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Franz-Josef Sehr (* 27. Oktober 1951 in Obertiefenbach, Hessen) ist ein deutscher Feuerwehrmann und Feuerwehrfunktionär. Sehr ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.^[1][2]

Sehr wurde als Sohn des Landwirts und Forstwirtschaftsmeisters Franz Sehr und dessen Ehefrau Rosa geboren, besuchte bis 1966 die Volksschule in Obertiefenbach und danach die zweijährige kaufmännische Berufsfachschule in der Stadt Limburg an der Lahn mit dem Abschluss der Mittleren Reife. Die anschließende Berufsausbildung als Industriekaufmann in Limburg schloss er im Jahr 1970 ab. Nachdem er seinen 18-monatigen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr in Diez abgeleistet hatte, bildete er sich zum Bilanzbuchhalter weiter und legte die Ausbildereignungsprüfung ab. In seinem beruflichen Werdegang bei den Industrieunternehmen Philips Deutschland und Black & Decker in Idstein, dem Großhandelsunternehmen Lekkerland in Bobenheim-Roxheim, Köln-Marsdorf, Elz und Frechen sowie beim Bistum Limburg war Sehr in den letzten 25 Jahren seiner beruflichen Tätigkeit als Abteilungsleiter in den Bereichen Controlling, Treasury und Rechnungswesen verantwortlich. Bei der Umstellung des Rechnungswesens des Bischöflichen Ordinariates von der kameralistischen auf die doppelte Buchführung (Doppik) zum Jahresbeginn 2003 war Sehr verantwortlicher Projektleiter.

Franz-Josef Sehr ist seit 1973 verheiratet. Aus dieser Ehe mit der Notfallseelsorgerin Hedi Sehr gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Er gehört der römisch-katholischen Konfession an.

Im Mai 1968, im Alter von 16 Jahren, schloss sich Sehr der im Jahr 1880 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr (FF) seines Heimatortes Obertiefenbach an, der er bis zur Altersgrenze im Jahr 2016 als Einsatzkraft und als Atemschutzgeräteträger angehörte. In dieser Feuerwehr ist Sehr seit 1969 ununterbrochen im Vorstand und Feuerwehrausschuss in verschiedenen Funktionen weiterhin tätig.^[3] Als 22-Jähriger wurde er zum Wehrführer (WeFü) und Vorsitzenden gewählt. Diese beiden Aufgaben übte Sehr 16 Jahre lang aus. Von Januar 2014 bis Mai 2022 führte er als Vorsitzender wieder den Feuerwehrverein, der jährlich ein großes Weinfest veranstaltet, an.^[4] In seiner Verantwortung wurde 1982 die Brandschutzerziehung und -aufklärung eingeführt, ebenso werden seither Frauen in der Einsatzabteilung und Mädchen in der 1972 von ihm mitgegründeten Jugendfeuerwehr am Feuerwehrdienst beteiligt und gefördert. Bei Großeinsätzen, insbesondere verursacht durch Verkehrsunfälle auf der Bundesstraße 49, wurden zahlreiche Verletzte gerettet und Tote geborgen.^[5] Brände auf der Kreisabfalldeponie, dem dortigen Deponiegas-Kraftwerk,^[6] sowie Unwetter- und Windbrucheinsätze bildeten die Schwerpunkte als Einsatzleiter^[7] in dieser Zeit.

Mit der Obertiefenbacher Feuerwehr nahm Sehr an mehr als 50 hessischen Feuerwehrleistungsübungen teil^[8] und war mit ihr vielmals Sieger auf Kreisebene und zweimal auf Bezirksebene im Regierungsbezirk Gießen.^[9][10] Die im Jahr 1986 von ihm initiierte Teilnahme von vier Löschgruppen einer einzigen örtlichen Feuerwehr an einer Feuerwehrleistungsübung auf Kreisebene ist hessenweit noch immer nicht erreicht worden.^[11] An der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) in Kassel und in Marburg-Cappel sowie an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler absolvierte er zahllose Lehrgänge. Mehrere große Feuerwehrjubiläumsfeste wurden von Sehr organisiert oder mitorganisiert.^[12] Nach dem Erreichen seines 70. Lebensjahres kandidierte Sehr nicht mehr für eine Führungsposition und schied nach 52 Jahren aus dem Vorstand aus. Im Mai 2022 wurden seine herausragenden Leistungen von der Mitgliederversammlung durch die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden gewürdigt.^[13]

Von 1987 bis 2001 war er als ehrenamtlicher Gemeindebrandinspektor bzw. Ortsbrandmeister der Gemeinde Beselich (GBI) oder als dessen Stellvertreter sowie fünf Jahre als Gemeindejugendfeuerwehrwart (GJFW) für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe auf Gemeindeebene verantwortlich. Er war 26 Jahre Schriftführer des Wehrführerausschusses und der gemeinsamen Jahreshauptversammlungen der Beselicher Feuerwehren.^[14] Wegen seines Engagements ernannte ihn die Gemeinde Beselich im Jahr 2005 zum Ehrenwehrführer.^[15][16]

Im November 1995 ernannte Landrat Manfred Fluck für den Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg den Hauptbrandmeister zum ehrenamtlichen stellvertretenden Kreisbrandinspektor (KBI).^[17] Mit dieser Aufgabe, die er bis zum 60. Lebensjahr auch im Rahmen der Brandschutzaufsicht ausübte, waren die Einführung neuer Lehrgangsarten in der Kreisausbildung, Lehrgangsabnahmen (auch im Hochtaunuskreis), Leitungsfunktionen im Stab des Katastrophenschutzes (KatS), sowie in der besonderen und technischen Einsatzleitung auf Landkreisebene verbunden. Bereits seit 1984 ist Sehr als Schiedsrichter für Feuerwehrleistungsübungen auf Kreis-, Regierungsbezirks- und Landesebene und seit 1996 als Kreisausbilder der Feuerwehren im Landkreis tätig, zu der auch die Digitalfunk-Migrationsschulung 2012 und 2013 gehörte. Die Schirmherrschaft bei mehreren Großveranstaltungen wurde ihm angetragen; er schrieb hunderte von Grußworten bei festlichen Anlässen von Feuerwehren.^[18]

Dem Vorstand des 1975 gegründeten Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg (KFV) gehörte Sehr von 1993 bis 2011 an, davon neun Jahre als ehrenamtlicher Verbandsvorsitzender. Er führte in diesem Verband, dem mehr als 100 Feuerwehren angehören, eine Neustrukturierung in Form der Einführung von Fachbereichen und einer signifikanten personellen Verstärkung durch. Schwerpunkte in seiner Amtszeit waren die Förderung der Jugendfeuerwehren (hierbei zeitweise Übernahme der Funktion Kreisjugendfeuerwehrwart (KJFW) in Personalunion) einschließlich Vorstand des Kreisjugendrings, Initiativen zur Gründung von Kinderfeuerwehren, der Aufbau und die Optimierung einer Website, eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und der Feuerwehrsport. So wurde der Kreisfeuerwehrverband im Jahr 2010 als erster zur „Feuerwehr des Monats“ durch das Hessische Innenministerium ausgewählt.^[19] Nach dem Erreichen der satzungsgemäßen Altersgrenze im Jahr 2011 wurden Sehrs herausragenden Leistungen vom Kreisfeuerwehrverband durch die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden gewürdigt.^[20] Seit September 2011 ist er im Verbandsausschuss^[21] und danach als Sprecher der Ehren- und Altersabteilung,^[22] sowie seit Herbst 2014 als Mitglied des Arbeitskreises Dialogtraining tätig.^[23] Sehr ist Mitgründer, -stifter und stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der im September 2020 gegründeten Ernst-Joeres-Feuerwehr-Stiftung Limburg-Weilburg.^[24]

Im geschäftsführenden Vorstand des 1872 gegründeten Nassauischen Feuerwehrverbandes (NFV) Wiesbaden, einem der drei hessischen Bezirksfeuerwehrverbände (BFV), wirkte Sehr von 2001 bis 2017 als Pressesprecher und Schriftführer verantwortlich mit. Hier machte er sich insbesondere bei der Einführung Verbandswebsite, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit (auch für die Mitgliedsverbände) und Organisation von Veranstaltungen verdient, so dass er beim satzungsgemäßen Ausscheiden zum Ehrenmitglied ernannt wurde^[25] und seit Mai 2019 Sprecher der Ehren- und Altersabteilung ist.^[26] Auch war er 16 Jahre Mitglied des Stiftungsvorstandes der Tropp-Stiftung im Nassauischen Feuerwehrverband.^[27]

In Fachausschüssen des Landesfeuerwehrverbandes Hessen (LFV Hessen) ist Sehr seit 1989 vertreten. Die Öffentlichkeitsarbeit war hierbei über 20 Jahre sein Schwerpunkt; inzwischen wirkt er seit 2011 im Bereich Brandschutz- und Feuerwehrgeschichte. Als Kreisverbandvorsitzender war er von 2002 bis 2011 Mitglied des Landesfeuerwehrausschusses.^[28]

Sehr war als Wehrführer der FF Beselich-Obertiefenbach der Initiator der dreimaligen Mitwirkung seiner Feuerwehr an einer Feuerwehr-Olympiade des Feuerwehr-Weltverbandes CTIF. Er war stets zugleich Wettkämpfer, Trainer und Mannschaftsleiter der Feuerwehr-Sportwettkampfmannschaft. Durch diese alle vier Jahre stattfindenden Großveranstaltungen ergaben sich intensive Begegnungen mit Feuerwehrleuten auf internationaler Ebene (z. B. Österreich, Polen, ehem. DDR), die noch immer von Sehr und seiner Feuerwehr gepflegt werden.^[29] Vom 15. bis 21. Juli 1985 in Vöcklabruck/Österreich nahm die FF Beselich-Obertiefenbach als erste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands an den Feuerwehr-Sportwettkämpfen des Weltfeuerwehrverbandes CTIF teil und belegte Platz 4.^[30][31][32] Während dieses feuerwehrsportlichen Vergleichs kam es bereits fünf Jahre vor der deutschen Wiedervereinigung zu Kontakten zwischen der FF Obertiefenbach und der DDR-Auswahlmannschaft der Berufsfeuerwehren, die in der Presse besondere Beachtung fanden.^[33][34] Bei den vom 24. bis 30. Juli 1989 in Warschau/Polen durchgeführten Internationalen Meisterschaften belegte die FF Beselich-Obertiefenbach in der Disziplin „Löschangriff“ den 3. Platz und errang die Feuerwehr-Sportwettkampfmedaille des CTIF in Bronze.^[35] Bei den vom 11. bis 17. Juli 1993 in Berlin stattgefundenen Weltmeisterschaften siegte die vom Deutschen Feuerwehrverband (DFV) nominierte FF Beselich-Obertiefenbach in der Disziplin „Löschangriff“ beim Feuerwehrkampfsport in neuer Rekordzeit von 36,93 Sekunden, errang die Feuerwehr-Sportwettkampfmedaille des CTIF in Gold und wurde Weltmeister.^[36] Sehr führte die deutsche Delegation bei internationalen Feuerwehr-Begegnungen im Rahmen der Völkerverständigung insbesondere in den 1980er bis in die 2000er Jahre in Österreich, Frankreich, Polen, Großbritannien, Südtirol, Ungarn, Tschechien und im ehemaligen Jugoslawien an. Dies gilt auch für innerdeutsche Begegnungen im Bezug zu Feuerwehren in der DDR.

Sehr zog bei der hessischen Kommunalwahl im März 2021 als Gemeindevertreter in das Parlament der Gemeinde Beselich ein.^[37] Er gehört zur SPD-Fraktion und wurde im Juni 2021 zum Vorsitzenden des Ausschusses Jugend, Senioren, Soziales, Sport und Kultur gewählt.^[38]

Im gewerkschaftlichen Umfeld engagierte Sehr sich in den 1970er Jahren als Jugendvertreter auf betrieblicher und auf Konzernebene für die Rechte der Jugendlichen und Auszubildenden. Seit ihrer Gründung im Jahr 2007 gehört er dem Beirat der kreisangehörigen Sparkassen-Stiftung an und war Beiratsmitglied einer kirchlichen Bank. Er setzte sich acht Jahre lang als Korrespondent bei Aktionen der Umweltorganisation Greenpeace ein. Außerdem hat Sehr in verschiedenen Publikationen zahlreiche Artikel zu feuerwehr-, kirchen- und heimatgeschichtlichen Ereignissen und Themen verfasst.^[39]

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande^[2] durch Bundespräsident Joachim Gauck am 15. April 2015 ist die außergewöhnliche Anerkennung der hervorragenden Tätigkeit von Sehr. Die feierliche Überreichung der Verleihungsurkunde erfolgte durch Staatssekretär Werner Koch am 16. Juli 2015, an der Landrat Manfred Michel, Erster Kreisbeigeordneter Helmut Jung und MdL Helmut Peuser sowie MdL Tobias Eckert teilnahmen.^[40] Neben weiteren feuerwehrbezogenen und örtlichen Anerkennungen nahm Franz-Josef Sehr folgende Auszeichnungen entgegen:

• Brandschutzehrenzeichen des Landes Hessen am Bande in Silber (1993) und Gold (2008)
• Silbernes Brandschutzehrenzeichen des Landes Hessen als Steckkreuz „Sonderausführung“ (2011)
• Ehrenbrief des Landes Hessen (1995), Ehrenbecher des Landkreises Limburg-Weilburg (2011)
• Eintragung in das Goldene Buch des Landkreises Limburg-Weilburg (2012)
• Hessisches Feuerwehrleistungsabzeichen in Eisen (1972), Bronze (1980), Silber (1981) und Gold (1982)
• Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber (1999) und Gold (2005), Silberne Ehrennadel des Deutschen Feuerwehrverbandes (2015), Ehrenteller mit dem Wappen der Gemeinde Beselich (2001)
• Feuerwehr-Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes Hessen in Silber (2022)
• Ehrenmedaille des Nassauischen Feuerwehrverbandes in Gold (2001)
• Ehrenkreuz des Nassauischen Feuerwehrverbandes in Gold (2017)
• Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg in Gold (2020)
• Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg in Gold (2011)
• Florian-Medaille der Hessischen Jugendfeuerwehr in Silber (2006) und Gold (2011)
• Ehrenzeichen für Hessische Feuerwehrmusiker für besondere Verdienste in Silber (2016)
• Medaille der Tschechischen Bischofskonferenz (2012)
• Medaille des polnischen Feuerwehrverbandes für internationale Zusammenarbeit (1987)
• Goldene Plakette der East Sussex Fire Brigade in Großbritannien (1988)
• Internationale Feuerwehrsportwettkampfmedaille des CTIF in Bronze (1989) und Gold (1993)
• Feuerwehr-Verdienstmedaille des Bezirkes Vöcklabruck/Österreich in Bronze (2008) und Silber (2022)
• Goldene Ehrennadel des DRK Landesverbandes Hessen (2007)
• Deutsches Feuerwehr-Fitness-Abzeichen in Gold (2015)
• Deutsches Rettungsschwimmabzeichen der DLRG in Gold (1984)

Folgende Ehrentitel wurden Franz-Josef Sehr zuerkannt:

• Ehrenwehrführer der FF Obertiefenbach (08/2005 durch die Gemeinde Beselich)
• Ehrenvorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg (06/2011)
• Ehrenvorsitzender der FF Obertiefenbach (05/2022)
• Ehrenmitglied des TuS Obertiefenbach (04/2016)
• Ehrenmitglied des Nassauischen Feuerwehrverbandes (06/2017)
• Ehrengardist der Obertiefenbacher Fastnachtsgarde (11/2017)

• Freiwillige Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach e. V. (Hrsg.): 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach. Beselich 1976, ISBN 3-926262-04-4. 
• Freiwillige Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach e. V. (Hrsg.): 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Obertiefenbach. Beselich 1986, ISBN 3-926262-02-8. 
• Nassauischer Feuerwehrverband (Hrsg.): Chronik des Nassauischen Feuerwehrverbandes, 1872–1997. Wiesbaden 1997, S. 85. 
• Freiwillige Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach e. V. (Hrsg.): 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Obertiefenbach. Beselich 2005, ISBN 3-926262-03-6. 
• Kirchengemeinde St. Ägidius Obertiefenbach (Hrsg.): 125 Jahre Pfarrkirche St. Ägidius Obertiefenbach. Beselich 2013. 

Commons: Franz-Josef Sehr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Franz-Josef Sehr auf YouTube
• Fernseh-Interview von Franz-Josef Sehr zum 80-Jahr-Jubiläum der FF Aigen (Österreich) im Juli 2008
• Veröffentlichungen von Franz-Josef Sehr auf dem Hessischen Bibliotheks-Informations-System (HeBIS)