfarrhof und die Schule blieben nicht verschont. Mehrere Häuser wurden eingeäschert.[16]

Weil seine Schwester ihn „in den April geschickt“ hatte, legte am 1. April 1822 der elfjährige Knabe Paul G. in seinem eigenen Elternhaus am heutigen Kirchfeldplatz ein Feuer, das sich infolge eines heftigen Sturms auf die gesamte Ortschaft ausbreitete. Markt-, Aigen- und Wieden-Gaunersdorf wurden binnen drei Stunden ein Raub der Flammen, nur wenige Häuser, die Kirche und der Pfarrhof blieben verschont. Der Sturm soll so heftig gewesen sein, dass der Brand sogar die Nachbargemeinden Bad Pirawarth und Kollnbrunn durch Funkenflug bedrohte.[16] Nach den Brandkatastrophen von 1645 und 1704 war dies nun bereits das dritte Mal, dass der Ort nahezu komplett abbrannte. Dem elfjährigen Pyromanen wurde erst im Jahre 1829 im Landgericht Niederkreuzstetten der Prozess gemacht. Er wurde zu fünf Jahren schwerer Kerkerhaft verurteilt und in das Strafhaus Wien Leopoldstadt überstellt, wo er 1830 an Typhus starb.[17]

Zu Beginn der Revolution von 1848 wurde, wie in vielen anderen Orten auch, eine Nationalgarde gegründet, die nach den Chronisten „viel Zeit zum Exerzitium nutzlos verschwendet“ hätte. Auf seinem Zug von Prag nach Wien besetzte Fürst Alfred I. zu Windisch-Graetz auch Gaunersdorf, wobei sich die Bevölkerung beeilte, ihm die kaisertreue Gesinnung des Ortes zu versichern, woraufhin Windisch-Graetz keine weiteren Maßnahmen gegen die Ortschaften befahl und sein Augenmerk auf die revolutionäre Hauptstadt richtete.

Alfred Fürst zu Windisch-Graetz ließ Gaunersdorf 1848 militärisch besetzen. Kolorierte Lithographie von Joseph Kriehuber, 1852

Während des preußisch-österrreichischen Kriegs wurden dem Ort wiederum Einquartierungen und Zwangslieferungen auferlegt. Nach der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 zogen große Teile der geschlagenen österreichischen Armee durch den Ort. Die Ortsbevölkerung war 1866 durch die Requirierungen der preußischen Armee von Vieh, Korn und Wein und eine Missernte im gleichen Jahr betroffen.

Vereinigung der Ortsteile zur Marktgemeinde Gaunersdorf

In der vergleichsweise langen Friedensperiode zwischen dem preußisch-österreichischen Krieg 1866 und dem Ersten Weltkrieg 1914–1918 prosperierte die Ortschaft weiter. So beschloss auf Antrag des Bürgermeisters Ignaz Withalm von der Christlichsozialen Partei (CSP) der Gemeinderat die Vereinigung von Markt-, Aigen- und Wieden-Gaunersdorf mit einer äußerst knappen Mehrheit von nur einer Stimme. Dadurch entstand am 1. Jänner 1901 die Marktgemeinde Gaunersdorf, die 1917 in Marktgemeinde Gaweinstal umbenannt wurde.[18]

Die Ortsteile sind heute wie folgt zu lokalisieren:

  • Markt-Gaunersdorf war die ursprüngliche Siedlung an der heutigen Brünnerstraße. Sie erstreckte sich in etwa vom Weidenbach (dem heutigen Goldbach oder Pellendorfer Bach) nach Norden in Richtung Schrick. Ausnahme ist die Bischof-Schneider-Straße, welche die Grenze zwischen den Ortsteilen Markt und Wieden bildete. Die Mühle des Ortsteils Markt war die Marktmühle, deren Bausubstanz völlig erhalten ist und sich in Privatbesitz befindet. Das Wirtshaus des Ortsteils Markt war das Gasthaus zum Schwarzen Adler, welches heute unter gleichem Namen betrieben wird.
  • Wieden-Gaunersdorf lag als befestigter Ortsteil rund um die Kirche. Die südliche Grenze lag beim Weidenbach (heute Goldbach), die nördliche Grenze bildete die Bischof-Schneider-Straße. Im Osten reichte Wieden bis zur heutigen Pfarrgasse bzw. bis an die Brünnerstraße, im Westen bis zur Kirchenmühle, welche heute von der Familie Withalm betrieben wird. Der Ortsteil hatte kein eigenes Wirtshaus.
  • Aigen-Gaunersdorf erstreckte sich von der nördlichen Grenze des Weidenbachs (heute Goldbach) in Richtung Süden (Kollnbrunn). Das Korn der Aigner Bürger wurde in der so genannten Schenkermühle gemahlen, die heute nicht mehr in Betrieb ist. Das Wirtshaus des Ortsteiles war jenes zur Hl. Dreifaltigkeit, welches heute von der Familie Wimmer betrieben wird.

20. und 21. Jahrhundert

Gaweinstaler Bahnhof.

1902 erfolgte der erste Spatenstich für die 1903 eröffnete Lokalbahn nach Gänserndorf.[19][20] Ignaz Withalm saß bis zu seinem Tot im Aufsichtsrat der Lokalbahn.[21] 1906 wurde die Landesbahn eröffnet und Gaunersdorf war nun per Bahn vom Bahnknoten Mistelbach erreichbar.[22] Auf der Strecke fuhr ein normalspuriger Dampftriebwagen NÖLB 20–21. Der Bahnbetieb wurde 2004 eingestellt. Die Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu betrieben ab 1905 in Gaunersdorf das Landeskinderheim. [2] In: Der Reichsruf vom 15. Dezember 2005 S. 5.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>.

In der Wiener Straße 38 wurde 1925 ein Kino eröffnet.[23]

Austrofaschismus

Das Gaweinstaler Kriegerdenkmal für die 54 Gefallenen des Ersten Weltkrieges (umgestaltet 1961 und auf den Platz vor der Pfarrkirche versetzt). Soldatenfigur von Sepp Haberl[24]

Das Gaweinstaler Kriegerdenkmal für die 54 Gefallenen des Ersten Weltkriegs[25] wurde 1934 errichtet.

Im Nationalsozialismus

In den ersten Monaten nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde die Nachbargemeinde Mistelbach „judenfrei“ erklärt, die Mitglieder der jüdischen Gemeinde vertrieben.[26] Bis 1938 lassen sich auch Juden in Gaweinstal über Beiträge an die jüdische Gemeinde nachweisen.[27] Die letzte Bestattung auf dem jüdischen Friedhof in Mistelbach (Gaweinstal hatte keinen) fand 1938 statt; ein Landmaschinenhändler aus einem Nachbarort hatte mit Frau und Kindern Suizid begangen.[28]

Die NSDAP war im Dorf präsent. Gaweinstal hatte eine eigene Ortsgruppe.[29] Vertreter der Ortsgruppe oder Kreisgruppe erschienen bei privaten Feiern wie goldenen Hochzeiten oder Arbeitsjubiläen und gratulierten.[30][31] 1941 hielt der niederösterreichische Gauleiter Hugo Jury im Kinosaal eine Rede vor mehreren hundert Teilnehmern einer Versammlung von Ortsgruppen. Er lobte die Erfolge an der Ostfront und bezeichnete Kapitalismus und Bolschewismus als Ausdruck der selben Idee mit dem Ziel der Ausrottung des nordisch germanischen Geistes und Vernichtung des deutschen Volkes.[32][33] Die NS-Frauenschaft des Gaues traf sich mit rund 300 Mitgliedern 1943 in Gaweinstal.[34] 1944 beteiligten sich auch Dorfbewohner beim SA-Wehrschießen.[35] Der NS-Alltag fand seinen Ausdruck auch in der Umbenennung von Straßen, die Gemeinde besaß nun einen Adolf-Hitler-Platz.[36] Auch für des Winterhilfswerk des Deutschen Volkes wurde gesammelt, wobei der Ort einen guten Platz im Ranking um das Pro-Kopf-Spendenaufkommen erreichte.[37]

Mit den Endkämpfen um Wien endete das NS-Regime auch in Gaweinstal. Die Rote Armee überschritt ab dem 6. April 1945 die March und vertrieb in den folgenden Tagen die überlebenden Restbestände der Waffen-SS und der Wehrmacht oder nahm sie gefangen.[38]

Nach dem Ende des NS-Regimes

Im Juni 1945 kam es zunächst in der Region „aus Not und Verzweiflung“ zu Eigentumsübergriffen durch aus der Tschechoslowakei vertriebene Angehörige der dortigen deutschsprachigen Minderheit wie auch durch in der Region festgesetzte, nun befreite Zwangsarbeiter.[39]

Die Nachkriegszeit war in Gaweinstal durch Wirtschaftsaufschwung und vor allem durch eine rege Bautätigkeit geprägt, der aus heutiger Sicht sowohl landschaftlich reizvolle Gebiete (wie die so genannte „Ganslwiesn“) als auch kunsthistorisch-architektonisch wertvolle Gebäude, wie etwa aus der Barockzeit, zum Opfer fielen. An Stelle eines solchen Gebäudes wurde zwischen 1958 und 1960 das Gemeindeamt erbaut, welches 2008 in das neu renovierte Gebäude der ehemaligen Volksschule übersiedelte. Ebenfalls 1960 wurde der ortsbildprägende Getreidesilo der Landwirtschaftlichen Lagerhausgesellschaft für Gaweinstal gebaut. 1966 wurde die Brünner Straße begradigt und ausgebaut. 1969 wurde ein neues Hauptschulgebäude errichtet.

Die Großgemeinde Gaweinstal entstand mit den Katastralgemeinden Atzelsdorf, Gaweinstal, Höbersbrunn, Martinsdorf, Pellendorf und Schrick im Jahr 1972.

Ab dem Jahr 1996 wurde stark in den geförderten Wohnbau investiert. Die bereits 1882 gegründete Freiwillige Feuerwehr Gaweinstal bezog 1997 ihr neues Feuerwehrhaus. Am 2. April 2006 eröffnete Landeshauptmann Erwin Pröll das neue Volksschulgebäude. Bei diesem Anlass wurde auch die Wappenverleihungsurkunde übergeben. Die Verleihung des Marktwappens erfolgte in Anerkennung der historischen Bedeutung des Marktes und Würdigung der ständigen Verbesserung der kommunalen Einrichtungen in den letzten Jahrzehnten.

Eine Stärkung vor allem der ökonomischen Anbindung bewirkte der Neubau der Nordautobahn A5 (Eröffnung 2010), die die Brünner Straße als Transitstrecke ablöste.

Geschichte der Pfarre Gaweinstal

Das exakte Gründungsdatum der Pfarre ist unbekannt. Ursprünglich gehörte der Ort nach seiner Gründung um das Jahr 1050 zum Sprengel der Mutterpfarre Großrußbach, es dürfte zu Beginn nur eine Art Seelsorgestation gegeben haben, der eine Eigenkirche der Grundherrschaft folgte. Diese Eigenkirche wurde aus dem Sprengel herausgelöst und verselbstständigt. Die erste bekannte Nennung einer eigenständigen landesfürstlichen Pfarre findet sich ihm Lonsdorfer Pfarrverzeichnis aus dem Jahre 1254 („Gawnesdorf“). Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte am 6. Juni 1280, als König Rudolf I. von Habsburg dem Wiener Schottenkloster die Patronatsrechte der landesfürstlichen Pfarre Gaunenstorf übergab.

Pfarrkirche zum Hl. Georg

Die Pfarrkirche zum Hl. Georg von Südwesten aus gesehen.

Obwohl keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden sind, kann davon ausgegangen werden, dass seit dem Bestehen der Pfarre, jedenfalls vor Beginn des 13. Jahrhunderts, auch ein Kirchengebäude vorhanden war. Die erste gesicherte Erwähnung eines solchen stammt aus dem Jahr 1444, in dem ein gewisser Wolfgang Wackermann aus Korneuburg der Pfarre Gaunestorf einen namhaften Geldbetrag vermachte um ein neues Hochaltarbild zu beschaffen. Weiters existiert ein Ablassbrief des päpstlichen Legaten Bischof Laurenz von Ferrara für die Gaunersdorfer Pfarrkirche, datiert 1469. 1544 fand eine Visite der Pfarre durch den Abt des Schottenstiftes, Wolfgang Traunsteiner statt, der sich eifrig um die Wiederherstellung des katholischen Glaubens bemühte. Bei seiner Visitation fand er die Kirche bereits stark baufällig vor. Zur gleichen Zeit befand sich auf dem Standort der heutigen Pfarrkirche ein Schüttkasten, der mit einer bewehrten Mauer umgeben war, so dass er als Zufluchtsstätte verteidigt werden konnte. Der Aufgang zu diesem befestigten Platz war mit einem Turm versehen und von einem Wallgraben umgeben. Der Schüttkasten wurde um das Jahr 1550 zu einer Kirche umgebaut. Die alte Kirche verfiel immer mehr, bis sie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ganz abgerissen oder 1645 durch die schwedische Armee völlig zerstört wurde.

Die neue Pfarrkirche wurde 1645 ebenfalls zerstört, um 1650 aber wiederhergestellt. Der Bauzustand verschlechterte sich in den darauf folgenden Jahrzehnten so sehr, dass 1688 Einsturzgefahr bestand. Das Gebäude wurde 1692 bis auf den Chor abgetragen und neu gebaut. 1702 wurde das heutige Presbyterium und der Kirchturm angebaut, wobei die alten Wehrmauern abgebrochen wurden. Das Material verwendete man für den Zubau und den Turm, mit dem Rest wurde der Wallgraben zugeschüttet. Am 22. August 1704 brannte die Kirche wiederum bis auf die Grundmauern nieder und wurde anschließend in ihrer heutigen Form neu aufgebaut. Es handelt sich um eine hochbarocke Saalkirche mit einem vierjochigen Langhaus, überspannt von einem Tonnengewölbe mit Stichkappen, an das sich ein zweijochiges Presbyterium mit geradem Chorschluss anschließt.

Das älteste Artefakt ist ein 1596 entstandenes Taufbecken aus Sandstein, welches der Spätrenaissance zuzuordnen ist, der barocke Beckenaufsatz wird mit 1720 datiert. Der Hochaltar, eine Säulenretabel aus dem Jahr 1717 zeigt eine Maria Immaculata, der Aufsatz den Hl. Georg beim Töten des Drachen. Weiters ist die Kirche mit vier Seitenaltären und einer Kanzel (1782) ausgestattet.[40]

Außenplastiken

Das sogenannte „Weiße Kreuz“ am Kirchenplatz

Außerhalb der Kirche befinden sich eine Reihe von Statuen und Denkmälern, das eindrucksvollste darunter ist das so genannte „Weiße Kreuz“, eine 1718 errichtete barocke Kreuzigungsgruppe, welche mit einer Steinbalustrade umgeben ist.[41]

Pfarrhof

Einblick in den Pfarrhof zum Südtrakt hin.

Neben der Pfarrkirche befindet sich der hochbarocke Pfarrhof, der ursprünglich aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammt und somit unmittelbar nach der Zerstörung der Ortschaft durch die Schweden 1645 errichtet worden sein dürfte. In den Jahren von 1731 bis 1744 wurde der Gebäudekomplex umgebaut. Heute präsentiert er sich als zweigeschoßiger Vierflügelbau um einen rechteckigen Hof herum. Das südliche Hauptgebäude enthält beeindruckende Räume mit reichen Stuckdecken. Der Festsaal ist mit einer Vertäfelung mit Ölgemälden geschmückt, welche die vier im Barock bekannten Erdteile (Amerika, Europa, Afrika und Asien) und die vier Kardinaltugenden Gerechtigkeit (iustitia), Mäßigung (temperantia), Tapferkeit und Hochsinn (fortitudo, magnitudo animi bzw. virtus) und Weisheit oder Klugheit (sapientia bzw. prudentia) darstellen. Der Südflügel ist dreigeschoßig und grenzt in Richtung Withalmstraße an einen ehemaligen Wehrgraben, der mit einer Basteimauer gestützt wurde.[42] Der Pfarrhof wurde in den Jahren von 2008 bis 2018 generalsaniert, Ziel war es, einen „Pfarrhof für Alle“ zu schaffen. 2013 konnte der erste Bauabschnitt fertiggestellt werden, dessen feierliche Eröffnung am 23. April durch Weihbischof Stephan Turnovszky erfolgte.[43] Am 23. September 2018 erfolgte schließlich die feierliche Eröffnung des zweiten Bauabschnittes durch den Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa.[44]

Bevölkerungsentwicklung

Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 3485 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 3024, 1981 2781 und im Jahr 1971 2736 Einwohner. Weitere Einwohnerzahlen aus der Geschichte: 1951 1117, 1900 1380, 1869 1245 Einwohner (jeweils Aigen-, Wieden- und Markt-Gaunersdorf zusammengenommen). Im Jahr 1849 hatten jeweils Markt-Gaunersdorf 676, Aigen-Gaunersdorf 323 und Wieden-Gaunersdorf 168 Einwohner.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In Gaweinstal befinden sich die Pfarrkirche zum Hl. Georg, der daneben stehende Pfarrhof und die Kreuzigungsgruppe „Weißes Kreuz“ aus dem Hochbarock. Es gibt vor Ort wie in den zugehörigen Teilgemeinden eine größere Zahl von Kapellen, Marterln, Hl. Nepomuk-Statuen und Säulen.

Schloss Pellendorf

Besonders erwähnenswert ist das Pellendorfer Schloss, eine dreiflügelige Anlage aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 111, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 137. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1605. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 47,25 Prozent.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger der Marktgemeinde ist der Maler Franz Kaindl (* 1932).[49]

Sonstiges

In der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss (Libretto von Hugo von Hofmannsthal) wird die Herrschaft Gaunersdorf erwähnt, indem der Baron zum Notar halblaut sagt: „Als Morgengabe – ganz separatim jedoch – und vor der Mitgift – bin ich verstanden, Herr Notar? – kehrt Schloss und Herrschaft Gaunersdorf an mich zurück! Von Lasten frei und ungemindert an Privilegien, so wie mein Vater selig sie besessen hat.“[50]

Literatur

  • Elfriede Popp: Historische Entwicklung der Marktgemeinde Gaweinstal. In: Heimat im Weinland. Heimatkundliches Beiblatt zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach, Jahrgang 2009/2, Mistelbach 2009.
  • Christian Jostmann: Die Brünner Straße – eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Brünn in Bildern. Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach 2009, ISBN 978-3-9502688-6-7.
  • Hans Spreitzer, Gaweinstal. Aus der Vergangenheit des ersten Weinviertler Kreisvorortes. Mistelbach, 1967.
  • Christa Farka, Martin Krenn, Gottfried Artner: TrassenArchäologie. Neue Straßen im Weinviertel. Archäologische Forschungen auf den Trassen von A5 und S. Berger, Horn 2006, ISBN 3-85028-441-7.
  • Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Eva Maria Vancsa-Tironiek, Wolfgang Vogg: Niederösterreich nördlich der Donau (= Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs). Anton Schroll & Co, Wien u. a. 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 247–250.
  • Bezirkshauptmannschaft Mistelbach (Hrsg.): Heimatbuch des Verwaltungsbezirkes Mistelbach. Band 2. Bezirkshauptmannschaft Mistelbach, Mistelbach 1959.[51]
  • Franz Jordan: April 1945: die Kämpfe im nordöstlichen Niederösterreich. Österreichischer Milizverlag, Band 19. Österreichischer Milizverlag, Salzburg 2003, ISBN 3-901185-20-8.
  • Hans Egger, Franz Jordan: Brände an der Donau. Das Finale des Zweiten Weltkriegs in Wien, Niederösterreich und Nordburgenland. Reihe Hochschulschriften. Stocker, Graz 2004, ISBN 3-7020-1053-X.
Commons: Gaweinstal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unser Gaweinstal. Amtliche Nachrichten der Marktgemeinde Gaweinstal, Ausgabe März-Juni 2018, S. 14, auf gaweinstal.at, abgerufen am 24. März 2018
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  3. Christian Jostmann, Die Brünner Straße. Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Brünn in Bildern (Schleinbach 2009), 46 f.
  4. a b Bundesdenkmalamt (Hg.), Trassenarchäologie. Neue Straßen im Weinviertel (Wien 2006)20-23, 26-31.
  5. Elfriede Popp, Gaweinstal in historischen Ansichten (Budapest 2000), 351.
  6. Franz Strobl: Heimat Kreuzstetten. Geschichte & Geschichten, Krems 1991.
  7. a b c d e f g h Aus der Chronik des Martin Merkh, Maler, Gemeindeschreiber und Armenvater in Gaunersdorf (ungedruckte Chronik 1360–1835). online
  8. Die Judenverfolgung zu Gaunersdorf. In: Freies Blatt vom 26.8.1894, S. 10f.
  9. Wiedemann: "Die Judenverfolgung zu Gaunersdorf (1573)". In: Die Jüdische Presse 1876 Nr. 25 nach: Ludwig Geige (Hrsg)r: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, „aus der Wiener Presse“ Reprint, 1975 S. 149 Band 2 sniplet Ausgabe 25, 1876 fehlt bei Digitalisat der Uni Frankfurt [1]
  10. Walter F. Kalina: Ferdinand III. und die bildende Kunst. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts. (Dissertation Universität Wien 2003), S. 16.
  11. Webpräsenz von erdstall.heim.at (Memento des Originals vom 13. Februar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/erdstall.heim.at
  12. Renate Zedinger: Marsch der Juden 1670 aus Wien und anderen Orten
  13. Gedenkbuch des Marktes Gaunersdorf 1868, Eintrag für den 14. Februar 1670.
  14. Wilhelm J. Wagner, Der große Bildatlas zur Geschichte Österreichs (Wien 1995), 126 f.
  15. Peter Kolecko / Peter Dachgruber, 1809–2009. 200 Jahre Marchfeldschlachten Aspern und Wagram, 750 Jahre Deutsch-Wagram (2009), 63 f.
  16. a b Aus der Chronik des Eduard Lehrl, Maurermeister (Fortsetzung der Chronik des Martin Merkh, ungedruckte Chronik 1835–1884)
  17. Der 1. April 1822 bei www.chronik-gaweinstal.net (Memento des Originals vom 6. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/chronik-gaweinstal.net
  18. Elfriede Popp, Historische Entwicklung der Marktgemeinde Gaweinstal. In: Heimat im Weinland. Heimatkundliches Beiblatt zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach, Jahrgang 2009/2 (Mistelbach 2009), 1.
  19. Erster Spatenstich zur Lokalbahn Gänserndorf - Gaunersdorf. Reichspost vom 23. April 1902.
  20. Gaunersdorf (Lokalbahn). Österreichische Land-Zeitung vom 12. September 1903.
  21. Firmenprotokollierungen. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 12. Oktober 1911
  22. Thomas Kruspel Blog zur Geschichte Mistelbachs
  23. Thomas Kruspel Blog zur Geschichte Mistelbachs
  24. https://www.noe-3d.at/gaweinstal_kriegerdenkmal.php
  25. Hans Spreitzer, Gaweinstal. Aus der Vergangenheit des ersten Weinviertler Kreisvorortes (Mistelbach 1967), 2 f.
  26. Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum.
  27. Jüdisches Laa an der Thaya, Namensliste Jüdische Weinviertler
  28. Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum.
  29. Aufbau und Adressen der NSDAP Niederdonau (1942) auf www.findbuch.at
  30. Goldenen Hochzeit In: Der Landbote vom 16. Dezember 1944 S. 6
  31. 50 Jahre Tätigkeit In: Znaimer Tagblatt vom 19. Juni 1944S. 3
  32. Aus unserer Arbeit soll die große Zukunft des deutschen Volkes entstehen. In: Znaimer Tagblatt vom 28. Oktober 1941 S. 5
  33. Gauleiter Dr, Jury im Kreis Mistelbach. In: Illustrierte Kronen Zeitung vom 28. Oktober 1941 S. 4
  34. Aus der Heimat. In: Der Landbote 8. Mai 1943 S. 5
  35. SA Wehrschiessen 1944. In: Znaimer Tagblatt vom 7. April 1944, S. 3
  36. Kleinanzeige. In: Völkischer Beobachter vom 8. Mai 1944, S. 5.
  37. Das Rekordergebnis von Schrattenberg: Kopfquote 43 Reichsmark. In: Illustrierte Kronen Zeitung vom 13. Februar 1944, S. 4.
  38. Hans Egger / Franz Jordan, Brände an der Donau. Das Finale des Zweiten Weltkriegs in Wien, Niederösterreich und Nordburgenland (Graz 2004), 264–279, 332f., 415.
  39. Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. herausgegeben von Eva-Marie Csáky, Franz Matscher, Gerald Stourzh. Böhlau Verlag Wien, 1992 S. 290. Auszug
  40. Walter F. Kalina: Pfarrkirche zum Hl. Georg in Gaweinstal. Eigenverlag der Pfarre Gaweinstal, 2011, S. 10–15.
  41. Walter F. Kalina: Pfarrkirche zum Hl. Georg in Gaweinstal. Eigenverlag der Pfarre Gaweinstal, 2011, S. 17.
  42. Karl Mattes, Heimatbuch des Verwaltungsbezirkes Mistelbach (Wien 1959), 63.
  43. Ein Juwel glänzt wieder. Renovierung / Der erste Teil der Sanierung des barocken Pfarrhofes ist abgeschlossen. Helfer leisteten 10.602 freiwillige Arbeitsstunden. Am Sonntag wurde gebührend gefeiert, in: Niederösterreichische Nachrichten, online-Ausgabe, auf noen.at, abgerufen am 25. April 2013.
  44. Der Pfarrhof Gaweinstal das Barockjuwel im Weinviertel, auf meinbezirk.at, abgerufen am 31. Jänner 2019
  45. Dominik Finkes in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
  46. Caroline Valentin: Gunz, Gustav Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 636–642.
  47. Leo Schreiner: Jakob Schreiner 1854–1942. Abgerufen am 22. Januar 2019.
  48. Hermann Withalm in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
  49. Unser Gaweinstal. Amtliche Nachrichten der Marktgemeinde Gaweinstal. Ausgabe Dezember 2017 bis Februar 2018, S. 1, 4f. online
  50. Weblink zum Online-Opernführer mit dem Libretto des Rosenkavaliers
  51. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.